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Cover

Vorspann

Die Hauptpersonen des Romans

1.

2.

3.

4.

5.

6.

Impressum

PERRY RHODAN – die Serie

 

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Nr. 215

 

Endstation des Grauens

 

Raumschiff ANDROTEST II auf den Weg nach Horror – der Kurs führt ins Verderben!

 

von H. G. EWERS

 

 

 

Pabel-Moewig Verlag GmbH, Rastatt

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Vom Zentrum der Galaxis aus geriet Perry Rhodan mit seinem Flaggschiff unvorbereitet in den Sog der Transmitterstraße nach Andromeda. Über die Station »Twin« wurde die CREST II durch den sterbenden Wächter weitergeschleudert – geradewegs in das Innere von Horror, der künstlichen Hohlwelt.

Von Etage zu Etage kämpften sie sich hinauf zur Oberfläche des Kunstplaneten, der von drei Sonnen umlaufen wird. Sie hatten bereits die Sicherheit des freien Weltraums erreicht, doch sie setzten diese Sicherheit aufs Spiel, indem sie sich wieder der Oberfläche von Horror näherten.

Dabei gerieten sie in den Wirkungsbereich der »Geheimwaffe Horror« – und unterlagen einem Verkleinerungsprozess, der sie und ihre Umwelt ums Tausendfache schrumpfen ließ.

Bei ihrem Kampf gegen die »Giganten am Südpol« mussten Perry Rhodan und seine Leute klar erkennen, dass sie nach dem Versagen aller atomaren und hyperphysikalischen Anlagen der CREST keine Chancen haben, ihr Schicksal zu wenden. Eine Hoffnung verbleibt ihnen noch: der Entsatz durch Pawel Kotranows ANDROTEST II!

Oberst Kotranow und seine Männer sind bereits auf dem Flug nach Horror, der ENDSTATION DES GRAUENS ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Julian Tifflor – Der Solarmarschall bietet eine große Flotte auf, um das Twin-System zu besetzen.

Oberst Haile Trontor – Kommandant der PERIKLES.

CKSP-0001 – Ein Roboter, der glaubt, an Halluzinationen zu leiden.

Omar Hawk – Umweltangepasster eines Extremplaneten.

Sherlock – Ein »gezähmter« Okrill.

Oberst Pawel Kotranow – Der Kommandant der ANDROTEST »entbindet«.

Major Ez Hattinger – 1. Offizier der ANDROTEST II.

Das Dull – Das Raum-Zeitwesen begegnet den Terranern zum zweiten Mal.

Perry Rhodan – Der Großadministrator nennt die Männer der ANDROTEST »Narren«.

1.

 

Das lautlose Feuerwerk titanischer Energien schien weder Anfang noch Ende zu kennen.

Nicht immer war für menschliche Augen sichtbar, was unablässig zwischen den Sonnen der galaktozentrischen Sternenballungen hinüber- und herüberflutete gleich den Gezeiten eines irdischen Meeres. Nur dann, wenn sich die normalerweise unsichtbaren Strahlen an Materienebeln brachen, zuckten helle Blitze durch die scheinbare Leere, erstrahlte dort, wo eben noch Dunkelheit gewesen war, eine berauschend schöne Kaskade leuchtender Farben.

Und manchmal wurde das Licht gleich von einer ganzen Kette kugelförmiger Körper wie von riesigen Spiegeln zurückgeworfen.

Der große Frontbildschirm in der Zentrale des Raumschiffes veränderte seine Helligkeit im gleichen Takt wie das stumme Naturschauspiel.

Gegen die wechselnde Helligkeit hob sich die statuenhaft reglose Silhouette eines hochgewachsenen Mannes ab.

Solarmarschall Julian Tifflor hatte die Augenlider halb gesenkt, um nicht geblendet zu werden von der verschwenderischen Lichtfülle. Doch nicht das unvergleichlich schöne und zugleich bedrohlich wirkende Naturschauspiel war es, das seine Aufmerksamkeit fesselte. Seine Blicke hingen unverwandt an der ungewöhnlichen Konstellation sechs blauer Riesensterne.

Das Ungewöhnliche daran konnten nur Eingeweihte mit bloßem Auge erfassen.

Blaue Sonnenriesen gab es zu Tausenden in diesem Sektor.

Und oftmals bildeten sie offene oder geschlossene Sternhaufen.

Doch niemals ein genaues geometrisches Sechseck.

Bis auf eine Ausnahme: den galaktozentrischen Sechsecktransmitter einer im Andromedanebel beheimateten Rasse, die man Meister der Insel nannte.

»Unglaublich!«, murmelte Tifflor.

Hinter ihm ertönte ein glucksendes Lachen.

»Was Sie nicht sagen, Sir! Unglaublich ...! Man sollte meinen, Sie hätten während Ihrer Tätigkeit bei der Flotte die Fähigkeit verloren, sich über etwas zu wundern.«

Julian Tifflor drehte sich um und blickte in die halb unter Fettpolstern verborgenen stechenden Augen eines hünenhaften, kahlköpfigen Zivilisten mit blaugeäderten Hängebacken. Professor Dr. Arno Kalup, der Erfinder des Hyper-Lineartriebwerks, war für seine respektlosen Bemerkungen und Ausbrüche bekannt.

Um Tifflors Augenwinkel zuckte ein ironisches Lächeln.

»Sie halten es wohl für selbstverständlich, dass jemand nicht nur die Energie für seine Transmitter aus einem Sonnensechseck bezieht, sondern die Sonnen selbst als Bestandteile eines gigantischen Transmitters benutzt? Nein, sagen Sie nichts!«, wehrte Tifflor ab, als der Hyperphysiker den Mund öffnete. »Wenn Sie mit ›ja‹ geantwortet hätten, würde ich Ihnen nämlich entgegenhalten, dass auch Sie nicht von allein auf den Gedanken gekommen wären, man könnte sechs gigantische Sonnen wie Erbsen auflesen und zu einem Sechseck ordnen und sie noch dazu so beeinflussen, dass sie bei Annäherung eines Raumschiffes automatisch ihren Transmitterbogen aufbauen!«

Professor Kalups Hängebacken zitterten vor Empörung. Er gab ein Schnaufen von sich, das sich wie entweichender Dampf anhörte.

Aber bevor er etwas sagen konnte, schrillte die Alarmglocke. Eine dröhnende Bassstimme hallte durch die Zentrale.

»Bitte schnallen Sie sich an, meine Herren! Automatortung meldet einen schweren Magnetsturm aus Sektor Grün; nur 0,210.613 Grad Überhöhung. Es könnte etwas ungemütlich werden.«

Julian Tifflor hatte im gleichen Augenblick den Hyperphysiker vergessen. Angespannte Erwartung im Gesicht, ließ er sich in den Sessel neben Oberst Haile Trontor fallen, den epsalischen Kommandanten der PERIKLES, eines Superschlachtschiffes der Solaren Flotte.

Er richtete keine Frage an Trontor. Wenn der Epsaler vor einem Magnetsturm warnte, dann meinte er keinen der hier üblichen Stürme. Besorgt musterte Tifflor die Anzeigen der Ortung. Hier sah es ein wenig anders aus als auf den Bildschirmen der Panoramagalerie. Das, was dort von Zeit zu Zeit wie eine Kette kugelförmiger Reflektoren aufgeflammt war, stand hier als unüberschaubarer Schwarm grünlicher Ortungsreflexe relativ unbeweglich im Raum:

Achttausend Raumschiffe der Solaren Flotte ...!

Des Großadministrators Befehl, überbracht von dem Kommandanten der ANDROTEST I, dem ersten terranischen Raumschiff mit einer Reichweite von einer Million Lichtjahren, hatte eine gewaltige Streitmacht vor das Sonnensechseck im Zentrum der Galaxis gerufen. Fünftausend der achttausend Raumschiffe waren schwere und schwerste Einheiten der Solarflotte, die restlichen dreitausend stellten quasi nur gigantische Transporthüllen dar, ausgerüstet mit allen Gütern, die zur Errichtung eines Stützpunktes inmitten des Leerraums benötigt wurden.

Und nun bangte der Oberbefehlshaber dieser Streitmacht um seinen titanischen Schiffsverband, weil eine Automatortung einen Magnetsturm gemeldet hatte.

»Überlegen Sie, ob die Besatzungen aufgeweckt werden sollten ...?«

Julian Tifflor wandte sich nicht um. Er nickte nur stumm. Professor Kalup hatte genau sein Hauptproblem berührt. Das galaktische Zentrum war wegen seiner unvorhersehbaren Magnetstürme berüchtigt. Immer wieder verschwanden Raumschiffe, darunter selbst schwerste Einheiten, spurlos in diesem energetischen Hexensabbat. Normalerweise hätte für einen dichtaufgeschlossenen Pulk dieser Größenordnung jene Gefahr nicht bestanden. Auch ein schwer angeschlagenes Schiff verschwand nicht von einer Sekunde zur anderen. Stets würde Zeit genug bleiben, zumindest die Besatzung zu retten.

Wenn die Besatzung in der Lage war, sich retten zu lassen!

Keine von den achttausend Schiffsbesatzungen war augenblicklich dazu in der Lage. Die fürchterlichen Ent- und Rematerialisierungsschocks beim Durchgang durch den Sechsecktransmitter ließen sich nur dann ohne schwerwiegende psychische Schäden ertragen, wenn die organische Besatzung sich in einer Tiefkühlnarkose befand.

Die Flotte stand zum Transmitterdurchgang bereit. Tifflor wartete nur noch auf die Bestätigung, dass die ersten drei ausgesandten Spezialschiffe wohlbehalten im Twin-Empfänger angekommen waren.

Und achttausend Schiffsbesatzungen – mit Ausnahme der zahlenmäßig geringen Zentrale-Bereitschaften – befanden sich in der Tiefkühlnarkose und damit in einem Zustand, der von der Medizin als nahezu gleichbedeutend mit »klinisch tot« bezeichnet wurde.

»Nein!«, sagte Tifflor laut, und eine Stimme klang rau. »Es wäre sinnlos. Keiner würde schnell genug zu sich kommen, um in einem Katastrophenfall handlungsfähig zu sein. Statt dessen würden sie nur die Zentrale-Bereitschaften behindern.«

Außerdem – aber das äußerte Tifflor nicht laut – wäre es für eine von vornherein verlorene Schiffsbesatzung besser, nicht zum untätigen Zuschauer ihres eigenen grausigen Todes zu werden.

»Ich werde verrückt!«, äußerte Oberst Trontor spontan. »Entschuldigung, Sir«, fügte er etwas verlegen hinzu.

Tifflor winkte ungeduldig ab.

»Was gibt es?«

Haile Trontor schüttelte seinen mächtigen Schädel. Offenbar kämpfte er noch mit schweren Zweifeln. Dann gab er sich einen Ruck. Seine Gesichtszüge, eben noch maskenhaft erstarrt, entspannten sich etwas.

»Der Transmitter, Sir!«, keuchte er. »In seinem Zentrum hat sich vor einer Sekunde eine Energieballung gebildet, als sollte ein Durchgang stattfinden. Aber die damit verbundenen magnetischen Erscheinungen sind genau gegenpolig ...«

Tifflors Kontursessel schwang blitzschnell herum. Der Solarmarschall warf einen hastigen Blick auf Trontors Kontrollen.

Im Hintergrund schnappte ein Sammelschloss auf. Anschnallgurte flogen krachend zur Seite. Die fettleibige Gestalt des Hyperphysikers wälzte sich schnaufend durch die Zentrale.

»Ich wette!«, röhrte er schadenfroh. »Ich wette, Ihr guter Kommandant hat den magnetischen Transmitterimpuls, der bei der Ankunft eines Raumschiffes logischerweise gegenpolig sein muss, mit dem Zentrum eines Magnetsturmes verwechselt. Lassen Sie sich von einem erfahrenen Manne sa...«

»Sind Sie wahnsinnig?« So aufgeregt hatte selten jemand den Solarmarschall gesehen. »Schnallen Sie sich wieder an, aber schnell!«

Julian Tifflor wollte noch mehr sagen. Er wollte vor allem erklären, dass Oberst Trontor sich nicht geirrt hatte, sondern dass sich dem Raumschiffsverband tatsächlich ein extrem schwerer Magnetsturm näherte, dass er sich aber zu einem Zyklon auswachsen musste, wenn er, wie es die Instrumente anzeigten, mit dem Transmitterimpuls zusammentraf.

Er verzichtete jedoch auf jedes weitere Wort, als die mehrfach gestaffelten Schutzschirme der PERIKLES schlagartig aufflammten und die überbeanspruchten Schiffsverbindungen schauerlich stöhnten.

Mit einem Ruck hatte Tifflor sich ebenfalls losgeschnallt. Ein Sprung brachte ihn zu Kalup. Er umschlang den Hünen mit den Armen, schleuderte ihn wie ein Bündel alter Kleider in den eigenen Sessel und stürzte hinterher, um den zornbebenden Wissenschaftler anzuschnallen.

Keine Sekunde zu früh wurde er fertig damit.

Eine Sturzflut ungebändigter gravitatorischer und magnetischer Energie schlug über der PERIKLES zusammen, riss die Schutzschirme, die dem Anprall eines kleinen Planetoiden widerstanden hätten, auseinander und verwandelte das fünfzehnhundert Meter durchmessende Kugelschiff zu einem in den Zellnähten kreischenden, hin- und hergeschlagenen Ball.

Julian Tifflor stürzte, als die Kontursessel vor ihm von der Rettungsschaltung ruckartig in die Waagerechte gerissen wurden. Fahlgelbe Blitze schossen aus durchgeschlagenen Sicherungen, winzige Trümmerstücke zirpten als tückische Querschläger durch die Zentrale, die sich von einem Augenblick zum anderen mit beißendem Rauch füllte.

Als Tifflor sich darüber zu wundern begann, dass nicht schon der erste mörderische Ruck ihn an der Zentrale-Rückwand zerschmettert hatte, fühlte er den eisernen Griff an seiner Hüfte.

Dann lag er auf dem Gesicht, und die jählings einsetzende Stille wirkte derartig schockierend, dass er das Bewusstsein verlor.

 

*

 

Die Bewusstlosigkeit konnte höchstens einige Sekunden angehalten haben.

Als Julian Tifflor zu sich kam, wurde er eben von Oberst Trontor hochgezerrt.

Gedankenlos wischte er sich das Blut von den zerschlagenen Lippen.

»Was liegen für Meldungen vor, Oberst?«

»Man beginnt erst jetzt zu reagieren, Sir!«, dröhnte Trontors Bass. Er wies mit seiner mächtigen Hand auf das Meldepult des Flaggschiffes der Flotteneinheit. Das Meldepult nahm einen Platz von einem Quadratmeter ein. Auf diesem engen Raum befanden sich dicht an dicht liegende Zahlenkolonnen. Für jedes der achttausend Schiffe existierte eine Zahl in einem winzigen Feld, und augenblicklich erschienen in dem schwarzen Quadrat die ersten grünen Tupfen.

Julian Tifflor suchte vergeblich nach rotleuchtenden Zahlenfeldern. Als er keines fand, atmete er auf. Wenigstens schien es keinen Totalausfall gegeben zu haben.

Nach fünf Minuten stand es fest, dass kein einziges Schiff ernstlich beschädigt worden war. Nur vierzehn Transporter und ein Leichter Kreuzer meldeten teilweisen Ausfall der Schutzschirmprojektoren, der jedoch durch die anderen Aggregate überbrückt werden konnte.

»Sieht so aus, als hätten wir Glück gehabt, Sir«, bemerkte der Epsaler. Er lachte, und es klang, als trompetete ein Elefantenbulle.

Tifflor verzog das Gesicht. Epsaler galten als die fähigsten Raumschiffsoffiziere, aber die gewaltige Größe der umweltangepassten Menschen von Epsal wirkte sich natürlich auch auf die Stimme aus; es war nicht immer Nervenbalsam, einen Epsaler sprechen oder gar lachen zu hören.

»Das war schon bald ein Wunder«, entgegnete Tifflor bedächtig. Nach einer Pause setzte er hinzu: »Haben Sie noch keine Hyperkommeldung von Kahalo vorliegen?«

Als hätte der Hyperkom nur auf diese Frage gewartet, lief mit hellem Pfeifton eine Raffermeldung ein. Automatisch begann die große Bordpositronik mit der Entschlüsselung, und da sie den betreffenden Kode in ihren Speicherzellen fand, lag der Klartext nach einer Sekunde Wartezeit vor.

»CW-333Y-51-SP an SMT, zur Zeit PERIK-SIX-S-TR: Kugelförmige Energieballung SPEZ. 333Y am 20. 12. 2400 TT, 23:06:41 Uhr über Pyramiden von Kahalo. Ende – CW-333Y-51-SP.«

Tifflor hatte den Klartext halblaut vorgelesen. Uneingeweihte hätten auch damit nichts anfangen können, aber jeder, der Bescheid wusste, wusste auch, dass mit SMT Solarmarschall Tifflor gemeint war und dass die Meldung nichts anderes besagte, als dass die Beobachter auf dem Planeten Kahalo eine für Fall 333Y spezifische Energieballung über dem dortigen Pyramidentransmitter registriert und ausgewertet hatten. Fall 333Y wiederum bedeutete einen von Twin ausgehenden Transmitterimpuls in Richtung des Sonnensechsecks.

Jemand stöhnte und schluckte laut.

Tifflor sah aus den Augenwinkeln, dass Professor Kalup wieder zu sich kam. Er kümmerte sich nicht weiter darum, denn nach der Meldung von Kahalo war eine zweite andere Meldung fällig, und darauf wartete Tifflor noch sehnsüchtiger.

»Oh ...!«, gurgelte der Hyperphysiker mit schwerer Zunge. »Ka... ha... lo hat sich ge... gemeldet!« Er holte tief und mit rasselnden Nebengeräuschen Luft. »Ist alles okay?«

Tifflor nickte.

»Bis auf das Schiff.«

»So ...«, machte Kalup. Dann setzte er polternd hinzu: »Entschuldigen Sie, Sir. Ich glaube, ich habe mich vorhin benommen wie ... wie ...«

»Wie Professor Kalup«, ergänzte Tifflor schmunzelnd. Ernst werdend setzte er hinzu: »Tun Sie es bitte nicht wieder, Professor.«

Kalup schnaufte. Er bemerkte erst jetzt die schwarzgeschmorten Sicherungsplatten und die vereinzelt umherliegenden Glassitsplitter und Plastikscheiben. Er wurde ziemlich kleinlaut.

»Schätze, Sie haben mir das Leben gerettet, Sir. Vielen Dank auch.«

»Nicht der Rede wert!«

Tifflor drehte sich um. Bevor Kalup den versteckten Sinn der Entgegnung erfasste, wurde er von Tifflors Grinsen angesteckt. Schwach drohte er dem Solarmarschall mit dem Finger.

Aber Tifflor sah es bereits nicht mehr. Eine neue Funkmeldung lief ein. Auch sie wurde von der Positronik in Sekundenschnelle entschlüsselt.

»Gott sei Dank, Sir!«, sagte Oberst Trontor aus vollem Herzen. »Das ist die RETURN III. Offenbar ist sie heil zurückgekommen.«

Tifflor nahm die Finger wieder aus den Ohren.

»Kein Grund, mein Trommelfell zu beschädigen, Oberst! Ansonsten haben Sie recht. Geben Sie dem Schiff einen Peilstrahl.«

Professor Kalup kletterte ächzend von Tifflors Sessel.

»Es geht bald los, schätze ich. Soviel ich weiß, ist das das erste Mal in der Geschichte, dass ein Schiff vom Twin-System aus auf dem gleichen Wege hierher zurückkehrt.«

»Zum ersten Mal in der Geschichte des Solaren Imperiums«, berichtigte Tifflor ihn. Dann nickte er sinnend. »Ja, ich denke auch, dass wir nun bald beginnen können. Aber warten wir noch ab, was die Besatzung des Spezialschiffes berichtet.«

 

*

 

Die Besatzung der RETURN III befand sich in einem Zustand, der sich mit Euphorie vergleichen ließ. Sie war trunken vor Freude über die reibungslos gelungene Rückkehr.

In diesem Freudentaumel übersah sie etwas, das der Kommandant der RETURN III nicht übersah: Dass Solarmarschall Julian Tifflor nämlich trotz Rückstand im Zeitplan nicht vergaß, der Besatzung in einer Grußbotschaft für ihren Erfolg zu danken, und dass er allen Offizieren persönlich die Hand drückte.

Für Tifflor war das selbstverständlich. Immerhin hatte jeder an Bord des Spezialschiffes seine ganze Kraft gegeben und sein Leben eingesetzt, um achttausend Schiffsbesatzungen unnötige Opfer zu ersparen.

Als die Offiziere des Spezialraumers von Bord der PERIKLES gingen, war die Verbundenheit, mit »ihrem« Solarmarschall noch fester, noch inniger geworden.

Tifflor aber wusste nichts von seinem soeben errungenen Erfolg. Seine Handlungsweise war nicht kühler Berechnung entsprungen, sondern einem grundlegenden Charakterzug, einem Charakterzug, der ihn neben Rhodan zur geborenen Führernatur machte.

Und auch das gehörte dazu: Ein Flottenbefehlshaber, der mit eiskalter Ruhe und beinahe positronischer Exaktheit die letzten Befehle an achttausend Raumschiffe gab und dabei nichts von Wichtigkeit vergaß – und der von allen Kommandanten eine hundertprozentig korrekte Ausführung verlangte.

Achttausend Raumschiffe setzten sich in Bewegung.

Nach dem letzten Befehl verharrte Julian Tifflor einen Herzschlag lang in unnatürlich steifer Haltung. Dann entspannte er sich.

»Fertig!« Er wandte sich an den Kommandanten der PERIKLES.

»Oberst, rufen Sie die Robots!«

Professor Kalup trat von einem Bein aufs andere.

»Es wird Zeit, dass man etwas erfindet, um ohne Tiefkühlnarkose auszukommen. Mir behagt es gar nicht, in wenigen Minuten als Gefrierfleisch nutzlos herumzuliegen.«

»So?« Tifflor lächelte. »Glauben Sie nützlicher zu sein, wenn Sie als Irrer durch die Gänge rasen?«

»Sadist!«, schnaufte der Hyperphysiker empört.

»Wer hat empfohlen, den direkten Weg ins Sonnensechseck zunehmen ...?«