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«Wenn mir Jemandes Vergleiche und Analogien

zu weit gegriffen erscheinen, muß ich mich fragen,

ob nicht vielleicht meine Optik zu eng eingestellt sei?

Und scheinen Jene mir ungenügend fundiert, muß ich mich fragen,

ob ich selbst tief genug nachgedacht habe, um sie zu beurteilen …?»

(Muhamad Khorchide, islamischer Theologe und Soziologe)

Hat-Hor – die alt-ägyptische Venus-Urania – als Spenderin der Milch der Weisheit (vgl. Anhang 5-B: Bildlegenden, Anm. 1).

IMPRESSUM

Compendium Creationis – Die universeller Symbolik der Wassermann-Genesis 12 Thesen und Scholien zu Entstehung, Fall und Wiederaufstieg der Menschheit

mit vier Zusatztexten:

Warum Eva erschaffen wurde

Kain und Abel im Heute

Eva und Lilith: Die Zweite Frau

Vom Wesen des Seins

1 Symboltabelle, 50 z.T. ganzseitigen Abbildungen sowie Bilderklärungen und vertiefende Anmerkungen zum Text.

SUCHBEGRIFFE:

Genesis – Gnosis – Ideenlehre

Quantenphilosophie – Schöpfungsgeschichten – Symbolik, universelle – Transfiguration.

© EDITION ORIFLAMME, CH-4002 BASEL, 2016

ISBN 978-3-9524262-9-6

Satz, Buchgestaltung und Umschlag:

Adhoc-Organisation, CH-4002 Basel (Schweiz)

INHALTSVERZEICHNIS

Die pythagoräische Sicht von der Grundlage der Schöpfung entspricht genau der ersten These des Compendium Creationis: Es sind Zahl, Maß, gute Proportion und Rhythmus im Rahmen von NOUS (Geist, Gemüt) und Seele (innere Wahrnehmung) und auf der Basis des universellen Einen Gesetzes: ‹KARMA›. – Bildquelle: Internet.

Einleitung des Herausgebers

Das vorliegende Buch trägt zwei Titel in einem: Einerseits wird eine «Wassermann-Genesis» versprochen, andererseits auch ein «Compendium Creationis». – Wie ist das zu verstehen?

Die Antwort ist eine doppelte: Stets neue wissenschaftliche Erkenntnisse im vergangenen Jahrhundert führten fürs breite Publikum zu einer ‹aufgeklärten› Verachtung alles Mystischen: Mythen – einst kulturelle, moralische und sittliche Träger der menschlichen Gesellschaft – wurden belächelt und als «nur symbolisch!» quasi abgeschafft. – Jedoch: Ist nicht alles in dieser Welt ‹nur symbolisch› – nämlich Symbol der Gottheitt?

Das neue Jahrtausend hat gleich zu Beginn – ja schon kurz davor – weite geistige Öffnungen gebracht, die zunehmend sichtbar machen, daß neue Zeiten angebrochen sind: Vieles wird anders gehen müssen als bisher gedacht! Das zeigen schon die Jahreszahlen, beachtet man deren Symbolik:

Die 1 des vergangenen Jahrtausends ist Sinnbild für die zunehmende Konzentration des Bewußtseins auf ein ICH, das sich aufbaut von seiner ersten eigentlichen Individualisierung im Jahrhundert der Leitzahl 11 übers mystische Jahrhundert der 13 (NEPTUN: mystische Bestrebungen und Alchemie) und das erfinderische Jahrhundert der 14 (4 = URANUS), kulminierend in der Entdeckung vergessener Kontinente) bis in die extreme Egozentrik des ständig und überall kriegsgeplagten Jahrhunderts mit Leitzahl 19 (9 = MARS, 10 = PLUTO; – siehe Anhang 1).

Die 2 des neuen Jahrtausends betont sowohl die Seele als auch das weibliche Ich, das, sinngemäß gelebt, die Entwicklung des DU – des Miteinander und der gemeinsamen Reflexion – also seelische Entwicklungen – fördert. Solche ‹astrosophische› Aspekte könnten im Einzelnen noch weit ausgeführt werden, doch ist dies nicht der Ort dazu: Es geht hier allein ums Verständnis für die weltweite individuelle und kollektive Bewußtseins-Entwicklung.

Tatsächlich ist der neue Seelen-Aspekt sogar in den Naturwissenschaften sogleich in den Vordergrund gerückt. Das zeigt sich vorallem in der theoretischen Physik, genannt Quantenphysik : Sie hat den stofflichen Aspekt des Universums zugunsten einer geistigen Optik erweitert – und ist sogleich zur Quanten-Philosophie geworden: Viele experimentelle Beobachtungen widersprechen der alten, klassischen Physik in drastischer Weise! Das legt unsere weitestgehende Unkenntnis der wirklichen Vorgänge bloß und verlangt eine tiefgreifende Relativierung bisherigen ‹Wissens› – vorallem in dem Sinne: Hochentwickelte Meßmethoden führten zur Wahrnehmung von Geist in dem sogenannt ‹unbelebten› Stoff: Materie- und Energie-Teilchen zeigen Lernfähigkeit (also ein ‹Gedächtnis›), eine gewisse Wahlfreiheit (also einen ‹Willen›) – und damit eine Art von Bewußtsein ! Es ist nun nur eine Frage der Zeit, daß man auch die Seele – das Leben der ‹unbelebten› Dinge ‹entdecken› wird. – Doch: Was heißt ‹Leben› ?

All das bedeutet, daß unser ganzes Denken und Lernen sich ausweiten und erheben muß und wird. Es bedeutet, daß endlich der Moment gekommen ist, wo der Mensch – nach Tausenden und Tausenden von Jahren, und nach vielen Jahrhunderten wissenschaftlicher Forschungs-Lügen – beginnt, das Universum wirklich zu erkennen und den Auftrag zu erfüllen, den er gemäß der klassischen Genesis mehrerer Kulturen hat, nämlich: Nicht nur «sich zu mehren», das Universum zu «beherrschen» und auszubeuten, sondern auch seine hohe geistige und seelische Verantwortung gegenüber Schöpfer, Schöpfung und Geschöpfen wahrzunehmen und liebevoll zu erfüllen!

Diese neue Wahrnehmung und dieses höhere Bewußtsein verlangen auch nach einem neuen Weltbild; – besser gesagt: nach einer neuen Betrachtungs-, Erlebens- und Ausdrucksweise für diese bisher so ungenügend verstandene Welt. Das hier vorliegende Buch kann ein solches neues Verstehen prägen. Fern von allen persönlichen, familiären, naturromantischen und atavistischen Darstellungen zeigt es eine beinahe intellektuelle Sicht. Doch folgt man seiner äußerlich strikten, nüchternen Symbolik nicht nur mit dem Intellekt, sondern auch mit dem inneren, blutmäßigen Verstehen – mit dem Verstehen des Herzens, das die alten Symbole noch wie schlafend umfaßt – so er-lebt man eine Realität, die seelenvoll geistig – und darum zutiefst lebendig ist. Alle bisherigen Sichtweisen sind nicht falsch, heute aber jedenfalls ungenügend: Nicht allein «nur symbolisch» sind sie, sondern oft völlig wirklichkeitsfremd ! – Die neue, die Wassermann-Sichtweise entsteht aus fundierter Einsicht, innerem Erkennen und vernünftiger Wahl – in Willens- und Gewissens-Freiheit!

Darum will die Wassermann-Genesis die alten Schöpfungsmythen nun nicht einfach löschen – das taten auch die Autoren der ziemlich jungen biblischen Genesis nicht, als sie die Essenz sehr alter Mythen kombinierten: Die Wassermann-Genesis kann aber Jedermann zur Erweiterung der Einsicht dienen: Sie hebt die alten Mythen auf ihr essentielles – auf ihr rein geistiges Niveau, das – und damit kehrt man zur alten Mysterienwelt zurück – nur symbolisch zu verstehen und zu kommunizieren ist. So wie das Mark der Zwölf Thesen dem Autor im Traum übertragen wurde, wie er sagt, so ist es eine Art Traumbewußtsein, wodurch der wirklich moderne, d.h. fürs neue Zeitalter zubereitete und geöffnete Leser dieses neue Kleid verstehen kann und wird.

Die heute dank der jüdisch-christlichen Überlieferung in der ganzen ‹zivilisierten› Welt bekannte Schöpfungsgeschichte entstammt der babylonischen (vor mindestens 4500 Jahren). Niedergelegt für die heutige Bibel wurde sie erst ab ca. 350 v. Chr., ‹definitiv› um ca. 150 n.Chr. Sie war keine völlig neue Erfindung oder Inspiration, sondern eine Weiterentwicklung viel älterer Überlieferungen, die stellenweise wörtlich gleich lauten. Diese finden sich im alten Indien der Rishis, der Veden und der Upanishaden, und außer in Sumer und China auch im alten Ägypten, im Popol-Vuj der Maya, bei den Hopi’s, in Polynesien – und so fort … Einige davon werden im vorliegenden Buch zitiert.

Entsprechend der jeweiligen Zeit und Kultur, entsprechend den Idealen und religiösen Lehren, die sie unterstützen sollte – und natürlich entsprechend der jeweiligen Sprache und Symbolik – erhielt jede dieser Überlieferungen ihre besondere Prägung: Bei den ‹Indios› Mittelamerikas die farbige Bildersprache der ‹charla›: einer Plauderei unter Göttern; – im alten Mesopotamien die ehrfurchtsvolle Wunder-Erzählung; – in Ägypten die saftigste Vorstellung nach der Natur. – Die jüdisch-christliche Bibel hingegen macht ‹nebenbei› den inkonsequenten Versuch, einen anthropomorph interpretierbaren Monotheismus seit Anbeginn zu insinuieren, was natürlich scheitern muß: Der im Altertum erträumte, auf Völkermord basierende Entwurf in Form einer Stammesgeschichte, der nur im Talmud ganz klar ausgesprochen ist, wird gewaltsam umgesetzt in der vollkommenen Umgestaltung der Region Kanaan mit ihrem von der Natur so überaus gesegneten Küstenstreifen: Phönizien, heute Palästina genannt. Im 20. Jh. führte das zur Weltherrschaft eines einzigen Clans. Das Endziel wäre dann: Eine ‹Elite› – d.h. ‹Auslese› — regiert die Welt!

Kosmologisch und astrosophisch paßt die biblische Geschichte zum Stier-, Widder- und Fische-Zeitalter. Ihr Ursprung liegt jedoch sehr viel früher – wahrscheinlich im letzten Steinbock-Zeitalter.1 Das Wassermann-Zeitalter wird zeigen, welchen Entscheid die wahren Herren des Schicksals — aufgrund der Entwicklung des Bewußtseins der neuen Menschheit — fällen werden.

Am Ende des Fische-Zeitalters wurden Familien, Sippen und Nationen gezielt aufgebaut und wieder zersetzt, um sie durch ein elitäres Globalisierungs-Ideal zu ersetzen : Das ist die erneute Illusion in niedrigster Form eines Tausendjährigen Reichs, das gemäß gewissen Prophezeihungen im Wassermann-Zeitalter entstehen soll. Zugleich fachen dieselben Kräfte auch Nationalismus und Rassismus an. Gleichzeitig bestehen Aktivitäten der zum wahren Denken erwachten Menschen, dieses Große Spiel zu demaskieren: Einerseits haben Archäologie, Weltraumfahrt und akademische Wissenschaft das Universum fast ganz entmythologisiert; – andererseits beleben esoterische Strömungen sowie die moderne Quantenphilosophie das geistige Bewußtsein neu: Im 20. Jh. riefen die anerkannten akademischen Wissenschaften aus: «Wer mag denn noch an die alten Geschichten glauben?» – Zugleich präsentierten sie neue, teils jedem gesunden Menschenverstand spottende ‹Geschichten› und ‹Modelle›: Moderne Mythen!

Doch seit dem Übergang zum 21. Jh. wurden in quantenphysikalischen Messungen uralte Lehren zu Entstehung, Essenz und Sinn des Universums aus dieser neuen wissenschaftlichen Sicht ‹neu belebt››. – Es folgte die erwähnte objektive Feststellung der Gegenwart von ‹Geist› in der ‹Materie›. – Indes liest man Hinweise im Sinne der Quantenphilosophie bereits im Corpus Hermeticum (2. Jh. unserer Zeit) !

All dies hat die alten Fragen der Menschheit: «Woher…? – Wohin…? – Wozu…?» neu belebt: Die Antworten sind jedoch heute nicht mehr nur Aufgabe der esoterisch-geisteswissenschaftlichen Forschung, und schon gar nicht der ursprünglich dafür geformten Gremien in Theologie, Soziologie, Anthropologie etc. – Sie sind Pflicht und Verantwortung neu zu bildender philosophisch naturwissenschaftlicher Institutionen, wozu auch die neu-religiösen Gruppen und Individuen der ernsthaften Esoterik gehören, die zu Recht Geisteswissenschafter genannt werden, weil sie sich ‹hermetisch offen› an höchsten geistigen, moralischen und wissenschaftlichen Kriterien und objektiven Fakten orientieren.

Die hier angebotene Wassermann-Genesis bietet einen Ansatz zu solchen neu-gültigen, plausiblen Antworten. Sie stützt sich wie alle früheren Schöpfungsgeschichten auf ältere Versionen, deren Wurzeln ihrerseits zurück reichen bis Atlantis, bzw. bis in die noch ältere Epoche von Mu . – Diese Namen stehen nicht nur für geographische Lokalitäten, sondern auch für ‹prähistorische› Welt-Epochen. Darum findet sich im gegenwärtigen Buch die uralte klassische Symbolik samt ihrer unausgesprochenen Bedeutung wieder, und auch die mesopotamischen Familiengeschichten von Adam und Eva, Kain und Abel, Isaak und Ismael finden hier einen relativen Platz – jedoch nun Seite an Seite mit den aktuellsten Begriffen und Denkformen, wonach alles was ist, Schwingung ist: Ob stoffliche oder unstoffliche Dinge, ob Gedanken, Worte oder Taten; – ob Zeit oder Ewigkeit; – ob menschliche Versunkenheit oder göttliche Erhabenheit: Alles kann auch als eine spezifische Schwingungs-Qualität erkannt und auf dieser Basis in einem tiefen und umfassenden Sinne besser verstanden werden. Und damit werden auch die uralten menschlichen Fragen konkreter und verbindlicher beantwortet als früher.

Der Titel Compendium Creationis – d.h. Zusammenfassung und ‹Musäum› der Schöpfung und ihrer Entstehungsgeschichten – hat hingegen eine doppelte, tiefe Bedeutung: Erstens stellen sich die Thesen der Wassermann-Genesis nicht als gefällige Erzählung dar, sondern als äußerst knappe Darstellung. Und jede dieser Thesen bedarf der tiefen individuellen Meditation.

Die zugehörigen Zwölf Scholien helfen sehr zum besseren Verständnis. Zugleich enthalten sie die gesamte ‹Universelle Lehre› der weltweiten Geisteswissenschaft. Dieses Buch entwickelt also, ohne Scheu vor vorgefaßten Meinungen, eine selbständige, d.h. autonome Sicht in höchster Informations-Dichte: Es unternimmt, eine Art Hologramm der Geistigkeit des Universums zu entwickeln; – ein in aktuellen Auslegungen knapp enthülltes modernes Symbol-Kleid, das gewoben ist aus der gegenseitigen Durchdringung von Fakten und Imaginationen … – ein Compendium eben.

Zweitens steht im Mittelpunkt dieser ‹Zusammenfassung› der Mensch : Einmal der Mensch als Compendium der Schöpfung, als «Abbild Gottes», das er einst war und wieder werden soll. – Dann auch der Mensch als degeneriertes Geschöpf inmitten der durch eigenes Verhalten ganz unparadiesisch gewordenen Welt von heute: ein Schatten seiner selbst. – Und drittens der Mensch als Mittler zwischen Schöpfung und Schöpfer; als Pionier und Diener der gesamten Schöpfung auf deren Weg zurück :

Pionier, indem er allen übrigen Geschöpfen vorangeht in der Entwickelung individuellen Bewußtseins sowie des Bewußtseins des Universums, und – als letzte Konsequenz – in neuer Gott-Ähnlichkeit. – Diener insofern, als er dem Plan des Universums und seiner Geschöpfe nicht mehr als hochtrabender ‹Herr Adam› gegenüber tritt, sondern in liebevoller brüderlicher Dienstbereitschaft zugunsten des Wegs Aller Geschöpfe, ihrer erneuerten Göttlichkeit entgegen.

Das ist der konkrete, durch die Manifestation und Wirkung des CHRISTOSunter welcher Benennung auch immer! — heute für Jedermann – und überall in der Welt – greifbare Erlösungspfad. Dieser Pfad ist gültig für jedes Geschöpf. Er ist – in westlichen Begriffen ausgedrückt – die Nachfolge Christi, die seit Äonen in vorchristlichen und nicht-christlichen ‹Evangelien›, Sprüchen, Mythen und anderen Akten verkündigt wird. Manche davon wurden von der anerkannten Bibel ausgeschlossen – sei es zur Zeit von deren erster Codifizierung, sei es in späterer und sogar jüngster Zeit – zum Beispiel: die drei Bücher der Makkabäer .

Die Scholien zum Compendium Creationis – also die Erklärungen zu den zwölf Thesen des Texts – zeigen sowohl die Entstehung der gesamten Schöpfung als auch deren ‹Fall› und ‹Erlösung› als wissenschaftliche Realitäten. Sie werfen ein neues Licht auf die Tatsache, daß die Schöpfung – besonders jene des wahren Menschen – kein vergilbter Mythos ist, sondern immerwährende Gegenwart. – Ja, hier liegt, wie bereits angetönt, eine Verantwortung, die heute «von allen Menschen guten Willens» verstanden und verwirklicht werden muß und kann : Aus göttlicher Gnade und Liebe kommt die Möglichkeit. Die makrokosmische Schwingung des Universellen Christos gibt dazu die Kraft. – Die individuelle Anstrengung jedes Menschen aber führt Jedes (!) zu seiner Würdigkeit und ergibt das Resultat !

Wie ist dies nun wieder zu verstehen?

Die hohe akademische Wissenschaft steht heute im positiven Sinn wieder an der Schwelle, die sie vor vielen Jahrhunderten im Gegensinn überschritt; nämlich an der Schwelle, wo aufs Neue in philosophisch wissenschaftlicher Form bewiesen werden wird, daß die einzige wirkliche treibende Kraft im Universum – seit Anbeginn und bis zum Ende der Tage – die bedingungslose, allumfassende, Alles nährende, schützende und erneuernde, ewig unteilbare LIEBE ist! – Ausführliches dazu in diesem Buch.

Tiefe Einsicht in alle Zusammenhänge, gültig für alle Geschöpfe – vom Neutrino bis zu Biene oder Mensch – diese Einsicht und die daraus fließende Ahnung einer absoluten Wirklichkeit werden ein ‹neues› – ein endlich wieder menschenwürdiges Verständnis von Gott hervorbringen. Nur wenige Pioniere werden in diesen neuen Kelch des Wissens eintauchen, verheißt das Corpus Hermeticum; – doch Andere werden folgen, so wie es der Entwicklungsplan von Gott, Universum und Mensch vorsieht.

Letzteres scheint nun in einer sehr, sehr fernen Zukunft zu liegen – und ist doch wirklich bloß eine Wiederholung auf einer für menschliche Begriffe unendlich großen Entwicklungs-Spirale. Nichts wirklich Neues ist es; sondern ‹nur› das Neueste in der Fülle gegenwärtiger Möglichkeiten, Prozesse und Zustände.

Diese Zyklizität bedenkend, spricht der Text des Compendiums in seiner dem konventionellen Denken fremden Freiheit auch von ‹zukünftigen› Dingen in der Vergangenheitsform. Scheinbar unmotiviert wird von einer Zeitform in die andere gewechselt, von mythischen zu realen Bildern übergeblendet usw. – Der Leser möge sich davon weder ärgern noch verunsichern lassen: Genau genommen ist jeder Augenblick bereits Vergangenheit bevor er wahrgenommen wird; und darum kommt, was den Einen als klare Gegenwart erscheint, Anderen als Zukunft – oder gar als zukunftslose Utopie vor. Alle diese Eindrücke sind sowohl wahr als auch falsch. Denn unter dem weit geöffneten Blick universeller Schau ist Alles Gegenwart — geschieht alles JETZT !

So übergeben wir dieses Buch der Offenheit und dem Mut zu Neuem aller jener Leser, welche die Ur-Fragen der Menschheit kennen, aber bis heute noch keine endgültig befriedigende Antwort darauf gefunden haben.

Und wir möchten es auch mit Jenen teilen, die alle Antworten bereits gefunden haben: Nicht daß eine ‹endgültige Antwort› hier geliefert würde: dumm und überheblich wäre der Autor, wenn er vorgäbe, er selber besitze sie: Jede ‹letzte› Antwort kann ja nur individuell und vorübergehend gelten – und in logischer Konsequenz sich nur individuellem, autonomem Finden erschießen. Unzählig viele ‹Realitäten› und ‹Wahrheiten› wimmeln allein schon durch die Welt jedes einzelnen Geschöpfs ! –

Die von jedem typischen Sucher so bang erhoffte Eine Letzte Wahrheit, sie wird sich nie in menschlichen Händen finden. Gesegnet dürfen sich Jene wissen, zu denen von Zeit zu Zeit ein Funke überspringt, wovon sie wissen müssen, weil sie nicht anders können, daß Dies oder Jenes eine unverrückbare, unabänderliche Wahrheit sei. Das ist dann kein intellektuelles Verstandes-Wissen mehr – nicht einmal esoterische Kenntnis; sondern eine Bluts-Gewißheit, die aber nur geteilt werden kann unter Jenen, die vom selben Blut ‹gefärbt› wurden: vom wahren Blut des interkosmischen CHRISTOS in der Welt. – Dieses ewige Blut fließt zu allen bonafiden Suchern aller Kulturen, die Ihn annehmen :

Allen die Ihn annahmen … gab Er die Macht, wiederum Kinder Gottes zu werden !

Zwischenstück

Der Schöpfungsbericht des Hermes Trismegistos

Aus: Corpus Hermeticum – ‹Die Heilige Rede des Hermes›

Die Glorie von Allem ist Gott. Er ist die Göttlichkeit alles Göttlichen, der universelle Anfang: Gott, Geist, Wesen, Tat, Schicksal, Ende und Erneuerung von Allem.

Da war nämlich im Abgrund ein unermeßlicher Schatten, darüber das Wasser und ein zarter Geist wie ein Gedanke : die waren aus göttlicher Machtvollkommenheit im Chaos enthalten. – Es erstrahlte aber ein heiliger Lichtglanz, der mengte unter den sandigen Massen und der feuchten Naturkraft die Elemente ein. Und alle Götter verehrten diese samenhafte Naturkraft. Denn noch waren sie nicht unterscheidbar. Bald jedoch erhob alles Flüchtige sich in die Höhen; alles Schwere aber blieb unter dem feuchten Sand zurück.

Als die Dinge von einander geschieden und in Schwung gebracht worden waren, wurden sie von einem feurigen Geist dahingetragen. Auf sprang da der Himmel in sieben feste Kreise: In den Sternbildern mit ihren Zeichen wurden die Götter sichtbar. – Berechnet wurden die Sterne entsprechend Denen, die sie bewohnen. – Stärker bewegte der Himmel auf seiner Bahn die Götter im luftigen Kreis, im Einklang mit dem göttlichen Geist. Jeglicher Gott erfüllte aus innerer Tugend das ihm zugedachte Werk. – Und jetzt wurde alles Leben geboren: Vierfüßler, Kriechtiere, Wassertiere zugleich – und die Fliegenden. – Die Saaten auch; – alles sich durch Samen vermehrende Grün; – und Kräuter auch und die sprossenden Blumen; – und alle trugen in sich die Aussaat der Wiedergeburt. – Ebenso die Erzeugung der Menschen zur Erkenntnis der göttlichen Werke und zum Zeugnis für die Natur, als Herrscher über Alles was vom Himmel überdacht wird; zur Unterscheidung des Guten; zur Zunahme alles Erzeugten, und zu dessen zahlreicher Vermehrung. – Und jegliche Seele, verschleiert vom leichtem Schatten des Fleisches, auf daß sie erahnen sollten das Umschweifen der himmlischen Götter, und erkennen die Werke Gottes und das Fortschreiten der Natur, die Vorzeichen alles Guten und die Kraft und Macht Gottes.

Ein Teil von ihnen ist allzu verwirrt, um Gutes und Übles zu unterscheiden und Kunstfertigkeit zu erwerben für allerlei Gutes. – Und doch lebt es in ihnen auf, sodaß sie entdecken – nach und nach – die Weisheit des Laufs der kreisenden Götter; – und daß sie außerdem auch darin aufgehen: Davon wird es reichlich Denkmäler geben; – und Ermahnungen von Meistern der Kunst über die ganze Welt hinweg an ihre Auserwählten im Laufe der Zeiten, durchs Hervorbringen von Kräutern und die Erzeugung lebendigen Fleisches.Alles Verfaulte wird aus den Samen der Früchte und dank dem Werkmeister der Natur und der Kunst sich wieder verjüngen. – Endlich erstand aus der Notwendigkeit zu überleben und – in der Erneuerung der Götter sowie durch den Lauf des Kreislaufs der zahlreichen Natur – das Göttliche und sozusagen die ganze Zusammenfügung der Welt, zusammengeblasen durch den Geist, indem die Natur dann erneut erblühte– Alsbald stand auch in ihrer eigentlichen Gottheit die Natur wieder fest. 2-A

Figur aus Kircher’s Œdipus Ægyptiacus (1652). — Die Umschriften sagen:

Erklärendes hieroglyphisches Bild, das den Umlauf der Weltseele erläutert. // Hieroglyphisches Bild der Kugel des Skarabäus // Spirale des Umlaufs des irdischen Weltgeists // Der Geist bewegt die Masse, und ein Magnet mischt das Körperliche // Ausbreitung des Geists durch Erregen des Gefühllosen zu einem Fühlenden // Rückkehr des zu seinem [?Ursprung?] zurückgebogenen Geistes. – Idea hieroglyphyca explicita / Anima mundi processum indicans // Idea pilæ Scarabæi hieroglyphica. // Spiritūs mundani helicus progressūs // mens agitat molem et magneta corporea(?) miscet // diffusio Spiritūs ex insensibili ad sensibilem agitando // reditus Spiritūs ad iniciata(?) suæ contortus(?) —

Gemäß Bildlegende der Quelle (Internet) ist dies eine Bild-Stele zum Andenken an die Wiederherstellung des Tempels von SIN (Mond-Gott) durch den «letzten König von Babylon – Nabonid (Nebo = Planet Mercur ) – um 550 v. Chr.». Wirklich abgebildet ist wohl eher ein alter Priester-König: irdischer Stellvertreter des Welt-Herrschers, mit dem ‹Stab der Macht›, neben (v.l.n.r.) Mond, Marduk (das ‹unfertige› Kreuz steht hieroglyphisch für den SOHN – den CHRISTOS – hier angedeutet wie ein Gekreuzigter, aufsteigender Adler oder vom Himmel steigender Gott oder ‹Sonnen-Engel› – und drittens der SONNE bzw. SIRIUS-SOTHIS (als Gestirn mit 8 Strahlen. ebenfalls mit einem Sonnensymbol in der Mitte). Die drei Symbole zusammen ergeben, anders angeordnet, wieder das Mercur-Symbol:

DIE 12 THESEN

  1. Im Anfang, als noch gar nichts erschaffen war, erschuf Gott die ZAHL.
  2. Als Zweites erschuf Gott das UNIVERSUM DER FÜLLE: – das war das reine, ganz göttliche, ganz geistige Universum: Welt ohne Form, ohne Gedanken noch Worte, ohne Licht noch Finsternis. Seine Figur ist der KREIS , der Alles in Allem ist; denn Gott war Eins mit dieser Welt, und diese Welt war in Gott, denn Gott war diese Welt, und es gab keine Begrenzung – weder von Raum noch von Zeit: Alles war Gott; Alles war WEISHEIT, KRAFT, LIEBE und GEIST ; – und Alles war gut.
  3. Im UNIVERSUM DER FÜLLE erstrahlte nun das LICHTKREUZ : Das ist die Liebeskraft des CHRISTOS. – Und So entstand ein ERSTES PARADIES: . – Da waren nur Geist, Fülle der Möglichkeiten und Licht. Es war die all-einige Sphäre der Existenz – ganz Licht, Güte und Harmonie. Kein Böses wohnte darin, denn es gab kein Böses; und es konnte auch außerhalb kein Böses wohnen, denn es gab kein Außerhalb. Alles war Eins. Alles war Geist, Liebe und Licht. Gott war in Allem, und Alles war in Gott.
  4. Als Drittes erschuf Gott die Raute . Und mit der Raute wurde erschaffen auch das Kreuz , das in der Raute enthalten ist : . Das ist die geistige Potenzialität der Vier Elemente.

    In der Raute waren das Dreieck des Feuers Δ und das Dreieck des Wassersnoch mit einander vereint – doch ohne Bewußtsein; – Luft und Erde aber waren noch ganz im Verborgenen. – Das war die Fülle der Möglichkeiten im noch ganz geistigen ERSTEN PARADIES :

  5. Als Viertes erschuf Gott das QUADRAT – ewig jungfräuliche Mutter aller stofflichen Manifestationen: . Und auch im Quadrat leuchtete auf – als KREUZ, das im Quadrat stets enthalten istdas Lichtkreuz des CHRISTOS.
  6. In der Harmonie des paradiesischen Ursprungsgeschehens geschah eine TRENNUNG: Die Elohim der Dreiheit — Δ – erschufen die EVA und zeugten mit ihr den KAIN und die NORIYIA; die Elohim der Vierheit – erschufen aber den ADAM; und indem der Eine den Adam mit Eva sich vereinigen hieß, entstand ihm der ABEL. Kain war ein Sohn der Elohim des Feuers: halb göttlich; Abel aber war auf Geheiß des Siebten erzeugt, als Sohn von Adam und Eva: ein Erdenmensch – noch immer geistig, aber elementisch nach dem . – Aus der elementischen Trennung wurde der ERSTE FALL.
  7. Aus der Trennung in geistige und elementische Schöpfung entstanden Gegensätzlichkeiten zwischen den Lichtgeschöpfen unter einander, und auch in ihnen selbst. Daraus erwuchs als herrschender Geist der STÖRER – abseits der paradiesischen Harmonie der göttlichen Liebes- Welt, wiewohl noch in ihr lebend. Denn aus der Trennung in Adam und Eva, in Kain und Abel, erfuhr die Welt Neid und Schadenfreude, Zorn und Leid, Gewalt und Tod. Das war die ZWEITE TRENNUNGder ZWEITE FALL. So wurde aus dem ERSTEN PARADIES , der einigen, geistig göttlichen Lichtwelt, ein ätherisch elementisches ZWEITES PARADIES .
  8. Der STÖRERerwachsen aus den negativen Gedanken, Emotionen und Begierden der elementischen Geschöpfe im Paradies – erzeugte nun selber negative Gedanken, Emotionen und Begierden. In ihm selbst entstand die Begierde nach Macht. – Und so entstand das ‹Böse›. Um sein eigenes Reich zu gründen, verführte er dessen Bewohner zu seinem Willen:

    Aus dem trat aus – in einer DRITTEN TRENNUNGdie Stoff-Welt mit ihren so bekannten Eigenschaften. Das war die sogenannte VERTREIBUNG AUS DEM PARADIES – der DRITTE FALL.

    Sowohl die stofflichen Geschöpfe als auch der STÖRER wurden aus dem Paradies ausgestoßen. So erhielt der STÖRER sein eigenes Reich ‹außerhalb› der paradiesischen Gotteswelt: das ZORN-REICH.

  9. Die Bewohner des Zornreiches waren ihrem Beherrscher völlig ausgeliefert und untertan. Sie waren abgetrennt vom Allein-Guten wie Er, in Streit und Zorn wie Er, in Finsternis und Tod wie Er. – In einem Punkt aber unterschieden sie sich von Ihm: Abel-Kinder ebenso wie Kains Kinder behielten in ihrem Innersten – wenn auch noch so schwach – eine verborgene göttliche Kernschwingung aus dem Liebes-Reich des Lichts – jedoch mehr und mehr unbewußt.

    Diese göttliche Kernschwingung hatte der Fürst des Zornreichs nicht, denn er war ja nicht göttlichen Ursprungs, sondern entstanden aus den Folgen der Trennung – aus negativen Gedanken, Emotionen und Handlungen der Geschöpfe sowie seiner selbst.

  10. Jene aber, obschon ganz in Unwissenheit und Finsternis getaucht, wurden von Zeit zu Zeit berührt von den lichtvoll feurigen Liebes-Schwingungen aus der reinen, geistig göttlichen Welt , die das Zornreich jederzeit durchstrahlen. Traf solch ein Strahl einen Erinnerungskern, so flammte dieser auf – für einen kurzen Augenblick oder länger. Dieses Aufflammen der Erinnerung ans ursprüngliche Lichtreich weckte in den Menschen eine unbestimmte SEHNSUCHT, zurückzukehren ins ursprüngliche göttliche Reich.
  11. Diese SEHNSUCHT gebar die REUE über das verlorene Paradies. Das ist der brennende Schmerz über die Unkenntnis bezüglich des ‹Wegs zurück›. – REUE wurde zum Wendepunkt: zum Punkt der Umkehr von der Dynamik des Todes zur Dynamik des Lebens. Wer dieser aus Erfahrung, Sehnsucht und freiem Willen geborenen Dynamik in Treue folgt, kann endlich zurückkehren ins Reich von REINHEIT, WEISHEIT UND LIEBE, als Kind und Bruder Gottes – selbst ein Gott.
  12. So wurde zwar wahr der Fluch, durch JHVH ausgesprochen im Paradies: «Wer von diesem Baum ißt, wird sterben!» – Doch auch die Verheißung der SCHLANGE: «Ihr werdet sein wie Gott!» istdurch die Gnade des VATERS selbst – wahr geworden. Zwar fiel die Schöpfung in den Tod; doch fing sich der STÖRER in seinen eigenen Schlingen. Denn das Licht stieg herab bis in die tiefste Finsternis; und durch Kraft, Weisheit und Liebe von oben – und durch Schmerz, Sehnsucht und Reue von unten – wurden der Weg frei gelegt und die Tür geöffnet zur Erhebung ins Licht – zur Rückkehr Aller in die leuchtende Einheit mit dem reinen, ganz geistigen Liebesreich des Vaters AUS GNADE, ABER DURCH EIGENES BEMÜHEN – und zu größerer Kraft und Herrlichkeit als je zuvor.

DIE SCHOLIEN

Der Ursprung der Akademien, ihrer ‹Fakultäten› und Sitten dürfte an den Höfen der persischen Großkönige, der indischen Großmoguln, der chinesischen Kaiser und tibetischen Dalai Lamas mit ihren am Hof lebenden Weisen, Gelehrten und Würdenträgern zu finden sein: Dort tagte zu bestimmten Anlässen der sogenannte DARBAN oder DURBAN. Hier traten die Stammesfürsten oder Ältesten zusammen, um dem Herrscher zu antworten, bzw. komplexe Staatsgeschäfte zu verhandeln. – Auf diese Einrichtung und Gepflogenheit mag auch der berühmte alchemistische Traktat unter dem Titel Turba Phiolosophorum zurückgehen (diverse Ausgaben: Theatrum Chemicum, Deutsches Theatrum Chemicum, Mangeti Bibliotheca Alchemiæ, Tanckii Promptuarium Alchemiæ etc., alle Ende 16. – Anfang 18. Jh.; eine sogar dem Roger Bacon zugeschrieben), worin die berühmtesten Philosophen und Adepten Fragen zu Gott, zum Weltenplan und zum Großen Werk diskutieren.

Dreier Dinge Bewahrung ist die Schuldigkeit des Barden: Sprache – Symbolik – Überlieferung

(Aus den druidischen Triaden)

Vorwort zu den Scholien

‹Scholien› – so hießen früher, und vorallem im 16. bis 18. Jh., die Erklärungen, Erläuterungen, Beweisführungen sowie scholastisch dialektische und rhetorische Kommentare zur Befestigung der durch einen Autor aufgestellten Thesen, Antithesen und Synthesen. Das war die typische Methode, wie die alte Akademie ihre Lehrgebäude durch unzählige Dissertationes – philosophische und wissenschaftliche Traktate auf jedem akademischen Gebiet – ausbaute und vorallem auf der Basis platonischer und aristotelischer Axiome und Dogmen ausschmückte. Besonders religiöse Traktate und ‹Briefe› – Epistolæ – wurden durch solche kritisch-didaktische Scholien erläutert und im herrschenden Denk- und Lehr-System verankert, bzw. zu ihm in Beziehung gesetzt.

Auch die Konzilsprotokolle aller Jahrhunderte waren eigentlich so etwas wie die redaktionelle Verankerung kirchenpolitisch fixierter Glaubensgrundsätze – Scholien zu einer Handvoll anfangs hart umstrittener, oft rein willkürlich aufgestellter Thesen, die noch heute für Universitäten wie für Kirchen bestimmend sind. Es gibt Gründe, zu vermuten, daß dieses System der Scholien vorallem durch die Jesuiten des 17. Jahrhunderts – methodisch auf der Basis der platonischen Dialoge – besonders ausgebaut wurde.

In ähnlicher Art wollen die hier folgenden Scholien zur Wassermann-Genesis – zu diesem Compendium Creationis – als Erläuterung und Befestigung dienen für diese Schöpfungsgeschichte, deren äußerliche Form nicht der Mythos ist, sondern die Sprache der modernen Welt. Indes: um das letztlich Unsagbare, ja unfaßbare doch zu erklären, ist zugleich die sog. Sprache der Eingeweihten nötig: Derer, die doch in eigener Schau Einiges erkannten und dafür eine eigene Ausdrucksweise entwickelten: Eine ‹Sprache›, die, bis kurz vor der Zeit der sog. ‹Aufklärung›, außer in allen heiligen Schriften auch in Wissenschaften und Künsten Verwendung fand. Heute nennt man sie mit Recht hermetisch, weil sie Begriffe, mythologische Elemente, heilige Glyphen und uralte Symbole benutzt, die seit der letzten Zeitenwende durch Gnostiker und Hermetiker – durch alle Verfolgungen hindurch – gewissenhaft bewahrt wurden.

Darum scheint es an dieser Stelle ganz besonders angebracht, der antiken Symbolik eine kurze Besprechung zu widmen – also eben jener Universellen Heilige Sprache, welche die hieratische Universelle Lehre seit je vermittelt hat und auch in unserer Zeit weiterträgt. Alle Bauherren Ägyptens samt deren Epigonen im Griechenland und Rom der späten Antike, und auch jene der Renaissance und des Barock haben diese selben Symbole benutzt, teils wissend, teils in Unwissenheit; doch alle meist gemäß den Regeln der klassischen Überlieferung: Freimaurer in ihren Tempel-Werkstätten, Alchemisten in ihren LabOratorien, änigmatischen Schriften und Tafeln, gotische Profanbauten und Kirchen aller Orte3 sowie sämtliche alten und neueren Orden mit esoterischem Hintergrund oder Ziel. – Ja sogar die kirchlichen Lehrgebäude (absichtsvoll auf Symbolen aufgebaute Dogmen) verwenden die ‹geheime Sprache› der alten Symbole. – Jene wiederum lassen sich auf relativ wenige grafische Elemente bzw. Chiffren sowie bildhafte Mythen und Fabeln zurückführen.

Seit Beginn der Zeiten und sicher auch bis zu ihrem Ende wurden und werden die Phänomene, die menschliches Leben umgeben, auf eine Bedeutung hin erforscht, die ihre sinnlich, d.h. physisch erfahrbare Form übersteigt und somit begründet und sozusagen rechtfertigt. Die in diesem wörtlichen Sinne metaphysische und transzendentale Interpretation – zusammen mit der täglichen Erfahrung, die sie bestätigt und dadurch fundiert, wurde ursprünglich (und wird auch heute wieder) zur metaphysischen Kenntnis weniger ‹Wissender›.

Durch Vulgarisierung – d.h. Verbreitung im gewöhnlichen Volk und Herabziehen auf das gewöhnliche Bewußtseins-Niveau – entwickelten sich daraus das kollektive Erfahrungswissen, der Volksglaube, die Bauernregeln – und auf diesem Weg wiederum Schamanismus, Magie, Priesterwissen und ‹moderne Wissenschaften›. Diese Letzteren jedoch sind wiederum nur ein System von Mythen, behütet durch eine geringe Anzahl ‹Eingeweihter› – den Priester-Magiern eines wissenschaftlichen Glaubens. Dessen Gültigkeit beruht auf der Akzeptanz von Axiomen und zweckmäßig eingegrenzten ‹wissenschaftlichen› Lehren, die ihrerseits dem herrschenden System und dem von diesem zugelassenen Bewußtsein angepaßt sind. Deren Hüter genießen denn auch – wie eh und je – die damit verbundenen Privilegien … —

Wie richtig diese Beurteilung ist, zeigt die Tatsache, daß sowohl Naturwissenschaft und Religion als auch die sozialen, politischen, ökonomischen und kulturellen Werte absolut abhängig sind von der Sehweise bestimmter Schulen, Gemeinschaften, Kulturkreise und Zeitläuften, die in der ganzen Welt von Zeit zu Zeit sich von selbst verändern, bzw. per Dekret verändert werden.

Im Rahmen dieser willkürlichen Veränderungen, die nur selten vorteilhaft für den Großteil der Menschen sind, wurden auch das ganz alte Wissen und die sehr alten Symbole beiseite geschoben. So wurden diese uralten Kenntnisse nur noch in kleinen, oft geheimen Kreisen unterschiedlichster Interessenlagen überliefert und gepflegt. Damit wurden die alten Symbole zuerst an den Rand des Wissens gedrängt und endlich als ‹Okkultismus› ganz aus dem Bewußtsein der Meisten ver-drängt. Das führte zur Symbolik der modernen Elektronik, die alle Nuancen auslöscht und nur noch binäre Alternativen übrig läßt: Entweder «Eins» oder «Null» – «Ja» oder «Nein» – «Schwarz» oder «Weiß» – «gut» (z.B. rentabel) oder «böse» (z.B. ‹unangepaßt›).

Die weltweit forcierte Christianisierung mit ihrer ‹Aufklärung› – d.h. Entmythologisierung, Rationalisierung und Dogmatisierung – hat die älteren heiligen Überlieferungen systematisch gefälscht bzw. pervertiert, verboten, zerstört und in einer frühen Form biologischer Kriegsführung sogar aus dem Blut der Völker entfernt: Das im Blut verankerte Wissen wurde durch die Invasoren aller Epochen dadurch vernichtet, daß sie ihre grobsten Söldner dazu ermunterten, sich mit möglichst vielen Frauen der eroberten Länder zu paaren. Sogar der Balkankrieg am Ende des 20. Jh. folgte diesem Muster, dem auch Funktionäre der Weltreligionen mit der größten Konsequenz folgten. Jeder ‹Aberglaube› – d.h. jedes andere oder zweite System, Ursachen und Urgründe jeder Existenz – von Schöpfer, Schöpfung und Geschöpfen – zu erklären, wurde verbannt: mit dem Bann belegt. Das betraf nicht nur explizite alternative Lehren, sondern auch deren Ausdrucksformen in Bildern, Namen und Redewendungen: Die Machthaber in der weltweiten Konkordanz von Wissenschaft, Gesellschaftspolitik, Weltreligionen etc. haben seitdem definiert, was und wer verehrt werden dürfe und in welcher Form: Alles Übrige wurde als Götzendienst, Ketzertum, Teufelswerk u.s.w. verfehmt und als ungesetzlich bzw. ‹widernatürlich› verfolgt und bestraft: Ausgrenzung, Folter und exemplarischer Tod drohten den Rückständigen und den Rückfälligen gleichermaßen.

Neuere Zeiten haben diese Strategie globalen Vorgehens verändert, die Äußerungen davon modernisiert, z.T. technisiert; doch im Wesentlichen geschieht immer noch dasselbe: Freies Denken, Glauben und Verhalten werden unterbunden – nicht im Hinblick auf Frieden, Freude und Wohlstand Aller, sondern zugunsten Einiger Weniger – und bei Weitem nicht der Besten. So verschwanden Offenheit des Herzens und des Geistes, verschwand die Verbundenheit der Menschen mit ihrem Schöpfer und der Schöpfung sowie unter einander – und so verstummten auch die weltweit wortlos verständlichen und gemeinsam benutzten Symbole, die, der ursprünglichen Harmonie Aller entsprungen, dieser zum Ausdruck dienten: Das war die Epoche, die auch das Goldene Zeitalter genannt wird.

Heute aber ist die menschliche Kollektiv-Seele zutiefst verarmt: Statt im Paradies ursprünglichen Reichtums zu wohnen, irrt sie im Slum allgemeiner moderner Verwahrlosung herum.

Nun ist es jedoch den Menschen ebenso unmöglich, ganz ohne Symbole zu leben, wie es menschen-unmöglich ist, an überhaupt nichts zu glauben: In jedem Menschen lebt die Hoffnung auf eine vertrauenswürdige menschliche oder übermenschliche magische Kraft oder Stütze, schlummert eine Urerinnerung an jene frühesten ‹paradiesischen› Seeleninhalte, als welche wir Götter- und Gottesglauben, Naturreligion und magische Symbolik (auf welcher Basis auch immer) betrachten können. Farben, Formen, Töne, Gerüche finden ihre Resonanz in der menschlichen Seele. Diese scheint sich in ihrer tiefsten Tiefe der alten Harmonien noch immer zu erinnern und auf die ursprünglichen harmonischen Schwingungen des Goldenen Zeitalters noch heute ebenso zu reagieren wie eh und je. Menschliche Dramen, die teils in der offiziellen Geschichtsschreibung, teils in alten Mythen und neuen Religionen beschrieben werden, finden sich wieder in Volksmärchen und Sagen, in Fabeln und Gleichnissen, vorallem jedoch in den alten Mundarten des Volks: Vox populi vox Dei – Volkes Mund ist Gottes Mund !

Vieles davon hat sich bis auf den heutigen Tag erhalten. Noch mehr findet sich in alten Orts- und Flurnamen, in Eigennamen der schriftlichen Überlieferung sowie in Zeichen und Figuren, die sich außer in Kindermärchen auch in Kinderspielen erhalten haben, und deren Ursprung und innere Bedeutung dem aufmerksamen und selbständig denkenden Beobachter und Forscher oft unerwartet in den Schoß fallen (vgl. Abb. 37).

Vieles davon stammt aus uralten Zeiten; vieles enthält die ältesten ‹heidnischen› Namen und Ausdrücke – so auch die Volksbräuche aller Länder. Vieles deutet zurück auf die ersten durch heutige Geschichtsschreibung überlieferten Epochen und Kulturen (oder noch weiter zurück), deren differenzierteste für heutige Sicht jene des Alten Ägypten (nach Sumer!) war.

Liegt also der Ursprung dieser in West und Ost auffindbaren Symbolik in Ägypten? – Dies mag wohl der Fall sein für die Kulturen seit ca. 2000 Jahren vor Beginn unserer Zeitrechnung; doch treffen wir gerade in dieser ältesten Zeit nirgends auf Versuche, nirgends auf sozusagen stümperhafte oder rudimentäre Beispiele dieser Symbolik; und es ist für Manche selbstverständlich, daß die Symbolsprache, wie Einige sie noch heute kennen, ihre Wurzeln weit, weit zurück streckt – sogar weit zurück hinter den Beginn der atlantischen Kultur. Auch könnte man vermuten, daß diese Heilige Sprache nicht auf unserer Erde entstand, sondern in unserer Urvergangenheit von intelligenten Wesen aus dem Weltraum («vom Himmel») auf die Erde gebracht worden sei, wie so manches Andere: Pflanzen, Früchte, Tiere, technische und metaphysische Kenntnisse … – Ja, Einige meinen gar, bestimmte Menschenrassen seien aufgrund extraterrestrischer Beeinflussung bzw. Implantation auf der Erde erschienen. –

Sogar die akademische Wissenschaft beugt sich zunehmend der Evidenz, die sie selbst hervorbringt: Archäologische Funde offenbaren technische Kenntnisse in ältesten Zeiten, die uns Heutige weit in den Schatten stellen. Das aktuelle Alter der (gemäß Solon) zwei Sphinxe Ägyptens, deren einer noch bekannt ist, ‹steigt› unter diesem Blick plötzlich von ca. 3500 Jahren auf 15’000 bzw. 35'000 Jahre an – und so fort …

Nun kann man über alle diese Theorien geteilter Meinung sein; und sie werden sich bestimmt noch oft ändern, wie dies für alles menschliche ‹Erkennen› üblich ist. Dennoch liegt für uns Heutige der Ursprung der Symbolik zweifellos in so ferner Vorvergangenheit, daß man sagen kann: Gegenwärtig lebt kein menschlicher Mikrokosmos, der nicht bereits als Wesenheit einer oder mehrerer früherer Existenzen – vielleicht Tausende von Jahren zurück liegend – mit derselben Symbolik bzw. ihrem Ursprung in Berührung gekommen wäre. Es liegt darum auf der Hand, daß grundsätzlich jeder heute lebende Mensch den unermeßlichen Schatz, den die Symbolik der Welt darstellt, in seiner Aura, in seinem Urgedächtnis, man könnte auch sagen: in seinem Bluts-Gedächtnis, mitträgt und – sei es auch unbewußt – an seine Nachkommen weitergibt.

Wie kommt es denn, daß so Wenige sich dieser Symbolik bewußt sind? Wie kommt es, daß sogar Menschen großer geistiger Offenheit, Bildung und Erfahrung mit den meisten Symbolen heute nichts mehr anfangen können – oder sie höchstens insofern akzeptieren und anwenden, als sie mit ihrem täglichen künstlerischen, spirituellen oder materiellen Leben in direktem Zusammenhang stehen? – Wie kommt es, daß selbst die Besten unter diesen die antike Symbolsprache als etwas Veraltetes, nur für alte Denksysteme Gültiges und für uns Heutige nicht mehr Aktuelles betrachten? – Ja, es sind uns aus diesem Kreis Personen bekannt, die sogar stolz darauf sind, daß sie über die Symbolik der nebligen Antike und des blühenden Mittelalters dank moderner spiritueller ‹Evolution› (d.h. wirklich Degeneration) endgültig «hinausgewachsen» und erhaben seien! Das ist nicht nur eine traurige, sondern sogar eine tragische und gefährliche Bilanz, wie man sogleich verstehen wird.3-A

Ob der mythische ‹Turmbau zu Babel› je so stattfand oder anders, bleibe dahingestellt: man darf auch hier mit Fug und Recht geteilter Meinung sein. Daß es aber eine allen Menschen gemeinsame Sprache gab (oder, weil Zeit ja eine Illusion aus der Stoff-Welt ist: gibt), das ist sicher: Geisteswissenschaftlich betrachtet sind alle Menschen Eins. Dieser Einheit muß logischerweise auch eine einheitliche Sprache – die Sprache der Einheit – eigen sein. Das Wort Sprache kommt nun zwar von sprechen, doch ist heute ja stets auch die Rede von Bildsprache, Körpersprache, Zeichensprache : Auch die Symbol-Sprache ist nichts Anderes als ein universales nonverbales Verständigungsmittel. Auch ist sichtbar und somit ‹beweisbar›, daß gerade die Symbolsprache ein alle Kulturen, Idiome und Zeiten überbrückendes Verständigungsmittel ist.4 Daß das bis in unsere moderne, technisierte Epoche hinein nicht nur noch gilt, sondern sogar aktuell ausgebaut wird, mögen drei Beispiele zeigen:

Erstens: Sämtliche okkultistischen Gruppen benutzen die uralten Symbole. Ob sie sich nun in gutem Glauben (‹bona fide›) nach dem ‹Alleinguten› hin orientieren, oder ob sie sich in Unglauben bzw. in finsterer Unwissenheit der schwarzen Magie ergeben – alle bedienen sich ältester Symbole und Riten, wenn auch gelegentlich mit unterschiedlicher Sinngebung: Kirchen benutzen Stern, Kreis, Dreieck und Kreuz sowie uralte Riten wie z.B. ‹Eucharistie› und ‹Taufe›. – Bei schwarz-magischen Organisationen reicht der Symbolismus sogar von pervertiert angewendeten Pentagrammen und Kreuzen bis hin zu Sexual-Riten, Ritualmorden und Kannibalismus. Und das trifft durchaus auch auf aktuelle Organisationen im heutigen ‹zivilisierten› und ‹kultivierten› Westen (Europa, England und USA) zu !

Zweitens: Auf allen Straßen, Bahnhöfen, Flugplätzen etc. bestimmen Symbole das Verhalten jedes vorbeikommenden Menschen in gleicher Weise. Ebenso funktionieren sämtliche Steuerungs-Systeme aufgrund fixer Informations-Einheiten. In allen diesen Fällen handelt es sich um nichts anderes als um Symbolsprachen (Zeichen oder Zahlen), auf die einmal irgendwelche Automaten, einmal irgendwelche Menschen ein- bzw. abgerichtet werden, wobei die uralten Elemente: Kreis, Dreieck, Quadrat und Kreuz besonders im Straßenverkehr als graphische Grundelemente wirken.

Drittens: Im Jahr 1972 starteten die Raumsonden Pioneer 10 und 11. Sie wurden ausgerüstet mit je einer vergoldeten Aluminiumplatte, worauf einige interkosmisch verstehbare Symbole, nämlich Informations-Einheiten aus Mathematik, Physik, Astronomie sowie ein Menschenpaar eingraviert worden waren. Nebenbei bemerkt: Es ist bezeichnend für die Schizophrenie unserer Gegenwart (man könnte es auch Heuchelei nennen), daß gerade in dem Land, wo Sexismus, Pornographie und kommerzielle sexuelle Perversion ihren Ursprung haben – nämlich in den USA – gegen die harmlose, nüchterne Darstellung zweier nackter Menschen auf den erwähnten Plaketten lautstark protestiert wurde. Besonders abwegig muß ein solches Verhalten einem Geisteswissenschafter erscheinen, für den der Mensch auch heute noch – trotz seines degenerierten Zustandes – ein Abbild Gottes ist, und für den sinngemäß ein gewöhnliches Menschen-Paar als Compendium der ‹dialektischen›, d.h. in unzählige Gegensatzpaare gespaltenen universellen Natur gilt, wie sie uns Heutigen (und zweifellos auch anderen intelligenten Lebewesen im Universum) sattsam bekannt ist.

Indes haben die genannten, für die Moderne konzipierten Symbole fast ausschließlich materielle Funktion. Dem gegenüber ist der Inhalt der alten, klassischen Symbole nicht auf materielle Aspekte des täglichen Lebens beschränkt (auf die sie jedoch durchaus anwendbar sind), sondern dehnt sich aus auf sämtliche spirituellen und wissenschaftlichen, physischen und metaphysischen, materiellen und geistigen Aspekte im gesamten Universum: Keine einzige Tatsache gibt es, welche die Gesamtheit dieser uralten Informationseinheiten antiker Symbolik nicht ausdrücken würde. – Umgekehrt gibt es keine einzige moderne Anwendung der alten