cover.jpg

img1.jpg

 

Nr. 445

 

Das Kommandogehirn

 

Die Zeitreisenden kommen zu früh – eine Positronik will sie vernichten

 

von H. G. EWERS

 

img2.jpg

 

Auf Terra und den anderen Planeten des Solaren Imperiums schreibt man Mitte Juni des Jahres 3434. Die Menschheit muss weiter um ihre Existenz und die ihres Heimatsystems bangen, da es dem Cappin Ovaron nicht gelang, mit der auf dem Planeten Zeut eingebauten Sextadimzeitbombe den Todessatelliten zu sprengen, der Sol zur Nova zu machen droht.

Dass die Sprengung nicht erfolgte, war jedoch nicht Ovarons Schuld, vielmehr lag es an dem Sextagonium aus der terranischen Produktion, das die lange Zeitspanne von 200 Jahrtausenden nicht überdauerte. Es war längst unbrauchbar geworden, als Ovaron den Zündimpuls ausstrahlte.

Somit muss eine neue Vorgehensweise entwickelt werden – und ein neuer Plan, um der Sonnenvernichtungsmaschine beizukommen.

Die leitenden Persönlichkeiten des Solaren Imperiums konferieren miteinander – und Ovaron macht einen riskanten Vorschlag! Eine neue Zeitexpedition soll gestartet werden. Ziel des Unternehmens ist der Saturnmond und DAS KOMMANDOGEHIRN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Großadministrator unternimmt eine neue Zeitexpedition.

Ovaron – Der Cappin will sich selbst begegnen.

Oberst Toronar Kasom – Urenkel des berühmten Melbar Kasom.

Merceile und Takvorian – Ovarons Begleiter.

Professor Tajiri Kase – Der Mathelogiker kommt zu einem »Haustier«.

Sir Anthony – Ein sprachbegabter Minisaurier.

Gucky – Der Mausbiber gerät in falschen Verdacht.

1.

 

Oberst Toronar Kasom genoss die Blicke, mit denen die Frauen und Mädchen am Crest Lake ihn bedachten. Insgeheim jedoch bedauerte er es, dass sich unter ihnen keine einzige Ertruserin befand.

Der Sand wirbelte unter seinen Füßen auf, als er zum Wasser hinunterlief. Kasom hatte darauf verzichtet, seinen Mikrogravitator anzulegen, der ihm sonst die von Ertrus gewohnte Schwerkraft von 3,4 Gravos vermittelte. Bei der relativ geringen Dichte irdischen Wassers wäre er wie ein Stein untergegangen.

Als er sich in die Fluten warf, wirkte es, als wäre ein vollbesetzter Gleiter in den Crest Lake gestürzt. Bei einem Nettogewicht von 16,3 Zentnern war das allerdings nicht verwunderlich.

Toronar tauchte, um den Verwünschungen einer älteren Dame zu entgehen, deren Kleid bespritzt worden war. Worte wie Nilpferd, Ochse oder Büffel hörte er lieber in anderer Beziehung.

Gleich einem Kleinst-Unterseeboot glitt er über dem Grund dahin, musterte die leeren Konservendosen und die anderen Hinterlassenschaften schlecht erzogener Badegäste und versuchte, einen der unterarmlangen Bookoomaan-Fische zu greifen, die man aus den salzigen Seen Carmokels hierher gebracht und ausgesetzt hatte. Doch die Fische waren flinker als er, und so gab er es auf.

Etwas wehmütig dachte er an die von kristallklarem Wasser gefüllten Grotten seiner Heimatwelt. Auf dem Planeten Ertrus gab es noch Badeplätze, wo man allein mit der Natur war. Aber das Kreit-System wurde von Diktatoren beherrscht und war ein schlechter Platz für Männer mit Selbstachtung. Mit zusammengebissenen Zähnen hatte Toronar sich von Jugend an gängeln und oft auch erniedrigen lassen, immer mit dem Vorsatz, nach seiner Ausbildung den Sprung in die Freiheit zu wagen. Er war von der herrschenden Ideologie berieselt worden, hatte hin und wieder aufbegehrt und sich dafür demütigen lassen. Als er glaubte, genug gelernt zu haben, um sich in einem freien System eine Existenz zu schaffen, hatte sein Vater ihm das Vermächtnis eines Urgroßvaters übermittelt. Toronar Kasom begrub alle Träume von einem baldigen Sprung in die Freiheit. Melbar Kasoms Vermächtnis zwang ihn dazu, sich zum Dienst in der Raumflotte der verhassten Diktatoren zu melden.

Seine bisherigen Lehrer und Vorgesetzten, entweder fanatische Verfechter der herrschenden Ideologie oder resignierende Opportunisten, hatten sich ob seines Entschlusses zu ihrem Erziehungserfolg beglückwünscht. Toronar sah sich plötzlich von Leuten mit Ehrungen überschüttet, die ihn zuvor als schwarzes Schaf der Herde behandelt hatten.

Das ergrimmte den jungen Ertruser nicht wenig. Dennoch tat er seinen Dienst bei der Raumflotte mit einem wahren Feuereifer. Seine Vorgesetzten, die von Urgroßvater Melbars Vermächtnis nichts ahnten, waren über Kasom begeistert. Sie verschafften ihm die beste nur denkbare Ausbildung, und bald kamen die Beförderungen.

Toronar Kasom atmete auf, als sein Vater ihm mitteilte, es sei nun an der Zeit, die Fahnen zu wechseln. Doch dann erlebte er eine weitere große Enttäuschung. Sein Vater ließ ihn das Ziel seiner Flucht nicht selbst bestimmen, sondern befahl ihm, sich um den Dienst in der Raumflotte des Imperiums Dabrifa zu bewerben.

Er wechselte zwar die Fahnen, vertauschte aber nur ein diktatorisches Regime mit einem anderen. Am schlimmsten war, dass Imperator Dabrifa seine Diktatur als beste aller Demokratien zu bezeichnen pflegte und verlangte, alle seine Untergebenen hätten diese Meinung immer und überall zu verkünden.

Toronar hatte einige schlimme Jahre durchzumachen. Imperator Dabrifa erkannte die Fähigkeiten des Ertrusers sehr bald und ließ ihn die Rangleiter in der Flotte aufsteigen. Eines Tages betraute er ihn mit der Führung eines geheimen wissenschaftlichen Kommandos, das in der Nähe der Koordinaten des Solsystems aufklären sollte. Dabrifa wollte genau wissen, ob dort, wo sich eigentlich die Sonne und ihre neun Planeten befinden sollten, Raumschiffe auftauchten.

Toronar hatte bei der Durchführung seines Geheimauftrags entdeckt, dass es bei den Koordinaten des Solsystems tatsächlich Raumschiffsverkehr gab. Er war dazugekommen, als die INTERSOLAR über die Zeitschwelle flog.

Anschließend war er Zeuge geworden, wie der Zeitschirm um das Sonnensystem Sol zusammenbrach. Der so genannte Todessatellit hatte einen dimensional übergeordneten Energieschirm um die Sonne aufgebaut und dadurch dem Hauptgezeitenwandler auf Merkur die Energiezufuhr abgeschnitten.

Toronar Kasom fand, nun sei es an der Zeit, seines Urgroßvaters Vermächtnis zu erfüllen. Er hatte verhindert, dass die Schiffe des Imperators entkamen und von einem wiederaufgetauchten Solsystem berichteten. Anschließend war er mit seinem Raumschiff auf der Erde gelandet und hatte sich Perry Rhodan zur Verfügung gestellt.

Und nun gehörte er zur terranischen Raumflotte, stand im Range eines Obersten und hatte vor zwei Tagen erfahren, dass er den Großadministrator bei einer Reise in die Vergangenheit begleiten sollte.

Kasom tauchte auf, prustete und schwamm zügig zum Nordufer des Crest Lake. Hinter dem Sandstreifen sah er einen gelben Bungalow zwischen Palmen und Büschen stehen. Das Gebäude wirkte irgendwie disproportioniert, massiger und höher als die übrigen Bungalows.

Dort wohnte Professor Tajiri Kase, ein hervorragender Mathelogiker und sehr enger Mitarbeiter des genialen Hyperphysikers Geoffry Abel Waringer.

Vor allem aber war Kase Ertruser wie Toronar Kasom. Toronar hatte ihn schon auf Ertrus kennengelernt, wo er in einem Forschungsinstitut gearbeitet hatte. Er wusste noch, dass Tajiri Kase eines Tages wegen regimefeindlicher Äußerungen verhaftet worden war. Die Geheimpolizei hatte den Wissenschaftler gefoltert, ohne ihn zwingen zu können, sich als Mitglied einer Verschwörung zu bezeichnen und bestimmte Namen von Mitverschwörern zu nennen, gegen die die Geheimpolizei gern »Beweise« in den Händen gehabt hätte.

Drei Wochen nach seiner Verhaftung hatte die Untergrundorganisation Kalam Butong ihn aus seiner Zelle befreit und mit Hilfe terranischer Geheimagenten in ein terranisches Handelsschiff geschmuggelt. Vier Tage später hatte Kase die damals noch nicht in der Zukunft verborgene Erde betreten. Toronar beschloss, dem Mathelogiker unverhofft einen Besuch abzustatten. Er wusste auch schon, wie er sich Einlass verschaffen konnte. Tajiri Kase hielt nämlich nichts von unangemeldeten Besuchern. Gestern hatte er sogar Lordadmiral Atlan an seiner Tür abgefertigt.

Als Kasoms Knie gegen Grund stießen, richtete er sich zu der vollen Größe von 2,51 Meter auf. Einige Kinder rannten schreiend weg, als die 2,13 Meter breiten Schultern aus dem Wasser auftauchten. Ein großer struppiger Köter kläffte ihn wütend an, zog jedoch den Schwanz ein, als Toronar mit ertrusischer Lautstärke lachte.

Der Oberst hinterließ tiefe Fußabdrücke im Sand. Drei junge Damen umringten ihn und baten, mit ihm fotografiert werden zu dürfen. Kasom war zu gutmütig, um ihnen den Wunsch abzuschlagen. Er hob zwei der Mädchen gleichzeitig auf seine Schultern. Seine Hände umspannten mühelos ihre Taillen. Kichernd und kreischend befühlten die Terranerinnen seine stahlharten Muskelpakete. Anschließend tauschte er die Damen aus, damit jede mit jeder und ihm auf den Bildern zu sehen war. Sie schenkten ihm sogar ein Bild, und er schob es dankend in seine Badehose.

An dem Weg vor Kases Grundstück hatte man vor kurzem neue Bordsteine gesetzt. Toronar passte nicht auf und trat auf die Bordsteinkante. Erschrocken sprang er auf den Weg und zerbrach eine Platte, als sich der Bordstein unter seinem Gewicht um etwa zehn Zentimeter senkte.

Kasom eilte rasch auf das schmiedeeiserne Tor zu, bevor jemand bemerkte, dass er öffentliches Eigentum beschädigt hatte. Er legte die Hand auf die gelb schimmernde Signalplatte und stellte sich in den Aufnahmebereich des Fernsehauges.

»Ich bin nicht zu Hause«, sagte eine verschlafene Stimme aus dem Lautsprechergitter. »Kommen Sie ein andermal wieder.«

Toronar Kasom verzog das Gesicht.

»Bitte, Professor!«, sagte er demütig. »Ich bin Oberst Kasom. Lassen Sie einen Landsmann nicht vor der Tür stehen.«

»Ein Ertruser!«, kam der erschrockene Ausruf. »Mann, gehen Sie vor meiner Tür weg! Der ganze Weg senkt sich.«

»Sie brauchen nur zu öffnen, Professor Kase. Bitte!«

»Dazu müsste ich aufstehen. Außerdem bin ich nicht da. Ende!«

Kasom seufzte.

»Schade, sehr schade! Dabei hätte ich mir so gern Ihre Sammlung angesehen. Sie wäre einzigartig in der gesamten Galaxis, hat man mir versichert.«

Aus dem Lautsprechergitter kamen ächzende Geräusche, dann öffnete sich das Tor.

Grinsend schlenderte Toronar den mit extra starken Platten aus Glasfaserbeton belegten Weg hinauf. Die breite, drei Meter hohe Tür aus massivem Hartholz öffnete sich, als er davor angelangt war. Ein massiger, sogar für ertrusische Verhältnisse großer Mann mit grobgeschnittenen Zügen in einem fleischigen Gesicht starrte dem Besucher entgegen. Tajiri Kase war barfuß und trug einen rotgoldenen Hausmantel. Sein Haar war entgegen ertrusischer Art lang und endete in einem armdicken Zopf.

»Warum haben Sie nicht gleich gesagt, dass Sie meine Sammlung sehen möchten, Oberst?«, fragte Kase vorwurfsvoll. »Wie sehen Sie denn aus? Nur mit einer Badehose bekleidet, wagen Sie, mir einen Besuch abzustatten?«

Der Mathelogiker zeigte ehrliche Entrüstung.

Oberst Kasom hob bedauernd die Hände.

»Meine Kleidung liegt in einer Kabine auf der anderen Seite des Sees, Professor Kase. Ich konnte leider nicht zurückschwimmen, weil eine Dame sich über meine Wasserverdrängung aufregte. Aber vielleicht könnten Sie mir mit einem Bademantel aushelfen?«

Tajiri Kase kratzte sich auf der dicht behaarten Brust, gähnte ungeniert und sagte: »Na schön, Oberst. Kommen Sie 'rein. Ich habe einen Bademantel für Sie.«

Kasom folgte dem Wissenschaftler durch eine saalgroße Vorhalle in die Nasszelle des Bungalows, in dem sich ein großes Badebecken, eine Luftdusche und ein Massageroboter befanden.

Tajiri Kase legte die Hand auf eine bestimmte Stelle der Wand, und sie glitt zur Hälfte auf. Ein für terranische Begriffe zimmergroßer Schrank wurde sichtbar. Kase zog einen grünen Bademantel mit roter Stickerei hervor und warf ihn dem Oberst zu. Dann ließ er die Wand zugleiten und stapfte seinem Gast voraus in den Wohnraum.

Kasom folgte dem Professor, im Gehen den Mantel schließend. Der Wohnraum wäre für einen Terraner ein Albtraum gewesen. Für Ertruser besaß er gerade die richtigen Dimensionen und war geschmackvoll ausgestattet. Der Boden war von massiven Platten aus Titanstahl bedeckt und strömte eine angenehme Wärme aus. Ein Terraner hätte nicht barfuß darauf stehen können. Auch die Luft war angenehm temperiert – für Ertruser angenehm.

Die fünf Meter vom Boden entfernte Decke war ganz aus Panzerglas und strahlte ein blaues Leuchten aus. In zwei Ecken des Zimmers standen, aus Terkonitstahl geformt, die Skulpturen ertrusischer Raumfahrer, wahrscheinlich Ahnen des Professors. Die Wände waren mit Platten aus grünem starkem Leder benagelt. Eine Wand wurde zur Hälfte von einer stahlglänzenden Bar verborgen, eine andere von einem Schrank aus silberbeschlagenem Eisenholz. Mitten im Raum standen ein stählerner quadratischer Tisch und vier sehr massive Schalensessel.

Tajiri Kase blieb jedoch nicht stehen, sondern ging seinem Besucher voraus durch das Zimmer und öffnete eine schwere Tür. Als er über die Schwelle trat, füllte sich der benachbarte Raum mit rosa Licht.

Toronar Kasom folgte seinem Gastgeber und schluckte trocken, als er die in die Wände eingelassenen Schränke sah. Ihre Vorderfronten bestanden aus transparentem Panzertroplon, und dahinter erkannte Toronar auf schräggestellten Regalen alle möglichen Arten von Schneckenhäusern, große und kleine, runde und ovale, farblos wirkende und bunte.

Der Oberst brauchte nicht zweimal hinzusehen, um die Besonderheit der Sammlung zu bemerken.

Alle Schneckenhäuser hatten Linksgewinde.

 

*

 

Tajiri Kase schmunzelte, als er die aufrichtige Bewunderung in den Augen seines Besuchers entdeckte.

»Niemand vollbringt so unvergleichliche Kunstwerke wie die Natur, Oberst«, erklärte er. »Sind sie nicht wundervoll?«

»Überwältigend!«, rief Kasom. In der rosa Beleuchtung wirkten die Schneckenhäuser erst richtig. Jedes war ein Wunder der Natur.

»Und die haben Sie alle selber gesammelt, Professor?«, fragte er fassungslos.

»Nicht alle«, erwiderte Kase. »Einige wurden mir von Raumfahrern aus der Galaxis, andere wieder von Forschern mitgebracht. Aber die schönsten Exemplare habe ich selbst gefunden.«

Er senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern.

»Eines der besten Exemplare ist übrigens zweihunderttausend Jahre alt, Oberst. Das heißt, ich habe es vor zweihunderttausend Jahren gefunden. In Wirklichkeit ist die Versteinerung bestimmt viele Millionen Jahre alt.«

Toronar Kasom starrte den Professor verständnislos an.

»Sie haben es vor zweihunderttausend ...!« Er lachte unsicher. »Beinahe wäre ich darauf hereingefallen, Professor.«

Kase grinste.

»Nun, in Wirklichkeit ist es nur einhundertneunzigtausendneunhundertfünfzig Jahre her, mein lieber Kasom. Die Lösung des Rätsels ist einfach: Ich fand es während unserer letzten Zeitreise auf dem Planeten Zeut.«

Er lachte, und Toronar fiel schallend ein. Ein wenig beneidete er den Professor um seine Erlebnisse auf einem Planeten, der in der Jetztzeit nur noch als Trümmerring um die Sonne kreiste.

»Kommen Sie mit«, sagte Tajiri Kase, nachdem er wieder ernst geworden war. »Ich will Ihnen dieses Kleinod zeigen.«

Er ging zu einem Schrank auf der anderen Seite des Zimmers. Kasom sah schon von weitem, dass sich darin die besten Stücke der Sammlung befanden.

Nach einer Weile merkte er, dass der Professor wie erstarrt vor dem Schrank stand.

»Was ist los, Professor?«, fragte er beunruhigt und versuchte, an Kase vorbei einen Blick auf die Regale zu werfen.

»Dieser Schuft!«, stieß Tajiri hervor und ballte die Fäuste. »Dieser vermaledeite ungebildete Mausezwerg!«

Er wandte sich um. Sein Gesicht sah eingefallen aus. Aber die Augen glühten vor Zorn. Er wollte davonlaufen, doch Kasom packte ihn am Arm und hielt ihn fest.

»Einen Augenblick, Professor!«, sagte er mahnend. »Sie sehen aus, als wollten Sie etwas Unüberlegtes tun. Wollen Sie mir nicht zuerst verraten, was geschehen ist?«

Professor Kase versuchte sich loszureißen, aber gegen Kasoms stahlharten Griff kam er nicht an. Mit tonloser Stimme sagte er: »Dieser Gucky hat mir meine Zeutschnecke kaputt gemacht. Er war vor zwei Stunden hier und hat sich meine Sammlung angesehen. Und jetzt ist das versteinerte Schneckenhaus zertrümmert.«

Während er sprach, legte sich seine Erregung etwas. Kasom ließ ihn los, und der Mathelogiker deutete zu dem Schrank.

»Sehen Sie sich das an, Oberst! Völlig zertrümmert. Das kann nur ein Telekinet gewesen sein.«

»Warum?«, fragte Toronar und deutete auf die Lücke, die zwischen Panzertroplon und Schrankwand klaffte. »Steht der Schrank immer offen?«

Kase riss die Augen auf, kniete nieder und starrte fassungslos auf den handbreiten Spalt.

»Nein«, murmelte er. »Ich verschließe die Wand immer. Man braucht einen speziellen Impulsgeber, um sie zu öffnen.«

Er schob die transparente Wand vollkommen zur Seite und nahm die Bruchstücke des Schneckenhauses in die Hand. Der Oberst erkannte, dass das Gehäuse sehr dickwandig war und ungefähr die Größe eines terranischen Suppentellers gehabt haben musste. Die Wandung schimmerte in allen Farben und war von haarfeinen Rillen durchzogen. An der Innenseite des größten Bruchstückes befand sich ein feuchter heller Fleck.

Er deutete mit dem Finger darauf.

»Was ist das, Professor?«

Tajiri Kase runzelte die Stirn und schnüffelte an dem Fleck. Dann fuhr er mit der Fingerkuppe darüber.

»Klebrig«, murmelte er. »Wie Knochenleim. Ich verstehe das nicht. Sollte Gucky das Gehäuse versehentlich zerstört und danach versucht haben, es zu reparieren ...?«

»Und ich verstehe nicht, warum Sie den Mausbiber so hartnäckig verdächtigen. Ich kenne Gucky erst seit kurzer Zeit, aber ich glaube nicht, dass er Ihnen das antun würde.«