Die Autorin

Mag. Dr. Barbara Widhalm

Logopädin, Psychologin, Stimm-, Sprech- und Auftrittscoach.

Logopädin am Klinikum Klagenfurt (1996 bis 2006). Direktorin der Logopädischen Akademie des Landes Kärnten sowie Leitung des Fachhochschul-Studienganges Logopädie in Kärnten und Wien (2007 bis 2014).

Konfliktmanagement und Coaching für das Amt der Kärntner Landesregierung (seit 2015).

Beratung, Coaching, Vorträge wie auch Seminare für Einzelpersonen, Unternehmen und öffentliche Institutionen. Lehre/Training an den Universitäten Wien, Graz und Klagenfurt sowie an der Medizinischen Universität Innsbruck. Forschungsschwerpunkte: Stimmdidaktik, Stimmwirkung, soziale Dimensionen von Stimme und Sprechen, Gruppendynamik. Publikation von zahlreichen Fachartikeln und Fachbüchern.

www.barbarawidhalm.at

Barbara Widhalm

Stimm- und Sprechtraining

Praxistipps für alle, die etwas zu sagen haben

Barbara Widhalm

Stimm- und Sprechtraining

Praxistipps für alle, die etwas zu sagen haben

| Wann Ihnen dieser Ratgeber nützt

Wie viele Minuten pro Tag sprechen Sie? Wie viel Zeit haben Sie bis jetzt in Stimme und Sprechen investiert? Haben Sie sich mit diesen Fragen schon einmal auseinandergesetzt?

Immer, wenn Sie sprechen, hinterlassen Sie einen Eindruck – gewissermaßen eine akustische Visitenkarte. Diese entscheidet in Bruchteilen von Sekunden, ob Sie als sympathisch wahrgenommen werden oder nicht. Und das kann bedeutend sein: egal, ob im Erstkontakt, am Anrufbeantworter oder im Fall einer Dating-App, die mit Stimme statt mit Foto funktioniert.

Natürlich kann man auch andersherum fragen: Wie viele Minuten hören Sie täglich zu? Wem hören Sie gerne zu? Vielleicht haben Sie bereits herausgefunden, woran dies liegt – vom Inhalt einmal abgesehen. Wie empfinden Sie jene Menschen, denen Sie zuhören? Haben sie angenehme Stimmen? Und was macht eine angenehme Stimme eigentlich aus? Kennen Sie Vortragende, die begeistern, verzaubern, kraftvoll wirken? Bei denen Sie das Gefühl haben, dass Sie förmlich ins Gespräch hineingezogen werden?

Solange unsere Stimme im Alltag funktioniert, ist sie meist kein Thema. Doch Stimmveränderungen haben wir alle schon erlebt: Heiserkeit, Knödelgefühl im Hals, häufiges Räuspern, Ermüdungserscheinungen oder eine brüchige Stimme, etwa nach der Chor-Probe. „Stimme schonen“, sagt der Hausverstand. Doch wie geht das? Und was tun, wenn man ein Kratzen im Hals verspürt und am nächsten Tag unterrichten muss, eine wichtige Präsentation hat oder gar eine Sitzung leiten soll?

Der Ratgeber enthält komprimierte Grundlagen zum Phänomen Stimme. Sie erfahren, welche Faktoren die Stimme beeinflussen und wie Sie mit ihr am besten umgehen. Außerdem finden Sie zahlreiche Übungen, die einfach durchzuführen sind und sich im Alltag bewährt haben. Tipps und Tricks für mehr Stimmgesundheit und einen besseren Auftritt runden das Buch ab.

Geeignet ist der Ratgeber für alle, die viel sprechen und ihre Stimme, ihr Sprechen verbessern möchten – ob am Podium, im Lehrsaal, am Telefon, im Verkauf, bei einer Verhandlung oder im persönlichen Gespräch. Falls Sie einfach nur Ihre Stimm-Möglichkeiten kennenlernen und erweitern oder Stimmproblemen vorbeugen möchten, werden Sie ebenso fündig. Profitieren werden auch all jene, die aus der Logopädie, der Sprachheilpädagogik, dem Schauspiel oder dem Gesang kommen und der Stimme buchstäblich mehr Raum geben möchten.

| Stimme ist kein Schicksal

Als Baby waren Sie vermutlich gut bei Stimme und haben Mama und Papa ganz schön auf Trab gehalten. Wie Ihnen das gelungen ist? Ihre Stimme wurde vom gesamten Körper unterstützt: mit Stampfen, großen Armbewegungen, Fäusten und Grimassen. Babys und Kleinkinder setzen ihren ganzen Körper ein, um gehört zu werden. Ein Körpereinsatz, der gesund und natürlich ist. Und der immer noch abrufbar ist; auch wenn er brachliegt. Was Sie wissen sollen: Das Aktivieren dieser natürlichen Stimmressourcen lohnt sich.

Apropos Baby: Selbst wenn es noch nicht sprechen kann, erkennen Bezugspersonen meist genau, ob ihr Kind hungrig, müde oder krank ist. Die Stimme verrät es. Auch beim Plappern der ersten Silben entwickeln wir rasch einen Eindruck von der Stimmung des Kindes.

Testen Sie, wie sich Emotionen über die Stimme ausdrücken lassen: Suchen Sie sich einen Ort, an dem Sie ungestört sind. Nun denken Sie sich ein paar Silben aus, die einem Babymund entspringen können: „bababa“ oder „mamama“ etwa. Versuchen Sie nun, mit den gewählten Silben eine Forderung, eine Frage oder ein Aufmerksam-Machen auszudrücken. Hören Sie sich selbst genau zu: Was geschieht mit der Stimme, dem Sprechtempo, der Artikulationsschärfe? Woran lässt sich die Emotion oder Absicht erkennen?

Mit zunehmendem Alter erforscht das Baby brabbelnd und gurrend die Sprechwerkzeuge und lernt, mit der Stimme zu spielen – ganz hoch und ganz tief. Neugierig ist es dabei immer. Vielleicht kennen auch Sie das: Die Freude, die entstehen kann, wenn wir uns einem Baby zuwenden, es nachahmen und mit Lauten, Stimme und Stimmungen spielen. Diese Freude entsteht nicht zuletzt aufgrund der unmittelbaren Resonanz, der unverfälschten Reaktion. Auch diese Fähigkeit liegt in uns. Starten Sie einen Weckruf!

Stimme ist etwas ganz Persönliches – wie ein Fingerabdruck. Weil keine wie die andere klingt, werden Stimmanalysen sogar vor Gericht eingesetzt. Auch Hotlines im Bankensektor nützen bereits „Stimmabdrücke“, um die Person am anderen Ende der Leitung zu identifizieren.

Rein physikalisch betrachtet ist Stimme Schwingung – sozusagen ein Kontaktorgan. Stimme lebt von Resonanz, sie ist Ausdruck von Lebendigkeit und in der Lage, Stimmung abzubilden: von Bestürzung bis Begeisterung.

Durch die Stimme entstehen aber auch Bilder im Kopf. Das kennen Sie sicher: Wenn Sie mit jemandem telefonieren, den Sie zuvor noch nie gesehen haben, sprießt die Fantasie. Vielleicht malen Sie sich sogar das Gegenüber aus – das Aussehen, die Größe oder die Kleidung?

„Meine Stimme klingt piepsig, das ist angeboren.“„Mein Vater hat auch so gesprochen.“„Die eigene Stimme kann man nicht verändern.“ Haben Sie Sätze wie diese auch schon einmal gehört? Das Bild, das wir von unserer Stimme haben, ist von Vorurteilen geprägt. Misstrauen Sie eingerasteten Denkmustern! Ihre Stimme ist wandelbarer als Sie glauben. Denn Stimme ist kein Schicksal. Was das bedeutet? Wir alle sind im Besitz eines genialen, multifunktionellen Instruments, das dazu dient, zu kommunizieren, Emotionen zu vermitteln oder zu führen. Und dieses Instrument kann in jedem Alter „gestimmt“ werden – auf unterschiedlichen Saiten. Sogar Nach-Stimmungen sind möglich.

Nehmen Sie Ihre Stimme und damit auch Ihre Stimmung selbst in die Hand! Sie entscheiden über Ihren persönlichen „Stimmabdruck“.