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Nr. 287

 

Die Halle der Unbesiegbaren

 

Eine Mission des Friedens führt sie in den Alpha-Nebel – und Atlan begegnet den Todfeinden seines Volkes.

 

von H. G. EWERS

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag KG, Rastatt

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Man schreibt auf der Erde den Monat Juni des Jahres 2405.

Dank der unermüdlichen Arbeit von Perry Rhodans Getreuen konnten die schlimmsten Folgen des heimtückischen Angriffs auf die imperiale Wirtschaft und die daraus resultierenden innenpolitischen Schwierigkeiten bereinigt werden.

Der tödliche Anschlag der MdI, mit Hilfe der »dritten Waffe« alles Leben auf der Erde auszulöschen, wurde in buchstäblich letzter Sekunde verhindert. Bei dieser Aktion erwies sich Lordadmiral Atlan, der arkonidische USO-Chef, als Retter in höchster Not – und Miras-Etrin, der MdI, der den Vernichtungsplan entwickelt hatte, musste eine weitere Schlappe einstecken.

Alle führenden Persönlichkeiten des Solaren Imperiums sind sich darüber im klaren, dass über kurz oder lang die Herren Andromedas zu einem neuen Schlag ausholen werden – und als eines Tages die Teleporterkugel der Sonneningenieure aus Andromeda über Kahalo auftaucht, hat die Stunde des Handelns geschlagen.

Atlan startet mit einem Sonderkommando und sucht die alten Todfeinde seines Volkes auf. Seine Mission führt ihn in den Alpha-Nebel – und in DIE HALLE DER UNBESIEGBAREN ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Lordadmiral leitet die Friedensmission im Alpha-Nebel.

Melbar Kasom, Ras Tschubai, Wuriu Sengu, Baar Lun, Omar Hawk und Sherlock – Atlans Begleiter bei den Verhandlungen in der »Halle der Unbesiegbaren«.

Major Frank Stuyven – Kommandant des Leichten Kreuzers VANUTO.

Grek 1 – Regierungschef der Maahks und Oberster der »Neunväter«.

1.

 

Die Stille in dem kuppelförmigen Raum wurde nur von dem schwachen Summen der energetischen Feldleiter gestört.

Dafür waren die visuellen Eindrücke desto vielseitiger. Die Wände glichen einem gigantischen Blinkfeuer, und die lautlosen Signale warfen ihren gespenstischen Flackerschein über die beiden Männer, die reglos in bizarren Schalensesseln hockten.

Der Schaltraum des Bordgehirns der CREST III hatte sich gegen die Außenwelt hermetisch abgeschlossen. Er war praktisch zu einer Welt für sich geworden, zu einem Miniatur-Universum, in dem die Gesetze des allumfassenden Universums aufgehoben zu sein schienen.

Die beiden Männer regten sich noch immer nicht. Nichts deutete darauf hin, dass sie lebten und dachten.

Der eine: groß, schlank, hager, dunkelblond, grauäugig, mit schmalem Gesicht und hoher Stirn ...

Der andere: klein, zierlich, schwarzhaarig, mit geschlitzten schwarzen Augen, breitgesichtig, mit hervorstehenden Wangenknochen und einer vorgewölbten Stirn ...

Ihr Äußeres wirkte so gegensätzlich, wie die Erscheinung zweier Menschen nur wirken konnte.

Dennoch dachten und fühlten sie fast gleich; ihre Gehirne arbeiteten gleichermaßen präzise und in logischen Bahnen – ihr Denken war durch keine übernommenen Schemata eingeengt, sondern verblüffte ihre Zeitgenossen oft durch seine Kühnheit und Weltsicht.

Perry Rhodan und Dr. Hong Kao zählten zu den wenigen Genies, die die Menschheit hervorgebracht hatte – jeder auf seinem Gebiet.

Die lautlos über die Wände huschenden Signallichter kamen zur Ruhe. Nunmehr erfüllte nur noch grüner Schein die Schaltzentrale.

»Ich bin bereit ...!«

Die Stimme hallte dumpf durch den kuppelförmigen Raum; es war keine menschliche Stimme und auch nicht die Stimme eines anderen lebenden Wesens. Ein positronisches Gehirn hatte seine Gedanken mittels mechanisch-elektronischer Hilfsorgane in modulierte Laute der menschlichen Sprache übertragen.

Perry Rhodan beugte sich unwillkürlich etwas vor, als er antwortete: »Du hast sämtliche Fakten verarbeitet und gespeichert. Nunmehr verlange ich eine Antwort auf die Frage, ob es im Interesse der Menschheit unbedingt erforderlich ist, den Sechsecktransmitter im Andromedanebel zu vernichten!«

Erneut begannen die Lichter ihre Farbe zu verändern und mit ihrem rasend schnellen Wechselspiel eine nicht vorhandene Bewegung vorzutäuschen.

»Der Sechsecktransmitter von Andromeda ist genauso einmalig wie der Sonnentransmitter in unserer Galaxis. Diese großartige Konstruktion zu vernichten, wäre einem Verzicht auf die Einbeziehung Andromedas in den solaren Machtbereich gleichzusetzen.

Dennoch empfehle ich seine vollständige Vernichtung, weil die Gefahr, die ein funktionierender Sechsecktransmitter in Andromeda bedeutet, alle Vorteile überwiegt.

Nach den letzten Ereignissen, besonders nach dem Auftauchen der Sonneningenieure von Andromeda, müssen wir in absehbarer Zeit eine Großoffensive von Duploflotten erwarten. Gegen die unerschöpflichen Duploreserven aber gibt es keine wirksame Gegenwehr. Unsere Galaxis würde überrannt werden.«

Dr. Hong, der Chefmathematiker der CREST III, hob die Hand.

»Ich erbitte eine Analyse über die Gedankenverbindung: Vernichtung des Andro-Sechsecks – Maahks!«

Diese Ausdrucksweise entsprach den streng logisch verlaufenden Gedankenbahnen eines Mannes, dessen Gesprächspartner seit vielen Jahren größtenteils intelligente Maschinen gewesen waren. Er sagte kein Wort zu viel, aber doch genug, um der Bordpositronik eine unbeeinflusste Analyse zu ermöglichen.

Die Antwort kam ohne merkbare Verzögerung.

»Wie bekannt, sind die Maahks zur Großoffensive gegen Andromeda angetreten. Sie überschwemmen mit ihren gigantischen Flotten diese Galaxis und befinden sich praktisch überall zugleich.

Ganz abgesehen davon, dass den Maahks ein Sieg versagt bleiben muss, solange die Gegenseite unerschöpfliche Menschen- und Materialreserven aus ihren Multiduplikatoren gewinnen kann, stellen die Maahks einen Machtfaktor allerersten Ranges dar.

Zerstören wir das Andro-Sechseck, ohne zuvor die Erlaubnis oder die stillschweigende Zustimmung der Maahks gewonnen zu haben, ist ein kriegerischer Zusammenstoß zwischen den beiden Rassen unvermeidlich.«

»Warum?«, warf Perry Rhodan ein.

»Weil wir, wenn wir das Andro-Sechseck zerstören wollen, einen größeren Flottenverband nach Andromeda einschleusen müssen. Außerdem würde die Vernichtung des Sechsecktransmitters im Zentrum der Zweiten Galaxis eine gefährliche energetische Instabilität hervorrufen. Werden die Maahks nicht vorher gewarnt, könnten sie größere Schiffsverluste erleiden, was sie unweigerlich gegen die Schuldigen aufbringen würde.

Das Solare Imperium kann sich aber keinen Zweifrontenkrieg in Andromeda leisten. Seine wirtschaftliche und militärische Kraft würde allmählich versiegen, ohne dass ein entscheidender Erfolg gegen die Maahks zu erzielen ist. Im Endeffekt brächte das den völligen Zusammenbruch des Imperiums und die Versklavung der Menschheit durch andere Rassen, die in das entstehende Machtvakuum einbrächen.«

»Besteht berechtigte Hoffnung, zu einem Übereinkommen mit den Maahks zu gelangen?«, fragte Hong Kao.

»Zu einem Übereinkommen jederzeit. Aber es ist mehr notwendig, nämlich ein militärisches Bündnis. Nur dann würden die Maahks einer terranischen Aktion gegen das Andromeda-Sechseck zustimmen.«

»Und wie bringen wir die Maahks dahin, ein Bündnis mit uns einzugehen?«, warf Rhodan ein.

Das Summen des Gehirns wurde stärker. Die Lichter flackerten kurz auf und standen dann wieder still.

»Die Maahks sind reine Zwecklogiker«, sagte die mechanische Stimme. »Sie können nur mit klaren Argumenten überzeugt werden. Beispielsweise, indem man ihnen nachweist, dass sie ohne terranische Hilfe den Kampf gegen die Duploflotten niemals gewinnen würden!«

»Und woher bekomme ich diese Beweise?«, fragte Rhodan heftig.

»Wenden Sie sich an Atlan!«, erscholl es zurück.

Mehr verriet das Gehirn nicht.

Perry Rhodan war sehr nachdenklich, als er die Schaltzentrale der Bordpositronik verließ.

Nur Hong Kao lächelte still in sich hinein. Er wusste, warum das Gehirn keine endgültigen Antworten erteilte – denn er selbst war es gewesen, der die Programmierung dahingehend geändert hatte, dass die Antworten des Gehirns dem Menschen das Denken niemals völlig abnahmen ...

 

*

 

Die Flure und Antigravlifts des Ultraschlachtschiffes lagen verlassen im Schein der Notbeleuchtung.

Erst, als Rhodan und Hong aus der Sicherheitsschleuse der Kommandozentrale traten, setzte die normale Beleuchtung wieder ein. Die Transportbänder liefen mit dumpfem Brummen an.

Während sich die beiden Männer schweigend davontragen ließen, zerbröckelte die Stille nach und nach. Der Boden vibrierte plötzlich, ein Dröhnen versetzte die Luft in heftige Schwingungen.

»Probelauf des neuen Kalupkonverters«, kommentierte Perry Rhodan das Geräusch.

Hong Kao lächelte sein unergründliches Lächeln.

»Wie ich die Hauptwerft von Kahalo kenne, hat man keinen Fehler gemacht, Sir. Der Probelauf wird nach der obligatorischen halben Stunde abgebrochen werden, und Cart Rudo kann die Klarmeldung der Werftleitung entgegennehmen.«

Rhodan erwiderte das Lächeln.

»So muss es auch sein, Hong.«

Sein Lächeln wurde breiter, als sie das Band in die große Verteilerhalle trug und der Großadministrator die Raumfahrer sah, die in ihren schmucken Ausgehuniformen aus den Liftöffnungen stiegen.

Die Männer salutierten, als sie den Großadministrator entdeckten.

Rhodan erwiderte den Gruß.

Er freute sich über das Aussehen seiner Leute. Sie hatten achtundvierzig Stunden Urlaub gehabt – bis auf die wichtigsten Leute des Maschinenleitstandes, die den Einbau des neuen Kalupkonverters überwachten. Offensichtlich war ihnen der Urlaub gut bekommen.

Rhodans Gesicht verschloss sich wieder, als er daran dachte, was für einer ungewissen Zukunft er seine Leute entgegenführen musste. Es hatte bisher kaum eine Einsatzfahrt der CREST III gegeben, von der alle Männer und Frauen lebend zurückgekommen waren ...

»Wenn der Plan gelingt, werden bald nicht mehr so viele Männer sterben müssen, Sir«, sagte Hong Kao leise.

»Können Sie Gedanken lesen?«, fragte Perry verblüfft.

Dr. Hong nickte lächelnd.

»Jeder kann das, sofern er sich auf die Deutung menschlicher Ausdrucksmerkmale versteht, Sir. Selbst dann, wenn jemand sein Gesicht zu einer ›undurchdringlichen‹ Maske erstarren lässt, sagen Körperhaltung und Bewegungen noch sehr viel über Stimmungen und Gedanken aus.«

Rhodan wölbte die Brauen.

»Ich dachte, Sie wären Mathematiker ...?«

Hong Kao trat hinter dem Großadministrator in einen erleuchteten Antigravschacht. Seine Stimme hallte seltsam hohl durch die mehr als einen Kilometer lange Röhre.

»In erster Linie bin ich Mathematiker, Sir. Aber mein Hobby war schon immer die Psychologie.« Er räusperte sich, als empfände er Verlegenheit bei den folgenden Worten. »Baar Lun hält seit vier Monaten einen Kursus über Psychodiagnostik ab; von dem Modul können sogar die Psychodiagnostiker an Bord der CREST noch eine Menge lernen, Sir!«

Rhodan lachte.

»Nun, da werden sie ziemlich sauer auf den Nichtakademiker sein, der sich in ihren Wirkungskreis eindrängt!«

»Sie waren es«, murmelte Hong Kao. »Aber Baar Lun hat eine ganz besondere Art, andere Menschen in den Bann seiner Persönlichkeit zu ziehen. Außerdem konnte er tatsächlich beweisen, dass seine Grundkenntnisse die eines akademisch gebildeten Psychologen übertreffen. Und an Bord der CREST befinden sich schließlich nur ausgesuchte Wissenschaftler. Die Leute haben Intelligenz!«

»Sonst wären sie nicht hier«, gab Rhodan zurück.

Er sprang aus dem Schacht und wartete, bis Hong Kao ihm gefolgt war. Die beiden Männer befanden sich in der untersten Verteilerhalle des Flaggschiffs.

Von hier aus brachten die Gleitbänder sie zu einer der Personenschleusen am Heck des Raumgiganten.

Als sie ins Freie traten, hallten ihnen vielfältige Arbeitsgeräusche entgegen. Dieser Teil der Werft befand sich rund tausend Meter unter der Oberfläche von Kahalo, gegen Angriffe aus dem Raum abgeschirmt durch eine Plastikbetonkapsel von zweihundert Metern Dicke, die im Alarmfall zusätzlich durch einen dreifach gestaffelten Energieschirm geschützt werden würde.

Innerhalb dieser Kapsel standen neben der CREST III noch zwei weitere Ultraschlachtschiffe der Galaxis-Klasse. Es waren Einheiten der Kahalo-Wachflotte, bei denen erfahrungsgemäß die höchste Reparaturquote verzeichnet wurde; die Ursache lag in der galaktozentrischen Lage mit Ihren heftigen und zahlreichen Energiestürmen und Gravitationsausbrüchen.

Von organischen Arbeitskräften war nichts zu sehen. Die Werft arbeitete vollrobotisiert; lediglich die Überwachungsaufgaben musste der Mensch übernehmen.

Dafür aber wimmelte das Gelände unterhalb der CREST III von zurückkehrenden Besatzungsmitgliedern. Sie kamen in ununterbrochener Folge mit den sechs Personenlifts heraufgefahren, nachdem die Rohrbahnen sie zuvor von der Oberfläche oder aus dem unterirdischen Erholungszentrum abgeholt hatten.

Der Großadministrator musterte seine Leute scheinbar flüchtig. Nur Hong Kao bemerkte den prüfenden Ausdruck in Rhodans Augen. Dann glitt ein zufriedenes Lächeln über Perrys Gesicht; die Männer waren allesamt nüchtern und ausgeschlafen: ein Beweis für ihre Selbstdisziplin, denn das Erholungszentrum Kahalo bot Versuchungen, denen ein zu fast immerwährender Askese verurteilter Raumsoldat nicht ohne weiteres widerstehen konnte.

Ein grünes Blinklicht zeigte an, dass die wachsame Automatik einen Liftschacht für den Großadministrator und seinen Begleiter frei gemacht hatte.

Rhodan schritt zielsicher aus. Er winkte die vier Kampfroboter zur Seite, die ihn begleiten wollten.

Er legte wenig Wert auf eine Bewachung.

Seiner Überzeugung nach schützte so etwas ohnehin nicht auf die Dauer, wenn ein Herrscher seinen Leuten verhasst war. Und er brauchte in dieser Beziehung keine Sorgen zu haben – ganz gewiss nicht bei seinen Soldaten, die ihn teilweise fast wie einen Abgott verehrten.

Mit Lift und Rohrbahn fuhren Rhodan und Hong in das Gästequartier des Flottenstützpunktes. Hier war Mory, Perrys Gattin, untergebracht.

Hong Kao verabschiedete sich am Eingang. Der Chefmathematiker der CREST wollte seinem Kollegen im Rechenzentrum Kahalos einen kurzen Abschiedsbesuch abstatten und fuhr deshalb noch rund hundert Kilometer weiter.

Mory Rhodan-Abro schaltete den Telekom in ihrem Wohnzimmer aus, als ihr Gatte den Raum betrat. Das Gesicht eines Arztes verblasste auf dem Bildschirm.

Perry begrüßte sie stumm.

Nach einigen Minuten löste er sich aus ihrer Umarmung und schob sie ein Stück von sich weg. Mit der Miene des besorgten Ehegatten musterte er ihr Gesicht.

Mory sah gut aus. Sie wirkte, als hätte sie einen längeren Erholungsurlaub hinter sich und nicht die aufregendsten Monate ihres bisherigen Lebens. Nur die roten Flecken auf den Wangen deuteten außer ihrer Figur auf ihren Zustand hin.

»Noch zwei Monate und fünf Tage«, flüsterte sie. »Doktor Irjunow hat es noch einmal nachgerechnet. Wirst du bis dahin wieder zurück sein, Perry?«

Er küsste sie erneut.

»Was wird es denn?«, versuchte er abzulenken.

»Ein Pärchen, wenn du nichts dagegen hast.«

Sie presste die Finger in den Stoff seiner Uniform.

»Versprich mir, dass du bis dahin wieder zurück bist, Perry!«

»Wie könnte ich das?«, fragte er mit gerunzelter Stirn. »Du weißt ...«

Sie legte ihm den Zeigefinger auf die Lippen.

»Still, Perry! Du bist der Großadministrator. Du hast die Macht, den Zeitpunkt deiner Rückkehr zu bestimmen. Oder – noch besser – einfach hier zu bleiben!«

Rhodans Gesicht wurde starr. Aber nur für einen Augenblick. Dann lächelte er verstehend, zog Mory zu der Sesselgruppe neben der Fiktivwand und drückte sie in eine der breiten Sitzgelegenheiten. Er selbst setzte sich auf den schmalen Tisch.

»Hör zu, Mory«, sagte er ernst, »wir wollen es so halten wie bisher. Ich bin nichts weiter als der erste Diener der Menschheit und nicht ein selbstgefälliger Herrscher, dem das eigene Wohl und das seiner Familie über alles geht. Bisher waren wir uns in dieser Hinsicht immer einig. Wir wollen es auch bleiben.«

Ihre Augen weiteten sich, dann senkte sie errötend den Kopf.

»Verzeih, Perry. Ich ...«

Er ergriff ihre Hand.

»Kein Wort mehr darüber. Ich weiß, wie einer Frau zumute ist, die in zwei Monaten ein Kind erwartet – oder auch zwei«, fügte er hinzu. »Es sind uralte Instinkte, die sich in solchen Zeiten regen. Wir sollten sie keineswegs verdrängen, aber die Entscheidung stets dem Verstand überlassen.«

Er lachte leise.

»Außerdem geht es zwei Dritteln der verheirateten Männer an Bord meines Flaggschiffes nicht anders. Überall wachsen neue Terraner heran!«

»Jetzt wirst du wieder ironisch!«, sagte Mory vorwurfsvoll. Aber sie lächelte dabei, und Perry erkannte, dass die Krise überwunden war.

Eifrig und glücklich ließ er eine Flasche Wein aus dem Getränkeautomaten kommen und schenkte seiner Frau und sich ein.

Sie stießen an.

Perry Rhodan trank nur einen winzigen Schluck, wichtig war ihm allein die symbolhafte Bedeutung der Handlung.

»Auf einen guten Verlauf, Mory!«

»Auf deine gesunde Heimkehr, Perry!«

Morys Hand suchte unter der Tischplatte das Steuergerät für die Stereo-Musikanlage.

Aus verborgenen Lautsprechern drangen die gewaltigen Klänge der Schicksalssinfonie ...

 

*

 

Es erschien unglaublich, dass ein Raumschiff von zweieinhalb Kilometern Durchmesser lautlos in einem Antigravschacht nach oben schwebte.

Und doch war es so.

Antischwerkraftprojektoren hatten den Giganten gewichtslos gemacht. Danach genügte ein einziger Abstoßimpuls, um die Massenträgheit zu überwinden. Einmal in der Aufwärtsbewegung, bedurfte es keiner zusätzlichen Energie mehr, die relativ unbedeutenden tausend Meter bis zur Oberfläche zurückzulegen.

Oben angekommen glitt die CREST III im Freiluftantigrav noch so hoch, dass sich die Bodenöffnung von mehr als drei Kilometern Durchmesser hinter ihr schließen konnte und ihre Landeteller festen Untergrund vorfanden, als sie im gedrosselten Antischwerefeld zurücksank.

In der Kommandozentrale des Kugelgiganten drückten sich zwei alte Freunde die Hände: Perry Rhodan und Reginald Bull.