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Nr. 233

– ATLAN exklusiv Band 94 –

 

Eine Welt für Akon-Akon

 

Sie landen auf dem siebten Planeten – der Wunsch des Psycho-Tyrannen ist ihnen Befehl

 

von Marianne Sydow

 

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Das Große Imperium der Arkoniden kämpft um seine nackte Existenz, denn es muss sich sowohl äußerer als auch innerer Feinde erwehren. Die äußeren Feinde sind die Maahks, deren Raumflotten den Streitkräften des Imperiums durch überraschende Schläge schwere Verluste zufügen. Die inneren Feinde Arkons sind die Herrschenden selbst, die in ihrer Habgier und Korruption das Gemeinwohl völlig außer acht lassen.

Gegen diese inneren Feinde des Imperiums ist der junge Atlan, der rechtmäßige Thronerbe und Kristallprinz von Arkon, der eine stetig wachsende Schar von verschworenen Helfern um sich sammeln konnte, bereits mehrmals erfolgreich vorgegangen. Selbst empfindliche Rückschläge oder unvorhersehbare Hindernisse entmutigen ihn nicht und hindern ihn und seine Helfer nicht daran, den Kampf gegen Orbanaschol III., den Diktator und Usurpator, mit aller Energie fortzusetzen.

In diesem Kampf hat Atlan mit dem wiederbelebten Körper Gonozals, seines Vaters, gegenwärtig eine neue Waffe gegen Orbanaschol, die bereits mehrmals erfolgreich zum Einsatz gelangte.

Doch dann, nach dem Abflug von Perpandron, der Welt der Goltein-Heiler, kommt es auf Atlans Raumschiff zu folgenschweren Ereignissen, von denen alle Besatzungsmitglieder der ISCHTAR betroffen werden.

Der mysteriöse junge Mann, der auf Perpandron an Bord genommen wurde, entpuppt sich bei seinem Erwachen als Psycho-Tyrann. Jeder seiner Wünsche wird zum absoluten Befehl, und er fordert EINE WELT FÜR AKON-AKON ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Akon-Akon – Der Psycho-Tyrann lässt sich zu einem Planeten bringen.

Atlan – Der Kristallprinz gelangt von einer Gefangenschaft in die andere.

Algonia Helgh – Atlans Begleiterin.

Gerlo Malthor und Jorn Asmorth – Besatzungsmitglieder der ISCHTAR.

Keljos – Ein »Spitzkopf«.

1.

 

»Endlich!«, seufzte Fartuloon erleichtert und strich dabei zufrieden seinen Bart glatt. »Ein Sonnensystem mit zwei brauchbaren Planeten! Jetzt haben wir es bald geschafft.«

»Hoffentlich irrst du dich nicht«, murmelte ich skeptisch.

Vor uns lag eine riesige blaue Sonne, die von achtundzwanzig Planeten umkreist wurde. Zwei davon waren Sauerstoffwelten, lagen innerhalb der Lebenszone und waren nach arkonidischen Maßstäben bewohnbar. Damit hatten wir Akon-Akons Auftrag, eine Welt für ihn zu suchen, fast gelöst. Für unser persönliches Problem galt das nicht. Es reichte nicht, den Jungen einfach abzusetzen. Er war zum Herrschen geboren, und um seiner Bestimmung zu folgen, brauchte er Untertanen. Darum würde er uns zwingen, bei ihm zu bleiben und ihm zu dienen. Leider hatte er die Macht dazu. Die Erfahrungen der letzten Tage hatten gezeigt, dass es praktisch unmöglich war, gegen seinen Willen zu handeln.

»Mir wird schon etwas einfallen«, behauptete Fartuloon leichthin. »Nach der Landung verbessern sich unsere Chancen. Solange er an Bord ist, können wir nichts gegen ihn unternehmen, aber ein Planet sollte uns genug Möglichkeiten bieten, ihn loszuwerden.«

»Wenn er noch einmal von mir verlangt, dass ich vor ihm auf die Knie fallen soll«, knurrte Ra aus dem Hintergrund, »bringe ich ihn um!«

»Versuch's doch!«, empfahl Fartuloon trocken.

Ra schwieg. Er wusste natürlich, dass Akon-Akon unangreifbar war.

In Gedanken verfluchte ich die Idee, auf der Welt der Goltein-Heiler zu landen, denn damit hatte das ganze Unglück angefangen. Aber ich hatte gehofft, meinem Vater helfen zu können, der nach seiner Wiedererweckung als seelenloses Wesen dahinvegetierte. Meine Hoffnungen hatten sich nicht erfüllt, statt dessen fanden wir Akon-Akon und nahmen ihn mit. Zu diesem Zeitpunkt hatten wir uns ziemlich wenig dabei gedacht, denn der Junge befand sich in einer Art Tiefschlaf, aus dem niemand ihn wecken konnte. Erst während des Fluges war er dann aus irgendeinem Grunde zu sich gekommen, und seitdem er aktiv war, glich die ISCHTAR einem Tollhaus. Er beherrschte uns restlos.

Uns war noch immer nicht klar, warum wir ihm gehorchen mussten, auch wenn sich alles in uns dagegen sträubte. Er musste über geheimnisvolle Kräfte verfügen, denen wir nichts entgegenzusetzen hatten. Selbst Vorry, der Magnetier, der beim besten Willen nicht als übermäßig sensibel zu bezeichnen war, konnte sich der Ausstrahlung des Jungen nicht entziehen.

»Wir müssen ihn benachrichtigen«, brummte Fartuloon missmutig. »Ich bin gespannt, welchen der Planeten er sich aussucht. Wer meldet sich freiwillig?«

Wir sahen uns unbehaglich an, denn jeder von uns scheute sich, Akon-Akon persönlich gegenüberzutreten. Mit viel Mühe hatten wir uns so weit von ihm freigemacht, dass wir das Raumschiff steuern konnten. Ein einziger Blick in die übergroßen roten Augen konnte uns wieder in willenlose Untertanen des Jungen zurückverwandeln.

»Die Frage erübrigt sich«, bemerkte Karmina Arthamin, die dem Schott am nächsten war. »Der hohe Herr beliebt selbst zu kommen.«

»Ich bin im Beobachtungsraum zu finden!«, stieß Algonia Helgh hastig hervor und verließ fluchtartig den Raum. Ich grinste versteckt, denn die Astronomin bot einen ziemlich merkwürdigen Anblick. Wir hatten sie mit sanfter Gewalt aus Akon-Akons Gefolge losgeeist, aber ihre Bordkombination war spurlos verschwunden, und so lief sie immer noch in dem flatternden Fetzen herum, den die Frauen auf Befehl des Jungen tragen mussten. Algonia Helgh war zweiunddreißig Arkonjahre alt, trug ihr Haar entgegen der modischen Gepflogenheiten kurz und unterstrich damit die Herbheit ihres Gesichts. Zu ihr passte diese Kleidung daher besonders schlecht. Aber ich hatte sie in den letzten Tagen schätzen gelernt. Sie war ungeheuer intelligent und verfügte über einen trockenen Humor, den sie selbst in den aussichtslosesten Situationen nicht verlor.

Den Jungen hasste sie wie die Pest, und zum Davonlaufen hatte sie allen Grund: Akon-Akon hatte aus irgendeinem Grund einen Narren an ihr gefressen und machte ihr zu jedem unpassenden Zeitpunkt unzweideutige Anträge. Dass sie ihm bisher widerstanden hatte, sprach für ihre Willenskraft.

Algonia Helgh war kaum durch ein Seitenschott verschwunden, da sprang auch schon der Vorbote des nahenden Zuges zum Haupteingang herein.

»Der Herrscher naht!«, schrie er mit überschnappender Stimme und tanzte wie besessen durch den Kommandoraum. Dazu schwenkte er ein Bündel bunter Stoffstreifen durch die Luft. Die Tücher waren mit duftenden Essenzen präpariert und verströmten die verschiedensten Gerüche. Fartuloon hielt sich demonstrativ die Nase zu, und Ra verdrehte die Augen. Der Bote Akon-Akons achtete nicht darauf. Er drehte sich wie ein Kreisel um seine eigene Achse, sprang dann auf ein Instrumentenpult und breitete die Arme aus, um seine Botschaft zu verkünden.

»Macht Platz für Akon-Akon. Bereitet euch vor auf den Anblick seiner Herrlichkeit und verbannt aus euren Herzen alles Düstere, damit ihr seinen Glanz nicht mit schmutzigen Gedanken befleckt ...«

»Du wirst gleich selbst befleckt sein«, versprach Ra grimmig. »Nimm deine plumpen Füße von den Schaltknöpfen, sonst könnte es passieren, dass ein paar Sicherungen durchbrennen. Oder willst du uns Akon-Akons Herrlichkeit im Dunkeln präsentieren?«

Der junge Mann blickte den Barbaren verblüfft an, stieg von dem Pult herunter und fuhr mit seinem Monolog fort. Aber die Unterbrechung hatte ihm etwas von seinem Schwung genommen, und außerdem gingen seine Worte rasch in einem zunehmenden Getöse unter.

In der kurzen Zeit, die dem Jungen während der Suche nach einem Planeten geblieben war, hatte er es fertiggebracht, seiner »Würde« einen beeindruckenden äußeren Rahmen zu verleihen.

Eine Schar von Frauen führte den Zug an. Sie tanzten in flatternden, hemdartigen Kleidern herein, schwangen bunte Tücher um sich herum und sangen ein altes arkonidisches Kampflied. Die Begleitung lieferte die nachfolgende Kapelle.

Bis auf eine Ghad-Flöte, die einem unserer Maschinisten gehörte, gab es an Bord der ISCHTAR kein einziges Musikinstrument, aber unter Akon-Akons Einfluss waren allerlei Geräte zweckentfremdet worden. Leere Behälter verschiedener Größe, mit dünnen Fäden an einem metallenen Rahmen befestigt, bildeten ein Glockenspiel. Aus einem metergroßen Trichter drangen urwelthafte Laute, Metallplatten schlugen rasselnd und scheppernd zusammen, und das Dröhnen improvisierter Trommeln lieferte den Rhythmus zu dieser »Musik«.

Der Kapelle folgten die Leibwächter des Jungen. Es war kaum zu glauben, dass es sich bei diesen wild aussehenden Männern um zivilisierte Raumfahrer handelte.

Sie waren bis auf winzige, blutrote Lendenschurze völlig unbekleidet. Ihre Körper glänzten von den Ölen, mit denen sie sich eingerieben hatten. Bunte Farbstreifen verwandelten die Gesichter der zwanzig Männer in boshafte Grimassen. Jeder von ihnen hatte sich mit einem Speer und einem langen, leicht gebogenen Schwert bewaffnet, und um ihre Fußgelenke schlangen sich geflochtene Lederbänder, an denen kleine Glocken hingen.

Die Wächter verteilten sich schnell und schweigend und nahmen an den Wänden Aufstellung. Vor der nüchternen, technisch orientierten Umgebung dieses Raumes wirkten sie geradezu lächerlich, außerdem war ihr Auftritt völlig überflüssig. Niemand vermochte es, Akon-Akon anzugreifen. Warum also diese Demonstration?

Er ist unsicher geworden, raunte mein Extrahirn mir zu. Die Erkenntnis, nicht am vorbestimmten Ort erwacht zu sein, war ein Schock für ihn. Außerdem misstraut er vor allem dir und Fartuloon. Ihr habt zuviel Initiative bewiesen.

Von dumpfen Trommelwirbeln begleitet, hielt Akon-Akon endlich Einzug in die Zentrale. Sechs Raumfahrer trugen eine schwere, glänzende Metallplatte, in deren Mitte der Junge mit untergeschlagenen Beinen auf einem Haufen bunter Kissen saß. Seine riesigen Augen schweiften gelassen umher, sein edel geformtes Gesicht blieb völlig ausdruckslos. Auf einen kaum merkbaren Wink hin setzten die Träger die Sänfte ab. Akon-Akon erhob sich und trat auf uns zu. Vergeblich bemühte ich mich, ihn als das zu behandeln, was er war: Ein ungebetener Gast an Bord, der sich eine Menge Frechheiten herausnahm und uns bereits einmal durch seine Arroganz in direkte Gefahr gebracht hatte. Die riesigen roten Augen fingen mich ein und zwangen mich auf die Knie.

Akon-Akon war etwas kleiner als ich, hager, ohne schwächlich zu wirken, und schätzungsweise sechzehn Arkonjahre alt. Unter normalen Bedingungen hätte er in einem Kampf gegen mich keine Chance gehabt – aber die Bedingungen waren eben nicht normal. Ich war nicht einmal mehr fähig, den Kopf zu bewegen und mich nach seinen Gefährten umzusehen.

»Ihr habt eine Welt gefunden?«

Akon-Akon wandte sich an Fartuloon und mich, denn er sprach Altarkonidisch, und nur wir beide beherrschten diese Sprache. Allerdings brauchte er viele seiner Befehle nicht direkt auszusprechen und übersetzen zu lassen. Seine »Untertanen« gehorchten inzwischen so gut, dass er sie mit Blicken zu lenken vermochte. Seine Stimme drang wie durch eine Watteschicht an meine Ohren. Ich konnte nur stumm nicken.

»Wie sieht sie aus?«

»Es sind zwei Planeten«, begann ich stockend. »Wir warten auf deine Entscheidung. Du musst uns sagen, welcher von ihnen dir besser gefällt.«

»Ich möchte diese Planeten sehen!«

Ein Teil der psychisch bedingten Lähmung fiel von mir ab. Ich suchte die graphischen Darstellungen heraus und überreichte sie dem Jungen. Er warf nur einen flüchtigen Blick auf die Folien.

»Damit kann ich nichts anfangen«, protestierte er. »Gibt es keine besseren Bilder?«

»Wir sind noch zu weit entfernt.«

»Dann fliegt näher heran!«

»Die beiden Planeten befinden sich, relativ zur Sonne gesehen, an entgegengesetzten Punkten ihrer Umlaufbahn«, mischte Fartuloon sich ein. »Wir müssen uns jetzt entscheiden, welchen wir anfliegen wollen, oder wir verlieren Zeit.«

Akon-Akon wurde unsicher. Ich merkte es daran, dass ich mich freier bewegen konnte. Fartuloon blinzelte mir zu und legte wie zufällig die Hand auf sein Skarg. Ich schüttelte vorsichtig den Kopf. Die Wächter beobachteten uns argwöhnisch, und bei der ersten falschen Bewegung würde auch Akon-Akon sich wieder voll auf uns konzentrieren.

»Erkläre mir die Bedeutung dieser Zeichen«, wandte der Junge sich an mich.

Ich setzte ihm Punkt für Punkt die Unterschiede auseinander, die sich anhand der Daten für die beiden Welten ergaben. Es handelte sich um den siebenten und den achten Planeten. Nummer acht war uns am nächsten und befand sich innerhalb der Lebenszone, aber das Klima war vermutlich recht rau und unterlag starken Schwankungen. Nummer sieben schien mir für eine Landung besser geeignet zu sein, obwohl der größte Teil seiner Oberfläche von Wasser bedeckt war. Die mittleren Temperaturen lagen etwas unter Arkonnorm, waren aber erträglich. Auch die Schwerkraft war normal, soweit wir das aus dieser Entfernung beurteilen konnten.

»Gibt es auf einem der Planeten intelligente Wesen?«

Ich starrte Akon-Akon entgeistert an, dann fiel mir wieder ein, dass der Junge von Dingen dieser Art so gut wie nichts verstand.

»Wir können diese Frage jetzt noch nicht beantworten«, erklärte ich ihm. »Intelligenz lässt sich mit der Fernortung nicht messen. Wenn wir näher heran sind, können wir vielleicht Spuren einer Besiedlung optisch ausmachen, aber wenn es dort Wilde gibt, die sich auf den Bau von Laubhütten beschränken, werden wir sie erst dann kennen lernen, wenn wir ihnen gegenüberstehen.«

»Das ist schlecht«, bemerkte der Junge von Perpandron gelassen, legte die Folien auf eine Konsole und kletterte wieder auf seine Sänfte. Er machte es sich auf den Kissen bequem und ließ sich dann zu weiteren Befehlen herab.

»Ihr werdet den günstigsten der beiden Planeten ansteuern. Es liegt in eurem eigenen Interesse, keine Fehler zu machen, denn ihr selbst werdet schließlich darunter leiden müssen. Benachrichtigt mich, wenn wir uns der neuen Welt so weit genähert haben, dass ich sie betrachten kann.«

Die Träger wuchteten die Metallplatte in die Höhe und trugen Akon-Akon hinaus. Die Leibwächter marschierten würdevoll hinterher, dann machte die Kapelle ihre Runde, und der letzte, der von dem Gefolge des Jungen schließlich noch übrigblieb, war der junge Arkonide mit den duftenden Tüchern. Er stand neben dem Schott und schien nicht recht zu wissen, was er jetzt tun sollte. Ra, der sehr stark unter dem demütigenden Gefühl litt, wie ein Sklave behandelt zu werden, ging langsam auf ihn zu, betrachtete ihn von oben bis unten, schnupperte an den Tüchern und ließ sich plötzlich auf den Boden fallen.

»Bote des Herrschers!«, winselte er, tastete nach dem rechten Bein des Arkoniden und zwang den Raumfahrer, ihm den Fuß auf die Schulter zu setzen. Verblüfft sah der »Herold« auf den demütig vor ihm kauernden Barbaren hinab.

»Bist du jetzt auch übergeschnappt?«, fragte Vorry interessiert.

Ra lachte übermütig und richtete sich abrupt auf. Der Bote Akon-Akons flog in einem fast perfekten Salto rücklings durch das geöffnete Schott.

»Guten Flug«, knurrte Ra grinsend. »Und die allerbesten Grüße an den Herrn der Welten!«

»Das war nicht nötig«, bemerkte ich, als der Bote davongeschlichen war. »Der arme Kerl kann schließlich nichts dafür. Er wird von Akon-Akon beeinflusst, genau wie wir auch.«

»Unsinn!«, brummte Ra. Seine gute Laune war verflogen. »Ein paar von den Kerlen spielen sehr gerne mit. Hast du das noch nicht gemerkt?«

Ich schwieg bedrückt. Ra hatte den wunden Punkt getroffen. Ich machte mir große Sorgen um die Mannschaft der ISCHTAR. Es schien wirklich so, als wären einige von unseren Leuten voll auf den Kurs des Jungen eingeschwenkt. Die Hingabe, mit der sie diesen rätselhaften Fremden bedienten, ließ sich nicht mehr nur mit Akon-Akons unheimlichen Fähigkeiten begründen. Es steckte mehr dahinter.

»Ist er weg?«

Algonia Helgh betrat vorsichtig den Raum und sah sich nach allen Seiten um. Dann erst erkundigte sie sich nach den Ereignissen während des Besuchs.

»Er hat uns also die Wahl gelassen«, meinte sie. »Wenn es nach mir ginge, würden wir Nummer acht ansteuern. Am besten einen der Pole. Wenn ihm die Zähne klappern und die Finger frieren, wird er seine Arroganz schon vergessen!«

Fartuloon schüttelte den Kopf.

»Der nicht. Er wird uns eher zu Eisklumpen erstarren lassen, als selbst auch nur die leiseste Erkältung in Kauf zu nehmen. Atlan, was gedenkst du zu tun?«

Ich war der Kommandant dieses Schiffes, auf dem sich gut sechshundert Personen aufhielten. Zugegeben, Algonias Vorschlag hatte seine Reize, aber das Risiko, dass nicht Akon-Akon der Leidtragende wäre, war mir zu groß.

»Nummer acht«, entschied ich, »fällt aus. Wir steuern die Wasserwelt an.«

Wir gingen an unsere Plätze, und wieder einmal wunderte ich mich darüber, dass wir es tatsächlich schafften, mit den wenigen Leuten, die Akon-Akon uns zur Verfügung gestellt hatte, dieses Raumschiff zu beherrschen – dies allerdings nur in technischer Hinsicht. Wir brachten die ISCHTAR auf eine elliptische Bahn, die uns mit relativ geringem Energieverbrauch an den Planeten heranbringen musste. Wir befanden uns in einem von dicht stehenden Riesensonnen geprägten Abschnitt der Galaxis, über dessen Position wir bisher nur Vermutungen anstellen konnten, wussten also nicht, was uns erwartete.

Zerbrich dir darüber nicht den Kopf, empfahl das Extrahirn. Deine nächste Zukunft wird nicht durch die Energiereserven des Raumschiffs geprägt, sondern von Akon-Akon bestimmt. Du musst ihn unschädlich machen!

Das weiß ich auch, dachte ich ärgerlich zurück. Kannst du mir auch verraten, wie ich das anstellen soll?

Das Extrahirn schwieg.

 

*

 

Da wir mehrere Stunden brauchten, um den Planeten zu erreichen, benutzte ich diese einigermaßen ereignislose Zeit dazu, uns allen wenigstens eine kurze Pause zu verschaffen. Ich konnte mich kaum noch daran erinnern, wann ich das letzte Mal geschlafen hatte, und den anderen ging es nicht viel besser. Fartuloon protestierte zwar, als ich ihn für die erste Freiwache einteilte, aber das half ihm wenig. Vorry blieb bei mir – das Tonnenwesen brauchte nur wenig Schlaf.

»Ob es auf dem Planeten auch genug Eisen gibt?«, erkundigte er sich besorgt. »Ich habe einen Bärenhunger. Eigentlich könntest du mir als altem Freund wenigstens ein Gleiterchen servieren!«

Ich musterte schläfrig die Kontrollen. Es war alles in Ordnung.

»Du bist und bleibst ein Vielfraß«, murmelte ich. »Aber wie wäre es, wenn du deinen Hunger nutzbringend anwendest und Akon-Akons Kabinenwände anknabberst?«

»Ich wüsste nicht, was ich lieber täte. Leider geht es nicht. Einer von seinen Leibwächtern hat mir vorhin sein Schwert wie einen Köder vor die Nase gehalten, und ich hätte so gerne zugeschnappt, aber ich konnte es nicht. Was wirst du tun, wenn wir auf dem Planeten gelandet sind?«

»Ich weiß es nicht. Vielleicht sollte man ihn in die Schleuse stellen und ihm von hinten einen Tritt geben. Und dann – Alarmstart. Aber das sind Wunschträume.«

»Ein Roboter wäre seinem Einfluss nicht unterworfen. Ich hasse es, wenn Grundnahrungsmittel verschwendet werden, aber in diesem Falle heiligt der Zweck die Mittel.«

»Ich habe versucht, eine Maschine so zu programmieren, dass sie den Jungen betäubt«, seufzte ich. »Und ich habe es nicht fertiggebracht. Es sieht so aus, als müssten wir uns mit Akon-Akon noch einige Zeit abfinden.«