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Das Wissen dieser Welt aus den Hörsälen der Universitäten.

Fachbereich ASTROPHYSIK

Geburt, Leben und Sterben der Sterne

Von Prof. Dr. Hanns Ruder

Noch 5 Milliarden Jahre

Sterne sterben. Diese Aussage wird Sie zunächst etwas wundern. Denn wenn man sich das Firmament, den Himmel anschaut, meint man, alles ist stetig, alles lebt unendlich, und es ändert sich nichts. Das ist aber nicht richtig. Alles ist wirklich veränderlich und die Sterne werden geboren, leben und sterben. Ich möchte Ihnen das am Beispiel unserer Sonne klar machen.

Wenn Sie zum Beispiel eine Photovoltaikanlage auf dem Dach haben, dann erzeugt die Energie. Wo kommt diese Energie her? Die kommt von der Sonne. Die Sonnenenergie wird von der Photovoltaikanlage in Strom umgewandelt. Ich habe zum Beispiel auf unserem Haus eine 10 Kilowatt Anlage, das heißt, die Anlage erzeugt, wenn die Sonne draufknallt, 10 Kilowatt Strom. Der kommt von der Sonne. Die Anlage ist etwa 100 Quadratmeter groß. Dann kann man ungefähr ausrechnen, wie viel Energie hier drauf kommt. Und da die Energie nur einen geringen Wirkungsgrad hat, kommt natürlich von der Sonne noch viel mehr Energie. Wir Astrophysiker sind Menschen, die sehr, sehr genau messen. Wir haben diese Konstante, also diesen Wert, wie viel Energie die Sonne pro Quadratmeter auf die Erde sendet, sehr genau gemessen. Dieser Wert ist die sogenannte „Solarkonstante.“ Sie beträgt 1,36 Kilowatt pro Quadratmeter. Das heißt also die Sonne sendet pro Quadratmeter 1,36 Kilowatt auf die Erde.

Da wir auch wissen, wie weit die Erde von der Sonne weg ist, können wir natürlich jetzt ausrechnen, wie viel Energie die Sonne insgesamt abstrahlt. Da kommen wir auf einen gewaltigern Wert von 4 Mal 1023 Kilowatt. Das ist die gesamte Leistung der Sonne. Wenn man sich das ein bisschen klar macht, erkennt man schnell, wie ungeheuer viel das ist. Die Erde ist von der Sonne ausgesehen ein ganz, ganz winziges Fleckchen. Von der Sonne aus gesehen ist die Oberfläche der Erde ein Milliardstel von der ganzen Oberfläche, das heißt es kommt nur ein Milliardstel von dem, was die Sonne abstrahlt, auf der Oberfläche der Erde an. Das sind aber immer noch 2 Mal 1014 Kilowatt. Die kosten bei heutigen Strompreisen etwa 30 Billionen Euro. Das heißt, dass die Sonne in einer Stunde Energie im Wert von über 30 Billionen Euro auf die Erde strahlt. Das ist 100 Mal der Etat vom Bundeshaushalt, in einer Stunde. Und wir machen uns Sorgen? Das haben wir wirklich nicht nötig. Die Sonne sendet ungeheuer viel Energie, mit der wir was anfangen können. Andererseits folgt daraus natürlich sofort, dass die Sonne nicht ewig leben kann.

Die Sonne muss ja die Energie irgendwo her nehmen, erzeugen. Wie macht es die Sonne? Das wissen wir seit den 1930er Jahren, dass die Sonne die Energie durch Kernfusion gewinnt.

Im Prinzip besteht die Sonne aus Wasserstoff. Sie verbrennt den Wasserstoff, verschmilzt den Wasserstoff zu Helium. Wenn zwei Protonen und zwei Neutronen zu einem Heliumkern, zu einem Atomkern verschmelzen, gewinnt man ungeheuer mehr Energie, als wenn man es chemisch verbrennt. Und das macht die Sonne.

Jetzt kann man sich ausrechnen, dass die Sonne mit ihrem Energievorrat an Wasserstoff etwa 10 Milliarden Jahre leuchten kann. Da sie bis jetzt 4,6 Milliarden Jahre alt ist, kann sie also noch gute 5 Milliarden Jahre leuchten. Im Moment müssen wir uns keine Sorgen machen. Aber in 5 Milliarden Jahren geht unsere Sonne aus.

Wie entstehen Sterne?

So jetzt gibt es aber im Weltall viele Sterne. Wenn Sterne sterben, ausgehen, gibt es immer noch viele andere. Das heißt es müssen auch immer wieder Sterne geboren werden. Sonst gäbe es ja keine mehr. Das heißt also, es müssen permanent Sterne im Universum entstehen. Die leben eine zeitlang, je nach dem, wie viel Energie sie haben und dann sterben sie.

Kommen wir zu dem ersten Punkt: Wie entstehen Sterne?