Gerhard Schneider (Hrsg.)

Spliff 85555

EBERSBERG

Story Center

 

 

AndroSF 69

 


Gerhard Schneider (Hrsg.)

Spliff 85555: EBERSBERG

Story Center

 

AndroSF 69

 

 

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

 

© dieser Ausgabe: Januar 2018

p.machinery Michael Haitel

 

Titelbild & Innenillustrationen: Uli Bendick Ulisionen@web.de

Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda, Xlendi

Lektorat: Gerhard Schneider

Korrektorat: Michael Haitel

Herstellung: global:epropaganda, Xlendi

 

Verlag: p.machinery Michael Haitel

Ammergauer Str. 11, 82418 Murnau am Staffelsee

www.pmachinery.de

für den Science Fiction Club Deutschland e. V., www.sfcd.eu

 

ISBN der Printversion: 978 3 95765 119 8

 


Déja-vu

 

Gerhard Schneider (Hrsg.), Spliff 85555: EBERSBERG

 


Gabriele Behrend: Hugo

 

 

Oberdeck 02:51

 

Wie ein Engel hängt er da. Rein, licht, unschuldig. Abgewaschen sind all der Schmutz und Dreck. Abgewaschen das Rot der Nacht. Ausgeblutet und bleich. Der Boden unter ihm glänzt schwarz, und der Geruch von Eisen liegt in der Luft.

Im Hintergrund spielt jemand Klavier. Irgendetwas Hypnotisches in Moll. Ansonsten ist es ruhig geworden auf dieser Plattform, die sich vor Tagen losgerissen hat im Sturm, der unser aller Leben verändert hat. Manche sind verschwunden. Ob sie sich aus Verzweiflung in das stinkende, tote Meer gestürzt haben oder ob sie noch die Idee der Flucht in sich trugen – wer weiß? Ehrlich gesagt ist es mir egal. Ich geistere wie der traurige Rest von uns durch die geleerten Flure, auf der Suche nach etwas Essbarem. Hier und da finde ich einen fliegenden Fisch, der auf der unteren Versorgungsplattform gestrandet noch zappelt, oder einen Seevogel, der auf dem Oberdeck verendet, als habe der Himmel mir persönlich seine Perversion eines gebratenen Hühnchens aus dem Schlaraffenland vorbeigeschickt. Wenn es einen Gott gibt, hat der einen ziemlich kranken Humor. Hat er sich nun uns angepasst oder waren er und damit auch wir schon immer so? Ich stelle mir wirre Fragen. Fragen, auf die es keine Antworten gibt, Fragen, auf die ich keine Antworten finden will.

Heute ist so ein Tag, an dem ich nicht vor meinen Gedanken fortlaufe, wie ich es sonst mache. Heute stehe ich hier an der Reling. Vor mir der Abgrund. Hinter mir hängt Hugo in den Seilen. Ehedem der rote Hugo. Ich bin durch die schwarz anmutende Lache getappt. Sein Blut klebt nun an meinen bloßen Sohlen und ist dabei kalt und schmierig. Ich kenne ihn nicht. Nicht so. Deswegen habe ich mich auch von ihm weggedreht. Ich will ihn so nicht sehen – als leblosen Klumpen Fleisch. Ich habe ihn anders kennengelernt. Da war er heiß, pulsierend. Das Blut steckte noch in ihm, so wie es sich gehörte. Ich habe noch den Klang seines Herzschlages im Ohr. Spüre das Pochen seines Pulses, so wie es war, als ich in seinen Armen gelegen habe.

Ein Lächeln zuckt über meine Lippen. Ich halte inne, als es sich in den Mundwinkeln festsetzt, und ich spüre ein Kräuseln in meinem Geist. Als ob die ruhige See sich mit Gischt durchmischt.

 

Ich hatte Hugo vor knapp drei Jahren kennengelernt. Warum ich damals die Insel der tausend Träume enterte? Es hatte irgendetwas mit Kerry zu tun. Kerry. Was für ein Name. Woher kannte ich ihn nur? Egal, meine ID wies mich als Sassy aus. Mahagonilocken kringelten sich auf die Schultern nieder. Braune Augen, einsachtundsechzig groß, Sanduhrmodell. Die Mädels aus dem Versorgungsdeck hatten zu meinem vierundzwanzigsten Geburtstag zusammengelegt und mir einen Abend im mondänen Klub auf dem Oberdeck spendiert, wo die Hautevolee sich feierte und mit Shit und Klatsch berauschte. Ich hatte mich, aufgerüscht und wild entschlossen, in die Mitte der Tanzenden gestürzt, hatte gelacht, gekreischt, meine Hüften kreisen und die Brüste wippen lassen und mich dabei unglaublich frei gefühlt. Es dauerte nicht lange und ich wurde in eine der Privatlounges eingeladen. Dort floss der Champagner in Strömen, doch ich war nicht daran interessiert, meine Sinne waren seltsam geschärft und ich genoss dieses Gefühl. Ich glich einer gespannten Bogensehne. Diese Energie verpulverte ich freizügig auf der Tanzfläche. Bis mich einer der Sicherheitsleute abfing und zu einer anderen Lounge führte. Dort saß er. Hugo. Der Mann in dem ewig roten Anzug, dessen Gesicht stets durch einen schwarzen Trilby beschattet wurde. Der Securitybulle schob mich vor die Sitzgruppe und verließ die Lounge dann wieder diskret. Hugo nahm die Sonnenbrille ab. Anstatt einfach zu gehen, verharrte ich auf der Stelle wie ein verschrecktes Reh und starrte ihn an. Einen Moment später war ich klatschnass zwischen meinen Schenkeln und pochend und ein einziges unterdrücktes Stöhnen. Irgendeiner hatte später einmal sehr treffend gesagt, Hugo habe einen ›feuchten Blick‹. Da bliebe kein Höschen trocken.

Er kämpfte sich aus dem tiefen Polster, streckte sich danach erstaunlich elegant und strich wie eine Raubkatze um die niedrigen Tische und Hocker, den Blick auf mich gerichtet, aufmerksam, beinahe fragend. Als er schließlich vor mich trat, so nah, dass sein Atem über meine Haut strich wie eine erste intime Berührung, rückte die Musik in den Hintergrund. Alles verschwamm, bis auf seine Augen, die Linie seiner scharf geschnittenen Nase, die in seltsamen Kontrast zu seinen weichen, vollen Lippen stand, und seiner Hand, die unter meinen kurzen Rock drängte. Einen Moment später zog er sie wieder zurück.

Die Mädels erfuhren nie, wie ich ihm an dieser Hand hinterher stolperte. Sie haben auch nie erfahren, wie es sich wirklich angefühlt hatte in dieser Nacht. Ich sagte ihnen später lediglich, ich hätte jemanden aufgerissen, wir hätten gefickt und alles wäre klasse gewesen. Harmloses Geplänkel, was man so in seiner Peergroup von sich gibt.

In Wirklichkeit kann ich selbst heute nicht in Worte fassen, wie sehr mich Hugo überrumpelte. Es war kein durchschnittlicher Gelegenheitsfick. Er riss mich von den Füßen und meinen Verstand in Fetzen, nur um mich später wieder neu zusammenzusetzen.

 

Oberdeck 02:59

 

Ein Wind kommt auf. Der tote weiße Engel dreht sich in der Takelage der Lichterketten, die lange schon erloschen sind. Sein Körper schlägt dumpf an den Kaminschacht. Das Echo pflanzt sich in den Bauch der treibenden Plattform fort. Ich drehe mich nun doch herum. An der gegenüberliegenden Reling ist etwas Menschliches aufgetaucht. In Fetzen gehüllt, seltsam verkrümmt, der aufrechte Gang scheint nur eine schwache Erinnerung in der Physis dessen zu sein, der sich anschickt, an Hugo heranzuschleichen.

»Hey«, brülle ich. »Wage es nicht, ihn anzufassen!«

Der Schatten stockt. Wittert. Setzt nach einem kurzen Zögern seinen Weg zum Aufgeknüpften fort, als habe er mich nicht verstanden. Schon greift er nach einem leblos baumelnden Arm, um die Beute zu sich heranzuziehen.

Bevor ich mein Handeln abwägen kann, reagiert mein Körper und schleudert das Messer, das bis eben noch locker in meiner Rechten ruhte, auf das humanoide Etwas, das gerade seine Zähne in das bleiche Fleisch schlagen will. Während der Schatten mit einem erschreckend beiläufigen Leidenston zusammenbricht, tappe ich erneut durch die dunkle Lache, hin zu ihm. Als ich bei ihm eintreffe, zuckt er noch. »Du tust ihm doch weh!«, erkläre ich mein Tun und ziehe meinem Opfer das Messer aus dem Hals. Als ich an Hugo vorbeigehe, schaukelt er, vom Wind bewegt, gegen meine rechte Schulter. Selbst im Tod kann er zärtlich sein. Wenn er will. Ich tätschle seinen Rücken und begebe mich wieder an meinen Wachplatz an der Reling.

 

Hugo wurde zu meinem Dreh- und Angelpunkt. All mein Denken kreiste um ihn, all mein Sehnen richtete sich auf ihn. Er besorgte mir ein Zimmer auf dem Oberdeck, stattete mich mit allem aus, was mein Herz begehrte und nahm sich dafür das, was ich ihm sowieso gegeben hätte. Er machte mich zu seinem persönlichen Pferdchen, wie ich einmal wirr kichernd ihm gegenüber bemerkte. Als Antwort erhielt ich ein amüsiertes Schmunzeln und eine weitere Nase voll Koks. Es schien kaum jemand anderen zu geben als ihn und mich und das, was wir miteinander hatten.

Ich war die meiste Zeit so weggetreten, dass ich kaum meinen Namen kannte. Sassy, so hieß es auf der ID, die ich immer wieder betrachtete, befingerte, als wäre sie etwas unglaublich Kostbares. Wieso nannte mich Hugo aber dann so oft Kerry? Kerry! Schon wieder Kerry! Und wieso biss er sich danach auf die Lippen, als habe er etwas gesagt, was nicht für meine Ohren bestimmt war?

 

Auf einmal klafft die Erinnerung auf, gibt den Blick frei auf eine junge Frau. Mahagonifarbene Locken kringeln sich bis auf die Schultern, sie dreht mir den Rücken zu. Zu einem schnellen hämmernden Beat bewegt sie sich, wie ich es nie könnte. Jeder Move ist abgezirkelt, präzise, auf den Punkt. Schließlich eine Drehung, ich sehe ihr ins Gesicht und zucke zurück. Sie ist ich und ich bin sie. Kerry. Meine Zwillingsschwester. Sie wirft mir eine Kusshand zu, winkt. Dann fällt der Vorhang, verschließt den Blick auf sie, und die Musik vermischt sich mit dem Geräusch der Wellen, auf denen die Magnolia treibt. Und ich weiß nicht, ob das, was ich gerade gesehen habe, der Wirklichkeit entspricht.

 

Oberdeck 03:12

 

Ich starre in die Dunkelheit. Aus der Tiefe dringt das gleichmäßige Schwappen der Wellen, die an die Ballastcontainer schlagen, an meine Ohren. Interessiert lausche ich. Für ungefähr fünf Sekunden. Danach ist meine Aufmerksamkeit erschöpft und der kleine Hase in meinem Hirn fängt erneut an zu rennen, er kann nicht anders. Er zieht eine Taschenuhr aus seiner Westentasche. Wir haben doch keine Zeit. Wir haben doch niemals Zeit! Doch, wir haben Zeit, halte ich dagegen. Sehr viel sogar. Sie türmt sich vor uns auf und am Ende wird sie über uns triumphieren. Ich wische mir mit der rechten Hand durch das Gesicht. Ich will nicht länger alleine sein, denke ich. Und so ist es nicht verwunderlich, dass ich den Weg zu ihm suche, der da kopfüber hängt und schwingt. Die Füße in seinem Blut stehe ich schließlich vor ihm. Er ist nach unten gesackt, fällt mir auf. Zu Beginn waren wir noch auf Augenhöhe. Jetzt allerdings sieht es aus, als wollte er sein Gesicht in meinem Schoß vergraben, während ich ihn mit meinen Armen umschlungen halte. Für einen Moment will ich kichern, doch der erste Laut bleibt mir in der Kehle stecken. Stattdessen sinke ich auf meine Knie. Jetzt sind wir wieder face to face, nur dass seine Augen nicht mehr feucht sind. Da rinnt mir eine Träne über die Wange, der nasse Vorbote einer ganzen Armada aus Rotz und Wasser. Ich lasse es zu, ohne mein Gesicht hinter meinen Händen zu verbergen. Irgendwann bleibe ich zurück, eine leere Hülle, ohne Gefühl, ohne Kraft. Es hat mich von den Knien geholt und so liege ich mehr oder weniger dekorativ unter dem nun weißen Hugo, blicke nach oben in sein Gesicht, während sich das einst cremefarbene bodenlange Satinkleid mit seinem Blut färbt. Sein Körper schwankt, meine Welt schwankt. Mir ist speiübel. Und während ich mich noch frage, warum ich in diesem zutiefst poetischen Moment so unglaublich profan reagiere, krümmt sich mein Körper bereits in dem Versuch, all den Schmutz loszuwerden, der sich in mir angesammelt hat, seitdem ich den Fuß auf Magnolias Boden gesetzt hatte. Und es ist mir, als habe ich das bereits einmal erlebt.

 

Der Riss in meinem Geist gibt den Blick frei auf eine dunkle, raue See, von Gischt gekrönt. Wir sind auf einem Speedboot unterwegs, schnell und wendig, und ich stelle fest, dass ich dafür nicht gemacht bin. Bei diesem Tempo ist es schwer, gleichzeitig zu kotzen und sich festzuhalten, aber darum muss ich mich nicht kümmern, da steht jemand hinter mir. Ich sehe seine Hände links und rechts neben meinem Körper. Sie umspannen die Reling und geben mir den schützenden Rahmen, damit ich nicht von Bord fliege. Irgendwann ist da nichts mehr, was nach oben drängt. Ich wische mir mit der Hand über den Mund und lasse mich nach hinten fallen, gegen ihn, der noch immer ungerührt hinter mir steht.

»Was denn? So schwach mit einem Mal?« Seine Stimme verfängt sich in meinen flatternden Haaren, findet den Weg in meine Ohren. Er klingt amüsiert. Entspannt. »Wo ist die rote Zora abgeblieben?«

»Du Arsch«, höre ich meine Stimme vorbeirauschen, der Wind reißt mir die Worte förmlich von den Lippen. »Mach dich nicht lustig über mich.«

Er lehnt seine Stirn gegen meinen Hinterkopf, ich weiß genau, was er jetzt für ein Gesicht zieht. Milde Resignation wird in seinen Zügen stehen. Er kann es nicht leiden, wenn ich meine Gossensprache nutze, aber gleichzeitig – es hat seine Vorteile, wenn der andere nach einem verrückt ist. Manchmal ist es aber auch eine Last. Wie genau in diesem Moment. Während ich seine Arme um mich schlinge und in ihm versinken könnte, habe ich ein schlechtes Gewissen. Wer bin ich schon, dass ich so über ihn und seine Freunde verfüge? Aber es geht nicht um mich, gebiete ich meinen Zweifeln Einhalt. Es geht um die Sache. Die Sache ist inzwischen nahegekommen. Der Lärm des Wassers, das an die unzähligen Ballasttanks schlägt, welche die Magnolia auf dem Wasser treiben lassen, ist enorm. Unser Boot stoppt.

»Und nun?« Ray ist einen Schritt zurückgetreten und dreht mich zu sich herum. Ich zucke mit den Schultern.

»Du weißt, dass das eine blöde Idee ist. Das weißt du doch, oder?«

»Irgendjemand muss denen Einhalt gebieten.«

»Und das musst ausgerechnet du sein? Wann hast du dich entschieden, eine Karriere als Märtyrerin zu starten?«

»Lass mich doch in Ruhe«, fauche ich. »Meinst du, ich mach das, weil ich es geil finde? Weil ich nichts anderes zu tun habe? Oder weil mir harmlose Protestmärsche zu öde sind?«

Ray hält mich an den Schultern und schüttelt mich. »Ja«, presst er dann mühsam heraus. »Du brauchst den Kick. Immer muss es schwarz-weiß sein bei dir. Vogel friss oder stirb. Aber was ist mit mir, wenn du dabei draufgehst?«

Ich halte inne. Einen Herzschlag spüre ich, dass er mich tatsächlich liebt. Im nächsten Moment ist es vorbei damit und ich reiße mich von ihm los. Wortlos schultere ich meine Tauchausrüstung und den Sack mit den Sprengsätzen, überprüfe ein letztes Mal Anzug und Gerätschaft, dann springe ich über Bord, hinein in das trübe Ölige.

Es war in der Tat eine blöde Idee gewesen, das merkte ich schnell. Nachdem ich es geschafft hatte, ungefähr die Hälfte aller Sprengsätze zu montieren, wurde der Sauerstoff knapp. Ich tauchte langsam auf und suchte Ray und das Speedboot. Er war meinem Weg gefolgt, allerdings nicht so unsichtbar wie geplant. Als ich das Boot sichtete, wurde es gerade von einem anderen gestoppt. Die Sicherheitsleute der Magnolia! Ich schwamm vorsichtig näher, als der erste Schuss fiel. Der Laut peitschte über das Wasser. Während ich noch erschrocken nach Luft schnappte, fielen weitere. Ich zählte mit. Vier waren es insgesamt. Vier waren auf dem Boot gewesen. Ray, sein Bruder Gavis und zwei ihrer Freunde, die ich als so unbedeutend empfand, dass ich mir noch nicht mal die Mühe gemacht hatte, mir ihre Namen zu merken. Jetzt waren sie hin. Wegen mir. Scheiße.

Schon wollte ich die letzte Sauerstoffreserve nutzen, um unbemerkt zu Rays Boot zu tauchen, da ging es bereits in Flammen auf. Die Security fackelte eben ab, was ihr in den Weg kam. Verdammt, ich hatte die Warnungen im Vorfeld doch gehört. Ich schwamm zurück an eine der vertikalen Stützen. Ich brauchte Zeit, um zu überlegen. Das Wasser war inzwischen eisig, der Neoprenanzug hielt die Wärme nicht mehr, die Sauerstoffflasche lastete schwer auf meinen Schultern. Ich sah mich um. Da waren Sprossen in den Stahl der Stütze eingelassen. Ich hielt mich daran fest und ließ den Hasen in meinem Hirn losrennen: Vogel, friss oder stirb, hatte Ray gesagt. Das war die Frage. Wollte ich jetzt, da ich mit eigenen Augen gesehen habe, wozu die Security fähig war, auf den Auslöser drücken und mein Werk vollbringen? Einer Märtyrerin gleich sterben – ohne dabei gesehen oder gehört zu werden? Oder wollte ich weiter leben, so wie geplant, und solange – fressen?

Die Entscheidung fiel schnell. Meine Tauchausrüstung verschwand im Wasser, ebenso wie der Neoprenanzug. Das Einzige, was ich zurückbehielt und mir in den Slip schob, war der Auslöser für die montierten Sprengsätze. Danach zog ich mich Sprosse für Sprosse hinauf, in der Hoffnung, dass es oben irgendwie weitergehen würde. Und ich verbat mir, den Blick nach unten zu wenden. Nur nicht abrutschen. Das sollte nicht der letzte Fehlgriff meines Lebens werden.

 

Oberdeck 03:26

 

Das Würgen ebbt ab. Ich hebe den Arm und streiche Hugo über die rechte Wange. Eine Blutspur beschmutzt jetzt sein bleiches Gesicht und ich fühle mich unbehaglich, als habe ich etwas unendlich Kostbares beschmutzt, versaut, wertlos gemacht. Ich sehe nur die verschmierte Stelle. Dass ein tiefer Schnitt seinen Hals geöffnet und dabei seinen Kehlkopf bloß gelegt hat, nehme ich nicht bewusst wahr. Hat ja auch nichts mit mir zu tun. Oder?

Ein Lachen hallt in mir wieder, wie aus weiter Ferne. Es ist weiblich. Triumphierend. Oder doch eher – hämisch?

Während ich so in Hugos Gesicht blicke, verschieben sich seine Gesichtszüge ins Mädchenhafte und wieder ist mir so, als habe ich die Situation genauso bereits erlebt.

Ich kann seinen Anblick mit einem Mal nicht mehr ertragen, also schließe ich die Augen. Doch seine Nähe kann ich trotzdem weiterhin spüren. Diese mit einem Mal vorwurfsvolle Stille. Das stumm klagende Abhängen. Und dieses Gefühl, dass es meine Schuld ist, dass er sich in dieser Lage befindet. Schuld, Schuld – das ist der Schlüssel für dieses Déjà-vu. Ich robbe von ihm weg, wieder hin zur Reling. Ich muss alleine sein mit mir. Zum ersten Mal nach langer Zeit wieder alleine sein mit meinen Gedanken, denn ich spüre, da lauert mehr hinter meiner Stirn – und alles will sortiert sein. Als ich am Stahlgeländer angekommen bin, lehne ich mich mit dem Rücken dagegen, ziehe die Beine an. Die Knie dienen den Armen als Ablage, auf die ich meinen Kopf bette. Das Messer liegt wieder lose in meiner Rechten. Wer weiß schon, wozu es gut ist.

Während ich für jeden anderen wirken muss, als habe ich zu viel gesoffen und müsse jetzt dafür bezahlen, ist der Geist hinter den geschlossenen Lidern hellwach. Bilder zucken über die dunkelrote Leinwand, das Blut rauscht mir in den Ohren und ich lasse mich mitreißen.

 

Da tobt eine junge Frau durch das Bild, halblange mahagonifarbene Locken tanzen um ihren Kopf, geben immer wieder die Sicht frei auf ein elfenhaftes Gesicht. Es ist Kerry. Das, was ich gesehen habe, ist also doch real, denn jetzt fühlt sich alles so richtig an, lebendig, wahrhaftig!

Sie trägt knappe Shorts und eine Hippiebluse mit Bommeln und Spitzeneinsätzen an den Ärmeln, ein Traum aus cremefarbenem Baumwollkrepp oder Batist oder wie auch immer dieser Stoff heißen mag. Kerry kennt sich da besser aus. Kerry ist die Schneiderin von uns beiden. Kerry ist für Schönheit und Anmut zuständig, ich für die Ratio. Das sieht man uns auch an.

Ich liebe Kerry. Das ist verwunderlich, Neid hätte man wohl eher zwischen uns Schwestern vermutet. Aber die Rollen waren von Anfang an verteilt – ich, als die um drei Minuten Ältere, passte auf die Kleine auf, sie durfte sich ausleben und ich nahm teil an ihrem Tollen. Wir machten dabei nur selten die typischen Zwillingssachen. Wir tauschten keine Kleider, keine Freunde. Wir waren auf unsere Eigenständigkeit bedacht. Und so flirrte Kerry mit den Modebienchen in der Highschool herum, während ich mich im Debattierklub versuchte. Sie als Tanzverrückte war bei den Cheerleadern, ich in der Schülerzeitung.

Was aber durchaus funktionierte, war der siebte Sinn unter Zwillingen. Wir spürten genau, wenn es dem anderen schlecht ging. Ließen dann alles stehen und liegen und eilten einander zur Hilfe. Dabei war ich es meistens, die Kerry aus verfahrenen Situationen herausboxte. Aber auch hier wurde nichts gegeneinander aufgerechnet.

Nun gab es bei aller Liebe dennoch Situationen, in denen ich sauer wurde. Ich erinnere mich an einen Tobsuchtsanfall, als Pete Burton Kerry zum dritten Mal nacheinander abserviert hatte. Wir waren siebzehn Jahre alt.

»Wann lernst du es endlich, Sis? Wann schießt du ihn endlich auf den Mond?«

Kerry heulte sich die Augen aus und jammerte irgendetwas von »Aber er ist doch … Er meint es nicht so … Ich habe ihn verärgert, kein Wunder, dass er abhaut …«.

Ich packte und schüttelte sie. »Wach auf!«, herrschte ich sie an. »Der Typ ist Scheiße, er denkt Scheiße, er baut Scheiße. Aber das hat nichts mit dir zu tun. Du hast keine Schuld!« Den letzten Satz hatte ich ihr ins Gesicht gebrüllt, in der Hoffnung, dass sie mich endlich verstehen würde. Meine Hoffnung trog mich. Kerry heulte erneut los, lauter noch als vorher.

»Dann suhl dich eben in deinem Unglück«, sagte ich verächtlich. »Aber rechne nicht mehr mit mir. Nicht in dieser Sache. Du kennst die Regel – dreimal um Hilfe bitten und dann alleine klarkommen. Ich kann nicht immer für dich da sein.« Damit wirbelte ich auf dem Absatz herum, verließ Türen schlagend das Zimmer und ließ sie allein. Sie trennte sich daraufhin endgültig von Pete. Ich wusste nicht, ob sie das tatsächlich aus eigenem Antrieb getan hatte oder aus Angst, dass ich ihr nicht mehr die Hand halten würde, im ersten Moment war es mir aber auch völlig egal – Hauptsache, Pete war weg und ich hatte recht behalten.

Während ich also brüllte, war Kerry die Ruhige. Während ich mich auf Verstand, Logik und Lautstärke verließ, war Kerry diejenige, die schweigend Umarmungen und Trost spendete und überhaupt bei Streitigkeiten schneller einknickte, als ich es tat.

Die meiste Zeit aber verlief unser gemeinsames Leben harmonisch. Wir hatten mehr Licht als Schatten, was wir irgendwie für selbstverständlich hielten.

Bei unserem letzten Streit war allerdings alles anders. Wir waren gerade einundzwanzig geworden. Kerry hatte ihre Sachen gepackt, in aller Ruhe weitergepackt, während ich an ihren Verstand appellierte, der, wie ich im Verlauf meines Monologes feststellte, scheinbar komplett abhandengekommen war.

Irgendwann drehte sie sich um, schulterte ihre Reisetasche und erklärte, dass sie jetzt gehen würde, egal, wie sehr ich dagegen war. Sie streifte mich kurz beim Herausgehen an der Schulter, dann klackerten ihre Absätze die Treppe hinunter.

»Was willst du denn da?«, hatte ich ihr hinterhergerufen. »Geh aufs College, verdammt noch mal. Schmeiß nicht alles hin wegen einer versiebten Klausur. Du bist alle mal mehr als eine billige Nutte für die Bonzen auf Magnolia.«

Kerry hatte sich daraufhin auf dem letzten Treppenabsatz herumgedreht. »Zoe, Liebes. Ich habe die Chance bekommen, in der Showtruppe zu tanzen. So etwas kommt nur einmal und ich wäre verrückt, das Angebot auszuschlagen! Und das werde ich auch nicht machen, Punktum. Ich wollte schon mein Leben lang tanzen. Deine Sorge in allen Ehren, aber ich kann es nicht mehr hören. Das ist mein Leben und ich mache dieses eine Mal damit, was ich will.« Bevor ich noch zu einer Erwiderung ansetzen konnte, war die Tür ins Schloss gefallen. Ein Wagen fuhr an. Ich sah aus dem Fenster dem Taxi nach, das sie aus meinem Leben wegfuhr.

 

Zoe? Nicht Sassy? Ich taste nach meiner ID. Aber da steht doch … Aus einer plötzlichen Erkenntnis heraus lasse ich die Karte fallen. Ich sehe ihr zu, wie sie von einem Windstoß im Sturz abgefangen wird. Es trägt sie auf das Meer hinaus, das weite, weite Meer, das so viel verschluckt.

Ich stütze meinen Kopf auf und schließe die Augen. Alles ist Lüge. Die ganze Welt ist eine Lüge. Und Magnolia war nichts anderes als ein schwimmender Koloss, auf dem sich der Abschaum im rechtsfreien Raum traf. Weil sie hier einen Schlupfwinkel fanden, die Betrüger, die Gauner, die Dealer, die Zuhälter. Nachdem das Meer angestiegen war und die ersten Küstenstädte einfach verschluckt hatte, war man recht schnell auf die aufgelassenen Plattformen ausgewichen. Magnolia war nicht die Einzige ihrer Art. Wohl aber mit eine der größten und profitabelsten. Vor dem Sturm jedenfalls. Jetzt ankern wir nicht länger vor dem Festland. Ich weiß nicht, wohin es uns verschlagen hat, wohin wir treiben. Es ist aber auch egal. Egal.

Es ist mir, als reißt es mich in zwei Hälften. Eine Hälfte will noch immer an Sassy glauben, an den schönen Schein. Will Hugo lieben und nicht wissen, was er wirklich trieb. Wofür er verantwortlich war.

Die andere Hälfte fragt sich, wo Kerry ist. Was mit ihr geschah. Warum ich hier bin.

 

Oberdeck 04:15

 

Ich hebe den Kopf von meinen Armen und blicke mich um. In der Ferne dämmert der Morgen heran. Seine rot glühenden Finger tasten über das Meer. Noch ist er nicht stark genug, um über die Dunkelheit zu triumphieren. Kerry, hallt es in mir wieder. Liebste Kerry, wo bist du nur geblieben?

Langsam reift in mir die Erkenntnis, dass ich tatsächlich ihretwegen hier bin. Aber warum dann die Sprengsätze? War ich so wütend auf Kerry, dass ich ganz Magnolia absaufen lassen wollte? Ich versuche die Puzzleteile zusammenzusetzen, die mein kranker Geist mir präsentiert. Aber es will und will sich keine Logik einstellen. Doch so wie das Licht langsam über den Wellen näherkommt, genauso dämmert es mir, warum ich Magnolia einst versenken wollte. Es war nicht die Plattform selbst, gegen die sich mein Zorn wandte. Es war vielmehr das, was sie mit den Menschen anstellte. Die vergaßen, einmal dort angekommen, alles um sich herum. Sie beherbergte Menschen, denen die Zustände auf dem Festland am Arsch vorbeigingen. Arbeitslosigkeit? Armut? Gettoisierung? Umweltzerstörung, aber ach nein, da gab’s ja nichts mehr zum Plattmachen. Egal. Glaubenskriege? Bandenkriege? Nichts von all dem hatte eine Bedeutung in dieser Scheinwelt. Ebenso wenig wie meine Schwester. Oder ich selbst.

Ich schlage mir mit der Faust an die Stirn. Einmal, zweimal. Ich verfalle in einen quälend langsamen Rhythmus und spüre jeden Hieb dumpf in meinem Schädel nachklingen. Vielleicht ist das der Weg, wieder zu mir zu finden, ich weiß es nicht.

 

In den ersten Jahren hatte ich die Berichterstattung über Magnolia aufmerksam verfolgt, auch wenn mir das pfauenhafte Gespreize und die Zurschaustellung von Amoral und Blödheit zuwider waren. Mit der Zeit lernte ich aber an den Fratzen, die sich in das Kamerabild drängten, vorbeizusehen. Ich durchsuchte die Bilder nach Kerry. Hin und wieder erhaschte ich tatsächlich einen Blick auf sie. Ich wunderte mich, wie sie es schaffte, inmitten der überpuderten, maskenhaften Dekadenz so frisch auszusehen. Kurzum: Es schien ihr gut zu gehen. Vielleicht war sie sogar glücklich.

Langsam lernte ich, sie loszulassen in Gedanken. Konnte mir und ihr eingestehen, dass sie nicht länger meinen Schutz benötigte. Sie war jetzt alltagstauglich geworden, nicht so verträumt und verpeilt wie früher. Nein, Kerry kam ohne mich ganz gut zurecht.

Diese Phase hielt allerdings nicht lange an. Vielleicht ein, zwei Wochen. Danach kamen die Sorgen wieder. Ich konnte einfach nicht anders.

Wir hatten keinen direkten Kontakt mehr. Kerry hatte anscheinend ihre Mobilnummer gewechselt, als sie mich verließ und in ihr neues Leben aufbrach. Bewusst? Sie rief mich jedenfalls nicht an, schrieb keine Nachricht, antwortete auch nicht auf meine Anfragen. Irgendwann war ihre Mailbox gefüllt, meine Nachrichten wurden zurückgeschickt. Hatte ich zunächst gehofft, dass sie sich wenigstens an ihren freien Tagen bei mir melden würde, so wurde diese Hoffnung von Monat zu Monat kleiner.

Ich fing an mich zu fragen, warum sie fernblieb. Verwarf den ersten Gedanken, dass ich sie fortgetrieben haben könnte. Schnell malte ich mir alle möglichen Übel aus. Sie wurde gefangen gehalten, unter Drogen gesetzt, einer Gehirnwäsche unterzogen. Kurzum: Ich würde sie retten müssen! Ich fragte dagegen nie, wie sie es schaffte, ohne mich zu leben. Ich unterstellte, dass sie mich ebenso wieder sehen wollte, wie ich sie.

Meine Paranoia trieb wilde Blüten. Mehr als einmal überlegte ich, mich auf Magnolia einzuschleusen, aber das Habitat war abgeriegelt. Abgeschottet. Ich hätte nur als zahlender Gast auf die Vergnügungsinsel gelangen können, aber dafür fehlte mir das nötige Kleingeld. Selbst wenn ich meinen Studienkredit gänzlich opfern würde, reichte es gerade mal für den Hinflug.

Und als Arbeitskraft? Keine Chance. Magnolia war als Arbeitgeber auf dem Stellenmarkt nicht vertreten. Wahrscheinlich sollte so etwas Gewöhnliches wie eine Putzfrau das glamouröse Bild des Habitats nicht zerstören. Marketing war alles in dieser Welt.

 

Das Speedboot zuckt durch meinen Geist. Natürlich. Jetzt ergibt das einen Sinn. Ich atme erleichtert aus. Eine Frage ist geklärt. Dann folgen weitere Bilder, unsortiert, ohne nähere Erklärung. Aber sie füllen die Lücken zwischen dem kräftezehrenden Erklimmen der Stahlsprossen und dem Tanzabend, an dem ich Hugo kennenlernte. Gesichter fallen an mir vorbei in die Finsternis, Mädchen, Sicherheitskräfte, Arbeiter, Techniker, Frauen. Schaffe, schaffe hieß es auf dem Versorgungsdeck – Küche, Wäscherei, Technik, das Putzgeschwader. Und auch da – immer wieder Kerrys Name. Die Geister des Unterdecks sind müde, ausgezehrt, abgearbeitet. Wütend. Ich kenne ihre Namen nicht. Und gerade jetzt tut mir das unglaublich leid. Scham löscht alle weiteren Bilder aus. Rot überblendet es meinen Geist.

 

Oberdeck 04:57

 

Ich strecke meine Beine aus. Verheddere mich in dem langen, von Hugos Blut klebrig gewordenen Satin und schreie frustriert auf. Ich kann es nicht länger ertragen, gefangen zu sein. Kurz entschlossen treibe ich die Messerschneide durch den Stoff. Doch auch hier erschwert das inzwischen zu Klumpen verklebte Blut des toten Kannibalen mein Vorhaben. Schließlich gelingt es doch und ich zerre die Klinge durch den Stoff, der mit einem Ächzen und Knarzen trotz allem weiterhin schwachen Widerstand leistet. Das Kleid ist endlich mehr oder weniger knielang und ich kann meine Beine frei bewegen. Ich stehe auf und lehne mich an die Reling. Mein Magen meldet sich. Schon wieder. Jetzt ist es Hunger, der sich nicht länger ignorieren lässt. Aber ich kann ihm nicht nachgeben, nicht jetzt, wo ich so kurz vor der Wahrheit stehe. Es schwindelt mir, es flaut im Magen und zieht mich zurück in die eine Nacht, die alle Weichen stellte.

 

Es kam die Zeit, in der Kerry nicht mehr zu sehen war, weder in der ersten Tanzreihe noch im Hintergrund irgendwelcher Partys. Ein ungutes Gefühl machte sich in meinem Magen breit und verließ mich nicht mehr. Eines Nachts dann schreckte ich aus dem Schlaf.

»Bye, Sis«, tönte Kerrys Stimme in der Dunkelheit meines Schlafzimmers. »Es tut mir so leid!«

Ich saß aufrecht im Bett, das Herz hämmerte mir gegen die Rippen.

»Kerry?« Mein Verstand flüsterte mir zu, dass sie nicht da war. Mein Herz wusste, dass etwas geschehen sein musste. Etwas wirklich, wirklich Schlimmes.

Die nächsten zwei Tage verbrachte ich wie in Trance. Ständig lauschte ich nach der Türklingel in der Erwartung, dass die Polizei davor stünde, um mir eine schlechte Nachricht zu überbringen, die mir bereits bekannt war. Aber es tat sich nichts. Nach weiteren drei Tagen klappte ich zusammen. Die Sorge und der Zorn, zur Untätigkeit verdammt zu sein, hatten mich fertiggemacht. Als ich zusammengekrümmt auf meinem Bett lag und durch das Fernsehprogramm zappte, blieb ich an einer Eilmeldung hängen. Eine Kamera hielt erbarmungslos auf eine angeschwemmte Leiche. Lange blonde Haare klebten nass an Schulter und Rücken. Ich weiß noch, dass ich für einen Moment Erleichterung verspürte. Das konnte sie nicht sein, oder? Da wurde der schmale Frauenkörper herumgedreht, der in einem langen cremefarbenen Satinkleid steckte. Ich erstarrte. Das elfengleiche Gesicht hatte sich kaum verändert, das war eindeutig meine Schwester. Kerry, liebste Kerry, was war dir geschehen? Während ich mich bei den Behörden meldete, um sie zu identifizieren, um sie heimzuholen, um sie zu beerdigen, wurde sie in den Nachrichten als eines der zahlreichen Opfer Magnolias bezeichnet. Die Moralisten hatten Futter, um die Verderbtheit der Vergnügungsinsel anzuprangern, die die Menschen in Abgründe risse. Die Yellow Press hatte den Aufreger für drei Tage, nachdem sie festgestellt hatten, dass Kerry eine der Tänzerinnen gewesen war. Danach tobten das Leben, das Sterben und andere Skandale weiter durch die Presse, alles wie gewohnt, und Kerry hatte man schnell wieder vergessen. Die Behörden gingen von einem Selbstmord aus und legten den Fall eilig zu den Akten. Dass ich tobte und schrie und Aufklärung forderte, dass ich wüsste, aus tiefstem Herzen spürte, dass meiner Schwester Gewalt angetan worden war, all das wurde als nicht belegbar vom Tisch gewischt, auf dem schon bald der nächste Tote lag. Niemand hatte Zeit für mich.

Ich trauerte nicht um Kerry. Sie steckte mir im Kopf, im Herzen, im Blut – dabei aber so lebendig, ich konnte den Inhalt der Urne, die auf meinem falschen Kaminsims stand, nicht mit ihr in Verbindung bringen. In der Nacht besuchte sie mich in meinen wirren Träumen. Wir flüsterten wie früher, was Schwestern in der Dunkelheit so flüstern, wenn sie nicht schlafen wollen. Dabei fiel immer wieder der Name ›Hugo‹. Er schien der Dreh- und Angelpunkt ihrer Welt gewesen zu sein.

 

Warum auch nicht Hugo? Er war der König von Magnolia gewesen. Natürlich waren unsere Schicksale mit ihm verknüpft. Ich versuche zu lachen. Kraftlos fällt der Versuch aus, schwach. So hatten wir also doch einen Mann geteilt. Und anscheinend hatte er in den Geist einer jeden von uns seine Flagge gesetzt. Sein Territorium. Hände weg.

Endlich kann ich um meine Schwester weinen. Sie ist wieder greifbar für mich, so greifbar wie Hugo, der nur wenige Meter entfernt baumelt, grotesk und seltsam. Ich habe beide geliebt, stelle ich gequält fest. Jeden auf eine andere Art, aber, ja. Und ich liebe sie weiter, über den Tod hinaus. Sie fehlen mir so unendlich.

Da tönt Kerrys Stimme kalt in mir wieder: »Du liebst meinen Mörder, Sis? Ist dir klar, was du da sagst?« Sie ist wütend. Und ja, sie hat recht, so wie sie es sagt. Aber war es wirklich Hugo, der sie vom Oberdeck gestoßen hat? War es nicht vielleicht doch jemand anderes?

»Wenn du wüsstest, wie viele Mädchen von Magnolia verschwunden sind, du würdest dir diese Frage nicht stellen!«, zischt Kerrys Stimme in mir. »Er ist der Teufel. Er hat alles koordiniert. Und nur, weil er dich in den goldenen Käfig gesperrt hat, heißt das nicht, dass er dich geliebt hat. Im Gegenteil – er hat dir dein Ich genommen und deinen Willen.«

»Sei still«, wimmere ich. »Ich will das nicht hören.«

»Das glaube ich dir.« Kerrys Stimme ist wieder süß wie Honig. »Die Wahrheit will niemand hören.«

 

Oberdeck 05:32

 

Ich hebe den Blick und sehe zu Hugo hinüber. Ich fokussiere mich auf ihn, der inzwischen im feurigen Licht des Morgens gebadet wird. Er wird auf diese Weise wieder zum roten Hugo und mir damit fern, so fern, und mein Zorn erwacht aus einem tiefen Schlaf. Es ist auf einmal wie früher. Ich stehe auf. Ich bin nicht länger Sassy. Ich war nie wirklich Sassy, rede ich mir ein. Trotzig versucht meine Logik, das Gefühl zu überschreien. Ich war eine Maskerade, brüllt es in mir, eine gelebte Inszenierung. In Wirklichkeit bin ich ein Racheengel. Von Kerry selbst geschickt. Ich hatte Magnolia geentert, mit dem Ziel, den Mörder zu finden, und da hängt er nun vor mir. Das Messer in meiner Rechten zuckt. Es hat ein Eigenleben. Es will wieder zustechen. Im letzten Moment halte ich es zurück.

Stattdessen streiche ich Hugo mit der Linken über die Wange. Das Messer fällt klirrend zu Boden. Warum fällt es mir so schwer, meinen Zorn an ihm auszulassen? Warum schiebt sich da immer noch die aus Drogen heraus geschaffene Figur der Sassy zwischen ihn und mich? Warum falle ich wieder auf die Knie, umschlinge ihn und suche mein Heil, meinen Trost und mein Glück in seinen Armen? Ich rapple mich auf und flüchte zurück an die Reling.

»Dabei hast du es doch längst getan!«, flüstert es da hinter meiner Stirn. »Deinen Zorn ausgetobt, dein Mütchen gekühlt.« Es ist Kerrys Stimme, die da zufrieden gluckst und lacht. »Du hast mich gerä-ächt«, singt sie leise, mit unverhohlener Schadenfreude, die nicht mir, sondern ihrem Mörder gilt. »Hugo’s deadish!« Kerrys fröhliches Lachen juckt hinter der Stirn. Treibt mir die Tränen in die Augen. »Na, dämmert’s dir wieder?« Kerrys Stimme hält inne. »Weißt du nicht mehr, wie es war, ihn aufzuknüpfen? Einen Spaziergang hattest du dir erbeten. Am Oberdeck. Mit einer letzten Flasche Champagner seid ihr hier herumgelaufen und habt den Sturm als Befreier gefeiert! Bis du ihm die Flasche über den Schädel gezogen hast, nicht wahr? Er hat sich noch etwas gewehrt, aber du warst stärker! Ich war so stolz auf dich, Schwesterherz. Und weißt du etwa nicht mehr, wie es sich angefühlt hat, das Messer, sein eigenes Messer, an seiner Kehle anzusetzen und durchzuziehen?«

Ich schüttle den Kopf. So etwas habe ich nicht getan, zu so etwas wäre ich doch nie fähig!

Ein enttäuschtes Schnalzen klingt in meinen Ohren. »Du hast es für uns getan, Schwesterherz. Für uns beide! Sein Leben für meines und deine Befreiung gratis dazu. Wir haben es geschafft, Sis. Ich musste dich nur kurz an deine Aufgabe erinnern. Aber dafür sind wir ja Schwestern, nicht wahr?«

Kerry lacht hell auf. Fröhlich ist sie und unbeschwert wie früher. Sie tanzt davon, ihre Locken springen auf und ab und dann ist sie fort. Stillschweigen in meinem Kopf. Schwärze. Nichts.

Dann ein Wirbel aus Technicolorbildern und alles, alles kommt zurück.

Ich schlage mir mit beiden Fäusten an die Stirn. Ja, ja, verdammt noch mal, ich erinnere mich! Ich erinnere mich mit einem Mal an alles und alles ergibt einen Sinn. Ich senke die Fäuste, öffne sie. Blicke auf meine schmalen blutigen Hände, denen so viel Kraft innewohnt. Alles folgt einer inneren Logik, aber Scheiße noch eins: Jetzt bin ich allein! Umgeben von Geistern und wirren Bildern und Blut, so viel Blut und alles ist kalt und schmierig.

Was habe ich nur getan, Hugo.

Ich eile zurück zu ihm, falle auf meine Knie, taste nach dem Messer. Niemand darf Gott spielen, stolpert es durch meine Gedanken. Halte die andere Wange hin. Nicht Auge um Auge, das ist längst überwunden.

Kerry, du, meine Schwester. Hugo, den ich noch immer so liebe.

Lasst mich nicht zurück.

Das Messer stoße ich mir dorthin, wo der Schmerz am tiefsten sitzt und wühlt. Ist es das Herz?

Ich. Weiß.

Nicht.

Mein Körper bricht zusammen. Ich schlage mit dem Kopf auf das metallene Oberdeck.

In der Ferne höre ich das Knattern eines Rotors. Doch das ist so fern. Und so egal.

 

Kerry steht vor mir. Sie lacht mir zu. Dann formt sie mit ihren Händen ein Herz. Ich werde immer bei dir sein, heißt das. Dann aber dreht sie sich um und verschwindet in einer weißen Nebelbank.

»Nimm mich mit!« Mein Ruf verhallt im Licht.

Dann spüre ich einen heißen Schmerz durch meinen Körper ziehen. Ich schreie.

»Es wird alles gut«, höre ich Kerry in mir widerhallen. »Deine Zeit ist noch nicht gekommen.«

Es wird schwarz um mich herum.

 

Oberdeck 06:27

 

»Gut gemacht, Saul.« Eine sonore Stimme dringt wie durch Watte zu mir. »Bringt das Mädel ans Festland. Wir suchen die Plattform nach weiteren Überlebenden ab. Es sollten nicht allzu viele sein, wenn der Plan der Obrigkeit aufgegangen ist. Sei’s drum. Ein paar brauchen wir für die Kameras. Da ist das Mädel hier Gold wert. Und die Schlepper sollen sich auf den Weg machen. Wir bergen die Magnolia. Jetzt. Sind ja keine Unmenschen, was?« Die Stimme lacht ironisch. »Wir sind doch stets Freund und Helfer. Dann, wenn wir es sein sollen.« Ich höre, wie sich Schritte entfernen.

Ein Männergesicht schiebt sich kurz in mein Blickfeld. Das muss Saul sein. Saul, der mich ins Leben zurückgeholt hat. Ich spüre die überraschend sanfte Berührung seiner rauen Hand an meiner linken Wange. »Zum Glück sind wir rechtzeitig gekommen, um dich hier rauszuholen. Starkes Mädchen. Hast du gut gemacht!«, raunt mir die Stimme zu und ich habe keine Ahnung, was er damit sagen will. Weiß er etwa, dass ich Hugo … Es wird schwarz um mich herum. Schon wieder.

Später, als ich zurück bin im Weiße-Watte-Land, höre ich wieder das Knattern eines Rotors. Sehr nahe jetzt. Merke, wie sich der Heli von der Plattform löst. Die Tränen, die mir über die Wangen rinnen, spüre ich seltsam klar umrissen, wie überzeichnet. Ich schmecke ihr Salz auf meinen Lippen. Allein ich weiß nicht, ob sie Trauer, Schmerz, Angst oder Erleichterung entspringen.

Aber ist das in diesem Moment nicht scheißegal?

Denn jetzt zählt nur eines – ich lebe noch.

Ich, Zoe.

 


Albertine Gaul: Bruchlandung

 

 

Das Licht flackerte und ein hoher Warnton schrillte durch das Raumschiff. Captain Johann »Joe« Fiedler hob den Kopf und kontrollierte seine Instrumente. Auf dem Monitor blinkte eine Warnung, immer schneller, bis der Captain genervt die Augen schloss.

»Falsch programmiert! Falsch programmiert«, schallte es durch den Raum und ließ den Captain an seiner Mission verzweifeln. Was war nur passiert?

Seitdem sie der Protonenstrahlung eines sterbenden Sterns ausgesetzt gewesen waren, spielte die Elektrik und Elektronik in diesem Raumschiff verrückt. Raketen und Antrieb ließen sich nicht mehr zünden, sie trudelten steuerlos durch den Raum. Auch der Funk war gestört und in der Bordküche gab es kein warmes Essen mehr. Techniker arbeiteten unermüdlich an dem Problem, bisher ohne Erfolg.

»Captain!« Der Lautsprecher knackte leise, trotzdem konnte Johann seinen Maschinisten deutlich verstehen.

»Ja«, antwortete er ihm über Funk. »Was gibt’s, John Bean?«

»Wir haben den Fehler in der Steuerung nun gefunden und reparieren ihn. Ich denke, in einer Stunde sind wir wieder flugtüchtig.« John gab sich optimistischer als er war und auch Johann hörte es an seiner Stimme.

»Großartig. Weiter so. Melden Sie sich, wenn die Reparatur beendet ist«, antwortete er ihm, dachte aber, dass sie hoffnungslos verloren waren.

»Mach ich. Ende.« Wieder knackte es und ein leiser Summton ertönte, der immer lauter wurde. Gluckernde Geräusche kamen hinzu und erinnerten Johann an einen Kaffeeautomaten.

»Captain, die Kaffeemaschine hat sich wieder in den Funk gehackt. Soll ich sie abschalten?«, fragte Leutnant Leonie Brich Falkner und deutete auf das Gerät neben der Tür.

»Ich bitte darum. – Ist der Schutzschild wieder aktiviert?«

»Ja, ist aktiv. Aber das Schiff hat Schlagseite. Keine Steuerung möglich«, meldetet der Leutnant und tippte hektisch auf die Steuerung vor ihm. »Mist! Es lässt sich nicht stabilisieren!«

»Planet voraus! Aufschlag in sechzig Sekunden!«, meldete die Computerstimme. Dann begann sie zu zählen. »Neunundfünfzig, achtundfünfzig …«

Erneut tönte »Falsch programmiert!« durch den Äther, gefolgt von »Computer sind doof«.

»Wir müssen doch was tun können«, brüllte Johann. »Ich hoffe, John bekommt den Antrieb hin. Das sieht übel aus.«

Das Schiff schwankte bedrohlich und ächzte, als es in das Gravitationsfeld des Planeten vor ihnen eintrat. Immer schneller raste das Schiff auf den Planeten zu. Johann sah eine weite Wasserfläche unter ihnen, die immer bedrohlicher näherkam. Krampfhaft in seinen Sitz gekrallt und mit Angstschweiß auf der Stirn, rief er schrill seiner Mannschaft zu: »Festhalten! Wir stürzen ab!«

Das große Raumschiff drehte sich leicht zur Seite, als es mit einem lauten Krachen auf der Wasseroberfläche aufschlug. Sein Sitz wurde herumgeschleudert und Johann knallte mit dem Kopf auf die Schaltung vor ihm. Dann spürte er nichts mehr als Schwärze. Nicht mal den Warnton, der jetzt ununterbrochen piepte, hörte er noch.

 

Als er wieder erwachte, schmeckte er Blut in seinem Mund und etwas Klebriges nahm ihm die Sicht. Er wischte es aus seinen Augen und entdeckte, dass es ebenfalls Blut war.

»Jim, Andie, Leonie, Louisa?« Vorsichtig sah er sich um. Die Beleuchtung funktionierte noch und enthüllte ein großes Durcheinander in der Kommandozentrale. Stühle waren aus der Verankerung gerissen, Körper lagen unter und auf den Schaltpulten. Johann hörte ein leises Stöhnen und sah Jim Walker, seinen ersten Offizier, der sich langsam aufrichtete.

»Geht es Ihnen gut, Jim?«

»Wo sind wir? Wir sind abgestürzt, richtig?«, fragte Jim und stand schwankend auf.

»Ja, haben Sie vorher die Koordinaten des Planeten ermitteln können?«

Jim rieb sich den Kopf. Eine große Platzwunde prangte in seinem dunklen Haarschopf und Blut sickerte bis in seine Uniform. »Ich denke schon. Sehe mal nach.« Er tippte einige Daten ein und auf dem Monitor vor ihm erschienen eine Reihe Zahlen.

»Mist! Das muss Beta Fox/JHFH-184 sein. Er liegt im Sternbild Wassermann und ist, nach meinen Berechnungen, einer der wenigen Wasserplaneten. Es wird schwierig werden, hier Material zur Reparatur zu finden.«

»Captain, wo sind wir?«, fragten nun auch die anderen Crewmitglieder, die aus ihrer Ohnmacht erwacht waren und sich von Einrichtungsgegenständen befreit hatten.

»Auf einem Wasserplaneten. Jim kann euch erklären, wo genau«, meinte Johann. »Ist jemand schwer verletzt? Ich muss Doktor Lügger anfunken. Er soll sich bereithalten. Andie, kümmern Sie sich um die restliche Mannschaft. Ich möchte wissen, ob es Tote gab und wer schwer verletzt ist.«

»Verstanden. Ich schicke sie direkt zum Doc«, antwortete Andrea »Andie« Loewe. »Oder Sanitäter werden sich um sie kümmern.« Mit einigen Klicks auf ihrem Computer konnte sie sehen, wer sich wo befand und wer dringend Hilfe benötigte. Nacheinander funkte sie die ganze Mannschaft an, insgesamt hundertzehn. Sechzig meldeten sich sofort und teilten mit, nur leicht verletzt zu sein.

»Captain, vierzig Crewmitglieder melden sich nicht und zehn nur eingeschränkt mit wirren Antworten. Ich schicke Sanitäter zu ihnen«, meldete Andie nach einem Augenblick.

»Machen Sie das. Ich muss wissen, wer lebt und wer nicht.« Johann wischte sich das restliche Blut aus dem Gesicht. Die Wunde am Kopf pochte und als er aufstehen wollte, übermannte ihn der Schwindel. Kraftlos sackte er wieder auf seinen Stuhl.

»Bleiben Sie sitzen, Captain«, meinte Andie. »Wir brauchen Sie noch. Ich rufe den Doc, er soll nach Ihnen sehen.«

»Nicht nötig«, antwortete Johann. »Er hat genug Patienten heute. Ich gehe zu ihm, wenn die Situation geklärt ist.«

»Vielleicht ist es dann zu spät, Captain«, schaltete sich Louisa Green ein, der zweite Offizier. »Wie Andie bereits sagte, wir brauchen Sie.«

»Sie sollten auch gehen«, antwortete ihr Johann und musterte die Uniform der jungen Frau, die blutgetränkt war.

»Das werde ich auch. – Noch geht es mir gut. Begleiten Sie mich?«

»Gleich! Andie, haben sie alles veranlasst? Wie viele Tote gibt es, wie viele Verletzte?« Stur hielt sich Johann an das Protokoll, das besagte, was er jetzt zu tun hatte. Vier Jahre auf der Akademie hatten ihm die Notfallregeln derart eingebläut, dass er fast wie ein Roboter funktionierte. Auch wenn seine Ausbildung schon Jahre her war.

»Die Sanitäter sind unterwegs. Sie kommen auch zu uns. Weitere Anweisungen?«

»Nein, das wäre alles. Ich denke, im Augenblick können wir nur die Lage checken und uns dann überlegen, wie wir hier wieder wegkommen.«

»Ja. Die Maschinisten sollen den Antrieb kontrollieren. John lebt noch und hat gemeldet, sich gleich darum zu kümmern«, antwortete Andie.

»Sehr gut.« Johann schloss müde die Augen. Die Verantwortung lastete schwer auf seinen Schultern. Viel schwerer als gedacht. Würden sie wieder von hier wegkommen?