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Die Autorinnen

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Katrin Otto,
ist Dipl.-Pädagogin/akademische Sprachtherapeutin. Sie war in verschiedenen sprachtherapeutischen Praxen und in der neurologischen Abteilung eines Akutkrankenhauses sowie in der ambulanten Nachsorge tätig. 1998-2008 arbeitete sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Fachrichtung Sprachbehindertenpädagogik an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg.Von 2009-2011 war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin im Modellprojekt Bildungswissenschaften der Universität zu Köln. Seit 2009 ist sie im Cochlear Implant Zentrum (CIK) der Universitätsklinik Köln beschäftigt.

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Barbara Streicher,
ist Lehrerin für Sonderpädagogik. Sie arbeitete 13 Jahre an einer Förderschule mit dem Förderschwerpunkt Hören und Kommunikation in den Bereichen Frühförderung, Vorschule und im Gemeinsamen Unterricht. Begleitend zur Berufstätigkeit erwarb sie die Zusatzausbildung zur auditiv-verbalen Therapeutin sowie Eltern-Kind-zentrierte Interaktion.
Seit 2002 baut sie die rehabilitative Nachsorge des Cochlear Implant Zentrums Köln (CIK) an der Universitätsklinik Köln auf. Hier ist sie wissenschaftliche Mitarbeiterin und promovierte zum Thema Hör- und Sprachentwicklung bei Schülern mit Cochlea Implantat.

Katrin Otto / Barbara Streicher

Cochlea Implantat (CI)
bei Erwachsenen

Ein Ratgeber für Betroffene,
Angehörige und (Sprach-)Therapeuten

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| Inhaltsverzeichnis

Vorwort zur Reihe

Schwerhörig? – Ertaubt? – Wenn das Hörgerät nicht mehr hilft!

Einleitung

Wann ist ein Cochlea Implantat (CI) angeraten?

Was ist ein Cochlea Implantat (CI)?

Wie funktioniert das Hören normalerweise?

Anatomische Strukturen

Wie entsteht ein Höreindruck?

Übertragung auf den Hörnerv

Einteilung der Hörschäden

Ursachen für eine hochgradige Schwerhörigkeit

Welche Erkrankungen können zu einer Innenohrschwerhörigkeit führen?

Aufbau und Funktion des Cochlea Implantat-Systems

Wie funktioniert das CI-System?

Für wen ist die Innenohrprothese geeignet?

Was ist ein Hybridgerät bzw. die Elektroakustische Stimulation?

Welche Alternativen gibt es, wenn das CI nicht geeignet ist?

Versorgung mit einem CI

Wer entscheidet, ob man ein Cochlea Implantat bekommt?

Wie viel Zeit muss man bei der Versorgung mit einem CI einplanen?

Diagnostik zur Feststellung der Eignung für ein CI

Phase1 – Welche Voruntersuchungen werden durchgeführt?

Phase 2 – Operation und stationärer Aufenthalt

Phase 3 – Nachsorge/Rehabilitation

Kann man mit einem CI Musik hören und genießen?

Einweisung und Anwendung von Zubehör

Phase 4 – Langfristige Nachsorge

Die kommunikative Situation von Menschen mit CI

Wer profitiert nicht von einem CI?

Mit welchem Hörerfolg kann der erwachsene CI-Träger rechnen?

Prälingual ertaubte Erwachsene

Postlingual ertaubte Erwachsene

Wie sieht die Nachsorge bei Menschen mit Migrationshintergrund aus?

Gibt es eine Altersbeschränkung für die Versorgung mit einem Cochlea Implantat?

Welche Verstehensleistungen sind mithilfe eines CI zu erwarten?

Wie kann der Patient selbstständig das Hören und Verstehen mit einem CI trainieren?

Fragen, die immer wieder gestellt werden

Was passiert, wenn das Cochlea Implantat ausfällt?

Unter welchen Bedingungen bekomme ich einen neuen Sprachprozessor?

Kann man mit einem Cochlea Implantat Sport treiben?

Kann man mit dem Cochlea Implantat fliegen?

Kann man weiterhin Motorrad bzw. Roller fahren?

Was muss bei medizinischen Untersuchungen beachtet werden?

Ist die Versorgung mit zwei verschiedenen Hörsystemen problematisch? - Bimodale Versorgung

Welches technische Zubehör gibt es für schwierige Hörsituationen?

(Sozial-)rechtliche Situation von CI-Trägern

Sozialgesetzbuch SGB IX

Grad der Behinderung (GdB)

Integrationsfachdienst (IFD) für Berufstätige mit Hörschädigung

Interessante Adressen

Schwerpunktkliniken für Patienten mit Cochlea Implantat

Firmen, die Cochlea Implantate anbieten

Glossar

| Vorwort zur Reihe

Die Ratgeber für „Angehörige, Betroffene und Fachleute“ vermitteln kurz und prägnant grundlegende Kenntnisse auf wissenschaftlicher Basis und geben Hilfestellungen zu ausgewählten Themen aus der Medizin, der Sprach- und der Ergotherapie. Die Autor(inn)en der Reihe sind ausgewiesene Fachleute mit langjähriger Erfahrung in Diagnostik, Therapie, Beratung und Lehre.

Das Cochlea Implantat (CI) ist eine Technik, die vor allem dafür bekannt ist, schwerhörigen oder gehörlosen Kindern den Weg in das Hören und in die Lautsprache zu ermöglichen. Aber mittlerweile kommen auch immer mehr Erwachsene für eine CI-Versorgung in Frage, zum Beispiel wenn bei fortschreitender Verschlechterung des Hörvermögens ein normales Hörgerät nicht mehr ausreicht oder wenn durch Erkrankung ein plötzlicher Hörverlust eingetreten ist.

Der vorliegende Ratgeber gibt diesen CI-Patienten und ihren Angehörigen kompakte Informationen dazu, bei welchen Formen der Schwerhörigkeit und bei welchen Grunderkrankungen eine CI-Versorgung sinnvoll sein kann. Es wird verdeutlicht, wer überhaupt im Erwachsenenalter von einem CI profitieren kann, aber auch darüber informiert, mit welchen Höreindrücken und weiter bestehenden Höreinschränkungen nach der CI-Versorgung zu rechnen ist, z. B. beim Richtungshören oder im Störschall. Die Autorinnen erläutern, wie ein CI-System aufgebaut ist und funktioniert und wie der Weg von der Diagnose über die Verordnung, die Operation und das Hörtraining mit der neuen Technik verläuft.

Mit vielen praktischen Beispielen wird darüber hinaus angesprochen, welche Einflüsse das CI auf Alltagsgestaltung wie Beruf, Hobbys oder Familienaktivitäten hat. Häufig gestellte Fragen und sozialrechtliche Informationen runden den Ratgeber ab, sodass er zu einer hilfreichen Informationsquelle für Patienten und Angehörige wird.

Dr. Claudia Iven
Herausgeberin

| Schwerhörig? – Ertaubt? –
Wenn das Hörgerät nicht mehr hilft!

Einleitung

Bei Personen über 50 Jahren kann es zu einer altersabhängigen Innenohrschwerhörigkeit kommen, die meist mit einem Hochtonverlust verbunden ist. Infolge einer Schwerhörigkeit bekommt man beim Hörgeräteakustiker ein Hörgerät. Sollte man auch mit dem Hörgerät nicht mehr gut hören können, dann braucht man ein leistungsstärkeres neues Hörgerät. Aber was passiert eigentlich, wenn der Fachmann sagt, dass es leider kein stärkeres Gerät mehr gibt, man Gespräche aber immer noch nicht versteht oder man nicht mehr telefonieren kann? Oder wenn man (unabhängig vom Alter) innerhalb kürzester Zeit aufgrund einer Erkrankung seine Hörfähigkeit verliert? Muss man dann gehörlos/taub bleiben?

In diesem Ratgeber geht es um ein Hörsystem, das im geschilderten Fall weiterhelfen kann. Er möchte über Cochlea Implantat-Systeme informieren, ihre Funktionsweise veranschaulichen, den Entscheidungsprozess für bzw. gegen ein Cochlea Implantat (CI) begleiten und die Inhalte der Nachsorge aufzeigen.

In Deutschland weisen ca. 12 Millionen Einwohner eine behandlungsbedürftige Schwerhörigkeit auf, 10 Millionen davon eine Innenohrschwerhörigkeit. Die Ursache ist eine Schädigung der Hörsinneszellen, Haarzellen genannt, die sich nicht mehr erholen können.

Einen Hörverlust von mehr als 70 dB haben ca 1,7 bis 2,0% der schwerhörigen Menschen ab dem 18. Lebensjahr (Deutscher Schwerhörigenbund – DSB). Menschen mit einem so hohen Hörverlust gelten als hochgradig schwerhörig (s. Abb. 7). Über die Anzahl derjenigen, die nach dem zwanzigsten Lebensjahr das Gehör teilweise oder vollständig verlieren, fehlen bisher genaue Angaben.

Wann ist ein Cochlea Implantat (CI) angeraten?

Die Relevanz der CI-Versorgung bei Erwachsenen verändert sich mit Blick auf die demografische Entwicklung und die medizinischen und audiologischen Voraussetzungen stark. Im Zuge des demografischen Wandels sinkt die Bevölkerung durch die abnehmende Geburtenrate, während gleichzeitig die Lebenserwartung der älteren Menschen steigt. Damit verbunden sind Ansprüche an Lebensform und Lebensqualität: der Besuch von Veranstaltungen und Museen, die Teilnahme an Feierlichkeiten, Aufenthalte in Restaurant, Café und Kneipe, Gespräche und Telefonate mit Freunden und der Familie (die zunehmend an Bedeutung gewinnen, da mit zunehmendem Alter die Mobilität häufig eingeschränkt ist), die Teilhabe am Weltgeschehen und an der Unterhaltung über Radio und Fernseher.

„Ich war früher ein richtig guter Unterhalter. Ich konnte ganze Gesellschaften unterhalten. Das kann ich jetzt aufgrund meiner Schwerhörigkeit nicht mehr. Ich weiß noch nicht einmal, worüber die anderen reden.“