Cover-freyaweb.jpg



Für Willemijn





periplaneta

periplaneta

Barbara Fischer: „Freyja“ Baumweltensaga I I

1. Auflage, März 2020
Periplaneta Berlin, Edition Drachenfliege

© 2020 Periplaneta - Verlag und Mediengruppe
Inh. Marion Alexa Müller, Bornholmer Str. 81a, 10439 Berlin
www.periplaneta.com

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Übersetzung, Vortrag und Übertragung, Vertonung, Verfilmung, Vervielfältigung, Digitalisierung, kommerzielle Verwertung des Inhaltes, gleich welcher Art, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlags. Die Handlung und alle handelnden Personen sind erfunden. Jegliche Ähnlichkeit mit realen Personen oder Ereignissen wäre rein zufällig.

Lektorat: Silvia Klein
Cover: Holger Much (www.holgermuch.de)
Satz & Layout: Thomas Manegold
print ISBN: 978-3-95996-149-3
epub ISBN: 978-3-95996-150-9

Barbara Fischer

Freyja

BaumweltenSaga II

periplaneta

periplaneta

Hyndluliod 1

1. Alptraum

Die schwarze Wolkenwand am Horizont war nicht das Schlimme. Das wirklich Entmutigende waren die drei Tornadotrichter, die vom Himmel bis hinunter aufs Wasser reichten und deren Schlünde über das Meer fegten. Zwei gingen rechts und links an ihrem Schiff vorbei. Der dritte Trichter stürmte direkt auf das Schiff zu. Sie schrie auch diesmal kurz auf, bevor diese Mischung aus Gischt und entfesselter Kraft sie völlig einhüllte und samt Schiff mit in die Höhe riss. Alles versank in undurchdringlichem Dunkel. Sie spürte nur, wie sie hochgehoben und herumgeschleudert wurde. Eine Urkraft hatte sie erfasst, der sie nichts entgegenzusetzen hatte: größer als sie selbst und ihr unsterbliches Leben. Man erzählte sich in den Nordlanden von einem Mädchen, die in ihrem Wohnwagen von einem Tornado erfasst wurde und in einem Zauberland landete.

Wenn ich doch nur in diesem Zauberland aufwache, ging es Freyja durch den Kopf. Es war, als beobachtete sie sich selbst. Als sie landete, wusste sie sofort, sie war nicht im Land des Strohmanns und sie würde keine Smaragdenstadt finden. Sie wollte die Hoffnung, in einem Zauberland zu sein, noch nicht begraben. Einen Moment lang versuchte sie, sich eine lachende Katze, ein sprechendes Porzellanmädchen und die ewigen Brüdern Tweedledee und Tweedledum vorzustellen. Doch das war eine andere Geschichte. Ihre Fantasie schützte Freyja nicht vor der Realität.

Immerhin spürte sie nichts von der Fallhöhe, als sie hinunterstürzte, bemerkte aber, dass der Sturz tief gewesen sein musste.

Als sie zu sich kam, war sie allein. und fühlte einen großen feuchten Raum. Ihre Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit.

Freyja setzte sich in einer finsteren Halle auf. Die einzige Lichtquelle waren grün phosphoreszierende Moose auf den feuchten Steinwänden. Freyja fror. Erinnerungen an die Smaragdenstadt, aber auch einen Hutmacher aus jener anderen Zauberlandlegende glommen mittlerweile noch schwächer als das Moos auf den Steinen. Anders als das Moos verloschen sie schließlich ganz. Dort, wo Freyja sich befand, wies ihr kein weißes Kaninchen den Weg.

Dafür sah sie immer mehr Details ihrer Umgebung. Freyja bemerkte einen Stein in der Mitte des Raumes, auf dem etwas stand. Sie bewegte sich darauf zu und sah auf einem Altar einen Kelch stehen, in dem eine grün schimmernde Flüssigkeit schwamm.

Gut, dachte Freyja, grün glomm hier fast alles, keine Smaragde, aber Moos an den Wänden. Neben dem Pokal sah Freyja eine Kette aus Tigeraugensteinen, die nicht grün schimmerte, sondern braun. Sie griff nach dem Schmuckstück.

Doch die Kette verrückte ihren Standort, sobald Freyja in ihre Nähe kam. Sie versuchte es erneut, und noch einmal.

Die Kette reagiert auf meine Hand, stellte Freyja fest und überlegte, ob sie erstaunt war. War sie nicht. Dann vielleicht der Pokal. Wenn sie ihn zu fassen bekäme, konnte sie möglicherweise die Flüssigkeit identifizieren. Ihre Finger näherten sich dem Gefäß. Ein Schrei zerriss die lautlose Dunkelheit. Freyja zuckte zusammen, ihre Finger schnellten zurück.

In dem abebbenden Schrei erklang eine Stimme aus dem Nirgendwo der Finsternis: „Koste vom verbotenen Wissen!“

Wovon sollte sie kosten? Ihr Blick fiel auf den Pokal. Der schimmernde Inhalt. Sie mochte Grün. Freyjas Hand näherte sich dem Pokal. Doch sobald ihre Hand in die Nähe des Gefäßes kam, erklang dieser Schrei, immer wieder.

Unmöglich, ihn zu ignorieren. Die Hand zog sich zurück, und umgehend erging der Befehl erneut. Grotesk! Sollte sie vielleicht Moos essen? Es reichte! Freyja wollte sich dem Stein mit dem Pokal ganz entziehen, was sich aber als schwierig erwies. Es war, als hielte sie ein Magnetfeld fest und verhinderte ihren Rückzug. Der Schrei wehrte jede Annäherung an den Pokal ab, und der Befehl konterkarierte die Gemengelage als unauflösbares Knäuel von irgendwas.

Freyja versuchte eine neue Strategie. Sie legte sich flach auf den Bauch und kroch mühsam rückwärts über den feuchten Boden. Allerdings legte sich, als sie sich vom Stein entfernte, ein Druck auf ihre Brust und ließ sie schwerer atmen als nach einem 2000-Meilen-Lauf über die Fjordfelsen. Sie gab auf, richtete sich auf und bewegte sich weder vor noch zurück. Sofort ließ der Druck nach.

Wie konnte es sein, dass sie nicht einfach aufstehen und den dunklen Raum durchqueren konnte? Da erkannte sie die Umrisse einer Tür zwischen dem phosphoreszierenden Moos. Jetzt wusste sie, wohin sie gehen sollte. Und nichts hinderte sie daran. Doch als sie kurz davor stand, sprach die Stimme erneut zu ihr: „Koste von dem verbotenen Wissen.“

Freyja drehte sich um und blickte zu dem Kelch, der nicht mehr als eine vage Silhouette vor finsterem Hintergrund war. Verbotenes Wissen kosten wäre ihr ein Vergnügen. Doch ein Spielball, für wen auch immer, zu sein, dem widersetzte sie sich. Befehle nahm sie schon gar nicht entgegen. Sie ging weiter auf die Tür zu. Die Stimme meldete sich nicht mehr.

Dafür spürte sie die Anwesenheit von etwas hinter ihrem Rücken. Sie drehte sich erneut um. Immerhin hatten ihre Augen sich so an die Dunkelheit gewöhnt, dass sie über Altar und Kelch hinaus sehen konnte.

Etwas saß in der anderen Ecke des Raumes und fixierte sie mit kleinen schwarzen Punktaugen. Um die Augen herum waberte eine helle quaddelige Masse.

Ist das schon die ganze Zeit da gewesen?, fragte sich Freyja, und hat das etwas mit dem verbotenen Wissen zu tun?

Es dauerte eine Weile, bis sie die Erscheinung mit den Gegebenheiten des Raumes vereinbaren und sich eingestehen konnte, dass das, was sie da sah, so real war, wie ein Traum eben reale Wesen kreieren konnte.

Freyja wog ihre Situation ab. Gehen? Oder schauen, wer oder was da war? Wenig überraschend siegte ihre Neugierde. Sie drehte sich um und konnte nun mühelos den Raum vermessen, umging den Stein mit dem Pokal und näherte sich dem weißen quallenförmigen Ding. Punktaugen stachen in ihr Innerstes. Nun erkannte Freyja, mit wem sie es hier zu tun hatte: mit einem Riesenkraken, dessen Tentakel unruhig und ziellos über den feuchten Boden glitten.

„Ich kann dir ein Führer sein!“, das war eine andere Stimme als die, die aus dem Kelch zu ihr gesprochen hatte. Es war der Riesenkrake, der mit ihr redete.

Er wiederholte den Satz ein ums andere Mal, mit einer sonoren Stimme, die eines Skalden würdig gewesen wäre und vertrauenswürdig schien. Im selben Maße hatte die andere schrill und abstoßend ihr verbotenes Wissen angepriesen. Doch ohne Vorwarnung erweiterte der Krake sein Repertoire, und Freyjas Arglosigkeit verpuffte: „Geh fort! Sonst erwarten euch Unglück und Leid! Er ist nicht der, für den du ihn hältst. Du suchst jemand anderen!“

Super, das war der Spruch des Wahrsagers auf dem Basar im Land der Glutkobolde gewesen. Seit Freyja dem gefolgt war, wiederholte er sich Nacht für Nacht aus dem nicht vorhandenen Mund eines Kraken. Nur leider fehlte auch hier die Ergänzung, wen sie denn wirklich suchte. Im Ergebnis hatten sich damals zwei Gedanken verschränkt. Geh fort! Finde deinen Weg allein! Klar, sobald sie jemand warnte, sich in Liebesdingen zu verrennen, folgte sie der Aufforderung aus lauter Angst vor …? Genau, sie wusste es nicht einmal.

Aber sie hatte sofort getan, was der Wahrsager geraten hatte und der Krake seitdem Nacht für Nacht wiederholte: zurück aufs Schiff, Segel gesetzt und zurück in die Nordlande gereist, mit einer prallvollen Schiffsladung Güter und Edelsteine. Kurzum: Sie war erfolgreich in ihr altes Leben zurückgekehrt. Zumindest äußerlich. Innerlich galt es, Liebeskummer auszuhalten. Und warum? Weil es auf einem beliebigen Basar im Land der Glutkobolde, inmitten des Gewirrs aus tausend Ständen, einen Stand mit Edelsteinen gab, hinter dessen hölzerner Ladentheke sie weizenblondes Haar begrüßt hatte, darunter ein Auge, so blau wie der Ozean.

Sie hatte mit ihm nur mit Bernsteinen handeln wollen und sich am nächsten Abend in seinem Haus wiedergefunden. Auch in ihrem Traum gab es immer wieder diese eine Sequenz, wie sie an ihrem ersten gemeinsamen Abend auf dem Dach des Hauses saßen.

Freyja schüttelte den Kopf. Diese Erinnerungen brachten sie nicht weiter. Sie schaute auf den Kraken, der genauso vorhersehbar und fast unmerklich nickte. Freyjas Augen fixierten die Erscheinung, als starrte ein Kaninchen in die Augen einer Schlange. Sie bemerkte, wie die Krakenarme über den Boden schlingerten, an ihrem Körper emporkletterten, sie hochhoben, herumschleuderten. In dem Moment, bevor sie abhob, griff sie nach der Tigeraugenkette.

Sie kreiselte durch kalte, dunkle Luft und drückte die Kette fest an sich, im nächsten Moment befand sie sich auf ihrem Schiff, das sich mit unwahrscheinlicher Geschwindigkeit über das Wasser bewegte, rechts und links vor dem Bug Wasserfontänen aufwerfend und schäumendes Kielwasser hinter sich herziehend. So rasch, wie das Land hinter ihr immer kleiner wurde, wuchs die Wasserwüste um sie herum an.

In diesem Moment erwachte Freyja schweißgebadet wie jeden Morgen. Sie richtete sich auf und wischte sich nasse Haarsträhnen aus der Stirn. Dieser Traum verwandelte ihre Nächte in ein Ritual stetig wiederkehrender Qualen, denen sie nicht entkommen konnte. Außer sie würde einen Weg finden, dauerhaft ohne Schlaf zu existieren.

Ihr Leben hatte sich seit ihrer Rückkehr aus dem Land der Glutkobolde in eine Abfolge alptraumgeplagter Nächte gewandelt, denen sie nichts als ihren eisernen Willen entgegenzusetzen hatte. Unterstützung erfuhr sie von ihrem Clan und der Eichenschwester, die ihre Situation auffing, so gut sie es eben konnte. Gehen musste sie den Weg allein. Die Krake hatte es so vorgegeben.

Sie richtete sich auf. Die Kette aus Tigeraugensteinen klimperte leicht an ihrem Hals. Sie griff danach und verstand bis heute nicht, wieso sie sich gerade mit diesem Utensil vergewisserte, in der Wirklichkeit zu sein. Einer Wirklichkeit, in der ihr ein fülliger Wahrsager eine Tigeraugenkette schenkte, nachdem er sie mit allem Nachdruck aus ihrer Zweisamkeit vertrieben hatte. In schweren Zeiten wie diesen sollte die Kette sie daran erinnern, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, hatte er ihr gesagt. Diese „richtige Entscheidung“ konnte sich Morgen für Morgen nicht falscher anfühlen.

Den Nächten zum Trotz zog sie jeden einzelnen Tag ihr Programm durch, als sei nichts geschehen. Sie trainierte eisern, um in Rugia den Superpokal der Nerthus-Festspiele zu gewinnen und sie verbesserte sich stetig. In ihren Augen bedeutete das, sie konnte ihn auch das dritte Mal in Folge in ihre Heimat die Nordlande mitbringen. Clan und Eichenschwester sollten stolz auf sie sein können.

„Freyja!“, ein heller Ruf drang von draußen in ihre Hütte, kurz bevor die Tür aufgerissen wurde. Birgitta stand darin und starrte auf die Freundin. Freyja lehnte noch immer schweißgebadet in ihren Kissen auf einem Heusack, der genau in einen Rahmen kunstvoll gezimmerter Holzplanken eingepasst war und maximale Gemütlichkeit garantierte, indem man Teebecher oder sonstige Getränke darauf abstellen konnte. Das Bett war eine Gemeinschaftsarbeit des Dorfes und ein Geschenk aller an ihre Clanchefin, nachdem bekanntgeworden war, dass Freyja seit ihrer Rückkehr aus dem Land der Glutkobolde, die ihre erfolgreichste Handelsreise gewesen war, an Alpträumen litt. Es half nicht wirklich und tröstete doch.

Birgitta stellte ihr einen Becher ans Bett: „Dein Kräutertee von Verdandi.“

Freyja atmete tief durch und streckte verlangend die Hand nach dem Becher aus. „Dann her damit“, sagte sie und nippte vorsichtig an dem heißen Getränk.

Es floss herrlich wärmend ihre Kehle hinab und half ihr, der seelischen Zeitschleife ihrer Träume zu entfliehen. Sie würde zu gerne ihr richtiges Leben wieder in die Arme schließen. Früher war sie einmal so was wie das Orakel des Clans gewesen, das die Dinge, dank der Gabe des Silberblicks, noch vor ihrer Entstehung vorausgesehen hatte. Doch die Reise ins Land der Glutkobolde hatte alles verändert. Wirtschaftlich war sie erfolgreich wie nie gewesen. Sie waren eben ein gutes Team gewesen, der Edelsteinhändler mit dem einen Auge und sie.

Sie hoffte, die Phase der Alpträume bald zu überwinden. Die Bedingungen im Dorf dafür waren bestens, alle unterstützten sie. Ihre Freundin Birgitta brachte ihr jeden Morgen Tee ans Bett, aus Zutaten gebrüht, die die Eichenschwester Verdandi täglich neu nach dem Stand der Gestirne ermittelte, frisch sammelte und für sie zubereitete. Wenngleich auch das in jenen Zeiten ein typisches, starres Morgenritual geworden war, so war es doch eins, das angenehm wirkte.

So wie die Norne sich jeden Tag um ihren Tee bemühte und die Dorfgemeinschaft ihr viele tägliche Pflichten abnahm, damit sie trainieren konnte, so strengte sich Freyja an, das Beste aus jedem Tag zu machen.

„Verdandi sagt, du sollst nachher zu ihr kommen“, richtete Birgitta der Freundin aus, „aber vorher sollst du etwas tun, das dir Spaß macht. Genau so hat sie es gesagt.“

Freyja trank den Becher Schluck für Schluck mit geschlossenen Augen aus. Nach dem letzten Tropfen ging ein Ruck durch ihren Körper. Sie warf die Decke zurück und sprang auf.

„Dann los, wenn Verdandi was von Spaß sagt!“, Freyjas Nachtgewand aus Leinen floss einen muskulösen Oberkörper hinab über durchtrainierte Oberschenkel und endete erst unterhalb ihrer Knie. Ihr langes blondes Haar hing ungekämmt über Schultern und Rücken. Sie winkte übermütig mit der rechten Hand und rief fröhlich: „Wer zuerst am See ist!“ Schon sprintete sie mit nackten Füßen durch die offenstehende Tür.

Birgitta war ihr dicht auf den Fersen, holte sie aber nicht ein. Am Ufer angekommen, warf Freyja mit einem lauten Jauchzer ihr Hemd ab, stürzte sich kopfüber ins kalte Wasser und kraulte schnaufend und Wasserfontänen rechts und links aufwerfend zur gegenüberliegenden Seite. Birgitta sprang ebenfalls ins Wasser. Doch sie traf Freyja, die den See wie ein nicht zu stoppendes Wasserungeheuer durchpflügte, bereits auf ihrem Rückweg.

Danach ging Birgitta es langsamer an. Sie legte auf der Hälfte, also am anderen Ufer, eine Pause ein und wartete, bis Freyja zurückkam. Dann stieß sie sich zeitgleich mit der Freundin ab, um mit ihr gemeinsam ein Stück des Weges zu kraulen. Doch auch das nützte nichts, Freyja zog durch und kraulte am Ende bereits ihre vierte Bahn, als Birgitta am Startpunkt ankam. Birgitta nahm es nicht übel. Sie wusste, ihr fehlte Freyjas inneres Feuer, das ihre Freundin zu Höchstleistungen antrieb, von denen sie nur träumen konnte. Sie nahm sich vor, es das nächste Mal beim Laufen zu versuchen.

2. Die Eichenschwester

Erfrischt vom Bad kehrten die Freundinnen ins Dorf zurück. Freyja hatte Verdandis Rat befolgt und den Tag mit Spaß begonnen. Die Alptraumnacht war abgespült. Sie ging beschwingt zum Rand des Dorfes, wo unter einer gigantischen Eiche Verdandi wohnte, die auch „die Eichenschwester“ genannt wurde. Ein wenig Aufregung bemächtigte sich Freyja, als sie in den Pfad einbog, der zu einem gewaltigen Steinkreis führte, der wiederum eine alte verwitterte Hütte und die Eiche umgab. Die Hütte war Teil des Baumes selbst.

Woher Verdandi einst kam und wer sie wirklich war, wusste niemand im Granskogheim zu sagen. Sie war in einer kalten, stürmischen Nordostwindnacht herbeigeweht worden. Freyja und Birgitta hatten die bis auf die Haut durchnässte Frau als Erste entdeckt, genau unter dieser Eiche.

Freyja und Birgitta waren damals zwei Gören gewesen, die gerade laufen konnten und sich heimlich in den Wald hinausgestohlen hatten, während die anderen Dorfbewohner am Morgen nach dem Herbstunwetter die Schäden inspiziert hatten. Freyjas Mutter Skadi hatte ihre Familie, die Bergriesen aus dem Trondheim, zu Hilfe gerufen, und die hatten im Handumdrehen rundherum aufgeräumt.

Nachdem Freyja und Birgitta die Granskogheimer auf die unbekannte Frau aufmerksam gemacht hatten, war sie als Fremde der Tradition der Nordlande gemäß, willkommen geheißen worden.

Die Bergriesen waren gerade vor Ort gewesen, und so hatten sie für Verdandi gleich noch diese Hütte gezimmert, das Herdfeuer entfacht und den Gast eingeladen, sich aufzuwärmen. Verdandi hatte sich getrocknet und war geblieben.

Sie dankte dem Dorf und den Nordländern die freundliche Aufnahme, indem sie den ganzen Clan unterstützte. Die Nordlande war nach der Ankunft der Eichenschwester regelrecht erblüht. Sie hatten seither alles im Überfluss, der Handel florierte und wenn es einmal ein Unwetter gab, waren die Schäden schnell behoben. Besonders die Monate nach Freyjas Rückkehr aus dem Land der Glutkobolde konnte man ohne Übertreibung eine Goldene Zeit nennen. Einziger Wermutstropfen im frohen Dasein der Granskogheimer waren Freyjas Alpträume. Daran arbeitete Verdandi.

Freyja nestelte an ihrem Beutel, den sie am Gürtel trug, und vergewisserte sich, dass der kunstvoll gestaltete Runenstein auch wirklich darin war.

Kein Wunder, dass Verdandi sich ausgerechnet diesen Platz ausgesucht hatte. Die Eiche war ein Lebensraum für sich und so alt, dass schon Freyjas Mutter Skadi sie als uralten Baum kannte. Sie schützte und hegte alle ihr anvertrauten Wesen. Im Laufe der Zeit wurde sie nur noch die Eichenschwester genannt und entwickelte sich zu so etwas wie dem personifizierten Eichenbewusstsein.

Das Alter der Eichenschwester war unmöglich zu schätzen, auch in diesem Punkt ergänzte sie sich mit der Eiche. Denn der Baum wuchs schon immer an diesem Ort. So jedenfalls hatte es Freyja von ihrer Mutter Skadi gehört, die ihr wiederum alles erzählte, was sie von ihrer Mutter Thjazi wusste, die ebenfalls aus den Überlieferungen schöpfte, die es schon seit jeher gab.

Alter hin oder her, Verdandi versprühte eine Lebensfreude, als stünde sie eben im Zenit ihres Daseins und alle Regenbögen der Welt leuchteten nur für sie. Doch sie lebte mit der Weisheit der Jahrhunderte. Eiche und Verdandi waren Schutz und Lebensader der Nordlande geworden. Wem sollte Freyja mehr vertrauen als der Ewigkeit, die ihr ein solches Geschenk gemacht hatte?

Dem Wohlwollen der Ewigkeit war es geschuldet, dass niemand einfach so herbeispazieren konnte, um die Eichenschwester oder den Baum zu besuchen. Näherte sich unliebsamer Besuch, so konnten sie sich unsichtbar machen. Es gab Menschen, die liefen durch den Steinkreis, der Eiche und Schwester wie ein Schutzwall umgab, hindurch, ohne etwas von ihnen zu merken.

Freyja passierte die riesigen Steine und tauchte in diesen Mikrokosmos ein. Hier vibrierte es vor Energie, die direkt aus dem Erdmittelpunkt zu kommen schien. Freyja kribbelte es bis in die Fingerspitzen, als sie die baumhohen Steine begrüßte. Sie steuerte hoffnungsvoll auf die Hütte zu, lief durch Gräser und Sträucher, in denen allerlei Tiere summten. Vor der Hütte stand ein Kessel, unter dem immer ein Feuer knisterte. Die ewige Rauchwolke darüber verschmolz tanzend mit der Luft. Verdandi saß mit geschlossenen Augen auf einem Holzbänkchen, das den Kessel an drei Seiten umgab, und rührte mit Hingabe, während sie unverständliche Worte murmelte.

Sie nickte Freyja zu, ohne ihre Augen zu öffnen. „Setz dich zu mir, Mädchen“, sagte sie und klopfte leicht auf den Platz neben sich. Die unzähligen farbenfrohen Holzarmreifen, die sie an beiden Armen trug, klackerten in allen Tonlagen.

Freyja musste lächeln, sah Verdandi doch fast jünger aus als die von schlechtem Schlaf und Träumen geplagte Clanchefin. Doch der Schalk umspielte nur für den Bruchteil einer Sekunde Freyjas Mund, die sehr wohl wusste, dass Verdandi alsdie sagenhafte Eichenschwester, jedes Recht dazu hatte, sie so anzusprechen.

Verdandi nahm die Kelle und legte sie neben den Kessel. Dann öffnete sie mit einem Ruck ihre Augen. Freyja schien es, als blickte sie direkt in einen Urwald, den vor ihr noch nie ein Mensch betreten hatte, ein solches Grün blitzte sie an. Verdandis Haare waren ein gelockter Feuersturm und das Lachen um ihre kirschfarbenen Lippen und ihre Pfirsichhaut so unbeschreiblich strahlend. Unwillkürlich begegnete Freyja ihrem Lachen mit einem eigenen Lächeln, das sich ohne Umwege in ihre Seele bahnte, und wurde noch froher.

Sie nickte Verdandi zu. „Hier bin ich “, sagte sie kurz, um zu überspielen, dass sie vor Neugier schier platzen könnte.

Verdandis Gesichtsausdruck wechselte ins Verschmitzte. Sie genoss es eine Weile, Freyja warten zu lassen. Dann wurde sie abrupt ernst, als hätte sich eine Wolke vor ihr Gesicht geschoben: „Ich hatte heute Nacht Kontakt mit dem Hüter des verbotenen Wissens“, sie machte eine Pause, um ihre Worte wirken zu lassen. „Weißt du, dass du die Erste bist, die von diesem Riesenkraken vom Meeresgrund gefischt, aber nicht auf Nimmerwiedersehen hinabgezogen wurde? Warum um alles in den Welten ist das so? Was meinst du?“

Freyja wusste nicht so recht, was sie darauf antworten sollte. Sie zuckte mit den Schultern und schüttelte ihren Kopf: „Woher soll ich das wissen?“

Ihr Gesichtsausdruck offenbarte entwaffnende Ahnungslosigkeit: „Ich dachte, du kannst etwas für mich klären, stattdessen stellst du mir Fragen, auf die ich auch keine Antwort weiß.“

„Das ist doch schon mal ein Anfang“, da war es wieder, dieses verschmitzte Lächeln in Verdandis Zügen und zwei, drei kaum wahrnehmbare Blitze in ihren grünen Augen. Sie leuchtete aus allen Fasern ihres Seins, dazu ihre bunte Kleidung und der Schmuck an ihren Armen, eine wahre Explosion.

Freyja lauschte Verdandi, die das Gespräch mit einer Stimme fortführte, die einer sanft plätschernden Bergquelle glich: „Gut, dann sag ich es dir. Wie ich sagte, ich habe den Hüter des verbotenen Wissens getroffen, er ist niemand anderes als dein nächtlicher Schutzgeist. Er bat mich, dir zu sagen, dass er ein Auge auf dich hat und du ruhig vom verbotenen Wissen kosten kannst.“

Da lockte es wieder, das verbotene Wissen. Aber mit Verdandis Aufforderung war Freyjas Ratlosigkeit perfekt: „Wie, mein Schutzgeist? Der, der mich jede Nacht quält? Was passiert, wenn ich aus dem Pokal trinke? Und überhaupt, was ist das verbotene Wissen? Von wem wurde es verboten, und wer erlaubt hier was?“ Freyjas Reaktion fiel schroffer aus als beabsichtigt. Sie hatte sich auf ein erbauliches Gespräch mit Verdandi eingestellt. Gespräche mit Verdandi waren immer erbaulich, warum sollte ausgerechnet dieses es nicht sein?

Ein kurzer Gedanke zog durch ihr Bewusstsein. Damit sie ihn nicht vergaß, formulierte Freyja umgehend ihr Anliegen: „Verbirgt der Kelch mit seinem verbotenen Wissen vielleicht irgendetwas, das mich unbezwingbar macht? Vorzugsweise bei den Nerthus-Spielen? Hat der Herr Schutzgeist sich dahingehend geäußert? Vielleicht beim, sagen wir, Schwimmen, Langstreckenlauf, Diskuswerfen und am besten auch beim Speerwurf?“ Warum Freyja Unterstützung anforderte, da sie sich doch für die beste Speerwerferin aller Zeiten hielt, war ihr selbst nicht klar.

Verdandi lächelte nicht, sondern sah ihr fest in die Augen, und Freyja entwickelte völlig unvermutet so etwas wie Höhenangst, während sie in die Tiefen der Seele der Eichenschwester blickte. Dann nickte Verdandi: „Warum nicht?“

Freyja glaubte im ersten Moment, sich verhört zu haben. Diese Antwort war ihr einfach zu schlicht für die Mühen, die sie wegen der nächtlichen Schikanen auf ihr Training verwenden musste. Ein Schluck aus einem Kelch und sie hätte faul auf dem Bärenfell liegen können? Statt sich bei Wind, Wetter, Sturm, Hagel, Regen, Schnee und Eis und selbstverständlich auch im Dunklen auf ihren Schneeschuhen durchs Gelände zu bewegen, um ihr Trainingspensum zu absolvieren? Und jetzt? Sie kostete in der nächsten Nacht was auch immer aus dem Kelch, und dann, ja, eben, was dann?

„Was passiert genau, wenn ich daraus trinke?“, fragte sie.

Verdandi schüttelte ihren Kopf, die feingeschnittenen Gesichtszüge lächelten. „Das hat er nicht verraten. Er sagte nur, euch wird es weiterbringen.“

„Uns“, echote Freyja, „wer ist ‚uns‘, der Clan?“

Verdandi schüttelte den Kopf: „Ich glaube nicht, dass er den Clan meinte.“

„Wen …?“, setzte Freyja an, doch Verdandi fiel ihr ins Wort: „Das hat er nicht gesagt.“ Sie nahm die Kelle in die Hand, tauchte sie in den Kessel, schloss ihre Augen und begann zu rühren, während ihre Armreifen Melodien klackerten und sie ihre Rezitationen wieder aufnahm.

Die Unterhaltung war beendet. Freyja griff in ihren Beutel und legte den Runenstein auf die Opferbank neben der Hüttentür. Dann verließ sie mit einem kurzen Nicken zu Verdandi den Ort.

3.Rückkehr aus der Wüste

Die Hitze tropfte großzügig vom Himmel hinab auf den Basar, der sich mit großräumigen Markisen ebenso vehement wie vergeblich dagegen zu wehren versuchte. Es war die hohe Zeit der Glutkobolde und Ebbe bei der Kundschaft. Wer wollte schon Tomaten oder Auberginen kaufen, wenn man sie direkt auf einem Backstein neben dem Stand hätte grillen können?

Nur ein paar Stände hatten überhaupt geöffnet. Ein Tuchhändler ließ seine Ware farbenfroh leuchten, ein Töpfer hatte sich eine Hängematte hinter die Ladentheke gespannt. Alle nippten sie an frischem Minztee und fächerten sich Luft zu. Ein Wahrsager saß in einem mit magischen Zeichen angemalten Zelt, das ein Schwanenkopf zierte. Er schaute dem Ankömmling nach, was nicht hieß, dass er sich bewegte. Das Lebhafteste an ihm waren seine Augen. Ansonsten passierte hier nichts. Für alles war es zu heiß.

Nur ein junger Mann mit einem Auge zersprengte dieses ruhevolle Bild und störte das träge Dahingleiten. Er hastete durch die Reihen, bis auf die Knochen abgemagert, mit einer Klappe über dem rechten Auge und eben erst kahl rasiert, wie die weißen Stellen um Mund und auf seinem ansonsten sonnenverbrannten Kopf verrieten, der noch dazu einige frische Schnittwunden aufwies. Er verbreitete einen frischen Duft nach Zitronenöl. Davon abgesehen machte er den dürren Kleppern am Stadtrand Konkurrenz, die sich um die wenigen Grasbüschel balgten, und gab sich doch zielstrebig. Unter Missachtung der der brütenden Hitze geschuldeten Unbeweglichkeit! Dieser Jemand ging geradewegs zu einer der besseren, aus festen Holzlatten gebauten Bretterbuden.

Ein Augenpaar hinter Sheesha-Pfeifen beobachtete, wie er einen Schlüssel aus der Tasche zog, die zugesperrte Tür öffnete und nach einem Leinensack griff, der neben der Ladentheke hing. Dorthinein warf er allen Kram, der sich in der offenbar schon vor längerer Zeit leer geräumten Bude fand. Viel war es nicht, einige Münzen, ein Messer für Aprikosen und Melonen, ein Korallenring, ein winziger Malachit und ein schöner, polierter und rosaschimmernder Dolomit.

Der junge Mann ging hinaus und warf seinem Nachbarn den Schlüssel zu: „Hassan, du kannst meinen Stand haben. Ich muss fort.“

Der Angesprochene hatte bis dahin reglos hinter glänzenden Sheesha-Pfeifen gesessen und die Szene beobachtet. Nun übertrug sich die Unruhe. Er fing den Schlüssel mit der linken Hand auf, während er langsam seinen Kopf hob, den der für diese Region typische rot-schwarze Fes schmückte, und blinzelte dem jungen Mann entgegen. Seine rechte Hand machte eine von ihm wegzeigende Bewegung, derweil rief er: „Komm her, mein Freund, komm her. Was hast du vor? Kommst nach einem Jahr wieder und siehst aus wie ein Skelett. Dann ein Einfaches ‚Ich muss fort‘? Du meinst, das genügt?“ Er schürzte die Unterlippe, hob den Zeigefinger und sagte mit Nachdruck: „Dazu sage ich: Nein, so leicht kommst du mir nicht davon.“

Als der Angesprochene immer noch unschlüssig herumstand, schlug sich Hassan mit der rechten Hand leicht auf den Hinterkopf und wurde bestimmter: „Bei den hitzigen Göttern, setz dich, Odur!“

Im Land der Glutkobolde konnte niemand ohne seine Hände reden, auch das machte den Markt um diese Zeit so schweigsam. Jede Bewegung kostete Anstrengung, und darüber hinaus machte es die Hitze schwierig, die zu den Wörtern passenden Gesten zu finden. Die konzentrierte Anstrengung von Denken, Reden und Gestikulieren verwandelte Hassans Gesicht dann auch recht schnell in eine Bachlandschaft, die sich rechts und links der Nase teilte.

Odur schien nichts von dem zu bemerken, was er hier anrichtete. „Ich muss fort“, wiederholte er knapp.

Hassan schob einen hölzernen Schemel in Odurs Richtung: „Das sagtest du bereits.“ Er goss ein zweites Glas Pfefferminztee ein, gab zwei Löffel Zucker dazu, rührte um und stellte es neben den Schemel auf den kleinen Tisch. Dann schenkte er sich selbst nach.

Odur begriff endlich, dass er sich wie ein wildernder Fuchs im schlafenden Hühnerhaufen aufführte, nur dass kein Gefieder herumflog. Er nahm Platz und führte das Glas zu seinen Lippen. Beide nippten am Tee.

„Also, was ist los, mein Freund?“, fragte Hassan, während er sein Teeglas auf dem Tischchen abstellte. Er war schon immer fülliger als der andere gewesen, aber nicht viel älter, was man durch seine ungleich würdevollere Art schnell übersehen konnte. „Zum nächsten Vollmond wäre es ein ganzer Jahresverlauf. Deine Freundin zog mit der Flut auf ihrem Schiff von dannen. Dich hat danach wohl dein innerer Sturm davongerissen.“

Odur sah Hassan mit weiten Augen an, als blickte er auf ein Land weit hinter Hassans Gesicht. Er nickte so langsam, als müsste er sich diese Bewegung neu antrainieren: „Ja, die Flut, sie spülte sie aus meinem Leben. Es war die Flut.“

„Und doch sind es Entscheidungen, die einer Tat vorausgehen. Daran kann auch eine Flut nichts ändern“, sprach Hassan vorsichtig. Er hatte Odur wie von Sinnen erlebt, als seine Geliebte ihn vor einem Jahr verlassen hatte. Erst als klar gewesen war, dass sie freiwillig die Entscheidung getroffen, auf ihr Schiff zurückgekehrt und die Segel gen Heimat gesetzt hatte, hatte Odur von seiner sinnlosen Suche nach irgendwelchen Schuldigen abgelassen, die sie ihm weggenommen haben sollten.

So stolz war er gewesen, als diese blonde Nordländerin sich in ihn verliebt hatte. Als sie ohne ein Wort des Abschieds davongesegelt war, da wuchs seine Verzweiflung über den Verlust derart ins Unermessliche, dass er sich auf den selbstzerstörerischen Weg in die Wüste begeben hatte. Nur wenige hatten geglaubt, dass es glücklich enden und Odur zurückfinden würde. Hassan war einer derjenigen gewesen. Er hatte auch mit tausenden Gebeten nachgeholfen. Jetzt schenkte er zufrieden frischen Minztee nach und pries die Barmherzigkeit seiner Götter.

„Also, was hat die Wüste mit dir gemacht, außer dein Fleisch gefressen, deine Haare abgesengt und deine Haut gegerbt?“

Odur stellte sein Teeglas neben das von Hassan und nestelte an seiner silbernen Kette herum, die wie er die Zeit in der Wüste überlebt hatte. Der halbe Herzanhänger mit einer Lilie darauf begleitete ihn, solange er sich erinnern konnte.

Er fixierte Hassan mit dem einen meerfarbenen Auge, legte seine Hände auf die Oberschenkel und sprach: „Du willst wissen, was die Wüste mit mir gemacht hat? Sie hat mich bis auf die Knochen ausgezogen und gebleicht, bis ich mir mein blutiges Fleisch zurückgewünscht habe. Dann hat sie mich geschlagen, bis mein Gehirn sich ergab. Doch sie war noch lange nicht fertig mit mir. Denn als mein Körper willenlos dalag, hat sie sich die Seele vorgenommen. Sie kratzte meinen Willen Schicht für Schicht von der Oberfläche, zeigte mir jede Nacht meine schlimmsten Alpträume und löste mich innerlich vollständig auf. An diesem Punkt umgab mich eine Ruhe, in der ich mich schon geheilt wähnte. Allerdings nur, um danach erst in den tiefsten Abgrund gestoßen zu werden, den du dir vorstellen kannst. Mir ist es ein Rätsel, wie ich von dort zurückkehren konnte. Ich erinnere mich nicht einmal mehr daran, den Weg hinausgefunden zu haben.“

Interessant an Odurs Ausführungen war, dass er ohne die kleinste Geste auskam. Seine Hände lagen am Ende da, wo er sie am Anfang abgelegt hatte. Hassan wusste nicht, ob er den Freund deswegen bewundern oder bemitleiden sollte. Er fragte nach: „Warum?“

Odurs verständnisloser Blick aus dem zusammengekniffenen Auge verriet deutlich, dass er die Frage nicht verstand.

„Warum ist dir das passiert? Und warum hast du überlebt, gegen alle Wahrscheinlichkeit? Andere schafften es, schon in sehr viel kürzerer Zeit in der Wüste umzukommen.“

Odur sprach nicht in der kurzen Pause, die Hassan machte.

„Hat dich vielleicht irgendein Licht geführt, ein Geruch, ein Gedanke, ein Gefühl, mein Freund? Denn du sitzt hier, ruhelos und mager, doch zweifelsohne lebendig. Dazu noch frisch rasiert und gebadet und erzählst von Dingen, die niemand seinem ärgsten Feind wünscht.“

Odur nickte und schaffte ein kurzes Lächeln: „Ja, im ersten fließenden Rinnsal vor den Toren der Stadt habe ich schon das Gröbste beseitigt und mit einem scharfkantigen Stein den Haarfilz abgesägt. Mein Körper war im wahrsten Sinne des Wortes lebendig. Im Badehaus haben sie mir dann die tiefere Dreckschicht abgewaschen und mich rasiert.“

„Es freut mich, dass du deinen Sinn für Reinlichkeit nicht genauso verloren hast wie das Fleisch auf den Rippen. Aber du musst auch einen Körper haben, den es zu pflegen lohnt. Davon ist gerade nicht viel übrig. Hier, iss mein Freund!“, Hassan stellte eine Schale mit Datteln aus dem Regal hinter ihm auf das Tischchen.

Odur sah auf die getrockneten Früchte und reiste in Gedanken wieder in die sandige Höhle in der Wüste, wo er ein Jahr lang durch die Mangel gedreht, geschlagen, ausgezehrt und aller Selbstverständlichkeiten des Daseins beraubt worden war.

Er zupfte an seiner Augenklappe und rückte sie zurecht, obwohl sie doch längst richtig saß. Seine früheren Erfahrungen am neunten Ast des Weltenbaums kamen den Erlebnissen in der Wüste schon nahe, Aber warum? Hassans Frage war berechtigt.

Er hatte alles verraten, was ihm einst lieb und teuer gewesen war. Nach seiner Strafe in der Weltenesche hatte er gefühlt, dass er den Weg der Buße noch nicht zu Ende gegangen war.

Doch jetzt, nach einem Jahr in der Wüste, fühlte sich sein Leben neu und rein an, als sei er wieder auf die Füße gestellt worden. Die neue Perspektive ließ ihn noch etwas schwindlig auf die Dinge blicken, aber er würde sie nicht wieder verändern. Er würde diesen Weg zu Ende gehen.

Während Odur sprach, stockte seine Stimme immer wieder. Doch Hassan war ein guter Zuhörer, der im Überfluss die zwei im Moment benötigten Gaben besaß: Er hatte Zeit und eine unerschütterliche innere Ruhe.

„Du bist ein ehrenhafter Mensch durch und durch. Ich dagegen tat Dinge, für die ich mich ewig schämen werde“, Odurs Stimme wurde immer dünner. Doch er atmete tief durch und sprach weiter: „Mein richtiger Name ist Odin und ich verriet meine eigene Mutter.“

Hassans Ruhe war stoisch: „Dann sprich als mein Freund Odin weiter“, ermunterte er seinen Gegenüber.

„Ich stellte mich in den Dienst des Bösen. Es starben Menschen, Zwerge und Elfen. Ariman löschte die ganze Schwarzelfenkolonie aus und ich verlor alles, was mir lieb und teuer war“, er schaute Hassan an, als sei er selbst erschrocken über das, was er da gerade sagte. „Das sollte jetzt kein Selbstmitleid sein, bitte versteh das nicht falsch. Ich verdiente all das.“

Hassan legte väterlich seine Hand auf Odins Unterarm und sah ihm freundlich ins Gesicht. Arimans Überfall auf die Baumwelten und die Geschichte des jungen Odin, hatten sich in allen Häfen des Planeten Erde herumgesprochen. Hassan wusste, dass Odin bereits im Weltenbaum für seine Taten gebüßt hatte. Er konnte verstehen, dass er unter anderem Namen reiste.

„Du warst jung und unerfahren. Ariman hat das menschlichste aller Gefühle ausgenutzt, dein Verlangen nach Liebe. Und er hat deine Jugend benutzt, um dich gegen deine Mutter aufzuwiegeln. Es ist ganz klar, dass die Schuld bei dem Älteren liegt, Odu…“, er machte eine kurze Pause, „Odin.“

Der lachte bitter: „Es war dumm von mir. Ich glaubte den Schmeicheleien meines Onkels, statt zu sehen, was ich wirklich für ihn war: eine Marionette auf dem Weg zur Macht. Er griff sich das schwächste Glied im Reigen, ein wirkungsvoller Ansatz. Er musste mir nur Lügen über meine Mutter erzählen, schon war ich umgarnt. Dabei hatte sie mich immer geliebt wie ihren eigenen Sohn.“ Odin starrte mit offenem Mund vor sich hin und flüsterte: „Wenn sie gestorben wäre …“ Er vergrub sein Gesicht in beiden Händen.

Hassan trank Tee, während sich sein Freund erst mal beruhigen musste.

„Da ist noch etwas “, setzte Odin erneut an „ich erinnere mich wieder.“

Hassan saß ruhig wie ein Fels in der Brandung.

„Als ich im Abgrund lag, war da eine innere Explosion. Als ich wieder zu mir kam, hätte ich schwören können, in einer anderen Welt aufzuwachen, auf einem anderen Stern. Aber nein, es war das gleiche Stück Wüste, auf dem ich lag.“

Odin stierte vor sich hin und rieb sich über seinen frisch geschorenen Schädel. Die Wunden begannen zu heilen, es bildete sich langsam Schorf. „Als mir klarwurde, dass ich lebte und mich noch am gleichen Ort befand, wunderte ich mich tatsächlich, dass ausgerechnet dieses Stück Land Schlangen und Skorpione beherbergen sollte, die einen reglos daliegenden Körper ignorierten. Ich rechnete mir die Wahrscheinlichkeit aus, wie lange ich daliegen konnte, ohne von einem Skorpion und seiner Familie beachtet zu werden, sie war gering. Ich konnte mich aber nicht lange in solchen Betrachtungen ergehen. Denn dann geschah etwas, das ich selbst nach allem, was ich bislang erlebt hatte, nicht für möglich gehalten hätte “, Odin sah Hassan starr an, der stellte seine Ohren auf.

„Sie drängten herein und setzten sich im Kreis um das erloschene Feuer, sieben Gestalten“, fuhr Odin tonlos fort. „Das taten sie so selbstverständlich und vertraut, als würden sie sich jeden Tag dort versammeln. Vielleicht haben sie das ja auch getan, während ich bewusstlos dalag. Sie waren es, die mir die Tiere vom Leib hielten.“

„Wer, Räuber?“

„Dschinn!“

Hassans Glas kippelte kurz in seiner Hand, verursacht durch einen Schüttelfrost, der ihn bei dem Wort „Dschinn“ erfasste. Der Minztee hinterließ eine Spur auf seinem Kaftan.

Odin sprach weiter: „Ich blieb sitzen, sah ihnen zu und dachte, dass der Alptraum wohl noch andauerte. Bislang hatte ich von Dschinn, den wahren Herrschern der Wüste, nur gehört. Jetzt saßen sieben von ihnen direkt vor mir, von Kopf bis zu den Zehen in ihre dunklen Tücher gewickelt, die nur die Augen freiließen.“

„Und du bist dir sicher, dass es Dschinn waren?“, fragte Hassan nach.

Odin nickte: „Ihr Blick war es, der einen Zweifel nicht einmal aufkeimen ließ, stechend gelbe Pupillen in schwarz umrandeten Augen. Wenn der Wind einen Turban lüftete, dann sah ich ihre Totenkopfschädel, auf denen zum Teil noch verwitterte Haut oder Haarreste wehten.“

Da gab es nichts zu deuten. Hassan nickte.

Odin zuckte mit den Schultern: „Ich habe gebüßt, doch ich kann nichts ungeschehen machen. Aber es soll mir helfen, in Zukunft das Richtige zu tun.“ In seinem Kopf kreiste ein Wirrwarr darum, was „das Richtige“ wäre.

„Sehr weise!“, stimmte Hassan zu und versank wieder in die aufmerksame Reglosigkeit eines Freundes, der alle Zeit der Welt zum Zuhören hatte.

Während Odin erzählte, sah man seinem starren Blick an, dass er gedanklich wieder in der Wüste war: „Die Gedanken der Dschinn machten kauende Geräusche in meinem Kopf, sie murmelten und grummelten und ich musste genau in sie hineinhorchen, um sie zu verstehen.“

Wieder ruckte Hassan leicht auf seinem Schemel: „Man sagt, eine Begegnung mit einem Dschinn tötet oder erleuchtet.“

Odin nickte abwesend: „Das habe ich auch gehört und tot bin ich nicht, aber wie um alles in der Welt soll sich Erleuchtung anfühlen?“

Hassan hob statt einer Antwort abwehrend die Hände, um diese Frage zu beantworten, war er der Falsche.

Es arbeitete in Odin, er kämpfte um ein Bild, das sich vage am Erinnerungshorizont abzeichnete. Er war damals so erschöpft gewesen, dass er sich die Vorkommnisse nur schwer hatte merken können: „Ja, genau, jetzt weiß ich es wieder.“ Er schlug sich mit der flachen Hand auf die Stirn. „Sie haben gesungen.“

Eine weitere Pause später: „Genau, das war ihr Lied:

‚Sandhöhle ohne Tor,

Himmel ohne Schlüssel,

Schuhe abgestreift

und Hüllen fallen gelassen

am Quell ohne Wasser.

Im Vertrauen

auf die Ruhe des Herzens

siehst du über den Rand der Welt hinaus

ins Angesicht der Unendlichkeit.

Dort erstrahlt das Licht der Seele‘

Hassans mächtiger Körper geriet seinem Charakter zum Trotz in Unruhe: „Das haben sie gesungen?“ Er machte eine ausladende Handbewegung, die ausdrückte, wie überwältigt er war: „Du hast dieses Lied von den Dschinn persönlich gehört?“

Hassan schüttelte weiter ungläubig den Kopf: „Es ist eine Wüstenlegende. Nein falsch, es ist die Wüstenlegende. Bei uns lernen das schon die Kinder von ihren Großeltern. Aber ich habe noch nie jemanden getroffen, der …“ Hassan verstummte. „Es muss an deiner Herkunft liegen, deiner Baumwelt.“

Odin schüttelte den Kopf, nahm endlich eine Dattel und biss ein kleines Stück ab: „Wirst du mich besuchen und selbst sehen, wie sie ist, meine Baumwelt, Asgard und die Leute dort?“

„Ja, ich werde dich in deinem Zuhause besuchen.“

In Odin ging ein inneres Licht an, als Hassan zu ihm von „Zuhause“ sprach. Dann holte er tief Luft. „Wüstenlegende“, wiederholte er und saß wieder unter der gleißenden Sonne, wo mörderischer Durst den letzten Lebensnerv aufzehrte und die Sinne vernebelte.

Eine letzte Erinnerung kam auf. „Ja natürlich, schau, wie habe ich das vergessen können“, er griff in einen Beutel, der an seiner Hose hing, und zog ein Kraut heraus. „Das ließen mir die Dschinn da und sagten, dass mir dieses Kraut bei der Erfüllung meiner Aufgabe helfen würde. Danach haben sie sich an Ort und Stelle in Luft aufgelöst.“

Hassan betrachtete das Kraut, das ihm Odin in die Hand legte, von allen Seiten. Er schnupperte daran und schüttelte den Kopf: „Kenne ich nicht. Aber gut, Kräuterkunde ist nicht mein Bereich. Verwahre es gut. Wenn es von den Dschinn kommt, ist es wichtig!“

Odin verstaute das Kraut im Beutel und befestigte alles sorgfältig an seinem Gürtel. Dann sah er den Freund mit seinem einen Auge direkt an und atmetet tief durch: „Ich muss zurück, ich fühle es. Etwas wartet auf mich, was immer das auch sein mag.“

„Oder wer“, stimmte Hassan sofort zu, „aber so oder so, du musst heimkehren, Odin. Segle zuvor deiner blonden Liebe hinterher. Die Flut hat sie von hier weggespült, die Flut kann dich zu ihr hintragen.“

„Sie wollte Odur nicht, dann wird sie Odin erst recht verabscheuen.“

„Du kannst es dennoch noch einmal versuchen“, Hassan stand auf und griff unter seine Ladentheke. Er holte einen prall gefüllten Beutel hervor: „Du hast nicht nur dein Leben für die Wüste hinter dir gelassen, sondern auch deine Edelsteine. Ich habe sie für dich verwahrt. Damit kannst du deine Überfahrt bezahlen und stehst nicht mit leeren Händen da, wenn du zurückkehrst.“

Odin sah in den Beutel. Tatsächlich, Hassan hatte sein gesamtes, nicht unbeträchtliches Sortiment für ihn aufbewahrt. Ihm war damals alles egal gewesen, als er in die Wüste gegangen war. Gerührt sah er den Freund an.

Der breitete die Arme aus. Hassans mächtiger Bauch füllte den grünweiß gestreiften Kaftan: „Der Moment ist gekommen, Abschied zu nehmen. Ich bin stolz und froh, einen Freund in dir gefunden zu haben, Odin.“

Sie lagen sich in den Armen, und Hassan klopfte dem spindeldürren Odin leicht auf den Rücken. Dann griff er hinter sich und nahm eine seiner besonders schönen Wasserpfeifen: „Damit du mich nicht vergisst.“

„Das würde ich auch ohne Pfeife niemals“, Odin lächelte aus seinem Inneren heraus. „Danke! Ich werde sie in einer kühlen Sommernacht rauchen und an dich denken.“

Die Freunde umarmten sich ein letztes Mal. Hassan tätschelte Odin die eine Wange und drückte ihm einen Kuss auf die andere.

Odin nahm den Beutel mit den Edelsteinen: „Ich weiß nicht, was ich dazu sagen soll.“

„Nichts, nimm alles und kehre gut nach Hause zurück. Dort richte dein Leben wieder ein und werde glücklich!“

Odin nickte, klemmte sich die Wasserpfeife unter den Arm und sagte im Weggehen: „Du besuchst mich?“

„Ich besuche dich!“

Er verließ den Freund und sein altes Leben, ging zielstrebig durch die Reihen des schläfrigen Basars zurück. Bevor er in die Gasse mit den Lehmhäusern rechts und links einbog, drehte er sich noch einmal um und winkte. Hassan winkte zurück. Ohne weitere Unterbrechung lief Odin zum Hafen.

4. Der Zusammenstoß

Nach dem Gespräch mit Verdandi und einem Frühstück aus Haferbrei machte sich Freyja daran, ihren Tagesplan abzuarbeiten.

Heute stand Speerwurftraining auf dem Programm. Die eigens dafür hergerichtete Waldlichtung lag abseits des Dorfes, wo der Speer weit fliegen konnte und wahlweise auf einer Wiese, einem Tümpel oder im Gebüsch aufkam. Den Abwurfplatz wählte Freyja je nach Sonnenstand und Wind.

Freyja hatte sich auf dem Weg hierher warmgelaufen und konnte gleich loslegen. Ihr Speer war ein ganz besonderes Sportgerät und hörte auf den Namen Snorrie. Sie streichelte ihn, drückte einen flachen Kuss auf den Schaft, holte weit aus und gab allen Schwung in den Wurf, den sie in ihrem Körper konzentriert hatte. Sie blinzelte hinterher. Der Speer flog weiter als gestern. Gestern war er weitergeflogen als vorgestern, und da war sie besser gewesen als am Tag davor. Die Dinge liefen gut.

Sie verfolgte den Wurf mit straffem Körper, die Schultern waren nach hinten gezogen, die langen Haare zu einem hellen Zopf gebändigt, der den Rücken herunterfiel. Ihren Hals schmückte die ewige Tigeraugenkette, auch beim Training. Sie blickte selbstgefällig auf das Ergebnis ihres Wurfes. Dabei schielte ihr linkes Auge: Freyjas berühmter Silberblick.

Freyja nickte sich anerkennend selbst zu, schlug ihre Handflächen ineinander und schnaubte ein selbstverliebtes „Prächtig!“

Bescheidenheit brachte sie schließlich nicht auf das Siegerpodest. Wenn es nach ihr ginge, würde sie in Kürze den Superpokal in der Hand halten. Zum dritten Mal in Folge, nach dem Blütenland-Festival und der Minenparade, gewänne sie ihn diesmal bei den Nerthus-Spielen. Was sprach dagegen? In ihren Augen nichts! Freyja sah sich im Geiste alle Siegertreppchen erklimmen, als seien sie nur für sie erfunden.

Die Festspiele konnten beginnen! Sie war gerüstet, und ihr Lächeln ähnelte dem einer Sphinx, ein Ausdruck höchster Zufriedenheit.

Ein markerschütternder Schrei durchschnitt die Luft.

Freyja erstarrte. Das konnte unmöglich sein. Alle wussten, dass sie hier trainierte, und mieden das Gebiet. Sie sprintete dorthin, wo der Speer im Waldboden zitterte. Sein Weg hatte ihn durch eine Hagebuttenhecke geführt. Als Freyja die dornigen Zweige auseinanderbog, erblickte sie einen blutenden Schwan. Ihr Herz stockte. Der Kopf des stolzen Tieres hing reglos an dem langen Hals und lag wie hingeworfen auf den Zweigen. Die Augen waren halb geschlossen. Im Flügel klaffte eine tiefe Wunde. Das Blut verteilte sich kreisförmig.