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Bernd Schmitt

Kaufmann und Kauffrau im
E-COMMERCE

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Das Handbuch für
Ausbildung und Beruf

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Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

Hinweis: Alle Angaben in diesem Buch wurden vom Autor mit größter Sorgfalt erarbeitet bzw. zusammengestellt und unter Einschaltung wirksamer Kontrollmaßnahmen reproduziert. Trotzdem sind Fehler nicht ganz auszuschließen. Der Verlag und der Autor sehen sich deshalb gezwungen, darauf hinzuweisen, dass sie weder eine Garantie noch die juristische Verantwortung oder irgendeine Haftung für Folgen, die auf fehlerhafte Angaben zurückgehen, übernehmen können. Für die Mitteilung etwaiger Fehler sind Verlag und Autor jederzeit dankbar. Internetadressen oder Versionsnummern stellen den bei Redaktionsschluss verfügbaren Informationsstand dar. Verlag und Autor übernehmen keinerlei Verantwortung oder Haftung für Veränderungen, die sich aus nicht von ihnen zu vertretenden Umständen ergeben. Evtl. beigefügte oder zum Download angebotene Dateien und Informationen dienen ausschließlich der nicht gewerblichen Nutzung. Eine gewerbliche Nutzung ist nur mit Zustimmung des Lizenzinhabers möglich.

© 2018 Franzis Verlag GmbH, 85540 Haar bei München

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Die meisten Produktbezeichnungen von Hard- und Software sowie Firmennamen und Firmenlogos, die in diesem Werk genannt werden, sind in der Regel gleichzeitig auch eingetragene Warenzeichen und sollten als solche betrachtet werden. Der Verlag folgt bei den Produktbezeichnungen im Wesentlichen den Schreibweisen der Hersteller.

Programmleitung: Benjamin Hartlmaier

art & design: www.ideehoch2.de

Satz: DTP-Satz A. Kugge, München

ISBN 978-3-645-22462-8

Über dieses Buch

Der neue Beruf

Im Herbst 2018 startet die Ausbildung zu einem neuen Beruf: Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce. Dieses Buch richtet sich an Auszubildende, aber auch an Quereinsteiger und Praktiker:

Auszubildende zum Kaufmann im E-Commerce.

Ausbilderinnen und Ausbilder, Lehrer und Dozenten.

Teilnehmer an E-Commerce-Seminaren, Lehrgängen und Weiterbildungen.

E-Commerce-Manager und Shopbetreiber.

Die neuen Arbeitsplätze

Hier finden Kaufleute im E-Commerce ihren zukunftssicheren Arbeitsplatz:

Im Einzelhandel.

Im Großhandel.

Bei Dienstleistungsunternehmen.

Im Tourismus.

In der Logistik.

Bei Banken und Versicherungen.

Aufbau dieses Buchs

Dieses Buch ist drei Teile gegliedert:

1.Die Theorie – Die Kapitel entsprechen den zwölf Lernfeldern des Lehrplans für die Berufsschule.

2.Die Praxis – Viele Praxistipps rund um die Shopbetreuung im Betrieb.

3.Die Prüfung – Vorbereitung auf die Abschlussprüfung.

Inhaltsverzeichnis

1Die Theorie

1.1Das Unternehmen präsentieren und die eigene Rolle mitgestalten

1.1.1Das Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung

1.1.2Die Präsentation des Unternehmens in der Öffentlichkeit

1.1.3Rollen- und Aufgabenverteilung im Unternehmen

1.1.4Kaufleute am Puls der Zeit

1.2Onlinesortimente gestalten und die Beschaffung unterstützen

1.2.1Die Pflege der Produktdaten

1.2.2Produktbeschreibungen optimieren

1.2.3Produktbilder richtig einsetzen

1.2.4Rechtssicherheit bei Preisangaben und Sortimenten

1.2.5Unterstützung bei der Warenbeschaffung

1.3Verträge im Onlinevertrieb anbahnen und bearbeiten

1.3.1Grundlagen des Vertragsrechts

1.3.2Vertragsanbahnung und Vertragsschluss im E-Commerce

1.3.3Der Kaufbutton

1.3.4Verträge bearbeiten und erfüllen

1.4Werteströme erfassen, auswerten und beurteilen

1.4.1Basiswissen betriebliche Kennzahlen

1.4.2Basiswissen Buchführung

1.4.3Basiswissen Bilanz und Kosten- und Leistungsrechnung

1.4.4Werteströme im E-Commerce messen

1.4.5Messungen mit Google Analytics

1.5Rückabwicklungsprozesse und Leistungsstörungen bearbeiten

1.5.1Rechtsquelle für den Widerruf

1.5.2Rücksendungen abwickeln

1.5.3Mängel und Mängelhaftung

1.5.4Gewährleistung und Garantie

1.5.5Transportschäden

1.5.6Streitschlichtung

1.5.7Zahlungserinnerung und Mahnverfahren

1.6Servicekommunikation kundenorientiert gestalten

1.6.1Kundenorientierte Information

1.6.2Beratung und Beratungskanäle

1.6.3Guter Service

1.7Onlinemarketingmaßnahmen umsetzen und bewerten

1.7.1Marketing über das Produkt

1.7.2Marketing über den Preis

1.7.3Marketing über den Vertrieb

1.7.4Marketing über Promotion und Gewinnspiele

1.7.5Personalisierung über Storytelling

1.7.6Marketingmaßnahmen analysieren und bewerten

1.8Wertschöpfungsprozesse erfolgsorientiert steuern

1.8.1Die Wertschöpfungskette

1.8.2Die Wertschöpfungskette im E-Commerce

1.8.3Wertschöpfungsketten effektiv steuern

1.9Onlinevertriebskanäle auswählen

1.9.1Der eigene Onlineshop

1.9.2Vertrieb über eBay

1.9.3Vertrieb über Amazon

1.9.4Vertrieb über andere Marktplätze

1.10Den Onlinevertrieb kennzahlengestützt optimieren

1.10.1Die Echtzeitanalyse

1.10.2Geografische Herkunft analysieren

1.10.3Akquisition und Endgeräte

1.10.4Verhaltensfluss analysieren

1.11Gesamtwirtschaftliche Einflüsse bei unternehmerischen Entscheidungen berücksichtigen

1.11.1Die Bevölkerungsentwicklung

1.11.2Einkommen, Einkommensentwicklung und Kaufkraft

1.11.3Konjunktur und Konjunkturzyklen

1.11.4Die wichtigsten Konjunkturindikatoren

1.12Berufsbezogene Projekte durchführen und bewerten

1.12.1Projekt und Kampagne

1.12.2Ziel und Strategie

1.12.3Die Followerkampagne

1.12.4Die Produktkampagne

1.12.5Name, Keywords und Branded Hashtags definieren

1.12.6Die Kampagne forcieren

1.12.7Kampagne auswerten

1.12.8Checkliste Projekt und Kampagne

2Die Praxis

2.1Einen Übungsshop einrichten

2.1.1Shopsysteme im Vergleich

2.1.2Provider und Webspace für einen Shop

2.1.3Upload via FTP

2.1.4Ein Übungsshop mit WordPress

2.2Workshops aus der Praxis

2.2.1Cross- und Up-Selling

2.2.2Geschenke ab einem bestimmten Bestellwert

2.2.3Optionen für Kundenkonten

2.3Kommunikationskanäle auswählen und bespielen

2.3.1Die wichtigsten Social-Media-Netzwerke

2.3.2Social-Media-Netzwerke effektiv bespielen

2.3.3Das Firmenblog als Kommunikationskanal

2.4Zahlungssysteme auswählen

2.4.1Onlinezahlungssysteme im Vergleich

2.4.2Der richtige Zahlungsmix

2.4.3Zahlungsarten kommunizieren

2.5Stripe-Workshop

2.5.1Einen Stripe-Account eröffnen

2.5.2Eine Testtransaktion durchführen

2.5.3Stripe mit dem Shopsystem verbinden

2.6Urheber-, Persönlichkeits- und Markenrecht beachten

2.6.1Praxistipps zum Urheberrecht

2.6.2Praxistipps zu Persönlichkeitsrechten

2.6.3Praxistipps zum Markenrecht

2.7Umsetzen der EU-Datenschutzgrundverordnung

2.7.1Die Neuregelung im Datenschutzrecht

2.7.2Die Umsetzung im Unternehmen

2.7.3Die Datenschutzerklärung

2.8Newsletter-Marketing in der Praxis

2.8.1Interne Newsletter-Systeme nutzen

2.8.2Externe Newsletter-Anbieter

2.8.3Der rechtskonforme Newsletter

2.8.4Opt-in und Opt-out

2.8.5Newsletter-Knigge

2.9Besondere Marketingideen und Geschäftsmodelle

2.9.1Gamification

2.9.2Kundeninteressen filtern

2.9.3Preis auf Nachfrage

2.10Fehlentwicklungen identifizieren und kommunizieren

2.10.1Die Rechtsfalle

2.10.2Der Elefant im Raum

2.10.3Das tote Pferd

2.11Security im E-Commerce

2.11.1Vorbeugungen treffen

2.11.2Schutz vor Social Engineering

2.11.3Verschlüsselung mit SSL-Zertifikat

2.11.4Kunden für Phishing sensibilisieren

2.12Kaufmännische Verantwortung

2.12.1Unternehmensverantwortung und Profitstreben im Ausgleich

2.12.2Leitlinien im Unternehmen

2.12.3Die CSR-Richtlinie

2.12.4Verantwortung in das Geschäftsmodell einbeziehen

3Die Abschlussprüfung

3.1Teil 1 der Prüfung

3.2Teil 2 der Prüfung

3.2.1Geschäftsprozesse im E-Commerce

3.2.2Kundenkommunikation im E-Commerce

3.2.3Fachgespräch zu einem projektbezogenen Prozess im E-Commerce

3.2.4Wirtschafts- und Sozialkunde

3.3Prüfungsvorbereitung auf das Fachgespräch

AAnhang

A.1Nützliche Ressourcen

A.1.1Ausbildung Kaufmann/Kauffrau im E-Commerce

A.1.2Shopsysteme

A.1.3B2C-Marktplätze

A.1.4B2B-Marktplätze

A.1.5Verbände und Dienstleister

A.1.6Recht allgemein

A.1.7Recht für bestimmte Waren und Dienstleistungen

A.1.8Zahlung und Mahnung

A.1.9Statistiken

A.1.10Sicherheit

A.1.11Verschiedenes

A.2Glossar

Stichwortverzeichnis

1Die Theorie

Dieser Teil des Buchs orientiert sich an den zwölf Lernfeldern für den Unterricht an der Berufsschule. Dabei werden immer wieder Fachbegriffe verwendet, die für Kaufleute im E-Commerce zum Alltag gehören. Die Basics:

B2BBusiness to Business. Die Abkürzung B2B steht für Geschäftsbeziehungen zwischen zwei Unternehmen. Beispiel: Ein Einzelhändler kauft 100 Sonnenschirme bei einem Großhändler.

B2CBusiness to Customer. Die Abkürzung B2C steht für Geschäftsbeziehungen zwischen einem Unternehmen und einem Endkunden. Beispiel: Ein Endkunde kauft einen Sonnenschirm bei einem Einzelhändler.

BGBBürgerliches Gesetzbuch. Das BGB regelt viele Bereiche des Zusammenlebens, darunter auch das Kauf- und Schuldrecht.

HGBHandelsgesetzbuch. Das HGB wird auch als das Gesetzbuch der Kaufleute bezeichnet. Bei Abweichungen zwischen den Gesetzen des BGB und des HGB gilt: Das HGB bricht das BGB.

Stationärer Handel – Die traditionellen Ladengeschäfte und Einkaufszentren.

Webseite – Eine einzelne Seite einer Website. Beispiel: www.mustershop-online.de/sonnenschirme.

Website – Sämtliche Webseiten einer Internetpräsenz.

1.1Das Unternehmen präsentieren und die eigene Rolle mitgestalten

Ob im stationären Handel oder im E-Commerce: In der Marktwirtschaft entscheiden die Kundinnen und Kunden darüber, welche Unternehmen Waren und Dienstleistungen umsetzen und damit Gewinne erzielen. Aufgabe der Kaufleute ist es, die Wünsche der Verbraucher zu erkennen und zu erfüllen.

1.1.1Das Unternehmen im Zeitalter der Digitalisierung

Stetig wandelt sich die Wirtschaft. Mit der Digitalisierung sind Informationen über Waren und Dienstleistungen ständig verfügbar. Neue Geschäftsmodelle, Prozesse und Aufgabenbereiche entstehen, alte Arbeitsmethoden verschwinden. Unternehmen, die sich nicht anpassen, müssen den Platz räumen.

Die Website hat den Katalog ersetzt

Die dicken Kataloge des Traditionshauses Quelle, der letzte erschien 2009, lagen früher auf jedem Wohnzimmertisch. Seit der Insolvenz, die heutige Quelle GmbH ist Teil des Baur-Versands, besitzen sie nur noch nostalgischen Wert.

Mit dem Siegeszug der Onlineshops wurden die meisten gedruckten Kataloge unattraktiv und vom Wohnzimmertisch verbannt. An ihre Stelle getreten sind PCs, Laptops, Tablets und Smartphones. Davor sitzen nun die Familienmitglieder, um in Shops zu stöbern, Waren einzukaufen und Reisen und Dienstleistungen zu buchen.

Für Händler und Dienstleister bietet die Digitalisierung viele Vorteile. Die Erstellung und Versendung eines gedruckten Katalogs war mit einem großen logistischen Aufwand und mit hohen finanziellen Risiken verbunden. Onlinehändler müssen weder Kataloge versenden noch Ladenhüter horten. Alle Waren können schnell angeboten und auch wieder aus dem Sortiment entfernt werden.

Merke: Für die flexible Gestaltung des Sortiments bietet der E-Commerce mehr Möglichkeiten als der stationäre Handel.

Einkaufen ohne Ladenschluss

In den USA gibt es sie in jeder Kleinstadt: stationäre Shops, die rund um die Uhr geöffnet sind. In Deutschland sorgt das Ladenschlussgesetz dafür, dass in der Nacht und an Sonntagen nur an ausgesuchten Orten wie Bahnhöfen, Flughäfen und Tankstellen verkauft werden darf.

Gedacht waren die Sonderregelungen zur Versorgung von Reisenden, tatsächlich kauft längst die Nachbarschaft ein. Die Kundinnen und Kunden möchten sich nicht vorschreiben lassen, wann sie shoppen oder eine Reise buchen.

Onlinehändler dürfen sich darüber freuen, denn ihr Geschäft kennt keine Schließzeiten.

Merke: Im E-Commerce gelten unbeschränkte, im stationären Handel beschränkte Geschäftszeiten.

Ein riesiges Kundenpotenzial nutzen

Die Absatzmöglichkeiten des stationären Handels sind durch das Einzugsgebiet begrenzt. Ganz andere Möglichkeiten bieten sich im E-Commerce. Die meisten Produkte und eine Vielzahl von Dienstleistungen, zum Beispiel Reisen, können einer wesentlich höheren Anzahl von Kaufinteressenten präsentiert werden.

Merke: Im E-Commerce ist das Kundenpotenzial umfangreicher als im stationären Handel.

Der Stellenwert des Marketings

Ein großer Unterschied zwischen dem stationären und dem Onlinehandel liegt beim Stellenwert des Marketings. Ein Geschäft in guter Lage zieht immer Laufkundschaft an. Für einen Onlineshop, der in den Weiten des Internets wahrgenommen werden möchte, ist Marketing dagegen unverzichtbar.

Merke: Im E-Commerce ist Marketing wichtiger als im stationären Handel.

Die rechtliche Ebene

Die Entwicklung neuer Geschäftsmodelle, denken Sie an Social-Media-Netzwerke, Airbnb oder Uber, findet in einer juristischen Grauzone statt. Die Rechtsetzung, also die Verabschiedung von Gesetzen, erfolgt erst mit einer gewissen Verzögerung. Leider weisen die meisten neuen Gesetze noch handwerkliche Fehler auf und müssen ständig nachgebessert werden.

Merke: Gesetze, die den E-Commerce betreffen, ändern sich häufig.

Kaufleute im E-Commerce ersetzen nicht die Rechtsabteilung eines Unternehmens. Es gehört aber zu ihren Aufgaben, sich über die wichtigsten Anforderungen und Änderungen in diesen Bereichen zu informieren:

Informationspflicht im E-Commerce.

Wettbewerbsrecht.

Markenschutz.

Urheberrecht.

Datenschutz.

Hinzu kommen spezifische Gesetze und Verordnungen, die für bestimmte Unternehmen relevant sind, zum Beispiel das Elektrogesetz, das Buchpreisbindungsgesetz, die Textilkennzeichnungsverordnung und der Jugendschutz.

1.1.2Die Präsentation des Unternehmens in der Öffentlichkeit

So präsentierte sich im vergangenen Jahrhundert ein Handelsunternehmen, Reisebüro oder Dienstleister der Öffentlichkeit:

Über TV-, Radio und Printwerbung.

Über das Geschäft, Warenhaus oder Büro, das die Kunden persönlich aufsuchten.

Im 21. Jahrhundert haben sich die Schwerpunkte der Präsentation verlagert. Maßgeblich für das Bild eines Unternehmens in der Öffentlichkeit sind heute:

Die Website des Unternehmens.

Die Präsenzen eines Unternehmens auf den Social-Media-Netzwerken.

Der Kommunikationsstil eines Unternehmens auf allen Ebenen, vom Tutorial-Video über die automatisch versendeten E-Mails eines Shopsystems bis zur individuellen Beratung via WhatsApp.

Was sich nicht verändert hat, sind die Ansprüche der Kundinnen und Kunden. Sie möchten online und offline Wertschätzung erfahren und sich wohlfühlen.

Aufgabe der Kaufleute im E-Commerce ist es, die Erwartungen der Kunden zu verstehen und die Arbeitsweise des Unternehmens darauf abzustimmen.

Beispiel: Bei einem Onlinehändler treffen regelmäßig E-Mails von Kunden ein, die ein „Produkt immer noch nicht erhalten haben“. In einem solchen Fall ist es wichtig, unterschiedliche Lösungen zu kennen, zu testen und umzusetzen. Mögliche Ansätze:

Überprüfung der Lieferkette auf Schwachstellen.

Bessere Kommunikation der Lieferzeiten.

Für einen Anbieter mit regionalem Schwerpunkt: Zusammenarbeit mit einem regionalen Kurierdienst, der per E-Bike ausliefert.

Für einen überregionalen Händler: Auslagerung des Versands an einen Fulfillment-Dienstleister.

Vertrauen gewinnen

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Bild 1.1: Marken schaffen Vertrauen.

Vertrauen ist im E-Commerce ein sehr hohes Gut. Erreicht wird es über Trust-Signals, Vertrauenssignale, die den Kundinnen und Kunden Seriosität signalisieren. Die Tabelle zeigt den Unterschied zwischen klassischem Handel und E-Commerce. Marken, Produkttests und Gütesiegel erzeugen überall Vertrauen, doch einige Trust-Signals sind nur für das Internet relevant.

Trust-Signals

Klassischer Handel

E-Commerce

Marken

ja

ja

Hinweise auf Produkttests, z. B. Stiftung Warentest

ja

ja

Gütesiegel, z. B. GS-Zeichen oder Fair Trade

ja

ja

Auswahl verschiedener Zahlungsoptionen, z. B. Kreditkarte

teilweise

ja

Siegel von Onlinehändlerorganisationen, z. B. Trusted Shops

nein

ja

SSL-Verschlüsselung

nein

ja

FAQ-Seite

nein

ja

Mit Kritik umgehen

Negative Kritik verbreitet sich schneller als positive, insbesondere im Internet. Häuft ein Unternehmen schlechte Bewertungen an, sinkt die Anzahl der Käufe und Buchungen. In diesem Fall ist Krisenmanagement gefragt – auf persönlicher Ebene, um einen enttäuschten Kunden wieder zufriedenzustellen, aber auch in den Social-Media-Netzwerken, eben dort, wo sich Kritik viral verbreitet.

Es gehört zu den Aufgaben der Kaufleute, in Zusammenarbeit mit dem Social-Media-Team des Unternehmens eine gemeinsame Strategie für den Umgang mit Kritik auszuarbeiten und umzusetzen.

Kundenkommunikation gestalten

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Bild 1.2: Die Auswahl der Kommunikationskanäle beeinflusst das Bild eines Unternehmens in der Öffentlichkeit. Das Jugendmagazin Bravo bevorzugt Instagram, Snapchat und WhatsApp.

Die ersten Weichen der Kundenkommunikation werden im E-Commerce bereits mit der Auswahl der Kanäle gestellt.

Beispiel: Unternehmen A nutzt vor allem Facebook als Kommunikationskanal, Unternehmen B engagiert sich stärker auf Instagram, Snapchat und WhatsApp. Unternehmen B spricht damit eine jüngere Zielgruppe an.

Corporate Design und Corporate Identity

Ein erfolgreiches Unternehmen generiert über Texte, Bilder und Kommunikation eine einheitliche Gesamtwirkung. Dieses Corporate Design transportiert im Idealfall auch ein passendes Lebensgefühl, eine Corporate Identity.

Denken Sie an erfolgreiche Marken wie Ikea oder Zalando. Beide bedienen sich einer flotten, jugendlichen Ansprache. Es wird nicht nur durchgehend geduzt, sondern auch eine Vertrautheit zwischen Shop und Kunde suggeriert, etwa in dieser Art:

Die Welt da draußen ist manchmal fröhlich und manchmal grau, aber wir verstehen dich in jeder Lebenslage. Wir duzen uns wie gute Freunde, die sich von der Schulbank kennen.

Die Idee hinter diesem Konzept: Die Kundschaft soll sich jung fühlen, auch wenn sie schon etwas in die Jahre gekommen ist. Aufgabe der E-Commerce-Kaufleute ist es, die Unternehmensidentität auf allen Ebenen der Kommunikation zu wahren.

„Du“ oder „Sie“?

Der lockere Umgangston funktioniert nicht mit jedem Sortiment. Im Umfeld von teurem Schmuck und exquisiter Mode bürgt das „Sie“ für die von der Kundschaft erwartete Seriosität. Unangemessen kann das „Du“ auch bei Finanzdienstleistungen oder medizinischen Produkten sein.

Wie auch immer sich das Unternehmen platziert hat – wichtig ist es, die Linie durchgängig zu vertreten, und das nicht nur in der Du/Sie-Frage. Einheitlichkeit gilt für alle wichtigen Elemente des Corporate Design.

Einheitliches Logo

Das Firmenlogo eines Unternehmens zählt zu den wesentlichen Elementen des Corporate Design. Die einheitliche Darstellung darf an keiner Stelle verändert werden.

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Bild 1.3: Das Logo des Elektronikhändlers Conrad.

Einheitlicher Schriftzug

Auch der Schriftzug zählt zu den wichtigen Elementen des Corporate Design. Im obigen Beispiel bilden Logo und Schriftzug eine Einheit.

Einheitliche Farben

Farben stehen für Emotionen. Denken Sie an Ihren letzten Club-Besuch. In größeren Clubs sorgt neben dem DJ auch der LJ für die richtige Stimmung, der Lightjockey. Zur Musik wählt er die passenden Farben aus:

Ed Sheeran – Die Spots blinken in bunten und fröhlichen Farben.

Depeche Mode – Zu den Elektroklängen dominieren kühle Blau- und Weißtöne.

AC/DC – Hier darf ein knalliges, kraftvolles Rot nicht fehlen.

Farben repräsentieren die Philosophie eines Unternehmens. Ob Fröhlichkeit, Kühle oder Kraft – diese Philosophie gilt es, auf allen Ebenen zu transportieren und zu wahren.

Beispiele:

Angleichung der Hintergrundfarbe des Newsletters an die Unternehmensfarben.

Angleichung der Farbe des Versandpakets an die Unternehmensfarben.

Berücksichtigung der Farben bei kleinen Geschenken, die dem Versandpaket beigelegt werden.

Als Kauffrau oder Kaufmann haben Sie je nach Unternehmensgröße unterschiedliche Möglichkeiten zur Umsetzung des Corporate Design. In kleineren Firmen nehmen Sie Anpassungen selbst vor, in größeren nutzen Sie Ihre Schnittstellenfunktion. Sprechen Sie mit der IT- und der Designabteilung und sorgen Sie dafür, dass die nötigen Angleichungen auf allen Ebenen vollzogen werden.

Einheitliche Bildsprache

Betrachten Sie einmal die Cover in einem Zeitschriftenladen. Die Abteilung mit der Klatschpresse erkennen Sie mühelos aus fünf Metern Entfernung, denn die mit Photoshop aufgehübschten Gesichter der Promis aus Königshäusern und Modewelt leuchten Ihnen unübersehbar und in der typischen Art des Genres entgegen. Auf den Covern der Computerzeitschriften ist dagegen fast immer Hardware abgebildet. Was Sie äußerst selten sehen: Promis vor Monitoren, denn eine solche Mixtur würde sämtliche Zielgruppen nur verwirren. Die Konsumenten gehen nicht davon aus, dass sich Prinzessinnen mit Computern auskennen oder Hacker mit Handtaschen. Zum Corporate Design und zur Corporate Identity zählt auch eine einheitliche Bildsprache.

Beispiele:

Unternehmen A bietet Kindermode an. Bilder lachender Kinder zählen damit zu den unverzichtbaren Elementen.

Unternehmen B hat sich auf Bergschuhe spezialisiert. Beim Anblick von Panoramabildern fühlt sich der Kunde gleich wie im Urlaub – was sich auf seine Kaufentscheidung positiv auswirkt.

Die einheitliche Bildsprache eines Unternehmens muss auf allen Ebenen repräsentiert werden – bei den Produktbildern, im firmeneigenen Blog und in den Social-Media-Präsenzen.

1.1.3Rollen- und Aufgabenverteilung im Unternehmen

Das Berufsbild der Kaufleute im E-Commerce ist in § 4 der Ausbildungsordnung (EcomKflAusbV) definiert. Diese Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten bilden das Profil des neuen Berufs:

Onlinevertriebskanal auswählen und einsetzen.

Waren- oder Dienstleistungssortiment mitgestalten und online bewirtschaften.

Beschaffung unterstützen.

Vertragsanbahnung im Onlinevertrieb gestalten.

Verträge aus dem Onlinevertrieb abwickeln.

Kundenkommunikation gestalten.

Onlinemarketing entwickeln und umsetzen.

Kaufmännische Steuerung und Kontrolle nutzen.

Zudem verfügen Kaufleute im E-Commerce über integrative Fertigkeiten, Kenntnisse und Fähigkeiten:

Berufsbildung sowie arbeits- und sozialrechtliche Vorschriften.

Aufbau und Organisation des Ausbildungsbetriebs.

Sicherheit und Gesundheitsschutz bei der Arbeit.

Umweltschutz.

Bedeutung und Struktur des E-Commerce.

Kommunikation und Kooperation.

Projektorientierte Arbeitsweise im E-Commerce.

Abgrenzung der Tätigkeiten

Die folgende Tabelle zeigt anhand ausgewählter Arbeitsfelder, welche Aufgaben von Kaufleuten im E-Commerce durchgeführt werden – und wo die Tätigkeiten ihre Grenzen finden.

Arbeitsfeld

Aufgabe der Kaufleute im E-Commerce

Aufgabe anderer Abteilungen

Shopadministration

Konfiguration von Shopfunktionen über eine grafische Oberfläche

Programmierung von Shopfunktionen

Design

Kooperation mit anderen Abteilungen beim Umsetzen des Corporate Design

Corporate Design entwickeln

Produktbilder

Beurteilung, Aufbereitung und Einpflegen

Anfertigung von Produktbildern

Versand

Verarbeitung der Versanddaten überprüfen

Pakete packen

Preiskalkulation

Mitwirkung bei der Preiskalkulation auf Basis einer Kosten- und Leistungsrechnung

Anfertigung einer Kosten- und Leistungsrechnung

Management

Mitwirkung bei der Realisierung einer neuen Geschäftsidee

Entwicklung einer neuen Geschäftsidee

Zu bedenken sind dabei auch die Betriebsgröße und das Geschäftsmodell des Ausbildungsbetriebs. In besonderen Situationen kann es vorkommen, dass Kaufleute im E-Commerce ihren Tätigkeitsschwerpunkt verschieben müssen.

Beispiel: Ein Trendprodukt erobert den Markt. Der Ausbildungsbetrieb möchte vom Trend profitieren und erweitert das Sortiment kurzfristig. Der Kaufmann im E-Commerce beteiligt sich an der schnellen Erstellung von Produktbildern – auch wenn diese nicht die Qualität eines professionellem Produktfotografen aufweisen.

Begründung: Im E-Commerce kommt es oft, aber nicht immer, auf höchste Perfektion an. In manchen Situationen führt auch die schnelle Reaktion zur Steigerung von Umsätzen und Gewinnen.

Die obige Tabelle ist deshalb als Orientierungsrahmen zu verstehen. In zwei Bereichen dürfen die Kompetenzen allerdings niemals überschritten werden: Recht und Sicherheit.

Arbeitsfeld

Aufgabe der Kaufleute im E-Commerce

Aufgabe anderer Abteilungen

Recht

Wissen um die rechtlichen Anforderungen im E-Commerce und Einpflegen von Rechtstexten

Erstellung von Rechtstexten

Sicherheit

Wissen um die sicherheitsrelevanten Bereiche und Einhalten der Sicherheitsregeln

kritische administrative Aufgaben, z. B. Komplettsicherungen und Updates der Shopsoftware

Beispiel Recht: Ein Kaufmann im E-Commerce entdeckt, dass das Impressum nicht, wie rechtlich vorgeschrieben, mit zwei Klicks von allen Shopseiten erreichbar ist. Seine Aufgabe ist es, diesen Missstand schnell zu beheben – selbst oder in Zusammenarbeit mit der IT-Abteilung. Die inhaltliche Ausgestaltung des Impressums gehört dagegen nicht zu seinem Bereich. Generell gilt: Rechtstexte eines Onlineshops (Impressum, Datenschutzerklärung, Widerrufsbelehrung, AGB) sollten nicht ohne anwaltliche Hilfe erstellt werden.

Beispiel Sicherheit: Für einen Onlineshop sollen eine komplette Sicherung und ein anschließendes Update auf die aktuelle Shopsoftware durchgeführt werden. Beide Aufgaben zählen zum Arbeitsbereich der IT-Abteilung.

1.1.4Kaufleute am Puls der Zeit

Kaufleute im E-Commerce bewegen sich am Puls der Zeit. Sie beobachten Veränderungen im Einkaufsverhalten der Verbraucher. Sie reagieren frühzeitig auf neue technische Entwicklungen und wählen aktuelle und zukünftige Kommunikations- und Vertriebskanäle aus.

Beispiele:

WhatsApp-Marketing.

Voice Commerce.

Individualisierung.

WhatsApp-Marketing

Der Onlineshop ist nicht mehr die alleinige Plattform für den E-Commerce. WhatsApp und andere Messenger-Dienste revolutionieren die Kommunikation – vom Marketing über die Bestellmöglichkeiten bis zum Service auf allen Ebenen. End- und Geschäftskunden erhalten Echtzeitkaufvorschläge als Push-Nachrichten. Geschäftsbeziehungen zwischen Groß- und Einzelhändlern werden in Zukunft immer häufiger via WhatsApp geführt.

Voice Commerce

Im Wachstum begriffen sind das Suchen und das Einkaufen per Stimme: der Voice Commerce. Die Sprachdienste Alexa, Siri und Google Assistant, eingebaut in Smartphones und Smartspeakers, ersetzen zunehmend die Tastatur. Immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher nutzen Sprachbefehle, um Nachrichten und den Wetterbericht abzurufen, eine bestimmte Musik zu genießen, ein Buch zu hören oder einzukaufen.

Marktführer beim Onlineeinkauf per Sprache ist Amazons Dienst Alexa. Mit der Entwicklung neuer Hardware (Amazon Echo) und durch Kooperationen (Alexa nutzt Microsofts Suchmaschine Bing) baut der Handelsriese seinen Vorsprung im Voice Commerce weiter aus. Amazon setzt Standards, die von der europäischen Rechtsetzung noch gar nicht erfasst sind. So verändert sich beispielsweise der Bestellablauf. Im Voice Commerce ersetzt die Bestellbestätigung per Zahlencode den Bestellbutton.

Die technische Entwicklung schreitet auf unterschiedlichen Ebenen voran. Die Spracherkennung der neuesten Generation beherrscht auch die Umgangssprache. Für Kaufleute im E-Commerce ist es wichtig, den Voice Commerce unter drei Aspekten zu beobachten:

1.Wie verändern sich die Such- und Bestellprozesse durch den Voice Commerce? Welche technischen Voraussetzungen muss ein Unternehmen schaffen, um am Voice Commerce zu partizipieren?

2.Welche Möglichkeiten bieten die aktuell dominierenden Sprachdienste für ein Unternehmen, um Kunden zu gewinnen und Umsätze zu steigern?

3.Welche neuen, von Amazon unabhängigen Sprachdienste werden sich in Zukunft auf dem Voice-Commerce-Markt etablieren?

Individualisierung

Im Aufbau – von der Präsentation über das Bestellsystem bis zur Zahlungsabwicklung – gleichen sich die Shopsysteme immer mehr an. Unternehmen, die aus der Masse der Anbieter hervortreten möchten, setzen deshalb auf eine starke Individualisierung. Gestützt auf Datenmaterial, wissen sie um die individuellen Bedürfnisse ihrer Kundinnen und Kunden und präsentieren personalisierte Angebote. Beispiel: Ein Kunde mit einem bestimmten Bestellprofil erhält ein neues Produkt zu besonderen Konditionen.

1.2Onlinesortimente gestalten und die Beschaffung unterstützen

Zu den entscheidenden Faktoren für den Verkaufserfolg im E-Commerce zählt die Qualität der Produktdaten. Produktname, Produktbeschreibung und die Bezeichnung einer Produktkategorie bestimmen darüber, ob und wie schnell die Kaufinteressenten zu den gewünschten Waren und Dienstleistungen finden, und zwar auf mehreren Ebenen:

Im Shop über die Navigation.

Im Shop über die integrierte Suchmaschine.

Über externe Suchmaschinen wie Google.

Auf Vergleichsportalen.

Auf Onlinemarktplätzen wie Amazon Marketplace, eBay oder dem Real-Marktplatz.

In Social-Media-Netzwerken, falls die Angebote dort beworben und verlinkt werden.

Merke: Such- und Filterfunktionen arbeiten nur dann effektiv, wenn sie auf qualitativ hochwertiges Datenmaterial zurückgreifen können.

1.2.1Die Pflege der Produktdaten

Aufgabe der Kaufleute ist es, die Produktdaten der Hersteller zu prüfen und unter Berücksichtigung dieser Aspekte einzupflegen:

Eindeutiger Produktname.

Vollständigkeit.

Einheitliche Maße, Gewichte und Währung.

Vermeidung von Doppeleinträgen.

Interne Suchmaschinenoptimierung (SEO).

Externe Suchmaschinenoptimierung (SEO).

Eindeutiger Produktname

Ein fehlerhaft oder unklar bezeichnetes Produkt ist nicht nur schwer zu finden, es lässt sich auch schwer verkaufen. Merkmale eines eindeutigen Produktnamens:

Entweder ein Markenname oder eine klare Produktbezeichnung enthalten.

Marketinggerechte Wortwahl.

Nicht zu lang.

Verzicht auf Attribute, die besser in den Produktdetails Platz haben.

Positives Beispiel: 2er-Set Rattanstuhl.

Negatives Beispiel: Ungebeiztes nicht lackiertes 2er-Set Rattan.

Im Negativbeispiel fehlt der Hinweis, dass es sich um Stühle handelt. Die Details überfrachten den Produktnamen und sorgen für Verunsicherung. Potenzielle Kunden könnten aus den Angaben „ungebeizt“ und „nicht lackiert“ auf eine mindere Qualität schließen.

Vollständigkeit

Produktbeschreibungen und Hintergrundinformationen sind nicht nur für die Verbraucherinnen und Verbraucher interessant, sondern auch für die Maschinen. Shopinterne und externe Suchmaschinen laufen ins Leere, wenn die nötigen Informationen nicht eingepflegt sind.

Einen Rahmen setzt hierbei das verwendete Shopsystem. In der Regel ist es sinnvoll, alle vorhandenen Möglichkeiten so weit wie möglich auszuschöpfen. Zu den wichtigsten Elementen neben dem Produktnamen zählen:

Kurzbeschreibung.

Ausführliche Beschreibung.

Produktbilder.

Artikelnummer.

Verfügbarkeit.

Lieferzeit.

Versandgebühren.

Je nach Sortiment kommen noch unterschiedliche Daten hinzu.

Beispiele:

Erscheinungsdatum – im Buchhandel.

Größen, Farben und Material – im Textilhandel.

Mindestübernachtungen – in der Hotellerie.

Inhaltsstoffe – im Lebensmittelhandel.

Internationale Artikelnummern nutzen

Preissuchmaschinen und automatisierte Vergleichsportale greifen auch auf Artikelnummern zurück, um Produkte aus einem Shop zu erkennen, aufzunehmen und zu ordnen. Überprüfen Sie, ob in Ihrem Sortiment Produkte mit einer der folgenden international anerkannten Nummern vorhanden sind, und pflegen Sie diese in die Produktdaten ein:

EAN (European Article Number)

GTIN (Global Trade Item Number)

ISBN (International Standard Book Number)

Hinweis: Die EAN wurde 2009 durch die GTIN abgelöst. Verwenden Sie nach Möglichkeit das neuere System.

Darstellung der Produktattribute

Zu den Produktdaten zählen in der Regel auch Attribute wie Farben oder Größen. In vielen Fällen sind Produkte in unterschiedlichen Variationen verfügbar. Relevant sind diese beiden Ebenen:

Technisch korrekte Darstellung. Je nach Shopsystem haben Sie unterschiedliche Möglichkeiten, die Produktvariationen einzupflegen. Achten Sie darauf, dass sämtliche Variationen korrekt dargestellt werden und für die Kundinnen und Kunden alle Auswahlmöglichkeiten zur Verfügung stehen.

Berücksichtigung in der Produktbeschreibung. Ein Produkt ist in verschiedenen Variationen erhältlich? Dann sollte diese Möglichkeit auch in der Produktbeschreibung erwähnt werden.

Einheitliche Maße, Gewichte und Währung

Ob bei Längen- und Größenmaßen, Qualitätsbezeichnung oder Währung – wichtig ist die Beibehaltung eines einheitlichen Systems für den ganzen Shop.

Beispiel: Ein Hutgeschäft gibt entweder für alle Produkte den Umfang in Zentimetern an (in deutschsprachigen Ländern üblich) oder den Durchmesser in Inch (in englischsprachigen Ländern üblich). Eine Mischung unterschiedlicher Systeme führt zu Missverständnissen und erhöht damit die Retourenquote.

Vermeidung von Doppeleinträgen

Für jedes Produkt darf nur ein einziger Datensatz angelegt werden. Doppeleinträge führen zu Problemen:

Kunden verlieren den Überblick.

Die Verfügbarkeit ist unklar.

Das Warenwirtschaftssystem erzeugt Fehler.

Interne Suchmaschinenoptimierung

Das Suchverhalten der Kundinnen und Kunden ist maßgeblich für die Bezeichnung und Verknüpfung von Produkten und Produktkategorien. Wünschenswert für Kaufleute sind Informationen über die Suchbegriffe, die die Besucher in die interne Suchmaschine eines Onlineshops eingeben.

Nutzen Sie hierzu Analysetools und kooperieren Sie mit der IT-Abteilung Ihres Unternehmens, um die Navigation über Produktkategorien und Tags (Stichwörter) kundengerecht anzupassen. Generell nicht geeignet sind Kategorien, die die Händlerperspektive wiedergeben.

Beispiel: Aus der Perspektive des Händlers ist die Kategorie „Herrenoberbekleidung“ relevant, doch nur wenige Kunden verwenden solche abstrakten Einteilungen. Aus Kundenperspektive sind die Kategorien „Pullover“, „Hemd“ und „Herren“ wesentlich aussagekräftiger.

Externe Suchmaschinenoptimierung

Die Besucherinnen und Besucher gelangen heute auf sehr unterschiedlichen Wegen in einen Onlineshop:

Über die Startseite des Shops.

Über einen Link im Newsletter, im Firmenblog oder einem Social-Media-Netzwerk.

Über Anzeigen, beispielsweise per Google AdSense.

Über Suchmaschinen und Vergleichsportale.

In den meisten Fällen wird der Shop direkt über eine Produktseite betreten (und nicht über die Startseite). Dies ist Grund genug, jede einzelne Produktseite maschinen-, aber auch menschengerecht zu optimierten.

1.2.2Produktbeschreibungen optimieren

Weil Produktbeschreibungen nicht wie eine Parzellenordnung im Schrebergartenverein klingen sollen, verwenden die Hersteller gern szenetypische Begriffe und Slogans.

Typisch für Mode: Aktueller Look, Eleganz, Vintage.

Typisch für Technik: Enterprise-Technologie, Ultrapower, High Performance.

Typisch für Möbel: Ergonomisches Design, Wohlfühlfaktor, Markenqualität.

Für gedruckte Kataloge und Prospekte eignen sich diese Bezeichnungen alle wunderbar, aber für die Suche im Internet sind sie völlig irrelevant. Kundinnen und Kunden geben bei Google ganz handfeste Begriffe ein:

Im Bereich Mode: Bikini, Brautkleid, Umstandskleid.

Im Bereich Technik: Arbeitsspeicher, Motorsäge, Batterien.

Im Bereich Möbel: Schreibtisch, Schlafsofa, Kühlschrank.

Nicht wenige tippen ins Suchfeld noch Eigenschaften ein, die eine Ware näher beschreiben, zum Beispiel eine Farbe oder Größe. Trimmen Sie Produktbeschreibungen auf diese typischen Suchanfragen und reichern Sie Texte mit den entsprechenden Keywords an.

Details der Produktbeschreibung

Schon aus rechtlichen Gründen müssen Sie in einer Produktbeschreibung die wesentlichen Merkmale einer Ware nennen. Diese Vorgabe ist aber auch ganz praktisch, um die Suchmaschinen zu füttern. Das Gesetz verlangt die Angabe von Größen, Gewichten, Materialeigenschaften und Farben. Das alles sind Dinge, die auch Kaufinteressenten bei Google eintippen. Geizen Sie nicht mit Informationen und gehen Sie sogar über die gesetzlichen Vorgaben hinaus.

Beispiel: Weisen Sie bei der Produktbeschreibung von Textilien darauf hin, dass die italienische Konfektionsgröße etwas kleiner geschnitten ist, oder verweisen Sie auf eine Umrechnungstabelle, die auf einer Informationsseite des Shops platziert wurde. Google freut sich über das Futter, die Kundschaft über die Hilfe bei der Umrechnung.

Denken Sie auch an Kunden, die mit dem System der Konfektionsgrößen überfordert sind. Diese Mode-Analphabeten – die Mehrheit von ihnen ist männlich – kennen nur die simplen Angaben Größe S, Größe M, Größe L und Größe XL. Fügen Sie diese Klassifizierung hinzu, um typische Suchbegriffe in der Produktbeschreibung abzudecken,

Noch ein Tipp zu Farbangaben: Rubinrot oder Lachsorange sind zwar schöne Farben, werden aber kaum bei Google gesucht. Behalten Sie bei Produktbeschreibungen immer die Verwertbarkeit für die Suchmaschinen im Blick. Hier ist eine Doppelstrategie empfehlenswert:

In Kurzbeschreibung und Farbauswahl sind die exakten Bezeichnungen zu nennen, also Rubinrot und Lachsorange.

In der ausführlichen Beschreibung können Rot und Orange als Farbangaben eingestreut werden.

Produkt in Stichwörtern beschreiben

Sie wollen es bei Google so richtig krachen lassen? Dann schießen Sie in der Produktbeschreibung doch einfach eine ganze Salve von relevanten Suchbegriffen ab. Mit einer Aufzählung lässt sich eine Menge abgrasen, ohne viel Platz zu verschwenden. Beispiel einer effektiven Stichwortliste für ein Cocktailkleid:

Ausschnitt: Rundhals

Design: 50ies Petticoat

Saumlänge: Kurz

Taille: Schmal

Ärmellänge: Ärmellos

Verzierung: Falte

Stoff: Taft

Rücken: Reißverschluss

Farbe: Rot oder Schwarz

Anlass: Abiball, Cocktailparty, Hochzeitsparty, Tanzparty, Abschlussball

Stil: Retro, Swing, Rock and Roll

Jahreszeit: Frühling, Sommer und Herbst

Passende Accessoires: Schultertasche und Handschuhe

Mit einer solchen Liste wird eine ganze Reihe von Zielgruppen schnell abgedeckt, im Beispiel sind es Schüler, Tänzer, Partybesucher, Nostalgiker und Heiratswillige! Etwas mehr Übung erfordert es, einen Fließtext auf unterschiedliche Adressaten zu trimmen. Beispiel für einen knackigen wie auch Google-freundlichen Universaltext:

„Ob auf dem Abiball, der Hochzeit oder der Tanzparty – mit diesem Cocktailkleid im Stil der 50er machst du auf jedem Parkett eine gute Figur.“

Synonyme verwenden

Stümperhaft optimierte Texte werden sowohl von Google wie auch von den Lesern schnell als „überoptimiert“ erkannt. Vermeiden Sie Wortanhäufungen. Abhilfe schaffen Synonyme und verwandte Wörter. Wechseln Sie zum Beispiel zwischen Cocktailkleid und Abendkleid. Sie erzielen damit zwei Effekte:

Der Text bleibt locker und natürlich.

Sie erreichen Interessenten, die nicht die exakte Bezeichnung eines Produkts eingegeben haben.

Variieren Sie auch mit deutschen und fremdsprachigen Bezeichnungen. Beispiele:

Kapuzenpullover – Hoodie

Handtasche – Clutch

Arbeitsspeicher – Memory

1.2.3Produktbilder richtig einsetzen

Produktbilder werden an verschiedenen Stellen im E-Commerce eingesetzt:

Auf den Produktseiten.

Im Header des Shops.

Auf Informations- und Serviceseiten.

Im Firmenblog.

Auf Social-Media-Präsenzen.

Für Kaufleute ist die erste Kategorie am wichtigsten. Es gehört zum Alltag, die Produktseiten mit den passenden Produktbildern zu bestücken.

Die Qualität der Produktbilder hat sich in den letzten Jahren gewaltig verbessert. Was vor zehn Jahren noch als Standardbild geduldet wurde, läuft heute unter Trash – und bewirkt eher Schaden als Nutzen. Das perfekte Produktbild muss einen Triathlon bestehen. Die Disziplinen: Ästhetik, Technik und Rechtssicherheit.

Ihre Aufgabe als Kaufmann ist es, das Bildmaterial vor der Verwendung, sprich dem Einpflegen in ein Shopsystem, auf seine Tauglichkeit zu prüfen und bei Mängeln angemessen zu reagieren. Wenden Sie sich an die Grafikabteilung Ihres Unternehmens, falls Sie ungeeignete Bilder erhalten.

Ästhetik

Ein Produktbild muss glänzen, verführen und/oder lecker sein. Noch mehr Verkäufe generiert es, wenn die Fantasie des Kunden beflügelt wird – allerdings nicht bei jedem Sortiment.

Unternehmen, die sich auf Kleidung und Schmuck spezialisiert haben, werben mit Models und starten damit das Kino im Kopf des Kunden: schöne Produkte = glückliche Beschenkte.

Bei technischen Produkten ist es wichtig, Vertrauen zu schaffen. Ein strahlendes Model kann bei der Präsentation von Elektronikkomponenten auch deplatziert wirken. In vielen Fällen ist es besser, technische Produkte eher sachlich zu präsentieren und Details zu zeigen.

Die meisten Onlineshops setzen bei den Produktbildern auf eine sehr reduzierte Ästhetik und zeigen nur ein freigestelltes Produkt vor einem weißen Hintergrund. Die Gründe sind nicht nur ästhetischer, sondern auch technischer und juristischer Natur.

Bildgröße und Ladezeit

So, wie die Bilder aus der Kamera kommen – mit einer Dateigröße von 2 oder gar 20 MByte und riesigen Abmessungen –, sind sie für den Einsatz im Onlineshop völlig ungeeignet. Bildmaterial muss technisch aufbereitet sein. Die Texte einer Webseite sind schnell geladen. Was den Aufbau verzögert, sind die Bilder. Mit jeder Zehntelsekunde Ladezeit verliert ein Shop Besucher an die Konkurrenz. Außerdem werden mit großen Dateien diejenigen Benutzer von Smartphones verärgert, deren Datenvolumen begrenzt ist. Sichtbar sind Riesenbilder darauf auch nicht.

Der Richtwert für die maximale Bildgröße ist: 600 Pixel Breite und 600 Pixel Höhe. Größere Formate sind nur sinnvoll, sofern das Shopsystem eine Zoomfunktion enthält.

Unkomprimierte Bildformate wie beispielsweise PSD sind für Produktbilder nicht geeignet. Üblich ist das komprimierte JPEG-Format. In den meisten Bildbearbeitungsprogrammen lässt sich der Komprimierungsgrad mit einem Prozentregler einstellen.

Damit verbunden ist zwar eine Verringerung der Qualität, doch optisch wird der Schritt von 100 auf 60 % kaum wahrgenommen, und das bei einer ganz erheblichen Verringerung der Dateigröße. Dieser Spielraum sollte auf jeden Fall genutzt werden, denn die Ladezeit einer Seite verkürzt sich damit spürbar. Eine stärkere Kompression hat neben dem positiven auch einen negativen Effekt zur Folge: Schärfe und Farbtreue nehmen sichtbar ab und damit die Attraktivität des Bilds. Hier gilt es, einen vernünftigen Mittelwert zu finden. Bilder mit Kompressionsraten über 50 % sollten vor dem Einsatz im Shop genau überprüft werden.

Produktbilder und Detailbilder

Im Idealfall steht für jedes Produkt ein Bilderset zur Verfügung:

Das Produktbild, das auch in der Katalogansicht des Shops zu sehen ist.

Eine Serie von Detailbildern, die in der Produktgalerie zu sehen sind. In der Regel zeigen die Detailbilder das Produkt von mehreren Seiten.

Produktbilder und juristische Anforderungen

Auf keinen Fall sollten Sie bei der Auswahl und dem Einpflegen von Produktbildern die rechtlichen Aspekte vernachlässigen. Für einen Onlineshop gelten strenge Regeln, die sich aus unterschiedlichen Rechtsquellen speisen.

Das Urheberrecht – Sie müssen ausschließen können, mit der Platzierung eines Produktbilds gegen das Urheberrecht zu verstoßen. Absolut tabu ist es, ein Bild einfach so aus dem Internet zu fischen und einzubauen.

Das Markenrecht