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Nr. 441

 

Zwischen Mars und Jupiter

 

Sie reisen in der Zeit – und sie erreichen den verlorenen Planeten

 

von H. G. EWERS

 

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Auf Terra und den anderen Planeten des Solaren Imperiums der Menschheit schreibt man Ende April des Jahres 3434.

Der »Ring des Verderbens« wurde von Lordadmiral Atlan gesprengt, und Perry Rhodan und seine Begleiter, zu denen jetzt auch die Cappins Ovaron und Merceile sowie der Pferdemutant Takvorian zählen, haben sich in den Nullzeitdeformator flüchten und mit Hilfe des Zeitreisegeräts das ungastliche und gefährliche Jahr der Cappins verlassen können.

Nach einem kurzen Zwischenaufenthalt in der noch ferneren Vergangenheit wird eiligst die Rückreise in die Realzeit angetreten. Die Zeitreisenden dürfen nicht viel Zeit verlieren, denn sie wissen, dass der Todessatellit, dem sich mit konventionellen Mitteln nicht beikommen lässt, in Kürze wieder mit seiner unheilvollen Tätigkeit, Sol zur Nova zu machen, beginnen kann.

Und um diese drohende Katastrophe von den 25 Milliarden Bewohnern des Sonnensystems abzuwenden, muss erneut eine Expedition in die ferne Vergangenheit unternommen werden. Ziel des neuen Unternehmens ist die Baustelle des Todessatelliten.

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Perry Rhodan – Der Großadministrator reist ins Jahr 199.950 v. J.

Ovaron – Ein Cappin, der zu den Terranern hält.

Merceile und Takvorian – Ovarons Gefährten aus dem Jahr der Cappins.

Atlan – Der Lordadmiral hat kein Interesse an Begegnungen mit Vertretern der Spezies »Australienmensch«.

Gucky – Der Mausbiber ist zu Scherzen aufgelegt.

Joaquin »Joak« Manuel Cascal – Der Oberst steuert den »verlorenen« Planeten an.

1.

 

Sie nannten sich Terraner.

Äußerlich unterschieden sie sich nicht wesentlich von einem Cappin. Die Unterschiede zwischen ihnen und uns lagen tiefer.

Terraner beherrschten die Pedotransferierung nicht, vermochten also kein anderes Lebewesen zu übernehmen wie wir Cappins. Unter ihnen gab es auch keine Tryzom-Träger; kein Terraner konnte gleichzeitig zwei völlig verschiedene Denkprozesse ablaufen lassen.

Man hätte meinen können, aus diesen Gründen wären Terraner uns Cappins grundsätzlich unterlegen.

Aber meine persönlichen Erfahrungen mit ihnen hatten mir gezeigt, dass sie ihre Mängel durch andere Fähigkeiten und Eigenschaften mehr als ausglichen. So waren sie beispielsweise fähig, ihre stark ausgeprägte Individualität zugunsten einer koordinierten Handlungsweise durch ein außergewöhnlich hohes Maß an Selbstdisziplin zurückzustellen. Sie besaßen unerschütterliches Selbstvertrauen, waren entschlossen und taktisch hochbegabte Kämpfer und schreckten vor keiner Gefahr zurück, wenn es galt, ihren Wissensdurst zu befriedigen.

Ich hatte es selbst zu spüren bekommen, als ich bei der ersten Begegnung versucht hatte, sie mitsamt ihrer Zeitmaschine zu vernichten. Später bekamen meine Artgenossen auf dem Kontinent Lemu es zu spüren. Durch Klugheit, List und eine hochentwickelte Technik schlugen diese Terraner weit überlegene cappinsche Streitkräfte. Sie besiegten mich und meinen Freund, den Movator Takvorian.

Sie besiegten mich, obwohl das zu diesem Zeitpunkt gar nicht mehr notwendig gewesen wäre, denn ich stand damals schon auf ihrer Seite. Aber ihre Mentalität erlaubte es nicht, von einer niedrigeren Warte aus mit mir zu verhandeln. Also erkämpften sie sich den Sieg. Doch sie unterwarfen mich anschließend nicht, sondern billigten mir eine gleichwertige Verhandlungsposition zu.

Alles in allem waren sie die tüchtigsten, sympathischsten Intelligenzen, die man sich vorstellen konnte.

Ich wollte einfach nicht glauben, dass sie die indirekten Nachkommen jener halbintelligenten Primaten sein sollten, mit denen meine Artgenossen auf Lotron – oder, wie die Terraner sagten, auf der Erde – ihre moralisch und ethisch verwerflichen genetischen Experimente durchführten.

Wahrscheinlich hatten bei der Entwicklung dieser Spezies einige Faktoren mitgewirkt, von denen bisher niemand etwas ahnte.

Ich musterte die Männer, die mit mir in ihrem kleinen Diskusfahrzeug über den Kontinent Lemu flogen.

Ihre Gesichter waren von geistiger Individualität geprägt, wie ich es nur bei ganz außergewöhnlichen Persönlichkeiten meines Volkes beobachtet hatte. Aber diese Terraner waren bei ihrem Volk ja auch außergewöhnliche Persönlichkeiten.

Ein Abwehroffizier namens Joak Cascal steuerte das Fahrzeug. Er handhabte die Schaltungen so lässig, als betätigte er einen Getränkeautomaten. In seinen Augen funkelte stets ein Schimmer von Ironie.

Neben ihm saß ein hochgewachsener, schlanker Mann vor den Ortungskontrollen. Eine bis zur Stirn reichende Plastikmaske verhinderte, dass man sein Gesicht sah. Aus gutem Grund, denn Terraner – und Angehörige anderer humanoider Völker – verloren den Verstand, wenn sie in Alaska Saedelaeres Gesicht blickten. So hatte man mir jedenfalls versichert. Mir persönlich machte es nichts aus, in das zuckende irisierende Etwas in Alaskas Gesicht zu sehen. Vielleicht, weil ich ein Cappin war, denn auch dieses Etwas gehörte einem Cappin.

Ich fragte mich insgeheim, ob ich jenen Angehörigen meines Volkes wohl gekannt hatte, bevor er bei einer Pedotransferierung im Pararaum mit dem übergeordneten Strukturimpuls Alaskas zusammengestoßen war.

Der dritte Mann war eigentlich kein Terraner, sondern ein Arkonide. Er nannte sich Atlan. Das edel geschnittene Gesicht, die stolze Haltung und die ungewöhnliche Selbstbeherrschung verrieten die Abstammung von einem Geschlecht, das die besten Erbanlagen eines Volkes in sich vereinte.

Vom ersten Augenblick an hatte ich mich zu Atlan hingezogen gefühlt. Vielleicht, weil zwischen ihm und mir eine stärkere Wesensverwandtschaft bestand als zwischen jedem beliebigen Terraner und mir. Atlan war ein kühler, klarer Denker, der seine Entschlüsse ausschließlich aus streng logischen Überlegungen ableitete und vor dem Hintergrund der großen Zusammenhänge abwog.

Vor allem aber besaß er ein so genanntes Zusatzgehirn, einen biologischen Logiksektor, der es ihm gestattete, in ähnlicher Art wie ich zweigleisig zu denken, ohne den Nachteil extremer Divergenz in Kauf nehmen zu müssen.

Ich warf einen Blick durch die transparente Kanzel nach draußen. Das Diskusfahrzeug der Terraner flog in geringer Höhe über eine leicht gewellte, von Gras und vereinzelten Baumgruppen bewachsene Ebene. Ich erkannte den breiten Fluss mit dem Namen Maru Babo, der sich mäandrierend durch die Ebene wand, sowie die charakteristische Formation der Kyotro-Hügelkette.

Auf unserer Seite des Flusses, gegenüber einem tiefen Einschnitt in der Hügelkette, würde hundert Lotron-Jahre später mit dem Bau der Stadt Matronis begonnen werden. Im Geist sah ich die Türme, Kuppeln und Parkanlagen der gewaltigen Metropole vor mir, sah mein Haus an ihrem Rand stehen und sah mich auf Takvorian zum Treffpunkt der Jagdgesellschaft reiten.

Alles dies schien mir viele Jahre her zu sein. In Wirklichkeit würde es sich erst in sechshundert Lotron-Jahren abspielen. Matronis war noch nicht erbaut, und ich war noch nicht geboren – ebensowenig wie Lasallo, der Chef des Unternehmens Tranat-System, oder der düstere Levtron.

Dennoch war ich es selbst, der in einem kleinen Raumschiff der Terraner über den Kontinent eines Planeten flog, auf dem erst in hundert Jahren Cappins landen würden.

Und die Männer, die mit mir flogen, würden erst in rund zweihunderttausend Jahren geboren werden ...!

Das alles waren Dinge, die auch ein wissenschaftlich geschulter Verstand nicht in ihrer ganzen Bedeutung erfassen konnte. Man hatte sie als Gegebenheiten hinzunehmen und mit ihnen umzugehen, als wären sie mathematische Gleichungen.

Neben mir bewegte sich Atlan in seinem Kontursessel. Er beugte sich vor und sagte: »Wir fliegen zum Nullzeitdeformator zurück, Oberst Cascal.«

Joak Cascal griff in die Kontrollen und erwiderte beiläufig: »Ganz wie Sie wünschen, Lordadmiral.« Es klang ein wenig herablassend, beinahe arrogant.

Der Arkonide zeigte keinerlei Reaktion. Er lehnte sich zurück und beobachtete den Tasterreflexschirm über Alaskas Kontrollen, auf dem eine einzige grüne Linie unverrückbar stand. Seit unserem Start vom Standort des Deformators hatte sich diese Linie nicht verändert. Das bedeutete, dass es innerhalb des Tranat-Systems – zumindest aber in der Nähe Lotrons – kein einziges Raumschiff gab. Das System der Terraner befand sich noch im Urzustand.

Das Diskusschiff wendete in einer engen Schleife, stieg höher und beschleunigte. Unter uns versanken die Ebene, auf der später einmal die Stadt Matronis stehen würde, die Hügel und der Fluss.

Das Gesichtsfeld weitete sich, und wenige Minuten später tauchte in der Ferne das gewaltige Massiv des Kolomantai mit dem wolkenverhangenen Gipfel des Hakadaion auf, der von den Terranern Mount Lemur genannt wurde.

 

*

 

Das Diskusfahrzeug senkte sich beinahe lautlos auf den Boden des Enadatals, nachdem man uns vom Nullzeitdeformator aus über die Bildübertragung identifiziert hatte.

Die Terraner waren sehr vorsichtige Leute. Sie hielten grundsätzlich alles für möglich, auch, dass man uns bei unserem Erkundungsausflug überwältigt und durch eine feindlich eingestellte Besatzung ersetzt haben könnte.

Meine Miene musste wohl verraten haben, dass ich ein wenig ungehalten über diese Maßnahme war, denn Lordadmiral Atlan wandte den Kopf, lächelte mich an und erklärte: »Das ist meine Schule, Ovaron. Die Terraner waren zwar schon immer vorsichtig, aber erst unter meiner Anleitung haben sie sich darin zu Experten entwickelt.«

In seine rötlichen Augen trat ein seltsamer Schimmer.

»Andernfalls gäbe es längst kein Solsystem mehr.«

Ich glaubte ihm aufs Wort. Die terranische Menschheit hatte von Anbeginn ihres Vorstoßes in den Kosmos mit kaum vorstellbaren Widrigkeiten zu kämpfen gehabt, soweit ich das den Informationen Perry Rhodans und Atlans hatte entnehmen können. Ständig war sie von Gegnern umgeben gewesen, die nur darauf lauerten, dass sie in ihrer Wachsamkeit nachließ.

Und nun wurde sie sogar noch aus ihrer Vergangenheit bedroht – durch einen Sonnensatelliten, der in meiner Definitivgegenwart erbaut worden sein sollte.

Dieser Sonnensatellit war übrigens der einzige Grund gewesen, der die Terraner zu ihrem Vorstoß in die ferne Vergangenheit ihres Ursprungsplaneten veranlasst hatte.

Atlan, Alaska Saedelaere und ich stiegen aus, während Joak Cascal in der Pilotenkanzel blieb. Er sollte den Diskus wieder in den engen Hangar des Zeitreisegeräts bugsieren, was keine beneidenswerte Aufgabe war.

Kaum hatte ich den Fuß auf den Boden gesetzt, als auch schon Takvorian heranstürmte. Die Biomaske, die den schmächtigen Oberkörper des Zentauren verdeckte, war wiederhergestellt worden. Nichts unterschied meinen Freund mehr von einem normalen Pferd. Freilich, die Terraner behaupteten, auf ihrer Gegenwartsebene gäbe es keine Pferde mit hellblauem Fell, doch das lag sicher nur daran, dass sie niemals versucht hatten, farblich wirklich schöne Tiere heranzuzüchten. Die entsprechende Erbanlage musste auch in den Genen ihrer Pferderassen schlummern.

»Du warst lange fort, Ovaron«, sagte Takvorian vorwurfsvoll. Er benutzte keinen Verstärker, deshalb klang seine Stimme dünn und atemlos. Daran waren die winzigen Lungen des humanoiden Oberkörpers schuld; der Pferdekörper besaß eigene, sehr voluminöse Lungenflügel.

Ich tätschelte den Hals der »Pferdekopfmaske«.

»Mir ist die Zeit schnell vergangen, mein Freund. Warum hast du nicht einen Ausflug in die nähere Umgebung gemacht?«

Takvorian scharrte mit den Hufen und warf Atlan und Alaska einen misstrauischen Blick zu.

»Ich musste auf Merceile aufpassen«, flüsterte er. »Die Dame flirtet mit dem terranischen Großadministrator, mein Junge!«

Der Arkonide musterte mich scharf. Wahrscheinlich analysierte er mein Gefühlsleben, sofern es sich in meinem Mienenspiel, meinen Augen und meiner Körperhaltung zeigte. Ich nahm an, er fürchtete, dass solche Gefühle wie Eifersucht die Beziehungen zwischen mir und Rhodan trüben könnten.

Ich lachte.

»Merceile kann recht gut auf sich selbst aufpassen, Takvorian. Außerdem haben wir kein Recht, ihr vorzuschreiben, mit wem sie sich unterhalten darf und mit wem nicht.«

Atlan lächelte erleichtert.

»Das ist die richtige Einstellung, Ovaron. Ich persönlich halte die Biotransferkorrektorin für ein verantwortungsbewusstes Mädchen, und Perry Rhodan ist ganz gewiss nicht der Mann für einen leichtfertigen Flirt.«

»Er hat Merceile Witze erzählt!«, protestierte Takvorian.

Der Lordadmiral presste die Lippen zusammen und schluckte. Offenbar bemühte er sich, seine Erheiterung nicht zu zeigen.

Ich versetzte dem Pferdemutanten einen Klaps auf die Wange.

»Das ist fabelhaft, mein Freund. Bisher kenne ich nur wenige terranische Witze, aber die gefallen mir außerordentlich. Ich werde Merceile bitten, mir Perry Rhodans Witze wiederzugeben.«

Takvorian fletschte die Zähne, schüttelte den Kopf und trabte beleidigt davon. Er versetzte einem der terranischen Roboter einen Huftritt, dass es metallisch herüberhallte. Danach trollte er sich leicht hinkend. Die Kampfmaschine reagierte nicht, da ihre Programmierung den Movator als Freund auswies.

»Ihr Freund ist sehr impulsiv«, sagte Atlan.

Ich zuckte die Schultern, eine Geste, die ich den Terranern abgesehen hatte.

»Die inkretorischen Drüsen des Pferdekörpers funktionieren leider unabhängig von den Empfindungen des humanoiden Teiles. Takvorian musste deshalb einen Kompromiss schließen. Er verschafft den Emotionen des Pferdekörpers ein Ventil, solange dadurch niemand gefährdet wird. Im anderen Falle zwingt sein Verstand den Pferdeleib unter seinen Willen.«

Wir gingen auf die Personenschleuse des Nullzeitdeformators zu, während wir miteinander sprachen. Dicht neben der Schleuse stand ein schmächtig gebauter Terraner. An seiner großen Nase erkannte ich den Hyperstruktur-Kalkulator Bhang Paczek.

Bhang Paczek hatte eines der terranischen Rauchstäbchen zwischen den blutleeren Lippen und sog den ekelhaften Qualm mit der Begierde eines Süchtigen in seine Lungen. Anschließend blies er den Rauch aus Mund, Nase und Augen. Ein scheußlicher Anblick!

Der Hyperstruktur-Kalkulator zwinkerte, als er uns sah.

»Der Großadministrator wartet in der Nullfeldzentrale, Lordadmiral«, sagte er mit einer dröhnenden Bassstimme, die gar nicht zu dem schmächtigen Körper passte.

Atlan blickte ihn ausdruckslos an.

»Danke, Professor.« Er räusperte sich.

»Warum stehen Sie hier draußen?«

Bhang Paczek nahm das Rauchstäbchen aus dem Mund, hustete hohl und antwortete: »Rhodan hat mich fortgeschickt, weil diese Cappin-Dame keinen Zigarettenduft vertragen kann. Sie hat sich bei ihm über mich beschwert. Stellen Sie sich das vor!«

Atlan nickte und sagte völlig ernst: »Ja, das kann ich mir gut vorstellen, Professor. Wir sehen uns dann in der Zentrale, sobald Sie einen genügend großen Vorrat Nikotin getankt haben.«

Alaska Saedelaere lachte leise, als wir durch die offenen Schotte gingen.

Ich fühlte mich angewidert und zugleich bedrückt. Gewiss, ich durfte keine gewohnten Maßstäbe anlegen, wenn ich das Verhalten der Terraner beurteilte. Aber Professor Bhang Paczeks Rauchleidenschaft brach auch terranische Normen. Es gab außer ihm noch andere Terraner in der Zeitexpedition, die ab und zu rauchten. Doch er übertrieb es maßlos.

Atlan schien wieder einmal meine Gedanken erraten zu haben, denn er legte mir eine Hand auf den Unterarm und sagte begütigend: »Rauchen ist ein historisch bedingtes menschliches Laster, Ovaron. Deshalb müssen Sie etwas Nachsicht mit Professor Paczek haben. Er ist nicht eigentlich süchtig, nur gedankenlos. Eines Tages wird er sich das Laster abgewöhnen.«

»Bestimmt«, erwiderte ich nicht ohne Zynismus. »Spätestens dann, wenn er keine Luft mehr bekommt.«

Im nächsten Moment zuckte ich zusammen.

Unmittelbar vor uns materialisierte das rätselhafteste Lebewesen, das mir in meinem Leben begegnet war: Gucky, der Mausbiber oder der Ilt.

»Beeilung, Leute!«, rief er mit seiner schrillen Stimme. »Unser Herr und Meister wartet bereits voller Ungeduld.«

Er zwinkerte mir zu und zeigte seinen prächtigen Nagezahn. Er besaß nur einen; wahrhaft ein Kuriosum der Natur.

»Ich grüße dich, Ovaron! Mann, du bist gebaut wie Apoll! Ist das auch auf genetische Planung zurückzuführen?«

Der kleine Bursche duzte mich, wie er jeden zu duzen pflegte. Rhodans Translator, den ich auf der Brust trug, übersetzte genau, da auch wir Cappins zwischen förmlicher und freundschaftlicher Anrede unterschieden. Bei jedem anderen Lebewesen hätte ich mir den vertraulichen Ton verbeten; bei Gucky fand ich seltsamerweise nichts dabei.

»Selbstverständlich«, erwiderte ich. »Wenn eine Rasse lebensfähig bleiben soll, dann muss man die ehemals natürliche Auslese durch eine wissenschaftlich fundierte planvolle Auslese ersetzen. Deine Frage scheint mir zu beweisen, dass dies bei den Terranern nicht geschieht.«

»Sie lehnen es ab«, warf Atlan ein. »Terraner pflegen sich ihre Lebenspartner in einem Zustand geistiger Unzurechnungsfähigkeit zu wählen, den sie Liebe nennen.«

Er lachte. Aber mir kam es so vor, als verurteilte er eine planlose, unwissenschaftliche Genverschmelzung ebenso wie ich. Hätte ich leichtfertig geurteilt, würde ich gesagt haben, dass die Folgen, die traurigen Folgen, sich an so schmächtig geratenen Exemplaren der menschlichen Rasse wie Professor Paczek oder gar Dr. Bashra mahnend äußerten. Doch da ich dazu erzogen worden war, zuerst alle Seiten einer Sache zu betrachten, bevor ich ein Urteil fällte, war mir eine leichtfertige Beurteilung gar nicht möglich. Professor Bhang Paczek und Dr. Kenosa Bashra mochten körperlich zu klein geraten sein und gewisse Laster haben, aber ihre Gehirne befähigten sie zu überdurchschnittlichen Intelligenzleistungen.