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Klaus Oberbeil

KRÄUTER UND GEWÜRZE ALS MEDIZIN

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Klaus Oberbeil

KRÄUTER UND GEWÜRZE ALS MEDIZIN

Gesund und schlank mit der Apotheke der Natur

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

Detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

Für Fragen und Anregungen

info@rivaverlag.de

Wichtiger Hinweis

Dieses Buch ist für Lernzwecke gedacht. Es stellt keinen Ersatz für eine individuelle medizinische Beratung dar und sollte auch nicht als solcher benutzt werden. Wenn Sie medizinischen Rat einholen wollen, konsultieren Sie bitte einen qualifizierten Arzt. Der Verlag und der Autor haften für keine nachteiligen Auswirkungen, die in einem direkten oder indirekten Zusammenhang mit den Informationen stehen, die in diesem Buch enthalten sind.

1. Auflage 2019

© 2019 by systemed im riva Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH

Nymphenburger Straße 86

D-80636 München

Tel.: 089 651285-0

Fax: 089 652096

Die Originalausgabe erschien 2011 im systemed Verlag.

Alle Rechte, insbesondere das Recht der Vervielfältigung und Verbreitung sowie der Übersetzung, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf in irgendeiner Form (durch Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlages reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme gespeichert, verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Producing: Josef K. Pöllath, Dachau

Bildredaktion, Grafik und Realisation: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich

Satz: Lydia Kühn, Aix-en-Provence, Frankreich; Andreas Linnemann, München

Umschlaggestaltung: Laura Osswald

Umschlagabbildungen: svrid79/Shutterstock.com

Druck: Florjancic Tisk d.o.o., Slowenien

eBook: ePubMATIC.com

ISBN Print 978-3-95814-301-2

ISBN E-Book (PDF) 978-3-95814-302-9

ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-95814-303-6

Weitere Informationen zum Verlag finden Sie unter

www.rivaverlag.de

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Inhalt

Kräuter und Gewürze

Apotheke der Natur

Mit sekundären Pflanzenstoffen, Alkaloiden, Phenolen, Vitaminen, Aromamolekülen werden seit jeher erfolgreich Krankheiten und Beschwerden kuriert. Natürliche Medizin aus Wiesen, Wäldern und Gärten. An Heilkraft sind sie den chemisch-synthetischen Arzneien meist überlegen, ganz ohne Nebenwirkungen.

Seite 2: Lavendelfeld bei Valensole, Südfrankreich

Welt der Kräuter

Ampfer

Arnika

Bärlauch

Baldrian

Beinwell

Berberitze

Bilsenkraut

Bohnenkraut

Borretsch

Brennnessel

Brunnenkresse

Distel

Eberesche

Efeu

Eisenkraut

Enzian

Fingerhut

Frauenmantel

Gänseblümchen

Giersch

Goldrute

Hahnenfuß

Hirtentäschel

Holunder

Hopfen

Huflattich

Immergrün

Johanniskraut

Kapuzinerkresse

Liebstöckel

Löwenzahn

Nachtkerze

Nelkenwurz

Passionsblume

Petersilie

Ringelblume

Sanddorn

Schachtelhalm

Schafgarbe

Schlehe

Sonnenhut

Stiefmütterchen

Wermut

Welt der Gewürze

Alant

Anis

Basilikum

Curry

Dill

Eberraute

Eibisch

Estragon

Fenchel

Herzgespann

Ingwer

Kardamom

Kerbel

Koriander

Kümmel

Lavendel

Löffelkraut

Lorbeer

Majoran

Muskat

Oregano

Paprika

Pfeffer

Pfefferminze

Piment

Portulak

Rosmarin

Safran

Salbei

Schnittlauch

Schöllkraut

Schwarzkümmel

Senf

Sternanis

Thymian

Vanille

Veilchen

Wacholder

Waldmeister

Ysop

Zimt

Zitronenmelisse

Beschwerden und Krankheiten

Blähungen

Bronchitis

Durchblutungsstörungen

Durchfall

Ekzem

Erkältung

Fettleibigkeit

Fieber

Frauenleiden

Gelenkschmerzen

Hämorrhoiden

Hautallergie

Heuschnupfen

Impotenz

Ischias

Konzentrationsschwäche

Kopfschmerzen

Krampfadern

Kreislaufbeschwerden

Magen-Darm-Störungen

Nervenschwäche

Rheuma

Schlafstörungen

Bildnachweis

Über den Autor

Kräuter und Gewürze

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Apotheke der Natur

Für alle Lebewesen auf der Erde – und selbstredend auch für uns Menschen – ist Nahrung seit vielen Millionen Jahren gleichzeitig Medizin. Was sättigt, ist auch reich an Inhaltsstoffen, die Beschwerden oder Krankheiten vorbeugen, sie lindern oder auch heilen. In den Jahrmilliarden der biologischen Evolution haben sich Kleinstlebewesen, Vögel, Fische und größere Tiere dem Reichtum pflanzlicher Ernährung angepasst und daraus auch die nötigen natürlichen Arzneimittel bezogen. Dieses System einer kerngesunden Kost ist und war seit jeher die Basis für Gesundheit in der Natur.

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»Gegen jede Krankheit ist ein Kraut gewachsen«, sagt der Volksmund.

Wenn sich Tiere verletzen, unter Infektionen oder Entzündungen leiden, sich mit verdorbenen Nahrungsmitteln vergiften, meldet ihnen ihr genetisch ererbter Instinkt sehr präzise, welche Kräuter sie suchen und verzehren müssen, damit deren Wirkstoffe ihnen helfen. Zu den Medikamenten aus der Apotheke der Natur zählen Essigsäuren, die sich in faulenden Früchten auf dem Waldboden bilden, Alkaloide oder Atropin in Wildpflanzen, Vitamine in Samen, Kernen und Früchten als Waffe gegen freie Radikale – und viele andere Wirkstoffe von Kräutern, die überall wild auf Wiesen, an Bachufern, Hecken, in Wäldern oder auf den Bergen wachsen. Hasen, Rehe, Wildkaninchen oder Wühlmäuse suchen z. B. nach Tollkirschen oder alkaloidreichen Kräutern, wenn sie sich vergiftet haben. In der Brunftzeit fressen Hirsche und andere Tiere geradezu gierig Brennnesseln, um mit deren hochaktiven Wirkstoffen ihre Fortpflanzungsfähigkeit zu kräftigen.

Was duftet, heilt

Dass Kräuter einen solchen Reichtum an Duftstoffen verströmen, hat seinen Grund. Pflanzen haben ja keine Beine, sie können also nicht laufen, um sich irgendwo zu paaren und für Nachwuchs zu sorgen. Deshalb versenden sie Pheromone, mit denen sie Bienen, Hummeln, Schmetterlinge und andere Insekten anlocken, die auf ihren Blüten landen, um anschließend ihre Bestäubungspollen weiterzutragen. Durch diese Aromastoffe werden aber auch Fressfeinde angelockt – und gegen diese wiederum wehren sich Kräuter mit Abwehrstoffen, die sie vorwiegend aus bestimmten Eiweißbausteinen, den Aminosäuren, selbst herstellen. Dazu zählen neben dem erwähnten Atropin und den Alkaloiden auch Muscarin- und Morphinsubstanzen oder auch Terpene oder Steroidalkaloide, die nicht aus Aminosäuren zusammengesetzt sind. Dabei gilt: Je mehr eine Kräuterpflanze duftet, desto mehr vorbeugende und heilende Wirkstoffe enthält sie auch.

Irgendwann hat die Pharmaindustrie herausgefunden, was für eine Goldgrube an möglichen Medikamenten da in freier Natur jedes Jahr aufs Neue wächst, heranreift und gedeiht. Und findige Laborchemiker haben die heilenden Wirkstoffe der Pflanzen charakterisiert, in ihrer chemischen Zusammensetzung entschlüsselt, mit einfachen Mitteln nachgebaut und in großen Mengen produziert. Anschließend wurden diese Substanzen in Kapseln oder Tabletten gepresst, in Fläschchen oder Injektionsspritzen abgefüllt und auf den Markt geworfen. Knapp 90 Prozent der in unseren Apotheken angebotenen rund 95.000 verschiedenen Arzneimittel entstanden nach dem Vorbild der Natur, ganz egal, ob es sich um Antibiotika, um entzündungshemmende Mittel, um Pillen gegen Verdauungsstörungen oder Schmerzen, durchblutungsfördernde Mittel oder um Tabletten gegen Rheuma, Muskel- oder Gelenkschmerzen handelt.

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Pflanzen stellen Tieren und Menschen Nahrung und Heilkraft zur Verfügung.

images Heilkraut oder Tablette?

Die Heilkraft von Kräutern und Gewürzen ist in vielen Kulturen bekannt und hat seit jeher Kultur. Es ist eine sanfte Art der Heilung mit in der Regel wenig Risiko und Nebenwirkung. Die Heilung mit Naturmitteln aber dauert länger, sie ist nicht so unmittelbar wie bei chemisch-synthetischen Medikamenten. Dagegen kann es bei pflanzlichen Heilmitteln leichter zu allergischen Reaktionen kommen.

Die Natur ist gesünder

Chemisch-synthetische Arzneimittel sind stets hoch konzentriert und deshalb auch mit Vorsicht anzuwenden. Nicht umsonst sind sie mit Beipackzetteln versehen, auf denen alle Neben- und Wechselwirkungen, Kontraindikationen, Dosierungsanleitungen und Warnhinweise aufgelistet sind, mit oft sehr viel Hinweistext, der dem Patienten dient, aber vor allem auch die Pharmahersteller von einer möglichen Haftungsverantwortung befreit, für den Fall, dass vielleicht doch eine Person an dem enthaltenen Wirkstoff Schaden nimmt.

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Viele chemisch-synthetische Mittel sind den natürlichen Heilmitteln nachgebaut.

Hinzu kommt, dass Pillen oder Medikamente meist in Hilfsstoffen verpackt sind (wie z. B. Milchzucker oder Gelatine), die lediglich dem Zweck dienen, ihnen eine handelsfähige Konsistenz zu verleihen. Was ihnen völlig fehlt, sind natürliche Begleitstoffe, sekundäre Pflanzenstoffe, wie sie etwa in Kräutern und Gewürzpflanzen enthalten sind. Apothekenarzneimittel sind häufig Monoprodukte mit nur einem einzigen isolierten Wirkstoff, mitunter sind auch zwei oder mehrere solcher therapierelevanten Inhaltsstoffe kombiniert. Die Apotheke Natur aber produziert ihre Medikamente mit einem unvergleichlich höheren Reichtum an wirksamen Begleitstoffen.

Kräuter & Gewürze: Kostbarkeiten der Natur

Sie sind nicht nur reich an Aroma- und Heilstoffen, sondern enthalten auch enorme Konzentrationen an anderen gesundheitsfördernden Substanzen:

Erst die Kombination aller enthaltenen Phytosubstanzen machen die Heilkraft der Kräuter so einzigartig. Die Wirkstoffe ergänzen einander und potenzieren auf diese Weise ihr Therapiepotenzial. Ein Beispiel: Bärlauch als Beigabe zum Salat kann die Zirkulation, die Durchblutung besser und nachhaltiger in Schwung bringen als synthetische sogenannte Vasodilatoren, gefäßerweiternde Wirkstoffe aus den Labors der Pharmaindustrie – und dies ganz ohne Nebenwirkungen.

Paradiesische Natur

Wer erst einmal seine Liebe zu Kräutern und Gewürzen entdeckt hat, befindet sich bald auf einer faszinierenden, abenteuerlichen Reise zu den Kostbarkeiten der Natur. Heimische Duft- und Heilpflanzen wie Dill, Petersilie oder Pfefferminze schenken uns ihre eigenen speziellen Wirkstoffe, Exoten wie Anis, Vanille oder Zimt entführen uns in eine betörende Geschmacks- und Geruchswelt. Einzigartig an Kräutern ist, dass sie nicht nur unsere Küche bereichern, sondern auch intensiv gegen Befindlichkeitsstörungen und Beschwerden wirken. Dr. Martha Leibowitz, Biochemikerin an der University of Fullerton in Kalifornien, sagt dazu: »Dass so viele Menschen krank werden und Übergewicht ansetzen, hängt vor allem auch damit zusammen, dass sie nur Salz als Würzmittel für Speisen kennen und ihre Medikamente in der Apotheke kaufen. Würzen und Heilen sind für sie zwei unterschiedliche Dinge. Der behutsame Umgang mit Kräutern und Gewürzpflanzen hingegen öffnet uns eine neue wundervolle Welt, in der Genießen, Vorbeugen und Heilen zur Einheit werden – so wie die Natur es schon vor Millionen Jahren eingerichtet hat.«

Mit Kräutern würzen

Für viele Menschen ist Kochsalz dominierender Geschmacksspender, die faszinierende Vielfalt von Geschmacks- und Geruchsnuancen in Obst und Gemüse, Kräutern und Gewürzen kennen sie nicht. Dies gilt leider auch schon für Kinder, die nach den Vorlieben und Vorgaben ihrer Eltern ernährt werden, vorzugsweise mit Fertig- und Mikrowellengerichten, Fleisch, Geflügel, Fisch, Wurst, mit salzigen Soßen, Pommes frites, hellen Mehlprodukten, Süßem und süßen Getränken. Neben Zucker ist Salz beliebtestes Würzmittel, es besteht aus Natrium und Chlorid, die zwar lebensnotwendig sind, den Körperzellen aber bei erhöhtem Verzehr Wasser entziehen. Zellen und Gewebe können dann austrocknen, die Stoffwechselrate sinkt, die Folge sind zwangsläufig eine Reihe unterschiedlicher Beschwerden. Die Empfehlung moderner Ernährungswissenschaftler lautet: Öfter einmal Salz durch Kräuter und Gewürze ersetzen, denn Speisen schmecken dann besser, und man entdeckt wieder die einzigartige Vielfalt der Geschmacksnuancen.

images Heilende Stoffe

Die Natur bietet nahezu alles, was der Mensch an Nahrung und Heilkräften benötigt. Das sind in erster Linie Vitamine, Mineralien, Eiweiß, Kohlenhydrate, Fett und Wasser. Weil Kräuter und Gewürze nicht nur einen Wirkstoff enthalten, sondern eine ganze Palette davon in reicher Kombination bieten, sind sie für unsere Gesundheit so wichtig.

Ebenfalls ganz entscheidend ist: Zu viel Salz macht krank, Kräuter und Gewürze hingegen regenerieren natürliche Stoffwechselmechanismen im Körper, sorgen für einen ausgeglichenen Wasserhaushalt, regen die Magen- und Darmtätigkeit an und sorgen für eine bessere Durchblutung, sie wirken harntreibend, fettabbauend, fördern die Wundheilung, beugen Diabetes vor, kräftigen das Immunsystem und stimulieren die Gehirntätigkeit, speziell die körpereigene Synthese von stimmungsaufhellenden, sogenannten Neurotransmittern. Sie sorgen für ein besseres Allgemeinbefinden und hemmen vorzeitige mentale bzw. körperliche Alterserscheinungen.

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Getrocknete Kräuter sollten kühl, trocken und dunkel aufbewahrt werden.

Schlank und fit mit Kräutern und Gewürzen

Es ist daher ratsam, auf salzreiches Essen zu verzichten und auf Entdeckungsreise durch die paradiesische Welt der Gewürze zu gehen. Küchenkräuter und -gewürze öffnen die Sinne für den Geschmacksreichtum von Obst, Gemüse oder Hülsenfrüchten. Sie sind gleichzeitig eine ausgezeichnete Therapie gegen Volkskrankheiten, die – wie zahlreiche Veröffentlichungen belegen – immer mehr überhand nehmen:

Übergewicht

Jeder zweite Deutsche ist bereits zu dick, betroffen sind Erwachsene ebenso wie Kinder. Bestimmte Kräuter oder Gewürze wie zum Beispiel Borretsch, Ingwer, Curry oder Paprika wirken durchblutungsfördernd und lipolytisch (Lipolyse, griech. Auflösung, ist eine Form der Fettauflösung). Eine Küchenreise mit Kräutern und Gewürzen wird zur besten natürlichen Kur gegen überflüssige und unansehnliche Schwabbelpfunde an Bauch, Hüften, Po und Oberschenkeln (siehe auch Fettleibigkeit, Seite 204).

Allergien

Mit der Blütezeit in der Natur beginnt für viele Menschen die jährlich wiederkehrende Leidenszeit: Mittlerweile sind elf Millionen Menschen in Deutschland an verschiedenen Formen von Allergien erkrankt. Sie leiden zeitweise oder ständig an Heuschnupfen, Kontaktekzemen, Asthma, Darmproblemen oder auch an schwerwiegenden Autoimmunerkrankungen. Im Kapitel über Hautallergien (siehe Seite 214) erfahren Sie, wie Kräuter und Gewürze das Immunsystem kräftigen, wie sie ihre vorbeugende und heilende Wirkung gegen viele Krankheiten und Beschwerden entfalten.

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Kräuter wachsen auch auf dem Balkon oder dem Fensterbrett.

Diabetes

Dass inzwischen bereits Kinder an Diabetes Typ 2 leiden, der früher als Altersdiabetes bezeichnet wurde, ist weitgehend eine Folge ungesunder Ernährung. Mehr als neun Millionen Diabetiker leben unter uns, nicht gerechnet die sogenannten Prädiabetiker, die zunächst nur die riskante Veranlagung in sich tragen, bei denen also die verhängnisvolle Krankheit noch nicht ausgebrochen ist. Vorbeugend wirken zum Beispiel Bärlauch (Seite 22), Goldrute (Seite 58), Immergrün (Seite 70), Schachtelhalm (Seite 92) u.v.m.

Kräuter und Gewürze sind reine Gesundheit in konzentrierter Form. Sie sind unsere besten Freunde und Verbündeten, wenn es darum geht, Extrapfunde loszuwerden, Herz, Kreislauf und Immunsystem zu kräftigen und typische Alltagsbeschwerden loszuwerden. Sie sind die besten Arzneimittel aus der Apotheke der Natur, und wir brauchen nicht einmal ein Rezept, um sie für uns nutzen zu können, und die Natur verlangt auch keine Praxisgebühr von uns.

Dieses Nachschlagewerk erklärt in unterhaltsamer Form alles über die wichtigsten Kräuter und Gewürze, welche Wirkstoffe sie enthalten und wie wir mit ihrer Hilfe Familienkrankheiten vorbeugen und heilen können. Sie sind Fitness zum Nulltarif und gleichzeitig eine qualitativ hohe Bereicherung unserer Küche.

Gute Gesundheit wünscht

Ihnen Ihr Klaus Oberbeil

images Wichtiger Hinweis

Heilkräuter und Gewürze sollten nicht bedenkenlos angewendet werden. Eine Überdosierung kann unter Umständen die Beschwerden verschlimmern. Wenn Sie die Kräuter selbst sammeln, sollten Sie sicher sein, um welche Pflanze es sich handelt. Manche Heilpflanze kann mit einer giftigen Pflanze verwechselt werden. Im Zweifelsfall sollten Sie immer einen Apotheker zurate ziehen.

Welt der Kräuter

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Ein blühender Kräutergarten ist ein unvergleichliches Erlebnis. Üppige Blüten in allen Farben, von zartem Pink bis tiefem Blau, von leuchtendem Gelb bis lockendem Rot, eine unvorstellbare Fülle betörend-intensiver Düfte. Die Natur schenkt uns diesen Reichtum hochwirksamer Vitalstoffe für unsere mentale und körperliche Gesundheit. Bereits der Anblick einer blühenden Kräuterpracht wirkt über Sehnerven auf Rezeptoren von Gehirnnerven, die Glückshormone synthetisieren, unterstützt von der olfaktorischen Wahrnehmung duftender Pheromone über die Sinnesnerven in der Nasenschleimhaut. Duftstoffe greifen tief und sofort in unsere Gefühlswelt ein und verbessern die Stimmungslage. »Dies ist genetisch bedingt«, erläutern Experten. Interessant: Eine männliche Seidenmotte nimmt über unendlich feine Rezeptorantennen das weibliche Sexpheromon Bombykol über eine Entfernung von bis zu zwei Kilometern auf und folgt ihm im flatternden Zickzackkurs. In ähnlicher Weise reagieren wir Menschen auf natürliche Riechstoffe. Sie können unser Leben auf beglückende Weise bereichern und dabei auch noch vorbeugend und heilend wirken.

Ampfer

Heilmittel für eine schöne Haut

Kennzeichen

Von Ampfer, einem Knöterichgewächs, gibt es rund 120 verschiedene Arten, wie z. B. den Schildampfer oder den Alpenampfer. Die verschiedenen Ampferarten sind zum Teil nur sehr schwer zu unterscheiden. Am bekanntesten ist der Sauerampfer, dessen kantiger Stängel mehr als einen halben Meter hoch werden kann. Die Blüten sind grün mit rotem Einlauf, dafür leuchten die dreirandigen Früchte in der Blütezeit besonders schön. Der Ampfer mag es nicht zu heiß oder zu trocken. Er gedeiht am besten in der Nähe von Quellen oder an Bachufern, an Grabensenkungen oder auf Feuchtwiesen.

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Fein gezeichnete Venen im Sauerampfer

Verbreitung

Schon die alten Ägypter wussten von der Heilkraft frischen Ampfers oder Sauerampfers. Der war als Beigabe zu fetten Speisen beliebt, weil er die Verdauung fördert und die Fettaufnahme aus dem Darm drosselt.

Ampfer wird kurz vor der Blütezeit geerntet und über einen längeren Zeitraum hinweg getrocknet, weil er sehr saftig ist. Aus dem Nahen Osten breitete sich der Ampfer als Heilkraut bis in die Mittelmeerländer und schließlich zu uns aus. In der industriell betriebenen Landwirtschaft ist der Ampfer auf den Wiesen nicht gern gesehen.

images Achtung

Personen mit Nieren- oder Blasenbeschwerden sollten oxalsäurehaltige Lebensmittel (zu denen z. B. auch der Rhabarber zählt) mit Vorsicht oder möglichst überhaupt nicht genießen, weil er die Bildung von Nierensteinen begünstigen kann. In großen Mengen oder über mehrere Tage hinweg eingenommen, kann Ampfer auch die Aufnahme und Verwertung des Spurenelements Eisen hemmen, das den lebenswichtigen Sauerstoff in unsere Körperzellen transportiert.

Ampfer als Medizin

Dieses Wildgemüse kann roh oder gekocht verzehrt werden. Es ist außerordentlich reich an Vitamin C, deshalb nahmen es Seefahrer in früheren Jahrhunderten als probates Heilmittel gegen Skorbut mit auf lange Reisen. Ampfer schmeckt sauer, ist deshalb in vielen Familien zu Unrecht verpönt.

Er ist reich an Kaliumoxalat, einer Säure, die anregend auf die körpereigene Synthese von Magensäure wirkt – wichtige Voraussetzung für die gesunde Vorverdauung von Eiweiß und die Verwertung von Eisen und Kalzium. Dies gilt allerdings nur bei begrenzter Aufnahme, z. B. als Salatgewürz. In größeren Mengen eingenommen kann Ampfer oder Sauerampfer gerade wegen seiner hohen Konzentrationen an Oxalsäuren zu Magen- oder Darmkrämpfen führen.

Inhalts- und Wirkstoffe

Als typisches Wiesenunkraut repräsentiert der Ampfer die geballte Ladung natürlicher Heilkräfte. Mehr als manches andere Kraut synthetisiert er aus Sonne und Wasser seine potenten Wirksubstanzen:

Flavonglykoside

sind natürlicher Schutz für Haut und Schleimhäute

Oxalsäure

wirkt in geringen Mengen desinfizierend

Ballaststoffe

stimulieren die Darmpassage

Vitamin C

ist wichtigster Bestandteil unseres Immunsystems

Magnesium

ist unerlässlich für die Energieerzeugung in Muskeln

Vorbeugen & heilen mit Ampfer

Ampfer: Naturkosmetik und Verdauungstee

Bei unreiner und fetter Haut, Pickeln oder Akne kann man aus Ampfer oder Sauerampfer eine wirksame Kompresse selbst herstellen. Eine halbe Tasse getrockneter Blätter wird mit einer großen Tasse heißem Wasser aufgebrüht, anschließend lässt man den Sud zehn Minuten lang ziehen und auskühlen. Nach dem Abseihen tränkt man damit ein Baumwolltuch und legt es 30 Minuten lang auf die betroffenen Hautpartien. Sauerampfertee ist ideales Heilmittel bei Magen-Darm-Störungen nach einem deftigen, fettreichen Essen: Einfach einen Esslöffel getrocknetes Kraut mit einem halben Liter heißem Wasser überbrühen. Der gewonnene Teeaufguss kann auch für die äußerliche Abreibung unreiner Hautpartien verwendet werden.

images Tipps für Einkauf & Küche

Man sammelt den Ampfer noch vor der im April einsetzenden Blüte, am besten auf feuchten und biologisch unbedenklichen Böden, die nicht überdüngt sind. Ins Körbchen kommen nur die unbefleckten saftigen grünen Blätter. In der Küche verwendet man Ampfer sparsam, z. B. als Bestandteil von Suppen, Soßen oder Dressings bzw. auch als Salatgarnierung. Das säuerliche Kraut schmeckt frisch am besten, kaufen kann man es in Naturkostläden und auf saisonalen Märkten. Wen der saure Geschmack nicht stört, kann auf Wanderungen auch mal Sauerampfer von der Wiese pflücken und kauen – als natürlichen Vitamin-C-Spender unmittelbar aus der Apotheke der Natur.

Arnika

Königin der Kräuter

Kennzeichen

Arnika ist eine unvergleichliche Heilpflanze aus der Familie der Korbblütler. Sie leuchtet in wunderschönem Gelborange auf unseren Wiesen, sie wird auch als Bergdotter bezeichnet. Weil sie sich ebenso anmutig als Zimmerschmuck in Blumenvasen wie als Hausmittel für eine ganze Reihe von Beschwerden eignet, wurde ihr in der Natur regelrecht nachgestellt – bis sie in manchen Regionen fast ausgerottet war. Die Arnika wird bis zu einem halben Meter hoch, ihr hübscher Blütenkranz verläuft bei jeder einzelnen Pflanze unterschiedlich.

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Goldgelbe Farbenpracht in duftenden Wiesen

Verbreitung

Die wahrscheinlich aus Nordamerika und Eurasien stammende Pflanze ist auf Bergwiesen und in der Heide zu Hause. Arnika fühlt sich auf sanften Höhenlagen am wohlsten, sie gedeiht aber auch auf sandigen Wiesenböden im Flachland mit viel torfigem Humus. Die Kräuterpflanze blüht im Juni bis Juli, aber auch bis in den August hinein. Ihr derber Stängel geht in eine flach verlaufende Kriechwurzel über, die mit ihren Verästelungen ehrgeizig Nässe und Feuchtigkeit aufsaugt und damit der Pflanze einen beträchtlichen Reichtum an Mineralien und Spurenelementen zuführt. Daraus synthetisiert die Arnika ihren speziellen Schatz an Wirkstoffen.

images Achtung

Arnika enthält hoch konzentrierte Wirkstoffe, die bei Überdosierung giftig sein können. Personen mit empfindlicher Haut können auf Arnika mit Hautreizungen oder sogar mit Entzündungssymptomen allergisch reagieren. Ein zu starker Aufguss oder eine selbst zubereitete Salbe mit zu hohen Arnikakonzentrationen kann daher eher schaden als heilen.

Arnika als Medizin

Dieses wundervolle Kraut ist pure Medizin, es gehört mit zum Besten, was uns die Apotheke der Natur schenkt. Die Wirkstoffe der Arnika können innerlich wie äußerlich angewendet werden, ersetzen so manche Salbe oder Pille aus dem Verschreibungskatalog unserer Arztpraxen. Weil die Arnika auf grünen Wiesen so anmutig leuchtet, ist sie begehrtes Ziel von Insekten, aber auch von Bakterien und Pilzen. Gegen diese »Angriffe« muss sie sich natürlich wehren. Und genau dies tut sie mit einem ganzen Arsenal hochwirksamer Abwehrwaffen. Diese antibakteriellen und antimikrobiellen Substanzen können wir als natürliche Hausmedizin verwenden – und dabei viel über die Heilkräfte der Natur lernen. Die Arnika wurde bereits im Mittelalter von Hildegard von Bingen als Heilpflanze verwendet. Arnika ist teilweise geschützt, wild wachsende Kräuter dürfen nicht überall eingesammelt werden!

Inhalts- und Wirkstoffe

Quercetin

ein natürliches Antioxidans gegen freie Radikale

Flavonoide

Abwehrmoleküle gegen Bakterien oder Viren

Helenanin

unterdrückt Entzündungen im ganzen Körper

Thymol

wirkt desinfizierend gegen Pilze und Keime

Ätherische Öle

bringen die Durchblutung in Schwung

Gerbstoffe

wirken entgiftend, entlasten die Leber

Vorbeugen & heilen mit Arnika

Arnika als Tee, Salbe oder Umschlag

Nach der Hauptblütezeit im Juni oder Juli werden die Blüten abgezupft und möglichst in der Sonne bzw. im Freien getrocknet, also nicht vorschnell unter künstlicher Wärme, weil sonst wertvolle Inhaltsstoffe verloren gehen. Nach dem Trocknen kann man die Blüten in Behältern lange Zeit aufbewahren.

Quetschungen, Zerrungen und Blutergüsse kann man mit einem Arnikaumschlag behandeln. Dafür werden zwei Esslöffel Arnikablüten mit einem halben Liter heißem Wasser überbrüht. Auf ähnliche Weise stellt man auch einen Tee her, den man sowohl für Umschläge als auch für Spülungen und zum Gurgeln bei Entzündungen im Mund-Rachen-Raum verwenden kann. Für eine Salbe erhitzt man 250 Gramm Schweineschmalz. Diesem mischt man eine große Tasse Arnikablüten unter. Die Masse lässt man über Nacht stehen, erhitzt ie erneut und gießt sie durch ein Baumwolltuch ab.

images Tipps für den Einkauf

Arnikaprodukte gibt es in Apotheken, Drogerien und Naturkostgeschäften als Massageöl, Tinktur, Essenz, Gelee, Fluid, Salben, Cremes, Balsam oder auch als Heilkräutertee, den man innerlich wie äußerlich anwenden kann. Die Preise variieren sehr stark, weswegen sich ein Preisvergleich vor dem Einkauf lohnt.

Bärlauch

Knoblauch zum Nulltarif

Kennzeichen

Bärlauch ist ein Wildgemüse, das sich selbstbewusst dicht und niedrig wachsend auf unseren Wiesen und sogar in unseren Gärten breitmacht. Darüber ist nicht jeder Gartenbesitzer glücklich, denn der Bärlauch ist nur schwer zu zähmen. Dies liegt an seiner unbändigen Kräuterkraft, die einfach nicht zu bremsen ist, die wir aber hervorragend für unsere Gesundheit nutzen können.

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An saftigen Blättern sitzen hübsche weiße Blüten

Verbreitung

Bärlauch hat viele Geschwister. Er ist eng mit Knoblauch, Lauch, Schnittlauch und sogar mit der Zwiebel verwandt, die ja bekanntlich alle stark duftende und scharf schmeckende Inhaltsstoffe haben. Er kommt fast in ganz Europa vor. Bärlauch liebt schattige Plätze, vor allem aber Humusböden. Er gedeiht sehr gut in Laubwäldern. In manchen Ländern ist er vom Aussterben bedroht. Bärlauch erreicht eine Höhe von etwa 20 Zentimetern. Die jungen Laubblätter sind unvergleichlich saftig und wohlschmeckend und vergehen beim Kauen fast auf der Zunge. Blütezeit ist von Ende März bis Mai, danach verliert der Bärlauch seinen Nutzwert in der Küche. Man sollte stets nur Blätter abzupfen, nicht die Wurzel ausgraben. Dann wächst diese Heilpflanze jedes Frühjahr aufs Neue.

Bärlauch als Medizin

Diese Pflanze aus der Gattung Allium ist so etwas wie eine Kombipackung Naturmedizin zum Nulltarif, speziell für Menschen, die unter erhöhtem oder hohem Blutdruck leiden, was auf etwa ein Viertel aller Erwachsenen zutrifft. Bärlauch ist die optimale Frühjahrskur für eine bessere Durchblutung. Mithilfe des Bauchspeicheldrüsenhormons Insulin erweitert er Gefäße und macht gleichzeitig das Blut dünnflüssiger. Dadurch werden auch die unendlich feinen Arteriolen und Kapillaren, etwa in den Zehen, mit nährstoffführendem Blut versorgt. In den allerfeinsten Blutgefäßen also, in denen sich ohnehin gerade noch ein rotes Blutkörperchen hindurchquetschen kann.

images Achtung

Seinen Hunger sollte man mit dem Kraut lieber nicht stillen, dann nämlich können die intensiv-scharfen Inhaltsstoffe Magen- und Darmkrämpfe, Durchfall und Koliken auslösen. Die hohen Konzentrationen an Allicin nutzt der Bärlauch als natürliches Abwehrmittel gegen Bakterien und Insekten, die Substanz kann aber auch Schleimhäute reizen und angreifen und somit Entzündungen hervorrufen. Für die innerliche Einnahme kann man Bärlauchsaft in nicht zu hoher Dosierung mit Milch oder auch mit kaltem Tee verdünnen.

Inhalts- und Wirkstoffe

Alles, was scharf schmeckt und duftet, enthält hochwirksame Heilsubstanzen. Dies hat Bärlauch mit vielen Gewürzen gemeinsam, wie z. B. Pfeffer, Paprika, Curry oder Meerrettich.

Allicin

tötet Bakterien und andere Mikroben

Vitamin C und Selen

kräftigen das Immunsystem

Ätherische Öle

wirken anregend auf den Stoffwechsel

Thiosulfinate

können krebshemmend wirken

Sulfide

wirken einer Arteriosklerose und Gefäßverkalkung entgegen

Allium sativum

beugt Infektionen und Entzündungen vor

Sulfensäuren

sind bewährtes Antioxidantium gegen freie Radikale

Vorbeugen & heilen mit Bärlauch

Bärlauch als Hausmittel

Frische Bärlauchblätter kann man in die Saftpresse geben. Der reichhaltige Saft dient als äußerlich und innerlich anwendbare Tinktur. Geruch und Geschmack werden allerdings meist als unangenehm empfunden. Allicin und andere Inhaltsstoffe können bei zu hohem Verzehr toxisch, also krankheitserregend wirken. Den Saft nimmt man deshalb lieber tropfenweise ein, da er auf natürliche Weise blutdrucksenkend und auch darmreinigend wirkt. Weil er die Zirkulation in Schwung bringt, fühlt man sich mental und körperlich erfrischt.

images Tipps zur Ernte & Küche

In getrocknetem Zustand verliert Bärlauch seinen ganzen Zauber. Deshalb sollte man die kurze Reifezeit nutzen, bis der Bärlauch seine Blüten austreibt. Dann kann man die jungen Blätter täglich abzupfen und in der Küche ganz frisch verwenden – ein unvergleichlicher Genuss. Außer in Süßspeisen lässt sich Bärlauch überall verwenden, in Suppen, Soßen, bei der Zubereitung von Kräuterquark oder Dressings, zum Würzen von Gemüsen, Salaten und Rohkostplatten. Man kann die zarten Blätter einfach auf ein Butterbrot legen: Dies ist eine besondere Köstlichkeit aus dem Feinkostladen der Natur.

Baldrian

Bewährtes altes Hausmittel

Kennzeichen

Von dieser krautähnlichen Pflanze gibt es über 200 verschiedene Arten. Baldrian wächst nämlich auf der ganzen Welt. Je nach Bodenbeschaffenheit und Klima prägt er Wuchs und Heilkräfte unterschiedlich aus. Baldrian ist ungemein kräftig, wird mit seinem kantigen Stängel bis zu einem Meter hoch und spreizt seine weit gefiederten Blätter erfolgreich gegen die benachbarte Konkurrenz im Pflanzenreich aus. Baldrian lässt sich gut in Kulturen anbauen und züchten. Er liefert uns bereitwillig seine bewährten Heilkräfte.

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Kräftiger Wildwuchs mit üppigen Dolden

Verbreitung

Baldrian ist weit verbreitet, es gibt ihn in allen gemäßigten Zonen. Die Pflanzen- und Kräuterfreunde wissen es längst: Auf Streifzügen durch feuchte Wiesen, an Bachufern, Weg- und Waldrändern, auf trockenen Böden ebenso wie auf modrigen Senken entdeckt man die wild wachsende Urpflanze unter den natürlichen Haus- und Heilmitteln. Je mehr das Baldriankraut der Witterung ausgesetzt ist oder sich im dicht wuchernden Wiesengestrüpp gegen Insekten oder andere Pflanzen zur Wehr setzen muss, desto mehr Abwehrstoffe synthetisieren seine Zellen. Wilder Baldrian ist daher ein weitaus besserer Spender von Heilkräften als die weit verbreitete kultivierte Stammpflanze.

images Achtung

Baldrianextrakte sollten innerlich nicht hoch dosiert und auch nicht über einen zu langen Zeitraum angewendet werden. Dies kann gegebenenfalls zu Magenschmerzen, anhaltender Schläfrigkeit oder auch zu milden depressiven Verstimmungen führen.

Baldrian als Medizin

Eine ganze Reihe von Alkaloiden sind die Geheimwaffe des Baldrians für unsere Gesundheit. Baldrianmedizin stammt weitgehend aus der Wurzel mit ihren hohen Konzentrationen an Terpenen als Hauptbestandteil ätherischer Öle, die antimikrobiell gegen Bakterien, Pilze, Keime und andere Parasiten wirken. Terpene sind als Lipidsubstanzen in Wasser schwer löslich, werden aber in der Kombination mit anderen Baldrianinhaltsstoffen vom Organismus gut aufgenommen und entfalten dann im Stoffwechsel ihre unnachahmliche Heilwirkung. Dass Baldrian traditionell Volksmittel und probates Schlaftherapeutikum ist, verdankt er seinem Anteil an Valeriansäure, die die Muskeln entspannt sowie angstlösend und beruhigend wirkt. Baldrian ist sehr vielseitig, er ist ebenso desinfizierend wie nervenstärkend und wird als eine der besten natürlichen Einschlafhilfen geschätzt.

Inhalts- und Wirkstoffe

Seinen Reichtum an medizinisch nutzbaren Inhaltsstoffen synthetisiert der Dreifuß oder Stinkwurz – wie Baldrian volkstümlich genannt wird –, um Fressfeinde abzuwehren.

Terpene

sind hochwirksame sekundäre Pflanzenstoffe

Alkaloide

sind bakterientötende organische Verbindungen

Valepotriate

fördern die Verdauung und wirken beruhigend

GABA

ist ein nervenstärkender Neurotransmitter

Isovaleriansäure

baut Eiweiß in Muskelzellen ein

Iridoide

wirken entgiftend

Valerensäure

ist ein natürliches Entspannungsmittel

Vorbeugen & heilen mit Baldrian

Altes Naturheilmittel Baldrian

Der Baldrian ist im Vorderen Orient heimisch. Er fand aber wegen seiner überragenden Heilkraft bald den Weg nach Europa. Bereits Hippokrates verabreichte Kranken Baldrian, der römische Arzt Galen verordnete im zweiten Jahrhundert n. Ch. die Wurzel seinem Kaiser Marc Aurel bei Schlafstörungen. Neben den oben erwähnten Beschwerden kann Baldrian bei entsprechend disponierten Personen auch gegen Krämpfe, Schmerzen und Migräne eingesetzt werden. Er wirkt ähnlich, wenngleich sanfter, wie beispielsweise Valium oder andere Benzodiazepine bzw. Tranquilizer.

images Baldrian im Hausgebrauch

Die wirksamen Bestandteile des Baldrians werden als gelblich-grünes bzw. bräunlich-gelbes Öl aus der getrockneten Wurzel extrahiert. Auf trockenen Böden reichert der Baldrian besonders hohe Konzentrationen solcher Öle an. Das Öl riecht bzw. schmeckt stechendscharf, oxidiert aber leicht, ist deshalb verletzlich. Ein selbst gebrühter Baldriantee sollte deshalb nicht mit kochendem Wasser hergestellt werden. Als Tinktur nimmt man den Extrakt tropfenweise ein, er lässt sich auch gut in Form von Umschlägen verwenden.

Beinwell

Hildegard von Bingens Lieblingskraut

Kennzeichen

Die Pflanze gehört zur therapeutisch wirksamen Familie der Raublattgewächse, von denen es weltweit mehr als 50 verschiedene Arten gibt. In der traditionellen Volksmedizin wurde Beinwell vor allem bei Knochenbrüchen angewendet, weil er wegen seiner durchblutungsfördernden Inhaltsstoffe die Heilung beschleunigt. Diese besondere Wirkung gab ihm schließlich auch die Bezeichnung Beinwurz. Dass der Beinwell darüber hinaus noch mehr als ein Dutzend weiterer Beinamen hat – von Wottel bis Speckwurz und von Zottle bis Hasenlaub – spricht für seine weit verbreitete Beliebtheit.

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Beinwell: lockende Farben in feuchten Wiesen

Verbreitung

Beinwell liebt den feuchten Wiesengrund. Am liebsten wächst er an Bachufern, am Waldrain, im Schutz tiefer Wiesensenken, an Hecken oder Büschen. Hier wird er bis zu einem Meter hoch, spreizt seine Blätter aus und überragt so manches andere Wiesenkraut mit seinen glockigen Blüten, die von violettrot bis gelbweiß sein können. Der Beinwell wächst praktisch überall in unserer Nachbarschaft, er blüht von Mai bis September. Geerntet wird er oft schon im Frühjahr. Dazu werden die kräftigen Wurzelstöcke ausgegraben und an einem luftigen Platz zum Trocknen aufgehängt. Das Kraut sammelt man in der Zeit, in der die Blüten ausreifen.

images Achtung

Vorsicht ist bei innerer Anwendung von Beinwell geboten. Dabei können nämlich die sonst so gesunden Beinwellessenzen, -tinkturen zum Gift werden! Daher sollte Beinwell nur in niedriger Dosierung und nicht über einen längeren Zeitraum eingenommen werden. Im Zweifelsfall ist der Hausarzt zurate zu ziehen. Hoch toxische Inhaltsstoffe sind Pyrrolizidin- Alkaloide, die bei zu starker innerer Anwendung Leberzellen schädigen können.

Beinwell als Medizin

So hilfreich der Beinwell bei äußerlicher Anwendung ist, so sehr ist er mit Vorsicht bei innerer Anwendung zu genießen. Mehr als manche andere Heilpflanze demonstriert er, dass die Natur auch ordentlich Giftstoffe synthetisieren kann, die der Beinwell braucht, weil er in seinen feuchten Wachstumslagen Tag und Nacht von Mikroben, Parasiten, Insekten oder Würmern angegriffen wird, die Appetit auf seine nahrhaft-saftigen Zellstoffe haben. Gerade deshalb wirken seine scharf-toxischen Phytosubstanzen, wenn eine Verstauchung, Zerrung, Quetschung, wenn Wunden, Geschwüre oder ein Bluterguss behandelt werden sollen.

Inhalts- und Wirkstoffe

Der Beinwell hat sich seinen Ruf als »Wunderheiler« bereits früh erworben. Er enthält mehr vorbeugende und heilende Wirkstoffe als die meisten anderen Kräuter. Im Mittelalter kam so mancher Hausarzt mit nur zwei Heilmitteln aus, nämlich Blutegeln und Beinwell. Die große Familie therapeutisch nutzbarer Inhaltsstoffe wirkt allerdings nur in Kombination mit anderen Wirkstoffen. Und dies zeigt das überragende Heilprinzip der Natur, in der es keine Monopräparate gibt:

Allantoin

beschleunigt den Zellaufbau

Flavonoide

sind sekundäre Pflanzenschutzstoffe

Gerbstoffe

wirken antibakteriell, entgiftend, entzündungshemmend

Triterpenoide

schützen und kräftigen Leber- und Herzzellen

Cholin

hilft beim Abbau von Blutfetten und LDL-Cholesterin

Phenolcarbonsäuren

stoppen Altersprozesse, beugen Erkältungen vor

Vorbeugen & heilen mit Beinwell

Äußerliche und innere Anwendung

Umschläge mit Beinwell getränkten Tinkturen helfen bei offenen Beinen, Geschwüren, Eiterungen usw. Die Heilsubstanzen regen die Neubildung von Wundgewebe an, beschleunigen Heilungsprozesse, z. B. auch bei Venenleiden. Dafür wird der extrem hohe Anteil von Allantoin verantwortlich gemacht. Schwellungen gehen rascher zurück, Knochenbrüche heilen schneller aus.

images Rezepte

Beinwellumschlag

Um einen Beinwellauszug herzustellen, kocht man zerhackte oder zermahlene Beinwellwurzeln aus und siebt die Masse durch ein Tuch. Mit der Flüssigkeit werden Umschläge getränkt, die dann auf die betroffenen Körperpartien aufgelegt werden.

Beinwelltee

Für einen Beinwelltee überbrüht man einen Esslöffel trockenes Wurzelkraut mit einem Liter kochendem Wasser. Den Tee lässt man 20 Minuten lang ziehen, seiht ihn ab und trinkt kleine Mengen davon über den Tag verteilt.

Berberitze

Heilkraft mit Dornen

Kennzeichen

Die Berberitze ist Zwischenwirt des Getreiderostes, eines natürlichen Schädlings. Sie wurde deshalb von Bauern in vielen Regionen als schädliches Unkraut nahezu ausgerottet. In Frankreich kam es deswegen im 18. Jahrhundert zu erbitterten Auseinandersetzungen, weil viele Bauern die Rostpilze für schlechte Ernteerträge verantwortlich machten.

Wegen seiner vielen Dornen wird dieser stolz aufragende Strauch unter anderem auch Sauerdorn, Spießdorn oder Dreidorn genannt.

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Berberitze: Kraftpaket mit spitzen Dornen

Verbreitung

Die Heimat der Berberitze ist wie bei vielen anderen Kräutern Afrika. Von dort kam die Berberitze zu uns nach Europa. Die scharfen Dornen des Berberitzenstrauches schützen die Pflanze vor gefräßigen Tieren. Die Berberitze kann an Hecken, Waldrändern oder auf Sonnenhängen bis zu vier Meter hoch wachsen. Die Blütentrauben aus bis zu 20 gelben Blüten und den schönen roten Beeren dominieren das Farbbild üppiger Wiesen.

Die langen biegsamen Stängel der Berberitze sind unansehnlich graubraun. Schneidet man Wurzeln und Triebe auf, leuchtet ihr Inneres in saftigem Gelb. Die Blätter werden im Juni geerntet und sofort getrocknet. Die Wurzeln sammelt man im Herbst, vorzugsweise im November, ein. Die Berberitze duftet nicht gerade verführerisch, ist aber ein ausgezeichnetes Heilkraut für den Hausgebrauch, das so manches Medikament aus der Apotheke ersetzen kann.

images Achtung

Wegen ihres hohen Wuchses reichert die Berberitze in ihren Blättern und der Wurzelrinde zur Abwehr extrem hohe Konzentrationen an giftigen Alkaloiden an. Für die Zubereitung und Verwendung als Hausmittel sollte man deshalb einen Fachmann zurate ziehen oder sich eng an die Empfehlungen der entsprechenden Literatur halten. Rinde und Wurzel sind heilsam. Achtung: In zu hoher Dosierung kann Berberitze zu Krämpfen und Atemnot führen.

Berberitze als Medizin

Alkaloide und Isochinoline bzw. deren hochaktive Untereinheiten Berbamin und Berberin sind die Hauptwirkstoffe der Berberitze. Bei den Medizinmännern der Cherokee- und Iroquois-Indianer sowie der Apalachen in Nordamerika war die Berberitze das Standard-medikament. Es wurde Yellow Root genannt und sowohl innerlich wie äußerlich angewendet. Bio-Science-Wissenschaftler sind der Meinung, dass die Ureinwohner Amerikas schon sehr früh Waldtiere beobachtet haben, die bei Entzündungen oder Infektionen die Wurzeln der Berberitze anbissen oder Blätter fraßen, um sich mit deren Wirksäften zu heilen. Dieses Beispiel zeigt, dass die Natur immer noch die beste Apotheke und der beste Hausarzt ist. Wurzelrinde oder -säfte sind mit Vorsicht zu genießen, in wohl abgewogenen niedrigen Dosierungen. Der Anteil an Alkaloiden schwankt, die stickstoffhaltigen, alkalisch reagierenden Substanzen können zu Nasenbluten, Haut- und Schleimhautreizungen und sogar zu Vergiftungserscheinungen führen.

Inhalts- und Wirkstoffe

Alkaloide

bitter, giftig, mit Vorsicht anzuwenden

Isochinoline

sind starke Reizgifte, die meist lokal wirken

Gerbstoffe

schützen die Pflanze vor feindlichen Mikroorganismen

Vitamin C

ist Bestandteil von rund 200 wichtigen Enzymen

Vorbeugen & heilen mit Berberitze

Frucht: schmackhaft und gesund

Die Früchte der Berberitze sind enorm reich an Vitamin C und schmecken leicht säuerlich. Deshalb werden sie auch bevorzugt zu Marmeladen und Konfitüren verarbeitet. Man kann die Beeren auch trocknen und in der Küche wie Sultaninen verwenden, z. B. beim Backen oder auch für ein gesundes Müsli.

Im Orient oder in Asien, wo gerne süßsauer gekocht wird, ist die Berberitze beliebter Geschmacksspender bei Reis-, Fisch- oder Geflügelgerichten. Die reifen Früchte kann man auspressen und den Saft im Kühlschrank aufbewahren. Er beugt Erkältungen und Infektionen vor. Da der Saft meist recht sauer ist, kann man ihn mit Honig, Ahornsirup oder Zucker süßen.

images Rezepte

Berberitzentee

Man nimmt fünf Teelöffel getrocknete Berberitzenblätter oder Berberitzenwurzel und brüht diese mit einem Liter kochendem Wasser auf. Der Sud sollte eine Viertelstunde ziehen. Dann wird er abgeseiht, und man kann ihn in kleinen Mengen wohldosiert über den Tag verteilt trinken.

Berberitzenmarmelade

Man nehme ein Kilo roter Früchte der Berberitze, kocht sie mit wenig Wasser weich, presst die Masse kräftig im Baumwolltuch aus, bis sie weitgehend kompakt ist, und süßt je nach Geschmack mit Zucker oder Honig. Im Gegensatz zur Marmelade, die gesundheitlich unbedenklich ist, darf der Berberitzensud innerlich angewendet auf keinen Fall zu hoch konzentriert sein.

Bilsenkraut

Starke Naturarznei, mit Vorsicht anzuwenden!

Kennzeichen

Das Bilsenkraut ist wie ihre hochgiftigen Geschwister Stechapfel und Tollkirsche