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Nr. 218

 

Brennpunkt Twin

 

Julian Tifflors Flotte setzt den Eindringlingen verzweifelten Widerstand entgegen – denn die Methans bedrohen die Transmitterstraße ...

 

von H. G. EWERS

 

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Vor 10.000 Jahren – zu einer Zeit also, da die Erde noch keine echte Zivilisation aufwies – standen die Arkoniden im erbitterten Kampf mit den Methans.

Dieser Krieg rüttelte an den Grundfesten des arkonidischen Imperiums. Er hätte zur totalen Vernichtung Arkons geführt, wäre es den damaligen Herrschern der Galaxis nicht im entscheidenden Moment gelungen, eine neue Waffe gegen die Methans zum Tragen zu bringen.

So aber unterlagen die Methanatmer, und die Arkoniden, in deren Flotte Atlan als junger Kommandant mitkämpfte, glaubten, die Bedrohung durch die nichthumanoiden Intelligenzen ein für allemal ausgeschaltet zu haben.

Jetzt, rund zehn Jahrtausende später, als Perry Rhodans Solares Imperium der Menschheit längst das Erbe der Arkoniden angetreten hat, zeigt es sich überraschend, dass die Macht der Methans damals doch nicht gebrochen wurde.

Lordadmiral Atlan, Perry Rhodans Freund und Mentor, erkennt die drohende Gefahr als erster. Und als die riesige fliegende Festung der Methans im Twin-Transmitter herauskommt – mit der inzwischen wieder zu normaler Größe angewachsenen CREST II an Bord –, ist auch Julian Tifflors Wachflotte alarmiert.

Terraner bekämpfen die Eindringlinge im BRENNPUNKT TWIN!

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Oberst Haile Trontor – Wenn der Epsaler singt, bekommen manche Leute Zahnschmerzen.

Julian Tifflor – Solarmarschall und Kommandant der Flotte von Twin.

Perry Rhodan – Großadministrator des Solaren Imperiums.

Atlan – Der Arkonide fürchtet die Maahks.

Ismail ben Rabbat – Ein Kommandant ohne Schiff.

Iwan Iwanowitsch Goratschin – Der »Zünder« bekommt eine Menge zu tun.

Omar Hawk – Leutnant des Spezialpatrouillenkorps und »Okrill-Dompteur«.

Oberst Markus Nolte – Chef der Verteidiger von Quinta.

1.

 

Tonfetzen wie von einer verstimmten Orgel schwangen durch die Zentrale des Superschlachtschiffes RASPUTIN. Die Verkleidungen und Skalenscheiben der Instrumente und Aggregate fielen klirrend und brummend in die Synkopen ein. Oberst Haile Trontor sang.

Teils gequält, teils belustigt lächelte Solarmarschall Julian Tifflor vor sich hin. Heute fiel ihm Trontors Gesang weniger auf die Nerven als sonst. Zudem hatte der Umweltangepasste von Epsal einen wirklichen Grund, seine Freude hinauszuschreien. Vor einer halben Minute erst war Perry Rhodan, der Großadministrator des Vereinigten Imperiums, endgültig der Schreckenswelt Horror entkommen. Sein Flaggschiff, die CREST II, verschwand soeben hinter der vordersten Linie der Solaren Flotte.

Verständnisinnig blinzelte Tifflor seinem Adjutanten zu.

Doch Major Pierre Laroche legte sein Gesicht in schmerzliche Falten, als hätte er in eine grüne Zitrone gebissen.

»Was ist mit Ihnen, Laroche?«, fragte Tifflor verwundert.

Laroches Lippen zuckten, als würde er im nächsten Augenblick einen Weinkrampf bekommen.

»Zahnschmerzen, Sir ...«, hauchte er.

Tifflor wölbte die Brauen. Dann verzog er ironisch die Lippen.

»Reißen Sie sich zusammen, Major! So schlimm ist es nun auch ...«

Klirrend zerbarst die Glassitscheibe eines Instruments.

Tifflor holte tief Luft. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich.

Er blickte vorwurfsvoll auf den Epsaler.

»Jetzt ist es genug, Oberst! Hören Sie auf, Ihren schauderhaften Marsch zu brüllen! Schließlich müssen wir sparsam mit Ersatzteilen umgehen ...«

Zischend stieß der Epsaler die Luft aus. Es klang, als bliese ein Dampfkessel Überdruck ab. Epsaler waren eben Menschen, deren Konstitution sich seit Generationen den Bedingungen eines 2,1-Gravo-Planeten angepasst hatte. Dementsprechend sahen sie aus. Oberst Haile Trontor besaß den vierfachen Brustumfang eines starken Terraners; kein Wunder, dass seine Stimme dem Gebrüll eines zornigen Elefantenbullen glich.

»Sagten Sie Marsch, Sir?«, fragte Trontor. Er versuchte zu flüstern. Für Tifflor klang es immer noch unnormal laut. »Das war kein Marsch, wenn Sie meinen Gesang damit meinten. Ich habe nur ein epsalisches Liebeslied gesungen. Auch unsereiner ist schließlich für feinere Töne empfänglich, Sir!«

Laroche begann plötzlich schrill zu lachen.

»Mon Dieu!«, stieß er hervor. »Ein Liebeslied! Oberst, in meiner Heimat würden die Mädchen davonlaufen und von der nächsten Visiphonzelle aus die Polizei benachrichtigen, dass ein Tobsüchtiger ausgebrochen sei.«

Trontor lachte so laut, dass Laroche beide Hände gegen seine Ohren presste.

»Ich lade Sie nach Epsal ein, Major. Vielleicht versuchen Sie dort einmal, einer epsalischen Schönen mit Ihrer Stimme zu imponieren ...!«

»Barbar!« Laroche knirschte mit den Zähnen, zuckte jedoch jählings zusammen. »Die Schallschwingungen Ihres Balzliedes haben mich eine Plombe gekostet, Oberst. Ich werde ...«

Er sagte nicht mehr, was er tun würde. Die Stimme des Cheffunkers brach laut aus dem Lautsprecher des Interkoms.

»Funkzentrale, Captain Travernex ruft Flottenchef!«

Julian Tifflor beugte sich über das Mikrophon.

»Hier Tifflor!«

»Sir«, sagte Travernex steif, »die Flotteneinheiten melden sämtlich die Ausführung des Ausweichbefehls.«

»Danke, Captain!«

Tifflor war von einer Sekunde zur anderen wieder der eiskalte Rechner und Stratege geworden, der er als Solarmarschall und als Befehlshaber einer Kampfflotte von fünftausend Raumschiffen sein musste. Mit wenigen Handgriffen hatte er die Verbindung zur Ortungszentrale hergestellt.

»Was macht die Festung?«

»Kurs und Geschwindigkeit unverändert, Sir«, kam die ruhige Stimme des Cheforters. »Sie hält weiter auf den Ring der sieben Planeten zu.«

Tifflor nickte und sah auf die Projektion des Ortungs-Hauptschirmes in der Zentrale.

In grünlicher, leicht zitternder Wiedergabe, hob sich von der ovalen Schirmfläche die gigantische Radkonstruktion der Raumfestung aus dem Horrorsystem ab. Allein die Nabe maß, so wusste man inzwischen, fünfzig Kilometer im Durchmesser und war zweihundert Kilometer hoch. Acht Speichen strebten vom Mittelpunkt der zylindrischen Nabe hinweg; jede von ihnen war fünfzig Kilometer lang und besaß als Anhängsel jeweils zehn kugelförmige Körper mit je zweitausend Metern Durchmesser. In jeder der insgesamt achtzig perlenartig aufgereihten Kugeln wäre die RASPUTIN ohne weiteres verschwunden ...

Doch das war noch nicht alles. Dieses ungeheuerlichste Raumschiff, das Menschenaugen jemals erblickt hatten, wurde von einem monströsen grünen Energieschirm umhüllt, einem Gebilde, wie man es bereits bei der ersten Feindberührung im Twin-System als planetarischen Schutzschirm kennengelernt hatte.

Mit den bekannten Waffen würde diesem Gebilde nur sehr, sehr schwer beizukommen sein.

Julian Tifflor lächelte spöttisch, als er daran dachte. Er blickte auf seine Uhr. Dann wandte er sich an Trontor.

»Ziehen Sie sich etwas weiter von der Festung zurück, Oberst! Wenn das ›Riesenrad‹ explodiert, dürften wir einen kleinen Weltuntergang erleben.«

Er blickte Laroche an.

»Wieviel Zeit haben wir nach Ihrer Uhr noch?«

»Dreiundneunzig Sekunden, Sir. Danach müsste die von Tolot zurückgelassene Gigatonnenbombe explodieren.«

»Gut!« Tifflor nickte. »Zeit stimmt überein.«

Er ließ sich langsam in seinen Kontursessel sinken. Danach blickte er unverwandt auf das Abbild der dahingleitenden Raumfestung. Sekundenlang versuchte er abzuschätzen, wieviel fremdartige Lebewesen sich an Bord befinden mochten.

Millionen vielleicht ...?

Und in wenigen Sekunden würde der Tod sie ereilen, weil sie anderen Lebewesen den Tod hatten bringen wollen ...

 

*

 

In Tifflors Kopfhörern zirpte, zwitscherte und raunte es unablässig. Gelegentlich brach eine befehlsgewohnte Stimme aus der Geräuschkulisse des Interkoms; dann schlugen krachend Wortfetzen durch die Frequenzeinengung.

Auf dem Kartentisch, dicht vor Tifflors Augen, flimmerte die bläuliche Übertragungsscheibe. Sie zeigte augenblicklich das laufende Werk eines Automatzählers an.

Das schwache Klicken einer Zahlenwalze und das stetige und unabänderliche Fortlaufen der Sekunden übten einen beinahe hypnotischen Zwang auf Tifflor aus.

Dennoch riss er sich von dem Bild los und wandte sich wieder dem Ortungs-Hauptschirm zu.

Sichtbar gemacht durch das vollendete Zusammenspiel von Masse- und Energieortung, erschienen die sieben Planeten wie die Gesamtheit der Saturnringe. Nur umkreisten sie keinen Planeten, sondern eine Zwillingssonne, gebildet aus den beiden gelben Normalsternen mit dem Namen Twin.

Erst vor einem Monat hatten achttausend Schiffe der Solaren Flotte, darunter dreitausend gigantische Transporter, in einem blitzschnellen Vorstoß durch den galaktozentrischen Sechsecktransmitter das Twin-System besetzt. Die Transportschiffe waren sechs Stunden zuvor zurückgeschickt worden, um neuen Nachschub zu holen. Und nun war diese gigantische Raumfestung aus der Energieballung des Twin-Transmitters aufgetaucht. Sie hatte dem Beschuss der solaren Flotteneinheiten widerstanden. Glücklicherweise, sagte sich Tifflor rückblickend, denn in ihrem Innern war das Flaggschiff der Imperiumsflotte, die CREST II, gewesen, gekapert von der Besatzung der Raumfestung.

Noch wusste Tifflor nicht, wie die CREST II in die Festung hineingeraten war. Er wusste auch noch nicht, wie es Rhodan letzten Endes gelungen war, trotz aller Schwierigkeiten mit der CREST aus dem fliegenden Gefängnis loszukommen. Aber er ahnte bereits das Ausmaß der Bedrohung, die ein so riesiges Schiff voller fremdartiger Intelligenzen darstellte.

Ohne triftige Gründe hätte Perry Rhodan nicht die Vernichtung der Raumfestung befohlen.

Tifflor fragte sich, was mit der ANDROTEST II geschehen sein mochte. Das Vierstufen-Testschiff war sofort nach der Besetzung des Twin-Systems vor vier Wochen zum Horror-System aufgebrochen, um Verbindung mit der CREST II aufzunehmen und Rhodan sowie einen Teil der CREST-Besatzung zurückzubringen. Es war nicht zurückgekehrt. Daraufhin hatte Tifflor den Start des dritten Testschiffes, der ANDROTEST III, befohlen. Doch vor dem festgelegten Zeitpunkt war die Festung erschienen, und danach war Rhodan aufgetaucht.

Jetzt hieß es abwarten.

Immer noch glitt das Riesenrad der Festung vom Mittelpunkt des Systems her auf den Planetenring zu. Tifflor hatte Feuereinstellung befohlen. Bereits jetzt aber fragte er sich, ob das richtig gewesen war. Die Raumfestung musste innerhalb des Twin-Systems ein bestimmtes Ziel haben. Was dann, wenn aus irgendeinem Grunde die Gigatonnenbombe nicht explodierte ...?

Tifflor stellte die Interkomverbindung zur Funkzentrale her.

»Noch kein neuer Anruf vom Großadministrator, Travernex?«

Das Gesicht des Captains auf dem Bildschirm wirkte mürrisch.

»Nein, Sir. Ich hätte es Ihnen sofort gemeldet.«

Tifflor schaltete ab. Natürlich hätte Travernex das sofort gemeldet. Es war närrisch gewesen, danach zu fragen.

»Noch zweiundzwanzig Sekunden, Sir«, sagte Laroche mit tonloser Stimme.

Die Geräusche in Tifflors Kopfhörern wurden schwächer. Schließlich verstummten sie fast ganz. An Bord der RASPUTIN herrschte fast völlige Funkstille. Alles schien den letzten Sekunden der Festung entgegenzufiebern.

Major Laroche beugte sich etwas vor. Seine feingliedrigen Hände umklammerten die Kante des Kartentisches, und seine Augen schienen sich an der Projektion der Raumfestung festsaugen zu wollen.

Oberst Haile Trontor räusperte sich. Es klang wie das Donnern einer ausgeschütteten Schrottladung.

Vorwurfsvolle Blicke flogen zu dem Epsaler hin. Aber niemand sagte ein Wort. Nur Laroche fasste unwillkürlich an seine rechte Wange. Anscheinend hatte er immer noch Zahnschmerzen.

Als die Zahlenwalze des Automatzählers mit einem letzten Klicken stehenblieb, schien sich das Vakuum des Raumes innerhalb der Zentrale auszubreiten.

Jetzt musste die Gigatonnenbombe gezündet haben.

Ihrer Explosivkraft konnte selbst eine Raumfestung solchen Ausmaßes nicht gewachsen sein.

Sekunden vergingen, in denen die Männer den Atem anhielten.

Dann wandten sich mehr und mehr bleiche Gesichter dem Solarmarschall zu. Tifflor erschienen die Blicke seiner Leute wie dünne Energiestrahlen, die ihn fragend durchbohrten. Ihm wurde abwechselnd heiß und kalt.

Major Pierre Laroche war der erste, der seiner Enttäuschung Luft machte. Er tat es mit einem Wort, das so wenig druckfähig ist, wie es treffender die Situation nicht beschreiben konnte.

Tifflor konnte seine Blicke nicht vom Oval des Ortungsschirmes losreißen.

Draußen im Raum strebte die gigantische radförmige Konstruktion einer fremden Supertechnik unaufhaltsam dem Planetenring zu ...

Sie war unversehrt.

2.

 

Während der Ortungsschirm die langsam vorüberwandernde Raumfestung festhielt, begannen tief drinnen im Schiff die Stromumwandler und Fusionsmeiler zu dröhnen.

Solarmarschall Tifflor erhob sich. Sein Blick begegnete dem Trontors.

»Geben Sie den Angriffsbefehl, Sir!«, bat der Epsaler mit grollender Stimme.

»Noch nicht!«, erwiderte Tifflor bestimmt. Er drückte die Synchronschaltung des Interkoms. »Tifflor an Ortung: Geben Sie alle Kursdaten, die Sie von der Festung besitzen, an die Positronische Auswertung! Achtung, Professor Kirsch! Sobald Sie die Daten der Ortung haben, werten Sie sie zusammen mit den bisher gespeicherten Unterlagen über die Festung und das Twin-System zu einer Voraussage aus. Ich möchte wissen, welches das Ziel der Festung sein könnte.«

»Quinta, was sonst!«, rief Trontor dazwischen. »Sir, ich bitte noch einmal um den Angriffsbefehl!« Des Epsalers Stimme klang flehend.

»Geduld, Geduld!« Tifflor schüttelte verweisend den Kopf. »Ich warte die Auswertung ab, Trontor. Mit der Festung zusammen sind zu viele Rätsel für uns aufgetaucht. Immerhin können Sie schon die Transformgeschütze feuerklar machen lassen.«

»Ist schon längst geschehen, Sir.«

Tifflor lächelte.

»Danke. Ich wusste, dass Sie nichts vergessen, Oberst. – Major Laroche!«

»Ja, Sir!« Laroche nahm Haltung an.

»Haben Sie es schon einmal mit Jodtinktur versucht?«

»Sir ...?« Laroche wirkte völlig verblüfft. »Jodtinktur ...?«

»Ja, für Ihren Zahn. Tun Sie das einmal, und danach geben Sie Anweisung über Telekom an die Flotte. Man soll sich zum Gefecht bereithalten. Ist das klar?«

Als Julian Tifflor den Kartentisch verließ, um das Rechenzentrum der RASPUTIN aufzusuchen, ließ er einen maßlos verwirrten Adjutanten zurück.

Das Ergebnis dieser Verwirrung ließ nicht lange auf sich warten.

»Was wollen die Kommandanten von mir?«, fragte Tifflor unwirsch.

»Ich ... ich weiß nicht, Sir«, stotterte Travernex verlegen. »Es klingt fast wie ein Witz, aber ...«

»Geben Sie mir eine Verbindung!«

Es knackte in der Leitung, dann meldete sich eine tiefe Bassstimme.

»Hier Kommandant der BAHIA!«

»Hier Tifflor. Was gibt es?«

»Sir, ich habe eine Rückfrage wegen Ihres letzten Befehls.«

»Meines Befehls?«

»Den Major Laroche übermittelte, Sir. Er ordnete an, wir sollten Jodtinktur bereithalten. Ich frage Sie: Ist das ein Witz oder handelt es sich um eine Geheimwaffe?«

Tifflor schluckte. Er fasste sich aber rasch wieder.

»Es handelt sich um einen fehlgeleiteten Befehl. Ich werde dafür sorgen, dass man die Sache bereinigt. Gehen Sie wieder auf Empfang!«

Tifflor schaltete den Interkom ein.

»Major Laroche!«, sagte er mit ätzendem Spott, als das Abbild des Adjutanten auf dem Schirm erschien. »Wenn Sie schon den Kommandanten Befehle erteilen, Jodtinktur bereitzuhalten, haben Sie hoffentlich die Verwechslung nicht komplett gemacht und Ihren hohlen Zahn mit einer Gigatonnenbombe verarztet ...?«

Er schaltete ab. Nicht, weil er jetzt anderes zu tun hatte, als sich an Laroches fassungslosem Gesicht zu weiden, sondern weil aus dem Hintergrund der Zentrale Trontors Lachen in unerträglicher Lautstärke aufbrandete.

Unwillkürlich betastete er mit der Zungenspitze seine Zähne ...

 

*

 

Das laute, durchdringende Schrillen des Interkoms zerriss die Atmosphäre gespannter Erwartung, die von dem ruhigen Summen der großen Schiffspositronik erzeugt worden war.

Julian Tifflor griff automatisch nach dem Schalter des nächsten Interkomapparates.

»Tifflor!«

Captain Travernex' Stimme klang erregt.

»Eine Verbindung mit der CREST, Sir. Der Großadministrator ...«

»Stellen Sie durch!«, befahl Tifflor hastig. Er befeuchtete seine Lippen mit der Zunge. Wie würden die Befehle Rhodans lauten? Würde er mehr über die geheimnisvolle Raumfestung erfahren? Unwillkürlich zuckte er zusammen, als er die unverkennbare Stimme Perry Rhodans vernahm. Gleichzeitig stand das Abbild des Großadministrators auf dem Bildschirm.

»Hallo Tiff!«

Es war lange her, seit Perry Rhodan zum letzten Mal die vertraute Anrede früherer Jahre gebraucht hatte. Tifflor fühlte sich eigentümlich berührt. Es gelang ihm nicht ganz, sich auf den Ton einzustellen.

»Hier Solarmarschall Tifflor, Sir.«

Rhodans von Entbehrungen und Sorgen gezeichnetes Gesicht lächelte.

»Okay, Tiff! Tolots Bombe ist nicht explodiert, wie Sie sicher schon festgestellt haben. Damit tauchen einige Probleme für uns auf. Wie ich sehe, befinden Sie sich im Rechenzentrum der RASPUTIN. Sie sind also ebenfalls neugierig, was die Absichten der Festung betrifft, wie?«

»Sir, ich bin überzeugt, dass ...«

»Behalten Sie's für sich, Tiff. Schließlich wollen wir ja Professor Kirsch und seine Berechnungen nicht beeinflussen.« Rhodan räusperte sich. Der Schweiß auf seiner Stirn bewies, dass die vorangegangenen Strapazen seinen Organismus sehr angegriffen haben mussten. »Lassen Sie die Schiffstransmitter der RASPUTIN auf Empfang gehen, Tiff. Ich habe die Absicht, Sie zu besuchen. Weiterhin befehlen Sie bitte den Kommandanten der anderen Schiffe, die besten Ärzte abzustellen und – ebenfalls über die Transmitterverbindung – zur CREST zu entsenden. Die Besatzung ist besinnungslos. Vor allem die Mutanten haben den Schock äußerst schlecht vertragen. Es eilt also.«

»Ich werde alles veranlassen, Sir!«

»Ich verlasse mich auf Sie, Tiff. Bis nachher!« Rhodans Gesicht nickte ihm noch einmal vom Bildschirm herab zu, dann verblasste es.

Tiffs Gestalt straffte sich.

»Bitte, beeilen Sie sich, Professor!«

Professor Kirsch nickte nur flüchtig, ohne die Schaltungen der Positronik aus den Augen zu lassen.

»Ich fürchte selbst, dass Eile vonnöten ist, Sir. Die Daten lassen eigentlich nur einen einzigen Schluss zu.«

»Warten Sie das Ergebnis der Positronik ab!«, befahl Tifflor. »Sobald Sie es haben, übermitteln Sie es zur Kommandozentrale.« Mit schnellen Schritten verließ er den Raum.

Professor Kirsch neigte den massigen Schädel, als in den Eingeweiden des positronischen Gehirns ein hoher Summton auftauchte. Mit einer Hand regelte er die Logik-Schaltkreise ein, während die andere Zahlen und Symbole auf ein Stück Folie kritzelte.

»So!«, seufzte er erleichtert, als das Arbeitsgeräusch der Positronik sich wieder normalisiert hatte. »Nachher werden wir sehen, ob ich nicht ein wenig schneller war als du!«