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Der Beobachter ist die führende Schweizer Publikumszeitschrift. Er ist eine Institution und einzigartig in der Medienlandschaft. Täglich übers Web und alle zwei Wochen in der Zeitschrift liefert er fundierte Informationen zu aktuellen Themen des Zeitgeschehens. Der Beobachter greift auf, was seine Mitglieder interessiert, beschäftigt und bewegt. Er bietet glaubwürdige und kompetente Orientierungs- und Entscheidungshilfe für ein selbstbestimmtes Leben. Der Beobachter ist Teil der modernen und weltoffenen Schweiz. Er setzt sich ein für eine demokratische, solidarische Gesellschaft, für eine soziale und transparente Wirtschaft und für eine lebenswerte Umwelt. Der Beobachter ist multimedial (Print und Online) präsent.

Das Beratungszentrum bearbeitet jährlich rund 160 000 Anfragen der Beobachter-Mitglieder. Aus dieser Fachkompetenz entstehen praxisbezogene Ratgeberartikel und hilfreiche Bücher im eigenen Verlag mit einem Angebot von über 70 Titeln. Der Beobachter setzt Zeichen – mit seiner Stiftung SOS Beobachter für Menschen in Not und dem Prix Courage, dem jährlichen Beobachter-Preis für mutige Taten.

Der Beobachter macht souverän. Er bietet Orientierung und Lebenshilfe und ist vertrauenswürdiger Partner. Er bezieht Stellung und setzt sich für eine lebenswerte Schweiz ein.

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Schönste Schweiz!

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Beobachter-Edition

4., überarbeitete Auflage, 2020

© 2015 Ringier Axel Springer Schweiz AG, Zürich

Alle Rechte vorbehalten

www.beobachter.ch

Herausgeber: Der Schweizerische Beobachter in Zusammenarbeit

mit World Heritage Experience Switzerland

Lektorat: Käthi Zeugin, Zürich; Andina Schubiger

Mitarbeit Ausflugstipps: Tasia Abbatecola, Erik Hefti

Bildredaktion: Marina Roth

Umschlaggestaltung: Rebecca De Bautista

Umschlagfoto: RhB, Christoph Benz

Layout und Satz: Bruno Bolliger, Gudo

e-Book: mbassador GmbH, Basel

ISBN 978-3-03875-358-2
eISBN 978-3-03875-360-5

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Inhalt

Vorwort: Unesco-Welterbe in der Schweiz – Glanz auf der Weltbühne

Manche Dinge sind so wertvoll …

Swiss Alps Jungfrau-Aletsch

Weltnaturerbe seit 2001, Erweiterung 2007

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Altstadt von Bern

Weltkulturerbe seit 1983

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Rhätische Bahn Albula/Bernina

Weltkulturerbe seit 2008

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen

Weltkulturerbe seit 2011

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Drei Burgen von Bellinzona

Weltkulturerbe seit 2000

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Tektonikarena Sardona

Weltnaturerbe seit 2008

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Stiftsbezirk St. Gallen

Weltkulturerbe seit 1983

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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La Chaux-de-Fonds/Le Locle

Weltkulturerbe seit 2009

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Monte San Giorgio

Weltnaturerbe seit 2003, Erweiterung 2010

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Benediktinerinnen-Kloster St. Johann in Müstair

Weltkulturerbe seit 1983

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Lavaux, Weinberg-Terrassen

Weltkulturerbe seit 2007

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Das architektonische Werk von Le Corbusier

Weltkulturerbe seit 2016

Allgemeine Informationen

Ausflüge und Aktivitäten in der Region

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Die Schweizer Welterbestätten im Überblick

Bildnachweis

Detailkarten zu den Ausflügen und Touren

Die Symbole bei den Ausflügen und Aktivitäten

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Aktiv unterwegs

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Geniessen/Wellness

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Kulturerlebnis

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Naturschauspiel

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Spezialtipp

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Insidertipp

Vorwort

UNESCO-Welterbe in der Schweiz – Glanz auf der Weltbühne

Welterbestätten sind Orte des Betrachtens, des Entdeckens, des Staunens, des Erlebens, des Lernens und des Austausches. Jede steht für Echtheit, Qualität und Vielfalt über Generationen hinaus. Auf diese Werte sind wir stolz. Sie sind Teil unserer Identität und Mentalität. Die hohe Bedeutung dieser Orte, ihre Faszination und Ausstrahlungskraft ziehen die Besucherinnen und Besucher in ihren Bann. Sie entführen von Alltagspfaden auf Zeitreisen in weitreichende natur- und kulturhistorische Entwicklungen der Schweiz im globalen Zusammenhang. Als lebendige Zeugen einer bewegten und bewegenden Geschichte fordern sie Antworten auf Fragen wie: Was umfasst unser Erbe? Wie leben wir mit diesem Erbe, und wie übergeben wir es den kommenden Generationen?

Drei herausragende Naturphänomene und neun grossartige Kulturleistungen in der Schweiz sind mit dem begehrtesten Emblem der Unesco ausgezeichnet: Sie sind Weltnatur- respektive Weltkulturerbe und Teil der Welterbekonvention, eines weitreichenden zwischenstaatlichen Vertragswerks zum Schutz der grossen Natur- und Kulturgüter der Welt.

Die zwölf Welterbestätten der Schweiz sind Zeugen der Erd- und Menschheitsgeschichte, sie erzählen von der Entstehung des Landes und seiner Gestaltung. So einzigartig jede Stätte in sich ist, so sehr stehen sie in einer Beziehung zueinander – geprägt, inspiriert und gestaltet vom Wechselspiel der Schaffenskräfte von Natur und Kultur.

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Drei Burgen von Bellinzona

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Stiftsbezirk St. Gallen

World Heritage Experience Switzerland setzt sich als Organisation im Umfeld der Unesco-Welterbestätten für einen tiefgreifenderen und verantwortungsvollen Tourismus ein, dem Respekt und Wertschätzung zugrunde liegen. World Heritage Switzerland will Mehrwerte schaffen: für die Besucher in Form nachhaltiger Erlebnisse und für die Welterbestätten im Hinblick auf ihre Erhaltung und Wertschätzung auch durch die nachfolgenden Generationen.

Die Auseinandersetzung mit den Welterbestätten schärft den Blick und die Sinne für das Echte, das Dauerhafte und die damit verbundenen Herausforderungen. Bewusstes Reisen an diesen Orten ruft neue, andere Bilder einer herausragenden und fordernden Schweiz hervor, die wir mit der Weltgemeinschaft teilen.

Es ist World Heritage Experience Switzerland ein grosses Anliegen, die Inwertsetzung der Schweizer Welterbestätten zu unterstützen und das Interesse an deren Einzigartigkeit zu wecken. Auch die vier lebendigen Schweizer Traditionen, die von der UNESCO in die repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurden, zeugen von der Vielfalt unseres Landes. Eine Reise durch die Schweiz ermöglicht somit einen neugierigen, verantwortungsbewussten und sensiblen Umgang mit kulturellen und natürlichen Orten sowie mit einzigartigen Traditionen, die die Schweiz zu einem noch aussergewöhnlicheren Ort machen. Wir hoffen, dass dieser Reiseführer Sie bei der Reisevorbereitung unterstützt, Ihre Neugier weckt und Sie während des Besuchs dieser Stätten begleitet. Wir wünschen Bewegung, Freude und neue Erkenntnisse.

Nadia Fontana-Lupi

Präsidentin

World Heritage Experience Switzerland

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Tektonikarena Sardona

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Lavaux, Weinberg-Terrassen

Manche Dinge sind so wertvoll …

Am Anfang standen die drohende Zerstörung, die weltweite Empörung und der feste Wille, es auf keinen Fall so weit kommen zu lassen: Die einzigartigen Tempel von Abu Simbel in Ägypten wären nach dem Bau des Assuan-Staudamms für immer im Stausee untergegangen. Im Jahr 1960 bat die Unesco deshalb um internationale Hilfe zur Rettung dieser historischen Bauwerke. Tatsächlich konnten die Felsentempel darauf in aufwendiger Arbeit abgetragen und an einem höher gelegenen Ort wieder aufgebaut werden. «Völker können Wunder vollbringen, wenn sie für einen guten Zweck zusammenarbeiten», sagte der damalige ägyptische Staatspräsident und spätere Friedensnobelpreisträger Anwar as-Sadat.

Diese monumentale Rettungsaktion gilt als Initialzündung zur Unesco-Welt-erbe-konvention, die 1972 ins Leben gerufen wurde. Die Unesco (United Nations Educational, Scientific and Cultural Organisation) ist eine Sonderorganisation innerhalb der UNO und will mit der Förderung von Bildung, Wissenschaft, Kultur, Kommunikation und Information zur Wahrung des Friedens und zu einer nach-haltigen Entwicklung beitragen. Die Idee hinter der Welterbekonvention: Was die Natur in Jahrmillionen oder Jahrtausenden geschaffen, was die Menschheit in Jahrhunderten aufgebaut hat, das soll geschützt und erhalten werden – von der gesamten Menschheit. Alle Länder, die die Konvention unterzeichnen, verpflichten sich, Kultur- und Naturgüter von «aussergewöhnlichem universellem Wert», die das Unesco-Label «Welterbestätte» tragen, auf ihrem Staatsgebiet zu schützen und für künftige Generationen zu erhalten.

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Altstadt von Bern

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Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen

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Monte San Giorgio

Als eines der ersten Länder ratifizierte die Schweiz bereits 1975 die Konvention. Im Jahr 1983 wurden die ersten hiesigen Welterbestätten in die Liste der Unesco aufgenommen: das Kloster St. Johann in Müstair, die Altstadt von Bern und der Stiftsbezirk St. Gallen. Soll ein Gebäude, ein Ort, eine Region in die Liste des Welterbes aufgenommen werden, muss ein Vertragsstaat dem Welterbekomitee eine Kandidatur mit ausführlichem Dossier einreichen. Das Komitee entscheidet an einer jährlichen Tagung darüber, ob die erforderlichen Kriterien erfüllt sind. Bis heute verfügt die Schweiz über zwölf Welt-erbestätten und liegt damit weit über dem Durchschnitt von knapp fünf pro Land. Als Letztes wurde 2016 das Werk des Architekten Le Corbusier in die Liste der Welterbestätten aufgenommen.

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Grosser Aletschgletscher – Moosfluh

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Rhätische Bahn Albula/Bernina

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La Chaux-de-Fonds/Le Locle

Das Prädikat «Unesco-Welterbe» bedeutet für die Stätten einerseits eine exklusive Auszeichnung von internationaler Bedeutung, die das positive Image verstärkt und touristisch genutzt werden kann. Andererseits verpflichtet das Label aber auch zur Erhaltung der Kultur- und Naturgüter durch eine nachhaltige Bewirtschaftung. Dies ist die stete Gratwanderung, auf der sich die Verantwortlichen für die Welterbestätten bewegen: Sie müssen die Balance halten zwischen Schutz und Nutzung, Vermarktung und Sensibilisierung.

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Benediktinerinnen-Kloster St. Johann in Müstair

Die neun Kultur- und drei Naturerbestätten der Schweiz sind, jede auf ihre Weise, einzigartig. Mal ist das Aussergewöhnliche offensichtlich – man denke an den Aletschgletscher oder die Berner Altstadt –, mal versteckt sich das Besondere unter der Erde und erschliesst sich erst auf den zweiten Blick, etwa bei den Pfahlbauten oder bei den Fossilien des Monte San Giorgio. Aber alle Stätten haben eines gemeinsam: Sie sind Kultur- oder Naturschätze von überragendem Wert. Nicht von ungefähr lautet das Motto der Unesco-Welterbekonvention: «Manche Dinge sind so wertvoll, dass die ganze Menschheit darüber wachen muss.» Wir möchten anfügen: Schauen Sie sich diese Stätten unbedingt an. Sie gehören nicht nur zum Wertvollsten, sondern auch zum Spannendsten und Schönsten, was die Schweiz zu bieten hat. Und wenn Sie schon da sind – auch rund um jedes Welterbe findet sich viel Interessantes zum Bestaunen, Erleben und Geniessen.

Dieser Führer gibt Ihnen einen ersten Eindruck von der Einzigartigkeit der Unesco-Welterbestätten in unserem Land. Zudem hilft er bei der Reiseplanung und liefert eine Fülle an inspirierenden Tipps für Aktivitäten in jedem Welterbe wie auch in der näheren Umgebung. Wir wünschen Ihnen viel Vergnügen bei der Lektüre des Buches, wunderbare Ausflüge und reichhaltige Erlebnisse.

Üsé Meyer und Reto Westermann

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Gschwandtenmad – Rosenlaui, Haslita

 

Swiss Alps Jungfrau-Aletsch

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Weltnaturerbe seit 2001, Erweiterung 2007

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Grösstes zusammenhängendes Gletschergebiet Eurasiens

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Eine der spektakulärsten und vielfältigsten Hoch­gebirgslandschaften der Welt

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Hervorragendes Beispiel für die Gletscher- und Alpenbildung

 

Unesco-Weltnaturerbe

Hohe Berge und
imposante Gletscher

Ein Gebiet so gross wie der Kanton Jura mit mehreren weltbekannten Berggipfeln, dem grössten Gletschermassiv Eurasiens und etlichen Höhepunkten mehr: Wer das Unesco-Weltnaturerbe «Swiss Alps Jungfrau-Aletsch» besucht, hat die Qual der Wahl.

Es ist kurz nach neun Uhr morgens. Soeben ist die erste Zugkomposition des Tages in Europas höchster Bahnstation angekommen: Jungfraujoch, 3471 m, «Top of Europe». Draussen herrschen mit minus fünf Grad relativ warme Temperaturen, die Sonne scheint. Die Mitglieder einer Skitourengruppe steigen in die Bindungen und ziehen ihre ersten Schwünge in den Schnee des Jungfraufirns. Die Sphinx-Aussichtsterrasse füllt sich bereits mit Touristen – sie kommen etwa aus Japan, Amerika, Indien oder China. Bis zu einer Million Besucher zählt das Jungfraujoch pro Jahr – mehr als 2500 jeden Tag. Kein Wunder: Nur schon der Ausblick über den Jungfraufirn zum Konkordiaplatz und weiter zum Aletschgletscher ist grandios. Der im Sonnenlicht glitzernde Eisfluss zieht sich zwischen den steilen Bergflanken scheinbar unendlich weit hinunter. Mittendrin bewegen sich kaum erkennbare kleine Punkte: Die Tourengruppe ist auf dem Konkordiaplatz angekommen, wo die Felle auf die Skis aufgezogen werden. Hier fliessen die drei Gletscher Jungfraufirn, Grosser Aletschfirn und Ewigschneefeld zum Grossen Aletschgletscher zusammen und bilden eine 900 Meter dicke Eisschicht. Ausserdem gilt der Konkordiaplatz als geografisches Zentrum des Unesco-Welterbes «Swiss Alps Jungfrau-Aletsch».

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Konkordiaplatz

Der Ausblick zum Konkordiaplatz und weiter zum Aletsch-gletscher ist grandios.

Im Jahr 2001 wurde das Gebiet als erstes Naturerbe des ganzen Alpenraums in die Unesco-Welterbeliste aufgenommen, 2007 wurde es erweitert. Heute umfasst es 824 Quadratkilometer, was rund zwei Prozent der Fläche der Schweiz entspricht. Gemäss Unesco ist dieses Weltnaturerbe eine der spektakulärsten Hochgebirgslandschaften der Welt. Zudem existiert sie in dynamischer Symbiose mit dem rundum liegenden, vom Menschen geprägten Lebensraum. Das Gebiet gilt als hervorragendes Beispiel für die Entstehung der Gebirge und der Gletscher sowie für den aktuellen Klimawandel. Und nicht zuletzt umfasst es das grösste zusammenhängende Gletschergebiet Eurasiens – insgesamt rund 350 Quadratkilometer.

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Aletschgletscher

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Smaragdeidechse

Fragiles Naturwelterbe

Mit seinen 22.5 Kilometern ist der Grosse Aletschgletscher der längste Eisstrom im Alpenraum. Sein Gewicht wird auf rund 11.5 Milliarden Tonnen errechnet. Würde man das Eis schmelzen, könnte damit die ganze Menschheit während vier Jahren mit täglich einem Liter Wasser pro Person versorgt werden. Im oberen Teil beträgt die Fliessgeschwindigkeit des Gletschers rund 200 Meter pro Jahr, unten auf der Höhe des Aletschwalds sind es immer noch gut 80 Meter. Das heisst aber nicht, dass der Eisstrom auch wächst – das Gegenteil ist der Fall: Denn im sogenannten Nährgebiet des Gletschers bildet sich weniger Eis, als unten im Zehrgebiet schmilzt. Pessimistische Prognosen sagen dem riesigen Gletscher aufgrund des Klimawandels bereits in gut 100 Jahren das Ende voraus. Optimistischer veranlagte Fachleute negieren den Klimawandel zwar nicht, weisen aber darauf hin, dass es seit der letzten Eiszeit vor rund 12 000 Jahren etliche Phasen gegeben hat, in denen die Gletscher deutlich kleiner waren als heute. Seinen letzten Höchststand erreichte der Aletschgletscher um 1860 – er war damals rund drei Kilometer länger als heute und im Bereich des Aletschwalds gut 200 Meter höher.

Die nach unten wachsende Treppe

Die Gletscherschmelze und die Folgen des Klimawandels bekommt der Schweizerische Alpen Club (SAC) als Besitzer der Konkordiahütte schon seit Langem zu spüren. Bei ihrer Eröffnung 1877 stand die Hütte an der südöstlichen Ecke des Konkordiaplatzes auf einem Felsen nur gerade 50 Meter über dem Aletschgletscher; heute sind es mehr als 170 Meter. Seit den 1940er-Jahren macht der Rückgang der Eisfläche den Zugang zur Hütte immer schwieriger. Es fing damit an, dass der Bergschrund am Fuss des Felsens nur noch mit einer Leiter überwunden werden konnte. Im Jahr 1965 sah sich der SAC gezwungen, einen neuen Zustieg zu eröffnen, der über neun wacklige Holzleitern und 200 Tritte führte. 1975 wurde eine Stahltreppe installiert, die wegen des Gletscherrückgangs seither immer wieder nach unten verlängert werden musste: 1999 zählten die Alpinisten schon 370 Stufen auf dem Weg nach oben – heute sind es knapp 510 (Stand 2020). Obwohl die Konkordiahütte mit jährlich über 6000 Übernachtungen eine der beliebtesten SAC-Hütten ist, bringt diese Entwicklung die Besitzer nur schon finanziell an ihre Grenzen.

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Suone Wyssa

Der Aletschgletscher und seine zahlreichen kleineren Pendants im Welterbegebiet tragen viel zur aussergewöhnlichen Schönheit dieser Hochgebirgslandschaft bei, genauso wie die eindrücklichen Gipfel: Mehr als 50 davon sind höher als 3500 Meter, 9 sogar über 4000 Meter – der höchste im Gebiet ist das Finsteraarhorn mit 4273 Meter. Die weltweit bekannten Topstars sind jedoch Eiger, Mönch und Jungfrau. Das Dreigestirn bei Grindelwald gehört mit gutem Grund zu den meistfotografierten Alpenpanoramen. Im Welterbe liegen rund 80 Prozent der Fläche über 2000 Metern, gegen 90 Prozent sind ohne Vegetation. Dies erklärt, warum das Gebiet kaum bewohnt und damit eine der am wenigsten vom Menschen beeinflussten Landschaften der Alpen ist.

Karges Hochgebirge und mediterrane Hänge

Hoch, rau, wild, steil, gefährlich, unerschlossen: Der grösste Teil des Weltnaturerbes «Swiss Alps Jungfrau-Aletsch» ist nur erfahrenen Berggängern und Alpinisten zugänglich. Doch das Gebiet lässt sich auch von seinen Rändern aus bestens erleben. Unzählige Höhepunkte verteilen sich entlang seiner Grenze: beispielsweise im Osten das Grimselgebiet (BE), wo aus den Aargletschern die Aare entspringt und wo früher die Säumer mit Ross, Esel, Sack und Pack den Pass überquerten. Ebenfalls im Kanton Bern liegt die enge Gletscherschlucht Rosenlaui im Reichenbachtal. Im Lauterbrunnental wiederum faszinieren die vielen hohen Wasserfälle, besonders die Trümmel-bachfälle, wo sich die Wassermassen im Berginneren tosend hinunterstürzen. Am nordwestlichen Rand des Welterbes befindet sich der tiefblaue Oeschinensee, umrahmt von den steilen Felswänden der Dreitausender Doldenhorn, Fründenhorn und das Dreigestirn der Blüemlis­alp. Weiter südlich, im Walliser Rhonetal, lohnt sich beispielsweise eine Wanderung zwischen Ausser- und Eggerberg entlang der Suonen. Diese zum Teil schwindelerregend den Felswänden entlang führenden Leitungen brachten früher – und bringen zum Teil auch heute – das Wasser der Gletscher in die Dörfer. Und das war lebensnotwendig, denn im Wallis fällt nicht viel mehr Regen als etwa in Süditalien. Dies erklärt auch eine weitere Besonderheit des Welterbes: die sogenannten Felsensteppen an den südexponierten Hängen des Rhonetals. Hier wachsen Gräser, Blumen und Büsche, die man sonst nur in den Steppengebieten Osteuropas und teilweise auch im mediterranen Raum vorfindet.

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Oeschinensee

Einzigartig für die Schweiz ist ausserdem der Safrananbau im kleinen Walliser Dörfchen Mund. Jährlich werden hier in Handarbeit knapp zwei Kilo des kostbaren Gewürzes geerntet. Weiter östlich das Rhonetal hinauf liegen Belalp, die Rieder-, Bettmer- und Fiescheralp sowie Bellwald direkt am Rand des Naturerbegebiets. Hier bietet sich von diversen Aussichtspunkten ein atemberaubender Blick über den Aletschgletscher bis zu Mönch und Eiger. Und hier befindet sich auch der Aletschwald – ein weiterer Höhepunkt des Welterbes. Die grünen Fichten, Lärchen und Arven bilden einen starken Kontrast zum kalten Weiss des Gletschers dahinter. Und sie stehen schon lange hier: Die älteste Arve des Aletschwalds soll 1000 Jahre alt sein, heisst es.

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Gletschervorfeld Unteraargletscher

Um das Weltnaturerbe auch für die kommenden Generationen zu erhalten, wurde bereits 2001 die «Charta vom Konkordiaplatz» unterzeichnet. Darin setzen sich die 23 umliegenden Berner und Walliser Gemeinden das hochgesteckte Ziel, die wirtschaftliche Entwicklung in den direkt ans Welterbe angrenzenden Regionen und den Naturschutz im Unesco-Gebiet unter einen Hut zu bringen.

 

Allgemeine Informationen

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Adressen/Kontakte

World Heritage Experience Switzerland

Spitalgasse 4

3011 Bern

Tel. +41 (0)31 544 31 15

www.whes.ch

Stiftung Unesco-Welterbe Swiss Alps Jungfrau-Aletsch

Bahnhofstrasse 9a

3904 Naters

Tel. +41 (0)27 924 52 76

www.jungfraualetsch.ch

Aletsch Arena: www.aletscharena.ch

Bellwald: www.bellwald.ch

Blatten Belalp: www.belalp.ch

Lötschberg Region: www.loetschberg-region.ch

Lötschental Tourismus: www.loetschental.ch

Kandersteg Tourismus: www.kandersteg.ch

Kiental – Reichenbach Tourismus: www.kiental-reichenbach.ch

Jungfrau Region Tourismus: www.jungfrauregion.swiss

Grimselwelt: www.grimselwelt.ch

Anreise

Alle Destinationen sind gut mit dem öffentlichen Verkehr sowie via Auto zu erreichen. Detaillierte Informationen zur Anreise sind auf den Websites der jeweiligen Tourismus-organisationen aufgeführt.

Jährlich wiederkehrende Veranstaltungen in der Region

Belle-Epoque-Woche
Kandersteg

Letzte Januarwoche

Die gute alte Zeit wird wieder zum Leben erweckt: Pferdekutschen, traditionelle Speisen sowie das sportliche und gesellschaftliche Leben um 1900 stehen während dieser Woche in Kandersteg im Mittelpunkt.

www.kandersteg.ch → Aktuell → Belle-Epoque-Woche

Leetschär Fasnacht
Lötschental

Anfang Februar bis Anfang März

Während der Fasnachtstage beleben «Tschäggätta» das Dorfbild im Lötschental. Das sind furchterregende Gestalten, in Pelze gehüllt und mit fratzenhaften Masken. Umzüge, Tanz und Musik gehören ausserdem zu diesem heidnischen Brauch.

Welterbetage
Zweites Wochenende im Juni

Die Welterbestätten öffnen ihre Türen und laden die Besucher ein, Unbekanntes, Einzigartiges und Aussergewöhnliches zu entdecken. www.welterbetage.ch

Schäferwochenende

Belalp

Letztes Wochenende August

Rund 800 Schwarznasenschafe werden von der Sommeralp zurück auf die Belalp gebracht. Das ist ein Spektakel der besonderen Art am Rand des Aletschgletschers.

Gilihüsine

Bettmeralp

September

Das Gilihüsine ist die Urform des heutigen Hornussens. Immer an einem Wochenende im September finden auf der Bettmeralp Wettkämpfe nach alter Sitte statt. Ein Spass für Gross und Klein.

www.aletscharena.ch/leben/veranstaltungen

Chästeilet

Grosse Scheidegg (Grindelwald)

3. Samstag im September

Jeweils am Bettagssamstag findet das traditionelle Alpkäsefest auf der Grossen Scheidegg statt. Die Bauern und Sennen geben Auskunft über die Qualität der Käse und laden zur Degustation.

Trychelwoche und Ubersitz

Haslital/Meiringen

Letzte Dezemberwoche

Wenn die sogenannte Trychelwoche vorbei ist, am letzten Arbeitstag im Jahr, treffen sich die Trychelzüge aus den Dörfern des Haslitals zum «Ubersitz» in Meiringen und vertreiben mit ihren Trommeln und Glocken die bösen Geister.

Weiterführende Links

www.myswissalps.ch

Literatur zum Welterbe

19 kostenlose Themen- und Regionalbro­schüren zum Unesco-Welterbe Schweizer Alpen Jungfrau-Aletsch, zu bestellen beim Managementzentrum oder unter www.jungfraualetsch.ch/publikationen

Raphael Schmid; Luzius Theler: Seele des Welterbes. 204 Seiten, Weber Verlag

Wanderbuch: Schlüssel zu den Alpen. 144 Seiten, Rotten Verlag

Beat Hugi; Karin Widmer: Du bist nicht allein, kleiner Aletschfloh. 52 Seiten, Weber Verlag

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Eiger, Mönch und Jungfrau