Das Unperfekte und selbständiges Denken - bequem in der sicheren Masse

Geschmeidigkeit und Mainstream – Erwartungen und Druck. Wie man wohnt, ist nicht nur eine Form von Lebensstil, sondern könnte auch Art von Denken abbilden. In Perfektion erstarrt: nach einem „Es-muss-alles-zueinander-passen-Konzept“ durchkomponierte Wohnlandlandschaften. Vom Leben gezeichnet: eine gute Einrichtung ist nicht unpersönlich, denn behaglicher wohnen die Unperfekten. Es sind meist Unkonventionelle, die Brüche lieben. Nicht, um einem gerade angesagten Trend zu folgen, sondern weil es ihre Vielseitigkeit abbildet.

 

In Wohnungen von Must-have-Kreisen bleibt nichts dem Zufall überlassen: Möbel haben schlicht, funktional und elegant zu sein. Nur ausgewählte Materialien kommen ins Haus, weniger bedeutet mehr. Passend hierzu cool-konfektionierte und auf Hochglanz polierte Küchen. Mit dem sterilen Charme, dass darin nur selten (nie) gekocht werden dürfte. Bücher: wenn überhaupt, höchstens als repräsentative Bildbände im Hochglanzdruck. Aber alltagstaugliche Sachbücher, Romane, Krimis ? Weit und breit keine Spur hiervon: wahrscheinlich alle auf E-Readern gespeichert ?

 

Auf perfekte Weise würde dies einer ziemlich gleichförmig erscheinenden Managerelite entsprechen. Gradlinigkeit oder heiße Eisen anpacken stehen auf der Rangskala der begehrtesten Managerqualifikation nicht an oberster Stelle. Dort zählen wie in der Politik ganz andere Maßstäbe: Geschmeidigkeit, äußerlich wie innerlich. Unangenehme Wahrheiten werden nicht (oder nur so, dass sie niemand versteht) ausgesprochen. Empörung tritt nur in Grenzen und wenn überhaupt, dann nur gefiltert und zeitverzögert ein. Günstiger ist es allemal, keine Entscheidung zu fällen als eine fatale.

 

Wen sollte es daher wundern, wenn bereits viele Jugendliche möglichst konform sein wollen: es ist bequem und tut nicht weh. Man hat Angst, zu versagen, Angst aufzufallen, anzuecken, anders zu sein. Will man sich in der sicheren Masse bewegen, darf Selbständigkeit nicht den Rahmen sprengen. „Die Masse lebt geradezu davon, dass niemand von der Norm abweicht, niemand widerspricht, niemand einen anderen übertrifft. Sie hält alle klein. Das macht sie so angenehm.“

 

Mainstream-Denken ist durchaus nicht neu. Da mögen sich die heute Älteren noch so stolz an ihre rebellische Jugendzeit erinnern. Denn: alle rebellierten damals, also rebellierte man eben auch in der Masse schwimmend mit. Und jetzt tut man es eben nicht mehr: also tut man es also auch nicht mehr. Für Manager und Schüler scheint gleichermaßen zu gelten: Erwartungen sind etwas, dem man zu folgen und die man (ohne wenn und aber) zu erfüllen hat. Wie schon bei der Einrichtung seiner Wohnung hat man allen Vorstellungen möglichst perfekt zu entsprechen.

 

Sich hinter anderen verstecken, nur bequem in der Masse mitschwimmen, erstarrt in Unpersönlichkeit: alles dies war nicht das Ding eines ehemaligen Fliegers aus Pommern. In jenen Zeiten, als die Fliegerei noch in Kinderschuhen steckte.

     
 

Vom ehemaligen Flieger gemalt - Gegenlicht-Spiegelungen (Öl)


Navigation nach Bodenmerkmalen

Als Ende der zwanziger Jahre das Flugzeug als Verkehrsträger an Bedeutung gewann, begann man die Cockpits mit Instrumenten für den Blindflug aufzurüsten. Elektronische Funkfeuer als Navigationshilfen waren noch unbekannt. Lediglich manuell betriebene Peilstationen an einigen Flughäfen waren in der Lage, die Piloten mit Kurspeilungen zu unterstützen.

 

Da es zu dieser Zeit noch keinen Sprechfunk gab, bediente man sich offizieller Drei-Buchstaben-Codes im Morsealphabet. Eine Flugsicherungen war wegen damals nur weniger Flugbewegungen nicht erforderlich. Lediglich in Flugplatznähe wurde durch Peilfunker gegebenenfalls eine Landefolge festgelegt (wenn sich tatsächlich einmal mehrere Flugzeuge dem Platz gleichzeitig näherten. Ein Rauchofen auf dem Flugfeld zeigte dem anfliegenden Piloten die Windrichtung an.

 

Auf der Strecke navigierten die Piloten überwiegend nach Sicht und folgten bekannten Bodenmerkmalen. Für den Landeanflug waren akzeptable Wetter- und Sichtverhältnisse nötig. Ein Flug nach Bodenmerkmalen während der Nacht barg unkalkulierbare Risiken.
 

Aus einem Flugbuch:


Steuerknüppel in lockerer, fester Führung

Tourenzähler und Staudruckmesser – Geschwindigkeit über Grund. Im Flug der Maschine genügt oft ein geringer Druck, um die gewünschte Bewegung zu erzielen. Dem Anfänger, der zuerst den Knüppel wie im Schraubstock festhält, wird bald klar werden, wie er in lockerer, aber fester Fühlung bequemer, besser, eben richtig fliegt (auch die Füßen müssen dann nicht mehr wie Klötze auf den Seitensteuerhebeln ruhen).

 

Ist nach einem Start der Geradeausflug erreicht, wird der Motor (der immer noch auf Vollgas läuft) nun gedrosselt, d.h. der Gashebel etwas zurückgenommen. Auf dem Tourenzähler wird abgelesen, wie weit gedrosselt werden darf, ohne der Maschine die Mindestgeschwindigkeit zu nehmen (die sie zum sicheren Fliegen braucht).

 

Auf dem Staudruckmesser kann die erreichte Geschwindigkeit (abhängig von den Luftverhältnisse) des Flugzeugs abgelesen werden. Die Geschwindigkeit über Grund ist (grob genommen) um die Geschwindigkeit des Windes größer oder geringer (je nachdem, ob das Flugzeug mit Gegen- oder Rückenwind fliegt).

   

Vgl. hierzu jeweils J. Seegert, K. Rammelt: Vom Start bis zur Landung

   
 

Aus einem Flugbuch:


Was sind die Pommern für Menschen ?