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Die Karriere des 1931 in Brooklyn, New York, geborenen Jay Maisel erstreckt sich über 61 Jahre. Maisel lernte bei Leon Friend an der Abraham Lincoln High School Grafikdesign und erhielt Unterricht in Malerei 1949 bei Joseph Hirsch und 1953 bei Josef Albers. Er studierte 1952 informell beim Fotografen und Grafikdesigner Herbert Matter und absolvierte 1955 einen Lehrgang beim Fotografen und Designer Alexey Brodovitch. Im Jahr 1954 begann Maisel als freiberuflicher Fotograf zu arbeiten.

Jay Maisels Name wurde zum Synonym für lebendige Farbfotografie, die Licht und Ausdruck nutzt, um unzählige unvergessliche Bilder für die redaktionelle, werbliche und unternehmerische Kommunikation zu schaffen. Außerdem erscheinen Maisels Fotos in Büchern und sie finden sich in Privat-, Unternehmens- und Museumssammlungen. Zu Maisels Leistungen für gewerbliche Zwecke gehören fünf Titelbilder für das Sportmagazin Sports Illustrated Swimsuit Issue, Titelfotos für die ersten beiden Ausgaben der Zeitschrift New York und das Cover des Miles-Davis-Albums Kind of Blue. Zu seinen vielen Auszeichnungen für herausragende Leistungen zählen die Aufnahme in die Art Directors Club Hall of Fame, die Ehrung als Photographer of the Year der American Society of Media Photographers und die Zuerkennung des Infinity Award der American Society of Media Photographers.

Jay Maisel nimmt seit den späten 1990er-Jahren keine kommerziellen Aufträge mehr an und konzentriert sich ganz auf seine persönliche Arbeit. Der Absolvent der Cooper Union und der Yale University bildet sich fort, indem er auf der ganzen Welt jüngere Fotografen im Rahmen von Workshops, Seminaren und Vorlesungen unterrichtet. Dabei hat er sich einen Namen als engagierter und inspirierender Lehrer gemacht.

Jay Maisel ist seit 1989 mit Linda Adam verheiratet. Tochter Amanda wurde 1993 geboren.

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Licht, Ausdruck & Farbe

Die Elemente guter Fotografie

Jay Maisel

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Lektorat: Gerhard Rossbach

Copy-Editing: Ursula Zimpfer, Herrenberg

Übersetzerin: Stefanie Busam Golay, Schweden

Herstellung: Birgit Bäuerlein

Layout und Satz: Cora Banek, Mainz

Umschlaggestaltung: Helmut Kraus, www.exclam.de

Druck und Bindung: Stürtz GmbH, Würzburg

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

ISBN:

Buch 978-3-86490-259-8

PDF 978-3-86491-717-2

ePub 978-3-86491-718-9

mobi 978-3-86491-719-6

Authorized translation from the English language edition, entitled LIGHT, GESTURE, AND COLOR, 1st Edition by JAY MAISEL, published by Pearson Education, Inc, publishing as New Riders, Copyright © 2015 by Kelby Corporate Management, Inc.

All rights reserved. No part of this book may be reproduced or transmitted in any form, by any means, electronic or mechanical, including photocopying, recording or by any information storage retrieval system, without permission from Pearson Education Inc.

1. Auflage 2015

Translation Copyright für die deutschsprachige Ausgabe © 2015 dpunkt.verlag GmbH

Wieblinger Weg 17

69123 Heidelberg

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Inhalt

Theorie

Licht

Ausdruck

Farbe

Nie mehr Sonnenuntergang

Lausiger Maler

Freude

Verkehrte Schatten

Bleiben Sie in Bewegung

Zusammenhang

Das Motto lautet Entdeckung, nicht Wiedergabe

Neue Sichtweise

Etwas Neues

Bleiben Sie dran, wenn Sie etwas fasziniert

Aufträge können riesig Spaß machen

Nehmen Sie unbedingt immer Ihre Kamera mit

»Schlechtes Licht« zur Mittagsstunde 1

»Schlechtes Licht« zur Mittagsstunde 2

»Schlechtes Licht« zur Mittagsstunde 3

»Schlechtes Licht« zur Mittagsstunde 4

»Schlechtes Licht« zur Mittagsstunde 5

Überraschungslicht

Das Drama mit dem Licht

Fragen

Umherwandern

Ich bin ein technischer Analphabet

Zwei von drei – keine schlechte Ausbeute

Auf die Plätze, einstellen, abdrücken

»Hast du nichts gelernt?«

Seien Sie offen

Das Problem bei der Teton Range

Zurück auf Start

Geschenke

Vernachlässigen Sie den Hintergrund nicht

Schattenlicht

Gerettet

Verpatzter Hintergrund

Zu wenig Brennweite

Sehen Sie sich um und bleiben Sie beweglich

Licht von unten

Weniger ist mehr

Überraschung und Begeisterung

Fehlschlagquote 99:100

Licht von Norden

»Posieren Sie nicht! Oder, Moment mal, vielleicht doch!«

Ausdruck ist nicht immer Aktion

Ambivalent

400 Jahre alte Mauer

Machen Sie spezielle Fotos

In Orlando gibt es keine Bilder

Lange Reise, um Fische zu fotografieren

Überraschender Ausdruck mal vier

Details

Machen Sie sich Notizen

Gebrauch und Missbrauch

Schnee

Muster

Eine völlig neue Welt

Dies hier wollte ich eigentlich gar nicht aufnehmen

Nutzen Sie Staucheffekte Ihres Objektivs

Öffnung des Raums

Kontext 1

Kontext 2

Dauerbrenner

Der Ausdruck von Raum 1

Der Ausdruck von Raum 2

Ausdruck einer Stadt

Das konnte ich mir nicht entgehen lassen

Ausdruck unbelebter Objekte

Verschiedene Universen

Übereinkunft per Zeichensprache

Es wird immer schwieriger

Bahnhof, Rom

Der entscheidende Ausdruck

Das Motiv im Mittelpunkt

35 Jahre warten

Beeinflusst

Fotografieren, ohne aus dem Tritt zu geraten

So war das nicht gemeint

Unsichtbarer Zaun

Wiedergefunden

»Mach das Foto!«

Postproduziert

Farbe ohne Farbe

»Mach sichtbar«

»Ich werde es überstreichen«

Endlich

Warten

»Naja, …«

Wenn Fotoarbeit zur Glückssache wird

Herrliche Farbpalette

Farben, nicht Farbe

Farbe, nicht Farben

Vergessen Sie, was es war – schauen Sie, was es ist

Licht, Ausdruck oder Farbe?

»Lebensgemeinschaft« von Farben

Bewegen Sie sich!

Winogrand’sches Farbereignis

Die »Schauspieler« werden kommen

Am nächsten Tag

Gehen Sie nicht mit Scheuklappen durchs Leben

Phänomenal

Ein bisschen Wissen kann eine wunderbare Sache sein

Entzaubertes Geheimnis

Hektische Hochzeit

Foto dank Verkehrsstau

Gibt es hier nichts Glänzendes oder Rotes?

Irgendwas geht immer

Wie ein bunter Teppich

Sie haben zwei Chancen

Lehmziegelhaus in Perfektion

Problem = Lösung

Glück

Lassen Sie das Planen

Wählen Sie den Bildausschnitt möglichst schon beim Fotografieren

Fünf Stunden nichts

Etwas Neues

Schwarz-Weiß und Farbe

Es gibt keine Regeln

Bizarrer Sonnenaufgang

Dank

Index

Widmung

Dieses Buch ist Leon Friend gewidmet ...

... meinem Kunstlehrer an der Abraham Lincoln High School in Brooklyn, New York. Wer das Privileg hatte, von Leon Friend unterrichtet zu werden, weiß, warum ich ihm dieses Buch widme. Alle anderen erfahren hier die Gründe.

Mr. Friend (er blieb zeitlebens Mr. Friend) gründete eine Gemeinschaft von Kunstschülern – in der Nachkriegszeit, an einer öffentlichen Highschool in der Nähe von Coney Island, ohne Fördermittel und ohne sonstige Unterstützung.

Mr. Friend rief die »Art Squad« ins Leben, eine Elitegruppe im besten Sinne des Wortes. Wenn man hart arbeitete und in den Kursen hervorstach, konnte man das Glück haben, Mitglied dieser Kunstgruppe zu werden. Das gab einem zusätzlich einen Anreiz, morgens um 7 Uhr über einen 2,50 Meter hohen Stacheldrahtzaun zu klettern, um ins Schulgebäude zu gelangen, und dasselbe auch abends um 19 Uhr auf sich zu nehmen.

Mr. Friend lehrte, indem er nicht nur das Wissen seiner Schüler vergrößerte, sondern auch deren Erwartungen und deren Ansprüche an die eigene Leistung – ja, an die eigene Person. Niemand hat mein Leben so geprägt wie Mr. Friend. Er öffnete mir die Augen. Er machte mir klar, dass Arbeit Freude bereiten kann. Er holte das Beste aus mir heraus. Er respektierte seine Mitmenschen. Er sprach alle mit »Mr.« bzw. »Miss« an. Wenn ich »Danke, Mr. Friend« sage, weiß ich, dass ich im Namen aller spreche, die Leon Friend kannten.

Danke, Mr. Friend. Dieses Buch ist für Sie.

Theorie

LICHT

Es ist schwierig, Licht von Ausdruck zu trennen und Ausdruck von Farbe. Aber trotz ihrer Verflechtung will ich die Komponenten einzeln behandeln.

Licht, Ausdruck, Farbe? Alle drei Dinge sind immer vorhanden. »Wie soll ich sie da ›zu fassen‹ bekommen«, fragen Sie sich? Verbissenheit ist hier kein guter Ratgeber und nur kontraproduktiv. Die Bereitschaft zur Selbstkritik ist das Wichtigste, was Sie beim Fotografieren lernen müssen. Deshalb verordne ich Ihnen hiermit ein neues Mantra: Wenn Sie nicht Ihr schärfster Kritiker sind, sind Sie Ihr schlimmster Feind.

Eines kann Ihnen dabei helfen, Ihre Arbeit selbstkritisch und objektiv zu betrachten: die Fähigkeit, zu sehen – und zwar im wahrsten Sinne des Wortes –, was in Ihren Bildern steckt. Das ist schwerer, als es klingt. Sie müssen dazu beim Fotografieren einen Schritt zurücktreten und versuchen zu sehen – und zwar auch dies wortwörtlich –, was in Ihrem Blickfeld ist. Damit Ihnen das gelingt, sind Sie gezwungen, sich der Sie umgebenden Welt zu öffnen.

Sie müssen lernen, die Dinge auf sich zukommen zu lassen, statt angestrengt nach ihnen zu suchen. Sie können nicht sagen: »Heute Licht, morgen Ausdruck, übermorgen Farbe! Und am Samstag widme ich mich allem gleichzeitig!« Das funktioniert so nicht.

Ernst Haas meinte, dass wir keine Bilder aufnehmen, sondern vielmehr von Bildern eingenommen werden. Seien Sie gegenüber allem, was Sie umgibt, möglichst aufgeschlossen – wer weiß, wovon Sie dann eingenommen werden. Öffnen Sie sich der Welt, sie wartet bloß darauf. Und sie wird Sie beschenken – aber nur, wenn Sie geduldig sind mit dem Leben, dem Fotografiervorgang und den eigenen Grenzen.

Lucille Clifton sagte einmal: »Wenn Sie offen sind, werden Sie fantastische Dinge erleben. Wenn Sie es nicht sind, warum sollte dies dann passieren?«