image
image

Harald Löffler ist ein preisgekrönter Tier- und Landschaftsfotograf, ACE (Adobe Certified Expert) und Lightroom-Anwender der ersten Stunde, der sein Wissen aus über 20 Jahren digitaler Fotografie mit viel Begeisterung in Seminaren und Workshops weitergibt. Unter www.Eye-of-the-Tiger.com erfahren Sie mehr über seine Arbeit.

image

Anna Laudan ist eine Fine Art-Fotografin aus Hamburg, die für ihre künstlerischen, überwiegend schwarz-weißen Architekturfotos mehrfach international ausgezeichnet wurde. Mehr über Anna Laudans Arbeiten erfahren Sie auf www.anna-laudan-photography.de, oder Sie folgen ihr auf www.facebook.com/annalaudanphotography.

image

Karsten Rose ist Photoshop-Nutzer seit Version 1, Fotograf, Bildbearbeiter, Dozent und Buchautor verschiedener Photoshop- und Reisebücher. Den Dozenten und Autor Karsten Rose finden Sie unter www.karstenrose.com, den Fotografen und Photoshop-Künstler unter www.kabrun.com.

image

Zu diesem Buch – sowie zu vielen weiteren dpunkt.büchern – können Sie auch das entsprechende E-Book im PDF-Format herunterladen. Werden Sie dazu einfach Mitglied bei dpunkt.plus+:

www.dpunkt.plus

Harald Löffler, Anna Laudan, Karsten Rose

Photoshop CC für
Lightroom-Anwender

Der Praxiseinstieg mit Grundlagen und Workshops

image

Harald Löffler, Anna Laudan, Karsten Rose

Lektorat: Boris Karnikowski

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

ISBN:

1. Auflage 2017

Die vorliegende Publikation ist urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten.

5 4 3 2 1 0

Inhaltsverzeichnis

Liebe Leserinnen und Leser,

Einleitung

Teil I: Der Photoshop CC-Grundkurs

1Lightroom oder Photoshop?

2Arbeitsweise und Benutzeroberfläche von Photoshop

3Datei-Workflow

3.1Laden und Speichern in Photoshop

3.2Vor- und Nachteile der wichtigsten Dateiformate

3.3Austausch zwischen Lightroom und Photoshop

3.4Unterschiedliche ACR-Versionen in Lightroom und Photoshop

4Ein kurzer Exkurs in die Welt des Farbmanagements

4.1Wozu brauchen wir Farbmanagement?

4.2Wie funktioniert Farbmanagement?

4.3Was müssen Sie über Arbeitsfarbräume wissen?

4.4Wie muss ich die Farbeinstellungen in Photoshop konfigurieren?

5Basis-Werkzeuge und -Funktionen

5.1Navigieren in einem Bild

5.2Tonwertkorrektur

5.3Gradationskurven

5.4Freistellen/Beschneiden und Drehen

5.5Das Protokoll

5.6Bildgröße verändern

6Weitere Werkzeuge und Funktionen

6.1Das Pinselwerkzeug

6.2Retuschewerkzeuge

6.3Auswahlen

6.4Inhaltsbasiertes Skalieren & Füllen

7Ebenen

7.1Was sind Ebenen und wozu dienen sie?

7.2Arbeiten mit Ebenen

7.3Mischen von Ebenen

7.4Arbeiten mit Ebenenmasken

8Nicht-destruktive Bildbearbeitung

8.1Arbeiten mit Einstellungsebenen

8.2Retusche auf eigener Ebene

8.3Smartobjekte

8.4Smartfilter

8.5Bevor Sie weiterblättern

Teil II: Die Photoshop CC-Workshops

9Workshops Landschaftsfotografie

9.1Kontrastumfang meistern

9.2Entfernen von störenden Elementen

9.3Partielles Aufhellen (Dodge & Burn)

9.4Doppelbelichtungen

9.5Rahmen und Text hinzufügen

10Workshop Architekturfotografie

10.1Vorüberlegungen und Voraussetzungen

10.2Bildbearbeitung: mein kompletter Workflow

10.3Hilfreiche Tricks und Techniken

10.4Abschließende Arbeiten und Fehlerbehebung

11Workshops People-Fotografie

11.1Schnelle Porträtverbesserung

11.2Schnelle Lookänderung

11.3Einfache bis komplexe Porträtretuschen

11.4Beautyretusche mit Nik-Filter

11.5Hautretusche, Kontrast- und Farbausgleich mit der Frequenztrennung

11.6Augen betonen

11.7Alter betonen

11.8Falten abmildern

11.9Color Key und Tonung

11.10Erstellung von Color Lookups

11.11Analoger Filmlook

Anhang: Die Banane

Index

Liebe Leserinnen und Leser,

vielleicht geht es Ihnen wie mir vor einiger Zeit. Photoshop war für mich zwar der Hauptgrund, auf Adobes Creative Cloud Foto-Abo zu wechseln, aber die Einarbeitung erwies sich als weitaus schwerer als gedacht. Und ein kurzer Kurs half mir eigentlich nur zu erkennen: Photoshop hat mächtige Werkzeuge, und ich möchte sie unbedingt nutzen, weiß aber nicht, wie. Mehr oder weniger intuitives Lernen via Trial & Error wie seinerzeit bei Lightroom funktionierte nicht.

Um diese Zeit herum veröffentlichte Adobe die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr – denen zufolge mussten mehrere Leute vor dem gleichen Problem stehen wie ich. Leute, die bislang nur Lightroom genutzt hatten, mehr oder weniger notgedrungen in das Abo-Modell gewechselt haben und nun ratlos vor Photoshop standen. Und das gab für mich den Ausschlag, mit Harald Löffler, Anna Laudan und Karsten Rose als Autoren dieses Praxisbuch für Lightroom-Anwender zu machen, das ganz praxisnah das Arbeiten mit Photoshop erklärt. Die drei sind renommierte Fotografen und Photoshop-Profis und arbeiten zu ganz verschiedenen Genres, die diesem Buch seine thematische Breite geben: Landschafts-/Natur-, Architektur- und Porträtfotografie. Jeder der drei bringt in dieses Buch neben Wissen und handwerklichem Können auch wichtige Techniken und Herangehensweisen bei der Arbeit mit Photoshop ein. Indem Sie den dreien durch ihre Workshops folgen, lernen Sie Photoshop sehr genau kennen und, noch wichtiger: verstehen.

Allerdings empfehle ich Ihnen unbedingt, das Buch chronologisch durchzuarbeiten. Widerstehen Sie der Versuchung, gleich mit den Workshops loszulegen. Arbeiten Sie erst den Grundkurs von Harald Löffler durch, dann seinen Workshop über Photoshop in der Landschafts- und Naturfotografie, dann Anna Laudans Workshop zur künstlerischen Bearbeitung von Architekturfotografie und schließlich Karsten Roses Tutorials zur Porträtretusche. Gehen Sie auch hier der Reihenfolge nach vor. Die drei großen Workshopblöcke sind nach Schwierigkeitsgrad angeordnet. Hier lernen Sie nur noch Bearbeitungstechniken, aber keine Grundlagen mehr. Anna Laudan geht davon aus, dass Sie das Arbeiten mit Ebenen beherrschen. Und bei Karsten Rose werden Sie keine Einführung in die Retuschewerkzeuge mehr finden.

Die Übungsbilder zu den Workshops finden Sie auf unserer Website, unter dem URL www.dpunkt.de/ps4lr. In dem dort unter Downloads verlinkten Zip-Archiv finden Sie Unterordner für jeden Workshop, zu dem es Beispielbilder gibt. Bitte haben Sie Verständnis, wenn die Autoren Ihnen nicht alle im Buch gezeigten Bilder bereitstellen, und dass dieses Bildmaterial nur für private Übungszwecke benutzt und nicht online gestellt werden darf. Bestimmt haben Sie auch eigene Bilder, die Sie stattdessen verwenden können – und vielleicht sogar lieber verwenden wollen.

Lesen Sie sorgfältig, probieren Sie aus, variieren und kombinieren Sie. Und irgendwann mittendrin werden Sie feststellen: Photoshop ist ein großartiges Tool, das Ihnen hilft, aus guten Fotos faszinierende Bilder zu machen. Und es ist gar nicht so schwer, wie Sie anfangs dachten.

Ich wünsche Ihnen viel Spaß und Erfolg beim Arbeiten mit diesem Buch!

Boris Karnikowski (Lektor Fotografie)

Einleitung

»Das ist doch gephotoshoppt!« – Haben Sie sich diesen Satz auch schon öfter anhören müssen, wenn Sie zum Beispiel im Freundes- oder Familienkreis ein besonders schönes oder spektakuläres Foto gezeigt haben? Wir haben ihn leider schon sehr oft gehört. Er kommt in der Hitliste gleich nach: »Tolles Foto, du hast sicher eine richtig teure Kamera!«

image

Abb. 1 Kein Photoshop im Spiel, auch wenn es meist nicht geglaubt wird.

»Das ist doch gephotoshoppt!« – In diesem Satz stecken auch zwei bemerkenswerte Aspekte. Zum einen hat die Fotografie ganz allgemein in den letzten ein bis zwei Jahrzehnten sehr stark an Glaubwürdigkeit verloren. Eine Glaubwürdigkeit, die allerdings schon immer von recht zweifelhafter Gestalt war. Allein durch geschicktes Weglassen (und die Kunst besteht in der Fotografie bekanntermaßen ja vor allem im Weglassen) kann die »Realität« durch ein Foto schon verzerrt werden (und das schon zu Zeiten der analogen Dunkelkammer). Doch noch viel bemerkenswerter finden wir die Tatsache, dass der Name einer Software sich so sehr in unserem Sprachgebrauch festgesetzt hat, dass er von wirklich jedermann verstanden, wenn nicht gar verwendet wird.

»Das ist doch gephotoshoppt!« – Wir haben uns auf jeden Fall angewöhnt, diesen Satz als Kompliment zu verstehen. Heißt es doch in der Regel nichts anderes, als dass ein Foto eine besondere Qualität aufweist. Wodurch diese(s) entstanden ist, sollte letztendlich nachrangig sein, solange man mit dem Foto niemandem ein X für ein U verkauft, sondern ehrlich mit dessen Entstehungsgeschichte umgeht.

»Das ist doch gephotoshoppt!« – Wenn Sie diesen Satz bisher immer zu Unrecht gehört haben und dabei stets mit (etwas) Bedauern dachten: »Ich kann doch gar kein Photoshop«, dann ist dieses Buch genau das richtige für Sie. Wir haben uns die größte Mühe gegeben, den Einstieg in diese faszinierende Software für Sie als Lightroom-Anwender so reibungslos und spannend wie möglich zu gestalten. Dabei verzichten wir bewusst darauf, Ihnen jede auch noch so kleinste Funktion von Photoshop zu vermitteln und beschränken uns ganz bewusst auf diejenigen Funktionalitäten, die für Sie als Fotograf relevant sind und Ihre Arbeit mit Lightroom ergänzen und bereichern.

Wir hoffen, Sie haben genauso viel Spaß bei der Lektüre dieses Buchs und beim »Photoshoppen«, wie wir beim Schreiben und Gestalten hatten. Vielen Dank für Ihr Vertrauen in unsere Arbeit!

An dieser Stelle möchten wir uns auch ganz besonders bei unserem Lektor Boris Karnikowski für seine Geduld, Anregungen und Unterstützung bedanken!

Und zu guter Letzt gilt unser Dank natürlich unseren Partnern und Partnerinnen, die so manchen Abend oder das ganze Wochenende auf uns verzichten mussten, wenn wir, statt gemeinsam die Freizeit zu verbringen, mit unserem Textverarbeitungsprogramm »verheiratet« waren!

Harald Löffler, Anna Laudan & Karsten Rose

Teil I

Der Photoshop CC-Grundkurs

von Harald Löffler

1

Lightroom oder Photoshop?

image

Spätestens mit der Einführung des Creative-Cloud-Foto-Abos hat Adobe viele Lightroom-Anwender nicht nur vor die Entscheidung gestellt, ob sie den Einstieg in die Welt von Photoshop wagen sollen, sondern auch bei welchen Fotos und für welche Bearbeitungsschritte besser die eine oder die andere Software zum Einsatz kommen sollte. Schließlich sind viele der wichtigsten Bearbeitungsfunktionen wie z.B. Kontrast, Sättigung, Tonwertkorrektur etc. in beiden Programmen vorhanden. Und auch schon bei der Markteinführung von Adobe Photoshop Lightroom, wie die Software eigentlich korrekt heißt, hat Adobe durch diese Namensgebung eher für Verwirrung als für Klarheit gesorgt.

Wir wollen an dieser Stelle nicht in die vielfach geführte Grundsatzdiskussion mit einsteigen, welches der beiden Programme denn das einzig richtige Bildbearbeitungsprogramm sei, sondern anhand unseres in der Praxis erprobten Workflows aufzeigen, wie Sie die jeweiligen Stärken der beiden Programme optimal nutzen und dabei die nicht zu verschweigenden Schwächen oder Nachteile gekonnt umschiffen können.

Ohne hier auf die Details eingehen zu wollen, sehen wir Lightroom als die derzeit ideale Lösung für alle Fotografen (vom Hobby- bis zum Berufsfotografen) an, um ein umfangreiches Bildarchiv zu verwalten. Die einzige Einschränkung ist dabei nur, dass nicht mehrere Nutzer gleichzeitig auf das Bildarchiv zugreifen können. Davon abgesehen unterstützt Lightroom den Fotografen bei fast allen anstehenden Aufgaben vom Einlesen der Bilder über das Organisieren, Katalogisieren sowie die effiziente Bearbeitung und ermöglicht dabei einen reibungslosen Workflow bis hin zur hochwertigen Ausgabe, z.B. als Fine-Art-Print mittels entsprechendem eigenen Drucker, als skalierte TIFF-Datei für die Weiterverwendung in einem Layout oder direkt über das Buchmodul in Form eines High-End-Fotobuchs von Blurb (leider ist dabei auch der Preis High-End).

Vor allem die nicht-destruktive Bearbeitung der Bilder, bei der stets nur das Original-RAW-Bild und die zugehörigen Bearbeitungsschritte als »Text-Protokoll« (und damit vom Speicherplatz her vernachlässigbar) Platz auf dem Speichermedium belegen, stellt dabei einen großen Vorteil dar. Zwar hört man heutzutage schnell das Argument, dass Speicherplatz nichts mehr kostet, doch eine adäquate TIFF- oder PSD-Version (ProPhoto RGB, 16 Bit, aber ohne Ebenen) belegt meist den drei- bis vierfachen Platz der zugrunde liegenden RAW-Datei. Das bedeutet also, dass sich für die Speicherung der zusätzlichen TIFF-Dateien ein insgesamt ca. fünffacher Speicherplatzbedarf ergibt. Dieser zusätzliche Bedarf fällt natürlich nicht nur für die Speicherung des Bildarchivs an, sondern auch für die mindestens zwei – besser drei – Sicherungskopien, die jedem, der an seinen kostbaren Bildern und sonstigen digitalen Daten hängt, unbedingt zu empfehlen sind. Denn die Frage, ob eine Festplatte (oder Solid State Disk) ihren Dienst quittieren könnte, stellt sich nicht. Es ist immer nur die Frage, wann dies geschehen wird!

Dass durch den Verzicht auf eine zusätzliche Bitmap-Version in Form einer JPEG-, TIFF- oder PSD-Datei erheblicher Speicherplatz eingespart wird, ist allerdings nicht der einzige Vorteil der Bildbearbeitung in Lightroom. Auch dass die Bearbeitungsschritte zu jeder Zeit und ohne jeglichen Qualitätsverlust wieder verändert oder rückgängig gemacht werden können, ist ein Mehrwert, an den man sich schnell gewöhnt hat und auf den man nur ungern wieder verzichten möchte. Zwar ist schon seit längerem auch in Photoshop eine nicht-destruktive Arbeitsweise möglich, doch dreht sich in diesem Fall der o.g. Vorteil der Speicherplatzersparnis schnell ins Gegenteil um. So wird hier aus einer moderaten RAW-Datei mit knapp 7 MB durch eine etwas intensivere, nicht-destruktive Bearbeitung in Photoshop leicht eine Datei mit 340 MB. Und damit wäre auch schon ein erster Hinweis auf die Beantwortung obiger Frage geliefert: Es macht wohl eher keinen Sinn, jedes einzelne aufgenommene Foto einmal durch Photoshop zu jagen und als speicherverschlingendes 16 Bit-TIFF-Ungeheuer abzuspeichern.

image

Abb. 1.1 In der Ebenenpalette im rechten Teil des Screenshots sehen Sie, wo der enorm größere Speicherplatz einer Photoshop-Datei mit 338 MB gegenüber der RAW-Datei mit nur 6,8 MB herrührt.

Hinzu kommt, dass die Bearbeitung mit Lightroom bei größeren Mengen an Bildern in jedem Fall weit effizienter abläuft als in einem herkömmlichen Bildbearbeitungsprogramm wie Photoshop, da bei Letzterem jedes Bild separat geöffnet und gespeichert werden muss und auch beim Bearbeiten viele Funktionen nur über extra Dialoge ablaufen, die den Arbeitsfluss verlangsamen. Und auch das schnelle Übertragen von Bearbeitungsschritten auf eine beliebige Anzahl weiterer Bilder ist hier nicht möglich. Auf der anderen Seite sind die Möglichkeiten, die Lightroom zum Bearbeiten von Fotos bietet, im Vergleich zu Photoshop noch immer recht bescheiden. Zwar sind mit jeder neuen Version von Lightroom immer mehr nützliche Funktionen hinzugekommen, doch reicht der Funktionsumfang nicht einmal im Ansatz an die Möglichkeiten des unangefochtenen »Platzhirschs« Photoshop heran.

Wie im zweiten Teil des Buchs in zahlreichen Workshops gezeigt wird, ermöglicht erst Photoshop die beeindruckenden Ergebnisse, die ohne die umfangreichen Retusche- und Composing-Funktionen so gar nicht oder nur durch erheblichen Mehraufwand beim Shooting möglich wären.

Wie also sollte demnach ein idealer Workflow zur Kombination der beiden Anwendungen aussehen? Eine erste Voraussetzung ist es sicherlich, Lightroom zur zentralen Verwaltungsinstanz für das eigene Bildarchiv zu machen. Darüber hinaus ist es von Vorteil, alle nötigen Bearbeitungsschritte so weit wie möglich in Lightroom zu erledigen, um die oben beschriebenen Vorteile möglichst vollständig ausnutzen zu können. Auch wird es sicher – wie weiter oben schon angeführt – nicht nötig und auch nicht sinnvoll sein, jedes einzelne Foto einer intensiven Photoshop-Behandlung zu unterziehen. Wann immer aber ein Foto es einerseits wert ist, dass man sich in der Bearbeitung intensiver mit ihm auseinandersetzt und daher Zeit und Speicherplatz investieren möchte, und zum anderen z.B. aufwendigere Retuschearbeiten erforderlich sind, wird der Weg automatisch zu Photoshop führen. Selbstverständlich sollten die dabei entstehenden Master-Dateien anschließend wieder nach Lightroom zurückwandern, damit auch sie von der Katalogisierung und den damit verbundenen Suchmöglichkeiten profitieren. Zum Glück lassen sich die beiden Anwendungen, wie im Abschnitt »Austausch zwischen Lightroom und Photoshop« ab Seite 38 ausführlich beschrieben, hierfür ideal kombinieren und ermöglichen so einen reibungslosen Workflow.

Zu den am besten in Lightroom durchzuführenden Bearbeitungsschritten zählen neben den Funktionen des Grundeinstellungen-Panels, den Objektivkorrekturen und den Transformationen insbesondere auch das Eingabeschärfen und die Rauschreduzierung im Details-Panel sowie alle (lokalen) Korrekturen, bei denen Sie nach Ihrer Erfahrung in Lightroom schneller zu einem hochwertigen Ergebnis gelangen als in Photoshop. So geht es in Lightroom z.B. mithilfe eines Verlaufsfilters deutlich einfacher und schneller, die Ecke eines Bilds abzudunkeln, als dies mit Photoshop möglich wäre. Das Entfernen von unerwünschten Elementen in einem Bild ist dagegen mit den verschiedenen mächtigen Werkzeugen in Photoshop viel leichter, als sich in Lightroom mit der (oft bescheidenen) Bereichsreparatur herumzuärgern.

Etwas anders ausgedrückt sollten Sie das Bild in Lightroom soweit vorbereiten, dass es in Bezug auf den Weißabgleich, die Tonwerte (Helligkeit, Kontrast etc.), die Rauschreduzierung und das Eingabeschärfen Ihren Vorstellungen entspricht.

Was das Beschneiden bzw. Freistellen des Bilds betrifft, sollten Sie gut abwägen, ob Sie diesen Schritt schon vor der Bearbeitung in Lightroom vornehmen wollen. Stellen Sie sich dazu folgende Situation vor: Sie haben ein Foto im Seitenverhältnis 3:2, das Sie unbedingt in Photoshop noch aufwendig retuschieren und veredeln wollen. Da Sie bei der Aufnahme etwas Luft um das eigentliche Motiv gelassen haben, beschneiden Sie es nun ein Stück, ebenfalls noch im Seitenverhältnis 3:2. Dieses Bild bearbeiten Sie anschließend zwei bis drei Stunden in Photoshop und speichern es dann zurück nach Lightroom. Sollten Sie dieses Bild zu einem späteren Zeitpunkt dann z.B. gerne als Cover für ein neues Fotobuch verwenden wollen, bekommen Sie evtl. das Problem, dass das Coverformat nach einem 4:3-Bild verlangt. Das unbeschnittene Originalbild hätte auch einen 4:3-Ausschnitt erlaubt, ohne dass Teile des Motivs beschnitten worden wären. Die aufwendig bearbeitete Photoshop-Datei lässt dies aber leider nicht mehr zu. Nun bleibt Ihnen nur die Wahl eines anderen Bilds für das Cover oder die zeitintensive Neubearbeitung des Originals.

Aus diesem Grund sollten Sie mit dem Zuschneiden besser bis zum Schluss warten und in Photoshop die unbeschnittene Version bearbeiten. Ein weiterer Vorteil dabei ist, dass Sie so die Möglichkeit haben, die evtl. benötigten verschiedenen Seitenverhältnisse einfach, platzsparend und schnell über virtuelle Kopien in Lightroom anzulegen, und dabei für jedes gewünschte Seitenverhältnis die maximal mögliche Bildauflösung zur Verfügung haben.

image

Abb. 1.2 Die auf das Format 3:2 beschnittene Version lässt keinen zufriedenstellenden 4:3-Ausschnitt mehr zu.

image

Abb. 1.3 Das unbeschnittene Original lässt dagegen einen 4:3-Ausschnitt zu.

Es versteht sich somit eigentlich von selbst, dass auch der Lightroom-Effekt Vignett. nach Freistellen ebenfalls erst auf die fertige Photoshop-Datei angewandt werden sollte.

In den Workshops des zweiten Buchteils werden wir den skizzierten Workflow mittels Beispielen aus der Praxis noch ausführlicher demonstrieren.

2

Arbeitsweise und Benutzeroberfläche von Photoshop

image

Lightroom-Anwender sind es normalerweise nicht gewohnt, dass sie das Ergebnis ihrer Arbeit in irgendeiner Form abspeichern müssen, um es dauerhaft zu erhalten. Was bei der Arbeit mit Standardsoftware wie Textverarbeitung, Tabellenkalkulation u.Ä. selbstverständlich ist (kaum ein Anwender der am meisten verbreiteten Textverarbeitung auf dem Markt kommt ohne den regelmäßigen Griff zur Tastenkombination image-image aus), kennt man von Lightroom so bislang nicht. Zwar müssen Bilder zuerst mehr oder weniger aufwendig importiert werden, bevor sie von Lightroom verwaltet und bearbeitet werden können. Ein explizites Abspeichern ist dagegen niemals nötig.

Photoshop folgt im Gegensatz dazu dem klassischen Dokument-Modell, wie Sie es von den oben beschriebenen Standardanwendungen bereits kennen dürften. Um ein Originalbild in Photoshop bearbeiten zu können, muss es zuvor – ähnlich wie ein bestehender Text in einer Textverarbeitung – geladen werden. Nach der erfolgreichen Bearbeitung wird es dann in einer neuen Datei, sprich unter einem neuen Dateinamen, abgespeichert. Durch den neuen Dateinamen wird sichergestellt, dass die Originaldatei (z.B. ein JPEG direkt aus der Kamera) nicht überschrieben wird und damit unwiederbringlich verloren wäre.

Darüber hinaus arbeitet Photoshop von Haus aus pixelbasiert, d.h., bei der Bearbeitung von Bildern werden in erster Linie vorhandene Pixel im Bild direkt verändert sowie mit neu erzeugten oder kopierten Pixeln überlagert. Dies geht wie im vorherigen Abschnitt bereits beschrieben mit größerem Speicherplatzbedarf einher, denn es werden nicht wie bei der nicht-destruktiven Bildbearbeitung in Lightroom nur die eingestellten Parameter der einzelnen Bearbeitungsfunktionen mit minimalstem Speicherplatzbedarf abgespeichert, sondern stets alle vorhandenen und veränderten Pixel.

Zwar ist auch in Photoshop, wie bereits erwähnt, eine nicht-destruktive Bildbearbeitung möglich, sodass ähnlich wie in Lightroom die früheren Bearbeitungsschritte zurückgenommen oder verändert werden können. Jedoch geht dies, wie auch im Screenshot im vorherigen Kapitel zu sehen, zum Teil (insbesondere beim Einsatz von Smartobjekten) zu Lasten der Dateigröße. Diesem Speicherplatzbedarf gegenüber stehen nahezu unerschöpfliche Möglichkeiten bei der Bildbearbeitung, Retusche und dem Composing, also dem Kombinieren mehrerer Bildelemente zu einem Gesamtkunstwerk, die so nur mit Photoshop zu realisieren sind.

Für den Einstieg in diese Welt der ungeahnten Möglichkeiten wollen wir uns zuerst einmal die Benutzeroberfläche von Photoshop näher anschauen und die wichtigsten Hilfsmittel (Paletten/Fenster) für die spätere Arbeit zusammenstellen und anordnen. Im Gegensatz zu Lightroom besteht Photoshop nicht aus einzelnen Modulen, sondern aus einem einzigen Fenster, in dem sich fast das gesamte Geschehen abspielt. Die meisten Elemente der Benutzeroberfläche lassen sich ein- und ausblenden, fast beliebig verschieben, gruppieren sowie anordnen. Das Ergebnis dieser Konfiguration können Sie unter einem beliebigen Namen abspeichern, sodass für verschiedene Aufgaben die jeweils passende Konfiguration erstellt und schnell aufgerufen werden kann. Dieses Hauptfenster wird bei verschiedenen Bearbeitungsfunktionen durch zusätzliche Dialoge (Fenster) ergänzt.

image

Abb. 2.1 Übersicht: Die Elemente der Photoshop-Benutzeroberfläche

Zentrales Element ist die eigentliche Arbeitsfläche, die vom zu bearbeitenden Foto ausgefüllt wird und auf der sich die direkte Arbeit am Foto abspielt. Um sie herum lassen sich die weiteren Elemente der Benutzeroberfläche anordnen. Standardmäßig kommt Photoshop auch schon mit einer vorkonfigurierten Auswahl und Anordnung der Paletten auf Ihren Rechner, doch leider ist diese nicht so sehr an den realen Bedürfnissen von uns Fotografen ausgerichtet, sodass wir sie im Folgenden erst einmal anpassen müssen. Doch zuvor wollen wir uns noch die weiteren Elemente näher anschauen.

Am linken Rand befindet sich die Werkzeugleiste mit allen zentralen Werkzeugen, die nicht über eigene Dialoge gesteuert werden, sondern direkt zur Bearbeitung des Fotos sowie zur Navigation (Ein- und Auszoomen, Verschieben des gezoomten Ausschnitts) innerhalb der Arbeitsfläche dienen. Falls die Werkzeuge bei Ihnen in zwei Spalten angeordnet sind und Ihr Bildschirm hoch genug ist, können Sie über einen Klick auf den kleinen Doppelpfeil am oberen Rand der Werkzeugleiste in den einspaltigen Modus umschalten und so wertvollen Bildschirmplatz für die wichtigere Arbeitsfläche schaffen.

Am oberen Rand befindet sich die Optionsleiste. Ihr Inhalt verändert sich je nach ausgewähltem Werkzeug aus der Werkzeugleiste. In der Optionsleiste können Sie das aktuell ausgewählte Werkzeug konfigurieren und so sein spezielles Verhalten beeinflussen. Haben Sie z.B. das Pinselwerkzeug aktiviert, so können Sie hier u.a. die Breite bzw. Größe des Pinsels oder dessen Deckkraft verändern. Aber auch Zusatzfunktionen zum aktivierten Werkzeug finden sich für manche Werkzeuge in diesem Bereich wieder. So ist in der vorangestellten Übersicht z.B. das Verschieben-Werkzeug aktiviert, mit dem sich einzelne Elemente (Ebenen) im Bild verschieben lassen. Als Zusatzfunktionen finden Sie in der Optionsleiste für dieses Werkzeug auch Funktionen, um mehrere Elemente aneinander auszurichten oder gleichmäßig über das Bild zu verteilen.

Obwohl sich alle Leisten und Paletten der Benutzeroberfläche beliebig anordnen lassen, werden die meisten Photoshop-Anwender die beiden gerade vorgestellten Bereiche wohl an ihren Standardpositionen belassen. Für den Palettenbereich am rechten Bildschirmrand dürfte es hingegen so viele verschiedene Varianten wie Photoshop-Anwender geben, da jeder hier seine eigenen Präferenzen hat und die ausgewählten und angezeigten Paletten auch stark davon abhängen, welche Aufgaben man häufig in Photoshop zu erledigen hat. Ein Anwender, der sehr oft Texte in seinen Photoshop-Dokumenten benötigt, wird sicher die dafür nötigen Paletten dauerhaft anzeigen lassen. Ein reiner Bildbearbeiter wird diese so gut wie nie benötigen und sie deshalb bei Bedarf nur kurz aufrufen.

Damit Sie für alle Beispiele und Workshops dieses Buchs bestens gerüstet sind, haben wir in der Übersicht alle wichtigen Paletten für Sie als empfohlene Startkonfiguration angeordnet. Wie Sie selbst zu dieser Konfiguration kommen, zeigen wir Ihnen im folgenden Abschnitt.

Zu Beginn sollten Sie sich über das Menü Fenster alle folgenden Paletten anzeigen lassen, sofern diese nicht sowieso schon angezeigt werden:

  • Absatz
  • Ebenen
  • Eigenschaften
  • Farbfelder
  • Histogramm
  • Info
  • Kanäle
  • Navigator
  • Pfade
  • Protokoll
  • Zeichen

Nun können Sie damit beginnen, die einzelnen Paletten an ihre Zielposition zu befördern. Dazu greifen Sie mit dem Mauszeiger den Palettenkopf (die Namensbeschriftung oben links) und ziehen die Palette mit gedrückt gehaltener linker Maustaste an die gewünschte Stelle im Palettenbereich. Hierbei sind zwei Varianten zu unterscheiden, die in den folgenden beiden Screenshots verdeutlicht werden sollen.

Variante 1: Wenn Sie die Palette zwischen zwei anderen Paletten oder am oberen bzw. unteren Rand platzieren wollen, bewegen Sie diese Palette an die gewünschte Stelle, bis eine blaue Linie zwischen den Zielpaletten bzw. am oberen oder unteren Rand erscheint, und lassen nun die Maustaste los.

image

Abb. 2.2 Variante 1

Variante 2: Wenn Sie eine Palette einer anderen Palette oder einer bestehenden Gruppe von Paletten als weiteren »Reiter« hinzufügen möchten, dann bewegen Sie diese Palette auf den Palettenkopf (»Reiter«) der Ziel-Palette, bis ein blauer Rahmen um den Zielbereich erscheint, und lassen nun die Maustaste los.

image

Abb. 2.3 Variante 2

In beiden Fällen spielt es keine Rolle, ob die beteiligten Paletten geöffnet (komplett sichtbar) oder geschlossen (nur der Palettenkopf ist sichtbar) sind. Um eine Palette zu öffnen oder zu schließen, genügt jeweils ein Doppelklick auf den Palettenkopf.

Gehen Sie nun auf die soeben beschriebene Weise vor, um Ihre Paletten gemäß unserer Empfehlung anzuordnen. Selbstverständlich können Sie die Anordnung jederzeit nach Ihren eigenen Vorlieben anpassen. Aber falls Sie noch keine konkrete Vorstellung davon haben, welche Paletten Sie später häufiger benötigen und wie Sie sie gerne anordnen möchten, stellt unser Vorschlag einen guten Startpunkt dar.

Sobald alle Paletten an Ort und Stelle sind, können Sie das Ergebnis sichern, sodass Sie es in Zukunft jederzeit schnell wiederherstellen können. Klicken Sie dazu auf den Knopf ganz rechts oben neben der Lupe. Es erscheint das folgende Kontextmenü:

image

Abb. 2.4 Sichern des Arbeitsbereichs unter einem neuen Namen

Rufen Sie die Funktion Neuer Arbeitsbereich… auf und geben Sie Ihren Einstellungen einen aussagekräftigen Namen. Setzen Sie zusätzlich noch wie im folgenden Beispiel die drei Haken und klicken Sie zuletzt auf Speichern.

image

Abb. 2.5 Dialog zum Sichern des Arbeitsbereichs

Ihr Arbeitsbereich erscheint nun unter dem gewählten Namen ebenfalls im Kontextmenü, sodass Sie ihn jederzeit »auf Knopfdruck« wiederherstellen können.

Wenn Sie ganz genau aufgepasst haben, wird Ihnen schon aufgefallen sein, dass wir den in der Übersicht gekennzeichneten Infobereich bislang noch außen vor gelassen haben und Sie diesen momentan wahrscheinlich auch nicht sehen können. Er wird erst angezeigt, wenn Sie ein Bild geöffnet haben. Wie dies funktioniert, erfahren Sie im nächsten Kapitel. An dieser Stelle wollen wir der Vollständigkeit halber noch erwähnen, dass Sie die Information, die im Infobereich angezeigt wird, durch einen Klick auf den kleinen Pfeil am rechten Rand des Infobereichs auswählen können.

3

Datei-Workflow

image

3.1Laden und Speichern in Photoshop

Wie im vorherigen Kapitel bereits ausführlich beschrieben, handelt es sich bei Photoshop um eine Anwendung, die dem Dokument-Modell folgt, was nichts anderes bedeutet, als dass jedes zu bearbeitende Bild zuerst geöffnet (geladen) und zum Sichern der Bearbeitungsschritte wieder gespeichert werden muss. Beim ersten Speichern sollten Sie einen neuen Dateinamen vergeben, um Ihre unveränderte Originaldatei nicht zu überschreiben.

Für den Dateinamen einer bearbeiteten Datei empfiehlt es sich, den Originalnamen zu behalten und ein möglichst immer gleiches Kürzel daran anzuhängen. Dadurch können Sie zu jeder Zeit die Originaldatei zu einer bearbeiteten Version wiederfinden, auch wenn diese sich nicht mehr im selben Ordner befinden.

Aus 20170401_HL9_4711.jpg wird somit z.B. 20170401_HL9_4711-01.psd, wobei hier -01 als Kürzel die erste Version dieser Datei kennzeichnet und .psd für das Photoshop-eigene Dateiformat steht, auf das wir im folgenden Kapitel noch näher eingehen werden. Viele Photoshop-Anwender verwenden für ihre bearbeiteten Bilder auch das Kürzel -bearbeitet, was zwar zu etwas längeren Dateinamen führt, aber auch für Außenstehende sofort verständlich ist. Letztendlich bleibt es natürlich Ihnen überlassen, was Ihnen als Kürzel am besten zusagt. Für einen guten Workflow sollten Sie nur darauf achten, dass Sie nach einem einheitlichen Schema vorgehen.

image

Abb. 3.1 Arbeitsbereich »Einstieg« nach dem Start von Photoshop

Für den direkten Austausch von Bildern zwischen Lightroom und Photoshop (d.h. zum Laden von Bildern aus Lightroom nach Photoshop und zum Speichern der Bearbeitungen von dort zurück nach Lightroom) müssen Sie sich um dieses Thema nur einmal kümmern. Danach läuft alles automatisch im Hintergrund für Sie ab. Die hierfür nötigen Einstellungen und das konkrete Vorgehen zum Austausch behandeln wir im Abschnitt zum »Austausch zwischen Lightroom und Photoshop« ab Seite 38. An dieser Stelle soll es erst mal um das autonome Arbeiten mit Photoshop gehen.

Standardmäßig ist Photoshop CC so konfiguriert, dass Ihnen nach dem Start der Anwendung oder wann immer Sie kein Bild geöffnet haben, der Arbeitsbereich »Einstieg« angezeigt wird, in dem Sie neben der Anzeige der zuletzt geöffneten Dateien (als Dateiliste oder in Thumbnail-Form) auch einen Button zum Öffnen beliebiger Dateien finden. Dieser hat die gleiche Funktion wie der Menüpunkt DateiÖffnen… und ruft den Standard-Dateidialog Ihres Betriebssystems auf, den Sie so aus zahlreichen anderen Anwendungen kennen dürften.

image

Abb. 3.2 Der Datei-Dialog zum Öffnen von Bildern auf einem Mac

In diesem Dialog können Sie eines oder auch mehrere Bilder auswählen, die dann anschließend zur Bearbeitung in Photoshop geöffnet werden. Jedes geöffnete Bild wird dabei im oberen Teil der Benutzeroberfläche durch einen Reiter repräsentiert, welcher als Beschriftung den zugehörigen Dateinamen trägt. Über das kleine x im Reiter lässt sich die Datei dann wieder schließen. Ein evtl. vorhandenes Copyright-Zeichen vor dem Dateinamen weist darauf hin, dass es sich laut IPTC-Metadaten des Bilds um ein urheberrechtlich geschütztes Foto handelt. Darüber hinaus gibt der Text des Reiters noch Auskunft über die aktuelle Zoomstufe, die aktuell ausgewählte Ebene (sofern die Datei nicht nur aus einer einzelnen Hintergrundebene besteht), den Farbmodus (z.B. RGB oder CMYK) sowie die Farbtiefe der Datei (in der Regel 8 oder 16 Bit).

image

Abb. 3.3 Zwei Reiter mit zwei geöffneten Bildern

Neben dem gerade beschriebenen Weg haben Sie darüber hinaus die Möglichkeit, eines oder mehrere Bilder (z.B. aus dem Windows Explorer oder dem Mac Finder) per Drag & Drop auf die Photoshop-Oberfläche zu öffnen. Solange dabei aktuell noch kein Bild in Photoshop geöffnet ist, können Sie die Maustaste an jeder beliebigen Stelle innerhalb der Arbeitsfläche loslassen. Sind aber bereits Bilder geöffnet, so können Sie die neu zu öffnenden Bilder nur im leeren Teil des Reiterbereichs oberhalb der Arbeitsfläche fallen lassen (sonst würden die zu öffnenden Bilder einem Bild hinzugefügt).

Hinweis

Wenn Sie das mit einer oder mehreren RAW-Dateien machen, werden diese zunächst in Photoshops Entwicklungsmodul Adobe Camera Raw angezeigt. Wenn Sie die Bilder dann in Photoshop öffnen möchten, müssen Sie das durch einen Klick auf Bild öffnen bzw. Bilder öffnen bestätigen. Allerdings: Haben Sie diese RAWs zuvor bereits in Lightroom entwickelt, werden Sie feststellen, dass diese Bearbeitungen nicht angezeigt werden. Dazu müssen Sie die entwickelten RAWs direkt aus Lightroom an Photoshop übergeben. Mehr dazu erfahren Sie weiter unten ab Seite 38 im Abschnitt »Austausch zwischen Lightroom und Photoshop«.

Sollten Sie in den allgemeinen Voreinstellungen die Option Arbeitsbereich »Einstieg« anzeigen… deaktiviert haben, so sehen Sie statt besagtem Arbeitsbereich lediglich eine leere Arbeitsfläche. Ein Doppelklick mit der linken Maustaste in diesen leeren Bereich öffnet ebenfalls den Dialog zum Öffnen von Bildern. Sollten Sie zusätzlich noch die Option Beim Öffnen einer Datei Arbeitsbereich »Zuletzt verwendete Dateien« anzeigen aktiviert haben, so erhalten Sie sowohl beim ersten Doppelklick auf die leere Arbeitsfläche wie auch beim Aufruf des Menüpunkts DateiÖffnen… zuerst (wie im folgenden Screenshot zu sehen) eine Auflistung aller zuletzt geöffneten Dateien am rechten Rand der Benutzeroberfläche. Dabei handelt es sich um eine verkleinerte Version des Arbeitsbereichs Einstieg. Erst ein erneuter Doppelklick auf die leere Arbeitsfläche bringt Sie wieder zum bekannten Öffnen …-Dialog.

image

Abb. 3.4 Allgemeine Voreinstellungen

image

Abb. 3.5 Der Arbeitsbereich »Zuletzt verwendete Dateien«

Bevor wir in den folgenden Kapiteln noch ausführlich auf das Bearbeiten von Bildern eingehen werden, wollen wir für den Moment erst einmal annehmen, dass wir das soeben geöffnete Bild nun bearbeitet hätten und es deshalb gerne speichern würden. Hierzu stehen uns zwei Optionen in Form der beiden Menüpunkte DateiSpeichern und DateiSpeichern unter… zur Verfügung. Ersterer dient in erster Linie dazu, bereits zuvor umbenannte Bilder direkt und ohne Speichern-Dialog unter dem bestehenden Namen abzuspeichern. Dabei wird selbstredend die bestehende Bilddatei mit der aktuellen Version aus Photoshop überschrieben, weshalb Sie diese Option niemals auf Ihre originalen Bilder anwenden sollten, sondern nur auf die Version, die Sie gerade bearbeiten wollen. Wie am Anfang dieses Kapitels beschrieben, sollten Sie Ihre bearbeiteten Dateien stets über den Menüpunkt DateiSpeichern unter… mit einem entsprechenden Kürzel versehen.

Der sich öffnende Speichern-Dialog entspricht größtenteils ebenfalls dem aus anderen Anwendungen bekannten Standard-Dateidialog Ihres Betriebssystems, enthält aber zusätzlich noch einige sehr entscheidende Optionen.

image

Abb. 3.6 Der »Speichern unter«-Dialog von Photoshop

Von diesen Optionen wollen wir uns an dieser Stelle mit den drei wichtigsten näher beschäftigen. Über die Option Format legen Sie das zu verwendende Dateiformat fest. Über die Vor- und Nachteile der einzelnen Formate und welche überhaupt für den Alltag relevant sind, erfahren Sie alles Wissenswerte im nachfolgenden Abschnitt.

Die Option Ebenen steht nur bei Dateiformaten zur Verfügung, die das Speichern von Ebenen erlauben, und Sie sollten sie stets aktivieren, sobald Sie bei der Bearbeitung eines Fotos auf Ebenen zurückgegriffen haben (also so gut wie immer) und diese erhalten möchten. Wenn Sie an dieser Stelle noch nicht wissen, was denn mit Ebenen gemeint sein könnte, ist das nicht weiter schlimm. Sie erfahren alles darüber im entsprechenden Abschnitt weiter unten. Für den Moment merken Sie sich am besten nur, dass diese Option so gut wie immer beim Speichern gesetzt sein sollte.

Die mit Abstand wichtigste Option beim Speichern von Bildern finden Sie ganz unten im Dialog: Farbprofil einbetten. Sie muss immer aktiviert sein! Denn ohne diese Option werden Ihre Bilder ohne ein Farbprofil abgespeichert. Dies führt dazu, dass beim nächsten Öffnen geraten werden muss, in welchem Arbeitsfarbraum/Farbprofil die Farben dieses Bilds zu interpretieren sind. Sie selbst können dieses Ratespiel meist noch erfolgreich lösen, da Sie im Normalfall Ihren bevorzugten Arbeitsfarbraum kennen werden und auch im Zweifelsfall durch Ausprobieren zu einer korrekten Farbdarstellung kommen können. Mehr über Farbprofile und Farbräume erfahren Sie weiter unten im Kapitel »Ein kurzer Exkurs in die Welt des Farbmanagements« ab Seite 47.

Landet ein solches Bild ohne eingebettetes Farbprofil allerdings bei jemand anderem, sorgt es im besten Fall für zusätzlichen Aufwand, da derjenige durch Zuweisen verschiedener Arbeitsfarbräume erraten muss, welcher wohl der gewollten Farbdarstellung entspricht. Im schlimmsten Fall werden z.B. Ihre ProPhoto-RGB-Daten als sRGB interpretiert und der teure Fine-Art-Print vom High-End-Dienstleister taugt anstatt für die Portfolio-Mappe nur für die Rundablage.

3.2Vor- und Nachteile der wichtigsten Dateiformate

Das Thema »Dateiformate« betrifft den Lightroom-Anwender in der Regel erst dann, wenn Bilder außerhalb von Lightroom benötigt werden, er diese also exportieren muss. Die drei dort zur Verfügung stehenden Dateiformate JPEG, PSD und TIFF (DNG und Original sind an dieser Stelle aus Photoshop-Sicht nicht relevant) sind auch für das Abspeichern in Photoshop mit Abstand die sinnvollsten Optionen. Alle anderen von Photoshop angebotenen Dateiformate, mit Ausnahme des PNG-Formats, sind lediglich für spezielle Anwendungsfälle nötig und gehen, wie z.B. das DICOM-Format für den Medizinbereich, über den Rahmen dieses Buchs hinaus.

Im Folgenden möchten wir Ihnen deshalb die vier relevanten Formate JPEG, PSD, TIFF und PNG mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen näher vorstellen. Allen gemeinsam ist die Möglichkeit, Farbprofile mit in die Datei einzubetten, was im Sinne einer farbrichtigen Darstellung, wie im vorherigen Abschnitt schon besprochen, unerlässlich ist.

Das PSD-Format ist das Photoshop-eigene Dateiformat und bietet damit die beste Unterstützung, wenn es darum geht, sämtliche Inhalte und spezifischen Funktionen von Photoshop (wie z.B. Ebenen, Smartobjekte und -Filter) in einer Datei zu speichern. Ein daraus resultierender Nachteil ist sicherlich die dabei entstehende Dateigröße, welche teils erheblich größer als beim vergleichbaren TIFF-Format ist.

Auch kann eine PSD-Datei nicht von jedem anderen Programm angezeigt oder geöffnet werden. Die meisten Programme, die überhaupt mit PSD-Dateien umgehen können, benötigen hierzu den Modus Kompatibilität maximieren (den Sie beim Abspeichern in Photoshop aktivieren müssen, siehe unten). Dieser geht allerdings noch zusätzlich zu Lasten der Dateigröße, da Photoshop in diesem Fall aus allen vorhandenen Ebenen und Objekten eine zusätzliche Ebene erstellt, welche das Endergebnis der Bearbeitung repräsentiert und natürlich die Datei noch weiter vergrößert. Andere Programme, und dazu zählt auch Lightroom, können zum Anzeigen und Weiterverarbeiten nun diese Kompatibilitätsebene verwenden und müssen daher nicht die Interna des PSD-Formats beherrschen oder gar die Bearbeitungsfunktionen von Photoshop abbilden. Wenn Sie also Bilder in diesem Format in Lightroom importieren wollen, müssen Sie beim Abspeichern in Photoshop die entsprechende Option auswählen. Weitere Einstellungsmöglichkeiten gibt es für das PSD-Format nicht.

image

Abb. 3.7 Die Option Kompatibilität maximieren beim Abspeichern im PSD-Format

Das PSD-Format verwendet auch keine verlustbehaftete Komprimierung zu Lasten der Bildqualität und ist vor allem für Ihre Master-Dateien, in denen Sie alle Photoshop-Bearbeitungsfunktionen mit maximalem Komfort erhalten wollen, die beste Wahl.

Ähnlich wie das PSD-Format kann auch das TIFF-Format sämtliche Bearbeitungsfunktionen von Photoshop mit abspeichern und für zukünftige Weiterverarbeitung erhalten. Die Dateigröße fällt dabei in der Regel aber um einiges kleiner aus und laut Adobe funktioniert auch der Austausch von Metainformationen (Kameradaten, Stichworte, Copyright-Infos etc.) eventuell effizienter als beim PSD-Format.

Dazu kommt, dass das TIFF-Format ein offener Standard ist, der von nahezu jedem anderen Programm, das mit Fotos zu tun hat, geöffnet und angezeigt werden kann. Es eignet sich damit ideal als Austauschformat, wenn Sie Bilder zur Weiterverarbeitung unabhängig von der verwendeten Software weitergeben wollen.

Das TIFF-Format bietet beim Speichern einige zusätzlich Optionen, deren optimale Einstellung Sie dem folgenden Screenshot entnehmen können.

image

Abb. 3.8 Die Optionen beim Speichern im TIFF-Format

Die entscheidenden Optionen sind hier die Bild- und die Ebenenkomprimierung. Für die Bildkomprimierung hat sich das LZW- ebenso wie das ZIP-Verfahren bewährt, welche nun schon seit vielen Jahren von nahezu jedem anderen Programm problemlos verstanden werden und im Gegensatz zum JPEG-Format nicht verlustbehaftet sind, also keine Einbußen bezüglich der Bildqualität mit sich bringen.

Für die Ebenenkomprimierung können Sie, wie im Dialog beschrieben, zwischen zwei gegensätzlichen Aspekten wählen: Dateigröße und Speicherdauer. Da das Abspeichern in Photoshop seit einiger Zeit im Hintergrund abläuft, können Sie hier getrost die kleineren Dateien favorisieren.

Beim ersten Speichern einer Datei im TIFF-Format und aktivierter Ebenenspeicherung wird Ihnen der folgende Dialog angezeigt, der Sie vor dem zusätzlich benötigten Speicherplatz warnt. Diesen können Sie durch Setzen des entsprechenden Hakens für die Zukunft stummschalten, da Sie beim Speichern mit Ebenen diesen Speicherplatzbedarf ja bewusst in Kauf nehmen, um die Datei mit allen Bearbeitungsfunktionen zu sichern.

image

Abb. 3.9 Das Speichern von Ebenen hat größere Dateien zur Folge

Das dritte relevante Dateiformat ist das weitverbreitete JPEG-Format. Dieses arbeitet im Gegensatz zu den gerade beschriebenen Formaten mit verlustbehafteter Komprimierung. Das heißt, dass hier zugunsten möglichst kleiner Dateigrößen (eventuell sichtbare) Verluste in der Bildqualität in Kauf genommen werden. Wie stark diese Komprimierung ausfällt, kann von Ihnen beim Abspeichern über den Qualitätsregler der JPEG-Optionen bestimmt werden.

image

Abb. 3.10 Die Optionen beim Speichern im JPEG-Format

Selbst bei der maximalen Qualitätsstufe von 12 erhalten Sie im JPEG-Format ohne sichtbare Qualitätsverluste deutlich kleinere Dateien als mit den zuvor beschriebenen Formaten. Mit Werten zwischen 9 und 11 sollten Sie in der Praxis auch noch keinen Verlust der Bildqualität erkennen können. Lediglich feine und klar abgesetzte Linien sowie Schriften vor einfarbigen Hintergründen könnten ein wenig beeinträchtigt werden. Die Einstellung müssen Sie daher von Fall zu Fall gezielt auswählen. Die Option Vorschau kann Ihnen dabei behilflich sein. Sobald der Haken gesetzt wird, zeigt Ihnen Photoshop rechts im Dialog die resultierende Dateigröße und, wie in Abbildung 3.11 gezeigt, im Arbeitsbereich die Auswirkungen der Komprimierung auf den Bildinhalt an.

Hierzu wurde die Komprimierung einmal auf den schwächsten und einmal auf den stärksten Wert eingestellt, was die Auswirkung auf die Bildqualität in Form von JPEG-Artefakten sehr deutlich zum Ausdruck bringt. Achten Sie vor allem auf die Unterschiede in den weißen und gelben Flächen, dort wo sie an die schwarze Linie anschließen. Neben der Qualität verringert sich aber auch die Dateigröße von 2,9 MB auf 240 KB.

Welchen Kompromiss Sie an dieser Stelle eingehen, bleibt natürlich Ihnen überlassen. Für einen schnellen E-Mail-Versand ist die Dateigröße meist wichtiger als die Bildqualität und für den Upload in einem Fotoportal gilt in der Regel das Gegenteil. In der Praxis werden Sie selten Werte kleiner als 8 benötigen und wenn Sie auf Nummer sicher gehen wollen, wählen Sie einfach 12 aus.

image

Abb. 3.11 Auswirkungen von unterschiedlich starken JPEG-Komprimierungen

Der geringe Speicherplatzbedarf ist sicher der größte Vorteil des JPEG-Formats, weshalb es vor allem für den Austausch per E-Mail, für Web-Galerien oder für Präsentationszwecke am Beamer oder Fernseher geeignet ist. Auch für die Verwendung in Fotobüchern oder zum Ausbelichten ist das JPEG-Format die ideale und meist auch einzige Wahl, da viele Dienstleister nur JPEG-Dateien akzeptieren. In allen Fällen sollten Sie aber die Qualität möglichst auf 12 einstellen, um die maximale Bildqualität zu erhalten.