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Titelseite

INHALT

Prolog

Die Portal-Kugel

Skulgars Gefangener

Kampf um Leben und Tod

Gegen die Armee

Das Duell

Flucht aus Noxx

 

 

 

 

 

 

Mit besonderem Dank an Tom Easton

Für Danny Stradling

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PROLOG

Miss Steel griff nach ihrer Teetasse, hielt dann aber in der Bewegung inne. Auf dem Tee hatten sich feine Wellen gebildet. Selbst durch ihre Fußsohlen hindurch spürte sie die leichte Erschütterung.

„Stoßwellen, ganz in der Nähe“, sagte Professor Rufus. Seine Finger tippten flink auf der Computertastatur. „Wahrscheinlich ein neues Portal, das geöffnet wird.“

Miss Steel sah sich in der Kommandozentrale der Schule der Helden um. Der Raum befand sich unterhalb der eigentlichen Schulgebäude, tief im Inneren des Felsgesteins. Vom Schimmern der Computerbildschirme wurde der zartrosa Sandstein sanft erhellt. Lehrer eilten von hier nach dort und unterhielten sich angespannt.

Miss Steel blickte an ihnen vorbei zu den Landkarten, die an der Wand hingen.

Tatsächlich blinkte dort ein kleines Lämpchen auf, direkt vor der Küste von Ventura City. Es gesellte sich zu einer ganzen Menge anderer dazu, die auf Ländern und Meeren rund um die Welt verteilt waren – jedes markierte ein Portal nach Noxx.

Miss Steel stützte sich schwer auf ihren Stuhl, als sie voller Panik begriff, was vor sich ging. Die Noxxianer dringen an die Erdoberfläche. So wie bereits vor Tausenden von Jahren schon einmal.

„Wie viele sind es inzwischen?“, fragte eine dunkle Stimme hinter ihr. Miss Steel schüttelte sich die roten Locken aus den Augen und drehte sich zu Direktor Rex um. Tiefe Falten durchzogen das Gesicht des Direktors. Miss Steel fand, dass er älter wirkte als jemals zuvor.

„Bisher sechsundneunzig“, sagte Miss Steel grimmig. Sechsundneunzig Orte, die es der Armee aus Noxx möglich machten, unsere Welt zu betreten und uns anzugreifen …

Eine Lehrerin mit diamantförmigen Schuppen im Gesicht blickte zu ihnen herüber. „Die Schüler sind bewaffnet und bereit“, sagte sie.

Direktor Rex nickte. „Danke, Miss Hindmarch.“

Die gespaltene Zunge der Lehrerin huschte nervös über ihre Lippen. „Kann sie irgendwer aufhalten?“, wisperte sie fragend.

„Wir müssen es mit aller Kraft versuchen“, erwiderte Direktor Rex ernst. „Was ist mit dem Rest der Helden?“

„Die Außenposten in Australien und China haben sich gemeldet“, berichtete eine andere Lehrerin, ohne von ihrem Bildschirm aufzuschauen. Aus ihren Schulterblättern wuchsen zwei weiße Flügel. „Alle Helden auf der Erde sind kampfbereit, Direktor.“

„Das ist doch schon etwas“, meinte Direktor Rex. Er trat vor die Europakarte, auf der zwei weitere Portale aufleuchteten, in Deutschland und in der Schweiz. Seine Hände ballten sich so fest zu Fäusten, dass seine Knöchel weiß hervortraten. Miss Steel gesellte sich zu ihm und legte ihm die Hand auf den Arm.

„Wir haben General Gore schon einmal besiegt“, sagte sie. „Und wir können es wieder tun.“

„Das letzte Mal haben wir gewonnen, weil wir eine Schwachstelle von General Gores Armee aufgedeckt haben“, erwiderte Direktor Rex.

Miss Steel nickte. Damals waren Gores Krieger vom Sonnenlicht zerstört worden. Sie konnten nur im Dunkeln oder im Schatten kämpfen. Doch in den letzten Wochen waren immer wieder Monster aus Noxx auf die Erde gekommen – und zwar im grellsten Tageslicht.

Der Direktor schloss die Augen. „Wir müssen auf die Prophezeiung vertrauen.“

Miss Steel wiederholte die Worte in ihrem Kopf. Die Finsternis wird sich ausbreiten und das Licht besiegen, bis der Auserwählte sich dem Kampf anschließen wird.

„Solange wir Jack Beacon auf unserer Seite haben, gibt es Hoffnung“, bestätigte sie.

Plötzlich erfüllten erschrockene Rufe die Kommandozentrale. Einige weitere Portale hatten sich in Asien geöffnet. Die Lehrer versammelten sich vor der entsprechenden Karte. Der Direktor ging zu ihnen hinüber.

Miss Steel sah ihm nach. Sie biss sich auf die Lippe und versuchte, die nagenden Zweifel nicht zuzulassen, die sich durch ihren Kopf wanden. Und was, wenn der Angriff zu früh kommt? Wenn Jack noch nicht bereit ist, General Gore gegenüberzutreten?

Entschlossen biss sie die Kiefer zusammen. Was auch immer geschah, sie würde Jack nicht ohne Hilfe kämpfen lassen. Er brauchte jede Unterstützung, die er bekommen konnte. Es ist Zeit für die Waffe des Lichts. Das bedeutete, dass sie Tausende von Meilen reisen musste, bis in die Wüste ihres Heimatlandes.

Aber Entfernungen waren kein Problem für Miss Steel.

Sie griff nach ihrer Laser-Lanze, die neben dem Schreibtisch lehnte, und schob sie in den Haltegurt an ihrem Rücken.

Sie stand im Schatten, in einer stillen Ecke, und konzentrierte sich auf ihr Ziel. Vor ihrem inneren Auge erschien die Wüste. Energie erfüllte ihren Körper. Eine Sekunde lang hüllte hellrotes Licht sie ein. Die Luft knisterte.

Als Direktor Rex herübersah, war Miss Steel verschwunden.

DIE PORTAL-KUGEL

Jack kroch durch die Dunkelheit. Er hörte Ruby, wie sie ihm auf allen vieren folgte.

„Nur, um das noch mal klarzustellen“, sagte Ruby. Ihre Stimme hallte in dem engen Metalltunnel wider. „General Gores Armee macht sich für die Eroberung der Erde bereit.“

„Ja“, antwortete Jack.

„Und alle Schüler sammeln sich in ihren Kampfeinheiten“, fuhr Ruby fort.

„Das stimmt“, sagte Jack.

„Dann verrate mir mal, warum wir stattdessen durch einen Lüftungsschacht kriechen“, verlangte Ruby zu wissen.

„Warte ab, du wirst es gleich sehen“, erwiderte Jack.

Ruby murrte weiter vor sich hin. Sie bogen um eine Ecke und durch Schlitze in einem Stahlgitter fielen Lichtstreifen in den Schacht. Jack kroch darauf zu und blinzelte durch die schmalen Öffnungen. Der Raum unter ihnen war vollgestopft mit glänzenden Geräten, Kabeln und Spezialwerkzeug.

„Das Technik-Labor?“, flüsterte Ruby, die ebenfalls durch einen der Schlitze sah. „Warum schleichen wir uns hier rein?“