image

Image

Detlef Apel ist der Subject Matter Expert für Stammdaten- und Datenqualitätsmanagement bei Capgemini. Durch seine mehr als 17-jährige Erfahrung mit der Datenintegration aus heterogenen Systemen, dem Reporting, der Analyse und der Big Data Analytics ist er schnell auf das Datenqualitätsmanagement als wesentlichen Wettbewerbsvorteil für Unternehmen gestoßen. Er hat namhafte Kunden aus unterschiedlichen Branchen bei der Einführung und Optimierung ihres Datenmanagements erfolgreich beraten sowie als Architekt und Entwickler die technische Implementierung übernommen. Weiter ist er Redner auf verschiedenen Konferenzen, Autor zahlreicher Fachpublikationen und Vertreter des Expert-Connect-Programms von Capgemini.

Image

Dr. Wolfgang Behme ist als Global Support Manager im Competence Center BI/CRM/eCom/Mobility bei der Continental Reifen Deutschland GmbH verantwortlich für den weltweiten Support der SAP BW Plattform, auf der alle BI-Anwendungen der Reifen-Division laufen. Er arbeitet seit mehr als 15 Jahren im BI-Umfeld und ist Autor und Herausgeber diverser Fachpublikationen. Sein Anliegen, den Austausch zwischen Theorie und Praxis zu fördern, wird durch zahlreiche Vorträge auf verschiedenen BI-Konferenzen sowie durch Lehraufträge an Hochschulen deutlich.

Image

Rüdiger Eberlein ist Chief Technology Officer Business Information Management bei Capgemini Deutschland. Als Architekt von Anwendungslandschaften hat er sich immer wieder mit der Problematik der Datenqualität auseinandergesetzt. Er hat BI- und Big-Data-Analytics-Lösungen für Unternehmen verschiedener Branchen wie Automobil, Finanzdienstleister, Telekommunikation und Öffentlicher Bereich mitgestaltet. Weiter hat er mehrere Fachartikel zu Architekturthemen aus Big Data Analytics und Business Intelligence veröffentlicht sowie Vorträge auf Konferenzen gehalten. Als Verantwortlicher der Rubrik Daten der Capgemini IT Trends Studie weiß er um die enorme Bedeutung, die das Thema Datenqualität für CIOs in Deutschland hat.

Image

Christian Merighi ist Senior Berater im Bereich BI/DWH Strategic Services bei Teradata GmbH in Österreich. Zu seinen Aufgabengebieten gehören die fachliche Konzeption von Business-Intelligence-/Data-Warehouse-Lösungen, die Erarbeitung von Kosten/Nutzen-Modellen sowie die Definition von Vorgehensmodellen für die Projektumsetzung in diesen Bereichen. In den letzten Jahren hat er sich im Rahmen dieser Tätigkeiten zudem auf den Bereich BI & Data Governance (Konzeption und Aufbau BICC) sowie das ganzheitliche Datenqualitätsmanagement fokussiert. In diesem Umfeld verantwortet er Projekte bei Unternehmen in Österreich, Deutschland und Osteuropa.

Datenqualität erfolgreich steuern

Praxislösungen für Business-Intelligence-Projekte

3., überarbeitete und erweiterte Auflage

Edition TDWI

Detlef Apel
Wolfgang Behme
Rüdiger Eberlein
Christian Merighi

Image

Detlef Apel · detlef.apel@capgemini.com
Wolfgang Behme · wolfgang.behme@conti.de
Rüdiger Eberlein · ruediger.eberlein@capgemini.com
Christian Merighi · christian.merighi@teradata.com

Fachlektorat: Marcus Pilz
Lektorat: Christa Preisendanz
Copy-Editing: Annette Schwarz, Ditzingen
Herstellung: Birgit Bäuerlein
Umschlaggestaltung: Anna Diechtierow, Heidelberg
Druck und Bindung: M.P. Media-Print Informationstechnologie GmbH, 33100 Paderborn

Fachliche Beratung und Herausgabe von dpunkt.büchern in der Edition TDWI: Marcus Pilz · Marcus.Pilz@pilmar.com

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.deabrufbar.

ISBN:
Buch       978-3-86490-042-6
PDF       978-3-86491-641-0
ePub       978-3-86491-642-7

3., überarbeitete und erweiterte Auflage
Copyright © 2015 dpunkt.verlag GmbH
Wieblinger Weg 17
69123 Heidelberg

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Die Verwendung der Texte und Abbildungen, auch auszugsweise, ist ohne die schriftliche Zustimmung des Verlags urheberrechtswidrig und daher strafbar. Dies gilt insbesondere für die Vervielfältigung, Übersetzung oder die Verwendung in elektronischen Systemen.
Es wird darauf hingewiesen, dass die im Buch verwendeten Soft- und Hardware-Bezeichnungen sowie Markennamen und Produktbezeichnungen der jeweiligen Firmen im Allgemeinen warenzeichen-, marken- oder patentrechtlichem Schutz unterliegen.
Alle Angaben und Programme in diesem Buch wurden mit größter Sorgfalt kontrolliert. Weder Autor noch Verlag können jedoch für Schäden haftbar gemacht werden, die in Zusammenhang mit der Verwendung dieses Buches stehen.

5 4 3 2 1 0

Geleitwort zur 3. Auflage

Es zeugt von einem anhaltenden Interesse für das Thema Datenqualität und auch für die Qualität der vorliegenden Publikation, dass nun schon die 3. Auflage erscheinen kann. Ich danke den Autoren Detlef Apel, Dr. Wolfgang Behme, Rüdiger Eberlein und Christian Merighi für die überaus fundierten Ausführungen und die Breite, in der sie das Feld der Datenqualität im Kontext von Business Intelligence abhandeln. Es ist deutlich erkennbar, dass alle Autoren die Problemdomäne um schlechte Datenqualität in Unternehmen nicht nur theoretisch erfasst haben, sondern aus ihrer Praxiserfahrung heraus auch Lösungsansätze zu liefern vermögen. Auch in der 3. Auflage ist es zu Anpassungen und Erweiterungen gekommen, die dem Buch gutgetan haben und dessen Wert noch steigern.

Da in der Unternehmenspraxis der Druck zur Verbesserung der Datenqualität nicht nachlässt, bin ich sicher, dass die vielen hilfreichen Handreichungen zur Arbeit in BI-Projekten das Buch zu einem ständigen Begleiter der Projektmitarbeiter machen. Darüber hinaus nimmt das Werk auch einen festen Platz in der Literaturliste der Hochschulen und Universitäten ein, denn es vermittelt in sehr anschaulicher Art und Weise die Problemstellungen und die Lösungswege, welche wir den Studierenden näherbringen wollen.

In diesem Sinn empfehle ich allen Lesern die Lektüre der 3. Auflage, sei es als Lehrstoff oder als Kompendium zur eigenen Projektarbeit.

Univ.-Prof. Dr. Peter Chamoni

Vorwort zur 3. Auflage

Nach Schätzungen (vgl. [Crosby 1979, S. 15] und [Juran 1988, S. 1]) verursacht schlechte Datenqualität in Unternehmen Verluste in Höhe von bis zu 25 Prozent des operativen Gewinns. Aufgrund der zunehmenden Integration von IT in die Geschäftsprozesse der Unternehmen, der Anforderungen hinsichtlich Compliance sowie der Einbeziehung unternehmensexterner Daten (z.B. Big Data) nimmt die Bedeutung von Datenqualität nochmals erheblich zu. Die Hoffnung vieler Unternehmen auf Lösung der Datenqualitätsproblematik durch die Einführung von Standardsoftware für Enterprise Resource Planning (ERP), Customer Relationship Management (CRM), Supply Chain Management (SCM) u.a. hat sich nicht erfüllt und macht endlich Platz für wirksame Maßnahmen.

Im Mittelpunkt dieses Buches steht die Vermittlung langjähriger Erfahrungen aus BI-Projekten mit Datenqualitätsmanagement-Aktivitäten bei Unternehmen unterschiedlicher Branchen. Neben der anwender- und praxisorientierten Darstellung der verschiedenen Bereiche von Datenqualitätsmanagement (DQM) werden die Best Practices und Lessons Learned dargestellt, sodass der Leser eigene Projekte in diesem Umfeld erfolgreich durchführen kann.

Generell werden Daten über eine Benutzerschnittstelle erfasst oder durch Geschäftslogik von IT-Systemen erzeugt. Meistens fließen die Daten weiter in andere IT-Systeme und werden dabei transformiert. Ein Datenfluss kann viele Stationen haben. Das Data Warehouse ist häufig nur die »Endstation« solcher Datenflüsse. Werden fehlerhafte Daten nicht erkannt und behandelt, führen sie im Verlauf des Datenflusses zu Folgefehlern, die sich leicht zu größeren Problemen aufschaukeln können. Es liegt also auf der Hand, ein Datenqualitätsmanagement möglichst frühzeitig im Datenfluss anzusetzen. Nachhaltiges Datenqualitätsmanagement ist daher idealerweise eine unternehmensweite Aktivität, die ggf. von Vorhaben für Business Intelligence oder auch Customer Relationship Management angestoßen werden muss.

In den meisten Unternehmen kommen fehlerhafte Daten erst im Data Warehouse ans Licht. Das liegt daran, dass dort alle Daten in Gänze und verdichtet betrachtet werden, während beim Datenzugriff durch operative Systeme nur einige Felder in dem einen oder anderen Datensatz zutage treten. Schlechte Datenqualität lässt sich im Data Warehouse nicht verbergen. Allerdings ist es oft genau diese schlechte Datenqualität, die die Akzeptanz der BI-Anwendung durch den Endanwender in den Fachbereichen verhindert und häufig direkt zum Misserfolg des mit dem Data Warehouse verbundenen Vorhabens führt. Wer will schon wichtige geschäftliche Entscheidungen auf fehlerhafte Daten stützen? Da lässt es sich noch besser aus dem Bauch heraus entscheiden.

Dieses Buch hat nicht den Anspruch eines unternehmensweiten Datenqualitätsmanagements, sondern fokussiert auf den Bereich Business Intelligence, wo der Schmerz mit fehlerhaften Daten am größten ist. Unter Business Intelligence (BI) wird ein integrierter, unternehmensspezifischer, IT-basierter Gesamtansatz zur Unterstützung betrieblicher Entscheidungen verstanden. »Business Intelligence ist der Prozess, der Daten in Informationen und weiter in Wissen umwandelt« (Definition von Howard Dresdner (Gartner) 1989). Unternehmensentscheidungen und Prognosen stützen sich auf dieses Wissen und führen zu geschäftlichem Mehrwert. Business Intelligence kommt sowohl zur Unterstützung strategischer Entscheidungen als auch im operativen Bereich zum Einsatz.

Business Intelligence umfasst ein breites Spektrum an Anwendungen und Technologien und ist der Oberbegriff für Data Warehousing, Data Mining, Online Analytical Processing und Analytische Anwendungen. Im weiteren Sinne umfasst Business Intelligence auch die Erschließung unstrukturierter Daten mittels Content- und Dokumentenmanagement. Letztgenannte Bereiche sind jedoch nicht Gegenstand dieses Buches. Betrachtet wird lediglich die Business Intelligence im engeren Sinn, also auf strukturierte Daten bezogen.

Image

Abb. 1 Grobe Architektur für Business Intelligence

Das Data Warehouse ist eine konsolidierte Datenhaltung zur Unterstützung von Reporting und Analyse. »Ein Data Warehouse ist eine themenorientierte, integrierte, chronologisierte und persistente Sammlung von Daten, um das Management bei seinen Entscheidungsprozessen zu unterstützen« (vgl. [Inmon 1996]).

Das Buch gliedert sich in drei Teile. Im ersten Teil wird beschrieben, was Datenqualitätsmanagement ausmacht. Der zweite Teil befasst sich mit der Umsetzung und stellt insbesondere technische Hilfsmittel dar. Im dritten Teil wird erklärt, wie man Verfahren, Methoden, Organisation und Werkzeuge des Datenqualitätsmanagements in der Praxis einsetzt.

Zu Beginn des ersten Teils (Kapitel 1) werden die wesentlichen Begriffe im Zusammenhang mit Datenqualitätsmanagement definiert. In Kapitel 2 wird erklärt, woran sich schlechte Datenqualität festmacht und wo die Ursachen dafür liegen. In Kapitel 3 wird dargelegt, warum es sich lohnt, ein Datenqualitätsmanagement aufzusetzen. In Kapitel 4 werden die organisatorischen Belange in Bezug auf die Datenqualität ausführlich geschildert. Die Architektur für BI-Anwendungen wird unter dem Blickwinkel der Datenqualität in Kapitel 5 betrachtet. In Kapitel 6 wird Big Data Analytics mit den Herausforderungen an das Datenqualitätsmanagement diskutiert. Hierbei wird auch auf den Bereich der unstrukturierten Daten eingegangen. Das Kapitel 7 beschreibt, wie sich Datenqualität messen lässt.

Im zweiten Teil des Buches werden wichtige Prinzipien der technischen Umsetzung des Datenqualitätsmanagements beschrieben. Dabei werden die Werkzeuge zur Unterstützung des Datenqualitätsmanagements betrachtet, angefangen beim Metadatenmanagement über Data Profiling, die Validierung, Bereinigung und Anreicherung von Daten bis hin zur fortlaufenden Überwachung der Datenqualität. Anschließend wird auf die Integration der Werkzeuge in die Anwendungslandschaft der jeweiligen IT-Umgebung eingegangen. Am Ende dieses Buchteils werden Kriterien zur Produktauswahl aufgeführt.

Der dritte und letzte Teil des Buches bildet Datenqualitätsmanagement auf das Vorgehen in BI-Projekten ab. Dabei werden die einzelnen Phasen eines BI-Projekts von der Vorstudie über Spezifikation, Design und Umsetzung bis zum Betrieb im Unternehmen betrachtet. Für jede Projektphase werden die jeweils einzusetzenden Elemente des Datenqualitätsmanagements benannt, die im zweiten Teil des Buches beschrieben wurden. Somit bietet der dritte Buchteil für Projektverantwortliche eine unverzichtbare Hilfestellung zur erfolgreichen Durchführung von Projekten.

Was hat sich in der 3. Auflage geändert? Im 1. Teil des Buches wurde das Thema Big Data neu aufgenommen, da es für die Welt der Business Intelligence eine neue Evolutionsstufe darstellt und somit Auswirkungen auf das Datenqualitätsmanagement hat. Weiterhin wurden in allen Kapiteln Aktualisierungen vorgenommen.

Detlef Apel, Wolfgang Behme, Rüdiger Eberlein, Christian Merighi
Troisdorf, Hannover, München, Wien, im Dezember 2014

Inhaltsübersicht

Teil I

1       Datenqualität

2       Ausprägungen und Ursachen schlechter Datenqualität

3       Auswirkungen schlechter Datenqualität

4       Organisation

5       Referenzarchitektur für Business-Intelligence-Anwendungen

6       Big Data

7       Kennzahlen zur Messung der Datenqualität

Teil II

8       Verbesserung der Datenqualität im Quellsystem

9       Data Profiling

10     Erfolgreiche Datenvalidierung und -filterung

11     Standardisierung und Bereinigung

12     Datenanreicherung

13     Verbesserung der Datenqualität in der Bereitstellung und Visualisierung

14     Wertschöpfung durch Metadaten

15     Data Quality Monitoring

16     Produktauswahl und -integration

Teil III

17     Datenqualitätsmanagement in einer Studie

18     Datenqualitätsmanagement in der Spezifikation

19     Datenqualitätsmaßnahmen in der Konstruktionsphase

20     Steuerung der Datenqualität in der Realisierung

21     Steuerung der Datenqualität im Betrieb

Anhang

Abkürzungen

Literatur

Index

Inhaltsverzeichnis

Teil I

1         Datenqualität

1.1       Daten

1.2       Qualität

1.3       Datenqualität

1.4       Datenqualitätsmanagement

1.5       Zusammenfassung

2         Ausprägungen und Ursachen schlechter Datenqualität

2.1       Geschäftstreiber

2.2       Ausprägungen schlechter Datenqualität

2.3       Ursachen schlechter Datenqualität

2.4       Beispiel: Finanzdienstleister

2.5       Empfehlungen

3         Auswirkungen schlechter Datenqualität

3.1       Datenqualitätskosten

3.2       Gesetzliche Anforderungen

3.3       Business-Case-Betrachtungen

3.4       Empfehlungen

4         Organisation

4.1       Aufbauorganisation

4.2       Ablauforganisation

4.3       Empfehlungen

5         Referenzarchitektur für Business-Intelligence-Anwendungen

5.1       Referenzarchitektur

5.1.1       Datenquellen und Datenströme

5.1.2       Datenintegration

5.1.3       Datenhaltung

5.1.4       Informationsbereitstellung

5.1.5       Anwender und Rollen

5.1.6       Operative Anwendungen und Prozesse

5.1.7       Querschnittsprozesse

5.2       Problemstellen und Lösungsansätze hinsichtlich der Datenqualität

5.2.1       Datenquellen

5.2.2       Datenintegration

5.2.3       Datenhaltung

5.2.4       Informationsbereitstellung

5.3       Architektur für Datenqualitätsmanagement

5.4       Serviceorientierte Architektur

5.5       Master Data Management

5.5.1       Architektur

5.5.2       Umsetzung

5.6      Empfehlungen

6         Big Data

6.1      Definitionen von Big Data

6.1.1       Fachlich-datenbezogene Sicht

6.1.2       Gartner-Sicht

6.1.3       Technisch-infrastrukturelle Sicht

6.2      Bedeutung der Datenqualität bei Big Data

6.3      Herausforderung externe Daten

6.4      Herausforderung unstrukturierte Daten

6.5      Herausforderung Geschwindigkeit

6.6      Herausforderung Volumen

6.7      Empfehlungen

7         Kennzahlen zur Messung der Datenqualität

7.1      Anwendungsmöglichkeiten von Kennzahlen

7.2      Messpunkte für Datenqualität

7.3      DQ-Metriken

7.4      Kennzahlen für ausgewählte Datenqualitätskriterien

7.5      Kennzahlenbaum

7.6      Kennzahlenformular

7.7      Empfehlungen

Teil II

8         Verbesserung der Datenqualität im Quellsystem

8.1      Vorbeugung vor neuen Datenqualitätsproblemen

8.2      Empfehlungen

9         Data Profiling

9.1      Data-Profiling-Prozess

9.1.1       Schritt 1: Integration der Daten

9.1.2       Schritt 2: Analyse der integrierten Daten

9.1.3       Schritt 3: Darstellung der Ergebnisse

9.1.4       Schritt 4: Fachliche Bewertung der Ergebnisse

9.2      Zusammensetzung des Data-Profiling-Teams

9.3      Vorgehensweise beim Data Profiling

9.4      Data-Profiling-Verfahren zur Analyse von Attributen

9.4.1       Standardanalysen auf Attributebene

9.4.2       Analyse der Attribute mit Geschäftsregeln

9.5      Data-Profiling-Verfahren zur Analyse von Datensätzen

9.5.1       Analyse auf Schlüsselattribute

9.5.2       Analyse auf abgeleitete Werte

9.5.3       Analyse von Datensätzen mit Geschäftsregeln

9.6      Data-Profiling-Verfahren zur Analyse von Tabellen

9.6.1       Analyse von Tabellen auf referenzielle Abhängigkeiten

9.6.2       Analyse von Tabellen mit Geschäftsregeln

9.7      Empfehlungen

10       Erfolgreiche Datenvalidierung und -filterung

10.1    Validierung auf vier Ebenen

10.2    Filterung fehlerhafter Daten

10.3    Validierung bei Extraktion oder Laden

10.4    Arten der Datenvalidierung

10.5    Erstellung der Validierungsregeln und Speicherung der Ergebnisse

10.6    Empfehlungen

11       Standardisierung und Bereinigung

11.1    Standardisierung

11.2    Datenbereinigung

11.3    Standardisierung und Bereinigung im ETL-Prozess

11.4    Verfahren für nicht zu bereinigende Daten

11.5    Empfehlungen

12       Datenanreicherung

12.1    Wirtschaftsinformationen

12.2    Geografische Informationen

12.3    Soziodemografische Informationen

12.4    Haushaltsbildung

12.5    Standards zur Klassifizierung von Waren und Dienstleistungen

12.6    Branchenklassifizierung

12.7    Empfehlungen

13       Verbesserung der Datenqualität in der Bereitstellung und Visualisierung

13.1    Bereitstellung der Daten

13.2    Visualisierung der Information

13.3    Empfehlungen

14       Wertschöpfung durch Metadaten

14.1    Metadaten: Begriff und Strukturierung

14.2    Metadatenarchitekturen

14.3    Metadatenmanagement

14.4    Metadatenkategorien

14.5    Probleme bei der Erstellung: Motivation und Aktualität

14.6    Nutzung von Metadaten

14.7    Empfehlungen

15       Data Quality Monitoring

15.1    DQ-Planung

15.2    DQ-Assessment

15.3    DQ-Phasenkonzepte

15.4    Methoden

15.5    Verantwortlichkeiten

15.6    Empfehlungen

16       Produktauswahl und -integration

16.1    Anbieter und Produkte

16.2    Auswahlkriterien im Überblick

16.3    Funktionale Kriterien

16.4    Integration

16.5    Einbeziehung der Fachbereiche

16.6    Sprachen und Länder

16.7    Einbindung in DQM-Prozesse

16.8    Empfehlungen

Teil III

17       Datenqualitätsmanagement in einer Studie

17.1    Analyse des Istzustands

17.2    Entwurf des Sollkonzepts

17.3    Bewertung

17.4    Umsetzungsplanung

17.5    Empfehlungen

18       Datenqualitätsmanagement in der Spezifikation

18.1    Spezifikation der Schnittstellen

18.2    Definition der Rollen in der Datenorganisation

18.3    Festlegung der Datenqualitätsziele

18.4    Bezeichnung und Definition der Objekte

18.5    Festlegung der Geschäftsregeln

18.6    Messung der Qualität von Definitionen und Geschäftsregeln

18.7    Data Profiling in der Spezifikation

18.8    Entwurf des Systems

18.9    Empfehlungen

19       Datenqualitätsmaßnahmen in der Konstruktionsphase

19.1    Übertragung der Datenqualitätsziele

19.2    Konventionen und Richtlinien

19.3    Entwurf des Systems

19.4    Erstellung eines Prototypen

19.5    Empfehlungen

20       Steuerung der Datenqualität in der Realisierung

20.1    Einhaltung der Konventionen, Richtlinien und Konzepte

20.2    Data Profiling in der Realisierung

20.3    Einbindung der Datenverantwortlichen und Benutzer

20.4    Realisierung der Datenqualitätsmaßnahmen

20.5    Durchführung von Tests

20.6    Empfehlungen

21       Steuerung der Datenqualität im Betrieb

21.1    Monitoring und Berichtswesen

21.2    Ausbildung

21.3    Empfehlungen

Anhang

Abkürzungen

Literatur

Index

Teil I

1      Datenqualität

2      Ausprägungen und Ursachen schlechter Datenqualität

3      Auswirkungen schlechter Datenqualität

4      Organisation

5      Referenzarchitektur für Business-Intelligence-Anwendungen

6      Big Data

7      Kennzahlen zur Messung der Datenqualität

1 Datenqualität

Der Begriff Datenqualität ist sehr stark subjektiv geprägt. Sowohl bei der Befragung von Fachleuten als auch in der Literatur erhält man zu diesem Thema sehr unterschiedliche Antworten. Viele Autoren gehen in Ermangelung einer einheitlichen Definition daher auf die beiden Grundbestandteile des Begriffs zurück und definieren sowohl Daten als auch Qualität allgemein und folgen damit Larry English, einem der Pioniere auf dem Gebiet der Datenqualität: »The best way to look at information quality is to look at what quality means in the general marketplace and then translate what quality means for information« (vgl. [English 1999, S. 15ff.]).

In diesem Kapitel werden zunächst die grundlegenden Begriffe Daten und Qualität und daraus abgeleitet der Begriff Datenqualität erläutert. Nach einer ausführlichen Beschreibung der Eigenschaften wird auf unterschiedliche Taxonomien eingegangen. Den Abschluss des Kapitels bildet das Thema Datenqualitätsmanagement.

1.1 Daten

Die aktuelle Situation in den Unternehmen ist durch eine steigende Datenflut gekennzeichnet. Beispielsweise fallen durch die Vernetzung von Scannerkassen in Supermärkten oder die Speicherung von Verbindungsdaten in der Telekommunikationsbranche große Datenmengen an. Dieser Trend wird durch neue Entwicklungen wie Radio Frequency Identification (RFID) noch verstärkt. Nach Schätzungen der Gartner-Gruppe würde die Einzelhandelskette Wal-Mart täglich Daten im Umfang von 7 Terabyte generieren, wenn alle Artikel mit RFID-Marken versehen würden (vgl. [Raskino/Fenn/Linden 2005]). Gemäß einer IDC-Studie (vgl. [IDC 2011]) ist die weltweit produzierte Datenmenge im Jahr 2011 auf ein Volumen von 1,8 Zettabyte1 angestiegen. Daten allein haben jedoch nur einen begrenzten Wert, erst in einem sinnvollen Kontext werden daraus unternehmensrelevante Informationen.

Bisher gibt es keine einheitliche Definition des Begriffs Daten. Den meisten Definitionen ist jedoch gemein, dass sie Daten nicht getrennt, sondern im Zusammenhang mit Information und Wissen betrachten, weil sich die Begriffe jeweils ergänzen (vgl. [English 1999, S. 18; Helfert 2002, S. 13; Müller 2000, S. 5ff. u.a.]). Zumeist findet eine Hierarchisierung statt, deren unterstes Glied die Daten darstellen. Hierbei wird häufig die Semiotik als Strukturierungshilfe (Syntaktik – Semantik – Pragmatik) genutzt, die die allgemeine Lehre von den Zeichen, Zeichensystemen und Zeichenprozessen in das Gebiet der Informatik überträgt.

Image

Abb. 1–1 Semiotisches Dreieck (in Anlehnung an [Hinrichs 2002, S. 27])

Auf syntaktischer Ebene werden lediglich die Zeichen sowie ihre mathematisch-statistischen Beziehungen untereinander (z.B. relative Häufigkeit innerhalb bestimmter Grundstrukturen) untersucht, ohne dabei auf die Bedeutung der Zeichen einzugehen. Diese maschinenlesbaren Zeichenfolgen (Daten) bilden somit die Informationen der realen Welt ab.

Wird den Daten Bedeutung hinzugefügt, gelangt man auf die semantische Ebene, d.h., die Daten werden in einem bestimmten Kontext gesehen, und man spricht von Information.

Auf der pragmatischen Ebene steht der direkte Benutzer (Interpreter) im Mittelpunkt der Untersuchungen, d.h., hier spielt die Wirkung von Information auf die sie verarbeitenden Verwender (Menschen, Maschinen) eine wichtige Rolle. Somit kommt die pragmatische Ebene der Wirklichkeit am nächsten, indem sie sich über die ersten zwei Ebenen hinausgehend noch mit Fragen der jeweiligen Absicht und des Werts für den einzelnen Benutzer befasst. Erst dann wird aus der Information Wissen.

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit bezieht sich in den nachfolgenden Kapiteln dieses Buches der Begriff Datenqualität sowohl auf die Qualität der Daten als auch auf die Qualität der Informationen.

1.2 Qualität

Der Begriff Qualität stammt ab vom lateinischen »qualitas« und bedeutet Eigenschaft oder Beschaffenheit. Ursprünglich weder positiv noch negativ belegt, wird der Begriff in der Umgangssprache automatisch als positiv angesehen. Die Suche nach einer einheitlichen Definition führt zu einer Vielzahl von Definitions- und Interpretationsversuchen. Eine allgemein akzeptierte Begriffsbeschreibung ist die DIN-Norm 55 350. Danach ist die »Qualität die Gesamtheit von Eigenschaften und Merkmalen eines Produktes oder einer Tätigkeit, die sich auf deren Eignung zur Erfüllung festgelegter oder vorausgesetzter Erfordernisse beziehen« (vgl. [DIN 55350]).

Einer der ersten Systematisierungsansätze geht auf Garvin (vgl. [Garvin 1984, S. 40ff.]) zurück, der fünf generelle Qualitätsvorstellungen unterscheidet:

Die produktbezogene Sicht entspricht einem objektiven Qualitätsbegriff, weil Qualität als eine messbare, genau spezifizierbare Größe, die das Produkt beschreibt, gesehen wird. Qualität stellt dabei eine objektive Größe dar, die unabhängig von subjektiven Wahrnehmungen bestimmt werden kann, d.h., dieser Ansatz bezieht sich nur auf das Endprodukt, unabhängig von den Kunden (Benutzern). Qualitätsdifferenzen lassen sich damit auf die Unterschiede in den Produkteigenschaften zurückführen.

Der kunden- oder anwenderbezogene Ansatz hingegen definiert die Qualität eines Produkts über den Produktnutzer, und somit entscheidet ausschließlich der Kunde, inwieweit das Produkt der geforderten Qualität entspricht (subjektive Beurteilung des Kunden). In die amerikanische Literatur hat dieser Ansatz Eingang über die Definition »fitness for purpose« oder »fit for use« gefunden. Dabei können verschiedene Endbenutzer unterschiedliche Bedürfnisse haben, sodass die Qualität des gleichen Produkts unterschiedlich bewertet werden kann.

Beim Herstellungsbezug (prozessorientierter Ansatz) wird angenommen, dass Qualität dann entsteht, wenn der Herstellungsprozess optimal und kontrolliert verläuft und alle Vorgaben (Produktspezifikationen) eingehalten werden. Abweichungen von dem definierten Prozess werden als Qualitätsverlust angesehen.

Der wertbezogene Ansatz betrachtet Qualität unter Kostengesichtspunkten. Ein Produkt ist dann von hoher Qualität, wenn die Kosten und die empfangene Leistung in einem akzeptablen Verhältnis stehen.

Der transzendente Ansatz kennzeichnet Qualität als vorgegebene Vortrefflichkeit, Einzigartigkeit oder Superlativ. Qualität wird als Synonym für hohe Standards und Ansprüche angesehen. Dieser Grundgedanke setzt ein philosophisches Verständnis voraus, das davon ausgeht, dass Qualität nicht messbar, sondern nur erfahrbar ist. Dieser Ansatz ist für den hier zu betrachtenden Kontext von Business Intelligence nicht geeignet.

Auch wenn die hier beschriebenen Ansätze für die Fertigungsindustrie entwickelt wurden, lassen sie sich ohne Weiteres auf den Bereich der Datenqualität übertragen, wie die folgenden Analogien zeigen (vgl. [Wang/Ziad/Lee 2001, S. 3f.]. Ein Datenverarbeitungsprozess kann auch als Herstellungsprozess im Sinne der Fertigungsindustrie gesehen werden. Die Datenquellen (Lieferanten), die die Rohdaten (Rohmaterialien) bereitstellen, bilden den Ausgangspunkt der Wertschöpfungskette. Sie werden im Zuge der Integration/Transformation (Produktionsprozess) bearbeitet. Das Ergebnis des Prozesses sind die Datenprodukte, die den Datenbeziehern (Kunden) zu Auswertungszwecken zur Verfügung gestellt werden.

Image

Abb. 1–2 Analogie zwischen industrieller Fertigung und Datenverarbeitung (Data Warehousing) (in Anlehnung an [Grimmer/Hinrichs 2001, S. 72])

Der wesentliche Unterschied liegt im Betrachtungsgegenstand sowie dessen Qualitätsmerkmalen. Im industriellen Fertigungsprozess werden physische Produkte erstellt, die Merkmale wie Haltbarkeit, Länge und Gewicht aufweisen. Im dargestellten Kontext der Datenverarbeitung entspricht das Produkt einem bestimmten Ausschnitt des Datenbestands, auch als Datenprodukt (gleichbedeutend mit einem Datensatz) bezeichnet. Zur Bestimmung der Qualität wird einem Produkt eine Menge von Merkmalen zugeordnet. Ein Merkmal ist dabei eine Eigenschaft, die zur Unterscheidung von Produkten in qualitativer oder quantitativer Hinsicht herangezogen werden kann (vgl. [Behme 2002, S. 52]).

Während in der Industrie der Qualitätsbegriff seit Jahrzehnten einen wichtigen Platz einnimmt, taucht der Begriff Datenqualität erst Mitte der 1990er-Jahre vermehrt auf. Die Vorgaben zu Datenqualität liegen damit in ihrer Entwicklung hinter den im Kontext der industriellen Fertigung entwickelten Standards hinsichtlich Qualität deutlich zurück.

1.3 Datenqualität

Es gilt nun, aus den obigen allgemeinen Daten- und Qualitätsdefinitionen den Begriff der Datenqualität abzuleiten. Helfert hat die in der Literatur vorhandenen Ansätze zur Definition von Datenqualität untersucht und einander gegenübergestellt (vgl. [Helfert 2002, S. 69ff.] und [Helfert 2000, S. 62ff.]). Das Ergebnis dieser Untersuchung zeigt, dass der Anwender das Qualitätsniveau festlegt und damit im Kontext der Datenverarbeitung ausschließlich der anwenderorientierte Ansatz (vgl. [Müller 2000, S. 15; English 1999, S. 52ff.]) sinnvoll ist. Datenqualität wird daher nach Würthele definiert als »mehrdimensionales Maß für die Eignung von Daten, den an ihre Erfassung/Generierung gebundenen Zweck zu erfüllen. Diese Eignung kann sich über die Zeit ändern, wenn sich die Bedürfnisse ändern« (vgl. [Würthele 2003, S. 21]).

Diese Definition macht deutlich, dass die Qualität von Daten vom Zeitpunkt der Betrachtung sowie von dem zu diesem Zeitpunkt an die Daten gestellten Anspruchsniveau abhängt.

Um die Datenqualität letztendlich messbar zu machen, bedarf es objektiver Merkmale (auch Qualitätskriterien genannt), die den Daten (Datenprodukten) zugeordnet werden. Diese werden dabei aufgrund der praktischen Erfahrungen intuitiv definiert, auf Basis von Literaturrecherchen erstellt oder anhand von empirischen Untersuchungen zusammengestellt (vgl. [Helfert 2002, S. 69]). Die Qualitätskriterien müssen messbar sein, damit der jeweilige Erfüllungsgrad durch den Datennutzer ermittelt werden kann. In der Praxis wird es einen hundertprozentigen Erfüllungsgrad der Kriterien nicht geben, vielmehr sind jeweils anwendungs- oder kundenbezogene Anspruchsniveaus (Sollwerte) zu definieren, an denen die Datenqualität gemessen wird.

Beispielsweise gelten für Quartals- oder Jahresbilanzen im Bankenbereich, die kurzfristig nach Ablauf des jeweiligen Zeitraums an die Aufsichtsbehörden übermittelt werden, sehr hohe Ansprüche an die Genauigkeit und Aktualität. Dagegen sind bei Auswertungen zum Kundenverhalten geringere Anspruchsniveaus akzeptabel.

Tabelle 1–1 zeigt eine Übersicht über häufig genannte Datenqualitätskriterien (DQ-Kriterien) in alphabetischer Reihenfolge (in Anlehnung an [Helfert/Herrmann/Strauch 2001, S. 7]).

  • Aktualität

  • Allgemeingültigkeit

  • Alter

  • Änderungshäufigkeit

  • Aufbereitungsgrad

  • Bedeutung

  • Benutzbarkeit

  • Bestätigungsgrad

  • Bestimmtheit

  • Detailliertheit

  • Effizienz

  • Eindeutigkeit

  • Fehlerfreiheit

  • Flexibilität

  • Ganzheit

  • Geltungsdauer

  • Genauigkeit

  • Glaubwürdigkeit

  • Gültigkeit

  • Handhabbarkeit

  • Integrität

  • Informationsgrad

  • Klarheit

  • Kompaktheit

  • Konsistenz

  • Konstanz

  • Korrektheit

  • Neutralität

  • Objektivität

  • Operationalität

  • Performanz

  • Portabilität

  • Präzision

  • Problemadäquatheit

  • Prognosegehalt

  • Quantifizierbarkeit

  • Rechtzeitigkeit

  • Redundanzfreiheit

  • Referenzielle Integrität

  • Relevanz

  • Robustheit

  • Seltenheit

  • Sicherheit

  • Signifikanz

  • Testbarkeit

  • Unabhängigkeit

  • Überprüfbarkeit

  • Verdichtungsgrad

  • Verfügbarkeit

  • Verlässlichkeit

  • Verschlüsselungsgrad

  • Verständlichkeit

  • Vollständigkeit

  • Wahrheitsgehalt

  • Wiederverwendbarkeit

  • Wirkungsdauer

  • Zeitbezug

  • Zeitnähe

  • Zugänglichkeit

  • Zuverlässigkeit

Tab. 1–1 Liste möglicher Datenqualitätskriterien

Im Folgenden wird lediglich auf eine Auswahl der vorgestellten Qualitätskriterien näher eingegangen, da die Liste zum Teil Doppelungen enthält sowie nicht alle Kriterien als besonders geeignet erscheinen (vgl. [Hinrichs 2002, S. 30f.; Zeh 2009, S. 43f.]):

Datenqualitätskriterien

Definition

Korrektheit Fehlerfreiheit

Die Attributwerte eines Datensatzes (im Data Warehouse) entsprechen denen der modellierten Entitäten der realen Welt, d.h., die Daten stimmen mit der Realität überein.

Konsistenz

Die Attributwerte eines Datensatzes weisen keine logischen Widersprüche untereinander oder zu anderen Datensätzen auf. Inkonsistente Daten innerhalb der operativen Systeme führen zu massiven Glaubwürdigkeitsproblemen in den analytischen Systemen.

Zuverlässigkeit Nachvollziehbarkeit

Die Attributwerte sind vertrauenswürdig, d.h., die Entstehung der Daten ist nachvollziehbar. Insbesondere bei externen Daten ist auf die Zuverlässigkeit der Quellen zu achten. Aber auch innerhalb des Data Warehouse müssen die verschiedenen Transformationen der Daten nachvollziehbar sein. Dies beginnt bei der Erfassung der Daten und geht bis zur Erstellung der Berichte in den analytischen Systemen.

Vollständigkeit

Die Attributwerte eines Datensatzes sind mit Werten belegt, die semantisch vom Wert NULL (unbekannt) abweichen. Eine andere Definition bezieht sich auf den modellierten Ausschnitt der Welt. Alle wichtigen Entitäten, Beziehungen und Attribute müssen im System repräsentiert sein.

Vollständigkeit beschreibt auch die generelle Verfügbarkeit von Inhalten, die der Anwender benötigt, um seine Arbeit überhaupt durchführen zu können. Dies behandelt die Frage, ob beispielsweise alle Datenbereiche in den Business-Intelligence-Systemen integriert sind, um die Anforderungen zu erfüllen.

Des Weiteren beschreibt dieses Kriterium auch, ob die Daten komplett im ELT-Prozess oder im Fehlerfall in das Data Warehouse übernommen werden. Besonders schwierig ist dies beispielsweise bei tagesaktuellen Lieferungen aus verschiedenen Zeitzonen.

Genauigkeit

Abhängig vom jeweiligen Kontext liegen die Daten in der geforderten Genauigkeit (z.B. Anzahl Nachkommastellen) vor.

Aktualität
Zeitnähe
Zeitbezug

Alle Datensätze entsprechen jeweils dem aktuellen Zustand der modellierten Welt und sind damit nicht veraltet. Die Daten bilden die tatsächlichen Eigenschaften des Objekts zeitnah ab. Mangelnde Aktualität kann einerseits aus der Frequenz der Ladezyklen resultieren (z.B. wöchentlich statt täglich) oder durch die verspätete Pflege der Daten bereits im operativen System (z.B. keine regelmäßige Neubewertung von Sicherheiten).

Redundanzfreiheit

Innerhalb der Datensätze dürfen keine Duplikate vorkommen. Als Duplikate werden hierbei Datensätze verstanden, die dieselbe Entität in der realen Welt beschreiben. Sie müssen aber nicht notwendigerweise in allen Attributwerten übereinstimmen.

Relevanz

Der Informationsgehalt einer Datensatzmenge bezüglich eines definierten Anwendungskontextes deckt sich mit dem Informationsbedarf einer Anfrage.

Einheitlichkeit

Die Repräsentationsstruktur einer Menge von Datensätzen ist einheitlich, d.h., sie werden fortlaufend gleich abgebildet.

Eindeutigkeit

Ein Datensatz muss eindeutig interpretierbar sein, d.h., die vorhandenen Metadaten müssen die Semantik des Datensatzes festschreiben.

Verständlichkeit

Die Datensätze stimmen in ihrer Begrifflichkeit und Struktur mit den Vorstellungen des Fachbereichs überein.

Schlüsseleindeutigkeit

Die Primärschlüssel der Datensätze sind eindeutig.

Referenzielle Integrität

Im relationalen Modell muss jeder Fremdschlüssel eindeutig auf einen existierenden Primärschlüssel referenzieren.

Tab. 1–2 Definition ausgewählter Datenqualitätskriterien

Die beiden letzten Kriterien stellen eine spezielle Ausrichtung auf das relationale Datenbankmodell dar. Aufgrund der sehr starken Verbreitung des relationalen Modells ist diese Sichtweise legitim.

Die sechs DQ-Kriterien Korrektheit, Konsistenz, Zuverlässigkeit, Vollständigkeit, Zeitnähe und Relevanz werden in Abschnitt 2.3 nochmals aufgegriffen und im Kontext Business Intelligence näher betrachtet.

Das folgende Beispiel (in Anlehnung an [Leser/Naumann 2007, S. 354f.]) aus dem BI-Umfeld verdeutlicht die Relevanz der DQ-Kriterien Vollständigkeit, Zeitnähe und Glaubwürdigkeit. Als Entscheidungsgrundlage für das Management eines Industrieunternehmens werden regelmäßig aus einem Data Warehouse Berichte erstellt:

Dieses Beispiel zeigt deutlich, dass Datenqualität stets mehrdimensional zu betrachten ist. Wird die Datenqualität auf ein einzelnes Kriterium (wie beispielsweise Vollständigkeit) reduziert, wird die Datenqualität von den Anwendern dennoch gefühlt als schlecht wahrgenommen, wenn veraltete Daten vorliegen (DQ-Kriterium Zeitnähe).

Werden die hier vorgestellten DQ-Kriterien strukturiert in Gruppen zusammengefasst, spricht man von einem Qualitätsmodell. Ein wesentliches Charakteristikum eines solchen Modells ist die Zerlegungssystematik. In der Literatur sind diverse Systematiken zu finden (vgl. [Wang/Strong 1996, S. 20; Redman 1996, S. 267]), die bei genauerer Betrachtung gewisse Unstimmigkeiten bezüglich der Zerlegung aufweisen. Ziel dieses Kapitels ist es jedoch nicht, diese Lücke durch ein eigenes Modell zu schließen. Daher sei an dieser Stelle beispielhaft zunächst das Qualitätsmodell von Hinrichs vorgestellt, das sich aus den beschriebenen Qualitätskriterien ableiten lässt:

Image

Abb. 1–3 Taxonomie von Datenqualitätskriterien (vgl. [Hinrichs 2002, S. 30])

Diesem eher aus theoretischer Sicht entstandenen Qualitätsmodell stellt die Deutsche Gesellschaft für Informations- und Datenqualität (DGIQ) eine Kategorisierung gegenüber, die aus einer Studie (vgl. [Wang/Strong 1996]) durch Befragung von IT-Anwendern hervorgegangen ist (siehe Abb. 1–4).

Image

Abb. 1–4 Taxonomie von Datenqualitätskriterien (vgl. [DGIQ 2007])

Ergänzend zu den bereits beschriebenen Kriterien sind vor allem die Zugänglichkeit und die Bearbeitbarkeit hinzugekommen. Unter Zugänglichkeit wird die einfache Abrufbarkeit der Daten für den Anwender verstanden. Inwieweit die Daten leicht für unterschiedliche Zwecke zu bearbeiten sind, wird mit dem Kriterium Bearbeitbarkeit ausgedrückt.2

Die Identifikation und Klassifikation von Datenqualitätskriterien allein reicht für die Messung der Datenqualität allerdings nicht aus. Was fehlt, sind konkrete, numerische Metriken. Nur darüber kann später geprüft werden, ob die Verbesserungsmaßnahmen auch wirkungsvoll waren (»You cannot control what you cannot measure« (vgl. [deMarco 1982])).

Die Anwendung geeigneter Metriken ermöglicht eine Quantifizierung von Datenqualitätskriterien und ist somit die Voraussetzung zur Bildung von Qualitätskennzahlen. In Kapitel 7 wird genauer auf die Bildung dieser Kennzahlen auf Basis ausgewählter DQ-Kriterien eingegangen.

1.4 Datenqualitätsmanagement

Das nachträgliche Bereinigen von Daten, das durch eine Vielzahl an existierenden Werkzeugen zur Fehlererkennung und -korrektur erleichtert wird, ist im Vergleich zu qualitätssichernden Maßnahmen um den Faktor 5–10 teurer (vgl. [Hankins 1999]). Trotzdem finden in den Unternehmen kaum präventive Maßnahmen statt, sondern es wird erst beim Auftreten von Problemen reagiert (vgl. [Otto et al. 2008, S. 215f.]).

Dieses reaktive Vorgehen führt u.a. dazu, dass Risiken nicht rechtzeitig erkannt werden oder gesetzliche Auflagen nicht zu erfüllen sind (siehe Abschnitt 3.2). Erst langsam kommt es in den Unternehmen zu einem Sinneswandel und somit zu einem proaktiven Ansatz mit einem Datenqualitätsmanagement, das von vornherein auf qualitativ hochwertige Daten setzt und kostenintensive nachträgliche Bereinigen minimiert.

Das dazu erforderliche Qualitätsmanagement umfasst nach DIN ISO 8402 »alle Tätigkeiten der Gesamtführungsaufgabe, die die Qualitätspolitik, -ziele und -verantwortung festlegen sowie durch Mittel wie Qualitätsplanung, -lenkung, -sicherung und -verbesserung im Rahmen des Qualitätsmanagementsystems verwirklichen« (vgl. [DIN ISO 8402]). Hieraus wird deutlich, dass das Qualitätsmanagement in der Gesamtstrategie des Unternehmens verankert sein muss. Diese aus heutiger Sicht sinnvolle Definition entwickelte sich in der Historie seit Beginn des 20. Jahrhunderts gemäß Abbildung 1–5 in vier Stufen:

Image

Abb. 1–5 Entwicklungsstufen des Qualitätswesens (in Anlehnung an [Wolf 1999, S. 63])

Feigenbaum 1961