Das Buch

Der vierzehnjährige Florian Goldacker baut in Band 2 der Reihe »Florian wird Unternehmer« seinen Einkaufsservice weiter aus und erhöht seine Umsätze. Er scheint bereits auf seinem persönlichen Erfolgsgipfel angekommen, als ihn die Wirklichkeit härter einholt als ihm lieb ist.

Mit der Angst im Nacken, alles zu verlieren, stellt er sich gemeinsam mit seinen Freunden und Helfern den neuen Herausforderungen. Dabei lernt er eine ganze Menge über Steuern und das Geschäftemachen. Mit den richtigen Lehrern an seiner Seite gelingt es ihm, sein Wissen zu erweitern und seine Persönlichkeit zu entwickeln, um Niederlagen wegzustecken und an seinen Erfolg zu glauben.

Stephan Landsiedel möchte mit seiner Geschichte junge Menschen animieren, sich selbständig zu machen und ihr Leben in die eigene Hand zu nehmen. Er zeigt, wie einfach es ist, eine unternehmerische Idee umzusetzen und sich ein eigenes Einkommen zu schaffen.

Der Autor

Stephan Landsiedel wurde 1973 in Frankfurt am Main geboren. Bereits als Jugendlicher verdiente er sich sein erstes Geld und war erfinderisch darin, neue Geldquellen aufzutun. Mit 19 Jahren gründete er sein erstes Unternehmen, dem fünf weitere folgten. Er studierte über zwei Jahrzehnte die Psychologie des Erfolges, hielt mehr als 2.000 Seminartage und veröffentlichte zahlreiche Bücher und Hörbücher. In der von ihm gegründeten Landsiedel Unternehmer-Akademie trainiert er Unternehmer darin, ihr Unternehmen erfolgreich zu führen.

Weitere Informationen befinden sich auf der Webseite zum Buch: www.florian-wird-unternehmer.de.

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1: In der Schule

Es war Mitte September und die Schule hatte nach den langen Sommerferien wieder begonnen. Florian, Nela und ihre Klassenkameraden waren jetzt in der 8. Klasse. Geduldig ließen sie eine Unterrichtsstunde nach der anderen über sich ergehen.

In der letzten Stunde hatten sie Deutsch. Ihre Lehrerin, Frau Berger, gab ihnen als Hausaufgabe mit, einen Aufsatz über ihr interessantestes Ferienerlebnis zu schreiben.

Während Frau Berger den Schülern diese Aufgabe mitteilte, warf Nela ihrem Florian einen vielsagenden Blick zu. Würde er sie in seinem Aufsatz erwähnen? Kaum zu glauben, dass sie sich erst vor wenigen Wochen näher gekommen waren und dann zum ersten Mal geküsst hatten. Immer wieder erinnerte sie sich an jenen denkwürdigen Augenblick bei ihrem Ferien-Trip nach London. Sie war stolz darauf, was sie mit Florian gemeinsam aufgebaut und erlebt hatte.

Am Nachmittag begann Florian seinen Aufsatz. Er beschrieb darin, wie er auf der Suche nach einer Möglichkeit, um Geld für ein Fußballcamp aufzutreiben, das sein großer Durchbruch hätte sein sollen, auf die Idee kam, einen Einkaufsservice zu starten. Aufgrund einer Verletzung konnte er schließlich leider doch nicht am Fußballcamp teilnehmen. Dafür war er jetzt Unternehmer. Das Konzept war sehr einfach. Er kaufte für seine Kunden im Supermarkt mit dem Fahrrad und einem Anhänger ein. Bei Auslieferung der Waren zahlten ihm seine Kunden 10% Provision für seinen Service. Nach und nach hatte er weitere Schüler eingespannt, die für ihn die Kunden bedienten. Dank der Unterstützung seines Mentors Eduardo von Landmann hatte er so über 100 Kunden aufgebaut, die von seinen Helfern beliefert wurden. Zahlreiche Rückschläge hatte er überwinden müssen, aber schließlich hatte er es geschafft. Alle Aufträge wurden inzwischen sogar ohne seine direkte Beteiligung abgewickelt. Woche für Woche verdiente er Geld, ohne dass er dafür persönlich tätig werden musste. Pro Monat kam er auf insgesamt etwa 1.800 Euro. Das war eine unglaublich hohe Summe, die er sich in nur ein paar Wochen aufgebaut hatte. Anfangs hatte er fast jeden Euro in die Firma stecken müssen, ehe er gelernt hatte, wie er es so machen konnte, dass ihm auch etwas übrig blieb.

Florian war sich nicht ganz sicher, ob er seinen Verdienst auch in seinem Aufsatz erwähnen sollte, entschloss sich dann aber, es zu tun. Er war einfach dankbar dafür, wie sich sein Geschäft und seine Persönlichkeit entwickelt hatten. Die zu bewältigenden Herausforderungen hatten aus ihm schon jetzt einen anderen Menschen gemacht, der viel selbstbewusster und positiver in die Welt blickte.

So ganz raushalten konnte er sich natürlich bei seinem Unternehmen nicht. Der Einkaufsservice war sein Baby. Er sprach oft mit den Helfern und vor allem seinem Geschäftsführer Markus, dem er die Aufgaben zu treuen Händen anvertraut hatte. Mindestens einmal pro Woche sprachen sie über die Entwicklung im Unternehmen. Markus war ein sehr guter und gewissenhafter Geschäftsführer, der inzwischen längst die Touren am Samstag alleine betreute und koordinierte.

Nela, das Mädchen mit den roten Zöpfen, den Sommersprossen und den grünen Augen unterstützte Florian, wo immer es ging. Sie wollte einfach nur in seiner Nähe sein. Ihr gegenüber hatte Florian seine Schüchternheit abgelegt. Sie waren kurz vor den großen Sommerferien zusammengekommen und hatten dann in den Ferien jede freie Minute miteinander verbracht. Inzwischen waren sie ein Herz und eine Seele.

Der Kreuzbandriss, den Florian sich beim Fußballspielen zugezogen hatte und der seine Teilnahme am Fußballcamp verhindert hatte, war gut verheilt. Er würde in wenigen Wochen sein Bein wieder voll belasten und auch wieder Sport machen können.

Florian sah in dem Aufsatz eine willkommene Gelegenheit, um noch einmal die Ereignisse der letzten Wochen Revue passieren zu lassen. Nicht ohne ein gewisses Maß an Stolz gab er ihn am nächsten Tag ab.

Drei Tage später hatte ihn Frau Berger gelesen. Als sie die Aufsätze zurückgab, sagte sie »Florian, ich dachte ja erst, du wolltest mich verschaukeln mit deiner Erzählung, aber dann habe ich die Aufsätze von Nela und Markus gelesen. Daraufhin habe ich bei Herrn Polster, dem Geschäftsführer vom Supermarkt angerufen und er hat mir eure Geschichte bestätigt und dich in den höchsten Tönen gelobt. Er sprach davon, dass ich da wohl einen richtigen Jungunternehmer in meiner Klasse hätte. Großartig, was ihr da auf die Beine gestellt habt!«

Florian war noch nie von Frau Berger gelobt worden. Bisher war er in der Schule eher ein unauffälliger Schüler gewesen. Doch das Lob tat ihm gut und er freute sich sehr darüber. Er war hochmotiviert, in Zukunft noch mehr davon zu bekommen.

Kapitel 2: Strategie-Treffen mit Eduardo

Am darauffolgenden Samstag besuchte Florian zusammen mit Nela seinen Mentor Eduardo von Landsmann. Als sie bei der Villa ankamen, war Nela wie schon bei ihrem ersten gemeinsamen Besuch schwer beeindruckt von dem imposanten Gebäude.

Eduardo von Landmann freute sich sehr über seine jungen Besucher und führte sie in den grünen Salon, wo auch schon die vorhergehenden Strategiegespräche zwischen ihm und Florian stattgefunden hatten.

Nach einem kleinen Vorgeplänkel und dem Austausch von Höflichkeiten sprach er Florian direkt an: »Wie möchtest du jetzt als Unternehmer weiter machen? In den letzten Wochen hast du dich ja mehr auf die Ferien konzentriert und dein passives Einkommen genossen.«

Florian war sich gar nicht so sicher, was er machen sollte. Er hatte zwar gelegentlich darüber nachgedacht, aber irgendwie war ihm noch nicht so richtig etwas eingefallen. Darum antwortete er: »Welche Möglichkeiten siehst du denn als erfahrener Unternehmer?«

»Nun, dein aktuelles Unternehmen läuft schon voll auf Autopilot. Markus hat als Geschäftsführer alles gut im Griff und du kannst dich entspannt zurück lehnen. Die erste Frage ist, ob du das Unternehmen noch weiter ausbauen möchtest oder einfach deine freie Zeit genießen willst«, antwortete Eduardo. »Unternehmersein hat ja etwas mit Life-Style zu tun. Manche bevorzugen es, wenig zu arbeiten und das Leben zu genießen. Anderen macht es so viel Spaß, dass sie ihre Unternehmen immer weiter ausbauen oder sogar weitere Unternehmen gründen.«

»Ehrlich gesagt, hätte ich große Lust noch weiter zu machen und noch größer zu werden«, antwortete Florian.

»Sehr gut, dann lass uns doch mal über die weiteren Möglichkeiten sprechen«, sagte Florians Mentor mit dieser ganz besonderen Stimmlage, die Florian schon gut kannte. Jetzt würde Eduardo ihm wieder einen kleinen Teil seines großen Wissens weiter geben und er freute sich darauf, etwas Neues zu erfahren.

Eduardo holte aus einer Schublade ein Blatt Papier. Darauf zeichnete er eine Tabelle:

 

  Bestehende Produkte Neue Produkte
Bestehende Märkte Marktdurchdringung Produktentwicklung
Neue Märkte Marktentwicklung Diversifikation

Dann fuhr er fort: »Das ist die Ansoff-Matrix. Sie wurde von Harry Igor Ansoff entwickelt und zeigt uns auf, in welche Richtungen ein Unternehmen wachsen kann. Die natürlichste Wachstumsrichtung für dein Unternehmen ist die Marktdurchdringung. Das bedeutet, dass du mit deinem bestehenden Angebot einfach wie bisher weiter machst und den gegenwärtigen Markt noch weiter ausschöpfst. Alles bleibt beim Alten – du machst nur mehr davon.«

»Klar, ich gewinne einfach noch mehr Kunden für den Einkaufsservice und hole mir noch mehr Helfer!« stellte Florian fest.

»Genau, du könntest hier vor Ort noch mehr Kunden gewinnen oder sogar dein Konzept noch auf die Nachbarstädte ausdehnen. Das wäre dann schon das Feld Markt-Entwicklung. Du bietest den bestehenden Einkaufsservice einem neuen geographischen Markt an. Auf diese Weise kannst du dein Unternehmen skalieren, d.h. erst duplizieren und dann multiplizieren. Du machst also genau das Gleiche wie jetzt nur einfach in anderen Städten. Das ist die logischste und vielversprechendste Vorgehensweise für deine Situation.«

»Das mache ich auf jeden Fall. Hört sich richtig cool an. Wenn ich zehn Städte aufgebaut habe und wir dort genauso viele Kunden wie hier haben, dann würde sich ja mein Einkommen verzehnfachen. Das wären dann 15.000 Euro pro Monat allein aus dem Einkaufsservice«, rechnete Florian aus.

»Wow!« Nela verschlug es die Sprache. So langsam begann sie wirklich den Unterschied zu verstehen, den es machte, ob man in oder an seinem Unternehmen arbeitete. Florian hatte ein System aufgebaut, das er jederzeit noch vergrößern konnte. Wenn er es geschickt anstellen würde, dann müsste er dafür gar nicht so viel mehr Arbeitszeit einsetzen. Er musste einfach das Konzept an verschiedenen Orten zum Einsatz bringen. In diesem Moment kam ihr wieder das Rockefeller-Zitat in den Sinn, das ihr Florian mal an einem schönen Feriennachmittag gegeben hatte: »Es ist besser eine Stunde über Geld nachzudenken als den ganzen Tag zu arbeiten.«

Eduardo durchbrach ihre Gedanken, indem er sich wieder einschaltete: »Bleiben wir nochmal bei der Marktdurchdringung. Es gibt drei Möglichkeiten, um den Markt weiter auszuschöpfen. Du könntest erstens einige weitere von den Nicht-Kunden zu deinen Kunden machen. Das kann hier vor Ort oder auch in anderen Städten geschehen – dann wäre es bereits das Feld Marktentwicklung. Zweitens könnte ein Unternehmen Kunden der Wettbewerber für sich gewinnen. Das hast Du ja auch schon getan.«

»Stimmt! Ich habe die Kunden von Thomas Ewald bekommen, nachdem dieser so unfair vorgegangen ist. Das war ein großartiger Tag. Wir haben über 30 neue Kunden an diesem einen Tag bekommen. Was ist die dritte Möglichkeit für die Marktdurchdringung aus dem ersten Feld der Ansoff Matrix?« fragte Florian.

»Die dritte Möglichkeit besteht darin, die bestehenden Kunden dazu zu bringen, dass sie deinen Einkaufsservice häufiger in Anspruch nehmen. Das würde beispielsweise bedeuten, dass sie nicht nur einmal pro Woche sondern vielleicht zwei oder dreimal pro Woche von dir einkaufen lassen.«

Florian dachte einen Moment nach: »Das macht für uns nicht so viel Sinn. Die meisten Waren sind durchaus eine Woche haltbar. Alles, was wir dann am Mittwoch einkaufen, müssten wir dann am Samstag nicht einkaufen. Die Menge bleibt im Endeffekt gleich, aber wir müssten die Tour häufiger fahren. Da sehe ich für uns kein Wachstumspotential.«

»Das mag in deinem Fall richtig sein. Bei anderen Unternehmen lässt sich die Verwendungsintensität durchaus steigern. Dann kaufen die Kunden größere Packungen, was dem Unternehmen mehr Umsatz bringt oder sie kaufen es häufiger ein, weil sie es mehrmals täglich statt nur einmal benutzen«, stimmte Eduardo zu.

»Ok, es gibt ja noch zwei weitere Felder in dieser Matrix. Was hat es damit auf sich. Wie könnte ich noch weiter wachsen?« wollte Florian wissen. Er war inzwischen richtig neugierig geworden und verstand, dass ihm dieses Modell den Weg in seine unternehmerische Zukunft wies.

»Im Feld der Produktentwicklung geht es darum, dass du deinen bestehenden Kunden neue Produkte oder Dienstleistungen anbietest«, erklärte Eduardo.

»Wie könnte ich das denn machen?« wollte Florian wissen.

»Nun, das hast du schon getan. Als du deinen Kunden notgedrungen angeboten hast, dass du ihnen auch die Getränke lieferst, hast du dafür gesorgt, dass du ihnen neben den Waren aus dem Supermarkt noch etwas anderes liefern konntest. Das war zwar für dich sehr aufwändig und du konntest es anfangs ja nur mit Hilfe von deinem Opa machen, aber immerhin, deine Kunden haben mehr gekauft als vorher und sie waren zufrieden, weil du diesen Teilbereich auch abgedeckt hast.«

»Ja, das stimmt! Inzwischen habe ich das an den Getränkelieferservice Krämer ausgelagert und bekomme eine Provision von 30 Cent pro verkauften Kasten, was im Monat ein ganz nettes Sümmchen für mich ergibt. Vielleicht sollten wir das noch weiter intensivieren, so dass noch mehr Kunden den Service von Moritz Krämer in Anspruch nehmen«, sinnierte Florian.

Nach einigem Nachdenken fügte er hinzu: »Gibt es noch andere Möglichkeiten außer den Getränken, wie wir unsere Dienstleistung bei den bestehenden Kunden ausdehnen könnten?«

»Du könntest ihnen auch noch Waren von anderen Geschäften mitbringen«, schlug Nela vor.

»Das wird sich sicher nicht rechnen«, meinte Eduardo. »Der Aufwand, um mehrere Geschäfte abzuklappern und dort für geringe Summen einzukaufen, ist einfach zu groß, wenn Florian bei seinem Preismodell mit den 10% der eingekauften Ware bleibt. Es wäre ein schöner Service für die Kunden, aber auch sehr aufwändig.«

»Was könnten wir unseren bestehenden Kunden noch anbieten?« fragte Florian in die Runde. Er wollte am liebsten in jedem Feld dieser Matrix neue Wachstumsmöglichkeiten für sein Unternehmen entdecken.

»Es muss ja nicht unbedingt ein Lieferservice sein«, ergänzte Nela. »Vielleicht kann es auch was ganz anderes sein, dass ein Teil deiner Kunden gebrauchen kann.«

»Vielleicht fragen wir einfach mal unsere Kunden, was wir noch für sie tun könnten«, dachte Florian laut.

Nach einem Moment der Stille fügte er hinzu: »Ok, wir werden das im Auge behalten. Was ist mit dem letzten Feld in der Matrix, dem Feld der Diversifikation?«

»Die Diversifikation ist die mit Abstand risikoreichste der bisher betrachteten Wachstumsstrategien. Hier geht es nicht nur darum, ein neues Produkt zu entwickeln sondern gleichzeitig auch einen neuen Markt zu erschließen. Unternehmen wählen diese Art des Wachstums meistens erst, wenn alle anderen genannten Möglichkeiten schon ausgeschlossen sind. Ich denke, wir schauen uns dieses Thema zu einem späteren Zeitpunkt etwas ausführlicher an. Vielleicht bietet sich dann ein konkreter Ansatz zur Diversifikation«, erklärte Eduardo.

Florian war damit einverstanden, da ihm schon etwas der Kopf brummte. Gleichzeitig war er hellwach und durchdachte die verschiedenen Strategien. Einerseits reizte es ihn, etwas Neues aufzubauen. Andererseits konnte er sich leicht vorstellen, sein Konzept auch auf andere Städte zu übertragen. Das war offenbar das einfachste. Er hatte ja schon ein Handbuch und er wusste, wo die Gefahren und Risiken beim Einkaufsservice lagen.

Kapitel 3: Pizza und Fußball

Nach ihrem Gespräch mit Eduardo von Landmann gingen Florian und Nela noch eine Pizza essen.

»15.000 Euro pro Monat, wenn wir das gleiche Modell wie hier in zehn Städten aufbauen. Mann, ist das krass!« platzte es aus Florian heraus, nachdem sie Platz genommen hatten.

»Das ist wirklich eine ganze Menge Geld. Ich kenne keinen einzigen Erwachsenen, der so viel Geld verdient«, antwortete Nela.

»Bis dahin ist es aber noch ein ganzes Stück Arbeit. Überleg mal, wie viele Menschen uns bis hierher geholfen haben? Da ist Herr Polster, der Leiter der Supermarktfiliale, der uns mit seinen Aushängen sehr geholfen hat, überhaupt Kunden zu finden. Auf Eduardo können wir sicher wieder zählen. Peter hat damals auch einige Kunden geworben. Stell dir mal vor, wir würden das nicht nur in zehn sondern in fünfzig Städten machen«, fing Florian zu träumen an.

»Da habe ich mir wohl den zukünftigen GroßUnternehmer geangelt«, unterbrach Nela Florians Gedankengang. Dann schaute sie ihm tief in die Augen und legte keck und provozierend den Kopf zur Seite, während sie Florian sanft anlächelte.

Florian erwiderte ihren Blick, wurde aber gleichzeitig innerlich ganz unsicher. Nela übte immer noch diesen besonderen Zauber auf ihn aus. Sie war so selbstsicher und sie wusste immer genau, was sie wollte. Das faszinierte ihn. Lange schauten sie sich tief in die Augen. Dann kamen ihre Pizzas.

»Lass es dir schmecken, mein Held«, sagte Nela und biss in ihr Pizzastück.

»Du auch, meine Schönheit«, antwortete Florian.

Nach dem Essen machten sie sich auf zum Fußballplatz, denn an diesem Samstagnachmittag fand das erste Spiel der neuen Saison von Florians Mannschaft statt.

Anfangs hatte der Gedanke an Fußball große Enttäuschung in ihm hervorgerufen und er musste immer wieder an dieses üble Foul denken, dass ihm das Talente-Trainingslager und damit vorerst seinen Traum einer Fußballer-Karriere zerstört hatte. Andererseits, so sagte er sich, hätte er sonst vielleicht Nela niemals kennen gelernt.

Bei diesem Gedanken ergriff er ihre Hand. Das Mädchen mit den Sommersprossen reagierte sofort, indem sie ihn anblickte und lächelte. Florian wusste, dass sie sich nichts aus Fußball machte und nur ihm zuliebe mitgekommen war. Er empfand es als Geschenk, Zeit mit ihr verbringen zu dürfen.

Das Spiel begann und Florians Mannschaft ließ sich sehr in die eigene Hälfte zurückdrängen.

»Du fehlst der Mannschaft einfach«, sagte einer der Co-Trainer in der Halbzeitpause, nachdem er Florian und Nela am Spielfeldrand hatte stehen sehen. »Wann kannst du denn wieder spielen?«

»Doc Andreas Martin meint, ich solle nicht zu früh wieder einsteigen. Es wird wohl noch ein paar Monate dauern. Ich kann das Knie gerade erst wieder so richtig belasten«, antwortete Florian.

»Schade, dass du nicht beim Talente-Camp dabei sein konntest. Übrigens, der Junge, der dich gefoult hat, ist jetzt in die Jugendmannschaft von einem Profiverein aufgenommen worden«, informierte ihn der Co-Trainer.

Bei diesen Worten durchzuckte es Florian. Er merkte, wie Wut in ihm aufstieg und er dachte: »Das ist so ungerecht. Ich habe jahrelang trainiert und auf eine solche Gelegenheit gewartet. Ich habe stets fair gespielt und dieser fiese Kerl foult mich einfach und bekommt meinen Platz.«

Nela an seiner Seite fühlte sofort, was in Florian vorging. Zärtlich schmiegte sie sich an ihn. Innerhalb weniger Sekunden beruhigte sich dieser und fand seine Beherrschung wieder. Er hatte jetzt ein Unternehmen und er hatte Nela. Beides zusammen war mehr wert als die Möglichkeit ein Fußballstar zu werden.

Die zweite Halbzeit verlief recht unspektakulär und am Ende stand es immer noch 0:0. Florian und Nela verließen den Platz und machten sich auf den Weg zu Markus, ihrem Klassenkameraden und Geschäftsführer von Florians Einkaufsservice. Florian war sich nicht mehr so sicher, ob er überhaupt in Zukunft wieder in einer Fußballmannschaft spielen wollte.

Kapitel 4: Gespräch mit dem Geschäftsführer

Es war inzwischen später Samstagnachmittag als Nela und Florian bei Markus aufschlugen. Florian war mindestens einmal pro Woche hier, um mit Markus über den Geschäftsverlauf zu sprechen. Nela war bisher selten bei diesen Gesprächen dabei gewesen.

Markus Eltern begrüßten Florian sehr freundlich und respektvoll. Ihre Eltern waren 1968 als Gastarbeiter aus dem ehemaligen Jugoslawien in der Hoffnung auf ein besseres Leben nach Deutschland gekommen. Der Opa von Markus war Handwerker gewesen und hatte ein Abkommen genutzt, um hier Arbeit zu finden. Von Anfang an hatten sie fleißig gearbeitet und alles getan, um sich ein behagliches Leben aufzubauen. Zunächst hatten sie Schwierigkeiten mit der Sprache gehabt, doch mit Fleiß und Anpassungsbereitschaft hatten sie dafür gesorgt, dass ihre Kinder, Markus Eltern, in die deutsche Kultur hineinwuchsen. Jetzt in zweiter Generation in Deutschland aufgewachsen, konnte man Markus und seine jüngere Schwester Dana für deutsche Kinder halten, wenngleich man ihnen äußerlich ansah, dass sie nicht gerade typisch deutsch aussahen.

Immer wenn Florian zu Besuch kam, gaben sich die Eltern von Markus die allergrößte Mühe, um ihn zu bewirten. Einiges hatte sich in den letzten Wochen für diese Familie verändert, seit Markus von Florian die Möglichkeit bekommen hatte, Geschäftsführer zu sein und damit etwas Geld zum Unterhalt beizutragen. Geschickt hatte es Markus verstanden, die Umsätze und Gewinne des kleinen Unternehmens zu steigern und damit auch sein eigenes Einkommen für sich und seine Familie zu erhöhen. Markus war neben seinem Stundensatz mit 20% am Gewinn beteiligt. Das hatte sich in dieser Konstellation vielfach ausgezahlt, denn er hängte sich richtig rein.

Als Florian und Nela das kleine spärliche Zimmer von Markus betraten, war dieser gerade am Telefonieren. Offenbar hatte einer der Schüler, die für die Kunden die Einkäufe erledigten, ein Problem. Markus besprach mit ihm die Lage. Dann legte er auf und begrüßte Nela und Florian.

»Na, wie läuft es?« wollte Florian wissen.