Lebensphasenorientierte Weiterbildung
Impulse für eine
JÜNGER MEDIEN
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Informationen sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
ISBN 978-3-7664-8018-7
Im Vertrieb von: Jünger Medien Verlag + Burckhardthaus-Laetare GmbH, Offenbach
Herausgeber: Gabal e.V.
Umschlag: Martin Zech, Bremen
Redaktion: Jünger Medien Verlag, Offenbach
Korrektur und Lektorat: Anja Hilgarth, Herzogenaurach
Satz und Layout: Salzland Druck, Staßfurt
Druck und Bindung: Salzland Druck, Staßfurt
© 2015 Jünger Medien Verlag, Offenbach
Alle Rechte vorbehalten. Vervielfältigung, auch auszugsweise,
nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages.
www.juenger.de
www.gabal.de
lebenslanges Lernen war gestern – individualisiertes Lernen bedeutet: Weiterbildung an Lebensphasen orientiert. Diesem Thema gehen die 17 Beiträge dieses Impulse-Bandes nach, aus durchaus unterschiedlichen Perspektiven. Neben der Demografie kommt z.B. das Phasen-Modell ins Spiel, sei es beruflich, sei es privat: Komme ich gerade frisch ins Unternehmen, bin ich Führungskraft oder selbstständig? Agiere ich vor dem Hintergrund Single – Familie mit Kind – Kinder wieder aus dem Haus? Welche Rolle(n) nehme ich ein, als Frau, als Mann?
Wie entscheidend all diese Fragen für die Zukunft von Unternehmen sind, zeigt das Umgehen der Politik damit: In ihrem Grußwort zum Herbst-Impulstag von GABAL 2014 in Mainz lud die rheinland-pfälzische Wirtschaftsministerin Eveline Lemke dazu ein, sich den Initiativen von Landesregierung, Wirtschaft und Hochschule anzuschließen. Mit dem Ziel, langfristig das Nachwachsen von Fach- und Führungskräften zu sichern – auch in Hinsicht auf persönliches Wachstum natürlich, darauf sei GABAL-seitig hingewiesen …
Nun, was bedeutet das alles fürs Lehren und Lernen, das fragen konkret die Beiträger zu diesem Sammelband – und bieten Antworten, Lösungen und Vorschläge. Lebensphasenorientierte Weiterbildung schließt zugleich vieles ein, was unter „Diversity“ angesprochen wird: Neben Alter, Geschlecht und vielen weiteren Aspekten etwa auch Interkulturalität. Immer im Dialog mit physiologischen und psychologischen Wirkmechanismen, siehe zentral auch unser Gehirn.
Ein weites Feld also, und im Grunde erst wenig bestellt: Säen Sie mit, um zu ernten!
Ich grüße Sie herzlich
Hanspeter Reiter
Vorstandssprecher GABAL e.V.
www.gabal.de, November 2014
… auch im Namen meiner Kolleginnen und Kollegen in Vorstand und Geschäftsstelle
PS: Was den Herbst-Impulstag 2014 angeht, finden Sie Beiträge, Nachberichte usw. in GABAL-impulse 3-2014 und auf www.impulstage.gabal.de – zum Vertiefen rund um „Weiterbildung – an Lebensphasen orientiert“.
Sarah T. P. Andiel - www.sarah-andiel.de
Die studierte Rhetorikerin und BDVT-geprüfte Trainerin berät Unternehmen in den Bereichen Rhetorik, Business-Knigge und Kundenservice. Das Debattieren lernte sie bei Streitkultur e.V., dem ältesten Debattierclub Deutschlands. Bis heute engagiert sie sich ehrenamtlich für das Debattieren, z.B. als Turnierdirektorin der Weltmeisterschaften 2013 und als Master-Trainerin.
Marietta Gädeke - www.lilit-kommunikation.de
Die Gründerin von Lilit Kommunikation ist Deutsche Meisterin im Debattieren und stand zweimal im Viertelfinale der Weltmeisterschaften. Sie berät und trainiert Unternehmer, Politiker und Führungskräfte der Bundeswehr in interkultureller Kompetenz, Rhetorik und PR. Als Chief of Staff der Weltmeisterschaften in Berlin und Chennai führte sie drei Jahre mehr als 200 Mitarbeiter aus über 10 verschiedenen Ländern.
Thore Wojke - www.vdch.de/vorstandsbeiraete
Der Debattiertrainer und „Meister der Späße“ ist seit über 10 Jahren im sportlichen Debattieren erfolgreich. Er gilt als einer der erfahrensten Debattierer in Deutschland, nahm an unzähligen Wettkämpfen teil und war Turnierdirektor der Weltmeisterschaften 2013. Er ist Dozent für Rhetorik und Argumentation an verschiedenen Hochschulen.
Andiel, Gädeke und Wojke sind Master-Trainer in der Debattiertrainer-Ausbildung des Verbands der Debattierclubs an Hochschulen e.V. (VDCH).
Die Arbeitswelt von heute ist von stetiger Veränderung geprägt: Der technische Fortschritt, der demografische Wandel, individuelle Arbeitszeitkonzepte und die Globalisierung verlangen von unserer Gesellschaft adaptive Höchstleistungen. Während sich die Arbeitswelt ständig verändert, werden die Produkte immer vergleichbarer. Um sich von ihren Mitbewerbern abzugrenzen, setzen viele Unternehmen auf ihre Unternehmenskultur.
Spätestens durch die Skandale um Nike, Shell oder Schlecker wurde deutlich, welch große Rolle Werte spielen: Wenn ein Unternehmen gegen die moralischen Vorstellungen der Gesellschaft verstößt, verliert es das Vertrauen seiner Kunden. Um dem entgegenzuwirken, wurden Konzepte für Wirtschaftsethik entwickelt, wie zum Beispiel die „Zehn Prinzipien des Globalen Pakts“ der Vereinten Nationen oder der „Leitfaden für gesellschaftliche Verantwortung und Nachhaltigkeit in Organisationen“ (ISO 26000). Unternehmen, die solche Richtlinien implementieren, versprechen sich dadurch nicht zuletzt neue Käuferschichten.
Doch einen Unternehmensethiker zu engagieren, den Internetauftritt mit klangvollen Leitlinien zu schmücken und mit einer Corporate-Social-Responsibility-Kampagne Whitewashing zu betreiben, greift zu kurz. Um aus einer Unternehmensphilosophie eine echte Unternehmenskultur zu machen, müssen alle an einem Strang ziehen. Das bedeutet, die Mitarbeiter müssen die Werte des Unternehmens nicht nur kennen, sie müssen sie auch verstehen, sie mittragen und danach handeln.
Dafür braucht es den aktiven Austausch, denn die Unternehmenskultur lebt von ihren Mitarbeitern. Zwar arbeiten alle für die gleiche Firma, sind aber nicht alle gleich. In dieser Unterschiedlichkeit liegt ein enormes Potenzial: Hier kommen die Erfahrungen verschiedener Generationen, Berufe und Kulturen zusammen. Die unterschiedlichen Vorstellungen, Denk- und Handlungsmuster führen im Arbeitsalltag aber auch zu Konflikten. Um das volle Potenzial von Diversity auszuschöpfen, braucht es eine konstruktive Streitkultur.
Wir stellen Ihnen ein Konzept vor, das eine gesunde Streitkultur im Unternehmen etabliert und das führende Unternehmensberatungen bereits für sich entdeckt haben1: das Debattieren als sportlicher Redewettstreit.
Eine Debatte ist ein Redewettstreit, in dem zwei Teams – Pro und Contra – für das Publikum die Vor- und Nachteile eines Themas darstellen. Sie funktioniert nach festen Regeln2, die für Fairness und Chancengleichheit zwischen beiden Teams sorgen.
Die Grundform der Debatte: Drei Redner auf der Pro-Seite, drei Redner auf der Contra-Seite. Der Präsident leitet die Debatte, eine Jury bewertet die Reden. Die Zahlen kennzeichnen die Reihenfolge der Reden.
Das Thema der Debatte wird so formuliert, dass beide Seiten eine ausgewogene Chance haben, Argumente zu finden. Es wird 15 Minuten vor Beginn verkündet.
Diese Themen eignen sich für eine Debatte im Unternehmen:
Nachdem das Thema verkündet wurde, werden die Pro- und Contra-Teams zugelost; die Redner können sich also nicht aussuchen, ob sie für oder gegen das Thema sprechen.
Die drei Pro- und die drei Contra-Redner finden sich zusammen und bereiten im Team ihre Argumentationslinien vor. Die Vorbereitungszeit beträgt 15 Minuten.
Die Debatte wird vom Präsidenten geleitet. Er eröffnet die Debatte und ruft die Redner auf. Jedem Redner stehen sieben Minuten Redezeit zu, die möglichst exakt eingehalten werden müssen. Während der Rede können die Redner der Gegenseite Fragen anbieten.
Die Juroren bewerten die Debatte nach vorher festgelegten Kriterien, z.B.: faktische Richtigkeit, schlüssige Argumentation, roter Faden, angemessene Wortwahl, überzeugende Körpersprache, lebendige Sprechweise sowie geschickter Umgang mit Fragen und Argumenten der Gegenseite.
Die Juroren entscheiden gemeinsam, welches Team gewonnen hat, und geben das Ergebnis bekannt. Damit das Ergebnis nachvollziehbar ist und die Redner ihre Fähigkeiten verbessern können, geben die Juroren zu jeder Rede ein konstruktives Feedback.
Nach einer Debatte sind die Mitarbeiter bestens auf eine Diskussion vorbereitet und können gezielt abwägen, welche der angebrachten Punkte in die Arbeitsrealität übertragbar sind und wo sich Ideen aus der Debatte weiterentwickeln lassen.
Wortbeiträge, die sich wiederholen, und Diskussionen, die sich endlos im Kreis drehen: Jeder Mitarbeiter, der an Besprechungen teilnimmt, kann ein Lied davon singen. Die Debatte bietet gegenüber einer klassischen Besprechung zahlreiche Vorteile:
die Regeln der Debatte gelten für alle gleichermaßen | Hierarchie und Sympathien beeinflussen den Verlauf |
die Argumentationslinien werden gemeinsam vorbereitet | Wortbeiträge sind das Ergebnis spontaner Eingebungen |
alle Redner müssen sich gleichermaßen einbringen | Teilnehmer halten sich zurück, obwohl sie etwas zu sagen hätten |
es gibt eine feste Reihenfolge der Reden, alle kommen zu Wort | einige Teilnehmer kommen nicht zu Wort; Ideen gehen verloren |
jeder hat die gleiche Redezeit zur Verfügung | die Redeanteile variieren; Prinzip „Wer am lautesten schreit, …“ |
die Redezeit ist begrenzt, dadurch müssen sich die Redner auf die relevanten Punkte konzentrieren | die Wortbeiträge ziehen sich unnötig in die Länge; Diskussionen um Nebenschauplätze |
passende Ideen können frei geäußert werden | Ideen sind von der persönlichen Meinung abhängig |
die Wortbeiträge müssen verständlich strukturiert werden | die Besprechung dreht sich im Kreis, Argumente wiederholen sich |
die Redner müssen aufeinander Bezug nehmen | die Teilnehmer reden aneinander vorbei |
Vielen Unternehmen sind die üblichen Schwierigkeiten bei Besprechungen wohl bekannt. Nicht alle davon lassen sich durch eine gute Moderation lösen – regelmäßiges Debattieren hingegen unterstützt die Mitarbeiter, ihre Ideen zu äußern, und schult ihre kommunikativen Fähigkeiten. Einmal erlernt, übertragen die Mitarbeiter diese Fähigkeiten auf andere Situationen. Das macht nicht nur Besprechungen effizienter. Auch in Verhandlungen macht sich das bezahlt: Wer die argumentativen Schwächen des Gegenübers erkennt und die Situation rational analysiert, erzielt bessere Ergebnisse.
Leitlinien und Entscheidungen der Unternehmensführung werden Mitarbeitern häufig vorgegeben, ohne sie emotional mitzunehmen. Dies kann zu einer Abwehrhaltung führen, die den Zielen der Implementierung zuwiderläuft. Das Debattieren ist dagegen ideal für den offenen Austausch über Werte und Ansichten. Entscheidungen werden stellvertretend von beiden Seiten der Debatte nachvollzogen. Das fördert die Auseinandersetzung mit dem Unternehmen und schafft Transparenz, denn auch unbequeme Entscheidungen werden durch das intensive Pro und Contra in ihrer vollen Tragweite besser verstanden. Dieser Prozess führt zu einer verbesserten Akzeptanz für neue Maßnahmen und eignet sich damit besonders zur Implementierung neuer Unternehmensleitlinien.
In einer eher homogenen Gruppe, wie z.B. Mitarbeiter einer Abteilung, neigen die Mitglieder dazu, konträre Ansichten zu verschweigen.4 Durch den Konformitätsdruck sind alle bemüht, ihre Meinung so zu präsentieren, dass sie nicht zu stark von der Meinung der Gruppe abweicht; wichtige Themen werden nicht umfassend behandelt und mögliche Probleme ignoriert. Hierarchien und Statusunterschiede verschärfen diesen Effekt. Das Format der Debatte verpflichtet die Redner dazu, sich ernsthaft mit Nutzen und Risiken eines Vorschlags auseinanderzusetzen. Das Abweichen von der Gruppenmeinung und der Norm der Harmonie ist durch die Aufteilung in Pro und Contra bereits vorgegeben. Da alle Beteiligten wissen, dass die Redner nicht zwingend ihre persönliche Ansicht vertreten, rücken persönliche Befindlichkeiten in den Hintergrund. So wird sichergestellt, dass offen und sachlich kommunizert wird.
Die Debatte gilt als Königsdisziplin der Rhetorik: Keine andere Übung vermittelt so realistisch den Streit um die überzeugendsten Argumente und lehrt, unter Druck systematisch und zielgerichtet zu arbeiten. Durch das Debattieren werden spielerisch die grundlegenden Fähigkeiten eines Redners geschult: Körpersprache und Stimme sollen die Wirkung der Rede unterstützen, die Argumente müssen nachvollziehbar sein und über reine Behauptungen hinausgehen, die Zuhörer müssen die Struktur der Rede klar erkennen können. Außerdem setzt sich ein guter Redner mit den Punkten der Gegenseite auseinander und beantwortet geschickt kritische Fragen.
In einer Debatte müssen sich alle Beteiligten intensiv in das Thema hineindenken. Das Allgemeinwissen wird abgerufen, Zusammenhänge analysiert, Argumente nach Relevanz beurteilt, Schlussfolgerungen auf ihre Glaubwürdigkeit hin überprüft. Die Mitarbeiter lernen so, produktiv mit unterschiedlichen Sichtweisen umzugehen und unterschiedliche Konzepte differenziert gegeneinander abzuwägen. Die geäußerte Meinung wird durch diesen Denkprozess vielschichtiger und überzeugender.
Das Format der Debatte macht es notwendig, genau zuzuhören, um Gegenargumente entwerfen zu können. Teilnehmer an Debatten erlernen so eine höhere Ambiguitätstoleranz: Sie erkennen, dass es mehr als eine Lösung für Probleme und mehr als eine Sicht der Dinge gibt. Dadurch entwickeln die Mitarbeiter ihre Ansichten, Ideen und Wertvorstellungen weiter. Letztlich folgt daraus mehr Toleranz und ein respektvoller Umgang mit Unterschiedlichkeit.
Ob als Alternative zur Besprechung, um Transparenz in die Unternehmensphilosophie zu bringen, aktuelle Fragestellungen aufzugreifen, neue Argumentationslinien zu entwerfen oder als regelmäßige Veranstaltung zur Mitarbeiterentwicklung: Das Debattieren lässt sich in Unternehmen vielfältig einsetzen.
Die Implementierung neuer Methoden ist im Betrieb nicht immer leicht, zumal die Debatte, um ihr volles Potenzial zu entwickeln, Grundwissen zu Regelwerk und Bewertungskriterien voraussetzt. Darum sollte bei der Umsetzung auf einen professionellen Einstieg unter Begleitung geübter Coaches und Juroren geachtet werden.
Wir stellen Ihnen anhand von drei Beispielen vor, wie das Debattieren im Betrieb angewandt werden kann:
Anwendungsbeispiel 1: Einen Streitpunkt darstellen
Situation: Die Unternehmensleitung eines Industriekonzerns möchte Inklusion am Arbeitsplatz vorantreiben. Eine Podiumsdiskussion soll die Vorteile und Probleme der Inklusion beleuchten und die Mitarbeiter einbeziehen.
Lösung Debatte: Die Veranstaltung beginnt mit einer Debatte: Sechs Mitarbeiter erklären die Vorteile und die Probleme der Inklusion. Anschließend gibt es eine offene Diskussion, in der geladene Experten Fragen beantworten. Durch die Debatte vorab ist das Publikum gerne bereit, sich an der Diskussion zu beteiligen.
Anwendungsbeispiel 2: Der Anwalt des Teufels
Situation: Nach einem Krisenfall in einem Chemieunternehmen muss die Kommunikationsabteilung den Sprecher auf eine Pressekonferenz vorbereiten.
Lösung Debatte: Eine Kurzform der Debatte ist hier besonders geeignet: Der Sprecher nimmt die Position des Unternehmens ein, die anderen versetzen sich in die Rolle der kritischen Journalisten. Die Debatte lässt scharfe Kritik zu und hilft damit, auf kritische Argumentationsmuster präemptiv einzugehen. Im Idealfall hilft ein externer Berater, Schwachpunkte zu identifizieren und zu überarbeiten. Das Ergebnis sind schlüssige Argumentationslinien und eine empathische Ausführung, die das Unternehmen vor negativen Schlagzeilen schützt.
Anwendungsbeispiel 3: Der Firmen-Debattierclub
Situation: Die Personalabteilung eines Sales-Unternehmens sucht nach einer Möglichkeit, die rhetorischen Fähigkeiten ihrer Mitarbeiter kontinuierlich weiterzuentwickeln.
Lösung Debatte: Das Unternehmen organisiert eine Kick-off-Veranstaltung: Für eine Showdebatte werden erfolgreiche Redner eingeladen; geübte Coaches führen die Mitarbeiter in das Debattieren ein. Durch die Veranstaltung angeregt, trifft sich die Belegschaft jede Woche zur Debatte. Hier kommen neben allgemeinen Themen auch branchenspezifische Fragen und Unternehmensleitlinien zur Sprache.
Die regelmäßigen Treffen födern die rhetorischen Kompetenzen und analytischen Fähigkeiten der Mitarbeiter. Wie beim Betriebssport wird der Teamgeist gestärkt. Durch die Teilnahme an Debattier-Wettbewerben profiliert sich das Unternehmen und betreibt Networking.5 Flankierend bieten regelmäßige Weiterbildungen in puncto Argumentation und Rhetorik die Möglichkeit, die Mitarbeiter über das Debattieren hinaus gezielt zu qualifizieren.
Unternehmenskultur hat sich zu einem Key Selling Point für Marketing und Recruiting entwickelt: Wirtschaftlicher Erfolg geht Hand in Hand mit der Darstellung des Unternehmens. Medien, Bewerber und Verbraucher blicken mit kritischem Blick auf Konzerne und hinterfragen, ob Leitlinien nur versprochen oder auch umgesetzt werden. Der Fokus richtet sich dabei besonders auf die Umsetzung der Unternehmenskultur durch die eigenen Mitarbeiter. Sie sind diejenigen, die Werte in Entscheidungen und Auftreten leben sollen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, müssen die Mitarbeiter bei der Implementierung in den Diskurs um Werte und Leitlinien eingebunden werden. Am nachhaltigsten geschieht dies über eine offene, kritische Auseinandersetzung. So paradox es erscheinen mag: Nicht die Verabschiedung neuer Leitlinien durch die Unternehmensführung, sondern erst die kritische Auseinandersetzung mit der Unternehmenskultur und den dahinter stehenden Werten führt zu einer vollen Akzeptanz und Verinnerlichung des neuen Corporate Behaviours. Das Debattieren regt diesen Prozess an und führt zur besseren Akzeptanz der Top-down-Entscheidung.
Die Debatte bietet ideale Voraussetzungen für gelebte Unternehmenswerte:
Darüber hinaus fördert das Debattieren im Sinne der Diversity auch den Austausch zwischen Mitarbeitern: Ältere Kollegen kommen mit jüngeren in Kontakt, Azubi und Chefin tauschen sich aus, unterschiedliche Abteilungen treffen aufeinander. Dies führt zu einer stärkeren Integration innerhalb des Betriebs und damit auch außerhalb der Debatte zu Lösungen, die von allen Beteiligten getragen werden.
Eine lebendige Debattenkultur im Unternehmen nutzt allen Seiten: Sie regt einen Austausch über Werte an, der die Mitarbeiter einbezieht, sie zum Mitdenken anregt und Platz bietet für konstruktive Auseinandersetzungen. Darum lohnt es sich zu sagen: Heute bin ich dafür!
1 U.a. fördert McKinsey den Verband der Debattierclubs an Hochschulen als Partner im Wissenstransfer und nutzt das Debattieren, um High Potenzials zu finden: http://www.achteminute.de/20130909/uns-ist-an-einer-langfristigen-partnerschaft-gelegen-thomas-fritzmckinsey-im-gesprach/
2 Es gibt verschiedene Debattierformate , die sich u.a. in der Anzahl der Redner oder in den Bewertungskriterien unterscheiden. Eine Übersicht über alle gängigen Formate findet sich in: Bartsch, Tim-C. u.a.: Was ist Debatte? Ein internationaler Überblick. Cuvillier Verlag, Göttingen, 2005
3 Die Themen müssen so formuliert werden, dass sie eine Änderung der aktuellen Situation vorschlagen.
4 Solomon Asch zeigte durch sein Konformitätsexperiment von 1951, dass die soziale Anpassung mit dem von der Gruppengröße abhängigen sozialen Druck steigt.
5 Wettbewerbe für Berufstätige werden z. B. von der Deutschen Debattiergesellschaft und den Wirtschaftsjunioren organisiert.
Ursula Böhm
Als Zweigstellenleiterin aus der Bank kommend ist sie über die interne Tätigkeit einer Automobilbank in den Außendienst eingestiegen und hat dort in ihrer 15-jährigen Tätigkeit ein umfassendes Fachwissen aufgebaut. Darüber hinaus hat sie sich parallel immer mehr in die Thematik des Motors für menschliches Handeln eingearbeitet. Was bewegt uns und was treibt uns an? Wie und wann sind Veränderungen sinnvoll oder gar notwendig? Was ist dazu nötig? Und vor allem, wie kann das erlernte Wissen in die Praxis messbar übertragen werden? Sie vertritt die These, dass nur das „Tun“ von gut ausgedachten Handlungen auch die gewünschten Erfolge erzielt.
Seit 2009 leitet Ursula Böhm das Unternehmen Böhm-Training, Vertriebs- und Führungskräftetraining und bietet neben Beratung, Training und Coaching auch spezielle Analysen nach dem weltweit wissenschaftlich anerkannten „Big 5“ Ansatz. In ihrer Arbeit nutzt sie die vorhandenen, noch brach liegenden Potenziale der Menschen und unterstützt deren Entwicklung. Anhand der Überprüfung vorher festgelegter Messkriterien macht sie die Erfolge der Maßnahmen konsequent sichtbar. Ihre Arbeit ist geprägt von Nachhaltigkeit.
Ursula Böhm besitzt Kernkompetenzen auf den Gebieten Kommunikation und Vertrieb und ist Expertin in der Veränderungsarbeit mit Menschen. Als ausgebildete Trainerin (DV NLP), zertifizierte Beraterin verschiedener Personalanalysetools, systemische Beraterin (DGSF), systemische Supervisorin i.A. (DGSF) steht sie kontinuierlich im Austausch mit Wissenschaftlern über deren neueste Erkenntnisse. Obwohl eher im Mittelstand zu Hause, begleitet sie in Kooperation mit weiteren Partnern auch komplexe Projekte in Großunternehmen.
www.boehm-training.de