Zukunft braucht Herkunft - richtige Dinge richtig tun

Der Versuch, fehlendes Wissen, durch Berücksichtigung von immer mehr Informationen zu kompensieren, führt in eine Endlosschleife. Was nötig ist, sich Grenzen des Wissens einzugestehen und sich nicht mit immer mehr Informationen über dessen Fehlen hinwegzutäuschen. Es braucht Personen, die den Mut haben, ohne Rechthaberei zu ihrem fragilen Wissen zu stehen. Der Faktor “Information” als eine Holschuld: die Begründung, dass manche Standortakteure den Faktor „Information“ nach wie vor als Bring- und nicht als Holschuld einschätzen oder aber ihre Entscheidungskriterien und damit ihre Informationsbedürfnisse nicht offenlegen wollten, ist kaum zutreffend. Mögliche Erklärung sind u.U. konzeptionelle Defizite, beispielsweise dass die Potentiale, die Informationsbedürfnisse umfassend und flexibel abzudecken, viel zu hoch angesetzt werden. Dass die Potentiale, die Standortentscheider wirkungsvoll zu unterstützen, bessere Entscheidungen schneller zu treffen, viel zu hoch angesetzt werden. Dass die Vorstellung vom „vernetzten Entscheider“ oder „gläsernen Standort“ in der Realität als überzogen erscheint. Dass in rein technikorientierten Ansätzen zu wenig berücksichtigt wird, dass sich die Informationsbedürfnisse verschiedener Standortakteure in wesentlichen Punkten unterscheiden und teilweise sogar widersprechen. Dass die Einbindung externer -teilweise „weicher“- Umfelddaten zu wenig herausgestellt und auch betriebswirtschaftlich unterstützt wird. Nicht wenige fühlen, das alles, was in zahllosen Rechnern an Daten wahrgenommen und verarbeitet wird, nicht ausreichen wird, um für die Welt, in der wir uns bewegen, benötigtes Entscheidungswissen zu erzeugen.

 

Zu treffende Entscheidungen liegen oft so im Spannungsfeld von kühlem Kopf und Bauchgefühl: der kühle Kopf steht für rational, das Bauchgefühl verbindet man mehr mit Intuition und Eingebung. Angesichts einer manchmal nicht beherrschbar erscheinenden Informationsflut einerseits oder unzureichenden Daten andererseits genügt es dann nicht, für die Entscheidungsfindung rein analytisch oder streng logisch vorzugehen: verstandesmäßige müssen dann durch intuitive Entscheidungselemente ergänzt werden. Das Intuitive ist dabei nicht nur ein Anhängsel des Rationalen. Beide Komponenten sollten im Entscheidungsprozess sinnvoll zusammenwirken und sich gegenseitig befruchten. Denn Intuition ist ebenso ein Ausdruck von Intelligenz wie es die verstandesbezogene Logik ist. Intellektuelle Fähigkeiten werden u.a. dadurch deutlich, mit welcher Geschwindigkeit intuitive Impulse ablaufen. Eine große Rolle hierbei spielen auch Erfahrungen des Entscheidungsträgers.

 

In schwierigen Entscheidungssituationen ist schlüssiges, folgerichtiges und meist ganzheitliches Denken gefragt. Intuition kann dabei ihre Stärke auf Basis von (unbewusster) Mustererkennung ausspielen. Gespeicherte Erfahrungen wirken wie ein ausgefeiltes Indexsystem mit vielen (intelligenten) Querverweisen. Hieraus abgeleitete Entscheidungen haben wenig gemein mit Irrationalem. Im Wechselspiel zwischen analytischem Verstand und gefühlsmäßiger Intuition kommt die Zeit als weiterer Einflussfaktor hinzu. Je geringer in komplexen Entscheidungssituationen die verfügbare Zeit desto größer wird die Bedeutung von Intuition. Das Zusammenwirken zwischen Verstandeslenkung und ahnender Eingebung kann äußerst produktiv sein.

 

Das Befassen mit der Geschichte des Standortes bietet zwar keine Patentrezepte für schnelle Problemlösungen, kann im Sinne einer generationsübergreifenden Ausrichtung aber durchaus Anhaltspunkte für künftige Weichenstellungen liefern. Die Geschichte des Standortes lenkt die Aufmerksamkeit auf das, was bleiben kann (muss), und schärft den Blick auf Optionen, das Spannungsfeld zwischen Wandel und Kontinuität zielführend zu gestalten. Es kommt vor, dass Standorte es versäumt haben, aus den Fehlern der Vergangenheit zu lernen bzw. die Erfolge der Vergangenheit als Ausgangspunkt für eine neue Erfolgsgeschichte zu nutzen (wo liegen die großen Brüche und Umbrüche des Standortes, wo hat sich Kontinuität bewährt ?). „Zukunft braucht Herkunft“: die Geschichte des Standortes zeigt beispielsweise auf, welche Verhaltensweisen sich in welchen Situationen nicht bewährt haben (bei schwierigen Problemen können sich daraus Orientierungshilfen anbieten).

 

Die Entwicklungslogik eines Standortes wird besonders anhand seiner Geschichte sichtbar. In ihr lassen sich Entscheidungen erkennen, welche die Entwicklung beeinflusst (bestimmt) haben. In der Geschichte ist ein großes Erfahrungswissen gebündelt, eine Ressource, die man getrost nutzen sollte. Nicht selten gibt es Situationen, in denen wissenschaftliche Expertise nur bedingt weiterhilft, jedoch Erfahrungswissen strategische Weichenstellungen unterstützen kann. Es gilt, gesammelte Erfahrungsschätze einer produktiven Verwendung  zuzuführen, d.h. die Welt der Zahlen mit Erfahrungen zu verknüpfen (im Zeitvergleich beginnen Zahlen zu sprechen, werden die Erfolge und Misserfolge des Standortes deutlicher).

 

Das Image eines Standortes speist sich nicht zuletzt aus seiner Fähigkeit, Erwartungen in der Vergangenheit erfüllt zu haben. Manchmal offenbart sich das komplexe Zusammenspiel verschiedener Erfolgsfaktoren erst rückblickend. Die Geschichte des Standortes kann Aufschluss darüber geben, welche Faktoren in der Vergangenheit bestimmten Standortfaktoren zum Durchbruch verholfen haben und somit als Ideenlieferant die Strategie der Zukunft befruchten. Schönfärberei, Verschleierungsmanöver und persönliche Selbstinszenierungen sind im Hinblick  auf die Geschichte des Standortes eher ungeeignet: es geht um kritische Selbstreflexion und Eigenbildanalyse. Umfangreiches Erfahrungswissen ist ein Fundus für zukunftgerichtetes Orientierungswissen. Man braucht solide Nähte, die auch Gegenwart und Zukunft zusammenhalten und dadurch Identität schaffen. Die Geschichte des Standortes ist quasi der Plausibilitätstest, ob die Erfahrungen der Vergangenheit mit den Entscheidungen der Gegenwart und den zukünftigen Erwartungen im Einklang stehen. Insgesamt betrachtet ist die Geschichte des Standortes eine kreative Kombination unterschiedlicher Wissensressourcen (eine Quelle, auf die man nicht verzichten sollte).

Qualitäten einer unabhängigen Standortbeobachtung

Ein Beobachterstatus setzt voraus, dass man sich regelmäßig direkt vor Ort aufhält und somit in der Lage ist, sich mittels eigener Beobachtungen direkt ein Bild vom Geschehen zu machen. Daraus ergibt sich zwangsläufig, dass Standortbeobachtung im hier verstandenen Sinn sich nicht auf eine stichtagsbezogene Sichtweise beschränkt, d.h. immer mehr als nur Moment- oder Status-Aufnahme sein möchte. Vielmehr geht es um eine zeitraumbezogene Betrachtung. Da Standorte einem ständigen und immer dynamischer ablaufenden Wandlungsprozess folgen, begleitet der Standortbeobachter diesen auf einer bestimmten Strecke des hierbei zurückgelegten Weges. Ohne genau fixierten Startpunkt im Sinne einer auf den Stichtag bezogenen Eröffnungsbilanz. Und mit offenem Ausgang. Begebenheiten, die heute noch unverrückbar scheinen mögen, könnten bereits schon morgen in einem völlig anderen Licht erscheinen. Insofern ist jede Standortbeobachtung immer auch eine Fortsetzungsgeschichte mit offenem Ausgang. Wichtige Informationen und Erkenntnisse können nicht zuletzt dadurch gewonnen werden, dass man nicht nur einfach Beobachtung an Beobachtung zusammenhanglos aneinanderreiht, sondern auf der Zeitachse vor allem relevante Änderungen hinsichtlich ihrer Stärke und Ursache in Augenschein nimmt. Relationen zwischen einzelnen Standortfaktoren können oft mehr aussagen als ihre absoluten Werte.

 

Für einen Standortbeobachter sollte seine Unabhängigkeit oberstes Gebot sein. Einbindung eigener Erfahrungen und Kompetenzen – Blickwinkel und Zielsetzung sind entscheidend: Beobachtung heißt hinschauen, Informationen sammeln und aufschreiben; heißt dagegen nicht urteilen, empfehlen oder beraten. Das wichtigste Kapital, das ein Standortbeobachter hierbei einbringen kann, ist seine absolute Unabhängigkeit. Er vertritt von niemand Interessen, gleich welcher Art. Er führt, in welchem Auftrag auch immer, keine eigenen Standortanalysen durch. Er vergleicht auch keine Standorte und erstellt keine Rankings. Er gibt keine Bewertungen oder Handlungsempfehlungen ab. Interessenunabhängig heißt deswegen aber nicht meinungslos. Dies wäre schon deshalb nicht möglich, weil ihn zahlreiche Eigenerlebnisse und -erfahrungen mit den für eine Beobachtung ausgewählten Standorten verbinden. Es kommt darauf an, die eigene Erfahrungen und Qualifikationen zu nutzen, um Standortbegebenheiten in eine Relation zueinander einzuordnen und für sie eine nachvollziehbare Position im Gesamtzusammenhang zu finden. Eine Standortbeobachtung durch Einzelpersonen bleibt somit zwar unabhängig, ist aber aufgrund ihrer individuellen Informationssammlung subjektiv.

 

Wer sich also anhand der von einem Standortbeobachter gesammelten Materialien informieren möchte, ist damit nicht gleichzeitig davon enthoben, sich selbst ein eigenes Urteil zu bilden und sich hierfür auch zusätzliche Analysen und Meinungen einzuholen. Denn es gibt keine guten oder schlechten Standorte, sondern immer nur geeignete oder ungeeignete Standorte. Gleiche Standortbeobachtungen können somit zu ganz unterschiedlichen Ergebnissen und Schlüssen führen. Ein wichtiger Faktor hierbei bleibt immer auch, aus welchem Blickwinkel und mit welcher Zielsetzung man auf den jeweiligen Standort schauen will. Zahlen ja, vor allem aber „weiche“ Faktoren – Wirkungsbeziehungen mit Rückkoppelung – Relationen im Blickfeld. Die Beobachtung von Standorten wird nicht ohne Zahlen auskommen. Also ohne alles das, was man messen und quantifizieren kann. Umso mehr man sich auf die Stufe der Standortanalyse und des Standortvergleichs hin bewegt, desto mehr sollten auch nachvollziehbare Fakten, d.h. transparent und aktuell aufbereitetes Zahlenmaterial darin einfließen. Der reine Beobachterstatus ist jedoch ein anderer. Hier werden qualitative Aspekte eines Standortes zunächst einmal nur geordnet. Es wird versucht, Standortfaktoren nicht nur als absolute Zahlengrößen, sondern vor allem in ihren Wertigkeiten und Beurteilungen zueinander und somit in ihren dynamischen Wirkungs- und Wechselbeziehungen zu sehen. Auch scheinbar Nebensächliches wird aufmerksam beobachtet. Damit vor allem auch Rückkoppelungseffekte nicht unentdeckt bleiben oder übersehen werden.

 

Daten-, Informations- und Wissenspool entwickeln – Standortbeobachter als Generalist mit ganzheitlichem Denken – SWOT- und GAP-Analyse: Der vom Standortbeobachter möglicherweise abgedeckte Bilanzierungsbereich und somit die Vollständigkeit des erstellten Standortbildes hängen von der Lage seines Beobachtungspunktes ab: an diesem ziehen von den Gegebenheiten des Sachverhaltes abhängig Ereignisse der zur Beobachtung ausgewählten Standorte vorbei. Da gesammelte Beobachtungen somit immer nur punktuell und nicht flächendeckend erfolgen, können sie immer nur Einzelausschnitte aus einem größeren Gesamtbild spiegeln. Zunächst werden die zu einem Standort gemachten Beobachtungen in einem Informations- und Daten-Pool gesammelt. Ist hierbei eine bestimmte Grundmenge erreicht, sollte das Ganze mit einer durchgängig bruchfreien Systematik unterfüttert und geordnet werden.

 

Was ein Standortbeobachter jetzt zusätzlich einbringen kann, sind eigene Qualifikationen und Berufserfahrungen. Beispielsweise indem das notwendige Denken in Szenarien durch entsprechende Instrumente unterstützt werden kann. Wie Benchmarking, SWOT-Analyse, Risiko- und Wahrscheinlichkeitsrechnung, Szenario- und GAP-Analyse oder ähnliches. Also quasi ein Risikomanagement ohne Tabellen und Erhebungen. Denn ein Standort scheitert meist nicht an Dingen, die als gefährlich erkannt und bereits mit aller Akribie erhoben und gemessen wurden, sondern eher an denjenigen, die bisher immer als für sicher gehalten wurden. Wichtig für einen guten Standortbeobachter ist deshalb ein breites Erfahrungswissen aus unterschiedlichsten Situationen des Wirtschaftslebens. Letztlich sollte in Standortbeobachtungen also ein Generalist einbezogen sein, der vor allem das Denken in Zusammenhängen gewohnt ist.

 

Beobachtungsfelder – Sachgebiete – Themenbereiche ­– Abbild des Standortes: da ein Standortbeobachter, so er denn unabhängig ist, keine Interessen, von wem auch immer, verfolgt, gibt es auch keine Beschränkung der von ihm beobachteten Themen. Das Feld ist sehr breit gestreut, das jeweilige Einzelthema hängt weitgehend davon ab, was darüber in der Öffentlichkeit berichtet wird und somit frei zugänglich ist. Sogenanntes Insider-Wissen und vertrauliche Informationen tauchen in dem Beobachtungsfeld daher eher selten auf. Um nicht von Zufälligkeiten abhängig zu sein, sollte daher für bestimmte, ausgesuchte Standorte der Beobachtungsstatus über einen Zeitraum von mehreren Jahren hinweg ausgedehnt werden. Damit kristallisieren sich mit der Zeit gewisse Beobachtungsschwerpunkte und -themen heraus, wie beispielsweise Wohnungssituation (Bestand, Bedarf), Vereinbarkeit Wohn- und Gewerbegebiete, Standortentwicklung, Anpassungsfähigkeit der Siedlungsentwicklung, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Gesundheitsinfrastruktur, Immobilienwirtschaft, Pflegeinfrastruktur, Betreuungseinrichtungen, Bildungslandschaft (Schule, Aus-, Weiterbildung), Wirtschaftsförderung, Existenzgründungen, Informationsnetze für die Wirtschaft, Vereinbarkeit von Beruf und Familie, Clustermanagement, Integration von Personen mit Migrationshintergrund, demographische Risiken, Entwicklungen, Kommunalverwaltung (Entbürokratisierung, Genehmigungsverfahren), Standortmarketing, Umwelt, Lebensqualität, Sicherheit, wohnortnahe Versorgungsmöglichkeiten, Anbindung zu Verkehrsmöglichkeiten (ÖPVN, Autobahn, Bahn, Flughafen), Kreativwirtschaft.


Nicht Quantität alleine ist entscheidend

Standortanalyse mit mehreren Facetten –Einflussfaktoren eines Standortes auch nach ihrer Qualität und Systematik bewerten. Beurteilungen von Standortfaktoren sind meist eindimensional ausgerichtet. Oft lassen sich zusätzliche Erkenntnisse damit gewinnen, dass ein bestimmter Einflussfaktor nicht immer nur mit einer Blickrichtung und unter einem einzigen Aspekt beurteilt wird. Mit einem Prinzip der 3-fach-Bewertung können sich neben beispielsweise der bloßen Quantitätsbetrachtung weitere Facetten, nämlich die der Qualität und Systematik, erschließen. Jeder der Standortfaktoren sollte für sich einzeln beurteilt werden. Jeder einzelnen Beurteilung sollte ein möglichst ausführlicher Fragenkatalog vorangestellt werden, mit dem für jeden der Faktoren quasi eine Bewertungs-Checkliste erstellt wird. Wenn also in diesem System eine solche Stufe der an jeden einzelnen Faktor zu formulierenden Fragen eingebaut wird, wird damit auch eine zwangsläufige Auseinandersetzung mit wichtigen Sachverhalten in Gang gesetzt.

 

Beobachtung der Einflussfaktoren nach Quantität, Qualität und Systematik. Danach werden für jeden einzelnen Standortfaktor drei Bewertungen durchgeführt: a)  nach seiner Quantität, b) nach seiner Qualität und c) nach seiner Systematik. Jede dieser drei Bewertungen wird ihrerseits wiederum ausführlich begründet. Wenn jeder dieser ausgewählten Faktoren einem mehrstufigen, zusätzlich in Form von Profilen, Portfolios und Wirkungsnetzen graphisch darstellbaren Bewertungsprozess unterzogen wird, entsteht hieraus ein durchdachtes und anhand konkreter Bewertungsziffern  nachvollziehbares Bild des jeweiligen Standortaspektes. Aus diesen zahlreichen Einzelbildern lässt sich ein ebenso konturscharfes wie auch genaues Gesamtbild  herstellen. Ein unabhängiger Standortbeobachter kann dazu beitragen, eine solche Tool-Box zu erstellen. Die Bewertungen auffüllen müssen allerdings die verantwortlichen Standortakteure und Entscheidungsträger selbst.

 

Potentialorientierte Chancenauswertung – Kommunikationsbasis der Strategieplanung - Optimierung Ressourcenumleitung. Prinzip Ampelbeobachtung: eine Standortbilanz liefert die hierfür notwendigen Instrumente. Um dem Ganzen ein Rahmengerüst zu geben, könnten für zuvor identifizierte Standortfaktoren zunächst folgende vier Bewertungszonen unterteilt werden: a) Bewertungszone rot  0 % - 30 % = schlecht, b) Bewertungszone gelb  > 30 % - 60 %  = teils-teils, c) Bewertungszone grün  > 60 % - 100 % = gut, d) Bewertungszone rot  > 100 % = Übererfüllung. Je nachdem, ob ein Faktor hinsichtlich seiner Quantität, Qualität oder Systematik beurteilt und bewertet wird, ermöglicht dies einen schnellen „Ampel“-Eindruck. Die Bewertungszone von > 100 % - 120% würde deshalb vorgesehen, um für einen bestimmten  Einflussfaktor gegebenenfalls auch eine „Übererfüllung“ anzeigen zu können. Beispielsweise um darauf hinzuweisen, dass mit über das Optimum hinausreichenden Ressourcen über eine Umleitung zu anderen Faktoren ein vielleicht größerer Vorteil für den Standort als Ganzes zu erreichen wäre.

 

Prinzip Potentialbeobachtung: eine Standortbilanz liefert die hierfür notwendigen Instrumente. Die Potentialorientierung führt hin zu einer zukunftsbezogenen Chancenorientierung. Denn ihrem eigentlichen Kern nach sind Potentiale nichts anderes als Chancen für die Zukunft. Wer könnte ein größeres Interesse an der Wahrnehmung dieser Chancen haben als Unternehmen sowie der Standort selbst? Je systematischer und transparenter nachvollziehbar solche Chancen identifiziert werden können, desto größer sind die Glaubwürdigkeit und Akzeptanz des gewählten Verfahrens. Statt sonst oft verklausulierter Formulierungen können völlig unvoreingenommen allseits gängige Analyseinstrumente angewendet werden. Wenn über eine eigens hierfür zu entwickelnde Standortbilanz der Weg zu den Potentialen eines Standortes als richtig erkannt wird, wird ein hierauf aufgebautes Leitbild gleichzeitig zu einem Strategie- wie auch Kommunikationsinstrument.

 

Portfolio-Aufteilung der Standortfaktoren nach Handlungsempfehlungen: dabei würde auf der horizontalen Achse eines 4-Feld-Portfolios die Bewertung des jeweiligen Standortfaktors angezeigt. Dieser Wert wird als Durchschnitt aus den drei Dimensionen „Quantität“, „Qualität“ und „Systematik“ ermittelt. Auf der zweiten vertikalen Achse des Tableaus würde das Einflussgewicht des Faktors aufgetragen. Dies könnte  eine Zuordnung und Abgrenzung der Standortfaktoren nach unterschiedlichen Handlungsfeldern ermöglichen: a) Oben rechts 1. Quadrant = Stabilisieren (der Faktor hat ein relativ hohes Einflussgewicht und wurde relativ hoch bewertet), b) Oben links 2. Quadrant = Entwickeln (der Faktor hat ein relativ hohes Einflussgewicht, wurde aber relativ gering bewertet), c) Unten links 3. Quadrant = Analysieren (der Faktor hat ein relativ niedriges Einflussgewicht und wurde auch nur relativ gering bewertet), d) Unten rechts 4. Quadrant = Kein Handlungsbedarf (der Faktor hat ein relativ niedriges Einflussgewicht, wurde aber relativ hoch bewertet).


Wirkungsstärke und Wirkungsdauer von Einflussfaktoren des Standortes – Analyse dynamischer Wirkungsnetze – Hebelwirkungen und Rückkoppelungseffekte. Mit Hilfe von graphischen Wirkungsnetzen kann ein unabhängiger Standortbeobachter versuchen, mehr Klarheit  in das zeitweise nebulöse „Irgendwie“ der gegenseitigen Abhängigkeiten und Korrelationen von genauer zu analysierenden Standortfaktoren zu bringen. Neben aktiver und passiver Stärke der gegenseitigen Wirkungseinflüsse sollte in Form der Wirkungsdauer-Analyse als zusätzliche Komponente der Faktor Zeit einbezogen werden. Im Rahmen einer Standortbilanz-Toolbox sind hierfür aufeinander abgestimmte Instrumente verfügbar. Die jeweils in ihren gegenseitigen Wechselbeziehungen interessierenden Standortfaktoren sollten flexibel auswählbar sein. Die Ergebnisse der untersuchten Wirkungseinflüsse sollten mit anderen Instrumenten einer Standortbilanz wie beispielsweise Ampel-Diagrammen oder Potential-Portfolios exakt abgestimmt werden können.

 

Prinzip Verknüpfungsbeobachtung: Grundlage für die Ableitung und Darstellung der Wirkungsnetze sind Verknüpfungstabellen in denen systematisch die Stärke der jeweiligen Wirkungsbeziehung eingeschätzt und aufgetragen werden kann. Zwischen Standortfaktoren wirken zahlreiche Austauschbeziehungen mit mehr oder weniger starken Impulsweiterleitungen. Diese Wirkungsbeziehungen zwischen den Faktoren sind nicht fest verdrahtet, wie etwa die verlöteten Verbindungen in elektrischen Schaltkreisen. Zu sehr  befindet sich ein Standort in ständiger Bewegung und Veränderung. Jeder Standortfaktor kann jeweils mit allen anderen Faktoren nach aktivem Wirkungseinfluss, passivem Wirkungseinfluss sowie der Dauer, bis eine Änderung in der Faktorenbeziehung wirksam wird, verknüpft und analysiert werden. Bevor man versucht, die Potentiale eines Standortes systematisch zu durchleuchten, sollte man zuerst die zwischen einzelnen Standortfaktoren wirkenden Beziehungen näher ansehen und verstehen.