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Nr. 75

 

Der Gefangene und der Doppelgänger

 

Unter Gangstern, Killern und Agenten – Psychopoker auf dem Planetoiden der UHB

 

von Ernst Vlcek

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Anfang November des Jahres 2841. Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit voller Gefahren und Überraschungen.

Mit einer solchen Überraschung werden die USO und ihre Staragenten Ronald Tekener und Sinclair M. Kennon konfrontiert.

»Tek« und »Ken«, die bislang unangefochten unter ihrer Deckadresse als Chefs der UHB, der »Unabhängigen Hilfsinstitution für Bedrängte«, ihr eigenes kleines Sonnensystem regiert haben, bekommen es mit Verbrechern zu tun, die Tekener in seinem eigenen Herrschaftsbereich zum Gefangenen machen.

Der Aktivatorträger, der sich bisher in Hunderten von schwierigen Einsätzen brillant geschlagen und in seiner wildbewegten Karriere eigentlich nie versagt hat, wird auch noch als USO-Agent entlarvt und durch einen Doppelgänger ersetzt.

Aber die Verbrecher, in deren Gewahrsam sich Tekener befindet, sind gezwungen, das Tekener-Double immer mehr in den Vordergrund zu spielen. Sie brauchen Informationen des echten Tekener – und damit beginnt das Psychopoker: DER GEFANGENE UND SEIN DOPPELGÄNGER ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Ronald Tekener – Ein Gefangener in seinem eigenen Herrschaftsbereich.

Matur Penetschky – Tekeners Double gibt eine »Vorstellung«.

Minart Kadebku – Ein Buchhalter auf Abwegen.

Corco Bennary – Geheimdienstchef der Tarey-Bruderschaft.

Podor Radelung und Fruid Sentela – Ein Intrigant und ein Killer.

Hatkor Moromat – Chef der Intern-Polizei von Satisfy.

1.

 

Tekener

Es gibt keine schrecklichere Todesart, als hilflos dazuliegen und langsam dahinzusiechen.

Ich habe das Schicksal, weiß Gott, oft genug herausgefordert und war mir immer klar darüber, dass es mir an den Kragen gehen könnte.

Aber es ist etwas anderes, ob man die Gefahr sucht und dabei dem Sensenmann gegenübersteht, oder ob man bewegungsunfähig ist und sich gegen den kalten Griff der Knochenhand nicht wehren kann.

Welche Galgenfrist hatte ich noch? Eine Stunde oder einige Minuten? Oder waren die 62 Stunden bereits in wenigen Sekunden abgelaufen?

Der einzige Gedanke, der klar und deutlich immer wiederkehrte, war, dass jeden Augenblick der explosive Zellverfall meines Körpers einsetzen konnte, wenn mir Phoras von Chatron nicht rechtzeitig meinen Zellaktivator zurückgab.

Phoras von Chatron?

Aber nein, der Akone war der Besitzer der »Bank für galaktische Freundschaftswerbung«. Er hatte den Plan, mich auszuschalten und einen Doppelgänger an meine Stelle zu setzen, um die UHB um einige Milliarden Solar zu erleichtern, ausgetüftelt. Er war es gewesen, der mich überrumpelte und mich in den tief unter der Oberfläche von Satisfy liegenden Tresorräumen seiner Bank festhielt.

Aber Phoras von Chatron war nicht mehr. Er wurde getötet, als sich meine Bewacher eine minimale Blöße gaben.

Ja, so war es.

Ich durfte die Begriffe nicht durcheinanderbringen. Den Zellaktivator trug das Double, das an meiner Stelle die Leitung der UHB übernommen hatte. Wie war noch sein wirklicher Name? Matur Penetschky. Ja, Matur Penetschky. Ein kleiner Fisch, ein erbärmlicher Halunke, der auf Terra als Makler beschäftigt gewesen war und eines Tages wahrscheinlich alten Damen Geldbörsen gestohlen hätte, wenn er nicht diesem Minart Kadebku über den Weg gelaufen wäre.

Minart Kadebku war der eigentliche Kopf der Gang. Als geprüfter Positronik-Buchhalter hatte er früher bei mir in der »Unabhängigen Hilfsinstitution für Bedrängte« gearbeitet, bevor er sich mit Phoras von Chatron zusammentat. Er war es auch, der Matur Penetschky aufgestöbert und dessen frappierende Ähnlichkeit mit mir erkannt hatte. Penetschky musste nur noch entsprechend hergerichtet werden, um meine Rolle übernehmen zu können. Als es dann soweit war, hatte mir das Gaunertrio in Phoras von Chatrons Bank eine Falle gestellt – und ich war wie ein Anfänger hineingetappt.

Jetzt hatte ich die Bescherung.

Dabei ging es nicht mehr um die Milliarden, die Kadebku und Penetschky aus der Kasse der UHB in ihre eigenen Taschen abzweigen wollten.

Es ging um das größte und bestgehütete Geheimnis der USO!

Denn es konnte nicht ausbleiben, dass die beiden Gangster, denen es eigentlich nur ums Geld ging, dahinterkamen, dass die UHB nichts anderes war als eine Tarnorganisation der USO.

Jetzt wussten die beiden Bescheid und schmiedeten Pläne, wie sie ihr Wissen galaktopolitisch auswerten konnten. Es war nun nicht mehr Geld allein im Spiel, sondern vor allem Macht. Minart Kadebku, diese Ratte, spielte mit dem Gedanken, das durch Zufall entdeckte Geheimnis der USO an eine interessierte galaktische Macht zu verkaufen ...

In meinen Ohren war ein Rauschen, das die Stimmen übertönte, die manchmal wie von Ferne zu mir drangen. Ich konnte nicht verstehen, was die Stimmen sprachen, obwohl ich mein Gehör anstrengte. Und obwohl ich die Augen weit aufriss, kannte ich nicht erkennen, wer die Sprecher waren. Ich nahm meine Umgebung nur noch verschwommen wahr ... die kahlen Wände der Vorhalle, das irisierende Spiel des Energiegitters, hinter dem ich gefangen war – Schatten ...

Stimmen!

Ich musste erfahren, was sie sprachen – und wenn es das Letzte war, das ich vor meinem Tode wahrnahm. War nicht eben der Name Marcor Tulaire gefallen? Marcor Tulaire war der Kurier Atlans, der mich schon seit Jahren kannte und meinen Doppelgänger unbedingt durchschaut haben musste.

Was war aus dem Kurier geworden? War ihm die Flucht geglückt? Hatte er das falsche Spiel des Doppelgängers durchkreuzt und seine Erkenntnis an Quinto-Center weitergegeben?

Diese Fragen quälten mich plötzlich noch mehr als mein ungewisses Schicksal. Ich versuchte, mich von dem primitiven Lager zu erheben, auf dem ich schon seit einer Ewigkeit bewegungslos dalag. Aber ich hatte nicht mehr die Kraft. Meine Hände krallten sich an dem Rand meiner Schlafstätte fest ... dabei kam die Uhr in mein Blickfeld, die man mir gegeben hatte, damit ich immer sehen konnte, wann meine 62-Stunden-Frist abgelaufen war.

Im Augenblick konnte ich die Zeit nicht vom Zifferblatt ablesen. Mir würde schwarz vor den Augen, in meinem Geist begann sich das Gedankenkarussell immer schneller zu drehen – immer im Kreise und um einen Namen: Marcor Tulaire!

Er war der einzige, der Atlan davon unterrichten konnte, was auf Satisfy gespielt wurde. Hoffentlich hatte er meinen Doppelgänger entlarvt ...

Eines meiner Lider wurde gewaltsam in die Höhe gehoben. Ich starrte auf das verschwommene Oval eines Gesichts.

»Ich glaube, ich bin gerade in letzter Sekunde gekommen«, sagte das Gesicht mit hohler Stimme. »Oder haben Sie schon befürchtet, ich würde Ihnen Ihren Zellaktivator nicht mehr leihen, Tekener?«

Die Umrisse des Gesichtes klärten sich, und ich erkannte, dass es meine Züge trug.

»Für die nächsten fünfzehn Stunden dürfen Sie den Zellaktivator bei sich tragen«, sagte mein Doppelgänger wieder, »damit Sie zu Kräften kommen. Danach werden wir weitersehen. Vielleicht sind wir nach der fünfzehnstündigen Aufladungszeit aller unserer Sorgen enthoben.«

Ich wollte fluchen, aber über meine Lippen kam nur ein Röcheln. Fünfzehn Stunden waren die mindeste Zeitspanne, die ich den Zellaktivator tragen musste, um meine normale körperliche Konstitution zurückzubekommen. Das wusste auch Matur Penetschky. Aber ich plante schon jetzt, diese Frist mit allen mir zur Verfügung stehenden Mitteln und unter Anwendung aller Tricks zu verlängern. Nur wenn ich im Besitz des Zellaktivators war, konnte ich mit vollem Einsatz kämpfen!

»Wissen Sie eigentlich, dass wir bereits den 8. November schreiben, Tekener?«, fragte Matur Penetschky mit meiner Stimme. »Morgen erwarten wir eine hochgestellte Persönlichkeit, durch deren Unterstützung wir bald aller unserer Sorgen enthoben sein werden.«

Ich starrte das Gesicht an, das mein eigenes war. Und wieder verfluchte ich diesen kleinen Angestellten eines Schiffsmaklerbüros, der es durch seine Mithilfe erreichte, die USO, die größte und mächtigste Organisation dieser Art, in den Grundfesten zu erschüttern.

»Ich bleibe in Ihrer Nähe, Tekener«, sagte mein Doppelgänger, als würde er mir damit Trost spenden.

Er verschwand aus meinem Gesichtskreis und damit aus meinen Gedanken. Ich spürte, wie ich müde wurde – die vorangegangenen Strapazen, bedingt durch den Entzug des Zellaktivators, hatten mich zuviel Substanz gekostet. Das machte sich jetzt bemerkbar.

Aber bevor sich die Schwärze über meinen Geist senkte, tauchte ein Datum auf: 8. November. Das war heute! Was hatte es damit nur auf sich? Ich wusste es nicht. Aber ich hoffte, dass es mir noch rechtzeitig einfallen würde. Es schien, als handle es sich um etwas von Wichtigkeit ...

2.

 

Beim Erwachen fühlte ich mich so wohlig wie in den Armen einer Frau; als brauchte ich nur die Finger zu rühren, um über sanfte Haut zu streicheln.

Welch ein Gedanke in meiner Situation!

Aber er erweckte Assoziationen in mir, die mich lächeln ließen. Wie würde Matur Penetschky meinen Verpflichtungen dem weiblichen Geschlecht gegenüber nachkommen, die ich meines Rufes wegen nun einmal hatte? Vielleicht war das ein Punkt, an dem ich einhaken konnte.

Der Zellaktivator hatte bereits Wirkung gezeigt, obwohl ich ihn erst sieben Stunden am Körper trug. Ich fühlte mich kräftig genug, um mein Lager verlassen zu können, und ich war in der Lage, klare und zusammenhängende Gedanken zu fassen. Aber eben weil ich wieder klar denken konnte, ließ ich mir nichts von meiner guten Verfassung anmerken.

Ich wollte den Zellaktivator nicht nach der fünfzehnstündigen Aufladungszeit wieder ablegen müssen. Deshalb täuschte ich immer noch Schwäche vor, wälzte mich wie im Delirium auf meinem Lager hin und her, stammelte wie im Fieber. Dabei waren meine Sinne jedoch hellwach.

»Es beunruhigt mich, dass sich sein Zustand noch nicht wesentlich gebessert hat«, hörte ich jemanden von ganz nahe sagen. Ich erkannte die Stimme Minart Kadebkus. »Sind Sie sicher, dass Sie ihm den Zellaktivator nicht nach der zweiundsechzigstündigen Toleranzzeit umgehängt haben?«

Jemand lachte.

»Absolut sicher«, hörte ich Matur Penetschky sagen. »Wäre das nämlich nicht der Fall, dann hätte der explosive Zellzerfall längst eingesetzt, und Tekener wäre nicht mehr am Leben. Nein, er hat seinen Zellaktivator rechtzeitig bekommen. Es kann nur sein, dass er ihn diesmal länger als fünfzehn Stunden benötigt, um wieder auf die Beine zu kommen.«

Bravo, Penetschky, das war genau das, worauf ich abzielte!

Durch die schmalen Augenschlitze sah ich die beiden kaum zehn Meter von mir entfernt. Sie waren bewaffnet, und ihre Hände befanden sich nahe dem Strahler. Es wäre sinnlos gewesen, sie zu überwältigen zu versuchen. Seit ich Phoras von Chatron überrumpelt hatte, waren sie auf der Hut, selbst jetzt, da sie überzeugt waren, dass ich nicht in der Lage wäre, mich von meinem Lager zu erheben.

»Kommen Sie ihm nicht zu nahe!«, warnte Kadebku, als mein Doppelgänger einen Schritt in meine Richtung machte.

Penetschky winkte ab, blieb aber trotzdem stehen.

»Ich wollte mich nur vergewissern, ob er ansprechbar ist«, sagte mein Doppelgänger. »Ich brauche Informationen von ihm, um meine Rolle fehlerlos weiterspielen zu können.«

»Sie haben bisher schon genug Fehler gemacht«, sagte Kadebku. »Viel zu viele Fehler, Penetschky. Ich erinnere Sie nur an den USO-Kurier Marcor Tulaire ...«

»Das war nicht meine Schuld!«, verteidigte sich mein Doppelgänger.

»So?«

»Jawohl, Sie hätten mich besser vorbereiten sollen!«

»Wie denn, da wir keine Ahnung hatten, dass die UHB nur eine Tarnorganisation der USO ist«, sagte Kadebku. »Unter anderen Umständen hätten Sie ihre Rolle nur für wenige Tage spielen müssen. Wir konnten nicht ahnen, dass sich die Dinge derart entwickeln würden. Wir sitzen alle auf einem Pulverfass und müssen nun verhindern, dass die Lunte gezündet wird. Aber ich fürchte, dass Sie nicht die nötigen Nerven haben, um sich den Gegebenheiten anzupassen. Bevor Sie sich mit dem USO-Kurier trafen, hätten Sie sich besser über die Verhältnisse informieren müssen.«

»Sie glauben doch nicht, dass Tekener freiwillig erzählt hätte, in welcher Beziehung er zu diesem Tulaire steht«, entgegnete mein Doppelgänger. »Im Gegenteil, er hat uns absichtlich in die Irre geführt. Sie können mich nicht dafür verantwortlich machen.«

»Stimmt«, musste Kadebku zugeben. »Aber ich kreide Ihnen zumindest an, dass Sie sich bei der Gegenüberstellung ungeschickt angestellt haben, Sie waren nicht in der Lage, sich den neuen Gegebenheiten anzupassen. Ich sagte schon, dass Sie zu schwache Nerven besitzen.«

»Ich bin kein Übermensch!«

»Ich weiß, Penetschky, ich weiß.«

»Was soll das heißen!«

»Lassen wir das«, sagte Kadebku. »Warum sollen wir uns streiten, zumal die Sache noch einmal gut ausgegangen ist. Zum Glück ist mir aufgefallen, dass Tulaire Sie entlarvt hat und beabsichtigte, die USO zu informieren.«

»Was wollen Sie? Als Sie mich davon unterrichteten, habe ich sofort gehandelt«, rief Penetschky erregt. »Ich habe in Tekeners Namen Tulaire als Schwerverbrecher hingestellt und ihn von der Intern-Polizei jagen lassen. Niemand schöpfte Verdacht. Und schließlich wurde Tulaire erledigt, bevor er einen Funkspruch an die USO absetzen konnte. Ich habe alle meine Möglichkeiten als Ronald Tekener eingesetzt!«

In meinem Magen krampfte sich alles zusammen, als ich hörte, was aus Tuly geworden war. Meine eigenen Leute hatten ihn wie einen Massenmörder gejagt, weil mein Doppelgänger den Befehl dazu gegeben hatte. Armer Tuly, er stand von Anfang an auf verlorenem Posten. Die Initiative eines einzelnen war eben nicht ausreichend, die Pläne der Gangster verhindern zu können. Sie saßen ganz einfach am längeren Hebel. Tuly hatte nicht die geringste Chance gehabt, als Penetschky die Intern-Polizei Jagd auf ihn machen ließ – der Chef meiner Ordnungstruppe, der Epsaler Hatkor Moromat verstand sein Handwerk zu gut. Wahrscheinlich wäre alles anders gekommen, wenn Moromat darüber informiert gewesen wäre, dass wir für die USO tätig sind. Aber so wusste er über Tulaires Aufgaben einfach nicht Bescheid ...

Es hatte keinen Sinn mehr, über diesen missglückten Schachzug zu jammern. Was geschehen war, konnte dadurch nicht mehr rückgängig gemacht werden. Ich musste mit verstärktem Einsatz den Psychokampf weiterführen. Nur so konnte ich hoffen, meinem Doppelgänger eine Falle zu stellen, die ihm – und damit auch Kadebku – das Genick brechen würde. Es gab noch genügend Punkte, an denen ich einhaken konnte. Penetschky musste sich früher oder später eine Blöße geben. Vielleicht war es schon heute soweit. Wenn er an diesem 8. November die längst fällige Galavorstellung mit antiken Waffen aus meiner Sammlung gab ...

Plötzlich wusste ich wieder, was am heutigen Tag so Besonderes war!

Kadebkus Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

»Wir können von Glück sagen, dass Phoras von Chatron beseitigt ist«, sagte der Positronik-Buchhalter. »Unter der Führung des Akonen wäre uns dieses Unternehmen unweigerlich über den Kopf gewachsen. Aber durch seinen Tod habe ich freie Hand erhalten und konnte Vorsorge treffen, dass wir starke Verbündete bekommen.«

»Wer ist denn dieser geheimnisvolle Mittelsmann, von dem Sie sich so viel versprechen?«, fragte Penetschky.

»Zügeln Sie Ihre Neugierde bis morgen, dann werden Sie ihn kennen lernen«, sagte Kadebku ausweichend.

Da war er schon wieder, dieser geheimnisvolle dritte Mann, den der kleine Buchhalter ins Spiel bringen wollte. Ich hatte mir den Kopf darüber zerbrochen, um wen es sich handeln konnte, aber Kadebku hatte mir nicht genügend Anhaltspunkte geliefert. Für mich stand es trotzdem fest, dass es sich nur um den Vertreter eines der Sternenbünde handeln konnte, die dem Solaren Imperium und damit der USO nicht gerade freundlich gesinnt waren.

Es wurde Zeit für mich, dass ich die Fallen für meinen Doppelgänger auslegte.

Ich erhob mich halb von meinem Lager und sagte mit schwacher Stimme, in die ich all meine Verachtung legte, deren ich fähig war:

»Heute geht es Ihnen an den Kragen, Penetschky!«

3.

 

Die beiden Männer wirbelten fast gleichzeitig herum und griffen nach ihren Waffen. Matur Penetschky machte Anstalten, sich auf die Schalttafel zu stürzen, um notfalls das Energiegitter zu errichten, das mich hermetisch vom übrigen Raum abriegeln sollte.

Aber ich gab ihnen keinen Grund, in Panik zu geraten. Ich täuschte so echt eine körperliche Schwäche vor, dass sie sich schnell wieder entspannten. Dennoch waren sie auf der Hut, denn sie schalteten ihre Individualschutzschirme ein.

Ich tat, als koste es mich alle Mühe, ein verächtliches Lachen von mir zu geben.

»Ich erkenne immer mehr, dass ihr nichts weiter als kleine, miese Ganoven seid«, sagte ich und holte geräuschvoll Atem. »Ich habe noch nicht mal die Kraft, eine Fliege zwischen den Fingern zu zerdrücken, aber ihr zittert wie Espenlaub, wenn ihr meine Stimme hört.«

Während ich sprach, hatte der kaum 1,60 Meter große Kadebku meinen Doppelgänger weiter von mir fortgedrängt. Jetzt ging er zur Schalttafel und aktivierte die Energiebarriere um mich.

Als er sich mir zuwandte, lag ein feines Lächeln auf seinem gutgeschnittenen, männlich-schönen Gesicht. Er richtete sich mit einer fahrigen Handbewegung das Stirnband, das sein graues, schulterlanges Haar zusammenhielt, und sagte:

»Ich war schon immer der Meinung, dass Sie zu den gefährlichsten Männern der Galaxis zählen, Tekener. Deshalb kann ich es mir nicht hoch genug anrechnen, dass es mir gelang, Sie zu überlisten. Wenn ich aus Ihrem Mund höre, dass ich ein Feigling bin, dann kann es mich nicht beleidigen. Ich weiß, was für ein Coup uns gelungen ist.«

»Lange werden Sie sich nicht mehr dieses Erfolges erfreuen können«, sagte ich überzeugt. »Nicht, wenn dieses Stehaufmännchen weiterhin meine Rolle spielen soll.«

»Mir ist ganz klar, dass Penetschky manchmal, überfordert ist«, entgegnete Kadebku ruhig. »Aber er wird solange aushalten, wie es nötig ist.«

Ich legte mich stöhnend auf mein Lager zurück und sagte dann:

»Ich kann das nur so auslegen, dass Sie das Unternehmen innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden abbrechen wollen. Denn länger wird sich Penetschky nicht mehr halten können.«

»Sie versuchen mit recht billigen Mitteln, uns zu verunsichern, Tekener«, meinte Kadebku.

Und Penetschky rief mir zu:

»Ich behaupte meine Position schon seit fast einer Woche, und abgesehen von einigen unbedeutenden Zwischenfällen, hat es keine Panne gegeben.«

»Einer dieser unbedeutenden Zwischenfälle wird Ihnen das Genick brechen«, behauptete ich. »Sie glauben, sich in Ihre Rolle hineingelebt zu haben, dabei beachten Sie nicht einmal meine einfachsten persönlichen Gewohnheiten.«

Kadebku kniff die Augen zu schmalen Schlitzen zusammen, dabei traten seine Backenknochen noch weiter hervor.

»Spielen Sie auf etwas Bestimmtes an, Tekener?«