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Tai Yang erwacht


Tai Yang erwacht

Ein Schauspiel
1. Auflage

von: Friedrich Wolf

7,99 €

Verlag: Edition Digital
Format: EPUB
Veröffentl.: 10.09.2024
ISBN/EAN: 9783689122126
Sprache: deutsch
Anzahl Seiten: 199

Dieses eBook enthält ein Wasserzeichen.

Beschreibungen

Im revolutionären China der 1930er Jahre entfaltet sich in "Tai Yang erwacht" die packende Geschichte einer jungen Arbeiterin, die in den Textilfabriken Schanghais unter erbarmungslosen Bedingungen lebt und arbeitet. Tai Yang, hin- und hergerissen zwischen familiären Verpflichtungen und dem gnadenlosen Alltag, wird zur mutigen Stimme des Widerstands gegen Unterdrückung und soziale Ungerechtigkeit. Während die Armeen des Südens gegen korrupte Generäle und ausländische Mächte kämpfen, erhebt sich Tai Yang gemeinsam mit ihren Kolleginnen und riskiert alles, um für Freiheit und Gerechtigkeit zu kämpfen. Das Stück zeigt eindrucksvoll die Spannungen zwischen Tradition und Moderne, und wird zu einem kraftvollen Aufruf zur Solidarität und zum Widerstand gegen Tyrannei. Wird Tai Yangs mutiger Kampf das Schicksal ihres Volkes verändern, oder droht sie im Sturm der Revolution unterzugehen?
Ein zeitloses Schauspiel über Mut, Widerstand und die Kraft der Gemeinschaft, das heute aktueller ist denn je.
Friedrich Wolf
Friedrich Wolf (* 23. Dezember 1888 in Neuwied; † 5. Oktober 1953 in Lehnitz) war ein deutscher Arzt, Schriftsteller und Dramatiker, der sich besonders durch seine politische und literarische Arbeit einen Namen machte.
Friedrich Wolf wurde als Sohn eines jüdischen Kaufmanns geboren. Er studierte von 1907 bis 1912 Medizin, Philosophie und Kunstgeschichte in verschiedenen deutschen Städten und promovierte 1913 in Medizin. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt und entwickelte sich zum entschiedenen Kriegsgegner. Nach dem Krieg engagierte er sich politisch und wurde Mitglied des Arbeiter- und Soldatenrats in Dresden.
Wolf war ab 1928 Mitglied der KPD und verfasste zahlreiche politisch engagierte Werke. Sein bekanntestes Drama, "Cyankali" (1929), prangerte das Abtreibungsverbot des § 218 an und löste eine breite gesellschaftliche Debatte aus. Neben seiner literarischen Tätigkeit arbeitete er als Arzt und engagierte sich für die Rechte der Arbeiterklasse.
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten emigrierte Wolf 1933 in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch aktiv war und für Radio Moskau arbeitete. Während des Spanischen Bürgerkriegs versuchte er, als Arzt an den Internationalen Brigaden teilzunehmen, blieb aber in Frankreich. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs wurde er in Frankreich interniert, konnte jedoch 1941 mit sowjetischer Hilfe nach Moskau zurückkehren.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Wolf nach Deutschland zurück und engagierte sich in der DDR kulturpolitisch. Er war Mitbegründer der DEFA und der Deutschen Akademie der Künste. Zudem diente er von 1949 bis 1951 als erster Botschafter der DDR in Polen. Friedrich Wolf starb 1953 an einem Herzinfarkt und wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt.
Wolf hinterließ ein umfangreiches literarisches Werk, das durch seinen politischen und sozialen Einsatz geprägt ist. Seine Söhne Markus und Konrad Wolf setzten sein Erbe als bedeutende Persönlichkeiten der DDR fort.
Staatliche Auszeichnungen
1943: Orden Roter Stern
1949: Nationalpreis der DDR II. Klasse für das Theaterstück Professor Mamlock
1950: Nationalpreis der DDR I. Klasse für den Film Rat der Götter.
3. BILD
Der Teeraum im Hause TSCHU FU's. – Der ganze Teeraum (Sukiya) ist durch einen Wandschirm geteilt: in das größere Empfangszimmer und in die eigentliche abgetrennte Teetrinkstätte, die Kakei (Klause), dort ein niederer breiter Diwan und wenige niedere Lackmöbel. Die Wände sind mit Seidentapeten ausgeschlagen, die Räume fast leer. Zugänge rechts und links. – In der Trinkstätte TSCHU FU und TAI. TAI trägt einen hochgeschlossenen, engen, schwarzseidenen Pyjama und absatzlose Saffianschuhe; TSCHU FU im Kimono aus schwerer gelber Seide, darauf große Idiogramme gestickt sind, darunter ein rohseidener europäischer Anzug. Er hantiert mit einem Kesselchen, Teeschalen, Salzpfännchen leise bei der Zubereitung des Tees herum, während TAI still dasitzt

TSCHU FU (mit Kesselchen fast dozierend): Wie Fischaugen müssen die kleinen Blasen auf der Oberfläche erscheinen, wie Fischaugen … das ist der erste Grad des Kochens, den Lu Yue für die richtige Teebereitung vorschreibt, kleine Tai … der zweite Grad, wenn die Blasen wie Kristallperlen in einem Brunnen rinnen … der dritte, wenn die Wogen im Kessel sich wild aufbäumen! Wirst du das lernen, Tai?
TAI: O ja.
TSCHU FU (immer hantierend): „O ja“, sagst du, „O ja“ … fertig, und nun die Blätter hinein und Zucker, und das willst du Tschu Fu als Tee vorsetzen, du Barbarin! Und dabei hat der große Lu Yue vor 1200 Jahren drei dicke Bände über die Teebereitung geschrieben … und wenn der Kaiser seine Generäle nach siegreichem Feldzug über die Mongolen ehren wollte, so gab er ihnen nicht einen Orden oder eine Barre Gold, sondern er verriet ihnen als höchste Auszeichnung ins Ohr ein geheimes Teerezept … und du sagst einfach: „O ja“?!
TAI: Ich will es lernen, Herr.
TSCHU FU: Viel gibt’s da zu lernen, Tai, viel … auch dass es in der Teestube keinen „Herren“ gibt … hörst du, meine Freundin?
TAI: Ja … mein Freund.
TSCHUFU (immer den Tee bereitend): Aber ich wette, meineFreundin würde mich erfreuen wollen und mir Zitronenscheiben, oder Sirup und Ingwer hineintun wie die Tibetaner oder gar Zucker wie die Ladys? Aber was befiehlt Lu Yue im Cha-King, dem Gesetzbuch der Teebereitung, als einzige Zutat: Salz! Nur Salz! Salz wird bei dem ersten Kochgrad hineingetan, der Tee selbst beim zweiten, beim dritten aber (während er es macht) wird ein Löffel kalten Wassers in den Kessel geschüttet, damit der Tee sich setze und „die Jugend des Wassers sich erneuere“, (gießt ein) Wer China liebt, vergisst nicht die Gebräuche seiner Väter! (reicht ihr eine Teeschale, trinkt selbst bedächtig) Nun?
TAI (trinkt): Ein wundervoller Tee … nur etwas salzig.
TSCHU FU (setzt erschrocken seine Schale hin): „Nur etwas salzig“, hört meine Freundin überhaupt, was Tschu Fu sagt?
TAI: Gewiss; aber ich liebe ihn mit Zucker.
TSCHU FU: Du bist eine Barbarin, Tai! Fünftausend Jahre ist unser Reich alt, das „Reich der Mitte”, das älteste Volk der Erde … vierhundert Millionen Menschen in unserm Land … die längste und breiteste Mauer der Erde, die ältesten Kaiser, Dichter, Gelehrten, Astronomen …
TAI (lachend): Und die ältesten Fabrikanten!
TSCHU FU: Die ältesten Fabrikanten … (nimmt sie auf die Knie und drückt sie an seine Brust) und doch noch nicht im Grabe, meine Freundin!
TAI (atemholend): Dass du stark bist, wusste ich … Aber du musst nicht meine Brüste mit deinen Muskeln vernichten, mein Geliebter; denn wenn ich alt bin … in zwei oder drei Jahren, dann sagst du nicht: „Meine liebste älteste Freundin, so herrlich wie die tausendjährige große Mauer“, sondern …
TSCHU FU: Sondern (küsst sie brutal) sondern es ist unerwünscht, dass meine Freundin so lange Sätze spricht; versteht sie das?!
TAI: Ja, Herr.
TSCHU FU: Ich wollte dich nicht verletzen, Tai … (schiebt ihr Kuchen und Gebäck hin) Nimm!
TAI (nimmt ein kleines Stück): Dank.
TSCHU FU: Magst du es nicht?
TAI: O doch. (nimmt gehorsam)
TSCHU FU (ihr noch aufladend): Du kannst dir immer soviel nehmen, wie du willst, Tai, von allem, was im Hause ist, Tai, hörst du! Du brauchst keine Sorge zu haben, dass es alle wird; es wird nie alle hier, und du bist doch meine Freundin, Tai; verstehst du das?
TAI (sieht ihn an): Ja.
TSCHU FU: Denn ich will, dass du dich wohlfühlst in meinem Hause, Tai, genau so, als wär’ es dein eigenes Haus, und dass du lachst und springst und deine Schultern und Zähne bewegst, genau so wie in der Fabrik, (leiser) als ich merkte, dass meine Muskeln zu Tigern wurden … in der Fabrik, an der Maschine! Weißt du’s noch? (zieht sie zu sich)
TAI (ruhig): Ich wusste, dass du mich nahmst.
TSCHU FU: So sicher?
TAI: Ja.

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