Cover

Saskia Goldschmidt

Die Glücksfabrik

Roman

Aus dem Niederländischen
von Andreas Ecke

Deutscher Taschenbuch Verlag

Mit einem Nachwort der Autorin

Über Saskia Goldschmidt

Saskia Goldschmidt, geboren 1954 in Amsterdam, studierte an der Kunsthochschule Utrecht; sie ist Schriftstellerin und Schauspielerin. ›Die Glücksfabrik‹ ist ihre vielbeachtete zweite Veröffentlichung nach der Familienbiographie ›Um jeden Preis glücklich‹.

Über das Buch

Mordechai de Paauw ist allein. Seine Geliebte hat sich das Leben genommen. Die Liebe seiner Frau und seiner Töchter hat er verloren, ebenso wie die Hoffnung, dass sein Sohn seine Nachfolge in Würde antreten könne. Siebenundneunzigjährig und gefesselt an sein Sterbebett, blickt er auf sein Leben zurück: desillusioniert, überheblich, hilflos. Ende eines Titans. Als Mordechai, Erbe eines Fleischereibetriebs, und die wissenschaftlichen Mitarbeiter seiner neugegründeten Pharma-Firma in den dreißiger Jahren auf die Idee kamen, Testosteron aus Stierhoden zu gewinnen, war das genial. Dieser pharmazeutischen Fabrik »Farmacom« wird es nach dem Zweiten Weltkrieg als erste gelingen, Hormone zu standardisieren und später weltweit »die Pille« zu vertreiben. Motke, wie er genannt wird, war charismatisch, einfallsreich, ehrgeizig, tatkräftig – und er setzte die Menschen eines ganzen Ortes ins Brot. Doch sein gesamtes Wirken zeigt, wie untrennbar ungezügelter Kapitalismus mit Ruchlosigkeit verbunden ist. Auf wahren Begebenheiten fußend und sorgsam recherchiert, verknüpft Saskia Goldschmidt das Psychogramm eines Megalomanen und die Geschichte einer Familie mit Fragen wissenschaftlicher Integrität und wirtschaftlicher Prosperität. Ein Szenario, das ebenso bestürzend ist, wie es zum Nachdenken herausfordert.

Impressum

Der Verlag dankt der Niederländischen Literaturstiftung für die Förderung der Übersetzung.

 

 

 

2016 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Die niederländische Originalausgabe erschien 2012 unter dem Titel ›De hormoonfabriek‹ bei Uitgeverij Cossee, Amsterdam 2012.

© 2012 Saskia Goldschmidt

Für die deutschsprachige Ausgabe: © 2014 dtv Verlagsgesellschaft mbH & Co. KG, München

Für das Nachwort: © Saskia Goldschmidt, 2014, dt. von Sylvia Spatz

Umschlagfoto: Nationaal Archief / Spaarnestad Photo

 

Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist nur mit Zustimmung des Verlags zulässig. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

 

eBook-Herstellung im Verlag (02)

 

eBook ISBN 978-3-423-42322-9 (epub)

ISBN der gedruckten Ausgabe 978-3-423-14472-8

 

Ausführliche Informationen über unsere Autoren und Bücher finden Sie auf unserer Website www.dtv.de/ebooks

ISBN (epub) 9783423423229

 

 

 

 

Do not go gentle into that good night,

Old age should burn and rave at close of day;

Rage, rage against the dying of the light.

 

Dylan Thomas

1

Jeden Tag versinke ich tiefer in dem Trübsinn, der mir allzu oft das Leben vergällt hat. Ich kenne sie gut, die Tage, an denen man das Gefühl hat, mit den Füßen in schwerem, schmutzigem Schlamm festzustecken, so dass jede Bewegung zu anstrengend ist. Die Stunden, die man reglos auf dem Bett verbringt, gefangen in einer Kapsel aus Freudlosigkeit. Von dort aus kann man die Welt betrachten: die Sonne, die wie selbstverständlich aufgeht, als wäre ihr Licht von größter Bedeutung. Mizie, die mit ihrem tristen Lächeln das Zimmer betritt. Die Hektik der Menschen draußen, die hin und her hetzen, als würde die Welt durch ihr Handeln auch nur im Geringsten besser oder schlechter. Ja, diese Illusion hatte auch ich, jahrzehntelang. Ach, wie sehr war ich davon überzeugt, dass es auf mich ankam, dass ich mit meinen Fähigkeiten, meinem Durchsetzungsvermögen, meiner Intelligenz diese Welt zu einem besseren Ort machen würde. Und ich habe meinen Fußabdruck hinterlassen, das ja. Aber ob der Welt damit geholfen ist? Vom Regen in die Traufe, weiter bringen wir es nicht, niemand von uns.

Früher wusste ich sogar an den düstersten meiner tristen Tage, dass ich aus der Kapsel wieder in die Welt zurückkehren würde, um am Kampf teilzunehmen. Und ich kämpfte nicht schlecht, ich gehörte zu den Gewinnern. Seit Darwin wissen wir: Es heißt fressen oder gefressen werden. Ich war einer der Aktiven. Letztlich hat mich aber all meine Aktivität nur zu der einen Erkenntnis gebracht: dass nichts von Bedeutung ist. Ob man Gewinner oder Verlierer ist, Täter oder Opfer – es ist schnurzegal.

Jetzt weiß ich, dass ich aus dieser Kapsel nie mehr herauskommen werde. Dies ist das Ende, das gottverdammte letzte Kapitel. Und wie ich mich danach sehne, dem ganzen Tohuwabohu den Rücken zu kehren, meinen letzten Atemzug zu tun. Wäre doch schon Schluss, es ist längst höchste Zeit!

 

Doch der Tod ist hartherzig und bevorzugt saftige Bissen. Den jugendlichen Angeber, der mit seinem Moped gegen einen Lastwagen knallt, die fette Schnecke in ihrem Automatik-Kleinwagen, der mitten auf dem Bahnübergang schlappmacht. Und erst nachdem sie freudig ihre Brut in die Welt gesetzt und die Schmerzen der Geburt überstanden haben, wird den jungen Müttern klar, welch ein Häuflein Verletzlichkeit sie in dieses Dasein zwingen. In der Blüte des Lebens, so hat er seine Beute am liebsten.

Zähes Fleisch dagegen, einen alten, erloschenen Mann wie mich, lässt er lieber liegen. So nimmt das Krepieren kein Ende.

Da ich noch im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte bin, entgeht mir kein Detail des körperlichen Verfalls, ein schlechter Witz. Dieser verdammte Leib, Sklave unbeherrschbarer Triebe. Eine Funktion nach der anderen fällt aus, wie bei einer Ratte, an der man die Wirkung irgendeiner Substanz testet, bis das Tier nur noch japsend in seinem Käfig liegt. Die Schmerzen werden stärker, und immer seltener erlöst mich der Schlaf.

2

Ezra hat sich erwischen lassen, der Trottel. Mizie versuchte es vor mir geheim zu halten, aber das junge Ding, das ihr bei den Peinlichkeiten meiner Pflege hilft, hat die Zeitung liegen lassen. In die Schlagzeilen hat er es geschafft, das dann doch. Mangel an Beherrschung im entscheidenden Augenblick. Der Junge hat nie Grenzen gekannt. Nicht in seinen Leidenschaften, nicht in seinem Machtstreben, seinem Ehrgeiz, seinen körperlichen Bedürfnissen. Hunger nach mehr, immer schon. Ob es um Nahrung geht, um Beachtung, Macht oder Sex, nie bekommt er genug. Diese Angst, übersehen und übergangen zu werden, war in ihm seit dem Moment, als seine Mutter ihm das Leben schenkte. Das Los eines Nachkömmlings. Von klein auf gezwungen, um Aufmerksamkeit zu kämpfen.

Die Gier, mit der sich dieses Kind an der Mutterbrust festsaugte, habe ich bei keinem der anderen gesehen. Vom ersten Augenblick an hat er sie regelrecht ausgehöhlt. Wie rabiat das Würmchen trank, als wäre es entschlossen, noch den letzten Tropfen aus seiner Mutter zu saugen. Gewimmert hat sie, der zahnlose Mund eignete sich ihre Brustwarze an und wollte sie nicht mehr loslassen, nicht einmal, wenn Rivka vor Schmerzen schrie. Ein kleines Ungeheuer war er, unser Benjamin. Und Rivka, die ihre anderen Kinder mit großem Vergnügen gestillt hatte, war mit ihm schnell fertig. Er zehrte ihre Gemütsruhe auf, dieses Kind kostete sie zu viel Herzblut. Ich ertappte sie, als ich einmal unerwartet nach Hause kam. Da saß sie, die Flasche in der Hand, mit dem rebellierenden Ezra. Das Kind war rot vom Plärren und grapschte nach ihrer Brust, die sie hinter ihrem riesigen Büstenhalter und einer schwarzen Spitzenbluse in Sicherheit gebracht hatte. Auch Rivkas Kopf war gerötet, sie hielt Ezra mit eisernem Griff fest und schob ihm den weichen Gummisauger der Flasche in den kleinen Mund, doch er spuckte ihn angewidert wieder aus. Geschmack hatte er immer schon, mein Jüngster. Als Rivka mich sah, brach sie in Tränen aus.

»Mordechai, dieses Kind, dieses Kuckucksei … ich habe es versucht. Ich kann es nicht. Die vier Mädchen habe ich alle mit Liebe gestillt. Aber dieses Teufelskind will ich nicht mehr, sieh zu, was du mit ihm anfängst.«

Sie warf die Flasche mitten ins Zimmer, reichte mir das kreischende Kind, stand auf und ging weinend hinaus. Ich war nach Hause gekommen, um mich umzuziehen, ich musste noch am gleichen Tag nach London zu einer wichtigen Konferenz, bei der es um die Sicherung unserer Interessen im Ausland ging, wir hatten Februar 1939. Es würden lange Verhandlungen werden, zweifellos mit einem frivolen Dinner zum Abschluss, um den Erfolg zu feiern. Denn wenn ich verhandele, dann so lange, bis ein befriedigendes Ergebnis auf dem Tisch liegt, vorher höre ich nicht auf.

Ich brachte das Kind ins Büro, wir wohnten neben dem Fabrikgelände, und trug Agnes auf, Alie Mosterd zu holen. Ich wusste, dass Alie einen Nachkömmling stillte. Sie arbeitete in der Packabteilung, und weil in der Familienkasse ständig Ebbe herrschte, war ihr ein Zubrot bestimmt willkommen. Die Sache war schnell geregelt. Alie wollte das Kind stillen, für fünf Gulden im Monat und ein vitamin- und mineralreiches Lebensmittelpaket wöchentlich. Und natürlich Gratis-Vitamintabletten für die ganze Familie. Fünf Gulden, ein enormer Betrag, damals kostete mich ein Liter Pferde-Urin nur viereinhalb Cent, aber gut, damit konnte man kein Baby ernähren, und Probleme sind dazu da, gelöst zu werden. Wenn sich irgendjemand ein Zubrot verdient hatte, dann war das Alie. Eine liebe Person, gesund, rauchte nicht, trank nicht, immer pünktlich, hatte schon als junges Mädchen bei uns angefangen. Sah inzwischen ein bisschen abgehärmt aus. Ihr Ehemann arbeitete in unserem Lager und war zuverlässig, ein einfacher Mann, aber anständig. Ezra würde bei ihr in guten Händen sein. Wir vereinbarten, dass sie den Jungen von nun an fünfmal täglich bei uns stillen sollte. Dann hatte Rivka wieder Ruhe. Ich musste schließlich auch an die Mädchen denken. Von einer überreizten Mutter hatten sie nichts und ich nichts von einer Frau, die nur noch weinte. In ein paar Monaten würden wir weitersehen, wenn das Kind feste Nahrung zu sich nehmen konnte. Ich bat Agnes, Rivka von diesen Abmachungen zu unterrichten, sobald sie sich wieder ein wenig beruhigt hatte. Dann zog ich mich in Windeseile um und erreichte den Flughafen gerade noch rechtzeitig für den Flug nach London. Schnelles Handeln, das war immer meine Stärke.

3

Ja, ich bin die Schnelligkeit selbst, im Gegensatz zu meinem Zwillingsbruder Aron. Er war die Langsamkeit in Person. Kam nie über den ersten Gang hinaus, während ich in null Komma nichts in den sechsten geschaltet habe. Tempo machen, das ist im Leben das Entscheidende. Mein Bruder konnte das einfach nicht. Ob es ums Lernen ging, um Frauen oder um das nackte Überleben, nie reagierte er schnell genug. Wenn früher, in unserer Kindheit, eine Horde katholisches Pack hinter uns her war, fing ich an zu rennen, Aron dagegen blieb stehen, angststarr wie ein Kaninchen im Scheinwerferlicht. Unzählige Male habe ich ihn aus den Klauen seiner christlichen Peiniger befreien müssen. Nur beim letzten Mal, viele Jahre später, ist es mir nicht gelungen. Ich hätte es gekonnt, wäre er nur nicht so verdammt stur gewesen. Dieses übertrieben humane Empfinden, gegen das kein Überlebensinstinkt ankam. Ich habe ein weites Gewissen, Arons enge Moral hat ihn geradewegs in den Abgrund befördert. Als wären wir nicht Tiere, die fressen müssen, weil sie sonst gefressen werden. Von den Toten soll man nur gut sprechen, aber Aron war ein Verlierer, sein ganzes kurzes Leben lang.

Ich habe mich rückhaltlos in den mörderischen Konkurrenzkampf gestürzt. Was für eine wunderbare Zeit, als wir am laufenden Band Entdeckungen machten. Ein unglaublich spannender, unablässiger Kampf. Der Schnellste sein, der Konkurrenz zuvorkommen, jeden Tag aufs Neue die Besten in der Welt auszustechen versuchen. Und wir waren verdammt gut.

Ohne Übertreibung darf ich sagen: In diesem Land der Hosenscheißer, diesem Sumpf engstirniger Geister, in dem man Träume verachtet, habe ich als einer der Ersten erkannt, dass die Wirtschaft die Wissenschaft braucht und umgekehrt. Einen florierenden Schlachtbetrieb und eine Fleischwarenfabrik zu leiten ist das eine, auch dafür braucht es Kompetenz und kaufmännischen Instinkt. Doch um weiterzukommen, muss man den Mut haben, zu denken und zu träumen. Mein Vater hat mich und Aron von der Schule genommen und in die Firma gezwungen, ich bekam nicht die Chance zu studieren, und das hat mich immer furchtbar wütend gemacht. Mein Gott, wie gern hätte ich studiert, Chemie natürlich, das großartigste aller Fächer. Etwas Schöneres, als einen chemischen Stoff zu analysieren und zu isolieren, durch Synthese neue Verbindungen oder Stoffe herzustellen und die Rätsel der Natur zu lösen – etwas Schöneres gibt es nicht. Einen Beitrag zur Beherrschung der Materie durch den Menschen erbringen zu dürfen, das war mein großer Ehrgeiz, als ich ein junger Mann war. Aber es war mir nicht vergönnt. Ich musste in die Firma eintreten.

»Du bist ein de Paauw«, sagte mein Vater, »und die haben mit Labor-Unfug nichts zu schaffen. Vom Kopf kann man nicht leben, damit ist kein roter Heller zu verdienen, außer man macht Presskopf daraus oder verarbeitet ihn zu Wurst. Schlachten, Fleisch produzieren, das liegt uns im Blut, wir haben nie etwas anderes getan, und mehr dürfen wir auch nicht wollen. Es gibt in diesem Teil des Landes keine Fleischwarenfabrik mit besserem Ruf.«

Ich bin kein Schlappschwanz, aber gegen meinen Vater konnte ich nie ankommen. Wie die meisten hatte ich Angst vor ihm. Aron zitterte, wenn er zu ihm gerufen wurde. Er stotterte dann; mein Vater hat ihn deshalb nie respektiert, wie er mich schließlich respektierte. Aron in die Firma zu stecken war ein Witz. So sanftmütig und einfühlsam war mein Bruder, dass er jedes Geschäft verpfuschte. Aber Vater enttäuschen, das wollte und konnte er nicht, und so blieb er für uns ein Klotz am Bein, obwohl er sich in der Firma nicht einen einzigen Tag wohlgefühlt hat. Sein Leben lang für andere gelebt und immer getan, was man von ihm erwartete, loyal gegenüber der ganzen Menschheit. Und in dem Moment, als er endlich frei war, etwas ganz anderes zu tun, zertreten von den Stiefeln des Abschaums. Ich weiß nicht, warum mein Bruder immer wieder in meiner Erinnerung auftaucht. Jahrelang habe ich keinen Gedanken an ihn verschwendet. Das war auch besser. Es ist wertlos, an Unwiderrufliches zurückzudenken. Geschehen ist geschehen, gegen die Launen des Todes ist kein Kraut gewachsen.

 

In den Jahren, als wir bei meinem Vater in die Lehre gingen, habe ich mich zurückgehalten. Scheinbar so gehorsam wie Aron. Dabei beobachtete ich jedoch alles sehr genau, innerhalb wie außerhalb der Firma, denn ein in Routine erstarrtes Unternehmen verpasst den Anschluss. Nabelschau hat noch keine Firma weitergebracht. Um erfolgreich zu sein, muss man den Mut haben, Grenzen zu überschreiten, zu träumen. Risiken einzugehen, jawohl, ohne Risiken erreicht man gar nichts.

Gleich nach dem Tod meines Vaters, als ich, mit siebenundzwanzig, Generaldirektor wurde und Aron – welch ein Hohn – mein Stellvertreter, habe ich die Initiative ergriffen.

Es war Anfang der Zwanzigerjahre, und wir verarbeiteten zweitausend Schweine und dreihundertfünfzig Rinder pro Tag. Wir produzierten Würste, Schinken, Räucherfleisch und für den englischen Markt Frühstücksspeck. Blut- und Knochenmehl diente als Grundstoff für Dünger, wir hatten eine Schmalzsiederei und eine Raffinerie für Öle und Fette, nicht zu vergessen die Seifenfabrik. Die Borstenhaare der Schweine verarbeiteten wir zu Bürsten. So machten wir tote Tiere zu Geld. Alles wurde verwertet. Bis auf ein paar Organe, mit denen einfach nichts anzufangen war. Anders als bei sämtlichen anderen Bestandteilen war nicht ersichtlich, wozu diese seltsam geformten Glibberdinger gut sein sollten, die jedes Tier in sich hatte. Welchen Zweck erfüllten sie? Ich habe von Darwin gelernt, dass alles einen Daseinszweck haben muss, sonst wäre es längst untergegangen. Aber mit solchen Gedanken macht man sich in der katholischen Gegend, in der wir wohnten, nicht beliebt. »Der liebe Gott hat schließlich nichts Überflüssiges geschaffen«, erklärte ich manchmal, um meine Neugier, das Geheimnis bestimmter Organe betreffend, zu rechtfertigen.

Die Entdeckungen der Pharmazie bestätigten meine Vermutungen. In Kanada hatten ein Arzt und ein Physiologe – nicht einmal ein erfahrener Wissenschaftler, nein, ein Student – aus der Bauchspeicheldrüse einen Stoff extrahiert, mit dem der oft zu Koma und Tod führende Diabetes behandelt werden konnte: das Insulin. Aus der Bauchspeicheldrüse, einem Organ, das bei uns in rauen Mengen auf dem Abfallhaufen landete! Eine epochemachende Entdeckung. Als ich davon erfuhr, ging ich hinaus und starrte lange auf den gigantischen Berg von Organabfällen auf unserem Gelände. In dieser stinkenden Masse waren also ungeahnte Schätze verborgen, wie Kupfer in Gesteinsschichten tief unter der Erdoberfläche oder Gold im Schlamm eines Flusses. Ich war davon überzeugt, dass in den ranzigen Resten dort vor mir eine goldene Zukunft lag. Es musste uns nur gelingen, früher als die vielen anderen Jäger in aller Welt den wertvollen Inhalten der verschiedenen Organe auf die Spur zu kommen. Vor dem Berg von Fleischabfällen verfluchte ich die Kurzsichtigkeit meines Vaters, der mich daran gehindert hatte, den vielgestaltigen Weichteilen selbst ihre Geheimnisse zu entlocken.

Wir durften keine Zeit verlieren, und ich, Mordechai de Paauw, für Freunde Motke, war fest entschlossen, den Wettlauf zu gewinnen. Ich war dazu auserwählt, dessen war ich mir sicher.

Ich brauchte einen Helfer, einen Wissenschaftler, einen Mann mit Ehrgeiz und Kampfgeist, der bereit war, mit uns zusammenzuarbeiten und sich im Namen der De-Paauw-Schlacht- und Fleischbetriebe in die Forschung zu stürzen.

Und ich habe ihn schnell gefunden. Selbstverständlich nicht bei uns auf dem Land, in dieser grässlich rückständigen Gegend voller Habenichtse und Kleinbauern. Nicht in dem Verbrechernest, in das die Geschichte mit ihrer Vorliebe für schlechte Scherze unsere Mischpoche verpflanzt hatte. Denn wir wohnten in der kriminellsten Stadt des Landes, eine schlimmere Räuberhöhle gab es nicht. Dort war natürlich kein begabter Wissenschaftler zu finden, erst recht nicht der kreative, unabhängige Geist, den ich brauchte.

Der Mann, mit dem ich unsere neue Firma geschaffen habe – später das erste multinationale Unternehmen dieser kühlen Kleingeisternation –, wohnte in Amsterdam. Ein preußischer Kosmopolit, was ja ein Widerspruch in sich zu sein scheint, aber so kompliziert ist die Wirklichkeit eben manchmal. Mir an Intelligenz mindestens ebenbürtig, vielleicht sogar überlegen. Ich bin praktisch veranlagt, kreativ und willensstark. Dieser Professor besaß die gleichen Eigenschaften und war außerdem rechtschaffen, vertrauenswürdig, dominant und als Einziger in diesem Land fähig, meine Träume Wirklichkeit werden zu lassen. Sein Name war Rafael Levine.

4

Levine war Realist und Idealist zugleich. Als Geschäftsmann kann man sich Idealismus nicht leisten, aber er als Wissenschaftler hatte es mit dieser Kombination von Eigenschaften weit gebracht. In Deutschland hatte er keine seinen Fähigkeiten entsprechende Anstellung gefunden, weil er Jude war. Deutschland hat die großartigsten Musiker, Schriftsteller und Wissenschaftler hervorgebracht, es wurde unser wichtigster Absatzmarkt, und doch, instinktiv habe ich Angehörigen dieses Volkes immer misstraut, so kultiviert sie sich auch geben mochten. Dass Rafael Jude war, machte zwar einen großen Unterschied, trotzdem war ich auf der Hut. Als hätte ich schon viele Jahre vor der Katastrophe gespürt, dass man diesen Deutschen mit großer Vorsicht begegnen muss. Einem Volk, das dann tatsächlich bereit war, als hirnlose Masse dem größten Verbrecher der Geschichte hinterherzulaufen.

Levine verführte mich mit seiner Intelligenz, seinem Verantwortungsgefühl, seinem kaum zu bändigenden Arbeitseifer und seinem Verständnis für kommerzielle Belange. Er war promovierter Mediziner, seit 1912 an einer Universität im Norden unseres Landes tätig, ein Professor, der sich beim Ausbruch des Ersten Weltkriegs verpflichtet gefühlt hatte, seinem Vaterland zu dienen. Ein Mann von Ehre. Und so war er freiwillig als Sanitätsoffizier ins Kaiserliche Heer eingetreten. Für seine Verdienste wurde ihm das Eiserne Kreuz zweiter Klasse verliehen. Anfang der Zwanzigerjahre wurde er zum ersten Professor für Pharmakologie an der Universität von Amsterdam ernannt, wo er ein eigenes Forschungsinstitut erhielt.

Im Frühjahr 1923 aßen Levine, ich und mein Bruder Aron, der wie gewöhnlich das fünfte Rad am Wagen war, in der Amsterdamer Innenstadt zu Abend. Im Hotel Die Port van Cleve, benannt nach einem Ort in der deutschen Provinz. Schon mit der Wahl des Restaurants bewies Levine seine enge Verbundenheit mit dem Heimatland, das seine Brillanz nicht zu schätzen gewusst hatte.

Levine sprach das Niederländische so schlecht, dass jeder ihn inständig bat, sich lieber seiner Muttersprache zu bedienen, denn man wurde aus seinen Sätzen nicht schlau. Er war ein stattlicher Mann, fast schon mittleren Alters, und von beeindruckendem, aristokratischem Äußeren. Sein schwarzes Haar, in dem noch erstaunlich wenig Grau schimmerte, lichtete sich an der Stirn. Die dunklen Augen hinter den runden Brillengläsern blickten durchdringend. Die Oberlippe zierte ein modisches Bärtchen; zehn Jahre später bekamen solche Bärte dank des Unholds, der unser aller Leben so einschneidend verändern sollte, eine schlechte Presse. Ich begegnete Levine mit gesundem Misstrauen. Ja, dieser verdammte Akzent, unverständliche Satzkonstruktionen, Germanismen noch und noch, aber Gott sei Dank wenigstens Humor. Während der Vorspeise, Heringssalat mit Roten Beten, bohrte er den Finger in die älteste, die einzige Wunde meines damals noch jungen Lebens, indem er mit seiner Karriere prahlte. Dass ich die Oberschule nur bis zum fünfzehnten Lebensjahr besucht hatte, war mein schwacher Punkt, den er präzise traf.

»Ich habe eine ehrenvolle Aufgabe«, sagte er, »nichts Schöneres, als der erste Professor für Pharmakologie in dieser wundervollen Stadt sein zu dürfen.«

Die Worte schnitten mir ins Herz. Ich war noch ein Grünschnabel und durfte mich nur deshalb Direktor nennen, weil mein Vater unerwartet den Löffel abgegeben hatte. Ich konnte keine nennenswerten Leistungen vorweisen und empfand meine Jugend als Makel; vor dieser Intelligenzbestie, die mir ungeniert ihre Gelehrtheit unter die Nase rieb, schrumpfte ich zu einem unreifen kleinen Provinzkaufmann. Aron nahm einen Schluck Wein und schaute mich an, er spürte immer, wenn mich etwas verletzte.

Als Levine von der Entdeckung des Insulins durch die verflixten Kanadier sprach, konnte ich den Neid heraushören. Wie gern hätte er selbst diesen Erfolg verbucht. Während uns der Kellner die Platte mit Blutwurst, Rillettes aus geschmorten Spanferkelrippchen mit Schwarzwurzelrahm, Topinamburtörtchen und Winterspinat servierte, erklärte Levine voller Leidenschaft, er halte sich für fähig, als Erster Insulin in industriellem Maßstab herzustellen.

»Das Rezept habe ich in die Hände bekommen«, sagte er, und ein triumphierendes Lächeln ging über sein Gesicht. »Ich könnte der Erste auf der Welt sein, dem es gelingt, das Mittel zu standardisieren. Insulin aus einer Bauchspeicheldrüse zu isolieren ist das eine. Aber erst die Standardisierung macht es möglich, es als Arzneistoff einzusetzen und damit Leben zu retten. Nur dann lässt es sich industriell produzieren. Wenn mir das gelingt, müsste ich mir die Herstellungs- und Vertriebsrechte für die Niederlande, nein, für ganz Europa sichern können.«

Damit hatte er mich gewonnen, er war genau der Mann, den ich brauchte. Er setzte seinen Monolog fort, und ich sog alles begierig ein.

»Nur fehlen mir an der Universität die Voraussetzungen für gründliche Forschung. Ich habe zwar ein Institut, aber dort mangelt es an allem. Das Labor ist nicht gut ausgestattet, die Instrumente veraltet, ich habe auch nicht die besten Chemiker und Pharmakologen, und die bräuchte ich. Wir konkurrieren mit den weltbesten Wissenschaftlern, es ist ein Rennen gegen die Zeit, das man nur mit erstklassigen Leuten an einem erstklassigen Institut gewinnen kann.«

Levine schaute mich ernst an, während Aron den Kellner beobachtete, der ihm nachschenkte. Er hatte nicht viel übrig für Leute, die sehr von sich überzeugt sind. Ich schon. Es wurde Zeit, auf mein Angebot zu sprechen zu kommen.

»Professor Levine«, sagte ich, »Sie sind mir im Lebensalter wie an Erfahrung voraus, und doch: Wenn ich Ihnen zuhöre, kommt es mir so vor, als würden meine eigenen Gedanken ausgesprochen. Wir sind für eine erfolgreiche Zusammenarbeit geradezu prädestiniert. Ich kann Ihnen das Institut geben, das Sie sich wünschen. Ein Labor, Geldmittel für Personal und Forschung und so viel Organfleisch, wie Sie nur wollen. Sie haben freie Hand, wenn Sie mir versprechen, so schnell wie möglich das Insulin zu standardisieren. Produktion von Insulin in industriellem Maßstab, dank des Zusammenwirkens von Wissenschaft und Wirtschaft, so etwas hat es auf der Welt noch nicht gegeben. Wenn wir so weit sind, können wir den nächsten Schritt tun. Sie sollen sich dann mit ganzer Kraft der Aufgabe widmen, aus Schlachtabfällen möglichst viele Stoffe zu isolieren, die wir als Arzneiprodukte auf den Markt bringen können.«

Als das Dessert serviert wurde, Sauermilchkäse mit Farinzucker, waren die Eckpunkte unserer künftigen Zusammenarbeit schon auf der Rückseite seiner Zigarrenschachtel notiert. Wir würden eine neue Firma gründen, in der wir unsere Kräfte bündeln konnten. Und noch bevor wir uns – nach dem Kaffee, vorzüglichem Kognak und einer von Levines exquisiten kubanischen Zigarren – mit dem Versprechen verabschiedeten, uns in ein paar Tagen erneut zu treffen und die Details der Abmachung zu besprechen, hatte sich Levine einen wunderbaren Namen für unsere neue Unternehmung ausgedacht: Farmacom. Ein perfekter Name für das, was er bezeichnete, nämlich einen Zusammenschluss zweier Parteien mit dem Zweck, völlig neuartige Arzneimittel herzustellen.

Was sich zu einem der ersten multinationalen Unternehmen der Welt entwickeln sollte, wurde in einem Amsterdamer Hotel mit deutschem Namen gezeugt, durch die Vereinigung eines intellektuellen Giganten mit einer Kommerz-Koryphäe.

5

Als ich einige Tage später gerade im Begriff stand, zu der Vertragsverhandlung mit Levine zu fahren, betrat Aron mein Büro. Er kaute auf dem Bleistift, den er immer bei sich hatte. Ein hartnäckiger Tick, wahrscheinlich aus der Zeit, als sein Stottern jede Unterhaltung unmöglich machte. Einer der Gründe dafür, dass mein Vater in seinem Testament mich zum Direktor bestimmt und Aron zu einem Leben in meinem Schatten verdammt hatte. Was Aron seltsamerweise nicht zu ärgern schien.

»Motke«, sagte er, während er sich schlapp auf die Armlehne des Stuhls vor meinem Schreibtisch sinken ließ, »du bist dir doch der Tatsache bewusst, dass du dich mit all deinen Versprechungen in eine unmögliche Verhandlungsposition manövriert hast?«

Das war typisch Aron. Machte bei Besprechungen selbst nie den Mund auf, sondern wirkte dabei so lebendig wie ein Rind am Fleischerhaken, scheute sich aber hinterher nicht, mir eine ganze Liste von angeblichen Fehlern zu präsentieren. Ärgerlicherweise hatte er oft recht. Ich war seine stille, kontemplative Gegenwart gewöhnt, und ich muss bekennen, dass ich sie sogar sehr schätzte. Gleichzeitig war er mein kritisches Gewissen, das mir ständig meine Schwächen vorhielt.

Ja, ich hatte diesem Levine goldene Berge versprochen, berauscht von den Möglichkeiten, die er aufgezählt hatte, während wir mit der Blutwurstplatte beschäftigt waren. Natürlich gönnte ich meinem Bruder nicht den Triumph des Rechthabens.

»Dummköpfe urteilen schnell«, sagte ich und warf ihm einen vernichtenden Blick zu. »Ich weiß genau, was ich tue. Wir haben eine einmalige Chance, da muss man sich ein Herz fassen, großzügig sein und sich in die Karten schauen lassen. Die Zusammenarbeit mit diesem Professor wird uns groß machen, das spüre ich, wir stehen kurz vor einer Weltpremiere, und du meckerst wegen des Wechselgeldes, das nötig ist, um etwas so Großes zu verwirklichen?«

Aron zuckte mit den Schultern, wuchtete sich von der Armlehne und schlurfte zur Tür. Dort drehte er sich um und sagte, die Türklinke in der Hand: »Es ist wahr, dass du da einen außergewöhnlichen Menschen aufgetrieben hast, und es bestehen gute Aussichten, dass Levine seine Versprechungen wahrmachen kann. Und du bist der Geschäftsmann in unserer Firma. Trotzdem gebe ich dir dieses eine Mal einen für mich untypischen Rat: Sorge dafür, dass die De-Paauw-Betriebe ihre Unabhängigkeit behalten, dass wir uns nicht mit Händen und Füßen an einen Wissenschaftler binden, der außer an Geschäftliches an seinen Ruf und seine Zukunft als Forscher denken muss.« Dann zog er die Tür hinter sich zu.

 

Mein Bruder hatte natürlich recht. Rafael, der mir gleich das Du anbot und mir so das Gefühl gab, dass wir ein entspanntes Gespräch vor uns hatten – wie gesagt, ich stand am Anfang meiner Karriere und war noch ein Grünschnabel –, Rafael erwies sich als gewiefter Verhandlungspartner, der nicht zu Nachgiebigkeit neigte. Er wusste, dass er meinen Appetit geweckt hatte. Ich habe Arons Warnung nicht ausreichend beherzigen können. Nie wieder in meinem langen Leben bin ich vor irgendjemandem so in die Knie gegangen wie damals, als wir diesen Vertrag formulierten. Rafael Levine und ich wurden Gesellschafter des neu zu gründenden Unternehmens Farmacom. Die De-Paauw-Schlacht- und Fleischbetriebe verpflichteten sich, Levine alle notwendigen Mittel für den Ausbau seines armseligen Universitätslabors zu einem erstklassigen Forschungsinstitut zur Verfügung zu stellen. Genug Geld, um fähige Wissenschaftler zu rekrutieren und sein Labor mit den modernsten Instrumenten auszustatten, damit er sich erfolgreich an dem weltweiten Wettlauf beteiligen konnte. Was die Forschung und die Leitung des Instituts anging, bekam er freie Hand. Außerdem sollte bei uns ein neuer, mit den De-Paauw-Werken verbundener Betrieb entstehen, zuständig für weitere Forschungen und für die Produktion der entwickelten Präparate. Als Gegenleistung sollte uns Levine in allen die Herstellung betreffenden Fragen beraten, und er verpflichtete sich, seine Entwicklungen ausschließlich mit unserer Zustimmung in den Handel zu bringen. Es erschien mir als angemessen, dass er Anteile an der neuen Firma erhielt und Mitglied des Vorstands wurde. Bis hierhin eine Win-win-Situation, wie man heute zu sagen pflegt. An diesem Punkt der Verhandlungen war ich deshalb recht zufrieden. Doch als ich mich gerade beruhigt zurücklehnte, die Besprechung schien so gut wie abgeschlossen zu sein, rutschte Levine auf seinem Sessel nach vorn.

»Noch ein paar Kleinigkeiten«, sagte er und zog kräftig an seiner kubanischen Zigarre, »wie du sicher weißt, herrscht allgemein die Auffassung, die Wissenschaft habe keinen anderen Interessen als unabhängiger Forschung zu dienen. Dass ich bereit bin, meinen guten Namen mit Farmacom und euren Schlacht- und Fleischbetrieben zu verbinden, verdankt sich meinem Forscherdrang und dem innigen Wunsch, neue Heilmittel verfügbar zu machen. Deshalb gehe ich diese Verbindung ein, die zweifellos viel Kritik auslösen wird. Ich setze dafür vieles aufs Spiel. Ich möchte, dass du mir als Gegenleistung das Recht einräumst, selbst das Farmacom-Personal auszusuchen, außerdem neue Angestellte bei De Paauw, soweit sie an der Herstellung der Arzneimittel beteiligt sind. Außerdem bestehe ich auf einem Vetorecht gegen die Einführung von Produkten, die ich als Wissenschaftler nicht gutheißen kann. Und schließlich schlage ich vor, dass zehn Prozent der Farmacom-Nettogewinne für von mir zu bestimmende wissenschaftliche Zwecke verwandt werden.« Er blickte mich freundlich an. Ich sah Arons triumphierendes Lächeln vor mir und öffnete den Mund, um einen Gegenvorschlag zu formulieren.

»Was mich angeht, lieber Motke«, fuhr Levine fort, bevor ich auch nur ein Wort herausbringen konnte, »steht dieser Punkt nicht zur Diskussion. Meine Ehre und mein guter Ruf als Wissenschaftler sind für mich von größter Wichtigkeit, sie bedeuten mir mehr als meine Frau und meine fünf Kinder zusammen. Für meine Ehre und meinen Leumund habe ich mein Leben lang gearbeitet, und ich werde niemandem die Gelegenheit geben, sie zu besudeln. Es gibt also nur ein Ja zu meinem Vorschlag, sonst verabschieden wir uns jetzt und gehen unserer Wege.«

Ich schluckte. Während der letzten Tage hatte ich häufig Visionen von einer Lagerhalle voller Insulinpräparate und einem ratternden Fernschreiber gehabt, über den Bestellungen aus aller Welt eintrafen. Dann sah ich das Gesicht von Aron, bevor er die Tür meines Büros geschlossen hatte. Ja, ich ging ein großes Risiko ein, wenn ich diesen Klauseln zustimmte. Aber wer ein Sieger sein will, muss in die Löwenhaut schlüpfen, und verdankt sich nicht jeder Fortschritt dem Eingehen von Risiken, dem gewagten Spiel?

Rafael saß entspannt in seinem Sessel, stieß einen Rauchkringel aus und schaute ihm bedächtig nach, als wäre darin die Zukunft zu lesen. Seine Miene verriet nicht die geringste Nervosität. Da hatte ich ihm ein komplettes Forschungsinstitut angeboten, eine potenzielle Goldader, aber er sah so aus, als könne er ohne Weiteres im nächsten Moment gehen und – ja, sich an eine andere Fleischwarenfabrik wenden. Ob Bartelsma oder Van der Vlis ihm ein ähnliches Angebot machen würden? Ich konnte mir nicht vorstellen, dass diese Transusen genug Fantasie dafür hatten. Und gerade deshalb musste ich jetzt zugreifen.

Ja, ich würde Arons Spott aushalten.

 

Wenige Tage später, es war der Sommer 1923, unterzeichneten Rafael Levine und ich im Beisein Arons und einiger Prokuristen jenen Vertrag, mit dem die engste Zusammenarbeit meiner gesamten Karriere und eine beispiellose Erfolgsgeschichte begannen. Eine Zusammenarbeit, hinter die ich nach mehr als zwanzig Jahren, mit Unterstützung der Weltgeschichte, einen Schlusspunkt setzte.

Wie hat schon Horaz gesagt: »Mache Geld, wenn du kannst, auf ehrliche Art, und wenn nicht, eben anders.« Daran habe ich mich gehalten, und ich hatte keine Angst, mir die Hände schmutzig zu machen, wenn es notwendig war. Vielleicht ist es kein bloßer Zufall, dass ich die einzigartige Kooperation mit Levine erst aufzukündigen wagte, nachdem sich Arons schweigsame Existenz in Zyklon B aufgelöst hatte.

6

Schmerzen, Immobilität und deshalb diese verdammte Abhängigkeit. Sie ist das Schlimmste. Ich, der ich für niemanden zu greifen war, bin nun siebenundneunzig Jahre alt und hilflos, und Mizie hat mich fest im Griff. Für sie ist endlich die Zeit der Rache gekommen. Sie hat lange darauf warten müssen, doch jeder quälend langsam vorbeikriechende Augenblick, den ich in meinem stinkenden Bett verbringen muss – nicht mehr auf dem ehelichen Lager, sondern in einem hohen Krankenhausbett mit eisernem Seitengitter –, ist zweifellos Balsam für ihre verletzte Seele. Hier liege ich, eingesperrt in einem nicht mehr funktionierenden Körper und in einem Bettkäfig, der mich stark an die Behausungen unserer Versuchstiere erinnert. Mit kaum verhohlener Schadenfreude unterwirft sie mich den täglich wiederkehrenden Behandlungen. Mein früher blendend weißes Gebiss, das mein Lächeln so verführerisch machte, ist nun graugelb, fleckig und höchst unvollständig, und die Lückenbüßer muss ich ihr jeden Abend aushändigen. Sie hält dann tatsächlich die Hand auf, mit diesem herablassend-liebenswürdigen Lächeln, aus dem sowohl Triumph als auch andeutungsweise ihr großes Leid als meine künftige Witwe sprechen. Kein Zweifel, es muss ein Fest für sie sein, mich so liegen zu sehen, mit eingefallenen Wangen, diesem Greisenmund; das Leuchten in ihren Augen verrät ein Hochgefühl, das sich durch gespielte Betrübnis nicht verbergen lässt. Endlich kann ich ihr nicht mehr untreu werden, zumindest nicht mit Taten. Diese widerlichen Windeln, die mich zu einem Riesenbaby degradieren, weil mein Körper nicht so schnell reagiert, dass man mich vor der Entladung auf den Topf setzen könnte. Deshalb muss ich nun täglich dulden, dass dieses junge Ding, das ich früher sozusagen auf meinen Phallus gespießt hätte, unter dem wachsamen Blick meiner rechtmäßigen Gattin mit einem rosafarbenen Waschhandschuh mein Geschlecht und, wenn Mizie mich auf die Seite dreht, mein Gesäß wäscht, dann alles abtrocknet und schließlich in eine neue überdimensionale Windel verpackt. Das ist die größte denkbare Demütigung, schlimmer kann es nicht mehr kommen.

Auf meine Weise habe ich immer wie ein Mentsch zu leben versucht, und nun werde ich mir meines Scheiterns bewusst.

Ich tröste mich mit dem Gedanken, dass auch Mizie jetzt, in der Blüte ihrer Jahre, trotz dieses Geruchs von Heiligkeit, der mir oft Übelkeit erregt, dieser demonstrativen Anständigkeit und Tugendhaftigkeit, aus Eigennutz handelt, getrieben von dem Willen, zu besitzen und zu herrschen.

O Tod, steig herab von dem Gitter und nimm mich mit, damit ich nicht ertragen muss, wie dieses schauderhafte Leben vor meinem inneren Auge vorbeizieht. Diese Bruchstücke, die blendend aufblitzen und dann wieder in dem Nebel von Trübsinn verschwinden.

Manchmal empfinde ich ein wenig Trost, wenn ich mich an einen gesegneten Augenblick erinnere. An die Lust, in einem Zeitalter zu leben, in dem es noch wirklich Neues zu entdecken gab, und das Glück, dass ich in der Lage war, diese Entdeckungen zu ermöglichen. In solchen Momenten kehre ich in jene Tage zurück, als die moderne Technik mit Riesenschritten erwachsen wurde und ich in dem Bewusstsein handelte, dass mein Unternehmungsgeist zur Heilung tödlicher Krankheiten, ja, zum Fortschritt der Menschheit beitrug. Tröstliche Gedanken wie diese bringen ein Lächeln auf meine Lippen und versöhnen mich vorübergehend mit meinem Schicksal.

Doch häufiger wird meine Gemütsruhe durch Erinnerungen an die Frauen gestört, immer die Frauen. Sie waren die größte Freude und der schlimmste Fluch meines Lebens. Dieser verdammte, übermächtige Jagdtrieb, wieder und wieder. Ich war süchtig nach Eroberung, und so brachte ich manchmal mich selbst und meine Beute an den Rand des Abgrunds.

Wie früher in meinen schwächsten Augenblicken erscheinen sie jetzt, da der Testosteronmotor in meinem verbrauchten Körper endlich den Geist aufgegeben hat, als Furien der Vergangenheit. Immer noch nehmen sie die Gestalten von Rivka, Roosje und Bertha an, den Urmüttern der Rache. Sie hämmern auf die Innenseite meiner Hirnschale und werfen mir kreischend meine unzähligen Fehler vor die Füße.

Ich strecke die Arme nach dem lachenden Tod auf dem Eisengitter meines Bettes aus und muss erleben, wie er sich umdreht, sich langsam von mir entfernt und mir zuruft: »Noch nicht, du noch nicht, deine Zeit ist noch nicht gekommen.« Ich höre sein kaltes Lachen und kann mich nirgendwo verstecken.

7

Die Frauen sind die Achillesferse eines jeden Mannes, der sich mit Recht als Kerl bezeichnet. Auf irgendeine Weise tappen wir alle einmal in die Falle. Immer wieder werden wir zu Geiseln unseres Gemächts, unserer Rute, unseres Piephahns. Dieses autonomen Organs, das meinen Geist gängelte, mein Handeln bestimmte, meine Vernunft überwältigte und die Regie übernahm. Wie habe ich es gehasst, von diesen unbeherrschbaren Trieben gelebt zu werden. Und wie habe ich es genossen. Deshalb sehe ich mit einer Mischung aus Erleichterung und tiefer Traurigkeit den heutigen Zustand meines Geschlechtsteils, dieses schlaffen, willenlosen, blassen Wurmfortsatzes, einer Bauchspeicheldrüse nicht unähnlich, der unter einer wabbelnden Bauchfalte hängt und den ganzen Tag tröpfelnd stinkendes Nass absondert, weil außer mir auch dieses Tier die Kontrolle über sich verloren hat.

Über mangelnde Beachtung brauchte ich mich nie zu beklagen. Frauen lieben erfolgreiche Männer. Nichts weckt bei ihnen mehr erotisches Interesse als ein Hätschelkind des Glücks. Nicht von ungefähr heiße ich de Paauw. Pavo, paon, pauw, Pfau, Peacock, dieses stolze Tier, das sich radschlagend dem Weibchen präsentiert, von vorn gesehen nichts als glänzende Farbenpracht. Mein Federschmuck waren meine ebenmäßigen Gesichtszüge, eine kräftige Nase, ein energisches Kinn, schönes, dichtes schwarzes Haar, ausdrucksvolle dunkle Augen und ein gut proportionierter Körper. Und wie es hinter der aufgeschlagenen Schleppe des Pfaus ungeduldig vibriert, so richtete sich hinter dem Stoff meines selbstverständlich maßgeschneiderten Anzugs das Tier auf und wartete auf seine Freilassung. Ich war ein Jäger, und wenn ich meine Beute gepackt, wenn ich sie von vorn und hinten, oben und unten konsumiert hatte, war es Zeit für neue Beute, so ist das nun einmal.

Wäre es nach mir gegangen, hätte ich nie geheiratet, denn warum sollte man sich auf ein einziges Gericht beschränken, wenn man zwischen unzähligen Köstlichkeiten wählen kann? Monogamie gibt es eigentlich gar nicht, sie ist die unnatürlichste Regel, die je zum Gesetz erhoben wurde. Jedenfalls, was den Mann betrifft. Denn der Mann will erobern, das gehört zu unseren Instinkten, wir können nicht anders. Mit Egoismus hat das nichts zu tun, sondern mit bitterer Notwendigkeit, die Art muss erhalten bleiben. Und die Frau ist für das Versorgen der Nachkommen da. Nicht umsonst ist sie es, die das Kind austrägt, es unter heftigen Schmerzen auspresst, es stillt; würde sie mit einem anderen durchgehen, was würde aus der vernachlässigten Brut? Es gibt Vogelarten, den Kaiserpinguin zum Beispiel, bei denen die Männchen die Versorgung von Ei und Küken auf sich nehmen. Man sieht es schon an diesem unmöglichen Wulst, wie ein Altweiberbauch, am Unterleib des Pinguins. Nicht zufällig ist der Kaiserpinguin eine bedrohte Art, die nicht überleben wird. Wegen dieses Fehlers der Evolution zum Aussterben verdammt.

Natürlich hat ein Mann Verpflichtungen. Ich gehörte nicht zu der Sorte Männer, die einer Frau ein Kind andrehen und dann sagen: Sieh zu, wie du zurechtkommst. Man muss zu seiner Verantwortung stehen, das heißt, wenn man Pech hat, zahlen. Am besten für eine Abtreibung, obwohl leider nicht jedes Häschen dazu bereit ist. Zweimal in meinem Leben habe ich das Problem einer ungewollten Schwangerschaft nicht mit Geld lösen können. Vor sechzig Jahren, in der Zeit, als wir gerade ein Prachthormon nach dem anderen entdeckten, hatte ich Roosje erbeutet. Es waren die Umstände, die mich gehindert haben, ihr angemessen zu helfen. Und Rivka bin ich bei einer Festivität in Rafaels Haus begegnet, im Sommer 1923, als wir unsere Zusammenarbeit besiegelt hatten.

Rafael bewohnte ein Grachtenhaus, ein typisches fünfstöckiges Kaufmannshaus aus der Glanzzeit der Ostindien-Kompanie, mit hohen Decken, zugigen Räumen und schmalen Treppen. Es war das erste Mal, dass er mich zu sich eingeladen hatte. Ein Dienstmädchen öffnete die Haustür, und ich betrat ein Vestibül mit Marmorboden. Während das Mädchen meinen Mantel in den Garderobenschrank hängte, fiel mein Blick auf ein riesiges Puppenhaus mit vier Etagen, das die ganze Rückwand des Vestibüls einnahm. Die großartige Kopie eines repräsentativen neoklassischen Interieurs, vielleicht des Elternhauses von Rafael oder seiner Frau, irgendwo in Schlesien. Von einem Wunsch nach Repräsentation war in den Wohnräumen, in die ich nun über eine Treppe gelangte, wenig zu spüren. An sämtlichen Wänden der geräumigen Zimmerflucht, in die ich geführt wurde, standen überquellende Bücherregale. Auf dem Dielenfußboden und den Couchtischen türmten sich neben Modejournalen philosophische und medizinische Zeitschriften in verschiedenen Sprachen. In einer Ecke stand eine Staffelei, darauf eine Leinwand, auf der die Umrisse eines Kinderkopfs zu erkennen waren. Das nächste Zimmer wartete mit einem sehr alten Flügel auf, umringt von mehreren Notenständern, außerdem Geigen-, Bratschen- und Cello-Kästen. Es sah aus wie im Probenraum eines Kammerorchesters, doch mit diesen Instrumenten, so erfuhr ich bald, musizierten Rafael, seine Frau und seine Kinder. An den wenigen nicht von Bücherregalen verdeckten Stellen der Wände hingen Gemälde: Ich sah eine Landschaft von Jan van der Heyden, dazu eine interessante Sammlung von Porträts, Stillleben und weiteren Landschaftsbildern, vermutlich alle von Rafaels Familie gemalt, und das gar nicht schlecht. Eine solche Einrichtung und Atmosphäre kannte ich von keinem anderen Haus, das ich bis dahin betreten hatte. Ich war Luxus gewöhnt, das Zurschaustellen von Wohlstand als Zeichen des Erfolgs. Die Bewohner dieses Hauses hatten allen Protz unten in dem Puppenhaus zurückgelassen. Oben legte man den größten Wert auf Literatur, Wissenschaft und Kunst. Geld war in Rafaels Milieu ein Mittel, das einem erlaubte, sich diesen wichtigen Dingen zu widmen, kein Selbstzweck.

Rafael kam auf mich zu und stellte mich seiner Gattin vor, einer strengen Matrone von kleiner, gedrungener Statur; ihre Fettpolster waren in ein altmodisches schwarzes Gewand gezwängt, das aussah, als könnten ihm jeden Moment die Nähte platzen. Die zahlreichen Wülste ihres Mehrfachkinns wabbelten über einem schmalen schwarzen Kragen, den eine Elfenbeinbrosche verschloss. Ihr graues, stramm zurückgekämmtes Haar trug sie in einem Knoten, zusammengehalten von einer Klammer, deren Zähne sich in ihre Kopfhaut zu bohren schienen. Ich verbeugte mich vor ihr.

»Motke, das ist meine Frau Sari, meine liebende Dauphine. Wir nennen sie so, weil sie mit ihrer ebenso majestätischen wie anspruchsvollen Art große Ähnlichkeit mit einem Kronprinzen am französischen Königshof hat. Sag ihr bitte, dass du versessen auf Musik bist, dass du täglich eine Klaviersonate hörst, sonst wird sie wenig von dir halten.«

»Er übertreibt«, sagte Sari mit einem Lachen, das ihre Strenge milderte, »wie er in allem übertreibt. Zum Glück bringe ich noch etwas anderes in dieses Haus als die Rätsel der Hormone. Wenn es nach meinem Mann ginge, bestünde unser Leben im Moment nur noch aus Pankreas.« Sie sprach das Wort verächtlich aus. »Musik«, fuhr sie fort und beugte sich zu mir hin, um die Bedeutung ihrer Ausführungen zu unterstreichen, »vermag mehr als alles andere auf der Welt Gefühle auszudrücken, auch die stärksten. Unsere Fähigkeit zu musizieren unterscheidet uns von den Tieren. Ohne Musik würden wir in einer Empfindungswüste leben. Können Sie sich ein Leben ohne Musik vorstellen?«

Mir blieb nur, verneinend den Kopf zu schütteln. Ich hatte keinerlei musikalische Ausbildung genossen und verstand nichts von Musik. Glücklicherweise erwartete sie keine Antwort, sondern verfolgte ihren Gedanken weiter. »Die Musik drückt unsere Wünsche aus, unsere Verbundenheit mit Dingen außerhalb unserer selbst, über die wir keine Macht besitzen. Wie Gustav Mahler gesagt hat, enthält Musik allen Schmerz und Kummer des Lebens. Die Menschheit ist auf Musik ebenso angewiesen wie mein Mann auf sein Mikroskop.« Bei diesen Worten schaute sie mich forschend an, als wolle sie sich meiner Zustimmung versichern.

»Genau das meine ich«, kicherte Rafael, »kaum bist du da, hast du schon einen Vortrag der Dauphine gehört. Sari, gib dem armen Kerl etwas zu trinken, dann stelle ich ihn den anderen Gästen vor.«

Zu meiner Überraschung waren an diesem Abend nicht nur Altersgenossen des Professors, sondern auch junge Leute anwesend, seine Kinder, Studenten, Universitäts- und Labormitarbeiter. Rafael besaß einen umfangreichen Freundeskreis, der aus allerlei Würdenträgern, Musikern, Malern und Wissenschaftlern bestand, und offenbar zeigte er sich auch seinen Studenten und jungen Mitarbeitern gegenüber zugänglich und war entsprechend beliebt.

Er stellte mich Salomons vor, einem herausragenden Chemiker, den er für Farmacom rekrutiert hatte und den ich bisher nicht kannte. Salomons war im gleichen Alter wie der Professor, und auch er wirkte auf mich preußisch streng und überlebensgroß. Die beiden hatten sich in ihrer Studienzeit in Deutschland kennengelernt. Wir wechselten ein paar Worte, dann machte ich unter Levines Führung einen Rundgang, auf dem er mich mit den übrigen Gästen bekannt machte.

So kamen wir auch zu dem Kreis junger Leute, dem Rivka angehörte. Sie hatte ein offenes Gesicht, in dem große braune Augen funkelten, einen Mund, der wusste, was Lachen war, langes, dunkles, lockiges Haar, beachtliche Brüste, verpackt in eine schwarze, nicht übertrieben züchtig dekolletierte Spitzenbluse, kräftige Hüften und überhaupt einen wundervoll sinnlichen Leib. Mit einer ausladenden Gebärde stellte Rafael mich der ganzen Gesellschaft vor. Rivka blickte mich überrascht an und sagte: »Rafael, du hast ja gar nicht erzählt, dass dein Kompagnon noch so jung ist! Ich dachte, er wäre in deinem Alter!«