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Wilhelm von Rubruk

(ca. 1215 - ca.1270)

Der gebürtige Flame trat als junger Mann in den Minoritenorden ein und studierte in Paris. Nachdem er im Jahr 1248 das Heilige Land bereiste, wurde Rubruk 1253 vom französischen König Ludwig IX. in diplomatischer Mission an den Hof des Großkhans entsandt. 1255 verfasste er den hier vorliegenden Reisebericht als Lektor der Theologie in Akkon.

Hans Dieter Leicht,

Historiker, Autor und Spezialist für Orientalistik, hat Rubruks Reisebericht im deutschsprachigen Raum bekannt gemacht. Für die Edition Erdmann betreute er u.a. die Veröffentlichung von Ein Harem in Bismarcks Reich von Nasreddin Schah und Ibn Battutas Reisen ans Ende der Welt.

Zum Buch

1253 reist Wilhelm von Rubruk als Missionar in diplomatischer Mission durch das Reich der Mongolen und dringt schließlich bis nach Karakorum, der Hauptstadt der „Goldenen Horde“ vor. Dort führt er zwar hitzige Diskussionen mit den in Religionsfreiheit lebenden Muslimen und Sektierern und bekommt sogar eine Audienz beim Großkhan selbst, doch ist seiner Unterredung letztlich kein Erfolg beschieden: Der Mongolenherrscher Mangu versteht sich nicht als Gläubiger, sondern zuvorderst als Mongole und Imperator und schickt den Franziskaner unverrichteter Dinge in die Heimat zurück. Obwohl Wilhelm von Rubruk als Diplomat scheiterte, ist sein Bericht sowohl unter literarischem als auch historisch-wissenschaftlichem Aspekt für die Nachwelt wertvoller denn je. Rubruk berichtet einfühlsam und detailliert über das Recht, die Sitten und die Kultur der uns bis dato so fremden asiatischen Reitervölker. Sein Reisejournal ist der erste zuverlässige Bericht eines Europäers, direkt aus dem Herzen des mongolischen Großreichs.

Nachdem die Mongolenstürme über Europa hinweggefegt waren, wird der Franziskanermönch Wilhelm von Rubruk vom französischen König auf diplomatische Mission in das Reich des Großkhans Mangu, einem Urenkel des Dschingis Khan in Karakorum, entsandt. Da alle bisherigen Versuche, die Mongolen als Verbündete zur Eroberung des Heiligen Landes zu gewinnen, scheiterten, soll er als Missionar einen letzten Versuch wagen. Von 1253 bis 1255 reist er zu Fuß, auf dem Ochsenkarren und auf dem Rücken der legendären mongolischen Pferde. Doch letztlich war auch seinen Unternehmungen kein politischer Erfolg vergönnt, denn der in religiösen Fragen tolerante Großkhan lässt sich nicht zur Unterstützung der Christen im Kampf gegen den Islam bewegen. In den Augen der Nachwelt kommt der Reise des Franziskanermönchs dennoch ein bedeutender kulturgeschichtlicher Stellenwert zu: Seine Darstellung über die Kultur und Politik der Reitervölker ist eine überraschend objektive und äußerst profunde ethnographische Studie, die zweifellos mit den Schriftzeugnissen Marco Polos auf einer Stufe steht.

DIE 100 BEDEUTENDSTEN ENTDECKER

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Mongolische Reiter

Wilhelm von Rubruk

Reise zu den

Mongolen

Von Konstantinopel

nach Karakorum

1253 – 1255

Herausgegeben

von Hans Dieter Leicht

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Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

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Alle Rechte vorbehalten

Copyright © by marixverlag GmbH, Wiesbaden 2013

ISBN: 978-3-8438-0282-6

www.marixverlag.de

INHALT

Vorwort des Herausgebers

Ein Franziskaner auf Entdeckungsfahrt – Wilhelm von Rubruk in Asien

Wilhelm von Rubruk – Beim Großkhan der Mongolen

Vorrede

Von Konstantinopel zur Krim

Abschied von der Krim

Die Wohnungen der Tataren

Leben und rituelle Bräuche in der Zeltstadt

Nahrung und Milchwirtschaft

Essbare Tiere, Kleidung und Jagd

Um der Schönheit willen

Arbeitsteilung zwischen Mann und Frau

Die Ehe

Das mongolische Recht – Krankheit und Tod

Aufdringliche und undankbare Mongolen

Bei Scatatai – Die Christen und die Pferdemilch

Alanen kommen zu Besuch

Zwischen Meer und Steppe

Der Don

Sartachs Land und Leute

Der prunkvolle Hof des Sartach

Der König Johannes

Der »Schmied« Dschingis Khan

Die Wolga und das Kaspische Meer

Im Lager Batus

Neue Länder, neue Völker

Beschwernisse auf der Reise

Buris Tod und eine deutsche Siedlung

Nestorianer, Muslime und Götzendiener

Von den Uiguren bis nach Groß-China

Intrigen und Kuyuk Khans Ende

Ankunft im Lager Mangu Khans

Der Mönch Sergius in einer christlichen Kapelle

Audienz bei Mangu Khan

Eine Frau Pascha aus Metz und ein Goldschmied Buchier aus Paris

Gesandte am Hofe Mangus

Die Fürstin trank sich einen Rausch an

Bei Mangu und seiner Familie

Der Mönch heilt Koka

Die Nachbarländer des Khans

Das zweite Fasten der Orientalen

Meister Wilhelms Kunstwerk und der Khan-Palast zu Karakorum

Ostern in Karakorum

Meister Wilhelm und Priester Jonas erkranken

Karakorum, Mangus Brüder und Streitgespräch

Ein Religionsgespräch

Letzte Audienz beim Khan

Zauberer und Wahrsager der Mongolen

Mangu schreibt an König Ludwig von Frankreich

Zurück zu Batu

Am »Eisernen Tor« Alexanders

Im Bergland Ostanatoliens

Die letzte Wegstrecke

Nachtrag zur Lage im Orient

Editorische Notiz

Weiterführende Literatur

Reisedaten

Worterklärungen

VORWORT DES HERAUSGEBERS

Ein Franziskaner auf Entdeckungsfahrt – Wilhelm von Rubruk in Asien

ASIENS STURMFLUT ÜBERSCHWEMMT EUROPAS GRENZEN

imageeiterboten, Händler und Flüchtlinge brachten die Kunde ins Reich: Die Weiten Osteuropas, Südrussland, Ungarn und Polen, waren nicht nur überflutet, sondern in ein Blutbad verwandelt worden. Wohin man blickte, wimmelte es von unheimlichen Feinden, Hunderttausende. Geduckt auf ihre struppigen, flinken Pferde, fast wie mit ihnen verwachsen, überrannten sie alles, was sich ihnen in den Weg zu stellen versuchte. Selbst wer keinen Widerstand leistete, wurde hinweggefegt. Städte und Dörfer sanken in Asche – Gott schien dem Fürsten der Hölle einen Freibrief gegeben zu haben, um sein Volk zu züchtigen.

Wie ein vernichtender Orkan wälzten sich die Mongolen nach Europa hinein.

In Niederschlesien hatte Herzog Heinrich II., der Heilige, Sohn Heinrichs des Bärtigen und der heiligen Hedwig, ein deutsch-polnisches Heer gesammelt, um dieser Heimsuchung aus Innerasien Einhalt zu gebieten. Schon rund drei Jahre zuvor hatte man einige Nachrichten über dieses fremde Volk von König Bela IV. von Ungarn erhalten, in dessen Auftrag der Predigermönch Julian zweimal bis an die Wolga gereist war, gerade als Nordwestrussland von den Fremdlingen unterworfen wurde. Und doch verblassten diese Informationen vor der Wirklichkeit, wie sie sich den etwa dreißigtausend Kriegern unter Herzog Heinrich bot.

Den Soldaten, zum Teil Freiwilligen aus dem Reich, die den Kreuzzugspredigten wider die Tataren, wie sie genannt wurden, ihr Ohr und ihre Bereitschaft geschenkt hatten, war bereits bekannt, dass Lublin und Krakau schon in Flammen aufgegangen waren. Die Stunde der Bewährung und Entscheidung nahte; denn Anfang April hatte der Feind die Oder erreicht. Eine Vorhut der Verteidiger auf dem Westufer starrte fasziniert und bestürzt auf das Schauspiel, wie sich diese, den sagenhaften Zentauren gleichen Pferdemenschen in den Fluss warfen und in breiter, aufschäumender Front diese scheinbare Barriere ebenso leicht wie eine Steppenlandschaft überwanden.

Als die ersten, rechtzeitig geflüchteten Bewohner Breslaus von den Verteidigern der Stadt Liegnitz aufgefangen worden waren, konnte man ahnen, dass großes Unheil über die Christenheit hereingebrochen war.

Herzog Heinrich verließ die schützenden Mauern der Stadt und zog beherzt oder mit dem Mut der Verzweiflung diesen Scharen, angeblich fast eine halbe Million, entgegen. Am 9. April 1241 kam es zur Schlacht. Das deutschpolnische Heer wurde vernichtet. Heinrichs abgeschlagenes Haupt stak auf der Spitze einer mongolischen Lanze. Das Tor nach Mitteleuropa schien für die Eindringlinge offen zu stehen. Und doch geschah das Unglaubliche: Die Mongolen schwenkten nach Süden, über Mähren, den Balkan, nach Ungarn und dann wieder in die südrussische Steppe zurück, wo unter Batus Regierung das Reich der Goldenen Horde entstand. Aber die neue Situation nicht kennend, glaubte man im Abendland nicht, dass die Gefahr gebannt sein könnte.

Die Panik, die sich der Menschen bemächtigt hatte, wird zwischen den Zeilen eines Rundschreibens Kaiser Friedrichs II. vom 20. Juni des gleichen Jahres deutlich sichtbar: »Genauer und bestimmter wollen Wir Euch Nachricht geben von dem uns drohenden und für alle Unheil bringenden Gerücht von einem Ansturm der Tataren, der die Grenze unseres Reiches bereits erreicht hat … Wir hatten wohl schon davon gehört seit einiger Zeit, aber, obwohl wir daran zu zweifeln uns doch scheuten … so hielten wir doch dieses Ereignis für sehr weit entfernt von unseren Zeiten, einmal wegen der riesenhaften Entfernung, zum anderen, weil zwischen uns und den Tataren noch so viele tapfere Fürsten und Völker wohnten.«

Nichts kann mangelndes Informationsbedürfnis und notwendige Aufklärung besser belegen als diese Sätze jenes Kaisers, dem die Geschichte bescheinigt, dass er durch seine Berührung mit dem auf hoher Kulturstufe stehenden Islam in seinem Musterstaat Sizilien seiner Zeit weit vorausgeeilt war.

Weder er noch die zeitgenössischen Chronisten wussten bis dahin etwas von dem brodelnden Völkerkessel Innerasiens. Mit den südrussischen Flussläufen und den Küsten des Mittelmeeres war über Jahrhunderte hinweg das geografisch-ethnologische Wissen erstarrt gewesen. Was sich dahinter verbergen konnte, waren vage und unwirkliche Vorstellungen sagenhaften Inhalts, mit denen bereits griechische und römische Schriftsteller ihre eigene Unwissenheit über diese fremden Länder zu vertuschen suchten.

Hier mag das in anderer Beziehung überzogene Wort vom »finsteren Mittelalter« zutreffen. Es waren, neben dem Islam, die Mongolen, die mittelbar ein Fenster öffneten, durch das ein Licht ins Abendland drang.

VOM SATTEL AUS DIE WELT EROBERN

Mit der Übernahme antiken Geistesgutes war auch im Europa des Mittelalters die Kenntnis ferner Länder nicht über die von den Römern gesteckten Grenzen hinaus vorgedrungen. Erst der Ansturm der Mongolen sollte die Wende bringen. Die vom Islam im Vorderen Orient errichtete Schranke erlaubte den Christen kein weiteres Vordringen in den asiatischen Kontinent hinein. In ihren immer enger werdenden Bastionen im Bereich der Levante genossen die Kreuzfahrer zwar aus ihrer Nachbarschaft die Segnungen der islamischen Kultur und Zivilisation, doch wäre ihnen, selbst wenn sie es gewünscht hätten, eine Erforschung östlicher Gebiete versagt worden.

Zentralasien ist, geografisch gesehen, durch seine weite Entfernung vom Meer und dessen Einflüssen gekennzeichnet. Bodenbeschaffenheit und Klima werden daher durch geringe Niederschläge bestimmt, was über große Räume hinweg zu Trockenheit führt. Die höchsten Gebirge der Erde, wenn auch an zahlreichen Stellen durchlässig, trugen in der Geschichte zu einer zusätzlichen Isolierung bei, weil die maritimen Wege, sowohl aus chinesischer wie westlicher Richtung, nur die Küstenregionen und damit die Peripherie des Kontinents berühren.

Während der Norden dieses Gebirges in die waldreiche sibirische Taiga übergeht, wird der Süden von jener gewaltigen Gebirgskette begrenzt, die sich quer durch Asien hinzieht und über den Mittleren Osten bis nach Europa hinein erstreckt. Die mandschurischen Wälder und die chinesische Große Mauer trennen Zentralasien im Osten vom Meer. Der Westen hingegen öffnet sich durch die eurasischen Steppengebiete bis Rumänien und Ungarn.

Hier waren auch die ersten Berührungspunkte zwischen Innerasien und dem Altertum. Kyros, der Schöpfer des Persischen Weltreiches, und seine Nachfolger hatten ihr Herrschaftsgebiet in die fruchtbare Ebene zwischen dem Amudarja und dem Syrdarja, dem Oxus und Jaxartes der Griechen oder Dschaihun und Saihun der Araber, in das Land Transoxanien vorgetrieben. Kyros selbst fiel im Kampf gegen die Massageten, einen an den Kulturbereich der alten Welt grenzenden asiatischen Nomadenstamm, und folgt man Herodot, so versuchte Darius I. unter nördlicher Umgehung des Schwarzen Meeres ins Skythenland vorzudringen.

Die Steppennomaden waren die wohl typischste Lebensform in Zentralasien. Das Hirtendasein, wie es einfach die Natur verlangte, benötigte keine Agrarwirtschaft, ermöglichte es dem Menschen sogar, ohne festen Wohnsitz auszukommen. Die verschiedenen Tiere, die man von Weideland zu Weideland trieb, waren und sind zum Teil noch in der Gegenwart die Lebensgrundlage, indem sie Nahrung, Bekleidung, Zelte und Brennmaterial liefern. So lebt der Nomade in einer völligen Abhängigkeit von seinen Tieren, hat diese aber auch, etwa das Pferd und das Kamel, zu einem wichtigen Transport- und Kriegsinstrument entwickelt. Der ständige Umgang mit dem Pferd und eine Bewaffnung mit Bogen und Lanzen machten die Nomaden den schwerfälligen Heeren des Abendlands überlegen. Aus ihrer Lebenssituation heraus war die Beweglichkeit zur entscheidenden Taktik bei Überfällen und in Kriegszeiten geworden.

Gesellschaftliche Grundlage des Nomaden sind Familie und Sippe, die sich bis zum Stamm eines gemeinsamen Volkes erweitern kann. Nahrungssuche, Wanderungen und kriegerische Berührungen mit Nachbarn, besonders wenn es um Weideplätze ging, erforderten eine straffe Führung. Dabei spielte die Fähigkeit einer Persönlichkeit, sich Autorität zu verschaffen, die entscheidende Rolle. Schon bald sollte sich daraus ein gewisser Feudalismus entwickeln, der in der Familie und Nachkommenschaft von Dschingis Khan, die sich im sogenannten »Jasa-Gesetz« sogar auf eine himmlische Berufung stützten, eine besondere Prägung fand. Ein Dschingiskhanide zu sein, also in irgendeiner Form mit der Sippe verwandt, brachte automatisch den Fürstentitel Khungtaidschi, »Nachkomme Dschingis Khans«, ein.

Vor dem 12. Jahrhundert bildeten die Mongolen einen unbedeutenden und wenig auffälligen Stamm der innerasiatischen Völker. Sie wohnten südöstlich des Baikal-Sees an den Flüssen Onon und Kerulen und weideten ihre Herden zwischen den Sippen der Kereit und Tataren. Ihre stets bewegliche und unberechenbare Gegenwart zwang die Chinesen zu steter militärischer Bereitschaft, die schließlich im Bau der Großen Mauer ihr äußerlich sichtbares Zeichen fand.

In dieser zwar nomadischen, aber feudalen Gesellschaft wuchs der 1155/56 geborene Dschingis Khan auf. Sein ursprünglicher Name allerdings lautete Temudschin, der »Schmied«. Die abendländische Geschichtsschreibung machte aus ihm einen wilden Barbaren. In Wirklichkeit war er ein echter Aristokrat, der aus der vornehmen Familie, dem Clan der Bordschigin, stammte und sich auf Erfolge und Ansehen seines Vaters stützen konnte.

Nachdem es ihm gelungen war, über seine Leibwache und seine ersten Gefolgsleute hinaus die Tataren zu unterwerfen und schließlich alle mongolischen Stämme zu einer Konföderation zusammenzuschließen, wurde er deren unbestrittener Führer. Auf einem Khuriltai, einem Reichstag, im Jahre 1206 in der Nähe der Ononquelle nahm er den Titel Khagan und den Namen Dschingis Khan, »großer König« oder »höchster Herrscher«, an.

Dschingis Khan, bereits ein Fünfziger, war also kein jugendlicher Draufgänger, kein Alexandertyp, als er daranging, als neue »Geißel Gottes« vom Sattel aus die Welt zu erobern. Von China bis zur Türkei und Polen stampften die Hufe seiner flinken Rosse alles nieder und schufen ein Reich, wie es an Ausdehnung die Geschichte bis dahin nicht gekannt hatte.

Der Niederwerfung Nordchinas folgte die Eroberung des islamischen Sultanats Chwarezm, mit dem die Heere den Schlüssel zu weiterem Vordringen in Besitz hatten. In kürzester Zeit waren Turkestan und Persien in mongolischer Hand. Durch den Kaukasus hindurch brandete die Flut nach Russland hinein. Der Großfürst von Kiew wurde 1223 besiegt und geriet in Gefangenschaft. Die drohende Gefahr für Europa ging aber noch einmal vorüber. Die Mongolen zogen nördlich des Kaspischen Meeres wieder nach Osten ab.

Im Norden der Mongolei hatte Dschingis Khan in Karakorum seine Hauptstadt errichtet. Sie sollte unter seinem Nachfolger offizielle Residenz der Großkhane werden. Im Jahre 1227 starb der Gründer des gigantischen Reiches, das sich vom Pazifik bis zum Schwarzen Meer erstreckte. Von seinen vier Söhnen, die alle einen Jurt – das ist Weideraum – und Ingus, Tributanteile, erhielten, wurde zwei Jahre später Ügedei Großkhan. Er regierte von 1229 bis 1241 und vollendete in dieser Zeit die endgültige Unterwerfung Nordchinas, des Chin-Reiches und des islamischen Persiens.

Oberbefehlshaber im Westen des Reiches wurde Batu, ein Enkel Dschingis Khans, zusammen mit seinem greisen Feldherrn Sübütei. Nach der Inbesitznahme Nordchinas wurden gewaltige Heeresmassen frei, mit denen sich nun Batu nach Europa wandte. In der schon genannten Schlacht von Liegnitz erreichte dieser Vorstoß seinen Höhepunkt. Ende des Jahres 1241 starb Ügedei. Der Eroberungsschwung der Mongolen war gebrochen. Die Khane der Teilreiche, kein Novum in der Geschichte, hatten nur noch den eigenen Vorteil im Sinn, Stabilisierung und Festigung ihrer Hausmacht. So errichtete Batu das Reich der Goldenen Horde, wenn auch noch pro forma als Untergebener des Großkhans.

Ügedeis Nachfolge trat zunächst seine erste Gemahlin Naimachen an, die es – auch keine Rarität in der Geschichte – zuwege brachte, dass ihr Sohn Kuyuk Großkhan wurde. Er regierte aber nur von 1246 bis 1248. Dem Einfluss Batus verdankte es Mangu Khan, ein Enkel von Dschingis Khan, dass er von den Mongolen zum obersten Herrscher gewählt wurde. Zu ihm sollte auch die Reise gehen, die Wilhelm von Rubruk ein hohes Maß an Strapazen abverlangte, aber auch ihm selbst und seinen Zeitgenossen sowie der Nachwelt eine Fülle von Erkenntnissen einbringen sollte.

UM KONTAKT UND BÜNDNIS BEMÜHT

Die Mongolengefahr hatte für das Abendland nicht nur ihre militärischen Konsequenzen. Im Geist mittelalterlichchristlicher Anschauung handelte es sich bei diesem Feind um Heiden, denen mit dem Kreuz zu begegnen war. Prediger zogen durch die Lande und riefen zum Kampf auf. So nahm selbst König Konrad IV. zu Pfingsten 1241 das Kreuz. Dies veranlasste den Tempelritter Ponce d’Auban an König Ludwig IX. von Frankreich zu schreiben: »Wisset, dass der gesamte Adel Deutschlands, der König selbst, die ganze Geistlichkeit, Mönche wie Laienbrüder das Kreuz angelegt haben. Jakobiner und Minderbrüder haben bis nach Ungarn hinein das Kreuz gegen die Tataren gepredigt.«

Die Kreuzzugseuphorie war jedoch rasch verraucht. Der Rückzug der Mongolen nach der Schlacht von Liegnitz schien keinen Anlass mehr zur Furcht vor diesen Asiaten zu geben. Dafür entwickelte sich eine neue Situation im Vorderen Orient, wo sich die Mongolen als mögliche Partner gegen den Feind der Kreuzritter, den Islam, abzeichneten. In Persien und Armenien waren sie unmittelbare Nachbarn der sarazenischen Herrschaft zwischen dem Zweistromland und dem Mittelmeer geworden.

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Belagerung einer Stadt durch die Mongolen

Unter den Umaijadenkalifen waren die Streiter des Propheten aus Mekka und Medina, Muhammad, auch nach Westen gestürmt, hatten nach der Eroberung Nordafrikas die Meerenge von Gibraltar überquert und im Jahre 711 an der Laguna de la Janda das westgotische Heer vernichtet. Nachdem sie sehr bald Herren über fast ganz Spanien geworden waren, standen sie schon 732 nahe den Toren von Paris, wo es Karl Martell bei Tours und Poitiers gelang, die muslimische Invasion zu stoppen.

Für Jahrhunderte war der Islam zum Trauma des christlichabendländischen Menschen geworden. Wie sehr auch eine Vielzahl von kulturellen und zivilisatorischen Befruchtungen durch die Anhänger dieses Glaubens Europas Entwicklung beeinflusste, so blieb doch der militärische Feind »vor der Haustüre« eine permanente Bedrohung. Dies war nicht nur in Spanien der Fall, sondern im ganzen Mittelmeerraum, wo das Reich in Sizilien und Italien in ständige Konfrontationen mit den Sarazenen verwickelt war. Selbst verschiedene Alpenpässe wurden von den Muslimen kontrolliert, und der bekannte Schweizer Ort Pontresina trägt heute noch seinen Namen als Erbe jener Zeit: Pons Saracinorum, Brücke der Sarazenen.

Eine Reihe von ideologischen, politischen und wirtschaftlichen Gründen ließ das Abendland zum Gegenschlag ausholen. Mit der Kreuzzugspredigt zur Befreiung des Heiligen Landes verbanden sich auch Handelsinteressen, mit denen man sich einen Zugang zu den lange entbehrten Reichtümern des Orients erschließen wollte. Gerade die immer reicher und mächtiger gewordene Kaufmannsgilde von Venedig spannte die Kreuzritter und christlichen Potentaten für ihre Ambitionen ein. Im Kampf gegen den Islam war deshalb jeder Verbündete willkommen, auch und vor allem die Mongolen, deren militärisches Potenzial hinlänglich bekannt war.

Noch einmal war es dem vom Papst gebannten Kaiser Friedrich II. gelungen, in einem persönlich geschlossenen Vertrag mit Sultan Al-Kamil Ägypten, Jerusalem, Bethlehem und Nazareth für die Christenheit auszuhandeln. Doch schon fünfzehn Jahre später, 1244, ging Jerusalem endgültig an die Muslime verloren. Neue Anstrengungen des Abendlands waren erforderlich.

Da das Reich unter Friedrich II. durch dessen Sympathie für seine süditalienische Herrschaft und durch innenpolitische Querelen nahezu ohnmächtig war, ergriffen Papst Innozenz IV. und Frankreichs König Ludwig IX., der Heilige, die Initiative, die vorderorientalische Frage in den Griff zu bekommen. Unmittelbare Kontakte zu den dem Islam benachbarten Mongolen ließen hoffen, die sarazenischen Herrschaften im Heiligen Land in einem Zangenangriff aufzurollen, wie es dann Ludwig IX. nach seiner Landung im ägyptischen Damiette vergeblich versuchte.

Im Jahre 1245 sandte Papst Innozenz IV. von Lyon zwei Gesandtschaften aus, um mit den Mongolen Kontakte herzustellen. Die erste Delegation leitete der Franziskanermönch Lorenz von Portugal. Ihr Auftrag war, über Syrien hinweg nach Persien zu gelangen. Dies ist aber auch alles, was darüber bekannt wurde. So darf man mit Recht annehmen, dass sie zu keinem Erfolg führte.

Unter dem Franziskaner Giovanni de Plano Carpini brach am 16. April 1245 von Lyon aus eine weitere Gesandtschaft mit einem päpstlichen Brief »An König und Volk der Tataren« auf. Sie nahm die Route durch Süddeutschland, Polen und Russland und erreichte auch im Sommer 1246 den Großkhan Kuyuk, den Enkel Dschingis Khans, in seiner Residenz Karakorum. Benedikt von Polen, ein Begleiter Carpinis, hat in seiner »Ystoria Mongalorum« einen ausführlichen Bericht über diese Reise der Nachwelt hinterlassen. Im Herbst 1247 kehrte die Gruppe wieder zurück und übergab dem Papst die Stellungnahme Kuyuks, die in der politischen Situation nicht befriedigte; denn der Großkhan forderte zum Abschluss eines Bündnisses die Unterwerfung des Papstes und der europäischen Fürsten. Zu diesem Zweck sollten sie zur Huldigung in seiner Hauptstadt erscheinen. Der universale Anspruch des Großkhans wird bereits in der Eingangsformel seines Schreibens deutlich: »Durch die Kraft des ewigen Himmels Befehl von Uns, dem ozeangleichen Khan des ganzen großen Volkes«. Seine und seines Volkes vom Papst gewünschte Christianisierung hatte Kuyuk strikt abgelehnt.

Dennoch war diese erste Fühlungnahme kein Fehlschlag. Den geistigen Führern des Abendlandes war durch den Bericht Benedikts von Polen eine gewisse Kenntnis vom Volk der Mongolen vermittelt worden. Außerdem konnte man sich eine Vorstellung von der beinahe grenzenlosen Weite jenes Reiches und Kontinents machen.

Der Bericht von Carpini veranlasste den Papst, seine Anstrengungen, sich mit den Mongolen zu verständigen, fortzusetzen. Er initiierte die nächste Gesandtschaft. Sie wurde nicht zum Großkhan geschickt. Vielmehr sollte sie den ersten Tatarenfürsten aufsuchen, auf den sie treffen würde. Auch diesmal wurde ihr das südliche, in Persien befindliche Mongolenkontingent als Ziel genannt. Leiter der Gesandtschaft war der Dominikaner Ascelinus oder Anselm. Unter seinen Begleitern befand sich Bruder Simon von St. Quentin, der eine größere Niederschrift verfasste, von der jedoch nur ein Bruchteil erhalten geblieben ist. Ohne irgendwelchen Erfolg kam die Delegation im Jahre 1250 zurück.

Neben dem Papst betrat nun mit König Ludwig IX. von Frankreich ein weiterer Interessent an Kontakten mit den Mongolen die politische und diplomatische Bühne. Im Sommer 1248 hatte er zu einem Kreuzzug gegen den Islam in Südfrankreich ein Schiff bestiegen, nachdem ihn Papst Innozenz IV. über den aktuellen Stand der Gesandtschaftsversuche informiert hatte. Dies war in einer geheimen Mission durch Carpini geschehen. Im darauffolgenden Winter nahm Ludwig mit seinen Truppen auf Zypern Quartier. Schon bald nach seiner Ankunft unterrichtete ihn König Heinrich von Zypern über ein Schreiben, das er von Sinnibald von Armenien erhalten hatte. Dessen Bruder wiederum, König Hayton von Armenien, hatte eine Delegation zu Großkhan Kuyuk gesandt. Wie es dabei zu einer völlig falschen Interpretation des Gesandtschaftsberichtes kommen konnte, ist nicht bekannt. Auf jeden Fall schrieb Sinnibald in seinem Brief, dass das Christentum unter den Mongolen weit verbreitet und der Großkhan selbst Christ sei. So hofften Ludwig und sein Kreuzfahrerheer, dass man diese christlichen Mongolen und ihren Herrscher als Verbündete gegen den gemeinsamen Feind, den Islam, gewinnen könnte.

Diese Hoffnung erfuhr weitere Nahrung, als kurz vor Jahresende 1248 in Nikosia auf Zypern eine Gesandtschaft der Mongolen eintraf, um König Ludwig eine Botschaft des Khans Iltschikadai, des Statthalters von Persien und Armenien, zu überbringen. Die Gesandten waren die beiden Christen David und Markus. Überraschend, ja geradezu unglaublich war der Inhalt des Schreibens, das sie dem König aushändigten. Der Khan garantierte die völlige Gleichberechtigung der Christen in seinem Land und den Übertritt des Großkhans zum christlichen Glauben. Außerdem wurde Ludwig ein Bündnis mit dem Mongolenherrscher angeboten, dessen Formulierung mit den Gesandten festgelegt werden sollte. Schließlich war dem Mongolenkaiser daran gelegen, dass der französische König sich mit seinem Heer gegen Ägypten wenden sollte.

Ein solches Angebot musste König Ludwig in eine gewisse Hochstimmung versetzen. Hier bot sich die Chance nicht nur der weiteren Christianisierung – er hatte ja bezeichnenderweise den Beinamen der Heilige –, sondern auch einer gemeinsamen Front gegen den Islam. So war Khan Iltschikadai sein Ansprechpartner geworden, zu dem er eine weitere Gesandtschaft schickte, die Ende Januar mit reichen Geschenken, darunter auch ein Stück Holz vom Heiligen Kreuz, und einem geheimen Auftrag Zypern verließ. Der Dominikaner Andreas von Longjumeau wurde zu ihrem Führer bestimmt. Ihn begleiteten noch seine Dominikanerbrüder Johannes und Wilhelm. Andreas wurde von Khan Iltschikadai zu Großkhan Kuyuk beordert. Doch war der Herrscher bereits 1248 verstorben. Man begegnete den Abgesandten Ludwigs zwar mit gebotener Höflichkeit, doch ließ man sie wissen, dass man ihr Begehren als Forderung werten müsse, sich den französischen König untertan zu machen. Entsprechend negativ war demnach auch die Antwort, die Andreas zurückbrachte. Er traf 1251 wieder im Vorderen Orient ein, wo er König Ludwig in Caesarea vorfand.

Der König hatte eine militärische Katastrophe hinter sich. Im Nildelta, bei Mansurah, war sein Heer nicht nur besiegt worden, sondern er selbst in muslimische Gefangenschaft geraten, aus der er sich mit einem hohen Lösegeld loskaufen musste. Trotzdem hielt er an seinem Plan eines Bündnisses mit den Mongolen fest. Er wurde immer wieder durch Gerüchte bestärkt, dass der Khan jener asiatischen Stämme in Südrussland Christ geworden sei. Ausschlaggebend wurde die Ankunft einer Gesandtschaft aus Konstantinopel unter Führung von Philippe de Toucy. Unter ihren Teilnehmern war auch der Ritter Balduin von Hennegau, der bis nach Karakorum gelangt war, aber vornehmlich über die Lage in Südrussland Auskunft geben konnte.

Der König war entschlossen, noch einmal eine Gesandtschaft zu schicken. Da man aus der Vergangenheit größtenteils negative Lehren gezogen hatte, wollte man diesmal mit einem geänderten Konzept zum Erfolg kommen. Ziel war Khan Sartach, der im Bereich der mittleren Wolga regierte. Es sollte auf Politik verzichtet werden, um nicht wieder den Anschein zu erwecken, dass der König als Bittender und damit als Untergebener in Erscheinung trete. Vielmehr sollte man sich auf missionarische Arbeit konzentrieren, nachdem ja der Khan angeblich Christ geworden sei und daher ein Interesse daran haben müsste, dass auch sein Volk die Lehre des Christentums aus erster Hand erfahre. Damit war der Gesandtschaft ein recht enges Aufgabengebiet vorgezeichnet. Dennoch sprengte sie die Grenzen ihres Auftrags ganz erheblich, um schließlich, durch die Niederschrift Rubruks, dem Abendland einen ersten detaillierten Einblick in innerasiatische Verhältnisse zu vermitteln.

An die Spitze dieser Gesandtschaft wurde der Franziskanermönch Wilhelm von Rubruk berufen. Mit seinen Leuten brach er am 7. Mai 1253 in Konstantinopel auf. Am 15. August 1255 befand er sich wieder am Mittelmeer, nämlich in Tripoli, der heutigen libanesischen Hafenstadt im Norden Beiruts.

EIN MANN NAMENS WILHELM AUS FLANDERN

Was die Nachwelt über den Franziskaner weiß, kann fast nur seinen Aufzeichnungen über die Reise entnommen werden, wenn er gelegentlich auf einige Stationen seines Lebens zurückblendet. Allein schon die Schreibweise seines Namens könnte verwirren. Aus den verschiedenen Versionen geht jedoch die Form Wilhelm von Rubruk als die wahrscheinlichste hervor, wie sie auch seitdem allgemein üblich geworden ist. Mittelalterlichem Gebrauch entsprechend handelt es sich um einen Mann Wilhelm aus dem Ort »Rubruk«. Rubrouck, zu jener Zeit flandrisch, ist ein Dorf bei St. Omer im heutigen französischen Département du Nord. Als seine Muttersprache nennt er das Deutsche. Er war also ein Flame, was sein Ordensbruder Jacobus de Iseo mit dem Wort »flandricus« bestätigt.

Sein Geburtsdatum ist unbekannt. Ja, selbst das Jahr lässt sich keiner Quelle, auch nicht seinen eigenen Angaben entnehmen. Es dürfte irgendwann in dem Jahrzehnt zwischen 1210 und 1220 liegen, also in einer sehr großen Zeitspanne. Man darf dies daraus schließen, dass er seine Reise in einem reifen Mannesalter antrat. Wilhelm von Rubruk muss von kräftiger Statur gewesen sein, einer äußerlich imponierenden Gestalt; denn er verweist auf sein erhebliches Körpergewicht, das stets ein recht starkes Reitpferd für ihn erforderlich machte.

Mit Paris und dem französischen König scheint er in guter Verbindung gestanden zu sein. Er berichtet von Freunden in der Hauptstadt und von Geschenken, die er von Ludwig IX. und Königinmutter Blanche erhielt. Weil er sich wiederholt auf Carpini beruft, dürfte er dessen Reisebeschreibungen intensiv gelesen und diesen seinen Franziskanerbruder sicher auch persönlich gesprochen haben.

Für seine Vorbereitungen und für sein geistiges Rüstzeug sorgte die Begegnung mit der Gesandtschaft des Khans Iltschikadai auf Zypern, wohin er Ludwig IX. begleitet hatte. Ebenso erlebte er das Debakel des Kreuzfahrerheeres in Ägypten. Ob unmittelbar und am eigenen Leibe, ist nicht zu ersehen. Er weiß zumindest von der Niederlage seines Königs.

Im Heiligen Land gewann er wichtige Informationen aus Gesprächen mit Andreas von Longjumeau und Balduin von Hennegau, die ihm wertvolle Tipps aus ihren eigenen Erfahrungen gaben. Wilhelm von Rubruk hatte sich eingehend mit allem, was ihm von Nutzen sein konnte, beschäftigt und sogar Sprachstudien betrieben. Neben den schon genannten Mongolenreisenden und Mönchen, die den Ansturm der Asiaten in Südrussland und Osteuropa miterlebt hatten, befasste er sich mit den Überlieferungen aus der Antike von Solinus und Isidor, deren fantasiereiche Schilderungen dann durch ihn korrigiert werden konnten.

Ausgangspunkt seiner Reise sollte Konstantinopel sein. Mit einem Schreiben König Ludwigs an Khan Sartach, das er ins Türkische und Arabische hatte übersetzen lassen, begab sich Rubruk im Jahre 1252 in die Hauptstadt am Bosporus. Dort erfuhr er von Händlern und Kaufleuten wichtige Einzelheiten über Ausrüstung und Verhaltensweise in dem fremden Land. Kaiser Balduin II. selbst händigte ihm Empfehlungsbriefe an seinen mongolischen Nachbarn, den Feldherrn Scatatai auf der Krim, aus.

Wilhelm von Rubruk reiste nicht allein. Zu seiner Mannschaft gehörten sein Ordensbruder Bartholomäus von Cremona, der Kleriker Gosset, ein in Konstantinopel gekaufter Sklave namens Nikolaus und ein Dolmetscher, den Rubruk Turgemannus nennt und seinen Namen mit Homodei, Mann Gottes, wiedergibt, was wohl die lateinische Übersetzung des arabischen Abd Allah sein dürfte. Dieser Dolmetscher sollte sich jedoch bald als Versager herausstellen, der für die Gesandtschaft keine Erleichterung ihrer Aufgabe bedeutete.

DAS BUCH ASIEN WIRD AUFGESCHLAGEN

Politisch hatte die Reise Rubruks keinerlei Bedeutung. An ein Bündnis König Ludwigs, der längst wieder nach Frankreich zurückgekehrt war, mit den Mongolen war nicht zu denken. Es bestand anscheinend auch gar kein Interesse daran.