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Die Hauptpersonen des Romans

Epilog

Glossar

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 2101

 

Der Konquestor

 

Tribut oder Tod – das Reich Tradom fordert die Unterwerfung

 

von Andreas Findig

 

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Auf den von Menschen besiedelten Planeten der Milchstraße schreibt man das Jahr 1306 Neuer Galaktischer Zeitrechnung, dies entspricht dem Jahr 4893 alter Zeit. Eigentlich weisen alle Anzeichen auf eine friedliche Entwicklung der Erde und der gesamten Liga Freier Terraner hin.

Perry Rhodan konnte mit aktiver Hilfe der anderen »Unsterblichen« die letzten Gefahren beseitigen, wenngleich unter großen Opfern. Die negative Superintelligenz SEELENQUELL, ein vergleichsweise junges Geisteswesen mit enormer Macht, wurde besiegt, die unterjochten Völker der Menschheitsgalaxis bekamen ihre Freiheit zurück.

Geschwunden sind jedoch nicht die Spannungen zwischen den Sternenreichen der Milchstraße. Vor allem das Reich der Arkoniden unter Imperator Bostich I., dem weit über zehntausend Planeten angehören, setzt weiter darauf, die unangefochtene Supermacht der Galaxis zu werden. Zum Zankapfel könnte sich wieder einmal der Hayok-Sternenarchipel entwickeln, eine Ansammlung von Planetensystemen, die praktisch zwischen Terra und Arkon liegen.

Doch dann bekommt ausgerechnet diese Region Besuch, der aus dem bislang unbekannten Reich Tradom und durch das Sternenfenster anreist. Der seltsame Besucher ist DER KONQUESTOR ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Trah Rogue – Der Konquestor des Reiches Tradom erhebt eindeutige Forderungen.

Perry Rhodan – Der Terranische Resident greift zu harten Lösungen.

Ascari da Vivo – Die arkonidische Mascantin weilt als Gast im Solsystem.

Bré Tsinga – Die Kosmopsychologin analysiert den fremden Gast.

Noviel Residor – Der Chef des Terranischen Liga-Dienstes sieht sich einer zusätzlichen Gefahr gegenüber.

Aus der prästellaren Geschichte Terras sind signifikante Beispiele überliefert, die dokumentieren, wie zahlenmäßig weit unterlegene Eroberer ganze Großreiche und deren Kultur zu Fall bringen und sogar völlig auslöschen können.

Man denke etwa an die Unterwerfung der Azteken durch die im Vergleich verschwindend kleine Streitmacht von Hernán Cortés. Eine Unterwerfung, die nicht nur militärischer Natur, sondern total war und fast das gesamte kulturelle Erbe der Azteken auslöschte.

Oder an Francisco Pizarros Eroberung des gewaltigen Inkareiches im Jahr 1532 alter Zeitrechnung. Damals standen 110 Fußsoldaten und 67 Reiter einem Heer von 30.000 Mann gegenüber – und schlugen es. Selbst wesentlich größere Inkaheere, die eine Rückeroberung ihres Imperiums versuchten, scheiterten in den darauf folgenden Jahren. Eine bemerkenswerte Hochzivilisation verschwand von der Oberfläche des Planeten. Ihre Prachtbauten verfielen zu Ruinen. Ihre Einwohner vergaßen die eigene Sprache. Ihre Kunst, ihre Religion, ihre Überlieferungen, ihre Seele hörten auf zu existieren.

Gemeinsames Merkmal dieser »Konquistadoren« war die Gier nach Reichtum und Macht, gepaart mit einem missionarischen Sendungsbewusstsein, selbstmörderischer Dreistigkeit und einer Verschlagenheit, die vor keiner Form der Lüge, des Hinterhalts und des Verrats zurückschreckte.

Auf Seiten der Angegriffenen – und tragisch Unterlegenen – muss, wie im Fall des Inkaherrschers Atahualpa, eine fatale Dünkelhaftigkeit und Arroganz konstatiert werden. Ihre Selbstherrlichkeit und Unfähigkeit, veränderte Gegebenheiten zu erkennen und sich ihnen anzupassen, spielte den Absichten der spanischen Eroberer in die Hände, beschleunigte so den Niedergang und endlich die totale Auslöschung ehemals mächtiger und prosperierender Imperien.

Ende Oktober 1311 NGZ schien sich die Geschichte in ungleich größerem Maßstab wiederholen zu wollen.

Die vom Untergang, zumindest aber vom Sturz in Abhängigkeit und Unterdrückung bedrohten Zivilisationen waren die praktisch aller systemübergreifend organisierten Terraner und Terra-Abkömmlinge innerhalb der Milchstraße – und in weiterer Folge sämtliche Kulturen der sechsten Thoregon-Galaxis.

(Dr. kosmopsych. Bré Tsinga: »Tradom, Tod und Thoregon – Tage der Entscheidung«. Lesekristall in transparentem Schutz-Futteral, Meekorah-Verlag, New Pounder City)

 

*

 

»Könnte es sich um ein Missverständnis handeln?«, fragte Perry Rhodan leise.

Er hatte sich in ein energetisches Stummfeld gehüllt, so dass ihn weder der Konquestor des Reiches Tradom noch die Kommunikationsroboter der offiziellen Terranischen Nachrichtenagentur, die den Staatsbesuch auf Terrania-Space-Port live übertrugen, hören konnten.

Dass er leise sprach, wäre also gar nicht nötig gewesen. Es war eine unbewusste Handlung, die aber einiges über den Grad seiner Verstörung aussagte und gerade die Kosmopsychologin Bré Tsinga, an die seine Anfrage gerichtet war, tief blicken ließ.

Sehr tief sogar: bis hinunter ins Stammhirn und zurück in die Urzeit der Gattung.

Wenn sich Steinzeitmenschen einem Mammut, einem Säbelzahntiger oder einem Höhlenbären gegenübergesehen hatten, hatten sie wahrscheinlich ebenfalls miteinander geflüstert, bevor sie sich für einen Angriff oder aber für die Flucht entschieden hatten.

Bloß dass das Wesen, dem der Terranische Resident an der Spitze eines bewusst klein gehaltenen Empfangskomitees gegenüberstand, eher einem Schimpansen glich.

Einem fetten Riesenschimpansen in einer grellen Fantasieuniform, der auf einem fliegenden Thron saß und eine Krone aus diamantenähnlichen Kristallen trug.

Und der von zehn groß gewachsenen Humanoiden mit hirschartig vorspringenden Schnauzen in dunkelgrünen, martialisch wirkenden Metallrüstungen umstanden wurde. Die kriegerische Eskorte des »Riesenschimpansen« hielt klobige, unzweifelhaft aktivierte Energiewaffen in den Händen. Über ihren Schnauzen, aus denen schrundige, dunkle Zähne ragten, trugen die fremden Soldaten schwarze Sonnenbrillen, und ihre Kopfbedeckungen, die über den Nacken und die Ohren reichten, erinnerten ein wenig an die Kappen historischer Fremdenlegionäre.

Das fettleibige, in einen opulent verzierten Schwebethron hingelümmelte Wesen, das sich als »Trah Rogue, Konquestor des Reiches Tradom« vorgestellt hatte, mochte in aufgerichtetem Zustand etwa zwei Meter groß sein. Wahrscheinlich war Trah Rogue am ganzen Körper behaart. Jedenfalls waren alle unbekleideten Stellen seines massigen Affenkörpers – mit Ausnahme der sechsfingrigen Hände und des hellbraunen, ledrigen Gesichts – von einem dichten, schwarz glänzenden Fell bedeckt. Der vorstehende Mund mit den scharfen, blank polierten Raubtierzähnen verstärkte den Eindruck animalischer Wildheit, während das Blitzen in den gelben Augen auf eine gefährlich wache Intelligenz schließen ließ.

Der Affe auf dem Thron, dachte Perry Rhodan. Ein oft beschworenes Bild. Gleichnis und Karikatur in einem. Und ein archaischer Albtraum ...

Bré Tsinga hatte in ihrer Analyse der ersten Kontakte mit dem Konquestor von Tradom – schließlich hatte der Flug seiner Raumyacht vom Rand der Aagenfelt-Barriere bis nach Terra beinahe 18 Stunden gedauert – bereits darauf hingewiesen, dass das affenartige Äußere Trah Rogues und der so üppige wie geschmacklos wirkende Pomp, mit dem er sich umgab, zu fatalen Vorurteilen verleiten konnten. Für Perry Rhodan, der in mittlerweile beinahe 3000 Jahren schon zahlreiche Kontakte zu ungleich skurrileren und fremdartigeren Lebewesen gehabt hatte, war es eine Selbstverständlichkeit, nicht nach dem Augenschein zu gehen.

Dass sich beim Anblick des Konquestors typisch menschliche Vergleiche aufdrängten, war praktisch unvermeidlich. Aber daraus die falschen Schlüsse zu ziehen wäre in höchstem Maß fahrlässig und arrogant gewesen.

Für die Art der Berichterstattung über diesen unter mehr als seltsamen und dramatischen Umständen zustande gekommenen Staatsbesuch war es daher von entscheidender Bedeutung, immer wieder darauf hinzuweisen, dass Trah Rogue der Repräsentant einer technologisch überlegenen Macht war, die über erstaunliche Ressourcen zu verfügen schien.

Die LFT hätte den Konquestor von Tradom lieber zum Freund als zum Feind gehabt.

Andeutungen respektloser Art, insbesondere Begriffe aus dem Wortschatz der irdischen Zoologie, sollten in den terranischen Medien nach Möglichkeit vermieden werden – sofern die offiziellen Stellen überhaupt darauf Einfluss nehmen konnten.

Aber Rhodan machte sich nichts vor. Er kannte seine Terraner.

Leider.

Die äußerliche Ähnlichkeit Trah Rogues zu nahen Verwandten des Homo sapiens aus dem terranischen Tierreich würde viele Menschen zu Fehleinschätzungen verleiten. Hinzu kamen Trah Rogues groteske Kleidung und ein Gebaren, das Assoziationen zu altertümlichen Zirkusattraktionen, überzeichneten Comicfiguren oder Witzgestalten aus Trivid-Shows weckte.

Nur dass die »Witzgestalt« aus dem ominösen, fast 400 Millionen Lichtjahre entfernten Reich Tradom über imponierende Machtmittel verfügte, wie sich beim Debakel der Zweiten Arkonidischen Imperiumsflotte im Hayok-Sektor erschreckend deutlich gezeigt hatte.

»Ein Missverständnis ist wenig wahrscheinlich«, meldete sich Bré Tsinga, die über Funk ständig mit LAOTSE, dem Großrechner der Solaren Residenz, und auf diesem Umweg auch mit der noch leistungsfähigeren Mondsyntronik NATHAN verbunden war.

Ihre Stimme erklang direkt in Perry Rhodans linkem Ohr. Die attraktive Kosmopsychologin und ständige Beraterin des Terranischen Residenten stand drei Meter hinter ihm in der Empfangsdelegation. Sie hatte sich ebenfalls in ein Stummfeld gehüllt und sprach mit kaum merklichen Lippenbewegungen in ein vor ihr Gesicht projiziertes Akustikfeld. Was dieses »energetische Mikrofon« aufnahm, wurde über Bré Tsingas Armbandminikom per Richtfunk an Perry Rhodans Kommunikationseinheit abgestrahlt, die ihrerseits ein Flüsterfeld in seinem linken Gehörgang aufbaute.

»Ein Übersetzungsfehler?«, fragte Perry Rhodan nach. »Eine Fehlinterpretation aufgrund semantischer Unschärfen? Wir wissen noch sehr wenig über ihre Sprache.«

»Wir haben gar nicht übersetzt. Die Botschaft kam über Trah Rogues Translator in einwandfreiem Interkosmo.«

»Sein Interkosmo ist vielleicht nicht so einwandfrei, wie das wünschenswert wäre.«

»Bedaure, Perry«, sagte Bré Tsinga. »Die Auswertungen von NATHAN und LAOTSE lassen kaum einen Zweifel zu. Der Konquestor von Tradom meint es bitterernst.

Und wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf«, fügte sie mit unüberhörbarem Nachdruck hinzu. »Er wartet. Er wartet auf eine Antwort.«

»Also auf unsere bedingungslose Kapitulation«, sagte Rhodan grimmig.

Er sah sehr wohl, dass der Konquestor von Tradom bei aller demonstrativ zur Schau gestellten Gelassenheit Anzeichen beginnender Unruhe zeigte – auch wenn er scheinbar teilnahmslos über die terranische Empfangsdelegation hinwegstarrte.

Als sei alles gesagt. Als ginge es nur noch darum, dass trotzige Kinder zur Einsicht kamen – Kinder, denen man eben etwas Zeit lassen musste, ihren naiven Stolz zu überwinden.

Aber Trah Rogues mit goldenen Ringen geschmückte Finger gruben sich immer tiefer in die samtenen Armlehnen seines Throns. Ab und zu tasteten sie auch nach dem silbrigen Stab an seinem Gürtel, der wie ein prunkvoller, etwa einen Meter langer Spazierstock mit funkelndem Knauf aussah, aber genauso gut eine Waffe sein konnte.

Und manchmal scheuchte der Konquestor ein faustgroßes, humanoides Wesen auf, das mit einer leise klirrenden Kette an seinen Gürtel gefesselt war. Dann turnte das nackte Wesen in Trah Rogues Fell herum und entfaltete mit winzigen Werkzeugen eine hektische Aktivität.

Fellpflege, dachte Rhodan angewidert. Er hält sich diesen Sklaven zur Fellpflege!

»Bré, überprüfe, ob das angekettete Wesen intelligent ist«, sagte er tonlos – und wusste die Antwort bereits im Voraus. »Danach Beendigung des internen Funkverkehrs.«

Dass er nicht sofort auf Trah Rogues ungeheuerliche Erklärung geantwortet hatte, gehörte zum Psychospiel. Einem Spiel, bei dem es, wenn man die Aussagen des Konquestors von Tradom ernst nehmen wollte, um nichts weniger als die Existenz einer unabhängigen LFT ging. Einem Spiel, das aber gerade darum nicht übertrieben werden durfte.

»Die Individualtaster lassen auf ein hochintelligentes Wesen schließen«, funkte Bré Tsinga zurück. »Es handelt sich eindeutig um kein Tier

»Danke«, sagte Rhodan knapp. »Ich desaktiviere jetzt mein Stummfeld.«

Wenn sich die beiden Delegationen noch sehr viel länger untätig auf dem abgeriegelten Landefeld gegenüberstanden, über dem in großer Höhe Einsatzgleiter des TLD und Space-Jets der Heimatflotte Sol patrouillierten, befürchtete der Terranische Resident Kurzschlusshandlungen entweder von Trah Rogues Kriegereskorte oder sogar aus den Reihen der eigenen Delegation – obwohl sie nicht sehr groß war und aus herausragenden Persönlichkeiten bestand.

Aus seinem Flaggschiff, der LEIF ERIKSSON, die in einigen Kilometern Entfernung zum Landefeld des tradomischen Weltraumkatamarans niedergegangen war, hatte Perry Rhodan neben Bré Tsinga noch den Mausbiber Gucky und den Zeroträumer Benjameen da Jacinta mitgenommen. Der Erste Terraner Maurenzi Curtiz war aus der Solaren Residenz dazugestoßen, lediglich von seinem Protokollchef und einer hohen Sicherheitsoffizierin begleitet.

Noviel Residor, der Leiter des Terranischen Liga-Dienstes, hatte es sich nicht nehmen lassen, dem Empfang des ungewöhnlichen »Gastes« persönlich beizuwohnen, hielt sich aber im Hintergrund und schien hauptsächlich in die Kommunikation mit seiner mobilen Syntronik vertieft zu sein. Hinzu kamen ein Dutzend Gardesoldaten der Heimatflotte, die links und rechts der terranischen Empfangsdelegation Spalier standen, mehrere Kampfroboter des Typs TARA-V-UH mit desaktivierten Waffenarmen sowie die automatischen Kommunikationsdrohnen, die alles aufzeichnen sollten, aber ebenso für zeremonielle Angelegenheiten zuständig waren, etwa das Abspielen der Liga-Hymne und die Projektion von holografischen Hoheitszeichen und Fahnen.

 

*

 

Und hinzu kam Ascari da Vivo.

Die arkonidische Mascantin, Kommandierende der Zweiten Imperialen Flotte und des Flottenstützpunkts Hayok, war per Transmitter von ihrem Flaggschiff KARRIBO eingetroffen. Der Raumer war 14,2 Lichtstunden von Sol entfernt – außerhalb der permanenten Aagenfelt-Barriere – in Warteposition gegangen, begleitet von tausend arkonidischen Schlachtschiffen.

Perry Rhodan hatte sich in den Jahren seit dem Sieg über SEELENQUELL stets um ein gutes Verhältnis zu Arkon und – trotz aller zurückliegenden Konflikte – gerade zu Ascari da Vivo bemüht. Im Fall der stolzen »Admiralin« vielleicht sogar zu sehr, wie ihm Gucky erst kürzlich vorgehalten hatte. Trotzdem hatte er Ascaris Wunsch, am Staatsbesuch des Konquestors von Tradom teilzunehmen, nur sehr widerwillig entsprochen – zumal der Wunsch in Wahrheit einer Forderung gleichgekommen war. Von da Vivos Seite befürchtete Rhodan am ehesten Äußerungen, wenn nicht gar Handlungen, die zu einer Eskalation führen konnten.

Und was befürchte ich noch?, durchzuckte es Perry Rhodan. Er unterdrückte den Impuls, sich nach der Arkonidin umzudrehen, deren Blicke, wie er genau zu spüren glaubte, nicht auf Trah Rogue, sondern auf ihn gerichtet waren.

Gucky! dachte er intensiv. Versuche, einen Mentalkontakt zu Trah Rogue herzustellen!

Er wusste, dass sich der Mausbiber ständig bereithielt, eine gedankliche Botschaft von ihm zu empfangen.

Wir müssen Gewissheit haben. Wir müssen seine tatsächlichen Absichten herausfinden. Wenn du allein nicht in seine Gedanken eindringen kannst, soll es Benjameen per Zerotraum versuchen. Wenn das nicht geht, versucht einen Parablock zu bilden ...

Laut sagte Rhodan: »Hoher Konquestor von Tradom! Könnte es sein, dass uns deine Worte falsch übersetzt worden sind? Wir haben einen friedlichen Kontakt erwartet, wie du ihn auch angekündigt hast. Stattdessen hören wir unverständliche Forderungen. Du sprichst von Tributpflicht und Okkupation. Das ist sicher ein Missverständnis, das wir gemeinsam so schnell wie möglich ausräumen sollten.«

Trah Rogue atmete hörbar durch seine flache, an Nüstern erinnernde Nase aus. Unter dem goldgesprenkelten Stoff seines hautengen oder eigentlich fellengen Jacketts, das einen Großteil der Brust und seine langen Arme frei ließ, hoben und senkten sich dicke Speckrollen. Der winzige Kettensklave hockte auf einer flachen, elliptischen Box, die dem Konquestor um den Hals hing, und zupfte hektisch an Trah Rogues Brusthaaren.

Trah Rogue wischte ihn mit einer beiläufigen Handbewegung weg.

Das Wesen fiel, streifte im Fallen einige leuchtende Uniformknöpfe und ordenartige Schmuckstücke, mit denen Rogues Kleidung übersät war, wurde von der Kette hart aufgefangen, baumelte benommen zwischen Rogues krummen Unterschenkeln und hangelte sich dann an der Kette hinauf zu einem breiten, bunt verzierten Gürtel, der dem Konquestor tief in die ausladende Hüfte schnitt.

»Ah, Resident Rhodan«, sagte Trah Rogue mit sonorer Bassstimme, die von einem wahrscheinlich in seinem Schwebethron untergebrachten Translator asynchron ins Interkosmo übersetzt wurde. »Du sprichst zu mir? Sind deine Beratungen endlich abgeschlossen?«

»Ich bitte um Entschuldigung«, sagte Rhodan, der sich bemühte, dem Konquestor in die wässrig glänzenden Augen zu sehen, ohne den Blick zu dem Kettensklaven abschweifen zu lassen. »Deine Äußerungen haben uns sehr überrascht. Sie scheinen im Widerspruch zu deiner ursprünglichen Botschaft zu stehen. Wir haben dich vielleicht falsch verstanden.«

Trah Rogue bleckte für einen kurzen Moment die breiten, kräftigen Mahlzähne und verlagerte mit einem Ächzen sein Körpergewicht, was den Kettensklaven abermals fast zum Absturz brachte.

Heiterkeit?, dachte Rhodan. Eine Drohgebärde?

»Habe ich mich nicht klar genug ausgedrückt, Resident Rhodan?«, fragte Trah Rogue. »Habe ich eure Intelligenz überschätzt?«

»Vielleicht hat dein Übersetzungsgerät einen Fehler gemacht ...«

»Die Technik des Reiches Tradom kennt keine Fehler«, grollte Trah Rogue und hieb sich dabei mit seinem silbernen »Spazierstock« auf die dicken Oberschenkel, die den seidenartigen Stoff seiner Hose prall ausfüllten, als ob sie herausquellen wollten.

»Die Angelegenheit ist doch völlig klar«, fuhr der Konquestor von Tradom fort: »Ab heute ist die Liga Freier Terraner mit allen ihren assoziierten Welten eine dem Reich Tradom tributpflichtige Kolonie. Ich erwarte nur noch deine Unterwerfungserklärung, Resident Rhodan!«

Das war der Moment, in dem Noviel Residor die Kommunikationsdrohnen per Überrangbefehl anwies, ihre Live-Übertragung zu unterbrechen. Der Geheimdienstchef mit dem kantigen Schädel und der ölig schimmernden Glatze hatte es nicht für nötig gehalten, zuvor beim Ersten Terraner oder bei Perry Rhodan rückzufragen. Rhodan war es recht so, er mochte Leute mit Initiative.

»Wir haben ein Problem«, flüsterte Bré Tsingas Stimme in Rhodans Ohr. »Ein großes Problem.«