HIMMLISCHER SEX

Der Weg von Mann und Frau
in die tiefe körperliche Liebe

Iris von Stosch

Inhalt

Vorwort der Autorin

Prolog

Teil I
Wenn wahres Mann- und Frau-Sein
die Basis für körperliche Liebe ist

1.    Auf Knopfdruck Lust

2.    Wo die Furie herkommt

3.    Was zwischen uns steht

Weibliche Emotionalität verstehen

Das Patriarchat beherrscht Männer und Frauen!

Die Furie lauert im Untergrund

Wütende Frauen und ‘Memmen’-Söhne

4.    Emotionen wollen verstanden werden!

Vom Hochschaukeln und Schuldsein

Emotion oder Gefühl oder Situation?

Wie wir miteinander umgehen?

5.    Männer haben Probleme mit Frauen

Männer ziehen sich zurück

SIE macht IHM schwer zu schaffen

Er will Dich glücklich machen!

Wann ist ein Mann ein Mann?

6.    Der Mythos Mann

Was für ein Mann bist Du?

Frauen brauchen Männer!

Die Wahrheit über den Märchenprinzen

7.    Der Mythos Frau

8.    Das Female ist schön

Sieh’ die Frau in ihr!

Deine Aufgabe, Dein Ziel

Eine Frau ‘richtig’ verehren

9.    Keine Sorge, Du schaffst es!

Oh my God, kann ich das überhaupt?

Die Göttin ‘testet’ jeden Mann

Die ‘richtige’ Frau ist nicht Deine Mutter

Teil II
Wie Sexualität erfüllend wird

10.   Jetzt bin ich da!

11.   Sex ist nicht einfach – für Männer

Männer haben es auch nicht leicht

Ist genug Liebe im Körper?

Der Trieb

12.   Sex ist nicht einfach – für Frauen

Weibliche Furien

Männliche Dämonen

13.   Die jüngere Generation

Liebe mit 30 plus

Abenteuer Liebe zwischen 18 und 28

Starke Mädchen – schwache Jungs?

Schwache Mädchen – starke Jungs?

14.   Befriedigung oder Liebe?

‘Liebemachen’ ist mehr als

40 Sekunden, das war’s!

Making Love für Frauen

Making Love für Männer

15.   Wir brauchen Verbundenheit

Ganz im Moment sein

Intimität und Präsenz

Mut zum Risiko

16.   Neue Wege im Sex

‘Stilles Liebemachen’

In der Tiefe der Frau

17.   Die Aufgaben sind verschieden

Die Essenz der Frau

Die Kraft des Mannes

Teil III
Partnerschaft als Spiel-Raum für erfüllenden Sex

18.   Etwas wollen und dazu stehen

19.   Liebe und Erotik im Alltag

Öffne Dich und bleib’ geheimnisvoll!

Behalte Deinen Wert!

Sei Du selbst!

Fantasien erweitern die Komfortzone!

Offenheit macht schön!

Entscheidung und Engagement

20.   Intimität entsteht im Zusammenspiel

Verantwortung für mich und uns

Das freie Ich und das glückliche Wir

21.   Raus aus der Stagnation!

22.   Eine neue Qualität

Bewusstheit macht kreativ

Er hält den Raum

Sie tanzt im Raum

23.   Der Herzenskrieger

Sie traut es ihm zu

24.   Das weibliche Tor

Wie Du sie berührst …

Die weibliche Erregungskurve

Er folgt ihr!

Yoni und Penis

25.   Älter werden und ‘Liebe machen’

Epilog

Autorin

Literatur

Vorwort der Autorin

Dieses Buch richtet sich an ganz normale Männer und Frauen – an Singles genauso wie an Paare. Ihr müsst weder Seminare zur Persönlichkeitsentwicklung oder Erleuchtung besucht noch eine besondere Neigung zur Psychologie, Spiritualität oder Sexualkunde haben. Aber es schadet auch nicht. Alles, was Ihr braucht, ist einfach Interesse an sexueller Liebe – ob Euer Sex-Leben gerade aktiv ist oder nicht. Das schönste Kompliment, das ich zu meinem Buch bisher gehört habe, stammt von einer jungen Single-Frau, die zurzeit weder Partner noch Sex hat. Der Kommentar, den sie mir vor wenigen Tagen geschickt hat, lautet: “Dein Buch macht richtig Lust auf Liebe!” Das hat mich total gefreut. Wenn mein Buch auch in Euch etwas bewirken soll, dann dürft Ihr es nicht mit einem intellektuellen Anspruch lesen oder rational zu verstehen suchen. Stellt es nicht in eine Reihe netter Theorien. Das Thema, über welches wir im Folgenden miteinander reden, muss Spaß machen. Es darf meines Erachtens nicht zu lange ausgewalzt oder langweilig werden. Vor allem aber soll es Euch erreichen und berühren. Es muss Euch die körperliche Liebe wirklich nahebringen. Ihr wisst, was ich mit ‘nahe’ meine? Hautnah sozusagen.

Dieses Buch beschreibt das ‘Liebemachen’ immer wieder auf’s Neue. Es kreist um das Thema und findet den Zugang immer wieder neu, immer wieder von einer anderen Seite – mal aus der männlichen, mal aus der weiblichen Perspektive. Außerdem wiederholen sich Aspekte, aber das ist pure Absicht. Die Verknüpfungen unserer Nerven im Gehirn entwickeln sich aufgrund gemachter Erfahrungen ja auch nicht gleich beim ersten Mal. Um eine Sache tiefer zu begreifen, müssen wir sie wiederholt erleben und verstehen. Das weiß ich ganz sicher aus meiner Seminararbeit. Ich wünsche mir, dass Ihr, wenn Ihr dieses Buch zu Ende gelesen habt, wirklich wisst, was mit ‘Liebe machen’ gemeint ist und wie es sich anfühlt, damit Ihr herausfinden könnt, was Ihr wollt. Dann können Eure Gespräche darüber – mit dem bzw. der jetzigen oder zukünftigen Partner/Partnerin – wirklich tief und ernsthaft werden. Mehr noch, sie werden Eure eigene Wahrheit widerspiegeln, weil Ihr spürt, was Euch in der Liebe wichtig ist, anstatt nur darüber nachzudenken. Das ist die Intention, das Ziel dieses Buches und im Übrigen genau dasselbe, was wir auch mit den Seminaren erreichen wollen.

Prolog

“Hallo, mein geliebtes Mädchen.

Habe heute Nacht lange mit drei Frauen über die Liebe gesprochen – hat damit begonnen, dass sie sich über die Männer beschwert haben (ich merke immer mehr, dass ich das gar nicht so mag). Ich habe sie gleich zu Anfang gefragt, was sie ihnen, diesen Männern, denn gesagt haben? … Vielleicht gleich, sofort, dabei … als es begann, nicht mehr schön zu sein? Ja, Liebe, da hat sich wohl keine getraut!!!

Habe versucht, ihnen aufzuzeigen, dass wir Männer es ganz einfach nicht wissen können, wie es gut und richtig für euch Frauen ist. Woher denn auch, wenn von dort, wo wir etwas bewirken wollen, nicht die Wahrheit kommt?

Ja ja, Liebe, da gibt es noch viel zu tun! Bis Männer und Frauen miteinander Liebe leben können!”

“Hallo, mein Liebster.

Du hast natürlich recht damit, was Du über die Frauen sagst. Und ihr Gemecker wollen wir nicht mehr hören! Grins! Wir müssen sie nur noch davon überzeugen, dass die Männer sie wirklich hören wollen! Nicht das Gemecker, sondern die unmittelbare Resonanz auf ihr Verhalten im Bett. Hoffen wir das Beste, nämlich dass das stimmt. Die Empfindlichkeit der Männer, wenn sie sich von Frauen ‘korrigiert’ fühlen, habe ich auch schon öfter mitgekriegt. Aber wir lernen ja alle dazu!”

“Hi, meine Schöne.

Ja, es kann schon sein, dass es da bei den Männern ‘Empfindlichkeiten’ geben wird – mein Junior hat es mit drei Jahren auch überhaupt nicht verstanden, warum er auf einmal seinen Schnulli hergeben soll …

Ja, Liebe, dennoch bin ich mir sicher, dass es ganz viele Männer gibt, die es können und können wollen! Und die anderen? Die haben bei einer Frau einfach nichts zu suchen! Sie würden sie sowieso nicht erreichen! Sorry, aber das ist nun mal meine Wahrheit – auch wenn sie hart klingt. Ich glaube nun mal, dass Mann die Frau erst einmal aushalten können muss, bevor er sie wirklich lieben kann!”

Teil I

Wenn wahres Mann- und Frau-Sein
die Basis für körperliche Liebe ist

1.  Auf Knopfdruck Lust

Es ist ein wunderbar lauer Abend an der australischen Ostküste nahe der Grenze zwischen New South Wales und Queensland. Ich liebe dieses Klima, das Land, die warme Luft auf meiner Haut … einfach alles hier. Vor allem zu dieser Jahreszeit, wenn in Deutschland alle frieren. Und ich genieße das Zusammensein mit Freunden, die Offenheit und das rege Interesse an den Themen ‘Liebe’, ‘Bewusstsein’, ‘Spiritualität’ – vor allem unsere Gespräche.

Pia und Steffen, beide knapp über 40, sind seit ungefähr 12 Jahren ein Paar. Wir sitzen am Ende eines anregenden Seminartages abends nach dem Essen zusammen. “Wir haben unser Problem erkannt und können es auf einen Punkt bringen”, erzählt Steffen. “Wenn wir mal – und das kommt nicht allzu häufig vor – richtig schönen Sex hatten, dann denke ich: ‘Das war jetzt richtig gut, das machen wir morgen gleich wieder!’ Und weißt du, was sie denkt?” Pia ergänzt: “Das war jetzt richtig gut, das muss wieder reichen für mindestens eine Woche!”

Welch unterschiedliche Schlussfolgerungen aus der gleichen Situation gezogen werden, denke ich. Es kommt mir jedoch allzu bekannt vor. Ich kenne viele Pias. Mann und Frau haben anscheinend eine unterschiedliche Sichtweise auf die Dinge. Denn so oder so ähnlich wird dieser Unterschied ziemlich oft beschrieben. Und er beginnt nicht erst bei verschiedenartigen Schlussfolgerungen, sondern schon viel früher!

Wenn ich die beiden genauer frage, erhalte ich weitere deutlich andersartige Informationen darüber, was ihre Erfahrungen angeht. Für ihn war der Sex einfach. Er hat sich drauf gefreut und ihm fiel das ‘Liebemachen’ leicht. Ihn stört nur, dass es so selten passiert. Und tatsächlich könnte es noch viel einfacher und schöner sein, wenn sie es häufiger wollte und ihre Lust mehr zuließe. Nicht, dass sie es über sich ergehen lassen sollte. Wenn sie nur ihre Hemmungen, Blockaden oder was auch immer abbauen könnte und einfach mehr Spaß daran hätte … Zumal er sicher ein einfühlsamer, liebevoller Partner ist. Das sagt sie selber.

Mich erinnert das, was Steffen sagt, an den Beginn eines meiner Seminare vor vielen Jahren. Ich hatte einen Fragebogen ausgeteilt, der etwas umfangreicher ausfiel, weil es um eine fortlaufende Gruppe über einen längeren Zeitraum ging. Es gab darin auch Fragen zum Thema Sex. Ein Mann schrieb sinngemäß, die sexuellen Unterschiede zwischen den Geschlechtern seien doch gar kein Problem, wenn die Frauen ihre Lust zulassen könnten. Wenn sie ihre Konditionierungen aus der Kindheit, die Prägungen durch die Gesellschaft, religiöse Tabus und so weiter überwinden würden. Denn, wenn sie in der Lage wären, endlich ihre Lust und Sinnlichkeit zu befreien, könnte der Sex mit ihnen so viel schöner sein. Das Problem wäre gelöst!

Wie viele Frauen haben das eigentlich schon gehört oder sogar selber gedacht? Pia ist eine davon. Für sie ist Sex überhaupt nicht ‘einfach’. Ihre Lust würde sie gerne zulassen, wenn sie überhaupt welche finden könnte. Sie hat – natürlich – schon viel an sich und ihren Blockaden ‘gearbeitet’, den Schalter für Lust hat sie jedoch nicht gefunden. Sie findet es mühsam, Erregung aufzubauen. Ja, sogar anstrengend, weil ihr der Weg so weit erscheint von ‘nicht-erregt’ (da, wo sie ist) zu ‘mindestens-orgiastisch’ (da, wo sie hin soll). Und was den ‘Erfolg’ angeht, unzuverlässig obendrein. Es kann schnell passieren, dass sie mittendrin die Lust verliert und dann in einem Dilemma steckt. Sie will nicht abbrechen, weil sie ihn nicht enttäuschen will, und ist selbst frustriert. Sie will aber auch nicht weitermachen, weil es sich eben nicht mehr wirklich gut anfühlt. Und sie will es auch nicht ‘über sich ergehen’ lassen – darin sind sich beide einig. Einig sind sie sich auch darin, dass das Problem auf ihrer Seite liegt. Wenn sie nur mehr Lust hätte …

Übrigens: Wenn es diesen Schalter gäbe, der bei Frauen die Lust anschaltet, einen Trick oder sogar eine Pille dafür, dann wäre der Erfinder wahrscheinlich der reichste Mann der Welt! Wahrscheinlich wäre es überhaupt ein Mann, denn heutzutage würde er in unserer westlichen Gesellschaft den Männern den allergrößten Dienst erweisen. Ob Frauen den Schalter wirklich wollen würden, wage ich zu bezweifeln. Vordergründig vielleicht, weil sich dann viele Selbstzweifel und noch viel mehr Stress von ihnen lösen könnte. Aber – wollen Frauen allen Ernstes nur ‘funktionieren’? Hilft ihnen das wirklich weiter? Macht es ihre Sexualität irgendwie besser, wenn sie auf ‘Knopfdruck’ Lust haben?

Nun, Pia und Steffen haben sich ein paar Jahre später getrennt. Damals wussten wir alle noch zu wenig über die körperliche Liebe, aber mein Forschen im Bereich der Intimität zwischen Mann und Frau hatte dort – in Australien – längst begonnen.

Zwischenzeitlich gibt es die ersten ‘Erfolge’ im Hinblick auf ebendiese Pille. “Lust. Jetzt.” titelt der Stern im Juni 2013. “Forscher sind dabei, Viagra für die Frau zu erschaffen”. Dabei muss ihnen jedoch schnell klar geworden sein, dass “eine Pille wie Viagra, die schlichtweg dazu da ist, einen hydraulischen Apparat in Gang zu setzen, wenig nützt. Sie hilft Männern, die wollen, aber nicht können. Dass die Frau immer kann, aber manchmal einfach nicht will, muss für die männlich geprägte Wissenschaft eine erschütternde Erkenntnis gewesen sein”, schreibt die Journalistin Andrea Ritter. Also ist das Gehirn die weibliche Lustzentrale und das Ziel der ‘erogenen Arzneikunst’. Ob es gelingen wird, eine Pille für die Lust der Frau zu entwickeln, ist noch reichlich fraglich. Und ob sie es will, erst recht.

 

“Liebe,

ja, die Sache mit der Schönheit. Ich möchte Dir gerne sagen, wie ich das sehe und erlebe. Wenn ich Dich ansehe, dann ist da eine sehr attraktive Frau und – was uns Männer nochmal hinschauen lässt – es prickelt Erotik.

Aber da ist noch viel mehr. Nämlich Wärme in Deinen Augen und etwas Unsagbares, das mich zu Dir hinzieht.

Und da ist noch etwas: Der Mut, wie Du Dich den Unberechenbarkeiten des Lebens stellst. Wie Du Dein Leben in Deine Hände nimmst und damit weitergehst.

Und weil ich Dich auch schon umarmen durfte, weiß ich auch, wie gut Du Dich anfühlst.

Ohne Zweifel, dies sind einige Dinge, die Du ausdrückst und die Dich schön machen.

Manchmal jedoch, in meinem Leben, geschieht es für einen kurzen Moment lang, dass ich das Allerschönste sehen darf, was man – glaube ich – als Mensch wahrnehmen kann. Nämlich dieser kurze Augenblick, wenn alle Dinge, die uns Menschen schön machen, nicht mehr zählen und ich sehen darf, wie sich die Seelen berühren … Das ist wahre Schönheit!

Danke, dass ich mit Dir auch schon solche Augenblicke sehen durfte!”

“Lieber,

es berührt mich sehr, was Du sagst. Und ich weiß auch, wie kostbar es ist, in dieser Tiefe gesehen zu werden. Und sich zu begegnen. Ich wünsche mir nichts mehr als das.

Nur eins noch: Mit all meinen Macken und ganz profanen Seiten gesehen und gemocht zu werden. Eigentlich möchte ich mich nämlich ganz entspannen.

Und wenn ich dann feststelle, dass ich nicht immer superperfekt und toll und wichtig sein, also auch keine Rolle spielen und mich auch nicht anstrengen muss … ist das wunderbar!

Also, ich sehe Dich und spüre Dich und Dein Lächeln, und dann fallen mir oft keine (schlauen) Worte mehr ein … aber eine neue Frage: Würdest Du meine Seele immer noch sehen, wenn Du dieser körperlichen Anziehung zwischen uns folgen würdest?

Ich bin sehr dankbar für diese Begegnung mit dir!”

“Hallo, Du Liebe.

Ja, ganz sicher würde ich sie – Dich – genau so weiterhin sehen und spüren wollen. Denn genau da geschieht etwas ganz Besonderes – das Erleben von Körper, Geist und Seele zusammen.

Lass es mich so ausdrücken: Ich denke, so, wie unser Körper ohne seinen Geist und seine Seele sofort damit beginnen muss, sich in die Ganzheit ‘Staub’ (einfach Materie) aufzulösen, genauso verliert sich unsere Seele ohne Geist und Körper in die Stille des Nichts zurück. Wenn sich jedoch zwei suchende Seelen begegnen und dabei auch nur ein kleines bisschen berühren, weil – einfach so – ganz viel zusammenpasst, dann geschieht etwas Wunderbares!

Liebe wird frei, durchströmt ganz sanft aus einem undefinierbaren Zentrum heraus beide Körper, geht tief in ihre Gedanken hinein und beginnt, die beiden füreinander wach zu machen.

Ja, Du Liebe, das kann man dann sogar mit eigenen Augen in den Augen des Anderen als kleine ‘Blitzlichter’ sehen. Und eben das macht diesen Menschen dann für uns (Dich für mich) zum Wundervollsten, was wir sehen können – einfach unglaublich schön.

Ich denke, dies ist der wahre Moment, wo die Sinnlichkeit beginnt! Ja, ich glaube, der Geist fängt dann an, den Weg der Liebe zurück zu ihrer Quelle zu suchen – zurück in die Tiefe dieses Zentrums, wo die Seelen sich berühren.

Also, Du Liebe, darum mein sehr sicheres ‘Ja’! Weil ich so verrückt bin und glaube, dass die Sinnlichkeit der wache Weg der Liebe zurück in ihren Ursprung ist! Ja, ich glaube sogar, dass ich immer mehr Deine Seele sehen könnte, wenn wir dieser körperlichen Anziehung zwischen uns folgen würden.

Ich freue mich, Dich bald wieder sehen zu dürfen!”

2.  Wo die Furie herkommt

“Meine Mutter hat gemeint, man muss es halt hinnehmen, dass er ständig will. Sie hat dann beim Sex ein Buch gelesen.”
(Carola)

”Es ist nichts abtörnender, als wenn ich weiß: Jetzt kommt gleich das … und jetzt kommt gleich das … deshalb, sagt meine Freundin, spiel ich ihm einen Orgasmus vor, dann hab ich meine Ruhe.”
(Britta)

Es stimmt natürlich nicht, dass wir Frauen keine Lust haben. Wahrscheinlich nicht einmal, dass wir weniger Lust haben als die Männer. Es kommt vielleicht eher darauf an, worauf wir Lust haben? Das ist sicher eine bessere Spur!

Und tatsächlich ist die Frage nach der Lust der Frau noch nicht sehr alt. Es ist noch gar nicht so lange her, da interessierte sich so gut wie niemand für weibliche Lust und Sexualität. Wie viele aus der Generation unserer Mütter und Großmütter hatten nie einen Orgasmus? Und fanden das möglicherweise ganz normal. Wie viele von uns und den jüngeren Frauen tun sich schwer, einen zu kriegen?

Früher wurden die persönlichen Belange und das Lebensglück von Frauen und Mädchen generell nicht so wichtig genommen. Meine Oma zum Beispiel hatte neun Geschwister – vier Mädchen und fünf Jungs. Sie erzählte mir, dass ihr Vater zum Essen in der Bibliothek saß und selbstverständlich bedient wurde. Von den Mädchen. Die Brüder saßen im Esszimmer und wurden ebenfalls von den Mädchen bedient. Die Mädchen aßen in der Küche und wurden nicht bedient, und die Mutter saß auf der Ofenbank und aß zwischendurch etwas. Meine Großmutter wurde eine große Gerechtigkeitsfanatikerin – vor allem, was weibliche Benachteiligung anging …

Es gibt unzählige Beispiele und Geschichten. Frag’ doch mal Deine Großeltern aus der Kriegsgeneration, wenn Du noch welche hast, welche Regeln früher für das weibliche Geschlecht galten. Du wirst Dich wundern.

In der Sexualität hieß das ‘eheliche Pflicht’! Es war normal, dass es Frauen weniger Spaß machte. Es ging ja vor allem um’s Kinderkriegen. Der Einfluss der Kirche war enorm, und ihr Verhütungsverbot hat dazu beigetragen, dass Frauen – wie meine Mutter – jahrelang unter inneren Konflikten und Schuldgefühlen litten. Männer hingegen sollten und sollen schon ihren Spaß haben. Wenn nicht mit der Ehefrau, dann mit einer Mätresse. Auch das hat die Katholische Kirche bei Männern eher geduldet als bei Frauen – denen sie grundsätzlich recht wenig zugestanden hat.

Der Umgang mit Frauen bis in diese Zeit hinein ist noch ‘in unserem Wissen’ verankert, das heißt, in den Erfahrungen unserer Mütter und Großmütter oder zumindest in dem, was sie selbst noch ‘live’ gehört haben. Und je weiter wir in die Geschichte zurückgehen, desto schlimmer wird’s. Wir werden tatsächlich von den Erfahrungen unserer Vorfahrinnen beeinflusst und verfolgt. Jedoch anders, als es uns Therapeuten erzählen, die uns helfen wollen, unsere alten Muster aufzulösen.

Patriarchale Strukturen und alte religiöse Moralvorstellungen haben ihre frauen- und sexfeindlichen Spuren in uns hinterlassen – in Frauen und Männern! Aber, um das zu erkennen, müssen wir gar nicht erst in die Vergangenheit schauen. Wir können uns auch in der Gegenwart umsehen. In vielen uns fremden Kulturen dürfen Frauen beispielsweise nicht aus dem Haus gehen, einen Pass besitzen, einen Beruf ausüben, einen Führerschein machen oder eigene Entscheidungen treffen, ohne den Vater, Ehemann oder Bruder zu fragen. Frauen haben wenig bis fast keinen Wert, ihre Stimme gilt nichts, und ihre Sexualität wird nicht nur symbolisch, sondern in einigen Ländern – immer noch! – ganz physisch beschnitten.

Genitalbeschneidung bei Mädchen ist eins der schrecklichsten Rituale überhaupt. Aber das Schlimmste daran ist vielleicht, dass die jeweilige Tradition den Frauen selbst einredet, die weiblichen Genitalien seien ‘schmutzig’, sodass diese sich selbst dafür einsetzen – auch heute noch – ihre eigenen Töchter beschneiden zu lassen. Welch ein dunkles Kapitel der Gegenwart!

“Ich spüre richtig, wie darüber eine Wut in mir aufsteigt”, gestand mir kürzlich eine Freundin zu diesem Thema. Diese Wut – man könnte sagen, auf jede frühere oder jetzige Benachteiligung und Beschränkung – ist jeder Frau schnell zugänglich. Ich behaupte, in jeder Frau – sozusagen im kollektiven Unterbewusstsein – sitzt ein uralter Zorn, eine feurige Ladung Kali-Energie (nach der indischen Göttin der Zerstörung). Sie fordert schäumend Rache und Strafe für all das, was Männer je Frauen und ihren Kindern angetan haben, und schaut voll Verachtung auf die Schwäche des Mannes, die ihn dazu treibt, seine körperliche Kraft zu missbrauchen. Mein australischer Lehrer Barry Long (1) nannte diese tief verwurzelte Wut ‘Fiendess’ – deutsch: die Furie!

Diese – unpersönliche – Energie zu verstehen, hat mir mehr geholfen als alle therapeutischen Techniken, die ich je praktiziert habe. Und – schlechte Nachrichten für Euch Männer: Sie straft und geißelt den heutigen Mann, der mit einer Frau im Bett liegt und den Beziehungsalltag mit ihr meistern will, denn er leidet im Übrigen unter der patriarchalen Gesellschaft ebenso wie wir Frauen – nur auf andere Weise.

 

“Hallo, mein großer Held.

Also, wir haben ja schon darüber gesprochen, dass Frauen oft zu sehr in ihren Emotionen feststecken. Ich meine damit, dass sie sich entweder dauernd beklagen, leiden, Schuld zuweisen, jammern oder meckern, erwarten, kritisieren, fordern … (Ich glaube, ich bin mehr der zweite Typ, gell?!) Ich denke, wir dürften sogar ‘erwarten’, wenn die Erwartung aus unserem tiefsten entspannten Wesen heraus käme. Aber sie kommt aus der Anspannung, der eben genannten Emotionalität heraus, was ja letztlich das ‘kleine Selbst’ oder Ego ist. Fast jede Frau kennt das. Wir sind dann eben nicht ‘zu Hause’, an dem tieferen entspannten Platz unserer weiblichen Seele. Da, wo wir genau wissen, was wir wert sind und was wir wollen dürfen oder sogar wollen sollen.

In diesem Sinne sind wir Frauen – pauschal gesagt – ebenso unreif wie Ihr Männer!

Und für Euch Männer ist sie nicht einfach. Eine emotionale Frau ist die Hölle für den Mann, heißt es. Aber sie ist auch eine Herausforderung für seine Standhaftigkeit, sein Mann-Sein. Ich denke, das sehen wir ähnlich. Bleibt er stehen angesichts ihrer Giftpfeile, Blitze und emotionalen Dramen? Oder bricht er zusammen bzw. rennt weg?

Was sagt der Mann dazu, der mit solchen emotionalen Frauen zu tun hat und noch nicht davongelaufen ist?

So, mein Schatz, ich denke, ich werde Dich beschäftigen … (Grins) … Wenn nicht so, dann so … (Doppelgrins!!)

Ich liebe Dich nämlich!”

“Hallo, meine ferne Schöne.

Ja, die weibliche Emotion ist für uns Männer schon eine Herausforderung. Und ja, ich bin auch der Meinung, dass Emotionen Ausdruck unseres ‘kleinen Selbst’ sind. Aber sie sind nun einmal da, und wenn sie uns fangen, dann sind wir auch ganz schnell darin gefangen. Das habe ich – wie Du weißt – erst vor Kurzem selbst sehr eindrücklich erlebt. Also, Liebe, auch wir Männer sind vor unserem kleinen Selbst nicht so sicher, wie wir manchmal gerne vorgeben wollen.

Aber ich stimme Dir zu. Auch wenn uns Männer eine emotionale Frau tendenziell hilflos werden lässt, bin ich doch genauso davon überzeugt, dass auch dies einen tieferen Sinn hat. Zunächst wird es für uns Männer ganz schnell schwierig, wenn sie plötzlich unvermittelt über uns hereinbricht. Ich beschreibe Dir das mal aus Männer-Sicht: Plötzlich wird unser ganzes ‘Negatives’ irgendwie so präsent, so dominant, dass man(n) sich nicht einmal mehr richtig verteidigen kann. Alles, was er in solchen Situationen macht, sagt oder (noch schlimmer) nicht sagt, scheint dann nämlich irgendwie immer falsch zu sein. Er kann plötzlich scheinbar nur noch Fehler machen! Und alles, was er meint gut zu machen oder gut gemacht zu haben, alle seine Stärken, alles, was er an ‘Wertvollem’ in die Beziehung einbringt – kurz, all sein Bemühen um ein glückliches Zusammensein scheint irgendwie plötzlich seinen gesamten Wert verloren zu haben. Es zählt auf einmal scheinbar nur noch sein ‘Negatives’.

Nimmt er die Fehde auf, dann wird das Ganze schnell zum wirklichen Drama. Und wer ist schuld? Natürlich er! Versucht er, seine Emotion ‘um des lieben Frieden willens’ zu zügeln, dann fühlt die Frau sich ganz schnell ‘nicht ernst genommen’.

Nietzsche gab den guten Rat: ‘Wenn Du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht!’ Zum einen zeigt uns dieser Spruch, dass sich Männer wohl schon vor der Emanzipation der Frau damit schwer taten, mannhaft aus ihren emotionalen Affären herauszukommen … Zum anderen macht es uns aber auch deutlich, welcher Gefahr sich die Männer intuitiv ausgesetzt wähnen. Können sie nämlich der ‘emotionalen Frau’ auf Dauer nicht wirklich etwas entgegenbringen, dann droht sie ihnen, ihr Mann-Sein aufzufressen!

So, Liebe, und da sehe ich den tieferen Sinn der Sache genauso wie du. Ich denke, dass die weibliche Emotion unser Mann-Sein testet.

Ja, ich weiß, dass selbst dieses Wissen uns Männern die Sache nicht leichter macht! Denn kein Mann kann so perfekt sein, dass er zu jeder Zeit alles erfüllen kann, was Frau sich erträumt. Und die Liebe der Geliebten mit der Peitsche zu erzwingen, kann ich mir vielleicht noch als lustbringendes sexuelles Vorspiel denken, aber um wirklich Achtung und vor allem Liebe in ihr zu wecken, taugt sie, glaube ich nicht!

Ich denke, Mann-Sein hat ganz viel damit zu tun, zu sich selbst zu stehen! Zu dem zu stehen, wer und was man(n) ist! Zu den Stärken und auch zu dem, worin man(n) nicht so richtig gut ist! Und Mann-Sein heißt für mich auch, aus dem, was und wer man(n) ist, das Beste machen zu wollen! Also, ich denke, eine gute Peitsche wäre, mit allem, was man(n) ist und was man(n) geben kann, stehen zu bleiben! Sich der Situation auch mal zu stellen, ohne das aktuelle Problem lösen oder sonstwie beheben zu wollen. Sich einzugestehen, dass man(n) zwar nicht alle Probleme der Frau lösen kann, aber dennoch stark genug ist, sie in die Arme nehmen zu dürfen.

Ja, Liebe, das meine ich, wenn ich sage, dass ein Mann eine Frau erst einmal aushalten können muss, bevor er sie wirklich lieben kann!

Und, Liebe, ich möchte gerne alles tun, um dieser Aufgabe gerecht zu werden, aber ich bin nun mal leider nicht perfekt. Und so werde ich immer wieder auch deiner Emotion begegnen. Und solange ich stark genug sein werde, dich auszuhalten, werden wir zusammen immer wieder einen Weg in die Liebe finden.

Ich liebe Dich sehr!”