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Nr. 69

 

Die Höhlen der Floggs

 

Jagd nach der Unsterblichkeit – ein uraltes Volk gibt Rätsel auf

 

von H. G. Ewers

 

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Auf Terra, den Welten des Solaren Imperiums und den Stützpunkten der United Stars Organisation schreibt man Anfang September des Jahres 2841.

Dieses 29. Jahrhundert ist eine Zeit, in der die solare Menschheit oder die Menschheit von den Welten der ersten Siedlungswelle wieder nach den Sternen greift und sich weiter im All ausbreitet. Es ist eine Zeit der großen Erfolge und großen Leistungen – es ist aber auch eine Zeit voller Gefahren und unerwarteter Entwicklungen.

Eine solche unerwartete Entwicklung für das Solare Imperium setzte auf der Paradieswelt Poloa Hoa ein, die eigens für die Aufnahme von Angehörigen der Solaren Flotte, die ihr Pensionsalter erreicht haben, eingerichtet wurde.

Aber viele Bewohner Poloa Hoas sind unzufrieden, obwohl ihre Lebensumstände nach galaktischem Standard die denkbar besten sind. Und so haben, von einem Demagogen angestachelt, 5000 Pensionäre ein nagelneues Superschlachtschiff der Solaren Flotte gekapert und sind damit ins All gestartet.

Jetzt lässt Lordadmiral Atlan das »Kampfschiff der Alten« jagen, und der Weg der Jäger führt in DIE HÖHLEN DER FLOGGS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral geht auf Verbrecherjagd.

Koet Peranat – Kommandant eines geraubten Schiffes.

Krish Palony und Firell Kytubashe – Peranats »Gäste« an Bord der HYPERION-DELTA.

Teike Bisoltry – Admiral der USO.

Chu Hsi – Ein Fremdintelligenzen-Kontakter.

S'in-ta und L'on-ta – Eingeborene des Planeten Petronia.

1.

 

Lordadmiral Atlan stand in der Beobachtungskuppel der geheimen USO-Station CRO-T 14 und blickte auf das Sternengewimmel der galaktischen Eastside.

Der Arkonide war allein. Er hatte die relative Einsamkeit gesucht, um sich für kurze Zeit wieder als Mensch fühlen zu können. Die vorangegangenen Tage waren mit hektischen Aktionen, Planungen, Berechnungen und Diskussionen ausgefüllt gewesen.

Atlan spürte am kraftvollen Pulsieren seines Zellaktivators, dass das Gerät intensiv arbeitete, um die physischen Auswirkungen der von keinem Schlaf unterbrochenen Anspannungen zu kompensieren.

Die psychische Stressbelastung vermochte der Zellaktivator allerdings nur in begrenzten Umfang und nur indirekt zu kompensieren. Doch in dieser Hinsicht konnte Atlan sich selbst helfen. Der direkte Blick durch die Panzertroplonwandung der Beobachtungskuppel auf die Sterne der Galaxis half ihm, sich zu entspannen – und die in vielen Jahrtausenden gesammelten Erfahrungen waren dabei ein außerordentlich nützlicher Faktor.

Der Lordadmiral hütete sich jedoch davor, sich in die Erlebnisse früherer Zeitalter hineinzuversetzen. Das hätte die Gefahr des Erzählzwanges in Form einer wachtraumhaften Erlebniswiederholung heraufbeschworen.

Nach einiger Zeit merkte Atlan, dass er sich psychisch entspannte. Seine alte Gelassenheit kehrte zurück. Er setzte sich in einen der bequemen Schalensessel und beschäftigte sich wieder total entkrampft mit der Lage, die durch die Rebellion der Pensionäre und die Erbeutung des neuartigen Superschlachtschiffes HYPERION-DELTA durch fünftausend Rebellen unter der Führung des Ex-Obersten Koet Peranat entstanden war.

Erneut fühlte Lordadmiral Atlan Abscheu gegenüber der brutalen Handlungsweise der Rebellen. Koet Peranat und seine Leute hatten bis zu ihrer Pensionierung, die im Alter von hundertzwanzig Erdjahren erfolgte, der Menschheit und der Solaren Flotte treu gedient. Sie waren human erzogen und zu human handelnden Offizieren ausgebildet worden. Dennoch hatten sie vor kurzer Zeit skrupellos gemordet.

Sie waren zu Verbrechern geworden.

Der Arkonide seufzte, dann aktivierte er seinen Armbandtelekom und sagte:

»Hier spricht Atlan. Admiral Leen, bitte kommen Sie in die Beobachtungskuppel!«

Das Gerät gab ein kaum hörbares Pfeifen von sich, dann sagte eine kraftvolle Stimme:

»Hier Leen. Ich komme sofort, Lordadmiral.«

Kurz darauf öffnete sich eine Wand der Antigravsäule. Ein etwa 1,90 Meter großer, breitschultriger Mann betrat die Beobachtungskuppel. Seine Bordkombination trug die Kennummer, den Namen und das Symbol eines Admirals der USO.

Admiral Howak Leen salutierte flüchtig.

Atlan schwenkte mit seinem Schalensessel herum und bedeutete dem Admiral, in einem anderen Schalensessel Platz zu nehmen. Wohlwollend musterte er den Oxtorner, der sich kaum von einem erdgeborenen Menschen unterschied. Seine Haut war hellbraun mit einem schwachen öligen Schimmer, außer den dicken schwarzen Augenbrauen war sein Kopf völlig haarlos.

Howak Leen erwiderte Atlans Blick mit gelassener Aufmerksamkeit und ohne ein Zeichen von Ungeduld.

Nach einiger Zeit lächelte der Arkonide flüchtig, dann erklärte er:

»Ich habe entschieden, dass wir trotz der hohen Wahrscheinlichkeit eines Ablenkungsmanövers die vier so genannten Peranat-Planeten untersuchen und überwachen lassen. Sagen Sie mir bitte Ihre Meinung dazu, Admiral Leen.«

Howak Leen erwiderte ohne Umschweife:

»Ich halte Ihre Entscheidung für richtig, Lordadmiral. Trotz aller Zweifel besteht die Möglichkeit, dass auf einem der vier Planeten das Geheimnis der Langlebigkeit verborgen ist. Koet Peranat ist ein gerissener Fuchs, der seine Züge und die seiner Gegner in der Art eines Tridi-Schachprofis weit vorausplant. Es könnte sein, dass es seine Absicht ist, uns von den Peranat-Welten fernzuhalten, indem er uns glauben zu machen versucht, er hätte dort nur irreführende Spuren gelegt.«

Atlan nickte.

»Das traue ich Peranat zu, Admiral.« Er kniff die Augen zusammen. »Falls Ihre Vermutung zutrifft, würde das auch erklären, warum diesem gerissenen und mit allen Wassern gewaschenen Verbrecher mit dem Tod von Leutnant Hoyn Taihu ein scheinbar grober Fehler unterlief.«

Er stand auf, wartete, bis Admiral Howak Leen ebenfalls stand, und befahl dann:

»Lassen Sie per Hyperkom hochwertig verschlüsselte Alpha-Befehle an das 21. und 22. sowie das 38. und 39. Kreuzergeschwader durchgeben. Die vier Verbände sollen sich so schnell wie möglich beim Sonnenleuchtfeuer Cohinon einfinden und dort Warteposition beziehen!«

»Ja, Sir!«

Leens Blick richtete sich unwillkürlich auf einen besonders stark strahlenden roten Stern, der sich vor dem Hintergrund der übrigen Sterne abhob. Es war der rote Riesenstern mit der geheimen USO-Tarnbezeichnung Cohinon.

Howak Leen grüßte und verließ die Beobachtungskuppel.

 

*

 

Major Professor Dr. Chu Hsi, Fremdintelligenzen-Kontakter des 38. Kreuzergeschwaders der USO, hatte seinen Vortrag über neue Methoden der Kontaktaufnahme mit unbekannten Intelligenzen gerade beendet und wollte zur Diskussion überleiten, als er von intervallartigen Pfeifsignalen unterbrochen wurde.

»Alle Mann auf die Stationen!«, rief Admiral Bisoltry, der sich den Vortrag ebenfalls angehört hatte. Die Stimme des schwergewichtigen Epsalers übertönte die Pfeifsignale mühelos.

Chu Hsi runzelte verärgert die Stirn. Passiv beobachtete er, wie seine Zuhörer – Offiziere und Soldaten aus allen elf Leichten Kreuzern des Verbandes – zu den Ausgängen drängten.

Als ein untersetzter gelbhäutiger Oberst mit mächtigem Schnurrbart sich an ihm vorbeizwängen wollte, hielt Chu ihn am Waffengurt und fragte:

»Eine Frage, Oberst Shigeize! Ist das eine Übung oder nicht?«

Taran Shigeize, Erster Offizier des Flaggschiffes SIAM, blickte den Major wütend an.

»Ich habe keine Ahnung, Chu. Lassen Sie mich los!«

Chu Hsi löste seinen Griff.

»Ja, Sir«, sagte er verwirrt.

Er wartete, bis alle seine Zuhörer den Vortragsraum verlassen hatten, dann ging er auch. Seine Wissbegier trieb ihn dazu, die. Hauptzentrale aufzusuchen. Als Spitzenwissenschaftler genoss er gewisse Vorrechte, und als Fremdintelligenzen-Kontakter war er keiner bestimmten Station zugeteilt.

Während er auf einem Transportband dem nächsten Antigravschacht entgegeneilte, hörte er das tiefe Brummen, mit dem der Bordtransmitter die Besatzungsmitglieder der übrigen zehn Schiffe schubweise abstrahlte.

Als er die Hauptzentrale betrat, saß jeder Mann bereits auf seinem Posten.

Admiral Bisoltry hielt eine Computerschreibfolie in der Hand. Vor ihm waren die Mikrophone für die interne Rundrufanlage sowie die normal lichtschnell arbeitende Geschwaderkommunikation zu sehen.

»Alpha-Befehl von Lordadmiral Atlan!«, verkündete der Epsaler. »Unser Verband soll sich so schnell wie möglich beim Sonnenleuchtfeuer Cohinon einfinden. Wir werden dort mit drei anderen Verbänden zusammentreffen und Warteposition beziehen.«

»Worauf sollen wir warten?«, fragte Blisko Marunde, der Zweite Offizier des Flaggschiffes.

»Das steht nicht hier«, antwortete Teike Bisoltry. »Ist ja auch unnötig.«

»Vielleicht sind die Blues jetzt auch in diesen Sektor der Eastside eingedrungen«, meinte Taran Shigeize.

»Fangen Sie keine Ratespiele an, Taran!«, befahl Bisoltry scharf. »Wir programmieren einen Simultankurs ein, der uns in zwei Linearetappen zum Ziel bringt – und unser Verband wird als erster dort eintreffen, beim Singzahn der Schwarzen Donnerechse!«

»Was für ein Tier ist die Schwarze Donnerechse, Admiral?«, fragte Chu Hsi interessiert. »Auf welchem Planeten lebt sie?«

Teike Bisoltry drehte sich brüsk um und schaltete an seinem Befehlspult. Verschiedene Männer lachten verhalten. Im Schiffsinnern wurden die Triebwerksmeiler hochgefahren. Eine Zeitlang wurde jegliche normale Unterhaltung unmöglich.

Erst als die SIAM Fahrt aufgenommen hatte, sank der Geräuschpegel wieder auf erträgliche Werte ab. Major Chu Hsi begab sich zur Springerbank, auf der die Offiziere saßen, die im Falle von Personalausfällen unverzüglich einzuspringen hatten.

Major Filip Zengerle, Schießausbilder auf der SIAM, wandte dem Kontakter sein zernarbtes Gesicht zu und meinte:

»Man merkt, dass Sie noch neu an Bord sind, Hsi. Beim Singzahn der Schwarzen Donnerechse ist eine individuelle Redewendung des Admirals; er gebraucht sie immer dann, wenn er seinen Befehlen Nachdruck verleihen will.«

»Sie meinen, es gibt gar keine Schwarze Donnerechse?«, fragte Chu Hsi erstaunt.

Zengerle lächelte.

»Keine Schwarze Donnerechse und keinen Singzahn.«

»Keine Privatgespräche dort hinten!«, befahl Bisoltry mit dröhnender Stimme. »Beim Singzahn der Schwarzen Donnerechse!«

»Ja, Sir!«, sagten Zengerle und Chu wie aus einem Mund. Sie grinsten sich an.

Im nächsten Augenblick stieß die SIAM in den Zwischenraum vor. Die Bildschirme der rundum verlaufenden Panoramagalerie zeigten nicht mehr das Meer der Sterne, sondern nur noch die undefinierbaren Leuchterscheinungen und Dunkeleffekte des so genannten Zwischenraumes.

Chu Hsi lehnte sich zurück, entspannte sich und versuchte sich auszumalen, welcher Einsatz ihn erwartete. Da Lordadmiral Atlan sie mit einem Alpha-Befehl zum Sonnenleuchtfeuer Cohinon beordert hatte, musste der Einsatz dringlich und wichtig sein.

Der Kontakter hoffte, dass ihm dabei auch eine wichtige Aufgabe zufiele. Sein Wissen stammte bisher hauptsächlich aus den Veröffentlichungen und geheimen Berichten anderer Kontakter und aus der Theorie. Schließlich wurde nicht jeden Tag eine neue intelligente Lebensform entdeckt. Chu Hsi brannte darauf, sein umfangreiches Wissen praktisch anwenden zu können.

Nach der ersten Linearetappe schickte der Admiral die Hälfte aller Besatzungsmitglieder in die Kojen. Er wollte am Zielort eine ausgeruhte Besatzung haben. Als Bisoltry bemerkte, dass Major Chu Hsi in der Hauptzentrale geblieben war, befahl er ihm, sich ebenfalls auszuruhen.

Der Kontakter suchte seine Kabine auf, legte sich angezogen aufs Bett und betätigte die Videoschaltung.

Über dem unteren Bettende leuchtete ein Trivideokubus auf. Chu schaltete abermals, und das Videogerät spielte ein Schauspiel ab, das sich auf die historisch belegten Ereignisse der im Jahre 209 von Liu Pang zum Siege geführten Revolution und der Gründung der Han-Dynastie bezog.

Chu Hsi empfand kein Vergnügen an diesen kriegerischen Vorgängen, aber er konnte nicht umhin, genauso wie seine Vorfahren vor tausend Jahren, den Bauern Liu Pang zu bewundern, der alle seine Niederlagen auf dem Schlachtfeld durch Vorsicht und Verschlagenheit, Menschenkenntnis und Umgänglichkeit in politische Siege verwandelte, während sein adliger Gegenspieler Hsiang Yü alle Schlachten bis auf die letzte gewann, aber seine Siege durch anmaßendes Verhalten, Grausamkeit und unbeherrschtes Temperament zu politischen Niederlagen machte.

Als das Schauspiel beendet war, schaltete der Kontakter sein Videogerät ab, schloss die Augen und war Sekunden später eingeschlafen.

Er erwachte vom schrillen Pfeifen der Interkomanlage, schüttelte seine Schläfrigkeit energisch ab und aktivierte den Interkom mittels Blickschaltung.

Auf dem Bildschirm tauchte das schmale, wie aus Marmor gemeißelte Gesicht des Turaniers Blisko Marunde auf.

»Sir?«, fragte Chu.

Der Zweite Offizier lächelte höflich. Turanier waren liebenswerte Zeitgenossen, solange man nicht versuchte, ihnen ernsthaft zu schaden.

»Major Chu«, erklärte er, »wir befinden uns in einer Kreisbahn um Cohinon, und der Lordadmiral hat seinen baldigen Besuch auf der SIAM angekündigt. Die Führungsstäbe aller vier Geschwader versammeln sich in unserer Messe, und Admiral Bisoltry bittet Sie, ebenfalls zu erscheinen.«

»Ich?«, fragte Chu Hsi. »Aber ich gehöre doch gar nicht zum Führungsstab, Oberstleutnant.«

»Das dürfte dem Admiral bekannt sein. Beeilen Sie sich, Major, sonst beschwört Bisoltry wieder seine Schwarze Donnerechse. Unser Verband war übrigens tatsächlich zuerst am Treffpunkt, falls Sie das interessiert.«

»Es interessiert mich nicht«, erwiderte Chu. »Ich werde mich beeilen.«

»Bis bald dann«, sagte Oberstleutnant Marunde, dann unterbrach er die Verbindung.

Chu Hsi begab sich in die Nasszelle seiner Kabine, erfrischte sich, brachte seine Bordkombination in Ordnung und eilte davon. Als er den Messeraum betrat, hatte er Mühe, noch einen Sitzplatz zu finden – und als er endlich saß, beorderte ihn Bisoltry zu sich.

Der Kontakter zwängte sich durch die herumstehenden und -sitzenden Offiziere bis zur Mitte des kreisrunden Raumes und ließ die eingehende Musterung durch den Admiral gelassen über sich ergehen.

»In Ordnung«, meinte Teike Bisoltry schließlich. »Ich mag Leute, die Ihr Äußeres pflegen, auch wenn sie nicht zu den Schnellsten gehören.«

»Ja, Sir«, erwiderte Chu steif. »War das alles, was Sie mir sagen wollten?«

Die Offiziere in der Nähe erstarrten. Einige musterten den Major mitleidig.

Doch Admiral Bisoltry grinste nur.

»Sieh an!«, meinte er jovial. »Auf den Mund gefallen sind Sie auch nicht. Im Laufe der Zeit werden Sie schon noch lernen, dass man nicht alles sagen muss, was man denkt.«

»Das tue ich doch gar nicht, Sir«, erklärte Chu Hsi trocken.

Teike Bisoltry lachte schallend.

»Sie sind ein ganz Schlauer, wie! Dann haben Sie sicher längst erraten, warum ich Sie zur Einsatzbesprechung beordert habe, obwohl Sie gar keinem Führungsstab angehören. Nun?«

»Es tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss«, erwiderte der Kontakter. »Bis jetzt führten mich meine diesbezüglichen Überlegungen noch zu keinem befriedigenden Resultat.«

»Nein?«, entfuhr es dem Admiral scheinheilig. »Jetzt enttäuschen Sie mich aber, Major. Sollten Sie am Ende nur mit dem Mund schnell sein! Dann wären Sie ja gar nicht so schlau, sondern nur vorlaut.«

Chu lächelte mit kalter Höflichkeit.

»Wenn das Ihre Meinung über mich ist, Sir«, sagte er ebenso leise wie bestimmt, »dann hoffe ich sehr, sie bald widerlegen zu können.«

In Bisoltrys Augen glomm so etwas wie ehrlicher Respekt auf. Er öffnete den Mund, aber bevor er etwas sagen konnte, summte sein Armbandtelekom.

Major Chu Hsi konnte mithören, was die Stimme aus dem erbsengroßen Lautsprecher sagte.

»Der Lordadmiral ist soeben im Transmitter angekommen, Admiral. Er wird in einer Minute bei Ihnen sein.«

»Danke!«, erwiderte Teike Bisoltry und schaltete den Telekom ab. Dann hob er seine Stimme zur Lautstärke der legendären Trompeten von Jericho.

»Der Lordadmiral ist an Bord! Gespräche einstellen!«

Beinahe schlagartig brachen die Gespräche ab. Die Augen der Anwesenden richteten sich auf das Schott, durch das der Chef der USO die Messe betreten musste.

Kurz darauf glitt das Schott zurück. Vor Lordadmiral Atlan bildete sich eine Gasse in der Menge.

Bisoltry knallte die Hacken seiner auf Hochglanz polierten Stiefel zusammen und sagte:

»Herr Lordadmiral, ich melde die Führungs...«

Atlan winkte lächelnd ab, und der Admiral verstummte.

»Ich denke, wir ersparen uns die Förmlichkeiten«, erklärte der Arkonide. »Bitte, setzen Sie sich; ich habe Ihnen eine wichtige Mitteilung zu machen.«

Teike Bisoltry setzte sich so ruckartig, dass der Plastikstuhl zusammenbrach und der schwere Epsaler krachend auf dem Boden landete.

Atlan ignorierte den Zwischenfall. Seine Augen erteilten einigen schadenfroh lächelnden Offizieren einen milden Verweis. Er begann unverzüglich zu sprechen und überspielte damit Bisoltrys offensichtliche Verlegenheit.

»Sie alle kennen – wenigstens dem Namen nach – den Planeten Poloa Hoa und Sie wissen, dass diese paradiesische Welt vom Solaren Imperium allen Pensionären der Solaren Flotte als Altersruhesitz zur Verfügung gestellt wurde.

Sie alle werden außerdem wissen, dass jeder Angehörige der Solaren Flotte spätestens im Lebensalter von hundertzwanzig Jahren in den Ruhestand versetzt wird. Da die meisten Menschen in diesem Alter noch körperlich und geistig frisch sind, gehen zahlreiche Pensionäre auf ertragreiche Posten der Wirtschaft oder gründen mit anderen Pensionären zusammen selber Unternehmen.

Allerdings gibt es viele Flottenpensionäre, die weder auf ihren Heimatplaneten zurückkehren noch einen Zivilberuf ergreifen wollen. Wer rund hundert Jahre lang die eigene Galaxis durchstreifte – und vielleicht sogar andere Galaxien – und dabei unendlich viel erlebte, der kann unbrauchbar für ein sesshaftes Leben werden.

Zahlreiche solcher Männer und Frauen ziehen es deshalb vor, nach Poloa Hoa zu gehen, einen paradiesischen Planeten, auf dem Tausende von Inseln so hergerichtet wurden, dass sie unterschiedlichste planetare Verhältnisse simulieren.«

Atlan hob die Arme und ließ sie wieder sinken.