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Nr. 124

– ATLAN exklusiv Band 11 –

 

Irrfahrt im Sternenstaub

 

Sie kommen aus einer anderen Dimension – und holen sich ihre Opfer

 

von H. G. Ewers

 

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Im Großen Imperium der Arkoniden schreibt man das Jahr 10.497 v.A. – eine Zeit, die dem 9. Jahrtausend v. Chr. entspricht, eine Zeit also, da die Erdbewohner in Barbarei und Primitivität verharren und nichts mehr von den Sternen oder dem großen Erbe des untergegangenen Lemuria wissen.

Arkon hingegen – obzwar im Krieg gegen die Maahks befindlich – steht in voller Blüte. Imperator des Reiches ist Orbanaschol III., ein brutaler und listiger Mann, der den Tod seines Bruders Gonozal VII. verursacht hat, um selbst die Herrschaft übernehmen zu können.

Auch wenn Orbanaschol seine Herrschaft gefestigt hat – einen Mann hat der Imperator von Arkon zu fürchten: Atlan, den rechtmäßigen Thronerben, der kurz nach dem Tode Gonozals zusammen mit Fartuloon, dessen Leibarzt, spurlos verschwand und bei der Allgemeinheit längst als verschollen oder tot gilt.

Doch der junge Kristallprinz ist lebendiger und aktiver denn je! Nachdem man ihn über seine wahre Herkunft informiert und sein Extrahirn aktiviert hat, strebt er den Sturz des Usurpators an.

Doch von diesem Ziel ist Atlan noch weit entfernt. Nach seiner geglückten Flucht vom Planeten des Folterkönigs geriet er in die Gewalt der Piraten der Sogmanton-Barriere. Und um seine geliebte Farnathia zu retten, muss er alles riskieren – auch eine IRRFAHRT IM STERNENSTAUB ...

Die Hauptpersonen des Romans

 

 

Atlan – Der Kristallprinz gibt sich zu erkennen.

Morgus – Ein Metabolischer.

Hanwigurt Sheeron – Anführer einer Gruppe von Weltraumpiraten.

Jepson Tropp – Pilot eines »Staubeis«.

Farnathia und Lord Correson – Überlebende eines Fluchtschiffs.

1.

 

Ich war gefangen.

Gefangen in einem Asteroiden am Rande der Sogmanton-Barriere, in der mein Schiff mit meiner Farnathia verschwunden war. Rund zehntausend Piraten lebten in dem unregelmäßig geformten Steinbrocken, der zirka eine Million Schritt durchmaß. Sie wurden von einem fetten, kahlköpfigen Zwerg befehligt, der Hanwigurt Sheeron hieß.

Hanwigurt Sheeron war Telepath.

Ich hatte es sofort gespürt, als er mich verhörte und dabei versuchte, in meine Gedanken einzudringen.

Natürlich hatte ich sofort einen antipsionischen Block aufgebaut, so dass Sheeron keinen einzigen meiner Gedanken lesen konnte. Das hatte ihn selbstverständlich misstrauisch gemacht. Da ich unangenehme Verhörmethoden befürchtete, war ich geflohen. Meine Bemühungen, an ein Raumschiff der Piraten heranzukommen, waren allerdings vergebens gewesen.

Man hatte mich betäubt und in ein Verlies gesperrt.

Das Verlies bestand aus einer natürlichen Höhlung im Felsgestein des Asteroiden, die man mit Isoplast verkleidet und mit einem ebenen Fußboden versehen hatte. An Mobiliar enthielt das Verlies eine Liege, einen Tisch, der offenbar aus der Messe eines Raumschiffs stammte, einen Schalensessel und ein transportables Klosett. Außerdem war fließendes warmes und kaltes Wasser vorhanden, und über die Verpflegung konnte ich mich auch nicht beklagen.

Allerdings hatte ich die letzte Mahlzeit kaum angerührt.

Die Gedanken an Farnathia, die irgendwo hilflos in den Staubballungen und hyperenergetischen Stürmen der Sogmanton-Barriere treiben mochte, machten mich ganz krank.

Ich trat an die Thermoplast-Tür und hämmerte mit den Fäusten dagegen, konnte aber nicht einmal erkennen, ob mich jemand hörte. Nach einiger Zeit ließ ich davon ab und setzte mich auf den Rand der Liege.

Meine Gedanken kreisten um die jüngste Vergangenheit. Ich dachte daran, wie ich nach unsäglichen Strapazen und Gefahren den Blinden Sofgart auf seiner Folterwelt überlistet und ihn gezwungen hatte, ein Raumschiff für Farnathia, mich und vier ehemalige Gefangene des Söldnerführers zur Verfügung zu stellen.

Mit diesem Raumschiff, das ich FARNATHIA nannte, hatten wir Ganberaan verlassen. Wir waren guten Mutes gewesen, denn die FARNATHIA war zwar ein relativ kleines, aber sehr gutes Schiff. Nach vier Transitionen hatte ich die Hyperfunkanlage in Betrieb genommen und versucht, Kontakt mit einem anderen Raumschiff oder einer bewohnten Welt aufzunehmen, von der aus ich vielleicht Fartuloon anfunken konnte.

Aber noch bevor sich ein Erfolg eingestellt hatte, war ein Hypersturm losgebrochen und hatte die FARNATHIA mit sich gerissen. Ich vermutete schon damals, dass wir in eine Randzone der Sogmanton-Barriere geraten waren. Schon zahllose Raumschiffe waren in dieser Gegend des Weltalls von Hyperstürmen erfasst und in die Staubballungen und Energiestrudel der Sogmanton-Barriere entführt worden. Ganze Flottenverbände sollten dort spurlos verschwunden sein.

Da die Steuerdüsen der FARNATHIA versagten, war ich ausgestiegen, um sie zu reparieren und mit ihrer Hilfe vielleicht doch noch der Barriere zu entgehen.

Doch die Ausläufer eines Sturmes rissen mich fort. Hilflos musste ich mit ansehen, wie die FARNATHIA in den Staubballungen verschwand. Wenig später wurde ich ebenfalls in die Sogmanton-Barriere hineingezogen.

Dort hatte mich dann ein Pirat namens Jepson Tropp mit seinem Raumschiff geborgen und zu dem riesigen Asteroiden gebracht, den die Freibeuter Richmonds Schloss nannten. Ich war ein Gefangener geworden. Alle meine Bitten, nach der FARNATHIA zu suchen, waren bisher auf taube Ohren gestoßen.

Ich wurde aus meinen Grübeleien gerissen, als die elektronische Verriegelung des Türschlosses plötzlich mehrmals klickte. Im nächsten Augenblick glitt die Tür zur Seite.

Ich sprang auf – und erstarrte.

Was ich in der Türöffnung stehen sah, ließ mich einige Herzschläge lang daran zweifeln, dass ich wach war. Zu sehr schien es Bestandteil eines Albtraums zu sein.

Denn dort stand nicht etwa ein Monstrum aus einer fremdartigen Welt.

Nein, dort stand ich selber!

Es war, als schaute ich in einen Feldspiegel, dessen Korrekturschaltung die Seitenverkehrtheit eliminierte und mich plastisch abbildete.

Im nächsten Moment wusste ich, dass es doch kein Feldspiegel sein konnte, der vielleicht in die Türöffnung projiziert worden war, denn meinem Gegenüber wuchsen plötzlich die Ohren zu langen, spitz auslaufenden Gebilden, das schulterlange weißblonde Haar schrumpfte zu einem hässlichen grauweißen Hautkamm, und das Gesicht zerfloss zu einer flachen teigigen Masse.

Ein Metabolischer!

Ein Lebewesen, das seine Gestalt beliebig verändern kann!

Das Wesen veränderte sich schneller. Ich sah, dass das, was die Kleidung zu sein schien, ebenfalls Bestandteil des metabolischen Körpers gewesen war. Innerhalb kurzer Zeit hatte sich das Wesen von einer Nachbildung meiner Person in einen kleinen Drachen verwandelt.

Die Erstarrung fiel von mir ab.

Ich ging mit schnellen Schritten auf das Tier zu, um an ihm vorbei in den Gang zu kommen.

Aber da tauchte hinter dem Tier die rundliche Gestalt von Hanwigurt Sheeron, dem Oberpiraten, auf. Sie hätte mich kaum beeindruckt, wenn Sheeron nicht in der rechten Hand eine Schockwaffe gehalten hätte, dessen Abstrahlmündung genau auf mich gerichtet war.

Hanwigurt Sheeron grinste über sein ganzes fettes Gesicht und rief:

»Hat Morgus dich erschreckt, Raumfahrer? Nur keine Dummheiten! Eine Schockparalyse ist alles andere als angenehm.«

Er bewegte die Waffe.

»Zurück! Setz dich auf die Liege!«

Ich gehorchte. Angesichts der drohend auf mich gerichteten Waffe blieb mir auch gar nichts anderes übrig.

Sheeron tätschelte den Nacken des Wesens, das er Morgus genannt hatte. Es bewegte sich watschelnd in mein Verlies, steckte den Kopf in das Waschbecken und leckte die Feuchtigkeit auf. Dieses Verhalten bewies mir endgültig, dass es sich bei Morgus um ein Tier handelte.

Der Oberpirat folgte ihm, nahm im Schalensessel mir gegenüber Platz, hielt aber den Schockblaster ständig schussbereit auf mich gerichtet.

Ich wies mit dem Kopf zu Morgus und sagte:

»Ein interessantes Tier haben Sie da, Sheeron.«

Der Freibeuter schnaufte und wischte sich mit der linken Hand den perlenden Schweiß von der Glatze. Die rechte Hand hielt den Strahler jedoch unverwandt auf meinen Bauch gerichtet.

»Morgus bereitet mir viel Vergnügen«, erwiderte er. »Sie hätten Ihr dummes Gesicht sehen müssen, als sie plötzlich sich selbst gegenüberstanden.«

Es hing anscheinend ganz von seiner jeweiligen Stimmung ab, ob Sheeron mich duzte oder siezte.

»Aber versuchen Sie nicht, mich abzulenken!«, fuhr er mit erhobener Stimme fort. »Leider besitzen Sie die ungewöhnlich Gabe, Ihre Gedanken vor Telepathen zu blockieren. Doch vergessen Sie nicht, dass es andere Methoden gibt, einen Mann zum Sprechen zu bringen.«

Meine Haltung versteifte sich unwillkürlich. Verächtlich entgegnete ich:

»Mich wird niemand zum Sprechen bringen, wenn ich nicht will!«

Arroganz ist die Schwester der Dummheit!, teilte mir der Logiksektor meines Extrahirns mit. Nach den Verhören wirst du nicht mehr fähig sein, nach Farnathia zu suchen. Versuche, Sheeron mit der Wahrheit zu schockieren.

Mit der ganzen Wahrheit?, fragte ich zurück.

Halbheiten helfen dir nicht weiter, antwortete mein Logiksektor.

Sheeron schnaufte wieder. Wahrscheinlich war sein Herz so verfettet, dass es früher oder später versagen musste. Vom Kinn des Piraten troff Schweiß.

»Du bringst dich in echte Schwierigkeiten, Mann!«, fuhr er mich an. »Ich schätze Sie als einen sehr intelligenten Arkoniden ein, der seine jeweilige Lage gut zu beurteilen weiß und seine logisch fundierten Schlüsse daraus zieht.«

Er scheute offenbar davor zurück, mir durch Foltermethoden die Wahrheit zu entlocken. Das gab den letzten Anstoß zu meiner Entscheidung.

Ich entspannte mich und baute die geistige Barriere ab, die ich vor meinen Gedanken errichtet hatte.

Es war unnötig, etwas zu sagen, denn Hanwigurt Sheeron hatte die ganze Zeit über versucht, meine Gedanken zu lesen – und nun lagen sie plötzlich offen vor ihm.

Zuerst las ich in seiner Miene Triumph über meine geistige Kapitulation, dann fassungsloses Erstaunen und schließlich Bestürzung. Meine Absicht, ihn durch Preisgabe der ganzen Wahrheit zu schockieren, war also gelungen.

Doch dann wandelte sich die Bestürzung in eine listige Spielermiene. Über Sheerons Gesicht glitt ein nachdenkliches Lächeln, als er sagte:

»Auf Ihre Ergreifung hat Imperator Orbanaschol die größte Kopfprämie ausgesetzt, die es jemals gab, Erhabener.« Er kratzte sich an der Stirn. »Ein hübsches Sümmchen ...«

Ich wurde unruhig. Mir kamen plötzlich Zweifel, ob es tatsächlich ein so guter Entschluss gewesen war, den Oberpiraten freiwillig meine geheimsten Gedanken lesen zu lassen. Sofort errichtete ich die Blockierung erneut.

»Wollen Sie mich etwa ausliefern?«, fragte ich. »Haben Sie so wenig Stolz, dass Sie sich zum Büttel eines Mörders erniedrigen würden?«

Sheeron musterte mich mit Augen, die nichts von dem verrieten, was hinter der Stirn vorging. Dann steckte er unverhofft seinen Schockblaster ins Gürtelhalfter, erhob sich und sagte:

»Sie kränken mich, Euer Erhabenheit. Meine Männer und ich sind zwar Freibeuter, aber keine Verbrecher. Wir nehmen uns nur das, was die Mahlströme der Sogmanton-Barriere von den Schiffen übrig lassen, in die sie hineingerieten.«

Er lächelte mit leisem Spott.

»Außerdem denke ich an die Zukunft. Ich werde mich auf die Seite des rechtmäßigen Imperators schlagen und Ihnen helfen. Euer Erhabenheit sollen mich in guter Erinnerung behalten.«

Ich atmete auf.

Zwar traute ich dem Freibeuter noch immer nicht, aber dadurch, dass er seine Waffe ins Halfter geschoben hatte, hatte er mir bewiesen, dass er mich vorerst nicht mehr als seinen Gefangenen betrachtete.

»Wenn Sie mir helfen, werden Sie es nicht bereuen, Sheeron«, erwiderte ich. »Und lassen Sie die formelle Anrede. Es genügt, wenn Sie mich Atlan nennen.«

»Wie Sie wünschen, Atlan«, sagte Sheeron. »Bitte, begleiten Sie mich nun in einen meiner privaten Räume.«

Er wandte sich zu dem Tier um, das noch immer in der Gestalt eines kleinen Drachens mein Waschbecken ausschleckte.

»Komm, Morgus!«

Morgus leckte ein letztes Mal über den Beckenrand, dann biss er in die Mündung des Wasserspenders, knurrte unwillig und ließ von dem Gegenstand seines Interesses ab.

Im Watschelgang tappte er hinter uns durch den Korridor.

 

*

 

Nachdem wir einen langen Antigravschacht hinabgeschwebt waren, ließen wir uns von einem Transportband durch einen breiten Korridor mit zahlreichen Abzweigungen tragen.

Wir begegneten unterwegs nur wenigen Piraten. Zehntausend Personen in einem derart voluminösen Asteroiden waren nicht mehr als zehntausend fingernagellange Insekten in einer Raumschiffswerft. Die Piraten blickten jedes Mal fragend ihren Chef an, kümmerten sich jedoch nicht weiter um uns, sobald Sheeron ihnen beruhigend zugenickt hatte.

Vor einem Schott am Ende des Korridors stieg Hanwigurt Sheeron vom Transportband und blieb stehen, während er in den Taschen seiner Kombination suchte.

Ich blickte mich nach Morgus um.

Im ersten Moment glaubte ich, das Tier sei irgendwo auf der Strecke falsch abgebogen, denn hinter uns näherte sich lediglich eine Arkonidin auf dem Transportband. Doch dann sah ich, dass sie einen Sathainidenschwanz trug, und ich wusste, dass es Morgus war, der wieder einmal seine Gestalt gewechselt hatte.

Unterdessen hatte der Freibeuter gefunden, was er suchte, seinen Kodeimpulsgeber nämlich, ohne den er den elektronischen Entriegelungsmechanismus seiner Privaträume nicht aktivieren konnte.

Er schaltete das kleine Gerät ein, und im nächsten Augenblick glitt das Schott summend zur Seite und rastete mit sattem Schmatzen ein.

Ich runzelte die Stirn, als ich hinter der Öffnung nicht etwa einen Raum erblickte, sondern das Innere eines seltsamen Fahrzeugs, wie ich es bislang noch nie gesehen hatte. An den Seitenwänden befanden sich zwei gepolsterte Bänke, und zwischen ihnen stand ein schmaler Schalttisch.

Sheeron trat schnaufend ein und setzte sich ächzend. Der Schweiß lief seinen Hinterkopf herab und sammelte sich im Genick zu einem Rinnsal. Warum tat der Pirat nur nichts gegen seine übermäßige Transpiration? Unsere Biomedizin hielt doch bestimmt zahlreiche Mittel dagegen bereit.

»Kommen Sie schon, Atlan!«, rief Sheeron ungeduldig. »Und du kommst auch, Morgus. Bei Chrekt, wie siehst du denn wieder aus!«

Der Metabolische hüpfte unmittelbar nach mir in das Fahrzeug. Er hatte zwar den Oberkörper einer Arkonidin beibehalten, doch der Unterkörper glich dem einer Sprungechse von Wawlil.

Ich setzte mich Sheeron gegenüber, und Morgus setzte sich neben mich und schmiegte sich dicht an mich. Die Berührung des kühlen Tierkörpers war mir irgendwie peinlich. Ich rückte jedoch nicht ab, weil ich mir sagte, dass Morgus vielleicht genau das provozieren wollte.

Hanwigurt Sheeron grinste und betätigte mit seinen dicken Fingern den Schalttisch.

Das Schott schloss sich wieder. Einen Herzschlag lang schwächte sich das Licht, das gelblich durch die transparente Deckenplatte fiel, ab, dann strahlte es so hell wie zuvor. Rein gefühlsmäßig nahm ich wahr, dass wir uns mit hoher Geschwindigkeit fortbewegten.

Als das Fahrzeug anhielt, hatte der Metabolische sich in ein arkonidisches Parkrind verwandelt, dessen Fell so weich wie Plüsch war und dezent nach Kräutern duftete.

»Wenn es mir eines Tages einfällt und ich den richtigen Moment abpasse«, erklärte Sheeron mit lüsternem Lächeln, »werde ich ihn schlachten und das saftige Fleisch von einer guten Freundin am Spieß braten lassen.«

Sofort verwandelte sich der Metabolische abermals. Ich konnte genau sehen, wie das zuerst plüschweiße Fell hart und strähnig wurde und sich mit Schorf bedeckte. Die Augen blickten trübe, aus den Nasenlöchern rann ekelhaftes Sekret, und das ganze Tier verbreitete einen durchdringenden Verwesungsgeruch.

»Morgus versteht offenbar jedes Wort«, sagte ich und presste mir ein Tuch auf die Nase.

»Ja«, meinte Sheeron, »und wenn er uns weiter die Luft verpestet, lasse ich ihn in den nächsten Konverter werfen.«

Beinahe augenblicklich ließ der Gestank nach. Die Verwandlung dauerte etwas länger, ging aber dennoch unheimlich schnell vor sich, wenn man bedachte, welche komplizierten biochemischen Vorgänge daran beteiligt waren.

Das Tier verstand tatsächlich jedes Wort. Folglich besaß es eine gewisse Intelligenz.

Als sich das Schott diesmal öffnete, blickte ich in eine kuppelförmige Halle, deren Boden größtenteils mit bunten Kissen bedeckt war. Genau in der Mitte stand ein niedriger runder Servotisch.

Sheeron ließ mir den Vortritt.

»Nehmen Sie Platz, Atlan«, sagte er und ließ sich ächzend auf die Kissen nahe des Servotisches fallen. »Wir werden eine Kleinigkeit essen, während wir über den Plan reden, wie wir die FARNATHIA einschließlich Ihrer geliebten Freundin im Staubdschungel aufspüren können.«

Ich setzte mich dem Piraten gegenüber.

Morgus verwandelte sich in eine exotische Frau mit etwas zu üppigen Formen und spärlicher Bekleidung und ließ sich dicht neben Sheeron nieder.

»Bedienen Sie sich!«, forderte Sheeron mich auf.

Er tastete einige Knöpfe und Schaltplatten, woraufhin sich die Tischplatte auf seiner Seite mit einer Menge auserwählter Speisen bedeckte. Dazu kamen zwei große Krüge mit Wein.

Ich tastete nur einen so genannten Raumfahrerimbiss: ein paar dünne Scheiben Synthofleisch, eine Handvoll weißer Stärkeflocken sowie einen vitaminreichen Salat und einen Becher Obstsaft.

Hanwigurt Sheeron aß, indem er die köstlichen Speisen förmlich in sich hineinschaufelte. Dazu trank er unmäßig viel Wein. Kein Wunder, dass er so fett war. Der Schweiß lief ihm dabei in Strömen über das Gesicht.

Ich wartete ungeduldig darauf, dass der Oberpirat endlich einen konkreten Plan für eine Suchaktion entwickelte. Allerdings versuchte ich mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen.

Nachdem er den größten Teil seiner Speisen vertilgt und den dritten Krug Wein geleert hatte, äußerte Sheeron akustisch seine Zufriedenheit, wischte sich den fettigen Mund mit dem behaarten Handrücken ab und sagte: