Jesu Person und Leben; Evangelienforschung


Teil IV der Reihe von  Kurt Eggenstein: 'Der Prophet Jakob Lorber verkündet bevorstehende Katastrophen und das wahre Christentum'

Kurt Eggenstein (Autor)


Gerd Gutemann (Bearbeiter, Herausgeber)


Cover-Mittelteil aus https://pixabay.com/de/kirche-fenster-kirchenfenster-jesus-1704828/


Die Quellen dieses Buches sind die verbal-inspirierten Schriften von Jakob Lorber (1800-64) und von Gottfried Mayerhofer  (1807-77).

Die digitalisierten Texte entstammen der Homepage des Herausgebers Gerd Gutemann www.j-lorber.de




Aktualisierung, Erweiterung und Vorteile des EBooks im Vergleich zur Druckausgabe

  1. Alle Kapitel wurden thematisch weiter unterteilt und mit zusätzlichen Überschriften versehen. Dadurch sind alle Themen rascher und leichter im Inhaltsverzeichnis zu finden.
  2. Zitierte Quellen, die auf Werke von Jakob Lorber (1800-64) und Gottfried Mayerhofer (1807-77) hinweisen, können nun durch Links in den entsprechenden Kapiteln oder Versen im Internet eingesehen werden. Dadurch ist der Kontext bzw. sind zusätzliche Erläuterungen nachlesbar.
  3. Zusätzliche externe Links - z.B. zu Prophetia oder Wikipedia - aktualisieren, erweitern und vertiefen den jeweiligen Text bzw. das Thema.
  4. Inhaltsverzeichnis aus- und einblendbar.
  5. Suchfunktion: Jedes Wort kann im gesamten Text gesucht werden.
  6. Vorlesefunktion: Der Text kann vom Lese-Programm vorgelesen werden.
  7. Verschiedene Schriftgrößen und Layouts sind einstellbar.
  8. Lesemarkierungen erleichtern das Wiederfinden markierter Stellen.

     

      

   


   


    


 

Kurzfassung des Inhalts


Aus den sehr umfangreichen, nahezu tagebuchartigen Schilderungen der dreijährigen Lehrzeit  durch Jakob Lorber (1800-64) fasst Autor Eggenstein die wichtigsten Inhalte übersichtlich zusammen.


Die knappen biblischen Aussagen z.B. zur Zeugung und Geburt Jesu, Fluchtort und Ereignisse in Ägypten, Erlebnisse und Taten in Kindheit und Jugend Jesu, seine Jünger, Kontakte, Lehren und Wundertaten während der dreijährigen Lehrzeit werden nicht nur bestätigt, sondern darüber hinaus der jeweilige Kontext im damaligen Umfeld offenbart. Dadurch werden viele Begebnisse und rätselhafte Aussagen Jesu verständlich und klar. Sie geben lebendige Einblicke in jene Zeit, Kultur, Religion und Historie. Viele theologische Streitigkeiten werden dadurch eindeutig und endgültig lösbar.  

 
Zugleich geben sie Aufschluss darüber, welche historisch-kritischen Forschungsergebnisse - z.B. zu Formgeschichte, Kerygma, Entmythologisierung - oder der neuen 'Theologie ohne Gott' der letzten beiden Jahrhunderte zutreffend bzw. teilrichtig oder gar völlig falsch sind. Ob Jesus nur Mensch, ein Prophet oder Jehova in Menschengestalt war, ob er ein Essäer, Anführer eines Aufstandes gegen die Römer oder ein Sozialrevolutionär war, wird hier klar und eindeutig beantwortet.


Links im eBook zu den Lorber-Originaltexten auf der Homepage des Herausgebers eröffnen einen äußerst anschaulichen und lebendigen Zugang zur Person und Lehre Jesu. So wird christliche Lehre wieder lebendig, leichter und besser für den Alltag umsetzbar.


IV-1. Jesu Person und Biographie

IV-1.1. Historische Existenz Jesu wird kaum mehr bestritten

Die Zeit, wo liberale Theologen und andere Kritiker behaupteten, Jesus habe gar nicht existiert, ist lange vorbei. Heute bestreitet kaum noch ein Wissenschaftler die Existenz von Jesus. Auch Rudolf Bultmann, der fast das ganze Evangelium entmythologisiert hat, gibt zu: "Der Zweifel, ob Jesus wirklich existiert hat, ist unbegründet und keines Wortes der Widerlegung wert." 1

Als im 2. Jahrhundert n. Chr. der heidnische Philosoph Celsus in seinen Schriften das Christentum bekämpfte, brachte er alle möglichen Argumente vor, aber dass Jesus gar nicht gelebt habe, behauptete er nicht, was nahegelegen wäre, wenn er irgendwelche Zweifel gehabt hatte.

IV-1.2. Fragwürdigkeit der Leben-Jesu-Forschung der letzten zweihundert Jahre

Die Leben-Jesu-Forschung der letzten zweihundert Jahre gründet sich auf einen unsicheren Untergrund. Die Spekulationen nahmen kein Ende, und jeder Exeget hatte den Ehrgeiz, eine eigene Hypothese aufzustellen. In neuerer Zeit wird vornehmlich mit dem Schlagwort "Sitz im Leben" operiert, d. h. die meisten Berichte des Evangeliums sollen nicht von Jesus stammen, sondern nach weitverbreiteter Ansicht sollen sie Gemeindegut sein. Die Urgemeinde habe ihm die Aussprüche in den Mund gelegt. Die von Jesus vollbrachten Wunder duldete platter Rationalismus grundsätzlich nicht.

Mit Albrecht Ritschl (gest. 1889) hatte die Ablehnung jeder Metaphysik begonnen, und die einseitigen, ja oft fanatischen Vertreter des Historismus' ließen übernatürliche Einwirkungen nicht gelten. Der protestantische Theologe Ernst Troeltsch (gest. 1923) erklärte kurz und bündig: "Es gibt keine Übernatur über dieser Welt, in der wir leben." 2 Der Schüler Ritschls, der Kirchenhistoriker Adolf Harnack, dessen Bücher eine enorme Verbreitung fanden, erklärte, Jesus gehöre nicht in das Evangelium, er sei nur dessen Verkünder. 3 In der Folge wurde die Persönlichkeit Jesu bis zur Unkenntlichkeit 'modernisiert'. Nachdem vom Evangelium nur noch unbedeutende Reste übriggeblieben waren, wurde paradoxerweise behauptet, man habe den Christen "eine entscheidende Lebenshilfe geleistet". 4

IV-1.3. Neuoffenbarungen Jesu über Leben, Lehre und Taten

In der Neuoffenbarung haben wir nun eine sichere Grundlage, um die wirklichen Aussagen und die Taten Jesu kennenzulernen. Vergleicht man diese Kundgaben, die keinem Hirnverstand entstammen, mit den vielfältigen und sich widersprechenden Meinungen der Kritiker, so muss man zu der Auffassung gelangen, dass durch kritisches hochqualifiziertes Denken Einsichten in die Vorgänge von der Geburt bis zum Tode Jesu, die der Wirklichkeit entsprechen, selten zu gewinnen sind. Kardinal Augustin Bea ist zuzustimmen, wenn er schreibt: "Geistige Dinge dürfen nicht wie materielle behandelt werden. Die verhängnisvollen Folgen der Eilfertigkeit werden in der 'Entmythologisierung' deutlich." 5

Alle Forscher stimmen überein, dass aufgrund des Evangeliums die Wege, die Jesus in zeitlicher Reihenfolge gewandert ist, nicht feststellbar sind. Auch über die Dauer der öffentlichen Lehrtätigkeit Jesu bestehen abweichende Meinungen. Schon im Altertum wurden von Origenes, Eusebius und Hieronymus ganz unterschiedliche Zeitdauern angegeben.

Der katholische Autor Daniel-Rops wirft auch heute wieder - wie viele andere - die Frage auf: "Wie lange dauerte das öffentliche Wirken Jesu? So merkwürdig es erscheinen mag, es ist das ein Punkt, in dem die Geschichtsschreibung sich äußerst verlegen zeigt. Über die Dauer der Wanderungen sagen die Evangelisten nichts. Die Angaben des Johannes-Evangeliums, die im ganzen viel genauer sind, genügen doch nicht, um jede Hypothese auf Grund seines Textes auszuschalten." 6 Durch die Kundgaben der Neuoffenbarung wird jetzt jeder Zweifel behoben. Jesus hatte seinen Jüngern vorausgesagt, dass die Zeit kommen werde, "wo das, was wir nun hier verhandeln, nach mehr als tausend Jahren von Wort zu Wort vernommen und aufgezeichnet werden wird, so als ginge alles das vor den Augen derer vor sich, die nach nahe 2000 Jahren nach uns die Erde betreten werden." (jl.ev03.015,06)

In der Tat werden in dem umfangreichen Werk die Vorgänge, die Reden Jesu und die Unterhaltungen mit einer Genauigkeit geschildert, die, geistig gesehen, dem Ablaufen eines Films gleichkommt.

Hier müssen wir uns darauf beschränken, diejenigen Kundgaben anzuführen, die zu den Mitteilungen des Evangeliums Zusätzliches aussagen. Sie runden die Berichte des Evangeliums ab und geben erst so ein lebensvolles, wirklichkeitsgetreues und vor allem zuverlässiges Bild vom Lehren und Wirken Jesu.

IV-1.4. Kindheit und Jugend Jesu nach Jesu Neuoffenbarungen

Über die Geburtsgeschichte und die ersten Lebensjahre Jesu berichtet der Band Die Jugend Jesu. Die Geburtsgeschichte zeigt erneut, dass die Angaben sowohl von Lukas als auch von Matthäus nicht zuverlässig sind.

IV-1.5. Empfängnis Marias

Die Neuoffenbarung bestätigt aber, dass Maria vom Heiligen Geist empfangen hat. "Maria wurde von einem lichten Ätherhauch angeweht und eine sanfte Stimme sprach zu ihr: ,Maria, sorge dich nicht vergeblich, du hast empfangen, und der Herr ist mit dir."' (jl.kjug.004,14) Maria war damals 14 Jahre alt.

"Sie gebar einen Sohn, ohne die Hinneigung zu einem Mann gekannt zu haben." (gm.pred.006,08) "Sie begriff nicht und konnte es nicht begreifen, was bei ihrer Empfängnis, was bei der Geburt und ferner geschah, denn sie handelte nur nach Weisung höheren Einflusses und verhielt sich dabei mehr passiv als aktiv, als Weib und Mutter nur ihren Gefühlen folgend, welche sie an ihren Säugling banden." (gm.pred.006,09)

IV-1.6. Erkannte Maria, dass sie den Schöpfergott Jehova gebar?

"So verstand auch Maria, Meine Leibesmutter, Meine Worte nicht, als Ich auf ihre Liebesvorwürfe, wegen des langen Suchens (als Jesus mit 12 Jahren allein im Tempel zurückblieb, d. Hg.) antwortete: 'Wisst ihr nicht, dass Ich sein muss in dem, was Meines Vaters ist?' Joseph und Maria begriffen nicht, was Meines Vaters war; sie waren selbst noch zu sehr dem jüdischen Kultus ergeben und glaubten, die ganze Religion bestände in Haltung der Gebräuche. Sie kannten Mich nicht - und Meinen Vater noch weniger, denn für sie gab es nur einen unteilbaren Gott. Daher, hätten sie auch Mein göttliches Ich anerkannt, so wäre ihnen dieses zweifache Wesen, Ich und der Herr - oder Sohn und Vater -, nicht fassbar gewesen." (gm.pred.007,11)

"Dass aus ihrem Sohn etwas Außerordentliches werden könnte, war für sie denkbar - waren ja die Empfängnis, die Geburt usw. mit so außerordentlichen Erscheinungen begleitet, doch einen Gott als Mensch unter dem Herzen getragen zu haben und den zu erwartenden Messias, den geistigen Wiederhersteller, nicht allein ihres Volkes, sondern der ganzen Menschheit, das waren Begriffe, die in ihrem Kopf keinen Platz fanden. Sie hat Mich noch bei Meinem Kreuzestod nicht als Gott, sondern nur als Mensch, als ihren Sohn beweint; erst durch die Auferstehung wurde sie, wie auch Meine Apostel, in dem bekräftigt, was Ich ihnen oft gesagt hatte." (gm.pred.006,13)

"Ich selbst habe es ihr und Meinen Aposteln oft vorausgesagt, was Mir bevorstehen und wie Ich den Tod und die Hölle überwinden werde; allein, wo ist die Überzeugung - besonders in jenen Zeiten der Propheten und wunderwirkenden Essäer -, dass Ich, ein Mensch mit Fleisch und Knochen wie sie, der isst und trinkt, ein Gott und zwar der Herr aller Heerscharen sei, der in menschlicher Form, beim unmündigen Kind angefangen, am Kreuz - in jener Zeit das Zeichen der Schande und Entehrung - enden sollte!" (gm.pred.006,15)

Deswegen waren Joseph und Maria erstaunt. "Sie begriffen nicht, wer der sei, welcher gekommen ist zum Fall und Auferstehen der Juden." (gm.pred.006,16)

IV-1.7. Die Volkszählung durch Kaiser Augustus unter Cyrenius

Kurz vor der Niederkunft Marias erging ein Befehl des römischen Kaisers Augustus, "demzufolge alle Völker seines Reiches beschrieben und gezählt und der Steuern und der Rekrutierung wegen klassifiziert werden sollten" (jl.kjug.012,03). "Die römische Beschreibungskommission war in Bethlehem aufgestellt." (jl.kjug.012,04)

Über den Zeitpunkt der Volkszählung, des sogenannten Zensus, besteht auch heute noch keine völlige Klarheit. Aber durch die aufgefundene Inschrift des Augustus in Ancyra (Ankara), die eine Übersicht über seine Taten gibt, wissen wir heute, dass Augustus tatsächlich im Jahr 746 (8. v. Chr.) eine Volkszählung angeordnet hat. 7 Jesus ist nicht in dem Jahr geboren worden, wie es unsere Zeitrechnung angibt, sondern schon sieben Jahre vorher.

[Anm. d. Hg.: Wann wurde Jesus geboren?

Der in unserer Zeitrechnung enthaltene Fehler hat folgenden Grund. Im Jahre 525 n. Chr. beauftragte der Papst Johannes I. den Abt Dionysius Exiguus, festzustellen, wieviel Jahre seit der Geburt Christi vergangen seien, weil er die Zeitrechnung neu festlegen wollte. Ausgangspunkt sollte das Geburtsjahr Christi sein und nicht mehr wie bisher das Datum der Gründung der Stadt Rom. Durch die wissenschaftliche Forschungstätigkeit wissen wir heute zuverlässig, dass dem Abt bei seiner Arbeit mehrfach Fehler unterlaufen sind, über die wir uns hier nicht verbreiten wollen.

Ferner ist im Evangelium erwähnt, dass die Volkszählung unter dem "Statthalter von Syrien, Cyrinus, stattfand" (Lk.02,02). Die Angabe konnte bisher nicht in Einklang mit der Historie gebracht werden, weil der Statthalter Cyrinus (Schreibweise der Hl. Schrift in den Geschichtswerken Sulpicius Quirinius und in der Neuoffenbarung Cyrenius Quirinus genannt) erst im Jahr 6 nach Christus Statthalter von Syrien geworden ist.

Inzwischen sind neue Forschungsergebnisse erzielt worden. Cyrenius war nämlich keineswegs nur Statthalter von Syrien, sondern hatte einen viel höheren Rang. Ethelbert Stauffer stellt fest, dass er "Generalissimus und Vizekaiser Ost" gewesen ist. Genau das berichtet auch Jakob Lorber in der Neuoffenbarung. Danach war er "Oberstatthalter von Asien, Ägypten und Teilen von Afrika" (jl.kjug.047,11 ff. und Kjug.101,05). Dort wird auch ausdrücklich bemerkt, dass er in dieser hohen Stellung den Titel eines Vize-Kaisers besaß. Er unterzeichnete seine Befehle wie folgt: "Im Namen des Kaisers, dessen oberster Stellvertreter in Asien und Ägypten und sonderheitlich (!) Landpfleger in Cölesyrien, Tyrus und Sidon. Cyrenius vice Augusti." (jl.kjug.047,14) Daraus geht klar hervor, dass er in Sonderheit Statthalter von Syrien war, und nur darauf nahm der Evangelist Lukas Bezug.

Rom hat, so schreibt E. Stauffer, "immer wieder einen Vize-Kaiser für den Osten nominiert. 8 Weiterhin ist nachweisbar, dass Cyrenius in seiner Eigenschaft als "Generalissimus Ost" an Statthalter Befehle gab, in ihrem Bereich Volkszählungen durchzuführen. 9

So wird auch in diesem Fall das vor mehr als hundert Jahren von Jakob Lorber durch die Innere Stimme Vernommene durch die neuere Forschung als zutreffend bestätigt.

Die bereits von David Friedrich Strauß in seiner Schrift Leben Jesu (1835) und auch von späteren Schriftstellern vorgebrachten, scheinbar überzeugenden Argumente für die unrichtige Darstellung dieses historischen Tatbestandes im Evangelium, mögen unzählige Leser beeindruckt haben. Irrtum und Scheinargumente wurden ja eh und je kritiklos als endgültige wissenschaftliche Erkenntnisse angesehen. Treffend bemerkt Stauffer, dass Strauß "von der Amtstätigkeit des Quirinius (= Cyrenius, d. Vf.) eine recht primitive Vorstellung hatte, die einer gründlichen Korrektur bedarf." (Jesus, S. 32)

Nach der Neuoffenbarung war Cyrenius zur Zeit der Geburt Jesu Vizekaiser im Osten, und durch ihn erhielt Joseph, der ihm ein Empfehlungsschreiben eines hohen Offiziers (Cornelius) überreichen konnte, bei seiner Flucht großzügige Unterstützung. Kritiker, die Jesus nicht als Gottessohn ansehen, werden übernatürliche Einflüsse im Leben Jesu, und insbesondere in den Gefahren der ersten Zeit nach der Geburt, nicht gelten lassen. Die mehrfache wundersame Hilfe, die Joseph und das Kind in den ersten Jahren in scheinbar ausweglosen Situationen erfahren haben, werden aber diejenigen, die an die Menschwerdung Gottes glauben, keineswegs als seltsam ansehen. Es wäre vielmehr verwunderlich, wenn in diesem Fall der sichtbare Beistand Gottes gefehlt hätte.

IV-1.8. Geburt Jesu in einer Höhle, die als Stall diente

Joseph und seine Söhne (aus erster Ehe) mussten sich nach Bethlehem begeben, wo die Erfassungsstelle ihren Standort hatte. Maria wollte er nicht allein zurücklassen. Daher entschloss er sich, sie trotz der bevorstehenden Niederkunft mitzunehmen. Auf einem Ochsenkarren, mit dem Joseph Stämme aus dem Wald für Hausbauten holte, wurde alles für die Reise Notwendige aufgeladen. Maria saß auf einem Sessel, der auf einem Esel befestigt war.

Maria ist weder in einer Herberge (Lk.02,07) noch in einem Haus (Mt.02,11) niedergekommen, vielmehr konnte sie in Sichtweite von Bethlehem nicht mehr weiterreiten oder gehen. Auf ihr Verlangen suchten sie dann eine große Höhle auf, die als Zufluchtsort für die Weidetiere diente. E. Hirsch sagt zutreffend, dass man, trotz der von Lukas erwähnten Herberge, später die Geburt in eine Höhle außerhalb des Orts verlegt habe, wovon im Evangelium keine Rede ist, sei ein "Durchschlagen des Ursprünglichen." 10

Der Stern, dem die drei Weisen aus dem Morgenland folgten, war weder ein Fixstern noch ein Komet, noch hat er, wie Stauffer 11 meint, mit der im Jahre 7 v. Chr. auffallenden und äußerst selten vorkommenden Gestirnkonstellation etwas zu tun. Die Weisen haben zwar "die ganz sonderbaren Stellungen der Sterne" bemerkt (jl.Ev06.038,08), aber daneben "einen Stern von besonderer Größe, der gegen Westen hin eine lange Rute hatte." (JL.Ev06.038,08). Dieser Stern "stand ganz nieder, und sein Licht war fast so stark wie das Tageslicht." (jl.kjug.029,25)

IV-1.9. Der Geburtstag Jesu

Die Geburt Jesu muss Ende Dezember oder Anfang Januar erfolgt sein, weil von "in dieser kürzesten Tageszeit" und von "Reif auf den Feldern" die Rede ist. (jl.kjug.025,11 u. 12)

IV-1.10. Flucht nach Ostrazine in Ägypten

Die Flucht nach Ägypten erfolgte nicht - wie stets unterstellt wird - auf dem Landweg. Der Weg durch die Wüste wäre für Maria und das neugeborene Kind eine Strapaze gewesen, der sie vielleicht erlegen waren. Auch Joseph war damals schon etwas über 70 Jahre alt. Außerdem konnte sich Joseph leicht denken, dass Herodes die Grenzwachen durch reitende Boten verständigt hatte, dass eine Familie mit einem Neugeborenen zu verhaften sei. Deshalb nahm er seinen Weg nach Norden, vermied aber Nazareth und bestieg in Tyrus ein Schiff, das nach Ägypten fuhr. Die Neuoffenbarung berichtet, dass er sich in Ostrazine in Ägypten niederließ. Dass diese Stadt damals existierte, ist nachweisbar. Josephus Flavius berichtet in seiner Schrift 'Der jüdische Krieg', dass der römische Feldherr Titus, der im Jahre 70 n. Chr. Jerusalem eroberte, seine Legionen von Ägypten heranführte und auf seinem Weg mit den Truppen "nahe bei Ostrazine übernachtete." 12

In Paulys 'Realencyklopädie der klassischen Altertumswissenschaft' Bd. 18/2 ex 1942 Blatt 1673/74 ist Ostrazine (griechisch = OCTPAKINH) wie folgt erwähnt (lt. Ptol. Geogr. IV. S, 6 M): "Zeitweise bedeutender Ort an der Nordgrenze Ägyptens." "Auf der römischen Mosaikkarte von Madeba ist Ostrazine neben anderen bekannten Orten dieser Gegend verzeichnet." "Vergleiche Plinius n. h. V. 68 n 'Ostracine Arabia finitur'." Die Unterlagen befinden sich in der Reichsuniversität in Leyden (Holland). 13

IV-1.11. Beruf Josefs und seiner Söhne aus erster Ehe

Joseph arbeitete, solange er in Nazareth war, mit seinen Söhnen hauptsächlich als Bauunternehmer, fertigte aber auch "Pflüge, Joche, Stühle, Tische, Betten u. dergl." an. (jl.kjug.294,02) Der Kirchenvater Justin (140 n.Chr.) berichtet im Dialog 88, dass Jesus (und sein Pflegevater Joseph) dörfliches Ackergerät wie Pflüge und Joche gemacht habe. E. Hirsch schließt daraus, es würde richtiger sein, von Stellmacher statt von Zimmermann zu sprechen. 14

Das ist, wie durch die Neuoffenbarung klargestellt wird, nicht zutreffend. Es wird dort ausgeführt, dass Joseph in erster Linie Bauunternehmer war und als solcher "im ganzen Land bis nach Jerusalem und Tyrus bekannt und geschätzt war".

Während des Aufenthaltes in Ostrazine betätigte sich Maria, um die Familie durchzubringen, einige Stunden am Tag als Sprachlehrerin. In der Tempelschule hatte sie Latein und Griechisch gelernt und gab offenbar Kindern in diesen Sprachen Unterricht oder Nachhilfeunterricht. (jl.kjug.163,19) Der fünfzehnjährige Sohn des Joseph, Jakobus, war jahrelang der Betreuer des kleinen Jesuskindes. Später schrieb er das Jakobusevangelium und leitete nach dem Tod von Jesus die Urgemeinde in Jerusalem bis zu seinem Märtyrertod.

IV-1.12. Rückkehr der Familie nach Nazareth

Nach dreijährigem Aufenthalt in Ägypten kehrte Joseph zurück nach Nazareth. Er bezog wieder sein bescheidenes Mietshaus, das etwas außerhalb von Nazareth auf einer Anhöhe lag.

IV-1.13. Sind die heutigen Ortsangaben zu biblisch erwähnten Orten zuverlässig?

Nazareth lag nicht dort, wo man es heute vorgibt. Da Palästina nach dem zweiten Aufstand gegen die Römer in den Jahren 132-133 zur verbrannten Erde gemacht wurde, war es völlig menschenleer. Die Bewohner waren entweder von den Römern getötet oder in die Gefangenschaft bzw. in die Sklaverei verschickt worden. Als nach dem Aufhören der Verfolgungen des Christentums die Christen nach zweihundert Jahren in das Land kamen, wusste niemand zu sagen, wo die in der Bibel erwähnten Orte gelegen waren. Man setzte sie willkürlich fest. Man darf sich nicht durch die Angaben in historischen Atlanten zu Illusionen verleiten lassen. In einem Sachbuch heisst es zu dieser Frage: "Zieht man einen Bildatlas zu Rate, so findet man alle biblischen Orte genau eingezeichnet. Schwierigkeiten und Fragen scheint es weiter keine zu geben. Vergleicht man mit einem anderen Atlas, dann wird man aber feststellen, dass eine große Zahl Orte auf dieser Karte woanders liegen und oft mit Fragezeichen versehen sind. Die tatsächliche Feststellung biblischer Orte ist sehr erschwert, weil Palästina mit Ruinen übersät ist." 15

In Übereinstimmung mit den historischen Fakten berichtet die Neuoffenbarung hierzu: "... Von Meiner Zeit her findet sich nahezu kein Ort mehr vor, den Meine Füße und die Meiner Apostel betreten haben, und das im ganzen Judenland, mögen also die Orte und Ortschaften auch Namen haben, was für welche sie wollen." (jl.ev11.229,03)

"Das einzige, Bethlehem, befindet sich noch so ziemlich an derselben Stelle." (230,01)

"Von Tiberias sind noch einige Überreste, aber von allen anderen Orten, die zu Meiner Zeit an den Ufern des Galiläischen Meeres lagen, ist keine Spur mehr vorhanden." (232,02)