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Matteo Bandello

Dame und Edelmann

(Novelle)

 

 

 

Copyright © 2015 Der Drehbuchverlag, Wien 

2. Auflage, 14. Februar 2016 

Alle Rechte vorbehalten 

eBook: Dame und Edelmann (Novelle) 

ISBN: 978-3-99041-212-1 

Wie eine Dame einem Edelmann einen Streich spielte und wie er ihn ihr doppelt heimzahlte

Dame und Edelmann

 

Es sind nicht gar viele Jahre her, dass in einer Stadt der Lombardei eine sehr geschätzte Edeldame lebte, welche äußerst reich verheiratet, aber so launischen und verschlagenen Sinnes war, wie es sich für eine Dame von solchem Ansehen gar nicht schicken wollte. Es erfreute sie ungemein, die Männer zum Besten zu haben, und öfters einem recht übel mitzuspielen, dann aber in Gesellschaft anderer Damen sich über den und jenen lustig zu machen, so dass es keiner der vielen Herren, welche in der Stadt waren, wagte, ihr mit Liebe zu nahen und mit ihr zu vertrauten Umgang zu haben, denn da sie so spöttisch und spitzer Zunge war, so sagte sie auch alles heraus, wie es ihr in den Sinn kam; es mochte sein, wer es wollte, er erhielt seinen Teil und keiner ging ungeneckt davon.

   Da es nun in der Tat jungen, zierlichen Männern nicht ansteht, mit Damen zu streiten und sie durch Worte zu bedrängen (denn wir müssen sie immer achten und in Ehren halten), so flohen es beinahe alle, mit ihr zusammenzukommen, wohl wissend, wie zügellos und schneidend ihre Zunge sei und dass sie keinen Menschen schone.

   Bei allem war sie aber sehr schön und in allen Teilen, welche zu einem schönen Körper gehören, so wohlgebildet, ihr Betragen so einnehmend, ihr Tun so voll Anmut, Grazie und Reiz, dass jeder Blick, jede Bewegung, jeder Wink ein gewisses Etwas an sich hatte, das unwiderstehlich hinriss; ihr Wesen war so wunderlieblich, dass in der ganzen Lombardei ihresgleichen nicht zu finden war.

   Einige junge Herren, welche die Eigenschalten der Dame nicht kannten, hatten es gewagt, ihr schön zu tun, und von Liebe zu sprechen; dieser entledigte sie sich, nachdem sie sich eine Zeitlang an ihren süßen Blicken geweidet hatte, bald mit dem, bald mit jenem Streiche, den sie ihnen spielte, in solcher Weise, dass die unvorsichtigen Anbeter elendiglich verhöhnt abziehen mussten.

   Obschon sie, wie ich eben gezeigt habe, an Liebessachen keine Freude hatte, so gefiel es ihr dennoch, wenn man ihr schmeichelte, und sie tat, um die Liebhaber zu locken, gar oft, als begünstige sie den und jenen, oder als sei ihr Herz für einen entzündet; aber am Ende, wenn ihr die Grille wieder durch das schöne Köpfchen flog, tat sie, als habe sie nie einen von jenen gekannt.