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Nr. 260

– ATLAN exklusiv Band 121 –

 

Der Agent und die Gehetzten

 

Der Kosmokriminalist schöpft Verdacht – ein Geheimagent soll das Rätsel von Travnor lösen

 

von Marianne Sydow

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums schwer zu schaffen machen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, deren Habgier und Korruption praktisch keine Grenzen kennen. Gegen diese inneren Feinde ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

Gegenwärtig ist Atlan allerdings nicht imstande, an diesem Kampf mitzuwirken. Nach der akonischen Gefangenschaft, der er und seine Gefährten endlich entrinnen konnten, befindet sich der Kristallprinz erneut in einer wenig beneidenswerten Lage.

Während seine Begleiter, die das akonische Abenteuer überstanden, nach wie vor Gefangene des Kommandanten von Travnor sind, gelang Atlan und Fartuloon nach ihrer Duplizierung die Flucht.

Nun suchen sie, zusammen mit Mexon, dem ehemaligen Mondträger, nach einem Weg, den Planeten Travnor zu verlassen, auf dem sie nichts als Gehetzte sind.

Aber auch die imperiale Geheimpolizei beginnt sich für die Vorgänge auf Travnor zu interessieren, und so kommt es zu der Begegnung: DER AGENT UND DIE GEHETZTEN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan, Fartuloon und Mexon – Der Kristallprinz und seine Gefährten sollen nach Arkon gebracht werden.

Koul Vaahrns – Ein Mann, der das Geschäft seines Lebens machen will.

Conoor Baynisch – Lebo Axtons neuer Mann auf Travnor.

Andra – Baynischs Helferin.

Drahmosch Garzohn – Kapitän der VARIHJA.

1.

 

Koul Vaahrns starrte angespannt in den Himmel hinauf. Als er über den Bergen den dunklen Punkt entdeckte, leckte er sich unwillkürlich die Lippen. Er war nervös. Seine Gefühle schwankten zwischen Gier und Angst. Der Punkt kam näher und entpuppte sich als ein Lastengleiter. Hinter den spiegelnden Fenstern glaubte Vaahrns verschwommen ein Gesicht zu erkennen, aber er war sich seiner Sache nicht sicher.

Der Gleiter landete.

Vaahrns hielt die Luft an. Unbeweglich blieb er auf der Terrasse stehen.

Die Tür öffnete sich. Als erster sprang ein fetter Mann auf den Rasen vor dem Haus. Er hatte eine spiegelblanke Glatze, und als Ausgleich dazu trug er einen kohlschwarzen Bart. Über einer normalen Kombination einen zerbeulten Brustpanzer zu tragen, entsprach sicher nicht der letzten Mode. Das Schwert, das dem Bärtigen an der Hüfte baumelte, entlockte Vaahrns ein spöttisches Lächeln.

Der Dicke sah sich kurz um, dann winkte er nach hinten in die Kabine. Ein zweiter Mann verließ den Gleiter. Im Gegensatz zu dem Dicken war er auf den ersten Blick als Arkonide zu erkennen. Allerdings schien er nicht einer der vornehmsten Familien zu entstammen. Sein Gesicht war zu kantig. Das gebrochene Nasenbein trug nicht dazu bei, diesen Mann attraktiver erscheinen zu lassen, und seine Haare waren zwar silberfarben, aber entschieden zu kurz geschnitten. Der dritte Neuankömmling schließlich war ein noch sehr junger Mann. Neben ihm verblassten für Koul Vaahrns die beiden anderen Gestalten auf dem Rasen zu Schattenfiguren.

Vor Vaahrns' Augen begann es zu flimmern. Für einige Sekunden sah er anstelle des jungen Arkoniden einen riesigen Haufen Geld. Er blinzelte, riss sich zusammen, legte sein fleischiges Gesicht in möglichst freundliche Falten und schritt mit ausgestreckten Armen den Gästen entgegen.

»Willkommen«, sagte er herzlich. »Ich freue mich, dass Sie unterwegs keine Schwierigkeiten mehr hatten. Kommen Sie, im Haus steht eine Erfrischung für Sie bereit. Sie müssen sich erholen ...«

Seine Stimme schwankte leicht, als er einen Blick des Dicken auffing. Dieser kleine fette Mann musterte Vaahrns misstrauisch. Hatte er das Spiel schon durchschaut?

»Wir nehmen die Einladung gerne an«, sagte Fartuloon.

Vaahrns atmete auf.

Er führte seine Gäste über die Terrasse in die geräumige Wohnhalle. Auf einem niedrigen Tisch standen Schalen mit Früchten, daneben Platten mit kaltem Fleisch und allerlei Leckerbissen. Koul Vaahrns wartete, bis die drei Männer es sich bequem gemacht hatten, dann hob er eine bereitgestellte Flasche.

»Ein guter Tropfen«, verkündete er, »damit unsere Zusammenarbeit unter einem guten Vorzeichen steht!«

Während er die Gläser vollgoss, beobachtete er unauffällig seine Gäste.

Mexon – das war der Arkonide mit der schiefen Nase – streckte die Beine von sich und bedachte seine Umgebung mit zufriedenen Blicken. Fartuloon angelte mit Kennermiene das beste Stück Fleisch von einer Platte und wählte dazu eine exotische Frucht. Atlan, der für Koul Vaahrns wichtigste der drei Männer, wirkte kühl und zurückhaltend.

Er traut mir nicht, dachte Vaahrns und hob sein Glas. Sie tranken schweigend. Fartuloon leerte sein Glas auf einen Zug, Atlan nippte nur daran. Mexon nahm einen kleinen Schluck und drehte das Glas nervös zwischen den Fingern. Die Atmosphäre in dem behaglich eingerichteten Raum war noch immer gespannt. Vaahrns überlegte verzweifelt, wie er das Misstrauen brechen könnte.

»Sie haben mir bereits über Funk von Ihren erstaunlichen Entdeckungen berichtet«, begann er etwas unsicher. »Seitdem habe ich eingehend über alles nachgedacht. Mir sind ein paar Dinge eingefallen, die durchaus dafür sprechen, dass Sie Recht haben.«

»Zweifeln Sie an unserer Aufrichtigkeit?«, fragte Atlan spöttisch.

»Nein, natürlich nicht. So war das nicht gemeint ...«

»Lassen wir doch die unnützen Redereien, Vaahrns. Sie wissen, wer wir sind. Auf meinen Kopf wurde ein hoher Preis gesetzt – auch das ist Ihnen bekannt. Sie dagegen sind uns unbekannt. Wir kennen lediglich Ihren Namen, und wir wissen, dass Sie gemeinsam mit anderen Adligen Geschäfte machen, die alles andere als legal sind. Unter normalen Umständen hätten wir Ihnen unser Geheimnis also nicht verraten. Dass wir es doch getan haben, müsste Ihnen beweisen, für wie ernst wir die Gefahr halten. Ganz Travnor ist in Gefahr. Eine unbekannte Macht versucht, diesen Stützpunkt zu übernehmen, und wie es aussieht, sind die Fremden durchaus in der Lage, ihr Vorhaben zu verwirklichen. Es geht um mehr als eine Belohnung, das sollten Sie sich immer wieder vor Augen halten.«

Koul Vaahrns nahm einen langen Schluck Wein. Die Pause gab ihm Zeit, seine Gedanken neu zu ordnen.

»Schon gut«, murmelte er verlegen.

»Gegen Versuchungen dieser Art ist niemand gefeit«, stellte Fartuloon gelassen fest und wischte sich den Mund ab. »Sie könnten theoretisch die Polizei alarmieren, uns ausliefern und die Belohnung in Empfang nehmen. Ich würde Ihnen davon abraten. Erstens wird man versuchen, Ihnen die Beute abzujagen. Zweitens dürfte sich ein solches Unternehmen nicht durchführen lassen, ohne dass der Stützpunktkommandant davon erfährt. Wir haben Ihnen erklärt, was mit Zorghan geschehen ist. Sie brauchen es nicht zu glauben, aber in dem Augenblick, an dem Sie diesem Mann in irgendeiner Weise auffallen, ist ihr Leben praktisch wertlos. Fragen Sie unseren Freund Mexon. Er hat einige Erfahrungen auf diesem Gebiet sammeln können.«

Vaahrns blickte zu dem Mondträger hinüber. Mexon grinste schief.

»Ich weiß gar nicht, was Sie wollen«, brummte Vaahrns ärgerlich. »Ich habe Ihnen meine Hilfe angeboten, und dabei bleibt es auch. Wie gesagt, ich habe Informationen über Vorgänge auf dem Kontinent Tecknoth erhalten, die auf eine ungeheure Gefahr hinweisen. Mit dem Ersten Wechton soll etwas nicht stimmen – nach allem, was ich von Ihnen erfahren habe, ist dieses Gerücht eine glatte Untertreibung. Auch über Zorghan wird gesprochen. Er scheint sich verändert zu haben. Niemand kann sagen, wie sich diese Veränderung konkret auswirkt, aber dieses Gerede allein reicht aus, um die Leute zu beunruhigen. Außerdem hat es ein paar aufsehenerregende Morde gegeben.«

Die drei Männer auf der anderen Seite des Tisches schwiegen. Vaahrns starrte sie an und wartete auf ein Zeichen dafür, dass sie sich entspannten. Er wartete vergeblich. Atlan, Fartuloon und Mexon blieben misstrauisch.

»Verdammt!«, knurrte Vaahrns. Er sprang auf und wanderte unruhig durch die Wohnhalle. »Ich kann Sie ja verstehen. Sie haben eine Menge durchgemacht und sind oft genug getäuscht worden. Aber das ist nicht meine Schuld. Entweder Sie vertrauen mir, oder Sie lassen es eben bleiben. Allerdings sehe ich dann keine Möglichkeit, Ihnen zu helfen. Zugegeben, ich habe krumme Geschäfte gemacht, aber was heißt das schon! Glauben Sie im Ernst, ich würde wegen einer lumpigen Belohnung, von der ich nicht einmal weiß, ob ich sie je erhalten könnte, das Leben aller Arkoniden auf Travnor aufs Spiel setzen?«

Er wirbelte herum und sah die drei Männer herausfordernd an.

»Wir vertrauen Ihnen ja«, sagte Fartuloon langsam. »Uns bleibt gar nichts anderes übrig, als uns auf Sie zu verlassen. Und darum meine ich, wir sollten dieses Thema nicht weiter verfolgen. Zu einem Ergebnis kommen wir ohnehin nicht.«

»Was wollen Sie unternehmen, um die Fremden zu vertreiben?«, fragte Vaahrns, der sich schnell beruhigte.

»Wir können fast nichts tun«, behauptete Mexon. »Der Erste Wechton ist fest in ihrer Hand, und damit können sie ganz Travnor kontrollieren. Außerdem ist die Maske der Fremden perfekt. Wir dürfen niemandem trauen, denn jeder kann inzwischen durch einen Doppelgänger ersetzt worden sein.«

»Theoretisch ist das richtig«, sagte Atlan. »Aber die Wirklichkeit ist zum Glück nicht ganz so deprimierend. Die Fremden gehen nach einem bestimmten Schema vor. Sie übernehmen zuerst Leute, die sich in Schlüsselpositionen befinden. Durch sie erhalten sie Einfluss und Macht, und gleichzeitig sind ihre Kreaturen vor Verdächtigungen aller Art einigermaßen geschützt. Die normalen Bürger sind für unsere Gegner vorläufig uninteressant. Mit einer Ausnahme: Die Fremden mussten von Anfang an damit rechnen, dass jemand Verdacht schöpft. Also werden sie dafür gesorgt haben, dass in einem solchen Fall nichts nach draußen durchsickert. Das heißt, dass die Hyperfunkstation bestimmt in ihren Händen ist. Nachdem sie auch den Ersten Wechton beherrschen, gibt es nur einen Weg, die Flotte des Imperiums zu benachrichtigen.«

»Der Zweite Wechton?«, fragte Vaahrns.

Mexon schüttelte energisch den Kopf.

»Woorhn Ter'Bsorr ist entweder tot oder ausgetauscht.«

»Es starten und landen in Tecknoth regelmäßig Raumschiffe«, fuhr Atlan ungerührt fort. »Die Fremden konnten es sich bisher nicht leisten, den normalen Hafenbetrieb zu beeinflussen. Von Mexon wissen wir, dass der Gegner sich bereits mit der Raumflotte befasst hat. Aber es ist kaum anzunehmen, dass diese merkwürdigen Doppelgänger auch schon in privaten Handelsschiffen aufgetaucht sind.«

»Sie wollen also einen Händler als Boten einsetzen.«

»Genau.«

»Aber es reicht doch, wenn wir an ein Hyperfunkgerät herankommen, das nicht von diesen Kerlen kontrolliert wird!«

Fartuloon lächelte spöttisch. Vaahrns spürte, wie ihm das Blut in den Kopf stieg. Gut, er war schon beinahe ein alter Mann, und obwohl er sich sein Leben lang darum bemüht hatte, war ihm der große Sprung nach vorne nicht gelungen. Aber war das ein Grund, ihn für dumm zu halten?

Diese eingebildeten Burschen würden sich noch wundern!

»Im Ersten Wechton kann jedes Gespräch abgefangen und mitgehört werden«, erklärte Atlan geduldig. »Wenn wir von Travnor aus funken, dann warnen wir die Fremden nicht nur, sondern liefern uns außerdem gleich selbst ans Messer. Wir brauchen einen Händler, der ohnehin in den nächsten Tagen den Planeten verlassen wollte. Es muss alles ganz unverfänglich aussehen. Das Schiff führt eine Transition durch, und wenn es weit genug von Travnor entfernt ist, nimmt es Verbindung mit Arkon auf.«

»Hoffentlich glaubt man uns dort«, murmelte Mexon skeptisch. »Diese ganze Angelegenheit ist so phantastisch, dass man sie leicht für ein Märchen halten könnte.«

»Wir werden die Nachricht entsprechend sorgfältig formulieren«, winkte Fartuloon ab.

»Angenommen, der Plan geht auf – was geschieht dann mit Ihnen?«

Atlan blickte Vaahrns erstaunt an.

»Sie begeben sich doch automatisch in die Gefahr, entdeckt und nach Arkon gebracht zu werden«, ereiferte Vaahrns sich. »Wollen Sie ein solches Risiko etwa eingehen?«

»Machen Sie sich um uns keine Sorgen«, antwortete Fartuloon spöttisch. »Wir sind an Schwierigkeiten gewöhnt.«

»Ich könnte dafür sorgen, dass Sie den Planeten vorher verlassen dürfen«, schlug Vaahrns vor. »Ich kenne einen Händler, der einem guten Geschäft niemals aus dem Wege geht. Er könnte Sie auf irgendeinen Planeten absetzen. Natürlich müssten Sie Ihr Aussehen verändern.«

»Unsere Freunde befinden sich noch in Tecknoth«, sagte Atlan. »Wir können sie nicht einfach zurücklassen.«

»Wissen Sie, wo Ihre Freunde gefangen gehalten werden?«

»Wollen Sie sie etwa befreien?«

»Ein Versuch kann nicht schaden«, behauptete Vaahrns. Im Geiste rieb er sich die Hände und beglückwünschte sich zu seiner Geistesgegenwart. Gab es ein besseres Mittel, die drei Männer einzulullen, als die vorgetäuschte Sorge um ihr Leben?

Atlan sah Mexon an. Der ehemalige Kommandant der SKONTAN machte eine hilflose Geste.

»Kopral zeigte mir zwar das Gebäude, aber dieser Komplex ist riesig. Nur er selbst wusste, wo Sie zu finden waren. Ich fürchte, die restlichen Gefangenen wurden inzwischen umquartiert. Zorghan hatte es auf Sie abgesehen, vergessen Sie das nicht. Ihre Begleiter dürften für ihn ziemlich uninteressant sein. Er wird mit ihnen keinen großen Aufwand veranstalten. Es sei denn, er erhofft sich von ihnen wichtige Informationen.«

»Bestimmt nicht«, sagte Fartuloon bitter. Er dachte an die beiden Doppelgänger, die man in der riesigen Raumstation Erster Wechton mit Hilfe von Atomschablonen und einer fremdartigen Apparatur hergestellt hatte. Er fragte sich, was sein zweites Ich inzwischen trieb.

»Er hat alle Informationen, die er sich wünschen kann«, fuhr der Bauchaufschneider seufzend fort. »Wir müssen also annehmen, dass unsere Freunde in ein Gefängnis gebracht wurden, in dem man mit den Häftlingen weniger rücksichtsvoll umgeht, als es anfangs bei uns der Fall war.«

»Vielleicht finde ich doch eine Spur«, versuchte Vaahrns seine »Gäste« zu trösten. Es war ein billiges Versprechen. Er hatte nicht vor, sich um diese Dinge zu kümmern.

»Es ist nicht so wichtig«, wehrte Fartuloon ab. »Wenn eine Flotte in diesem System eintrifft, wird es ein ziemliches Durcheinander geben. Dann wird sich auch eine Gelegenheit finden, sich um diese Dinge zu kümmern. Das eigentliche Problem sind die Fremden, alles andere ist zweitrangig. Arkon muss so schnell wie möglich gewarnt werden. Wir drei können uns ohne aufwändige Tarnung in ganz Tecknoth nicht sehen lassen.«

»Leider bin ich auf einen solchen Fall nicht vorbereitet«, sagte Vaahrns. »Ich werde also zunächst alleine nach Tecknoth hinüberfliegen und all das besorgen, was Sie benötigen, um Ihr Aussehen gründlich zu verändern. Bei dieser Gelegenheit kann ich auch gleich die ersten Verbindungen knüpfen.«

Er warf einen Blick auf das breite, mit blitzenden Juwelen besetzte Armband an seinem linken Handgelenk. Zwischen den Edelsteinen war unter anderem ein Zeitmesser angebracht.

»Es wird am besten sein, wenn ich sofort aufbreche«, stellte er fest. »Wenn ich Glück habe, bin ich noch vor Einbruch der Dunkelheit zurück. Machen Sie es sich inzwischen bequem und ruhen Sie sich aus.«

Er führte sie noch kurz durch das Haus, zeigte ihnen die Gästezimmer und die vollautomatisierte Küche und warf dann einen leichten Umhang um seine Schultern. Atlan, Fartuloon und Mexon folgten ihm, als er das Haus verließ. Vaahrns deutete zu einem See hinüber, dessen Wasser silbrig zwischen einigen dicken Baumstämmen hindurchschimmerte.

»Sie können sogar schwimmen gehen, wenn Sie Lust dazu haben«, bemerkte er. »Es gibt in diesem Tal keine gefährlichen Tiere, und das Wasser ist herrlich klar!«

»Eine gute Idee bei dieser Hitze«, lächelte Atlan erfreut.

Vaahrns hob grüßend die Hand, stieg in den Gleiter und schloss die Tür hinter sich.

»Ich traue ihm nicht«, murmelte Fartuloon, als das Fahrzeug leise summend an Höhe gewann und auf die Berge zustrebte.

»Er ist ein Gauner«, stimmte Atlan zu. »Aber wir sind auf ihn angewiesen. Er kann nicht viel gegen uns unternehmen, ohne dass es auffällt. Wenn er versucht, uns hinter dem Rücken Zorghans meinem geliebten Onkel zuzuspielen, dann rennt er unter Garantie in sein Verderben, und das weiß er auch genau. So dumm wird er nicht sein.«

»Hoffentlich«, sagte Fartuloon nur.

2.

 

Für Conoor Baynisch war es der erste Besuch auf Travnor. Aber obwohl er den Planeten nie zuvor betreten hatte, kannte er sich bestens aus.

Lebo Axton legte großen Wert auf Präzisionsarbeit. Als er Baynisch den Auftrag erteilt hatte, sich in diesem Stützpunkt umzusehen, hatte er dem Mann vom Geheimdienst auch umgehend genaue Informationen über Travnor verschafft. Die Umstände verlangten es, dass Baynisch nach Möglichkeit nicht auffiel, und da Travnor in mancher Hinsicht ungewöhnlich war, hatte der Arkonide eine Unzahl von Dingen lernen müssen.

Zwei Aufgaben hatte Axton ihm gestellt.

Erstens meldete sich Kopral nicht mehr, und so musste nach dessen Verbleib geforscht werden. Zweitens waren allerlei Gerüchte nach Arkon gelangt, die diesen Stützpunkt betrafen. Es war von seltsamen Vorgängen die Rede. Baynisch sollte herausfinden, ob etwas Wahres an dem war, was die von Travnor kommenden Reisenden berichteten.

Ein weniger erfahrener Mann hätte eine solche Aufgabe vielleicht für leicht gehalten und angenommen, er brauche nur zu den entsprechenden Dienststellen zu gehen, um dort alles zu erfahren. Baynisch dachte nicht im Traum daran, dies zu tun. Er kannte einen besseren Weg.

Ein Gleiter brachte ihn und die rund fünfzig anderen Passagiere über das riesige Landefeld bis zum Eingang des Transitgebäudes. Baynisch musterte voller Staunen die riesigen, alten Bäume, die den Weg säumten.

Es wurde bereits dunkel. Der selbstleuchtende Bodenbelag strahlte die Baumkronen von unten her an. Baynisch hatte den Eindruck, durch einen Tunnel von strahlenden Blättern zu fahren.