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Anne Devillard

im Gespräch mit

Hans-Peter Dürr und Sue Dürr

Ein Leben voller Staunen

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BUCH

Hans-Peter Dürr ist nicht nur einer der renommiertesten Quantenphysiker unserer Zeit, er ist mit seinen 84 Jahren auch sozio-politisch und ökologisch immer noch sehr engagiert – und er ist trotz seiner Berühmtheit sehr menschlich geblieben. Als Kriegskind erlebte er die Schrecken des Zweiten Weltkriegs unmittelbar. Welche entscheidenden Folgen hatte die Kriegs- und Nachkriegszeit auf seine Jugend und sein späteres Leben? Welche Lebensphilosophie zog er aus dieser Zeit? Welche Botschaft möchte er den jungen Menschen von heute vermitteln?

 

Diese Fragen beantwortete er in einem langen Gespräch mit Anne Devillard.

 

„Hinter jedem erfolgreichen Mann steht eine starke Frau“, so ein bekannter Spruch. Im Falle von Hans-Peter Dürr ist es stimmiger zu fragen: Welche starke Frau steht an seiner Seite? Denn Sue Dürr, die Amerika verlassen hat, um mit ihm nach Deutschland zu kommen, hat keineswegs ihre Selbstständigkeit aufgegeben, sondern sie hat Hunderte von Menschen für Volkstänze begeistert und engagiert sich bis heute für die Gestaltung einer besseren Welt.

 

Sue Dürr nahm sich auch Zeit und sprach lange mit Anne Devillard über ihr bewegtes Leben.

 

AUTORIN

Anne Devillard, in Paris aufgewachsen, Magister in Germanistik an der Pariser Sorbonne, ist dem spirituell interessierten Publikum in Deutschland seit vielen Jahren bekannt. Sie lebt seit 1980 in München. Seit 1989 ist sie Chefredakteurin der renommierten naturheilkundlichen Zeitschrift Natur & Heilen und Moderatorin auf internationalen Kongressen über ganzheitliche Medizin, Wissenschaft und Spiritualität. Ihr Bestseller „Heilung aus der Mitte – Werde der, der du bist“, im Driediger Verlag erschienen, regt ein großes Interesse bei der deutschen und französischen Leserschaft an.

Vorwort der Autorin

VORWORT

Das letzte Jahrtausend ist mit einem Jahrhundert der Extreme zu Ende gegangen. Folgenschwere Wirtschaftskrisen, verheerende Kriege und unvorstellbare Verbrechen gegen die Menschlichkeit stehen einer politischen Neuordnung und einer weitgehenden Befriedung Europas, bahnbrechenden wissenschaftlichen Entdeckungen sowie einem rasanten technischen Fortschritt gegenüber.

Wie kein anderer steht Hans-Peter Dürr als ein Zeuge dieses Jahrhunderts, das als Vermächtnis auch unser gegenwärtiges, von globalen Krisen gerütteltes Leben bestimmt. Und wie kein anderer steht der Kernphysiker, Schüler Werner Heisenbergs und dessen Nachfolger als Direktor am Max-Planck-Institut für Physik für einen großen wissenschaftlichen Erkenntniswillen, auch wenn er zugleich als Vordenker einer wissenschafts- und forschungskritischen Strömung gilt.

Neben seiner Offenheit für erkenntnistheoretische Fragestellungen und seinem gesellschaftspolitischen Engagement ist es wohl auch jene Gegensätzlichkeit, die seine Person so faszinierend macht. Das vorliegende Buch, das aus einem langen Gespräch mit dem Quantenphysiker entstand, gibt jedoch nicht nur Einblick in sein Leben als renommierter Wissenschaftler und Denker, sondern auch als Privatmensch.

Hans-Peter Dürr, 1929 in Stuttgart geboren, erlebte als Teenager die Schrecken des Zweiten Weltkrieges – sie setzten seiner als glücklich empfundenen Kindheit eine jähe Zäsur. Offen und mit viel menschlicher Wärme, ja einer Art Staunen über persönliche Schicksale und das Leid dieser Zeit schildert er die eigenen familiären Verhältnisse, seinen zurückgezogenen und arbeitsamen, aber vom Krieg gebrochenen Vater, die resolute und tapfere Mutter und seine Geschwister.

Es ist die Sicht eines noch ganz introvertierten Jungen, seine Erlebnisse als Aushilfe in einer Bäckerei, beim Bau eines Luftschutzbunkers, in den Bombennächten von 1944 und in amerikanischer Gefangenschaft. Es ist auch die Auseinandersetzung mit dem Thema kollektiver Schuld. Noch lange Zeit nach Ende des Krieges hatte Hans-Peter Dürr mit niemandem über seine Erlebnisse gesprochen, fühlte er nur Wut und traute keinem Erwachsenen über den Weg.

Die Begegnung mit Werner Heisenberg und die Gespräche mit Hannah Arendt während seiner Promotion in Berkeley öffneten ihm die Augen für die größeren Zusammenhänge und gaben wesentliche Impulse für seinen weiteren Lebensweg. Aus dem in sich gekehrten Jungen wurde mit den Jahren und im Austausch mit Persönlichkeiten wie Michail Gorbatschow, Raimon Panikkar oder dem Zen-Meister Richard Baker Roshi ein leidenschaftlich engagierter Mann.

Hans-Peter Dürr hat seine Wut in etwas Positives verwandeln können und die Angst vor der eigenen Ohnmacht angesichts der Komplexität einer undurchschaubaren Welt mit dem Vertrauen auf ein großes Ganzes relativiert. In der Störung das Lebendige zu sehen, den eigentlichen kreativen Moment, das hat er schmerzhaft gelernt. Dazu gehört auch der Mut, Fehler zu machen und sich diese einzugestehen. Nur Computer machen keine Fehler. Doch auf falsche Fragen richtige Antworten zu geben, das kann nach seiner Meinung nur der Mensch.

In diesem Sinne kann uns Hans-Peter Dürr wenn auch keine einfachen, so doch Antworten geben. Seine Biografie verdeutlicht die Kunst, selbst aus schweren Zeiten ein kluges Leben zu gestalten. Ein Leben in großem Respekt vor dem anderen, jedoch mit Hingabe und Willen zur Veränderung. Egal, ob in großen oder kleinen Schritten, aber im Bewusstsein der Verantwortung, die jeder Einzelne trägt.

Und sei es nur im gegenseitigen Austausch, im Gespräch, in der Öffnung füreinander. Auf die Leute zuzugehen, mit ihnen in Dialog zu treten, ist nach seiner Erfahrung eines der schönsten Geschenke, die Menschen einander machen können. In gewisser Hinsicht soll das folgende Gespräch mit ihm ein Geschenk sein, ein Angebot zur Kommunikation.

Ursprünglich sollte es nur ein Buch mit und über Hans-Peter Dürr werden. Doch dann in der Begegnung mit seiner Frau Sue bei den monatlichen Volkstanzabenden bei ihnen zu Hause lernte ich eine Frau voller Temperament und Lebensfreude kennen. So kam mir die Idee, Sue einen gesonderten Teil zu widmen und beide Persönlichkeiten nacheinander sprechen zu lassen.

Bei berühmten Männern spricht man oft von der Frau, die hinter ihnen steht und sie stark macht. Im Falle von Sue Dürr möchte ich gern von einer Frau sprechen, die an der Seite ihres Mannes steht und gemeinsam mit ihm durchs Leben geht. Ihre Lebenslust, ihr Gestaltungswille und Engagement sind der einleuchtende Beweis.

Was die Welt im Innersten zusammenhält, ist keine Frage der Physik.

Anne Devillard, im Mai 2013

PROLOG

Dieses Bild wird mir immer in Erinnerung bleiben: als zum 80. Geburtstag von Hans-Peter Dürr der gesamte Festsaal, animiert von Sue Dürr, anfing zu tanzen. Alt und Jung vollzogen unter den Anweisungen von Sue und im Takt der Musik die Etappen ihres gemeinsamen Lebens. Es gab russische Volkstänze, die von den Aufenthalten Hans-Peters in Russland und seinen Begegnungen mit den dortigen Physikern zeugten, exotische Tänze für Hans-Peters und Sues Zeit in Amerika, armenische Tänze für ihre Reisen nach Indien, bayerische Tänze für die Zeit, als sich die Familie in Bayern niederließ – und bis heute blieb.

Mit ihrer Kraft und natürlichen Begeisterung forderte Sue die Gäste zum Tanz auf und berührte sie tief im Herzen.

Alles war an diesem Abend sehr bewegend. Hans-Peter, der in seinem schönen Anzug so feingliedrig wirkte und so viel Herz und Bescheidenheit ausstrahlte, als er mit Sue an seinem Arm in den Festsaal marschierte. Und die vier Kinder, Rosemarie, Mike, Carolyn und Pitt – wie sie zu Ehren ihres Vaters eine unvergessliche Vorführung veranstalteten, mit vielen Sketchen, Liedern, Filmen aus ihrer Kindheit und natürlich Musik. Auch drei Schwestern Hans-Peters waren anwesend, wie er selbst mit inzwischen ergrautem Haar und in festlicher Tracht. Sie waren sehr besorgt um ihren Peter, dass er sich nicht übernimmt. Eine der Schwestern, Christl, präsentierte ein selbstkomponiertes musikalisches Werk über die wichtigsten Ereignisse im Leben ihres Bruders, begleitet von Rosemarie und Carolyn auf der Gitarre. Alles war sehr originell, künstlerisch, humorvoll.

Auf der Rückfahrt von der Geburtstagsfeier nach München glänzten die Blätter der Bäume golden und bunt im Licht der Oktobersonne. Und ich dachte: „Der Herbst des Lebens ist auch eine wunderschöne Zeit!“

Danke euch, Hans-Peter und Sue, dass es euch gibt!

 

ERSTER TEIL


IM GESPRÄCH

MIT HANS-PETER DÜRR