Joachim Ringelnatz

Die schönsten Liebesgedichte eines Seemanns

Ich habe dich so lieb + Meine erste Liebe + Ferngruß von Bett zu Bett + Ich tanzte mit ihr + Offener Antrag auf der Straße + Zu dir + Herzenstreue + Verlockung...
e-artnow, 2015
Kontakt: info@e-artnow.org

ISBN 978-80-268-3685-8


Inhaltsverzeichnis


Umweg
Ich habe dich so lieb
Ritter Sockenburg
Letztes Wort an eine Spröde
Was willst du von mir?
Meine erste Liebe
Gedicht in der Bi-Sprache
Ferngruß von Bett zu Bett
Ich tanzte mit ihr
Erinnerung an ein Erlebnis am Rhein
An M.
Einsamer Spazierflug
Versöhnung
Dreiste Blicke
Zimmermädchen
Über meinen gestrigen Traum
Freundschaft (Zweiter Teil)
Offener Antrag auf der Straße
Trennung von einer Sächsin
Zu dir
Heimliche Stunde
Ein Liebesnacht-Wörtchen
Ich bringe der Frau eine Freundin
Trennung
Postkarte
Brief aus Düsseldorf nach München
Ehebrief
Die Bitte um Verzeihung
Sehnsucht nach zwei Augen
Ich habe gebangt um dich
Marter in Bielefeld
Tropensehnsucht
Ein ganzes Leben
Vor einem Kleid
Kleines Gedichtchen
Brief in die Sommerfrische
Essen ohne dich
Privat-Telegramm
Gnädige Frau, bitte trösten Sie mich
Und keins von diesen schönen Mädchen weiß
Passantin
Mandolinenklänge
Wandle träumend jeder für sich
Die Frau mit der Reiherfeder
Fresia
Ein Traum
Der Verschmähte
Nachtwanderung
Nachtschwärmen
Der Geliebten
Der Sängerin
Das Andenken
Herzenstreue
Abend am Strand
Es ist besser so
Gartenbäume und Wegblumen
Verlockung
Der letzte Weg
Einer Unglücklichen
Am alten Platz
Der Weihnachtsbaum
Missglücktes Liebesabenteuer
Der Komödiant seiner Geliebten
Liebesverse um Sonja
Lautsprecher
Mein M.
Sonntagsliebchen
Gruß in den Spiegel hinter der Bar
Mutig vorm Spiegel
An Gabriele B.
Um die Schwalbe
Da ich mit einem Mädchen maimorgens im Walde ging
An Annemarie Ruland

Ich habe dich so lieb

Inhaltsverzeichnis

Ich habe dich so lieb!
Ich würde dir ohne Bedenken
Eine Kachel aus meinem Ofen
Schenken.

Ich habe dir nichts getan.
Nun ist mir traurig zu Mut.
An den Hängen der Eisenbahn
Leuchtet der Ginster so gut.

Vorbei – verjährt –
Doch nimmer vergessen.
Ich reise.
Alles, was lange währt,
Ist leise.

Die Zeit entstellt
Alle Lebewesen.
Ein Hund bellt.
Er kann nicht lesen.
Er kann nicht schreiben.
Wir können nicht bleiben.

Ich lache.
Die Löcher sind die Hauptsache
An einem Sieb.

Ich habe dich so lieb.

Ritter Sockenburg

Inhaltsverzeichnis

Wie du zärtlich deine Wäsche in den Wind
Hängst, liebes Kind
Vis à vis,
Diesen Anblick zu genießen,
Geh ich, welken Efeu zu begießen.
Aber mich bemerkst du nie.

Deine vogelfernen, wundergroßen
Kinderaugen, ach erkennen sie
Meiner Sehnsucht süße Phantasie,
Jetzt ein Wind zu sein in deinen Hosen –?

Kein Gesang, kein Pfeifen kann dich locken.
Und die Sehnsucht läßt mir keine Ruh.
Ha! Ich hänge Wäsche auf, wie du!
Was ich finde. Socken, Herrensocken;
Alles andre hat die Waschanstalt.
Socken, hohle Junggesellenfüße
Wedeln dir im Winde wunde Grüße.
Es ist kalt auf dem Balkon, sehr kalt.

Und die Mädchenhöschen wurden trocken,
Mit dem Winter kam die Faschingszeit.
Aber drüben, am Balkon, verschneit,
Eisverhärtet, hingen hundert Socken.

Ihr Besitzer lebte fern im Norden
Und war homosexuell geworden.

Umweg

Inhaltsverzeichnis

Ging ein Herz durchs Hirn Güte suchen,
Fand sie nicht, doch hörte da durchs Ohr
Zwei Matrosen landbegeistert fluchen,
Und das kam ihm so recht rührend vor.

Ist das Herz dann durch die Nase krochen.
Eine Rose hat das Herz gestochen,
Hat das Herz verkannt.
In der Luft hat was wie angebrannt
Schlecht gerochen.

Und das Wasser schmeckte nach Verrat.
Leise schlich das Herz zurück,
Schlich sich durch die Hand zur Tat,
Hämmerte.
Und da dämmerte
Ihm das Glück.

Letztes Wort an eine Spröde

Inhaltsverzeichnis

Wie ich bettle und weine –
Es ist lächerlich.
Schließe deine Beine! –
Ich liebe dich.

Schließe deine Säume
Oben und unten am Rock.
Was ich von dir träume
Träumt ein Bock.

Sage: Ich sei zu dreist.
Zieh ein beleidigtes Gesicht.
Was »Ich liebe dich« heißt,
Weiß ich nicht.

Zeige von deinen Beinen
Nur die Konturen kokett.
Gehe mit einem gemeinen,
Feschen Heiratsschwindler zu Bett.

Finde ich unten im Hafen
Heute ein hurendes Kind,
Will ich bei ihr schlafen;
Bis wir fertig sind.