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Informationen zum Buch

Rote Erde, weites Land ...

Für Jason und Brooke d’Winters erfüllt sich ein Lebenstraum: Sie ziehen aus der Großstadt in das kleine Outback-Dorf Bindi Creek im Westen von New South Wales. Jasons Landarztpraxis floriert und auch Brooke liebt ihr neues Zuhause - bis das Schicksal unbarmherzig zuschlägt. Auf einmal steht Brook vor den Scherben ihres Lebens und erkennt: egal, wie weit man wegzieht, die Schatten der Vergangenheit holen einen immer wieder ein....

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Lynne Wilding

Im Schatten des
Eukalyptus

Australien-Saga

Deutsch von Anne Döbel

Inhaltsübersicht

Über Lynne Wilding

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Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Danksagung

Impressum

1

Brooke Hastings stieg aus dem Bus und sah auf ihre Uhr, während sie sich eilig auf den Weg machte. Sie wollte nicht gleich an ihrem ersten Tag zu spät kommen. Um sie herum hasteten Menschen ihren eigenen Zielen entgegen, gelegentlich streifte einer ihre Schulter. An das beschauliche Launceton gewöhnt, würde es eine Weile dauern, bis sie sich an das so andere Leben in Sydney, der größten Stadt Australiens, gewöhnt hätte. So viele Menschen und Autos, aber auch so viel Lärm und Luftverschmutzung.

Wenigstens hatte sie Arbeit gefunden. Zwei Wochen hatte sie gesucht, in denen Kautions- und Mietvorauszahlungen für ein maßlos überteuertes Studio in Chippendale sie fast um ihre gesamten dürftigen Ersparnisse gebracht hatten. Dass sie den Job als Arzthelferin am Erskineville Medical Centre bekommen hatte – hauptsächlich aufgrund der begeisterten Empfehlung ihrer vorherigen Arbeitgeberin, Dr. Janice Toombes –, bestätigte sie in ihrer Entscheidung, hierherzuziehen. Sie hoffte darauf, dass sich in Sydney mehr Möglichkeiten für sie auftun würden, als sie es in der tasmanischen Provinzstadt je hätte erwarten können.

Sie bog von der Hauptstraße in eine weniger geschäftige Straße ab, an der sich das medizinische Zentrum befand.

In der Ferne ragten Regierungsgebäude hoch in den Himmel, und zu beiden Seiten der Straße standen schmale Reihenhäuser mit verschnörkelten schmiedeeisernen Baikonen. Kühne Bäume, die sich weigerten, aufzugeben, obwohl sie fast immer im Finstern standen und der sie umgebende Asphalt kaum Nährstoffe für sie bereithielt, warfen gelegentlich ihre Schatten auf den Fußweg und erzeugten so. Muster aus Hell und Dunkel.

Das eiserne Tor quietschte beim Öffnen. Sie ging zum Vordereingang. Aus zwei Doppelhaushälften war ein modernes medizinisches Zentrum mit vielen Räumen entstanden, inklusive einer physiotherapeutischen und einer radiologischen Abteilung, die zeitweise besetzt waren. Bei ihrem Bewerbungsgespräch dort war sie von dem Zentrum sehr beeindruckt gewesen. Alles war auf einen modernen Stand gebracht worden: Die Wände in weichem Rosa, grauer Teppichboden, gedämpfte pastellfarbene Drucke an den Wänden. Das Ganze verströmte eine Atmosphäre von Betriebsamkeit, die ihr sehr gefiel. Ihr erstes Gespräch, mit dem sie sehr zufrieden war, führte sie mit der dienstältesten Arzthelferin, Meg Drobovski. Im Anschluss daran traf sie kurz die drei Ärzte. Zwei Tage später hatte Meg angerufen, um ihr mitzuteilen, dass sie den Job hatte.

Meg schaute auf, als sich die Tür öffnete, und lächelte. »Da sind Sie ja, Brooke. Und nicht eine Sekunde zu früh!«, sagte sie, während ihr Blick über das überfüllte Wartezimmer schweifte. »Na los, dann will ich Ihnen mal alles zeigen, als Erstes, wo Sie Ihre Tasche und Ihre Sachen unterbringen können. Dr. Smith und Dr. Groller sind im Haus. Dr. d’Winters ist spät dran. Er wurde bei seinen Hausbesuchen aufgehalten.« Sie sah Brookes Erstaunen und erklärte: »Ich weiß, die meisten medizinischen Zentren machen keine Hausbesuche mehr, wir aber schon, als Zusatzleistung für unsere Patienten, da die meisten schon älter sind.«

Brooke ließ sich von Meg am Empfangstresen und an Reihen von Aktenschränken vorbeischieben bis zum Pausenraum, in dem ihr ein abschließbarer Spind zugewiesen wurde. »Man kann in Erskinville nicht vorsichtig genug sein. Wir hatten schon Patienten hier, die vorgaben, einen Schluck Wasser trinken zu wollen, und dann versucht haben, unsere Portemonnaies zu klauen.« Meg rollte mit den Augen. »Schätze, im guten alten Launceton passiert so etwas nicht.«

»Nein«, bestätigte Brooke, »aber ich werde mich schon daran gewöhnen.«

»Das wäre gut«, lächelte Meg zustimmend. »Wenn Sie Ihre Sachen verstaut haben, werde ich Sie einweisen. Seit Jenny weg ist, bin ich mit den Berichten und der Ablage meilenweit im Rückstand.«

»Oh, zwei meiner Lieblingsarbeiten!« Brookes Lachen kam zögernd. Meg vermittelte ihr den Eindruck, dass dies eine sehr betriebsame Praxis sei, die weder Däumchendrehen noch das Betrachten des eigenen Bauchnabels zuließ. Gut. Was unter anderem ein Grund dafür gewesen war, dass sie die Praxis von Janice verlassen hatte. Das Tempo dort war ihr einfach zu, naja, entspannt gewesen. Sie brauchte Beschäftigung.

Sie schnalzte ungeduldig mit der Zunge, als sie sich bei diesem kurzen Ausrutscher erwischte. Sie hatte beschlossen, dass sie gerade dies nicht mehr tun würde: darüber nachdenken…

Sie atmete tief durch und ging zum Empfang zurück. Brooke Hastings lebte ihr neues Leben, das genau in dem Moment begonnen hatte, als sie die Maschine am Flughafen Kingsford Smith verlassen hatte. Nichts sonst zählte. Nicht die Vergangenheit, nur die Gegenwart, und wenn sie Glück hatte und hart daran arbeitete, eine annehmbare Zukunft.

 

Am Ende der ersten Woche konnte Brooke es kaum fassen, wie voll die Praxis ständig war. Morgens gab es meistens nur noch Stehplätze im Wartezimmer, und erst gegen Ende der Sprechzeiten wurden die Patienten weniger.

Dr. Paul Groller war ein genialer jüdischer Arzt, dessen leichter Akzent seine osteuropäischen Wurzeln verriet. Wegen seiner leisen Art zu sprechen, seines eher gezierten Benehmens und seiner sanften Art, mit seinen Patienten umzugehen, vermutete sie, dass er homosexuell sei. Sie bekam sehr bald mit, dass die älteren Patienten ihn liebten. Die einzige Ärztin der Praxis, Christine Smith, war Ende dreißig. Meg erklärte, sie sei als Familienärztin sehr beliebt, da sie nicht nur ihren Teil der Praxisarbeit leistete, sondern außerdem alleinerziehende Mutter von vier Kindern war, die sie mit einer Kompetenz erzog, die jeden staunen ließ. Dass sie das alles schaffte, beeindruckte die meisten ihrer Patienten. Dr. Jason d’Winters, der Jüngste des Ärzte-Trios, war Anfang dreißig. Er war streng genommen nicht gutaussehend, wirkte aber sportlich und wie ein Mann, der viel Zeit an der frischen Luft verbringt, was jüngere – männliche wie weibliche – Patienten ansprach. Das spiegelte sich in seinem Terminkalender wider, der üblicherweise randvoll war. Und natürlich schadete es auch nicht, jung und unverheiratet zu sein, vor allem bei den alleinstehenden Patientinnen.

Als nur noch zwei Patienten übrig waren, ließ die Anspannung von Meg und Brooke allmählich nach.

»Bist du sicher, dass es dir nichts ausmacht, am Samstagmorgen herzukommen?«, fragte Meg, während sie die Patientenkarten des Tages zu einem ordentlichen Haufen zusammenschob. »Deine Woche war ja schließlich auch ganz schön anstrengend.«

»Nein, nein, das geht in Ordnung. Ich habe gern Beschäftigung und nichts Besonderes geplant.« Was nicht so ganz stimmte. Sie hatte sich vorgenommen, Farbe zu kaufen und mit dem Streichen ihrer Wohnung zu beginnen, die dringend eine Renovierung benötigte.

Meg sah sie an. »Hey, du bist wohl ein wenig einsam hier in der Großstadt? Du hast keine Verwandten oder Freunde in Sydney, oder?«

»Nein, aber es dauert eben etwas, bis man sich eingelebt hat. Wenn’s mich mal überkommt, gibt es ja genug zu erleben in und um Sydney. Allerdings war ich schon immer eher eine Einzelgängerin.« Es lag keinerlei Selbstmitleid in Brookes Lächeln. Wenn es überhaupt etwas ausdrückte, dann Sachlichkeit. »Ich halte es in meiner eigenen Gesellschaft prima aus.« (Und das ist gut so, denn so viel andere Gesellschaft habe ich ja nicht.)

»Wir könnten ja mal ein Date zu viert ausmachen. Mein Freund Klaus kennt in der Baubranche eine Menge Jungs, die in Frage kommen könnten.«

Brooke schaffte es, sich ihren Abscheu nicht anmerken zu lassen. Ausgehen! Männer! Sie war nicht interessiert. Absolut nicht. Nicht seit Hamish McDonald – dem ach so anständigen Hamish –, der ihr gesagt hatte, er liebe sie, es aber nicht wirklich tat. Sie schüttelte leicht den Kopf. Wie dämlich von ihr, Hamish überhaupt durch ihren Schutzschild durchkommen zu lassen.

»Ja, vielleicht irgendwann mal…« Sie hoffte, vage genug zu klingen, so dass Meg merkte, dass sie nicht sonderlich an Verabredungen interessiert war.

 

Als die Samstagmorgensprechstunde zu Ende war, rief Dr. d’Winters Brooke in sein Zimmer. »Danke, dass Sie mir mit Mr. Stirling geholfen haben. Er ist bisweilen ein sturer alter Esel. Der Mann hasst es, Medikamente nehmen zu müssen, aber wenn er es nicht tut, wird ihn sein schwaches Herz in null Komma nix unter die Erde bringen.«

»Manchen Leuten fällt es schwer, an die regelmäßige Einnahme von Tabletten zu denken«, murmelte Brooke. Ihr Lächeln verschwand, als sie daran dachte, wie Sid Stirling geschimpft und getobt hatte, weil sein Blutdruck viel zu hoch war, als ob es die Schuld von Dr. d’Winters wäre. Man hatte ihn durch die ganze Praxis gehört.

»Gut, dass Sie sich diese Tabelle für seine täglichen Medikamente ausgedacht haben, Brooke. Jetzt weiß er, dass er jeden Tag zwei Häkchen machen muss, wenn er die Tabletten einnimmt. Ich hoffe, dass ihm die Tabelle eine Gedankenstütze ist.«

»Es ist für einige Menschen schwer, allein zu sein. Da ist niemand, der sie daran erinnert, ihre Tabletten zu nehmen. Er sagte, seine Frau hätte sich immer darum gekümmert, und das fehlt ihm.« Der alte Herr hatte ihr erzählt, dass seine Frau vor ein paar Jahren gestorben war. Aus seiner Stimme hatte sie nicht nur Trauer, sondern auch Einsamkeit herausgehört – ein Zustand, mit dem auch sie mittlerweile vertraut war. Sie wollte gerade gehen, als Dr. d’Winters sie zurückhielt.

»Nächste Woche Samstag schmeiß ich eine Überraschungsparty zu Christines Geburtstag. Alle vom Zentrum kommen. Ich hoffe, Sie auch, wenn Sie nichts anderes vorhaben.«

»Danke, ich komme gern«, erwiderte Brooke spontan.

Im nächsten Augenblick fragte sie sich, ob Jason d’Winters einfach nur aufmerksam war oder ob Meg diese Einladung angeregt hatte. Sie hatte festgestellt, dass die Arzthelferin eine unverbesserliche Plaudertasche war, die vielleicht erwähnt hatte, dass Brooke sich in Sydney einsam fühlte. Aber was machte das schon? Die Ärzte und alle anderen Angestellten waren nett. Die aufgeblähte Attitüde: »Ich bin ein besserer Mensch als du, weil ich Arzt bin«, schien gänzlich zu fehlen. Unter dieser Einstellung hatte sie in Hobart zu leiden gehabt, wo sie ihre Ausbildung absolviert hatte, nach deren Abschluss sie ihrer Freundin Dr. Janice Toombes als Arzthelferin nach Launceton gefolgt war. Also konnte sie seine Einladung auch einfach als nett gemeint annehmen, ohne großartig etwas hineinzuinterpretieren.

»Es wird ganz zwanglos«, versicherte Jason ihr. »Ich wohne in einer Doppelhaushälfte in der Fitzroy Street in Newton. Nummer 58. Gegenüber vom Hollis Park. Groß ist es nicht.« Er grinste sie an. »Eigentlich bekommt der Ausdruck »kompakt«, den der Makler dafür benutzte, durch das Haus eine völlig neue Bedeutung. Mit 15 Leuten in Küche und Wohnzimmer schrammen wir an den Wänden entlang.«

Sie erwiderte sein Lächeln, als sie ihm dabei zusah, wie er seinen Schreibtisch aufräumte – wie er es jeden Tag nach der Sprechstunde tat. Er hatte schöne Chirurgenhände, stellte sie fest, kräftig, mit langen, nach oben schmaler werdenden Fingern, obwohl man, wenn man seinen Beruf nicht kannte, eher vermuten würde, dass er Bauarbeiter sei. Er war breitschultrig, wirkte robust und war – obschon nicht sonderlich groß – eine auffällige Erscheinung. Sein fast schwarzes Haar hatte es eigentlich ständig nötig, geschnitten zu werden, und seine blauen Augen waren umrahmt von dicken schwarzen Wimpern, um die ihn die meisten Frauen beneidet hätten.

»Soll ich irgendetwas mitbringen, etwas zu essen vielleicht?«

Er schüttelte den Kopf mit Nachdruck.

»Nur sich selbst.«

»Okay. Wie spät?«

»So gegen halb sieben.«

Nachdem Brooke die Praxis verlassen hatte, saß Jason noch immer an seinem Schreibtisch und trommelte gedankenverloren mit den Fingern auf seiner Schreibtischunterlage. Irgendetwas an Brooke Hastings erweckte sein Interesse, aber er konnte nicht genau festmachen, was es war. Oh, sie war schon ein hübscher Anblick! Ehrlich gesagt, war sie auf eine knabenhafte Weise sogar sehr attraktiv mit ihrem kurzen hellbraunen Haar und den braunen, ein wenig schräg gestellten Augen. Allerdings war sie entsetzlich dünn, und er bevorzugte Frauen mit deutlich mehr Fleisch auf den Rippen. Also, fragte er sich, was war es, das seine Neugier geweckt hatte? Fühlte er sich von ihr angezogen? Ja und Nein.

Ja, weil er sie körperlich attraktiv fand. Sie hatte außerdem ein nettes Lächeln – wenn sie lächelte, was selten vorkam. Sie kleidete sich gut, wenn auch nicht teuer, ihrem Einkommen entsprechend. Und sie war intelligent – vielleicht zu intelligent, um sich auf Dauer mit der Arbeit einer Arzthelferin zufriedenzugeben. Soweit ihre Pluspunkte. Eine Woche hatte er sie beobachtet, und das einzig Negative, was er an ihr feststellen konnte, war, dass sie eine unbekannte Größe blieb. Er glaubte nicht, dass sie absichtlich geheimnisvoll tat, aber verdammt noch mal, was war mit ihr los? Sie hatte etwas Rätselhaftes, Distanziertes an sich. Als ob sie nicht wollte, dass irgendjemand die wahre Brooke Hastings kennenlernte. Abgesehen von den Angaben auf ihrem Bewerbungsformular wussten seine Partner und er kaum etwas über sie.

Er rieb sein Kinn und fühlte die Stoppeln an seinen Fingern, während seine Gedanken weiterwanderten. Fand er sie deshalb so geheimnisvoll? Weil sie nicht ständig über sich und ihre Probleme tratschte, so wie Meg und die ein oder andere frühere Arzthelferin? Als er Paul und Christine gegenüber dieses Geheimnisvolle um Brooke erwähnte, beschuldigten sie ihn lachend, er habe zu viel Fantasie. Über dieses Urteil konnte er nur die Schultern zucken. Vielleicht stimmte es ja auch. Nicht dass er sich selbst so beschrieben hätte, ganz und gar nicht. Er war durch und durch bodenständig: Praktisch veranlagt, nicht sonderlich romantisch, wie einige seiner Exfreundinnen sofort bestätigen würden, und manchmal überkam ihn in Sydney eine Rastlosigkeit, obwohl er schon viele Jahre hier wohnte. Nein, sicher nicht der übermäßig fantasievolle Typ.

Er sah auf die Uhr: 12.35 Uhr. Verdammt! Er verbannte seine Gedanken über Brooke und wandte sich wichtigeren Dingen zu – dem heutigen Cricketspiel –, sprang von seinem Stuhl auf und griff sich seine Sporttasche. Er würde seine Inliner brauchen, um noch pünktlich zum Stadium in Castlerag zu kommen.

 

Pünktlich um halb sieben hielt Brookes Taxi am Bordstein nahe Dr. d’Winters’ Haus. Sie zahlte und sah dem davonjagenden Taxi nach, während sie versuchte, den bevorstehenden Abend nicht als Prüfung anzusehen. Es war ihr immer schon schwergefallen, mit Arbeitskollegen auch privaten Kontakt zu haben. Als Studentin galt sie als Bücherwurm, der lieber die Nase in Texte steckte, als auf Partys zu gehen, wann immer sich die Gelegenheit dazu bot. Sie ermahnte sich still, dass sie sich jetzt an eine Vielzahl neuer Dinge gewöhnen müsste, nicht zuletzt an ein total neues Leben.

Sie straffte ihre Schultern und ging zur auf alt gemachten, grünen Haustür mit Buntglaseinsätzen.

Auf ihr Klopfen antwortete niemand. Sie neigte den Kopf, um nach Partygeräuschen zu lauschen – Musik, Gesprächsfetzen, Lachen – und konnte nichts hören. Sie runzelte die Stirn. Hatte sie sich in der Zeit oder im Tag geirrt? Über ihrem Arm lag das Geschenk für Dr. Smith, ein Seidenschal, den sie jetzt stärker an sich drückte. Nein, sie war richtig, da war sie sich ganz sicher.

Sie klopfte erneut.

Sekunden später öffnete sich die Tür, und Jason d’Winters, ein Geschirrtuch über der Schulter, eine Rührschüssel in der einen und einen Löffel in der anderen Hand, sah sie erstaunt an. »Brooke. Äh…! Sie sind ja früh dran.«

Sie zog die Augenbrauen hoch. »Wirklich? Sagten Sie nicht halb sieben?«

Sein verschmitztes Grinsen milderte seine markanten Züge. »Habe ich, aber hier kommt nie jemand pünktlich. Im Allgemeinen wollen die Leute in Sydney nicht die Ersten sein, die auf einer Party erscheinen, also trudeln sie alle ungefähr eine Stunde später ein.«

»Entschuldigen Sie, das wusste ich nicht.«

»Machen Sie sich nichts draus. Aber Sie können sich denken, was das bedeutet, oder?« Als Antwort auf ihren verständnislosen Blick grinste er noch breiter. »Sie werden mir bei den letzten Vorbereitungen helfen müssen.«

»Das mache ich gern.«

Dr. d’Winters hatte etwas Liebenswertes an sich, musste sie sich eingestehen. Der Mann schaffte es, dass sich jeder in seiner Gegenwart ungezwungen und wohl fühlte. Er schien vernünftig und unkompliziert zu sein. Sie schätzte diese Qualitäten an einem Mann.

»Kommen Sie rein.«

Er nahm ihr Tasche und Jacke ab und legte sie nachlässig auf das Bett, das in einem Schlafzimmer stand, das wegen der männlichen Ausstrahlung eindeutig als seins zu erkennen war. Eine karierte Bettdecke lag über dem Bett, und an der Wand über dem Kopfteil hingen drei Drucke, die Wildenten in verschiedenen Flugphasen zeigten. Auf dem Marmorsims des alten Kamins stand eine Reihe Fotos in unterschiedlichen Rahmen, einige schienen alt zu sein, andere dagegen neu. Ein Weidenkorb quoll über mit Sportgeräten, sie sah Cricket- und Tennisschläger, einen Fußball und einige Golfschläger. Durch die kleine Scheibe konnte sie Fensterläden aus Holz erkennen. Das dunkel gebeizte Mobiliar schien ihr neu zu sein, aber dem Viktorianischen Stil nachempfunden, um es dem Haus anzupassen, das wirkte, als wäre es über hundert Jahre alt.

Ihre Schritte hallten auf dem schimmernden Holzfußboden nach, als er sie durchs Haus führte. Es gab ein zweites, sehr kleines Schlafzimmer, außerdem ein kleines Wohnzimmer, in dem auch ein Kamin eingebaut war, und eine Bücherwand, die bis an die Decke reichte. Sie gingen durch einen schmalen Flur, von dem aus sie einen Blick auf das Badezimmer erhaschte, das gleichzeitig als Waschküche diente. Über drei Stufen stiegen sie in einen großen, offenen Raum hinunter, der mit einer modernen Küche im Kombüsenstil, einem langen Holztisch mit Stühlen und einem Büfett mit hohem Aufsatz, in dem Teller und anderer Krimskrams untergebracht waren, und einem Ledersofa ausgestattet war. Ein farblich abgestimmter Läufer vervollständigte die Einrichtung, während durch zwei Oberlichter so viel Helligkeit von draußen einfiel, dass man das elektrische Licht noch lange nicht brauchen würde. Die Rückseite des Raumes bildeten Fenster, die sich über die gesamte Höhe der Wand erstreckten. Durch sie blickte man auf eine Terrasse mit einer Pergola, die den größten Teil des etwa »taschentuchgroßen« Gartens einnahm. Auf den Pflastersteinen, inmitten von gelben und orangefarbenen Blättern, die der Ahorn des Nachbarn abgeworfen hatte, standen einige knallbunt gestrichene Gartenstühle und ein Grill.

Für einen kurzen Moment konnte Brooke es sich nicht verkneifen, ihre schäbige Wohnung mit Dr. d’Winters’ Haus zu vergleichen, aber das machte keinen Sinn. Und sie wollte sich schon gar nicht an das Häuschen ihrer Mutter in Hobart zurückerinnern, in dem sie aufgewachsen war. Das würde nur wieder die Trauer und die Reue hervorrufen…

»Also gut.« Er sah ihre beigefarbene Hose und ihr weites, violett gemustertes Shirt an. »Ich besorg Ihnen eine Schürze. Sie sollen sich ja nicht bekleckern, während Sie die Majonäse für mich anrühren.« Er zog eine Augenbraue hoch und fragte: »Es macht Ihnen doch nichts aus, oder?«

»Natürlich nicht.« Fast hätte sie hinzugefügt, dass sie beim Kochen nie kleckerte, dass sie von allen die sauberste Köchin war, aber sie hielt sich zurück, weil es so überheblich geklungen hätte. Stattdessen sagte sie: »Das hier – Ihr Haus – ist wunderschön. Wirklich bemerkenswert.«

Er lachte kurz auf, wobei sich die Haut rechts und links neben seinem Mund in tiefe Falten legte. »Ich weiß, was Sie meinen. Wenn man an der Tür steht, erwartet man dahinter ein langweiliges, bestenfalls durchschnittliches Haus. Seit ich meinen Studentenkredit zurückbezahlt habe, habe ich viel Geld darauf verwendet, die Bude auf Vordermann zu bringen.«

»Das haben Sie alles selbst gemacht?«

»Einiges, ja. Zum Beispiel die Bücherregale. Auch das Buntglas an der Haustür. Aber für den Rest habe ich einen Fachmann engagiert. Er hat sogar einen Dachbodenraum eingebaut, an der Decke des Flures ist eine dieser ausziehbaren Leitern befestigt. Ich habe mir dort oben ein Arbeitszimmer eingerichtet.«

Brooke nahm ihm die Schürze ab, die er ihr hinhielt, und band sie sich um die Hüften. »Also, was soll ich tun?« Er zeigte auf einige Zutaten, die alle einzeln in Plastikschälchen bereitstanden. »Mischen Sie die in der großen Schüssel zusammen, während ich die Kartoffeln schneide.«

Bald arbeiteten die beiden so selbstverständlich wie ein alteingespieltes Team zusammen.

»Sie leben vermutlich schon ziemlich lange in diesem Haus, oder?«

»Mhm, ungefähr zwölf Jahre. Dieses Haus gehörte meiner Großmutter. Ich bin auf dem Land, in Carcoar, aufgewachsen – das ist in der Nähe von Cowra. Früher habe ich zusammen mit meinem Bruder die Schulferien hier verbracht. Meine Granny hat darauf bestanden, dass ich während meiner Studienzeit und dem anschließenden Dienst im Krankenhaus hier wohne. Das war zu praktisch, um es ablehnen zu können. Von hier konnte ich zur Uni laufen und später auch zum Prince-Alfred-Krankenhaus.« Er machte eine nachdenkliche Pause. »Leider ist meine Granny vor drei Jahren gestorben. Sie hat das Haus meinem Bruder und mir hinterlassen, und ich habe ihm seinen Anteil ausbezahlt.«

»Oh, das tut mir leid – das mit Ihrer Großmutter.« Seine Art, von ihr zu sprechen, drückte seine tiefe Verbundenheit zu ihr aus. »Ihre Eltern hatten Besitz in, äh, Carcoar? Einen Hof, eine Schaffarm?«

Er lachte. »Nein, so viel Glück hatten wir nicht. Vater hat für die Schafscherer gekocht. Mindestens sechs Monate im Jahr war er mit verschiedenen Scherteams in allen Teilen des Landes unterwegs. Wir hatten mal Mietwohnungen in Cowra, mal in Carcoar, und Mutter hat die Arbeit gemacht, die sie gefunden hat. Manchmal arbeitete sie als Kellnerin, manchmal als Verkäuferin, aber meistens hat sie in Heimarbeit Kleidung genäht.«

Die Bescheidenheit des Arztes tat gut, dachte Brooke. »Aber Sie kennen diese Gegend – also Newton, Alexandra, Erskineville – inzwischen ziemlich gut?«

»Wie eine zweite Heimat«, gab er zu. »Trotzdem – es ist nicht Carcoar. Das ist ein unheimlich schöner Ort, oder er war es zumindest, als ich das letzte Mal dort war. Das war, als der Sohn meines besten Freundes getauft wurde.«

Brooke sah zu ihm hinüber und nahm die Wehmut in seiner Stimme wahr. Sie hatte also richtig vermutet, dass er vom Land stammte. Es gab da so eine unterschwellige »ländliche Ausstrahlung« an ihm – nicht nur in seiner aufrechten, entspannten Haltung, man sah es auch an der legeren Kleidung, die er sowohl in der Praxis als auch bei privaten Veranstaltungen trug. Heute Abend trug er cremefarbene, feste Baumwollhosen und ein leichtes Denim-Shirt, um seine schlanke Taille hatte er einen fein gemusterten, braunen Gürtel mit einer Messingschnalle im Westernstil geschlungen.

»Wie ist es mit Ihnen?«

»Oh, ich bin eine Stadtpflanze durch und durch, obwohl manche Australier Hobart, wo ich geboren wurde, nicht gerade als richtige Stadt ansehen«, witzelte sie. »Launceton war bisher die kleinste Stadt, in der ich gewohnt und gearbeitet habe.«

»Haben Sie Familie?« Er nahm ihr die Schüssel ab und mischte die geschnittenen Kartoffeln unter die Majonäse. Nach einem kurzen Zögern antwortete sie: »In Hobart nicht mehr. Meine Eltern sind tot, mein Bruder auch. Ich habe eine Tante mütterlicherseits und drei Kusinen, die auf der Isle of Wight leben. Ich habe sie nur einmal getroffen, vor ungefähr vierzehn Jahren, als sie uns besucht haben. Ich habe noch ein paar entferntere Cousinen und Cousins, die über ganz Australien verstreut sind, aber niemanden in der Nähe. Und niemanden in Sydney.«

»Dass Ihre Eltern verstorben sind, ist traurig. Meine leben auch nicht mehr.« Er lächelte sie schief an. »Da sind wir also ein Waisenpärchen, was?«

Ihr fiel ein, was er zuvor gesagt hatte. »Sie haben aber einen Bruder?«

»Ja, Justin. Aber ich sehe ihn und seine Familie sehr selten. Er ist Apotheker und lebt in Kununurra. Ich liebe das Outback sehr, aber das ist selbst mir zu viel Outback.« Er stellte den Kartoffelsalat in den zweitürigen Kühlschrank und drehte sich schnell um. »Wenn ich Ihnen die Sachen zum Dippen gebe, könnten Sie sie dann auf Platten anrichten, während ich die Gläser raussuche?«

»Klar.«

Brooke hatte kaum noch genug Zeit, die Inhalte der verschiedenen Schüsseln zu verteilen, als die ersten Gäste eintrafen.

Innerhalb einer Stunde war das Wohnzimmer so voll, dass die Leute, wie Jason vorausgesagt hatte, sich an die Wände lehnen mussten. Die Kombination aus Musik und vielen einzelnen Gesprächen erzeugte einen erstaunlichen Lärm. Meg hatte Brooke ihren Freund Klaus Deitmar, den Zimmermann, vorgestellt, und Dr. Groller hatte sie mit seinem Lebenspartner Peter, einem Anwalt, bekannt gemacht. Jason wusste, dass Brooke nur wenige der Gäste kannte und machte es sich zur Aufgabe, sie jedem vorzustellen, bevor der Ehrengast eintraf.

Brooke lächelte, als sie das Entsetzen auf Dr. Smiths Gesicht sah, als die Anwesenden unisono »Überraschung« brüllten.

»Sie hatte wirklich überhaupt keinen Verdacht, oder?«, sagte Meg zu Brooke.

»Nein, aber Jason war auch hinterhältig. Er hat mir erzählt, dass sie erst nächsten Samstag Geburtstag hat, so dass sie heute Abend völlig arglos war.«

»Bleibst du noch?«, fragte Meg.

»Bleiben? Wie meinst du das?«

»Ja, also, diese ganzen Mediziner sind ein wenig zu hochgeistig für Klaus und mich. Wir dachten daran, uns in ungefähr einer halben Stunde oder so zu verdrücken. Heute spielt eine coole Band im Marlborough in der King Street. Kommst du mit?«

»Wäre das nicht unhöflich?«

»Jason wird es schon verstehen, und nach drei Gläsern Wein kümmert Christine das auch nicht mehr«, sagte Meg leichthin. »Außerdem vermute ich, dass du und ich nur anstandshalber eingeladen worden sind.«

Brookes Miene verdüsterte sich. »Ich weiß nicht…«

Meg unterbrach sie. »Ist schon in Ordnung. Ich will dir ja keine Daumenschrauben aufsetzen.« Dann gab sie ihr einen sanften Stoß. »Siehst du den Typen dort hinten in der Ecke? Er ist gerade erst hereingekommen. Das ist Colin Theyer. Er ist Radiologe – und Single. Wenn du interessiert bist, kann ich euch bekannt machen.«

Automatisch blickte Brooke zu dem besagten Herrn hinüber und sah, wie er sie anstarrte. »Oh, nein. Aber trotzdem danke«, fügte sie schnell hinzu. Zu schnell. Sie sah Megs fragenden Blick und lächelte dünn. »Ich habe gerade erst eine Beziehung in Launceton hinter mir«, improvisierte sie. »Vorerst bin ich von den Männern kuriert.«

Meg nickte verständnisvoll. »Na gut. Schätze, Klaus und ich werden uns noch eine Weile unter das Volk mischen und dann verschwinden.«

 

Colin Theyer trat an Jasons Seite, als der ein paar Gläser Wein einschenkte. »Deine Arzthelferin, alter Junge, die mit dem kurzen Haarschnitt. Ist sie etwa eine…?«

»Du meinst Brooke?«, antwortete Jason steif. Auf seltsame und irrationale Weise fühlte er sich an Brookes Stelle durch Theyers Anspielung beleidigt. »Könnt ich dir nicht sagen. Aber nur, weil sie ihre Haare kurz trägt, alter Junge, muss sie ja nicht unbedingt eine Lesbe sein.«

»Das weiß ich auch.« Colin räusperte sich nervös. »Ich habe mich das eben nur gefragt. Was weißt du über sie? Ist sie liiert? Hat sie einen Freund?«

»Warum fragst du sie nicht selbst?«

Aufgrund seiner Beobachtungen und seiner kurzen Bekanntschaft mit Brooke Hastings war sich Jason ziemlich sicher, dass sie Colin sehr bald in seine Schranken weisen würde. Er sah zur Terrasse hinüber und wünschte sich, lauschen zu können, aber der Grill stand zu weit entfernt, und er musste vor seinem Kollegen Paul an die Steaks gelangen, sonst würde alles ungar serviert werden.

Zehn Minuten später sah Jason vom Grill aus zu, wie Colin und Brooke miteinander sprachen. Die Röte auf Colins Wangen sprach dafür, dass die Anmache des Radiologen nicht den üblichen Erfolg hatte. Er lächelte. Schlaues Mädchen. Theyer brauchte mal einen Dämpfer – dieser Mann mit seinem tiefer gelegten Porsche und seinem Luxusapartment, von dem aus man Darling Harbour überblickte, dachte, dass jede Frau, die er ansprach, automatisch mit ihm ins Bett sprang, nur weil er finanziell gut dastand und deshalb ein guter Fang war. Irgendwie glaubte Jason nicht, dass Brooke die Art Frau war, die sich dadurch beeindrucken ließ.

 

Um Mitternacht war die Gästeschar erheblich geschrumpft, und nur die ausdauernden Nachteulen – diejenigen, die fest entschlossen waren, ihrem Gastgeber auch noch den letzten Tropfen Alkohol abzuluchsen, bevor sie nach Hause wankten – blieben zurück.

Theyer hatte den ganzen Abend an Brooke wie eine Klette geklebt, und selbst ihre offensichtliche Gleichgültigkeit hatte ihn nicht vertreiben können. Vielleicht stand der Mann auf Herausforderungen? Oder hatte ihn ihr mangelndes Interesse eher noch angeheizt als abgeschreckt? Sie flüchtete ins Badezimmer. Sie hatte alles über seine Besitztümer, seinen geliebten Porsche, seine erfolgreiche Praxis gehört – bis zum Abwinken. Sie war sich sicher, dass er darauf wartete, dass sie sich verabschiedete, um ihr anzubieten, sie nach Hause zu fahren. Und das war das Letzte, was sie wollte.

Als sie aus dem Badezimmer kam, stieß sie beinahe mit Jason zusammen. Er hielt sie kurz an den Schultern fest, um sie wieder ins Gleichgewicht zu bringen, ließ sie aber schnell wieder los. »Sie verstehen sich gut mit Colin, wie ich sehe.« Die Belustigung in seiner Stimme war nicht zu überhören. »Zu gut, soweit es mich betrifft«, antwortete sie trocken. »Er hat mir einen Job angeboten.«

»Oh.« Jasons Augenbrauen zogen sich zusammen. Brooke hatte also wirklich Colins Interesse geweckt. Er fand das nicht überraschend. Sie war verdammt attraktiv, und ihre eiskalte Haltung machte manche Männer bestimmt an. »Sind Sie daran interessiert, für ihn zu arbeiten?«

»Auf keinen Fall«, sie schüttelte nachdrücklich den Kopf. »Ich bin nicht erpicht darauf, bei jeder sich bietenden Gelegenheit um den Röntgentisch gejagt zu werden.«

 

Sein Lachen brach so hemmungslos aus ihm heraus, dass es vorübergehend den Partylärm überdeckte. »Sehr scharfsinnig von Ihnen.« Eine Augenbraue schoss nach oben, als er fragte: »Ist er Ihnen lästig?«

Sie zuckte mit den Schultern. »Ja, aber ich werde schon damit fertig.«

»Vielleicht kann ich da helfend eingreifen.«

»Wie?«

Er tippte sich verschwörerisch an den Nasenflügel und zwinkerte. »Überlassen Sie das ruhig mir.«

Sie erfuhr nie, was Jason zu Colin gesagt hatte, er wollte es ihr später nicht verraten. Was sie wusste, war, dass es ausreichte, damit Colin sich verabschiedete und innerhalb von Minuten nach diesem Gespräch den Weg zur Haustür nahm.

»Ich nehme an, dass ich Ihnen dafür beim Aufräumen helfen muss«, murmelte Brooke, nachdem sich die Tür hinter dem flüchtenden Colin schloss.

»Das Angebot kann ich unmöglich ablehnen, aber nur, wenn ich Sie hinterher nach Hause fahren darf.«

»Das ist nicht nötig. Ich kann mir ein Taxi rufen.«

Er schüttelte den Kopf und presste entschlossen die Kiefer aufeinander. »Ich bestehe darauf.«

 

Spät in der Nacht oder eher sehr früh am Morgen lag Brooke auf ihrem Bettsofa und versuchte, das Quietschen der Sprungfedern bei jeder ihrer Bewegungen zu ignorieren. Ein Lächeln spielte um ihre Lippen, als sie sich widerwillig eingestand, dass sie sich auf der Überraschungsparty für Dr. Smith amüsiert hatte.

Unter Leute zu gehen war nicht die Prüfung geworden, die sie befürchtet hatte. Zu ihrer Erleichterung war es ihr gelungen, sich unter die Gäste zu mischen und Smalltalk zu halten. Und sie hatte erfahren, dass Menschen, die im medizinischen Bereich tätig waren, nicht immer nur über den Beruf reden wollten. Die meisten mochten es, sich außer über Medizin auch über Politik und Tratsch zu unterhalten. Die Männer sprachen meist über Sport, besonders über Rugby und Fußball.

Sie wusste jetzt mehr über das Privatleben ihrer Arbeitgeber, zum Beispiel, dass Groller schwul war, dass Christine gerne mal das ein oder andere Gläschen zu viel trank, dass Jason… – Ja, was war mit Jason? Dass er so war, wie er sich gab. Unkompliziert, ehrlich, gutherzig. Alles gute Eigenschaften bei einem Mann, würde ihre Mutter jetzt sagen.

Sie stöhnte leise auf und blinzelte ein paar Mal, um die plötzliche Nässe in ihren Augen zu vertreiben. Liebe Mummy. Hamish McDonald hätte sie niemals zum Narren halten können, nicht für eine Minute. Hamish war in ihr Leben getreten, als sie emotional verwundbar war, hatte sie beschlossen. Sonst hätte sie bemerkt, wie oberflächlich er war, und hätte seinen seichten Charme als das erkannt, was er war – ein Mittel, um sie emotional und körperlich in eine Affäre zu verwickeln. Sie seufzte noch einmal in den dunkler werdenden Raum.

Mummy… – Wenn sie an Pam, ihre Mutter, dachte, hatte das immer dieselbe Wirkung auf sie. Und wenn die Erinnerungen erst mal hochkamen, kreisten ihre Gedanken als Nächstes auch um Travis. Lieber Travis. Er war achtzehn gewesen, zu jung, als dass man ihm sein Leben nahm. Die Traurigkeit, der zugeschnürte Hals und ein Schmerz, der in der Mitte ihrer Brust begann und sich ausdehnte, bis sie ihn kaum noch aushalten konnte – das waren die Gefühle, mit denen sie lebte.

Wie Jason gesagt hatte, war sie eine Waise. Und das gefiel ihr nicht. Überhaupt nicht. Sie drehte sich auf die Seite, boxte das Kissen zu einem Ball unter ihrem Kopf zu Recht und versuchte, die Gedanken auszublenden, versuchte sich zu entspannen und wartete auf das Vergessen. Das nicht kam. Ihre Gedanken wirbelten durcheinander und ließen sie nicht schlafen. Während der letzten zwei Jahre war ihr Leben eine lange, lange Achterbahnfahrt gewesen. Aber damit war es jetzt vorbei! Sie schob entschlossen das Kinn vor. In Sydney gab es für sie die Chance auf einen Neuanfang, ein neues Leben, sie würde diese Chance ergreifen und festhalten.

 

Der Alptraum setzte um fünf Uhr morgens ein, als sie sich in der tiefsten Schlafphase befand.

Gesichter. Schreiend, Augen weit aufgerissen und aggressiv starrend. Finger. Dürre, knotige Finger mit langen, gebogenen Nägeln, die anklagend auf sie zeigten. Stimmen. Zu viele. Ein Missklang von Geräuschen, schrill, unverständlich, ein dröhnendes, raues Lachen. Männer mit strengen Gesichtern und dunklen Anzügen. Zeitungsausschnitte, einer nach dem anderen, ihre fettgedruckten Überschriften so verzerrt, dass sie dreidimensional erschienen. Ein Kind weinte, dann ein weiteres…

Unter ihrer Decke schlug Brooke um sich und versuchte, die Bilder zu verscheuchen, die immer bizarrer und beängstigender wurden, je länger der Traum dauerte. Sie erwachte zitternd und verschwitzt. Sie setzte sich auf, schwer atmend, ihre Arme und Beine zitterten, ihr Hals war trocken, ihre Lider schwer. Sie öffnete ihre Augen und fühlte sich orientierungslos. Wo war sie? Das hier war nicht ihre Wohnung in Launceton. Dies war nicht ihr Zuhause. Ihr Herz fing an zu rasen, die Nerven unter ihrer Haut kribbelten, als ob sie hypersensibilisiert worden wären. Ach ja, sie erinnerte sich. Sydney!

Ruhe umgab sie, als sie im Sitzen den Geräuschen vor Sonnenaufgang lauschte. Sie waren alle klar zu hören und fremd: Unten auf der Straße hustete jemand, Rohre knackten, eine Wasserspülung rauschte, ein einzelner Vogel zwitscherte, später stimmten andere mit ein. Langsam kehrten ihre Sinne und ihr Herzschlag zur Normalität zurück.

Sie sah sich im Zimmer um, sah die dämmrigen Umrisse in der spärlich möblierten Wohnung. Der Traum war wiedergekommen. Zwei Monate lang hatte sie keinen Alptraum gehabt, keine furchtbaren Bilder hatten ihre Ruhe gestört. Stöhnend erkannte sie, dass es falsch war zu glauben, dass sie den Alptraum für immer los sei. Das Kissen war verrutscht, sie schob es als Stütze hinter sich und fragte sich, was es dieses Mal gewesen war, das den Traum ausgelöst hatte.

Sie erinnerte sich daran, dass ihre Freundin und frühere Arbeitgeberin Janice einmal gesagt hatte, dass es nicht immer einen erkennbaren Auslöser geben würde. Manchmal würde der Traum einfach so wiederkehren, und sie könnte nicht viel anderes tun, um ihn zu vertreiben, als ein möglichst ruhiges Leben zu führen.

Ha! Sie schnaufte in die Dunkelheit und versuchte, sich zu beruhigen. Es war bestimmt leichter, diesen Rat anzunehmen, als ihn zu befolgen.

2

Also, ich geh dann mal«, sagte Meg, schob die Tasche – über ihre Schulter und griff sich ihre Jacke. »Macht es dir wirklich nichts aus, abzuschließen?«

Brooke schüttelte den Kopf. Meg hatte ihr erzählt, dass sie sich mit Klaus vor dem Hoyts-Kinokomplex in der George Street treffen wollte, um sich dort einen Film anzusehen. »Geh nur. Ich wünsch dir viel Spaß.« Als Meg fort war, ließ Brooke ihren Blick über die vier letzten Patienten in der Praxis wandern. Zwei waren Dr. Grollers Patienten, die anderen beiden gingen zu Dr. d’Winters. Sie nahm den Ablagekasten und sortierte Patientenkarten ein. Dann begann sie, Berichte über die Arbeitsunfälle von zwei Arbeitern zu schreiben, die für die Versicherung benötigt wurden.

Wenigstens hatte Meg seit der Party bei Jason aufgehört, Verabredungen für sie einzufädeln. Sie musste ihrer Arbeitskollegin ausführlich über ihre Beziehung mit Hamish berichten – allerdings nahm sie dafür die überarbeitete Version –, woraufhin Meg entschied, dass es Zeitverschwendung wäre, sie mit einem von Klaus’ Freunden verkuppeln zu wollen.

Während sie tippte, schweiften ihre Gedanken ab… Wenn sie ihrer Schulfreundin Janice nicht von Hobart nach Launceton gefolgt wäre, als die Ärztin ihre Praxis dorthin verlegte, hätte sie Hamish McDonald, aufstrebender Anwalt mit politischem Ehrgeiz, nie kennengelernt. Dumme Kuh! Sie hatte sich an Hamish gehängt wie eine Klette, als ob sie wundersamerweise durch ihn ihren Schmerz über den Verlust von Mutter und Bruder leichter ertragen könnte. Warum hatte sie nicht erkannt, dass Hamish kein echtes Gefühl besaß, keine wirkliche Anteilnahme zeigte, bevor es zu spät war? Sie hatte außerdem Janices Warnung in den Wind geschlagen. Verdammter Hamish!

»Brooke, bringen Sie mir bitte die Patientenkarte von Mrs. Hobbs?«

Bei Dr. d’Winters Stimme zuckte sie zusammen, er stand direkt hinter ihr. Und hatte sie bei dem erwischt, was sie sich absolut verboten hatte: Sie hatte nach hinten geblickt. Sie ermahnte sich, nach vorne zu schauen, sonst würde sie im Leben nicht weiterkommen.

»Ist sie nicht auf Ihrem Schreibtisch? Ich dachte, ich hätte sie dorthin gelegt«, erwiderte sie, während sie aufstand und zum Aktenschrank ging. Die Karte von Mrs. Alice Hobbs war nicht darin.

Dann hörte sie ihn aus seinem Zimmer rufen: »Alles in Ordnung. Ich habe sie gefunden.«

Lächelnd ging Brooke zu ihrem Stuhl zurück. Nach einem Monat in der Praxis wusste sie einiges über Dr. d’Winters’ Eigenheiten. Er hielt auf seinem Schreibtisch eine ganz besondere Ordnung, die nur er überschaute, und niemand außer ihm durfte diesen Schreibtisch auch nur anfassen, geschweige denn, den Staub entfernen. Für Meg und sie war diese kleine exzentrische Macke eine Quelle der Erheiterung geworden, aber sie hielten sich an die Weisung, und Jason (wie er genannt werden wollte) behielt seinen »ordentlichen« Schreibtisch, der auf sie und Meg allerdings ziemlich chaotisch wirkte. Es war lustig, dass er in allen anderen Punkten sehr ordentlich war – in der Praxis, mit seinen Instrumenten und seinem Kittel.

Alle Ärzte hatten ihre kleinen Besonderheiten, wie sie herausgefunden hatte. Dr. Groller wollte nicht, dass Meg oder sie Briefe öffneten, die speziell an ihn adressiert waren. Das entfachte in der Mittagspause natürlich jede Menge vergnügter Spekulationen über den Inhalt dieser Briefe. Dr. Smith war außerordentlich organisiert und achtete sehr darauf, Termine einzuhalten. Außerdem hasste sie es, unterbrochen zu werden, auch für Telefongespräche, wenn sie einen Patienten im Sprechzimmer hatte. Ihre militante Haltung löste Debatten darüber aus, wie sie ihren Haushalt mit den vier Kindern führte. Meg vermutete, wie ein Armeelager. Im Ganzen, fand Brooke, konnte sie mit den exzentrischen Eigenheiten der Ärzte gut leben.

Als Brooke das nächste Mal aufblickte, sah sie, dass das Wartezimmer leer war. Sie informierte Dr. Groller, dass sie zum Laden an der Ecke gehen würde, um die Vorräte im Gemeinschaftsraum aufzufüllen. Das hatte Meg gestern vergessen. Als sie mit ihren Einkäufen auf dem Rückweg war, konnte sie nicht umhin zu bemerken, dass die Herbsttage immer kürzer wurden. Bald würde sie im Dunklen nach Hause gehen müssen, was ihr nicht gerade behagte.

Sechs Meter vor ihr lief ein Mann in einem navyblauen Anzug in Richtung Bahnhof. Er hatte eine Zeitung unter dem Arm, auf der anderen Seite trug er einen Aktenkoffer. Seine abrupten, seltsamen Bewegungen erregten ihre Aufmerksamkeit. Erst schwankte er, stoppte, griff dann nach dem nächstbesten Gegenstand – einem Zaun –, um Halt zu suchen. Sekunden später gaben seine Knie nach, und er brach auf dem Boden zusammen – ungefähr ein Haus von der Praxis entfernt.

Brooke rannte zu ihm. »Was ist los mit Ihnen?« Vielleicht ist er Epileptiker, dachte sie. Sie konnte aber an ihm keine Anzeichen für einen Anfall feststellen.

Er stöhnte und öffnete die Augen. Die Lider flatterten, als er sie über sich gebeugt sah. »Ka-kann nicht atmen. Zu eng. Schmerzen!« Mit der rechten Hand bemühte er sich zu zeigen, dass sich das Problem in seiner Brust befand. Seinen linken Arm bewegte er nicht, als ob jemand ihn niederpressen würde.

Brooke kniete sich neben ihn hin und öffnete die obersten beiden Knöpfe seines Hemdes, löste seine Krawatte und fühlte nach der Halsschlagader. Der Puls war schwach. Ein Herzinfarkt? Vielleicht. Im schwindenden Licht bemerkte sie, dass sein Gesicht ein wenig grau aussah, und dass ihm das Atmen offensichtlich sehr schwerfiel. Im nächsten Augenblick verlor er das Bewusstsein.

Sie biss sich auf die Lippe, überlegte angestrengt, was sie als Nächstes tun sollte. Hol Hilfe. Ein Mann im Overall und Arbeitsstiefeln kam näher. Er wurde langsamer, als er die Szene auf dem Bürgersteig wahrnahm.

Brooke appellierte an seine Hilfsbereitschaft. »Bitte, helfen Sie mir! Ich arbeite in der Arztpraxis dort drüben«, sie zeigte auf das Gebäude. »Holen Sie bitte einen der Ärzte her?«

Der Mann rannte los, um Hilfe zu holen.

Jason erschien unglaublich schnell mit seinem Stethoskop in der Hand. »Was ist los?«

»Möglicherweise eine Arterienverstopfung«, schlug Brooke als erste Diagnose vor.

»Wirklich?«, fragte er, während er das Hemd des Mannes weiter öffnete, um seine Brust abhören zu können. »Hmm, der Herzschlag kommt unregelmäßig, und seine Lippen werden blau. Wir brauchen einen Rettungswagen.«

»Ich ruf einen.« Sie rannte in die Praxis und wählte dreimal die Null. Dann suchte sie einige medizinische Instrumente zusammen und lief zurück.

Als er das Blutdruckmessgerät und eine Sauerstoffflasche in Brookes Armen sah, schössen Jasons Augenbrauen erstaunt nach oben. Sie hatte vorausgesehen, welche Instrumente er benötigen würde. Er sah Brooke an. »Messen Sie bitte seinen Blutdruck? Ich habe das Gefühl, dass das Ergebnis nicht allzu gut sein wird.« Wieder drehte er sich zu dem bewusstlosen Mann um und zuckte bei dessen angestrengter Atmung zusammen. »Es geht ihm immer schlechter. Könnte ein Blutgerinnsel sein, ich bin mir aber nicht sicher.«

»Ich weiß.« Sie legte eine Decke um den Mann und wickelte ihn, so gut es auf dem Bürgersteig ging, ein.

»Wir sollten versuchen, eine Kanüle für eine Infusion zu setzen«, sagte Jason, »aber das könnte bei diesen Lichtverhältnissen schwierig werden, und ich möchte ihn lieber nicht bewegen.«

»Wäre es nicht besser, es ihm so angenehm wie möglich zu machen und darauf zu achten, dass sich sein Zustand nicht verschlimmert?«, schlug Brooke vor. Sie hatte den Blutdruck des Mannes gemessen und konnte bereits das entfernte Heulen des Rettungswagens hören. »Der Puls ist einfach zu unregelmäßig, um sicher zu sein, aber der systolische Wert liegt unter siebzig«, informierte sie ihn.

Als ob ihnen eine Gratisaufführung geboten würde, hatte sich eine kleine Gruppe Schaulustiger im Dämmerlicht versammelt, um sich das Spektakel anzusehen. Ohne sie zu beachten, zog Brooke die Atemmaske vorsichtig über den Kopf des Mannes und schaltete das Gerät ein.

Plötzlich bäumte sich der Körper des Mannes auf. Jason griff nach seinem Stethoskop. Herzstillstand! Innerhalb von Sekunden verabreichte Jason ihm eine Herz-Lungen-Massage in Kombination mit einer Mund-zu-Mund-Beatmung. Er reichte Brooke das Stethoskop. »Versuchen Sie, einen Puls zu finden.«

Sie legte das Stethoskop um und bewegte es über die Brust des Mannes, während sie Jasons fähigen Händen dabei zusah, wie sie rhythmisch massierten. »Ich hab einen. Er kommt zurück, aber der Puls ist schwach.« Sie hörte einen gemeinschaftlichen Seufzer der Erleichterung von der Gruppe um sie herum. Das Aufheulen der Sirene durchschnitt die Luft, und als Brooke aufsah, hielt der weiße Rettungswagen abrupt am Bordstein. Zwei Männer in Uniform kletterten heraus. Die Sanitäter verloren keine Zeit. Sobald der Mann stabilisiert war, legten sie ihn auf eine Trage und schoben ihn in den Rettungswagen.

Paul Groller trat zu ihnen, als der Rettungswagen zum Prince-Alfred-Krankenhaus zurückjagte. »Ich habe die ganze Aufregung verpasst«, beschwerte er sich. »Was ist geschehen?«

»Sieht nach Herzinfarkt aus. Sie werden es bald wissen, wenn sie ihn erst mal in der Notaufnahme haben«, erklärte ihm Brooke. Paul stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, also zwinkerte sie Jason zu, während sie Paul versprach: »Den Nächsten können Sie haben, wenn Sie wollen.«

Paul nickte, sein Gesichtsausdruck war immer noch ernst. »Okay.« Er beschwerte sich nicht, als Brooke ihn mit der Decke, dem Sauerstoffgerät und anderem Zubehör belud.