cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 272

– ATLAN exklusiv Band 133 –

 

Die Seuchenspezialisten

 

Der Kristallprinz auf Ulfwahr – sein Ziel ist die Positronik

 

von Marianne Sydow

 

img2.jpg

 

Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen.

Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine rund 12.000 Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Atlans geheime Zentrale, von der aus alle seine Aktionen gegen Orbanaschol ihren Anfang nehmen, ist Kraumon.

Auch auf diesem abgelegenen Planeten ist inzwischen längst bekannt, dass es mit Orbanaschol nicht mehr zum Besten steht. Daher rechnet sich Atlan eine reelle Chance aus, den Usurpator endlich zu stürzen. Voraussetzung ist allerdings, dass der Kristallprinz nach Arkon gelangt.

Um sein Ziel zu erreichen, beginnt Atlan ein riskantes Spiel, indem er sich als Teilnehmer für die KAYMUURTES registrieren lässt. Wertvolle Hilfe bei den notwendigen Vorarbeiten leisten ihm DIE SEUCHENSPEZIALISTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz interessiert sich für eine Positronik.

Rec, Hattan, Torkon und Vayhna – Atlans Begleiter.

Der dunkle Zordec und Mana-Konyr – Zwei Favoriten der KAYMUURTES.

Sethor Athanik – Kommandant von Ulfwahr.

Corpkor – Der Tiermeister beschäftigt sich mit Fliegen.

1.

 

»Schade, dass wir nicht zur Erholung hier sind!«, sagte Hattan und verlangsamte den Flug des Gleiters.

»Wir werden nicht viel zu tun haben«, murmelte Rec, der ehemalige Kommandant des Seuchenschiffs SLUCTOOK. »Jedenfalls nicht, was die medizinische Seite unseres Auftrags angeht.«

Ich stieß ihn an und legte den Zeigefinger über die Lippen. Rec grinste verzerrt und nickte. Er hatte verstanden.

Der Gleiter gehörte uns, und es war kaum anzunehmen, dass jemand es geschafft hatte, ihn hinter unserem Rücken mit Spiongeräten zu versehen. Dennoch konnten wir gar nicht vorsichtig genug sein, nachdem man in Keme offensichtlich Verdacht geschöpft hatte. Der Tod Errelikons war ein Fehler, der uns nicht hätte unterlaufen dürfen.

Wir schwebten über der Küste der Insel Ulfwahr auf der südlichen Hemisphäre des Planeten Pejolc. Die Panagh-See, wie das Südmeer hier genannt wurde, schien ein freundliches Gewässer zu sein. Lange, gleichmäßige Wellen rollten der Insel entgegen, brachen sich schäumend und gischtend an vorspringenden Klippen. Die Felsen waren von blühenden Pflanzen übersponnen. Auf der Landseite der sandigen Buchten ragten hohe Bäume auf. Vögel mit schneeweißen Schwingen umkreisten den Gleiter. Als wir tiefer gingen, konnten wir in dem kristallklaren Wasser farbenprächtige Korallenbänke und zahlreiche Fische erkennen.

Hinter mir seufzte Vayhna entsagungsvoll.

»Es wäre zu schön, um wahr zu sein«, behauptete die Spezialistin für Positronengehirne, »wenn uns etwas Zeit bliebe, um diese Gelegenheit zu nutzen. Ich kann mich kaum noch daran erinnern, wann ich das letzte Mal in einem Meer geschwommen bin.«

Der Gleiter überflog eine weit vorspringende, felsige Halbinsel. Eine weite Bucht tauchte vor uns auf. Auch hier war der Strand von Bäumen gesäumt, aber dahinter hatte man eine riesige Fläche gerodet und eine Anzahl von Gebäuden errichtet. Neben einigen Trichterhäusern ragten Kuppelbauten verschiedener Größe auf, ein schlanker Antennenturm stach in den strahlend blauen Himmel. Dahinter grenzten flache Lagerhallen, Wartungsgebäude und Hangarkuppeln das eigentliche Verwaltungszentrum von einer recht ansehnlichen Landefläche ab. Schon von weitem entdeckten wir zahlreiche Gleiter und ein halbes Dutzend kleine Raumschiffe.

Hattan nahm Kurs auf die Landefläche. Vor mir blinkte ein Licht auf.

»Verzögern!«, sagte ich hastig und schaltete das Funkgerät ein. Hattan flog noch langsamer.

Der Funkspruch war verschlüsselt, aber ich kannte den Kode auswendig.

»An Gruppe Ulfwahr. Die Situation in Keme hat sich verschlechtert. Die SLUCTOOK wurde umstellt, von offizieller Seite sind keine Kommentare zu erhalten. Falls eine Änderung eintritt, melde ich mich. Fartuloon, Ende.«

Das war der Klartext, und er wirkte nicht eben beruhigend. Die Seuche, die Corpkor auf dem Planeten Pejolc künstlich hervorgerufen hatte, war zwar geeignet gewesen, die planetaren Behörden zunächst in Angst und Schrecken zu versetzen, aber einige misstrauische Gemüter waren noch vor unserer Ankunft auf die Idee gekommen, es könne sich um eine absichtlich hervorgerufene Krankheit handeln. Man befand sich mitten in den Vorbereitungen zu den KAYMUURTES, und diese wohl populärsten Kampfspiele wurden auf Pejolc organisiert. Wir hatten erfahren, dass einige Mitglieder des dafür zuständigen Komitees eine gewisse Abneigung gegen Orbanaschol entwickelt hatten. Das war kein Wunder, denn der Stern meines Onkels war im Sinken begriffen. Der Usurpator hatte sich zu viele Fehler geleistet. Aber auch hier gab es noch eine Menge Leute, die sich für ihn einsetzten – aus Überzeugung, oder auch einfach aus Angst. Orbanaschol war der Schirmherr der KAYMUURTES. Die Spiele boten ihm eine großartige Gelegenheit, sich wieder in den Mittelpunkt des Interesses zu spielen. Unsere »Seuche« brachte daher nicht nur die Spiele in Gefahr, sondern auch den Mörder meines Vaters.

Natürlich hatten wir nicht die Absicht, die KAYMUURTES mittels der Seuche zu verhindern – im Gegenteil, ich hoffte immer noch, an den Spielen teilzunehmen und dadurch den vielleicht entscheidenden Schlag gegen meinen Onkel zu führen. Aber inzwischen war wohl Arsanonc, der Gouverneur dieser Kolonie, auf die Idee gekommen, die SLUCTOOK mache gemeinsame Sache mit jenen Leuten, die den derzeitigen Imperator von seiner Funktion als Schirmherr der Spiele entfernen wollten.

Ich hatte die Nachricht auf einen Zettel geschrieben, der nun herumgereicht wurde. Niemand sagte ein Wort. Die zauberhafte Landschaft unter uns war plötzlich unwichtig geworden. Von nun an standen wir unter Zeitdruck. Uns war klar, dass wir Pejolc verlassen mussten, wenn die Lage noch kritischer wurde.

»Wir landen!«, ordnete ich schließlich an.

Hattan setzte das Fahrzeug genau vor einer Halle ab, die sich deutlich von den übrigen Gebäuden unterschied. Die Wände bestanden zum größten Teil aus verschiedenfarbigen Kunststoffplatten, die das Licht der blauen Sonne in starken Reflexen zurückwarfen. Ein Portal befand sich genau in der Mitte der Stirnwand. Es war mit hellgelben Ornamenten aus Cholitt verziert – eine ziemlich kostspielige Angelegenheit.

»Hier ist es geradezu beängstigend ruhig«, sagte Torkon von hinten, als der Gleiter stand. »Kein Mensch zu sehen. Was soll das?«

»Ein großer Teil der Arkoniden, die hier leben, dürfte krank sein«, vermutete Rec. Torkon verzog das Gesicht, sagte aber nichts. Es war das älteste Mitglied unserer kleinen Gruppe, ein Mann von etwa fünfzig Jahren, breit und behäbig, ein fast gemütlich wirkender Arkonide, der seine Umgebung scheinbar schläfrig musterte. Aber der Schein trog, und ich musste Torkon im Stillen Recht geben. Wenigstens ein kleines Empfangskomitee hätte man erwarten dürfen.

»Wir sehen mal in der Halle nach«, bestimmte ich. »Irgend jemand muss sich ja um uns kümmern.«

Das Portal schwang zurück, sobald wir ihm nahe genug waren. Bis auf Rec blieben wir verblüfft stehen.

Die spiegelnden Flächen waren polarisiert. Draußen reflektierten sie das Licht, nach innen jedoch leiteten sie es in breiten, bunten Bahnen weiter. Die Halle war erfüllt von dieser unwirklichen Beleuchtung, die dadurch noch stärker zur Geltung kam, dass man einen tiefschwarzen, lichtschluckenden Bodenbelag verwendet hatte. In der Mitte des Raumes, der durch das flimmernde Licht scheinbar unendlich hoch aussah, stand eine Anordnung von seltsamen Figuren aus verschiedenen Metallen. Auf irgendeine Weise hatte man dafür gesorgt, dass einzelne Fensterteile ihr Licht in einem bestimmten Rhythmus auf diese Metalldinger warfen. Das Ergebnis war eine eigenartige Musik. Ich hatte etwas Ähnliches schon einmal gesehen und wusste, dass es sich um eine computergesteuerte Umsetzung verschiedener Farbtöne in hörbare Klänge handelte, aber das Ergebnis war dennoch verblüffend.

»Hübsch«, sagte Vayhna hinter mir in erstaunlich nüchternem Tonfall.

»Aber völlig nutzlos«, ergänzte Torkon trocken.

»Nicht ganz«, murmelte ich. »Es macht immerhin Eindruck.«

Ein Schatten löste sich von dem Instrument, und als er sich einige Meter auf uns zubewegt hatte, entpuppte er sich als ein hochgewachsener, sehr schlanker Arkonide.

»Wir haben Sie erwartet«, sagte er, als er vor uns stand. »Sie kommen von der SLUCTOOK, nicht wahr?«

Er wandte sich an Rec, den er offensichtlich für den Anführer unserer Abordnung hielt. Ich überließ dem ehemaligen Kommandanten des von uns gekaperten Schiffes bereitwillig die Verhandlungen. Rec kannte sich besser in solchen Dingen aus.

»Eine sehr merkwürdige Begrüßung!«, knurrte Rec denn auch prompt. »Es gibt wenige Planeten, auf denen man uns so empfängt. Meist handelt es sich dabei um rückständige Barbarenwelten. Sollte Pejolc in diese Kategorie gehören?«

Der fremde Arkonide fuhr hoch, denn diese Beleidigung hatte gesessen. Aber dann zeigte sich der Respekt, den man allgemein der Besatzung der Seuchenschiffe entgegenbrachte.

»Ich muss um Verzeihung bitten«, stotterte der Fremde erschrocken.

Rec schnitt ihm mit einer verächtlichen Handbewegung das Wort ab.

»Nennt mir wenigstens Euren Namen, Mann der schlechten Umgangsformen!«, forderte er.

Unser Verhandlungspartner schrumpfte beinahe sichtbar zusammen.

»Sethor Athanik«, stammelte er. »Ich bin der Kommandant hier in Ulfwahr.«

Rec lächelte spöttisch, und Athanik verstummte. Es war bekannt, dass die Seuchenspezialisten nicht viel von Titeln und ähnlichem Gerede hielten. Für sie galten andere Maßstäbe.

»Wie ich sehe, sind Sie gesund«, fuhr Rec fort. »Steht es so schlecht in Ulfwahr, dass sich nur noch ein einziger Arkonide auf den Beinen halten kann?«

Wir anderen hatten Mühe, bei diesem Spiel ernst zu bleiben. Athanik konnte mir beinahe leid tun, denn ich ahnte, dass die Gründe für sein Verhalten nicht den Seuchenspezialisten im allgemeinen galten. Er hatte zweifellos bestimmte Anweisungen erhalten.

»Am Abend werden wir einen offiziellen Empfang für Sie und Ihre Mitarbeiter veranstalten«, sagte Athanik nervös. »Die Umstände zwangen uns ...«

Es war ihm auch diesmal nicht vergönnt, seine Ausführungen in Ruhe zu beenden, denn Rec unterbrach ihn abermals mit einer abfälligen Geste.

»Heute Abend werden wir mit unserer Arbeit beschäftigt sein«, sagte er kalt. »Dann fehlt uns die Zeit, langweilige Gespräche zu führen. Führen Sie uns jetzt durch die Station und zeigen Sie uns die Mittel, die uns von Ihnen zur Verfügung gestellt werden. Ich hoffe, Ihre medizinischen Möglichkeiten hier in Ulfwahr sind besser als das, was Sie auf dem diplomatischen Gebiet vorzuweisen haben.«

Athanik wurde bleich – man sah es selbst in diesem verwirrenden Licht. Rec hatte sich einen Feind geschaffen, soviel war sicher, aber es schien ihn nicht sehr zu beeindrucken. Nach einer Weile, in der Athanik Rec hasserfüllt angestarrt hatte, nickte der Kommandant des Verwaltungszentrums grimmig.

»Kommen Sie«, sagte er gepresst. »Ich werde Ihnen die Krankenstation zeigen.«

 

*

 

Es war heiß in der Sonne draußen, aber vom Meer wehte ein frischer Wind herüber. Athanik stiefelte vor uns her und schwieg demonstrativ. Nach wenigen Schritten blieb Rec stehen und sah sich missbilligend um.

»Athanik!«

Der Kommandant drehte sich aufreizend langsam um.

»Wo steht hier ein Transportmittel?«, fragte Rec schneidend scharf. »Oder haben Sie keins bereitstellen lassen?«

»Nein, ich habe gedacht, das kurze Stück könnte man schließlich auch zu Fuß zurücklegen.«

»So. Und inzwischen stecken sich noch ein paar Arkoniden an, und die Seuche gewinnt weiter an Boden.«

»Wir haben gute Verbindungen nach Jalkuc«, konterte Athanik trotzig. »Ihre Leute werden dort großartig mit dieser Krankheit fertig.«

Rec schüttelte den Kopf über soviel Unverstand.

»Passen Sie auf«, sagte er drohend. »Erstens sind wir hier nicht auf dem Kontinent Jalkuc, sondern auf einer tropischen Insel, die in vielen Bereichen völlig andere Voraussetzungen bietet. Zweitens wünsche ich, dass jedem von uns ein Transportmittel zur Verfügung gestellt wird. Ob Sie so etwas für nötig halten oder nicht, interessiert mich nicht. Wir müssen beweglich sein und können es uns nicht leisten, im Ernstfall Zeit zu verlieren. Rufen Sie fünf kleine Gleiter hierher – sofort!«

Die beiden Männer sahen sich unverwandt an, und auch diesmal gewann Rec das schweigende Gefecht der Blicke. Ich war froh, dass dieser Mann sich uns aus freien Stücken angeschlossen hatte. In dieser Mission war er enorm wertvoll. Niemand von uns hätte in diesem Augenblick so konsequent den Schein wahren können.

Athanik wandte sich schließlich ab und trat in eine Nische zwischen der Empfangshalle und dem benachbarten Hangar. Wenige Sekunden später lösten sich fünf silbrig schimmernde Punkte aus der Wand des am nächsten gelegenen Trichterhauses. Die Gleiter hielten direkt vor uns an. Rec verneigte sich spöttisch und wies mit großartiger Gebärde auf die Fahrzeuge.

»Wir werden Ihnen ewig dankbar sein«, sagte er. »Darf ich Sie einladen, mit mir zu fliegen, oder wünschen Sie, uns voranzuschreiten?«

Athaniks Kinnbacken vollführten mahlende Bewegungen, während er derart gedemütigt in den Gleiter kletterte. Rec zwinkerte uns zu, und wir beeilten uns, ebenfalls unsere Fahrzeuge zu besteigen.

Die Gleiter entsprachen in allem dem hohen Komfort in dieser Verwaltungszentrale. Ich konnte mir ein triumphierendes Lächeln nicht verkneifen. Damit war das erste Problem gelöst. Jeder von uns konnte schnell und unauffällig in der Siedlung herumfahren. Unauffällig deshalb, weil die Gleiter erstens unabhängig von einer Leitzentrale arbeiteten und wir zweitens aus »beruflichen« Gründen jederzeit einen Vorwand erfinden konnten, der uns überall Zutritt verschaffte.

Letzteres sollte sich später als ein Irrtum herausstellen, aber das konnte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wissen.

Rec hatte sein Funkgerät auf Sendung geschaltet, so dass wir seine Unterhaltung mit Athanik weiter verfolgen konnten.

»Das da drüben ist das Kommunikationszentrum«, erklärte der Kommandant, der sich nur langsam erholte. »Die Funktion des Zentrums und die Aufgaben der dort arbeitenden Leute sind für Sie wohl uninteressant ...«

»Aber durchaus nicht!«

»Ihr Interesse ehrt mich.«

Schon an der Stimme des Kommandanten hörte man deutlich, dass er die Ehrung keineswegs zu schätzen wusste, aber er hatte anscheinend beschlossen, vorerst dem Seuchen-Spezialisten keine Angriffspunkte mehr zu bieten.

»Es ist in erster Linie eine Ansammlung von Empfangsstellen. Die Meldungen für die verschiedenen Kategorien der KAYMUURTES werden hier zentral erfasst und ausgewertet. Dazu brauchen wir eine ständige Verbindung zu allen möglichen Behörden. Wir prüfen jede einzelne Bewerbung genau nach. Es reicht zum Beispiel nicht aus, wenn jemand auf einer Meldestelle einen adligen Namen angibt und sich dann Hoffnungen macht, in die geschlossene KAYMUURTES vorzudringen. Gerade die Bewerber für diese Art der Spiele werden genauestens unter die Lupe genommen – ohne Rücksicht auf den Namen, den sie tragen.«

»Ich verstehe. Und wenn ich mir überlege, wie groß das Imperium ist, kann ich mir Ihre Sorgen recht genau vorstellen. Sie arbeiten natürlich mit einer Positronik, die Ihnen hilft, nicht wahr?«

»Es ist eher umgekehrt. Wir liefern nur die Daten, die Positronik erledigt den Rest. Ohne sie wären wir verloren. Darum wird dieser Teil der Anlage auch besonders sorgfältig bewacht.«

»Wie – gibt es etwa Leute in Ulfwahr, die es wagen würden, sich an dieser wichtigen Maschine zu vergreifen?«

»Natürlich nicht«, antwortete Athanik hastig. »Aber so kurz vor den Spielen käme natürlich jede noch so winzige Störung einer Katastrophe gleich.«

»Ja, das glaube ich auch«, murmelte Rec nicht ganz ohne Spott.

Die KAYMUURTES waren tatsächlich nicht nur populär, sondern auch politisch wichtig. Sie fanden alle drei Jahre statt, und nicht nur die Teilnehmer kamen aus allen Ecken des Imperiums, sondern die Spiele wurden auch überall verfolgt und kommentiert. Alle drei Jahre also hatten alle Arkoniden, gleichgültig, wo sie lebten, die Möglichkeit, sich mit dem Imperium zu identifizieren. Keine politische Ansprache, kein noch so leidenschaftlicher Appell an das Verantwortungsbewusstsein vermochte eine so starke Wirkung auszuüben wie diese einigermaßen sportlichen Wettkämpfe. Hier gab es Leute, die zu wahren Volkshelden hochgespielt wurden.

Aber andererseits hatte auch ich den Eindruck, dass man es in diesem Zentrum etwas übertrieb. Für Athanik jedenfalls waren diese Spiele wohl wichtiger als alles andere in der Welt.

»Wie viele Kranke haben Sie hier?«, wich Rec unverhofft auf ein anderes Thema aus, und ich nickte anerkennend. Er spielte seine Rolle wirklich geschickt, und darüber hinaus vermied er es, einen Verdacht zu erwecken.

»Eintausendvierhundert, also fast die Hälfte der hier lebenden Arkoniden«, antwortete Athanik wie aus der Pistole geschossen. »Viele von ihnen haben das Schlimmste schon hinter sich, aber es gibt auch einige sehr schwere Fälle.«

»Gibt es hier eine Klinik?«

»Ja. Leider ist sie für derartige Massenerkrankungen viel zu klein. Wir haben den angrenzenden Wohnbereich geräumt und auf diese Weise Platz gewonnen. Jetzt sind alle Kranken in einem Gebäude konzentriert.«

»Das ist nur vernünftig«, murmelte Rec und fügte scheinbar beiläufig hinzu: »Was ist denn das für ein hässliches Gebäude? Es verschandelt ja die ganze Siedlung!«

»Die äußere Form dieses Gebäudes ist zweckbedingt«, erwiderte Athanik böse. »Die Positronik ist darin untergebracht. Dort vorne können Sie landen, ich führe Sie dann in die Krankenstation.«

 

*