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Der Chauffeur -
Ein Bodyguard für
die Liebe

Ria Wolf

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1. Kapitel

„Mit der kann man sich völlig gehen lassen …“

Kettenglieder rasselten bei Benders Worten leise unter Jasons Fingern, verborgen, in seiner Sporttasche. Er spürte die kühle Glätte des Metalls, die stumpfen aber wirksamen Stacheln des Halsbandes. Ewigkeiten nicht mehr genutzt, aber beruhigend in seinem Dasein. Trauerst du einem Hund nach?, fragte Bernd ihn mal, als er seinen Talisman nicht gut genug verborgen hatte. Er war Bernd die Antwort schuldig geblieben. Dieses Halsband war zwar für Hunde gemacht, gehörte aber um die Kehle eines Menschen. Das ging auch seinen besten Freund nichts an, und der war es gewohnt, nicht auf jede Frage eine Antwort zu erhalten.

Sich bei einer Frau völlig gehen lassen, sich dem totalen Verlust der Selbstkontrolle ausliefern … Schmerzen und Tränen hervorrufen … das hatte er weit hinter sich gelassen. Der ungebetene Gast einige Meter weiter aktivierte nur auf unangenehme Weise seine Erinnerung daran. Sie legte sich wie ein Backstein in seine Eingeweide.

„Die steht bestimmt darauf, wenn ich sie an jeder Stelle richtig durchnehme, bis sie sich nicht mehr rühren kann. So einer braucht man nicht mit der schnöden Missionarsstellung kommen.“

Jason kam mehr und mehr die Galle hoch. Nicht nur, wegen Benders Absichten, die viel Schaden anrichten konnten, wenn die Partnerin nicht gleich tickte, sondern auch, weil das gesamte Gerede für Bodyguards ihres Niveaus inakzeptabel war. Das galt auch für die Chauffeure seines Freundes Bernd. Der hatte sich keinen Gefallen damit getan, Bender einzustellen. Jason holte tief Atem, kompensierte seinen Ärger innerlich. Wie sexueller Erregung gab er auch anderen Launen nicht mehr unkontrolliert nach. Seit zweiundzwanzig Jahren war er für andere der Inbegriff von Beherrschtheit und stolz darauf.

Mit vor der Brust verschränkten Armen lehnte Thomas Bender an einem Spind des Umkleideraums und schaute selbstgefällig die vier ehemaligen Kameraden aus der Sicherheitsakademie auf der Bank an. Wie zwei von ihnen ihre Badehosen zerknüllten und auf den Boden warfen, zeigte, dass Bender auch ihre Toleranzgrenzen arg strapazierte. Im Gegensatz zu ihnen hatte Bender sich nicht für den Personenschutz qualifiziert. In der Arbeit als Chauffeur suchte er wohl das Gefühl, doch so etwas wie ein Bodyguard zu sein. Die Verantwortung für die Sicherheit seines Fahrgastes kam dem zumindest im fahrerischen Bereich nahe, war aber nicht mit den umfassenderen Aufgaben eines Personenschützers vergleichbar. Sein Besuch hier schien der Hoffnung zu entspringen, doch wieder in Jasons Kreis aufgenommen zu werden.

„Fast schade, dass ich zwei Tage Urlaub nehmen musste, aber wenn ich wieder da bin, werde ich es ihr richtig besorgen. Dann hat sie frischen Stoff, über den sie schreiben kann“, hallte Thomas' Stimme weiter unangenehm durch den Raum. Total resistent für die Stimmung seiner Mitmenschen.

Genau diese Großmäuligkeit und fehlendes Feingefühl waren es, die ihn die weitere Ausbildung zum Personenschützer gekostet hatten. Jason war sein Dozent gewesen und hatte schnell erkannt, dass Benders prahlerisches Wesen nicht nur auf jugendlichem Übermut basierte, sondern ein Wesenszug von ihm war. Verlegen schauten seine vier Männer zu ihm herüber. Gut ausgebildete Sicherheitskräfte, die für seinen Schutzservice arbeiteten und verinnerlicht hatten, dass verschwiegene Zurückhaltung oberste Maxime ihres Berufsstandes war.

Jason zog sich das Frotteetuch von den Hüften und schlüpfte in seine Jogginghose. Dabei hoffte er inständig, dass sich das Gerede nur auf eine weibliche Bekanntschaft von Thomas bezog und nicht auf eine Kundin. Obwohl Diskretion auch im privaten Bereich Anwendung finden sollte. Das predigte er den Bodyguards, die er ausbildete, bis es zu ihrem Mantra wurde. Und eine Ausbildung bei ihm schlossen nur die Besten ab. Wer die unumstößliche Regel: Schweigen, Finger weg und Schwanz bei Fuß im Job nicht akzeptieren wollte, war weder für sein Team noch für Bernds Chauffeurservice geeignet.

„Die ist mir ja eigentlich zu alt und ihr Aussehen ist auch nicht ganz mein Fall“, fuhr Bender fort, die betretenen Gesichter seiner Zuhörer ignorierend. „Aber die …“

„Halt doch endlich die Klappe!“, reichte es einem seiner Männer.

Jason hielt es nicht länger an seinem Platz. Mit einer Hand stützte er sich neben Bender am Spind ab und sah auf den um einen halben Kopf Kleineren herunter. Vielleicht würde ein Kinnhaken helfen, die Entwicklung seines Verstandes zu beschleunigen, aber verbeulte Gesichter machten sich in ihrem Gewerbe nicht gut. Wenn Bender nicht freiwillig den Mund hielt und das Weite suchte, würde er ihn am Kragen packen und vor die Tür setzen. Wenigstens schrumpfte er sichtlich um einige Zentimeter.

„Wenn du deinen Job bei Bernd nicht verlieren willst, behältst du ab sofort für dich, was in deinem unterbelichteten Hirn vor sich geht. Und wenn es sich bei besagter Dame auch noch um eine Kundin handelt, solltest du nicht mal stumm den Gedanken verfolgen, sie anzufassen! Oder hast du vergessen, dass bei Bernd die gleichen Regeln gelten wie bei mir?“

Trotz funkelte ihm aus Benders Augen entgegen. „Sei nicht so engstirnig, Jason. Die reichen Weiber buchen uns doch, weil sie mal von was Kernigem gevögelt werden wollen. Ich frage mich, ob es unter deiner emotionslosen Effizienz überhaupt sexuelle Regungen gibt, dass du das ignorieren kannst. Habe bei dir nie ein natürliches Interesse an Frauen gesehen. Oder würdest du gern, kannst aber nicht und nimmst uns deshalb so an die Kandare, um nicht an dein Manko erinnert zu werden?“

Wenn das ein Schlag unter die Gürtellinie werden sollte, hatte er sein Ziel verfehlt. Selbst wenn er ein Problem mit seiner Potenz hätte, hingen davon bestimmt nicht seine Grundsätze ab.

„Erstens: Das Wörtchen uns zeigt deutlich, dass du noch nicht begriffen hast, dass du nicht mehr zu meinem Team gehörst. Zweitens: Sind meine Männer zu intelligent, um Anstand mit aufgenötigter Zurückhaltung zu verwechseln. Und drittens: Gehen dich meine körperlichen Fähigkeiten einen feuchten Scheiß an.“

Seine Gleichgültigkeit gegenüber weiblichen Reizen mochte wirklich auffällig sein, aber ihm genügte es, wie er sich auslebte.

Mit dem Daumen deutete er über seine Schulter. „Verschwinde hier. Und komm uns nicht mehr unter die Augen, Thomas.“

Endlich schien sein jüngeres Gegenüber begriffen zu haben, dass er vor den Falschen geprahlt hatte. Thomas' Gesichtsfarbe begann mit den breiten weißen Streifen zwischen den lindgrünen an den Wänden zu verschmelzen. Hilfe suchend sah er die vier Männer auf der Bank an. Sie ignorierten ihn und schlüpften weiter in ihre Kleidung. Seine Schultern sackten nach vorn. Anscheinend war ihm klar geworden, dass er sich endgültig alle Türen zugeworfen hatte. Von Jason Connors irgendwo hinausgeworfen zu werden, war der Albtraum jeder angehenden Sicherheitskraft. Ein Wort von ihm, und man konnte höchstens noch als Türsteher einer Spelunke Geld verdienen. Nicht mal als Chauffeur würde Jason ihn akzeptieren, wenn er Bernds Sternenflotte für seine Aufträge brauchte.

Thomas räusperte sich und brachte krächzend hervor: „Tut mir leid, Jason. War nur blödes Gerede. Kommt nicht wieder vor.“

Diese Entschuldigung würde auch nichts mehr ändern. „Das will ich hoffen und jetzt geh endlich.“

2. Kapitel

Jason streifte nur die Jeans über, wischte mit dem Handtuch ein paar übersehene Tropfen Wasser von seiner Brust und klappte den Deckel des Laptops zu. Die Dusche hatte das Bedürfnis weiterzuarbeiten fortgespült. In zwei Stunden würde ohnehin der nächste Tag herangrauen. Er nahm ein Glas Mineralwasser mit und lehnte sich an sein Panoramafenster. Obwohl er fast jede Nacht, die er in Berlin verbrachte, hier stand, wurde er den Anblick der schimmernden Spree und die Lichter des niemals schlafenden Berlins nie müde. Er besänftigte die Rastlosigkeit, die ihn stets befiel, sobald er nicht arbeitete. Die ihn auch nie länger als drei Stunden am Stück schlafen ließ. Woher sie kam, blieb ihm ein Rätsel. Er hatte alles erreicht, was er wollte. Sein Unternehmen florierte. Wenn er wollte, könnte er sich jetzt schon für den Rest seines Lebens die Sonne auf den Bauch scheinen und andere die Arbeit machen lassen. Seine Eigentumswohnung entsprach auch genau dem, was er sich vorgestellt hatte, und Elvira war die perfekte Begleiterin an seiner Seite. Was fehlte ihm also noch?

„Wann kommst du endlich ins Bett?“

Er drehte sich zu ihr um, ohne sich von der Kühle des Fensters zu lösen. Verschlafen rekelte sie sich. Der Kontrast ihres hellen Körpers, ihrer blonden langen Haare auf seiner schwarzen Seidenbettwäsche war das Sinnbild von Schönheit. Thomas' Worte hallten in ihm wieder und brachten ihn zum Schmunzeln. Außer Bernd, seine rechte Hand Michael und sein längster Mitarbeiter Leo, wusste niemand, dass er eine Beziehung mit Elvira hatte. Er ging mit solchen Privatangelegenheiten nicht hausieren.

Unter ihren langen Wimpern hindurch sah sie ihn an. „Denkst du über meine Frage im Restaurant nach, Jason?“

Ja, das tat er auch … irgendwie. Doch die Abneigung gegen eine neue Ehe war so tief in ihm verwurzelt, dass es einer psychischen Vergewaltigung gleichkäme, noch einmal eine einzugehen. So wie es jetzt war, hatte alles seinen Platz. Wenn er nach Hause kam, konnte er blind die Hand ausstrecken, um das zu ergreifen, was er haben wollte und er hatte seine Ruhe, wann immer ihm danach war. Er sah keine Vorteile darin, die Privatsphäre kontinuierlich mit jemandem zu teilen, und die wenige Zeit, die der Entspannung dienen sollte, mit Kompromissen, lästigen Disputen und Unordnung zu verderben, wie es seine gescheiterte Ehe mit sich gebracht hatte.

„Tut mir leid, wenn ich deinen Schlaf gestört habe. Möchtest du was trinken oder brauchst du sonst etwas, Elvira?“

Ein paar Strähnen ihres Haares schmiegten sich um ihre vollen Brüste und setzten die rosigen Spitzen in Szene. Sie wusste, wie man posierte, um das Blut von Männern in Wallung zu bringen. Als Fotomodell hatte sie das perfektioniert. Eines ihrer langen Beine lag auf der Bettdecke und zeigte noch deutlich die goldene Farbe ihres gemeinsamen Urlaubs an der Riviera.

Sie zog einen Schmollmund. Gereizt stieß sie aus: „Nichts, außer einem Ehering. Aber obwohl wir vier Monate zusammen sind, hast du mir nicht mal einen Schlüssel zu deiner Wohnung gegeben.“

Geschmeidig glitt sie vom Bett und lehnte sich neben ihm an die Scheibe. Hier oben, in der fünften Etage, waren sie vor aufdringlichen Blicken geschützt, höchstens als Schemen erkennbar. Doch Elvira würde es vermutlich auch nichts ausmachen, wenn es anders wäre. Sie ließ sich gern bewundern. Seit sie vor vier Wochen die Dreißig erreicht hatte, war ihr Drang nach Verehrung noch gestiegen. Und der nach einer gut gestellten Ehe. Sie war sich bewusst, dass ihre Zeit als Model ablief, und wollte nicht wieder in ihren gelernten Beruf als Kosmetikerin zurückkehren. Von der nächtlichen Schwüle lag ein leichter Schweißfilm auf ihrer Haut. Ihr Magen knurrte leise. Sie legte die Arme über den Kopf und bog ihren Rücken durch. Lockend reckten sich ihm ihre Knospen entgegen.

„Ich habe einen schönen Verlobungsring gesehen, Jason. Morgen Abend fliege ich nach Madrid für ein Fotoshooting und bin zwei Wochen weg. Ich würde ihn dort gerne zu meinem neuen Strandkleid tragen.“

Sie waren als Paar eine ideale Kombination. Auch was die Größe anging. Mit ihren einsfünfundsiebzig passte sie gut zu seinen einsneunzig, kleidete sich immer stilbewusst, liebte penible Ordnung wie er. Sie war die Vervollständigung seiner Suche nach Perfektion. Dazu gehörte auch, dass sie keine Kinder wollte, ihrer Linie wegen. Daher erübrigte sich, ihr mitzuteilen, dass er keine zeugen konnte. Sie nahm noch die Pille, deshalb hatte sie keinen Grund zu hinterfragen, wieso sie nicht schwanger wurde, obwohl er keine Kondome benutzte. Gesundheitliche Bedenken hatten sie von vornherein mit frischen Attesten ausgeräumt. Es passte alles. Trotzdem würde er sich lieber an ein Kreuz nageln lassen, als noch einmal mit einer Frau zusammenzuziehen, oder gar zu heiraten.

Ein Schimmer ihres knallroten Lippenstiftes haftete ihr noch an. War zu Rosa verblasst und verlieh ihrem Gesicht ein trügerisches Bild von Unschuld. Nur ein Narr würde das Risiko eingehen, diese weibliche Vollkommenheit wegen Bindungsunwilligkeit zu verlieren. Sie war nicht die Erste, die versuchte, ihm die Pistole auf die Brust zu setzen, aber die Erste, die präzise seinen Vorstellungen entsprach und die er deshalb nicht einfach gehen lassen wollte. Während sie fort war, blieb ihm Zeit genug, sich zu überlegen, wie er sie vielleicht auch ohne Trauschein davon überzeugen konnte, bei ihm zu bleiben.

„Wir reden darüber, wenn du aus Madrid wiederkommst. Jetzt bereite ich dir einen Salat, damit du nicht verhungerst.“

Ihre blauen Augen funkelten verärgert auf. „Falls ich aus Madrid wiederkomme. Du gibst mir nicht besonders viel Anreiz dazu.“

Sie löste sich vom Fenster und ging mit schwingenden Hüften Richtung Badezimmer. Sie wusste genau, welchen Anblick sie bot. Versuchte ihm zu verdeutlichen, was er verlor, wenn er sie nicht fest an sich band. Mit dem Bewusstsein, dass keine andere Frau seinem Maßstab gerecht werden würde, warf sie ihre langen Locken über die Schulter, bevor sich die Tür hinter ihr schloss.

Als er die Dusche rauschen hörte, ging er in die Küche und richtete einen leichten Salatteller an, wie sie ihn am liebsten mochte. Die kleinen Mozzarellastücke leuchteten weiß zwischen den grünen Endivienstreifen und die roten Tupfer der halben Kirschtomaten würde sie kaum kauen müssen.

In einem Hauch aus Seide, der sie von den Schultern bis zu den Knöcheln wie hellblauer Dunst umschmeichelte, kam sie aus dem Badezimmer. Nichts blieb seinen Augen verborgen. Genauso hatte er sich das vorgestellt, als er dieses Negligee für sie erstand. Elvira brauchte nicht zu wissen, dass er damit wie mit den anderen frivolen Dessous, die er ihr bisher schenkte, seine Selbstkontrolle immer wieder auf die Probe stellte. Es würde nur ihren Stolz verletzen. Zufrieden registrierte er, dass sich nicht mal sein Puls beschleunigte. Er bestimmte, wann sein Körper wie reagierte. Dafür brauchte er sich nicht mehr bewusst zusammenreißen. Seine Immunität war ihm in Fleisch und Blut übergegangen.

Dem kühlen Blick ihrer Augen nach zu urteilen, hatte sich Elviras Stimmung trotz dieser teuren neuen Errungenschaft nicht gebessert. Wie üblich verlor sie kein Wort über sein Geschenk, zeigte nur damit, dass sie es trug, dass es ihr gefiel. Sie setzte sich vor ihm an den Tresen. Während er auch für sich einen Salat zubereitete, beobachtete sie stumm jeden seiner Handgriffe. Er stellte ihr den Teller hin und goss ihnen beiden Sauvignon-Blanc in die Gläser. Den Wein nahm sie, den Salatteller strafte sie mit Verachtung und schob ihn zur Seite.

„Willst du mich mästen? Meinst du, wenn ich fett werde, bleibe ich auch ohne Ehering bei dir? Davon abgesehen, dass ich dann deinen Ansprüchen nicht mehr genügen würde.“

Genau solche albernen Dispute waren es, auf die er gut verzichten konnte. Er strich über ihre Hand und wollte sie an seine Lippen ziehen, um die Wogen zu glätten. Ruppig zog sie sie weg. Ein nachsichtiger Seufzer entschlüpfte ihm für ihre schlechte Laune. Letztendlich waren die Reaktionen der Frauen immer gleich, wenn sie nicht sofort bekamen, was sie wollten. Er nahm die quadratische schwarze Schachtel aus der Schublade, wo er sie verborgen hatte, trat um den Tresen herum an Elviras Seite und hielt sie ihr hin. Sofort hoben sich ihre mürrisch verzogenen Mundwinkel zu einem Lächeln. Als sie die Schachtel öffnete und ein passend zu ihrer Augenfarbe mit blauen Topasen besetztes Silbercollier samt Armband darin vorfand, begann sie über das ganze Gesicht zu strahlen.

„Vielleicht tröstet dich das ja erst einmal über einen Ehering hinweg.“

Sie hob die Kette von dem grauen Satin. „Es tröstet mich zumindest, bis ich aus Madrid wieder hier bin.“

Er hatte sich schon gedacht, dass diese Kostbarkeiten nicht reichen würden, sie ganz zu besänftigen. Eine Frau wie sie verlor ihr anvisiertes Ziel niemals aus den Augen. Er konnte zwar nicht ihren Wunsch nach einem millionenschweren Bankkonto befriedigen, aber den nach einem gut aussehenden Mann, dessen sie sich nicht zu schämen brauchte, mit adäquatem Vermögen, das ihr ein angenehmes Leben in Aussicht stellte. Als sie sich kennenlernten, hatte sie geklagt, dass die reichen Männer, die sich für sie interessierten, zu unansehnlich waren, um das Leben mit ihnen wirklich genießen zu können.

„Soll ich es dir anlegen?“

„Ja, bitte.“

Keine Sekunde vergessend, wie sich ein Model bewegte, stieg sie von ihrem Hocker und stellte sich mit dem Rücken zu ihm. Während er ihr das Geschmeide um den Hals legte, schloss sie das Armband um ihr Handgelenk. Mit einem Kuss in ihren Nacken gab er ihr zu verstehen, dass er fertig war. Sie drehte sich um, lächelte ihn zufrieden an und ließ langsam die Seide von ihren Schultern gleiten. Sie sah wunderschön aus. Nackt, nur mit dem funkelnden Schmuck bekleidet. Ihre Hände glitten über seine Brust, suchten zielstrebig den Weg zu seiner Mitte und öffneten Knopf und Reißverschluss seiner Jeans. Da er nichts darunter trug, fanden ihre Finger sofort, was sie begehrten. Unter ihrem Reiben gestattete er sich, hart zu werden. Er wollte nie auf diese Weise für seine Geschenke belohnt werden, aber Elvira folgte da stets ihren eigenen Bedürfnissen. Außerdem machte es sie todunglücklich, wenn sie bei einem Treffen nicht miteinander schliefen.

Schritt für Schritt drängte sie ihn Richtung Bett. An der Kante zog er die Jeans ganz aus und ließ sich auf das Laken sinken. Sie kniete sich über ihn, begann ihre Hände über seine Brust streichen zu lassen und folgte deren Spur mit ihren Lippen. Angenehme Wärme breitete sich in ihm aus. Noch mehr, als ihr Mund seine Eichel umschloss und sie umspielte. Mit dieser kundigen Liebkosung erreichte sie seine ganze Standfestigkeit.

Er fasste sie unter die Achseln, zog sie rittlings auf seinen Unterleib und schob sich mit ihr bis ans Kopfende, wo er sich an die Kissen lehnte. An seinem Glied fühlte er die weiche Wärme ihres Schoßes. Sie rieb sich daran, reckte ihm die Brüste entgegen. Spielerisch ließ er seine Zunge über ihre Brustwarzen gleiten, genoss, wie Elvira aufseufzte, sog sie abwechselnd tief in seinen Mund. Der Geschmack des süßlichen Rosenöls, mit dem sie sich nach der Dusche eingerieben hatte, breitete sich auf seiner Zunge aus. Es störte ihn ein wenig. Aber wie sich die Knospen in seinem Mund durch ihre Erregung verlängerten, machte das ölige Gefühl unwichtig.

Unter seinen Fingern spürte er die seidige Haut ihres Hinterns. Ließ sie der Furche folgen, bis sie das Zentrum ihrer Scham erreichten. Mit leichtem Druck strich er hindurch, reizte mit der Fingerkuppe ihren samtigen Eingang und ihre Klit. Elvira beugte sich zur Seite, drückte etwas Gleitgel aus dem Spender auf ihre Hand und rieb sein Glied damit ein, um seine Größe in sich aufnehmen zu können. Er hielt es aufrecht. Langsam senkte sie ihren Schoß. Als seine Spitze in sie eintauchte, legte er die Hände um ihre Hüften. Bremste das Tempo des Eindringens auf zentimeterweise Schritte. Unter leichtem Wiegen ihres Beckens glitt er tiefer und tiefer in sie hinein. Prickelnde Schauer fuhren über seine Haut. In gleichmäßigem Auf und Ab ließ er sie auf sich reiten. Hielt ihre Hüften fest, wenn sie drohte, zu hektisch zu werden. Wie schon oft, dankte er dem Himmel, diese Beherrschung vor vielen Jahren gelernt zu haben. Sonst hätte er sich wohl niemals wieder in die Nähe von Frauen getraut. Hätte stets befürchtet, ihnen mit seiner zügellosen Gier Schaden zuzufügen. Das Ausmaß seines Schwanzes verbat jeden Kontrollverlust.

Elvira sah wunderbar selbstvergessen aus. Nahm ihn mal tief, dann wieder nur halb in sich auf und bog ihren schönen Leib wie eine Bogensehne durch. Er genoss das wogende Fleisch ihrer Brüste in seiner Hand, während seine andere unablässig ihre Perle stimulierte. Ohne diesen zusätzlichen Reiz konnte sie nicht kommen. Langsam wand sich diese schöne Sirene auf ihm zum Höhepunkt, sandte sanfte Wellen von Wärme durch seinen Körper. Ihr Atem wurde heftiger, schwerer. Leises Seufzen drang über ihre Lippen, dann hielt sie die Luft an. Ihr Innerstes zog sich um ihn zusammen, und mit einem tiefen Aufstöhnen löste sie sich wieder.

Erschöpft sank Elvira nach vorn und stützte sich auf seinen Schultern ab. Er strich über ihre rosige Wange und eine Strähne hinter ihr Ohr. Es würde ihm nichts ausmachen jetzt aufzuhören. Diese Art von körperlicher Befriedigung fand er nur noch überbewertet. Sich im Sport auszupowern, erfüllte ihn mit wesentlich mehr Zufriedenheit. Selbst zu den Zeiten, wo er sich per Handarbeit vom übermächtig scheinenden Druck befreite, fand er das Ergebnis stets enttäuschend. Es war immer gefolgt von dem Gedanken: Das war es jetzt? Dafür hast du dich so aufgeschaukelt? Wenn er die Prahlerei seiner damaligen Mitschüler zum Vergleich nahm, musste sein spärliches Ergießen mit seiner Zeugungsunfähigkeit zusammenhängen. Der Aufbau der Erregung war immer der interessanteste Teil gewesen. Wie sich alles Denken verflüchtigte, und er nur noch etwas um seinen Schwanz spüren wollte. Genau dieser interessante Teil war zur Gier mit fatalen Folgen geworden.

Lang war es her. Das schlechte Gewissen würde nie ganz aufhören an ihm zu nagen. Aber er konnte verhindern, dass so etwas jemals wieder geschah.

Elvira schlug ihm leicht auf die Schulter. „Mach schon.“

Er merkte, dass sich sein Blick an der Sporttasche mit dem Stachelhalsband festgesaugt hatte. Entschuldigend lächelte er Elvira an. Sie konnte es überhaupt nicht leiden, wenn er nicht zum Höhepunkt kam. Es gab ihr das Gefühl nicht attraktiv zu sein. Also würde er ihren Akt wie immer vollenden. Vorsichtig rollte er sich mit ihr herum.

Sie schlug ihm noch einmal auf die Schulter. „Du bist zu schwer.“

Sofort stützte er sich mit den Ellenbogen neben ihr ab. „Besser?“

Sie nickte, legte ihre Hände auf seine Pobacken und drängte ihn, in sie zu stoßen, damit seine Schwellung nicht abklang, bevor er einen Erguss gehabt hatte. Er rieb sein Glied noch einmal mit Gleitgel ein. Dann schob er sich sachte, und so oft in sie, bis das vertraute Rieseln über seine Wirbelsäule und das leichte Ziehen in seinem Unterleib seinen Höhepunkt ankündigten. Unter dem seichten Rinnen seines Samens beruhigte sich sein Körper wieder.

Er zog sich aus Elvira zurück, drückte einen Kuss auf ihre vollen Lippen und stand auf. Sie rollte mit einem zufriedenen Lächeln auf die Seite und schloss die Augen.

Unter der Dusche trennte er sich von dem übertragenen Rosenöl und anderen klebrigen Überbleibseln ihres Aktes. Dann rückte er Kissen in seinem Sessel am Fenster zurecht, sank in die Tiefe der federgefüllten Polsterung und legte die Füße hoch. So brachte ihn die Wärme und Unruhe eines anderen Körpers nicht um seine zwei bis drei Stunden Schlaf.

3. Kapitel

Ein Liebesroman! Erneut stellte sich Jason jedes einzelne Nackenhaar auf. Schon die Farben des Hörbuchcovers verursachten ihm ein Schütteln, als hätte er in eine Zitrone gebissen. Ein eng verschlungenes, fast nacktes Liebespaar auf rosafarbenem Hintergrund und goldfarbene, schnörkelige Schrift. Uaah. Er musste von allen guten Geistern verlassen sein, diesen Gefallen zwischen seine eigenen Aufträge zu schieben, aber einen Freund in der Klemme ließ er nicht sitzen.

Er schob sich den Knopfhörer seines IPods ins Ohr, um die Liebesschmonzette aus dem CD Player des Wagens wenigstens mit Musik nach seinem Geschmack zu begleiten. Seit einer Stunde tat er sich das nun schon an und konnte beim besten Willen nicht nachvollziehen, warum Frauen so etwas Realitätsfernes gern lasen oder hörten. Liebe auf den ersten Blick, oder er fühlte sich wie elektrisiert, als sie ihm in die Augen sah. Himmel noch mal, glaubte wirklich jemand, dass es so etwas gab? Selbst zu seinen unbeherrschten Zeiten hatte er nicht ansatzweise etwas gespürt, was man als elektrisierend bezeichnen könnte. Auch keiner seiner Freunde hatte je so etwas Blödsinniges geäußert. Und das Wort Liebe stieß ihm schon seit seiner Ehe schal auf. Aufgrund von Filmen und Liedern hatte er als junger Mann davon etwas Tiefergehendes, Beständigeres erwartet. Doch es war nur ein Wort, das gern benutzt wurde, um banale Anziehung zu dramatisieren, oder dem Partner Sand in die Augen zu streuen. Nur einmal war er dem Wort auf den Leim gegangen. Seine Frau hatte gesagt, sie würde ihn lieben. Das hatte ihm das Gefühl gegeben, es wäre richtig, sie zu heiraten. Sie benutzte es oft und gerne. Vermutlich hatte sie es auch dem Mann ins Ohr geflüstert, der vor Schreck aus seinem Bett gefallen war, als Jason eines Tages unerwartet früh nach Hause kam. Seit dem beendete er jede Beziehung, sobald eine Partnerin von Liebe zu faseln begann. Elvira stand dem zum Glück so nüchtern gegenüber wie er. Weder sprach sie davon, noch hatte er bei ihr solche Schmalzromane gesehen. Eigentlich gar kein Buch, nur Illustrierte mit Klatsch und Modetrends.

Mit Mozarts Fünfte drängte er die Stimme aus dem CD Player in den Hintergrund, aber das gab dem Liebesgesäusel sogar eine gewisse Dramatik.

Allein dafür, dass er sich in diesen Roman reinhören musste, um sich zu informieren, was genau die Kundin schrieb, hatte er bei Bernd etwas gut. Und wem hatte er diesen Grusel und unplanmäßigen Ausflug zu verdanken? Thomas Bender! Sein Bauchgefühl, das Bernd wegen dem Typen noch Probleme bekam, war also richtig gewesen. Ob Thomas wirklich Schuld daran trug, dass ein dreimonatiger Dauerauftrag über einen Mann mit Limousine auf der Kippe stand, sollte er nun klären, und die Wogen bei der Auftraggeberin glätten. Thomas behauptete, von ihr vom Hof gejagt worden zu sein, weil er sich geweigert hatte, mit ihr zu schlafen, als sie ihm an die Wäsche wollte. Klang nicht sonderlich glaubwürdig, da der Kerl ohnehin schwanzgesteuert war. Oder zumindest den Eindruck vermittelte, wie bei seinem Besuch in der Umkleide der Schwimmhalle.

Eine Woche konnte er erübrigen, um die Angelegenheit zu bereinigen und den Ruf von Bernds Unternehmen zu retten. Die Autorin hatte gefordert, dass heute, acht Uhr morgens, ein neuer Chauffeur bereitstehen sollte, damit sie den Auftrag nicht stornierte.

Du bist wie eine Maschine, Jason. Von nichts aus dem Takt zu bringen, hatte Bernd ihn bekniet und damit ja auch recht.

Keiner kann besser rausfinden, ob die Schuld bei Thomas oder der Autorin liegt, und in letzterem Fall ihre Avancen abwehren, ohne dass die Dame anschließend beleidigt ist.

Sich einer womöglich sexbesessenen Kundin eine ganze Woche zu erwehren, stand nicht gerade ganz oben auf seiner Wunschliste von Aufgaben. Leider hatte Bernd von seinen eigenen Leuten keinen frei, dem er diesen Auftrag zutraute, denn das Ganze wurde noch dadurch erschwert, dass der Chauffeur im Haus der Autorin wohnen musste, weil sie auch noch so verdammt weit weg von Berlin lebte. Fünfhundert Kilometer, in einer Gemeinde namens Steinhagen, im Teutoburger Wald. Großartig. Da konnte er nicht mal das Training seiner Angestellten im Auge behalten. Um gut Wetter bei der Kundin zu machen, hatte Bernd ihm sogar sein neuestes Lieblingsbaby, den Mercedes 600, mitgegeben. Nun ja, sie war wie fast alle von Bernds und seinen Kunden Millionärin. Da war stilgerechtes Auftreten eines Fahrers eine Selbstverständlichkeit. Dass ihre Bücher und die zwei Verfilmungen davon pornografische Züge haben sollten, spielte keine Rolle.

Damit er in dem Roman vorwärts kam, um sich gegebenenfalls mit der Autorin über dieses Thema unterhalten zu können, hatte er bisher in fünf der sechs CDs jeweils zehn Minuten hineingehört. Jetzt lag die Sechste drin. Die weibliche Stimme las gut und lebendig vor, das musste er ihr lassen. Ihr Timbre umhüllte ihn zusammen mit Mozart, wie eine warme Sommernacht im Grünen. Es änderte jedoch nichts an dem schnulzigen, romantisch verklärten Inhalt der Story.

Er sah das Gesicht der Autorin vor sich, deren Homepage er am Abend zuvor gegoogelt hatte. Von dem Porträtfoto schaute ihn eine sehr aparte brünette Frau an. Sie wirkte darauf jünger als die angegebenen achtunddreißig Jahre, doch das Bild konnte schon älter sein, oder vorteilhaft retuschiert. Was ihm nicht aus dem Kopf ging, waren ihre Augen. Als Betrachter des Bildes bekam man das Gefühl, sie schaue einem bis auf den Grund der Seele. Waren sie braun gewesen? Es hatte gewirkt, als wäre darin noch eine weitere Farbe. Und ein Funkeln, als wüsste sie genau, dass der Betrachter gerade darüber nachdachte, was sich hinter ihrer Fassade verbarg. Nein, perfekt schön, wie er es an Frauen schätzte, war ihr Gesicht nicht, und doch hatte es etwas, das ihn wiederholt hinschauen ließ. Weshalb sie wohl ihren Führerschein für einige Monate abgeben musste? Verbarg sich hinter der aparten Erscheinung eine Alkoholikerin? Keine Seltenheit, bei erfolgreichen Menschen.

Satans Ziege, was war das eben gewesen?

Behutsam nimmt meine Zunge den Liebestropfen von seiner samtigen Eichel auf? Schockiert zog er den Ohrstöpsel heraus, um der Stimme aus dem CDPlayer besser folgen zu können. Einige Sätze später wurde ihm bewusst, dass er einen Ständer hatte, dass es fast schmerzte, und je weiter sich die ausdrucksvolle Erzählung auf den Höhepunkt der Romanfiguren zuarbeitete, umso schlimmer wurde es. Zu seinem Schrecken konnte er die Erregung auch nicht zurückdrängen. Sein Körper weigerte sich, ihm zu gehorchen. Nach ewiger Zeit brauchte er tatsächlich wieder volle Konzentration, um sich unter Kontrolle zu bringen, doch er schaffte nicht mal, sich von der Schilderung loszureißen. Er sollte das verwünschte Ding abschalten, bevor das Zuhören im wahrsten Sinne des Wortes in die Hose ging. Hölle! Es gefiel ihm gar nicht, auf eine Schwachstelle in seiner vertrauten Contenance gestoßen zu sein. Schalt das verdammte Ding aus, Jason!

Die gesprochene Erotik wurde zu einer bittersüßen Qual. Sandte Hitzewellen durch seinen Körper, die sich in seinem Glied bündelten, mit jedem weiteren Detail der Erzählung zunahmen. Wildes Hupen schreckte ihn auf. Verdammt, er hatte gar nicht mitbekommen, dass er auf der Mittellinie der Autobahn fuhr, und seine Hände schwitzten am Lenkrad, wie sie es seit seinen Fahranfängen nicht mehr getan hatten. Dennoch konnte er nicht aufhören, der verführerischen Stimme zu lauschen. Eine Schweißperle rann ihm ins Auge. Er fühlte seine Wangen schlimmer glühen als bei einem Sonnenbrand. Als sehr emotional geschildert wurde, wie die Figuren den Höhepunkt erreichten, arbeitete er mit tiefen Atemzügen dagegen an, sich nicht ebenfalls gehen zu lassen. Sein Puls raste wie nach einem Wettrennen. Dankbar nahm er das Schild für die nahende Raststätte zur Kenntnis.

Auf dem Parkplatz stellte er den Motor des Mercedes ab und sprang heraus, als stünde der Sitz in Flammen. Neben dem Wagen ging er auf und ab, atmete weiter tief durch, um sich zu beruhigen und wischte mit seinem leinenen Taschentuch den Schweiß von Stirn und Händen. Am Rande wurde er sich der Blicke von Passanten bewusst. Eine schwarze Luxuskarosse erregte stets Aufmerksamkeit, wohl noch mehr, wenn der Fahrer mit vermutlich knallrotem Schädel wie gehetzt daran auf und ab lief. Er versuchte sich zusammenzunehmen, seine übliche Beherrschtheit wiederzuerlangen und nach außen zu reflektieren, aber dafür war er einfach zu aufgewühlt.

Er drehte den Leuten den Rücken zu und lehnte sich an die Motorhaube. Seine Hand zitterte noch immer, als er sich übers Gesicht strich, um die Muskulatur dort zu lockern. Nur allmählich kam sein unbefriedigter Schwanz wieder zur Ruhe. Unglaublich, dass es einem Hörbuch gelungen war, ihn völlig aus der Fassung zu bringen. Seine langjährige Unerschütterlichkeit in null Komma nichts untergrub. Ein Leck in seiner Immunität. Lag es an der erotischen Stimme? Stand er womöglich auf Telefonsex ohne es bisher geahnt zu haben? Das sollte er bei Gelegenheit ergründen und dagegen anarbeiten. War es überhaupt normal, dass Liebesromane solche detaillierten Szenen enthielten? Zumindest erklärte sich ihm nun, warum manche Damen, die er lesen sah, oft verzückt lächelten.

Seine Neugierde auf die Frau, die so etwas schrieb, wuchs. Und wenn Thomas sich auch einen dieser Romane reingezogen hatte, war schon nachvollziehbarer, dass dieser Heißsporn womöglich auf dumme Ideen gekommen war. Nicht wenn. Natürlich hatte Thomas sich gezwungener Maßen wenigstens einen der Romane antun müssen. So wie er auch. Er sah sich noch einmal das Cover an. Sprecherin, Lena Lark. Sie las es sogar selbst vor. Jetzt schloss er nicht mehr aus, dass die Dame ein verruchtes Luder war, das Thomas diszipliniertes Verhalten sehr schwer gemacht haben könnte. Ließ sie ihre Hörer und Leser nur an ihren Fantasien teilhaben, oder gab sie ihre Erfahrungen unverblümt zum Besten?

Ein Blick auf die Uhr sagte ihm, dass noch Zeit genug blieb, sein Ziel pünktlich zu erreichen. Im Seitenspiegel versicherte er sich kurz, dass er nicht mehr glühte, wie ein pubertierender Teenager, und begab sich zur Tankstelle, um mit einem eisgekühlten Energiedrink auch die restliche innere Hitze zu ersticken. Wie viele solcher Stellen das Buch wohl enthielt? Wie viele waren ihm entgangen, weil er nur kurz in die CDs hineinhörte? Damit sie auch nicht wieder aufloderte, würde der verdammte CD Player jedenfalls für den Rest der Fahrt ausgeschaltet bleiben.

Die schmale Straße wand sich tief in den hügeligen Mischwald hinauf. Hoffentlich irrte sein Navi nicht. Es war bereits zehn vor acht. Wenn er sich verfahren hatte, was ihm für gewöhnlich nie passierte, würde er tatsächlich zu spät kommen. Ein unverzeihlicher Fehler für einen Chauffeur und schlechter Neustart für Bernds Unternehmen. Leider entsprach der aktuelle Verlauf der unzähligen Baustellen auf den letzten dreißig Kilometern nicht den Informationen des Navigationssystems, und durch seinen Stopp auf der Raststätte hatte er die Zeit eingebüßt, die ihm jetzt fehlte.

Er glaubte schon mitten im Wald auf irgendeinem Forstweg zu enden, als sich nach einer Kuppe recht viel versprechend ein hoher weißer schmiedeeiserner Zaun samt Tor zeigte. Hinter dem Tor bog die Straße in einer lang gezogenen Kurve nach rechts ab. Es stand sperrangelweit offen, was seinem Sinn für Sicherheit widersprach. Wenigstens thronte auf einem dünnen Mast eine Überwachungskamera, deren rotes Licht bekundete, dass sie auch genutzt wurde. Einen halben Kilometer nach dem Tor endete das undurchdringliche Baum- und Buschwerk und gab unvermittelt den Blick auf ein kleines idyllisches Tal frei.

Im ersten Moment raubte es ihm den Atem, obwohl er schon so einige schöne Anwesen zu Gesicht bekommen hatte. Er blickte von hier auf eine Insel hinunter. Auf eine lichtdurchflutete Insel, umschlossen von dichtem Mischwald. Sattgrüne Pferdeweiden reichten ringsum bis an den Waldrand heran und machten die Flächen zwischen ihm und den Gebäuden gut einsehbar. Etwas nach drei Uhr tendierend waren in der Mitte der Talsohle eine Reithalle, Stallungen, Nebengebäude und das Wohnhaus in einem Kreis um eine mächtige Eiche ausgerichtet. Alles im mediterranen Stil gehalten. Die Gebäude erstrahlten einheitlich in blassem gelb, mit weißen Absetzungen, Reithalle und Nebengebäude waren zudem noch mit dunkelbraunen Hölzern an Giebeln und Traufen versehen. Schmale Lebensbäume wanden sich im Wechsel mit vereinzelten Büschen apart angeordnet neben den Gebäuden in die Höhe. Edel, verdammt edel. Und kein Ehemann kam in den Genuss davon zu profitieren, weil Lena Lark laut der Biografie im Internet, schon Jahre vor ihrem Erfolg von Ehemann Nummer zwei geschieden worden war. Es hieß, sie lebte hier mit ihrer Mutter und ihrem Sohn, einem Teenager.

Leise rollte seine Limousine vor die vier weißen Säulen des Wohnhauses. Es schien nur zwei Etagen zu haben. Fenster im Giebel sahen danach aus, als befände sich dort noch eine Dachwohnung. Vielleicht das ihm zugedachte Apartment. An den schmalen Hausseiten führten einstöckige Flügel im Halbkreis zur Hausrückseite und bildeten einen zu einer Seite geöffneten Innenhof. Vom Waldrand aus hatte er gesehen, dass sich dort ein mit einer Haube abgedeckter großer Swimmingpool befand.

Was ihm nicht behagte, war, dass noch immer kein Sicherheitspersonal kam, um ihn unter die Lupe zu nehmen. Die Eingangstür zum Hausinneren stand sperrangelweit auf. Der Hof wirkte wie ausgestorben, bis auf ein leise herüberschallendes Pferdewiehern. Sonst war es so still, dass er den seichten Wind über den Hof fegen und das beständige ferne Rauschen des Waldes hörte. Sofort sprangen seine Alarmglocken an. Stimmte hier etwas nicht? Auf so einem Anwesen musste doch Personal seinen Aufgaben nachgehen. Sollte er besser seine Waffe, die er bei Aufträgen immer mitnahm, aus dem Koffer holen? Er blieb noch einige Minuten abwartend im Wagen sitzen. Eine Überwachungskamera, die den Eingang und eine weiße Korbsesselgruppe rechts davon im Winkel hatte, blinkte so rot wie die am Einfahrtstor. Doch niemand kam heraus. Langsam stieg er aus, holte seine Pistole aus dem Sicherheitskoffer und lud sie. Da er als Chauffeur kein Waffenholster trug, musste sein Hosenbund unter dem Jackett herhalten.

Voller Anspannung ging er auf die Tür zu. Es gab keine Klingel, nur eine kleine Bronzeglocke. Es erschien ihm nicht richtig, sich damit bemerkbar zu machen, solange er nicht wusste, was ihn hier erwartete. Leise trat er in den geräumigen, mit weißem Marmor versehenen Flur. Rechts von sich vernahm er ein Geräusch und fuhr herum.

„Herr Gott noch mal, haben Sie mich erschreckt“, fuhr eine gebeugte grauhaarige Frau in mintgrünem Nickianzug ihn an und haute ihm das Ende ihres Bambusstockes vor das rechte Schienbein. Innerlich stöhnte er auf, das würde einen blauen Flecken geben. Sein Adrenalinspiegel sank wieder. Diese kleine runzelige Dame machte nicht den Eindruck, als befände sich Gefahr im Haus.

„Das war nicht meine Absicht Ma’am“, entschuldigte er sich höflich. „Jason Connors, von Elite - Exclusiv-Cars.“

Sie legte den Kopf in den Nacken und sah ihm kampflustig in die Augen, dann durch die offene Tür zu seinem Wagen.

„Hmpf. Sie sind also der Neue und noch größer. Kriegt man ja einen Krampf im Nacken, wenn man zu Ihnen raufschaut.“

Sie schob zwei Finger in den Mund und pfiff durchdringend. Jason wusste nicht, was er von ihrem Benehmen halten sollte. Zumindest war jetzt bekannt, dass er angekommen war. War diese Frau etwa die Haushälterin? Dann mangelte es ihr an adäquaten Manieren im Hause ihrer Arbeitgeber. Bevor er sich darüber noch weiter Gedanken machen konnte, schoss ein braunschwarzes, kniehohes Fellbündel von draußen herein. Der Schäferhund glitt auf dem weißen Marmor aus, als er in unvermindertem Tempo versuchte nach links abzubiegen, polterte laut krachend gegen eine angelehnte Tür, die dadurch aufflog und den Blick auf ein Wohnzimmer freigab. Unbeirrt rappelte sich der Hund mit scharrenden Krallen auf und schoss den anvisierten Gang hinunter. In dessen Mitte wusste er einen Läufer zum Schlittern zu nutzen, der sich in Falten an der gegenüberliegenden Wand aufwölbte, und verschwand dann rechter Hand.

„Dösiges Viech“, stieß die alte Dame unter leisem Glucksen aus und schloss die Eingangstür.

Da musste er ihr recht geben. Wenn das der hiesige Wachhund war, hatte er sich nicht damit aufgehalten, ihn als Fremden überhaupt wahrzunehmen.

„Lenchen ist im Büro“, sagte sie ohne sich vorzustellen.

Lenchen? Das klang mehr nach der Mutter der Autorin. Gab es in diesem Haus denn keine Bediensteten? Mit dem Stock wies sie in die Richtung, in die der Hund verschwunden war.

„Ich zeig’s Ihnen, damit Sie sich nicht verlaufen.“

Langsam folgte er der alten Dame, die ihm gerade bis zur Mitte der Rippen reichte. In der Ecke, wo der gefaltete Läufer lag, blieb sie stehen, rammte den Stock auf den Teppich und schob ihn zurück auf den angestammten Platz.

„Können Sie Mühle spielen?“, fragte sie unvermittelt und zockelte langsam wieder an ihm vorbei, um den Weg fortzusetzen.

„Ja, Ma’am.“

„Dieses Määm hört sich fast an wie das Meckern einer Ziege. Wo hab ich das nur schon gehört?“, brummelte sie vor sich hin. „Aber Sie können Mühle spielen, das gefällt mir.“

4. Kapitel

Es wäre gar nicht möglich gewesen, sich zu verlaufen, wenn man ihm zugetraut hätte, die erste Tür links nach der Biegung des Flurs zu finden. Eine kleine Reisetasche stand daneben, die Tür war nur angelehnt, und er hörte eine gedämpfte Frauenstimme. In Gedanken hatte er der kauzigen alten Dame spontan den Namen Granny gegeben, und Granny stieß mit ihrem Stock die Tür weiter auf, sodass er über sie hinweg die Frau zu der Stimme zu Gesicht bekam. Sie stand mit dem Rücken zur Tür, vor einem Schreibtisch. Mit der freien Hand packte sie ein Laptop in die entsprechende Tasche.

„Nein, habe ich noch nicht“, hörte er sie in ihr Handy sprechen. Sie hatte noch nicht bemerkt, dass er mit Granny in der Tür stand. „Auf der Fahrt habe ich Zeit genug, mir eure Entwürfe anzusehen und …“

Die Hörbuchstimme. Unverkennbar. Es war ihm unangenehm, unbemerkter Lauscher ihres Telefonats zu sein. Doch Granny schien da keine Bedenken zu haben. Lena Larks kleine kurvenreiche Gestalt steckte in einem eleganten schwarzen Hosenanzug. Aufgrund des Buches und des Desasters mit Thomas hatte er sich schon darauf eingestellt, in wesentlich aufreizender Aufmachung empfangen zu werden. Sie konnte nicht größer als einsfünfundsechzig sein. Zu der eleganten Kleidung passten allerdings nicht die schwarzen etwas klobig wirkenden Sportschuhe. Ihr dunkles Haar sah länger aus als auf dem Bild und fiel ihr in weichen Wellen bis zwischen die Schulterblätter.

„… bekomme ich während der Fahrt vielleicht schon fertig, wenn du nicht zu viele Änderungen …“

Bei dem melodischen, warmen Klang ihrer Stimme drängte ihm schon wieder das Blut Richtung Unterleib. Ein vertrautes Rieseln schlich Wirbel für Wirbel von seinem Nacken abwärts, aber ungewohnterweise nicht, weil es einen Erguss mit sich bringen wollte. Es war einfach nur da. Diese ganzen fatalen Reaktionen mussten mit der Erinnerung an die erotische Stelle des Hörbuches zusammenhängen. Er war einfach noch zu übersensibilisiert. Etwas von der Rolle, von dem unerwarteten Kontrollverlust.

Ihr Blazer betonte eine sehr schmale Taille, endete über einem etwas zu vollen birnenförmigen Po. Trüge sie Pumps zu dem Hosenanzug, würde er noch weit besser betont. Er rief sich zur Ordnung. Sonst gingen seine Betrachtungen der Kundinnen doch auch nicht über eine rein geschäftliche Einschätzung hinaus. Ihr Roman hatte eine untergrabende Wirkung auf seine übliche Professionalität.

„Lenchen“, rief Granny, fasste seinen Ärmel und zog ihn einfach weiter in das Büro. „Der neue Fahrschnösel ist da.“

Fahrschnösel? Der Sprachgebrauch der alten Dame schmeichelte ihm nicht gerade. Lena Lark drehte sich ohne Eile mit dem Handy am Ohr um. Da waren sie wieder, die Augen, die dem Betrachter bis in die Seele zu schauen schienen, doch diesmal leibhaftig. Angenehme Überraschung funkelte darin auf. Als ihre Blicke aufeinandertrafen, fühlte er sich nicht mehr fähig zu atmen. Erst als sie den Kopf ein wenig schüttelte, drang wieder Luft in seine Lungen. Hätte sie damit nicht dieses merkwürdige unsichtbare Band zerrissen, er wäre erschreckenderweise nicht dazu in der Lage gewesen.

Ihre Überraschung löste sich in einem Anflug von Misstrauen auf, bevor sie endgültig schaffte, jede Emotion aus ihrem Blick zu verbannen. Nach kurzem Zögern nickte sie ihm grüßend zu und richtete kurz die Augen auf Granny.

„Danke, Mama.“

Also war es tatsächlich die Mutter der Autorin. Sie musste recht spät mit ihrer Tochter niedergekommen sein. Er schätzte die alte Dame auf Anfang siebzig und vermutlich setzte ihr Arthrose oder Rheuma zu. Bevor er auch nur die Chance hätte auszuweichen, wäre er auch nur annähernd darauf gefasst, von so einem Mütterchen dauernd tätlich angegriffen zu werden, haute sie ihm wieder ihren Stock gegen das Schienbein und traf zu seinem Ärger dieselbe Stelle wie beim ersten Mal.

„Benehmen Sie sich anständig, junger Mann. Und gehen Sie vorher noch mal auf den Topf.“ Damit drehte sie sich zur Tür und rief schneidend: „Ziege!“

Unter einem weiteren großen Schreibtisch rechter Hand polterte es furchtbar, dann kam der Schäferhund hervor geschossen und rannte Granny voran aus dem Büro. Derweil beendete Frau Lark ihr Telefonat.

Langsam trat sie auf ihn zu und streckte ihm die Hand hin. Fast fürchtete er sich davor, sie zu ergreifen, nachdem der reine Blickkontakt und ihre Stimme sich schon so erschütternd auf ihn ausgewirkt hatten. Doch es nicht zu tun, wäre pure Unhöflichkeit. Also nahm er sie. Sofort bestätigte sich seine Befürchtung. Klein und zart lag ihre Hand in seiner. Ein warmer Schauer fuhr ihm durch den gesamten Arm und verstärkte das Rieseln an seiner Wirbelsäule. In ihren Augen flackerte es erschreckt auf, als spüre sie es auch.

„Lenara Larkmann“, stellte sie sich mit ihrem privaten Namen vor, dann entzog sie ihm hastig die Hand und trat wieder einen Schritt zurück.

Bevor er antworten konnte, musste er sich räuspern, weil er das Gefühl hatte, seine Stimme würde ihm sonst nicht wie gewohnt gehorchen. „Jason Connors, Ma’am.“

„Sie sind Amerikaner?“

„Zur Hälfte. Entschuldigen Sie, wenn die amerikanische Anrede Ihnen nicht behagt, kann ich natürlich auch …“

Mit einem flüchtigen Abwinken unterbrach sie ihn. „Nein. Das ist schon okay, ist mal was anderes. Tut mir leid, ich hatte mir noch nicht die Zeit genommen, Ihr Dossier zu lesen.“

An und für sich sollte das auch eine Sicherheitskraft übernehmen. Himmel, er könnte irgendein Gauner sein und sie würde sich gleich freiwillig in seinen Wagen setzen und ihm ermöglichen sie zu entführen. War sich diese Frau solcher Risiken denn gar nicht bewusst?

Sie atmete tief durch und wieder legte sich ein Schimmer des Misstrauens über ihre Augen. Aber es schien nichts mit der Angst vor potenziellen Gefahren zu tun zu haben. Worauf basierte es? War Thomas Bender dafür die Ursache? Sie wandte sich ihrer Laptoptasche zu. Über die Schulter fragte sie: „Sind sie zur Hälfte Deutscher oder eine andere Nationalität?“

„Meine Mutter war Deutsche. Die ersten zwölf Jahre bin ich bei ihr aufgewachsen, dann zu meinem Vater nach Amerika gezogen.“

Sie sah ihn von der Seite mit einem kleinen sympathischen Lächeln im Mundwinkel an. Ein süßes Grübchen bildete sich in ihrer Wange.

„Und wieder zurückgekehrt. Warum?“

„Vor zehn Jahren, Ma’am. In Deutschland fühle ich mich einfach wohler.“ Nach dem Tod seines Vaters, der absurderweise bei einem simplen Einkauf auf dem Bürgersteig durch die Kugel einer Passantin starb, die einem Taschendieb hinterher feuerte, hatte ihn nichts mehr in den USA gehalten. Es war so absurd gewesen, weil sein Vater tagtäglich sein Leben für den Schutz eines Senators aufs Spiel setzte und jeden Angriff erfolgreich abgewehrt hatte, und da starb er durch die unkontrollierte Schießwütigkeit einer Hausfrau. Ein Bodyguard, wie aus dem Buche. Unerschütterlich, alles im Blick, immer auf das Wohl anderer bedacht.

„Wie schmeichelhaft für unser kleines Land“, holte ihn eine warme Stimme aus seinen abgedrifteten Gedanken. Wieso waren sie überhaupt abgedriftet? Das hatte er schon lange nicht mehr geschehen lassen. Es wurde Zeit, dass er wieder aus dieser merkwürdigen Stimmung herausfand.

Frau Lark strich sich eine widerspenstige Strähne hinters Ohr. „Wieso lebten Ihre Eltern so weit voneinander entfernt?“

Die Frage war ihm unangenehm. Der Hintergrund war nichts, worauf er stolz sein konnte. „Ich bin nur das Ergebnis einer stürmischen Nacht, Ma’am.“

„Entschuldigen Sie, ich wollte Sie nicht in Verlegenheit bringen. Kommen Sie jetzt direkt aus Berlin?“

Er nickte bestätigend.

„Oje, dann haben Sie schon eine lange Fahrt hinter sich. Wenn Sie erst noch einen Kaffee trinken möchten oder etwas Zeit für sich brauchen, sagen Sie es bitte.“

An der letzten Tankstelle hatte er sich schon für die Weiterfahrt vorbereitet. Dass sie so rücksichtsvoll und freundlich mit ihm umging, als wäre er ein Gast, brachte ihn noch mehr aus dem Konzept.