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1. Auflage 2014
 
© 2014 by Redline Verlag, ein Imprint der Münchner Verlagsgruppe GmbH,
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Redaktion: Ulrike Kroneck, Melle-Buer
Umschlaggestaltung: Kristin Hoffmann, München, unter Verwendung von shutterstock.com
Satz: Carsten Klein, München
E-Book: Daniel Förster, Belgern
 
ISBN Print 978-3-86881-550-4
ISBN E-Book (PDF) 978-3-86414-484-4
ISBN E-Book (EPUB, Mobi) 978-3-86414-485-1
 
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Inhalt

Titel
Impressum
Inhalt
Hinweis
Einleitung

1. SITUATION – Heben Sie Ihre verborgenen Schätze
Sammeln Sie Offizielles und Offensichtliches
Graben Sie tiefer

2. TRANSFORMATION – Vergegenwärtigen Sie sich Ihre Vision
Zielen Sie auf Ihre Träume und Wünsche
Versetzen Sie sich in Ihren passenden Kunden

3. ORGANISATION – Entwickeln Sie Strukturen und Strategien

4. REKREATION – Entspannen Sie, um zu optimieren
Entspannung, passiv und aktiv
Systematisieren Sie Ihren Erfolg

5. YIPPIE! Feiern Sie Happy Ends und neue Starts
Wählen Sie freudig und mutig

Anhang
Danke
Über die Autorin
Anmerkungen






Die in diesem Buch vorgestellten Fallberichte sind so verändert worden, dass das Wiedererkennen der betroffenen Personen nicht möglich ist.

Einleitung

Natürlich sind Sie nicht schüchtern! Sie ahnen lediglich, dass die Möglichkeit, bei einer Präsentation mit offenem Reißverschluss dazustehen, statistisch gesehen etwa 100-mal wahrscheinlicher ist als ein Lotteriegewinn. Und dass die Nylonstrumpfhosenindustrie da­rauf baut, dass Sollbruchstellen zu öffentlich sichtbaren Laufmaschen führen, die Sie als undamenhaft entlarven. Sie sind sich sicher, dass Lederschuhe eine Stunde nach dem Putzen so aussehen, als hätte Sie Ihr Pferd in der Steppe im Stich gelassen. Und schon Ihre Mutter hat ja die Öffentlichkeit bewusst gemieden. Am liebsten würden Sie alles schriftlich machen. Nur leider hat Ihnen die Rechtschreibreform die Sicherheit im Ausdruck genommen. Ein unbeschwertes »ß« kommt Ihnen jedenfalls nicht mehr aufs Papier. Ja, Sie sind eben nicht so wie all diese geborenen Rampensäue, die sich brachial nach vorn schieben. Aber wenn Sie erst mal das Zertifikat Ihrer nächsten Fortbildung in der Tasche haben, werden Sie sich schon Gedanken darüber machen, wie Sie sich richtig gut vermarkten. Denn bei all dem Know-how und Können, das Sie angesammelt haben, halten Sie es nach Ihrem Drittstudium mit diesem viel zu früh verstorbenen Griechen: Ich weiß, dass ich nichts weiß.

Sie können von Glück reden, dass Sie wenigstens kein Multimillionenerbe sind. Sonst könnten Sie es sich nämlich leisten, wenn Sie gut haushalten, mit dieser Haltung zu überleben und viermal die Woche mit einem Psychoanalytiker darüber zu reden. Wir Bürgersprösslinge, Arbeiterkinder und verarmten Adeligen hingegen dürfen uns mit der Realität auseinandersetzen – und dazu gehört der Markt, auch der Stellenmarkt. Denn die Scheinsicherheiten von früher, eine unkündbar feste Arbeitsstelle mit automatischem Aufstieg oder ein lieber Mensch, der Sie bis ins hohe Alter versorgt, weil Sie ihm heute den Haushalt managen, sind rar geworden. Das Leben fordert selbst vom kleinsten Kressekeim auf dem wohlig befeuchteten Wattepad: Wachstum!

Sie fühlen sich als wirklich Hochsensibler, offen Introvertierter und definitiv Schüchterner jetzt missverstanden? Die Diagnose Ihrer Persönlichkeitseigenschaft macht tatsächlich Sinn, doch es macht keinen, sich hier allzu lange damit aufzuhalten. Deshalb die Definitionen in aller Kürze:

»Introvertiert«

steht an einem Ende eines Kontinuums, an dessen anderem Ende »extravertiert« steht. Der Begriff geht auf den Psychologen C. G. Jung zurück und bedeutet nach heutiger Definition, dass Sie Ihre »Batterien« aufladen, indem Sie sich vor Menschen zurückziehen. Es heißt, dass Sie denken, bevor Sie sprechen, und auch, dass Ihnen lautes Eigenlob fremd ist.

»Hochsensibel«

sind 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung. Das bedeutet, dass Ihre Nerven leichter erregbar sind. Sie haben eine angeborene feine Wahrnehmung, sind deshalb leichter erschöpft, könnten z. B. große Menschenansammlungen problematisch finden und auch Schwierigkeiten haben abzuschalten und einen erquickenden Schlaf zu finden. 70 Prozent aller Hochsensiblen sind eher introvertiert.

»Schüchternheit«

bedeutet, dass Sie zwar – im Gegensatz zu manchen Introvertierten – soziale Kontakte anstreben, doch von Ängsten blockiert werden. Oft beruhen diese auf Erfahrungen aus der Vergangenheit. Schüchternheit ist also nicht unbedingt »angeboren«. Selbst Extravertierten, die sonst keine Redehemmung kennen, kann es gegenüber bestimmten Personen, oft solchen, die sie als »ranghöher« wahrnehmen, die Sprache verschlagen.

Ihre individuelle Selbstdiagnose – Literatur dazu finden Sie im Anhang – kann tatsächlich zu einem befreienden Aha-Erlebnis führen. Sich mit dieser Erkenntnis in eine Selbsthilfegruppe oder – schlimmer noch – trotzig isoliert aufs Sofa zurückziehen und Ihre Identität völlig um diese Persönlichkeitseigenschaft herum entwickeln, ist jedoch nicht sinnvoll. Rückzug führt unweigerlich dazu, dass Herr Rampensau oder Frau Rampensau-Logorrhoe genau die Position besetzt, für die eigentlich nur Sie qualifiziert sind und die Sie wirklich wollen. Doch: Können Sie Vorgesetzten, Personalentscheidern oder möglichen Kunden das verübeln? Herr und Frau R. wirken so viel enthusiastischer, beantworten Fragen nach ihren Stärken und Qualifikationen versichernd positiv, zieren sich nicht lange und brauchen keine Extraeinladung, um Erfolge, Toppositionen und Boni lächelnd bis grinsend entgegenzunehmen.

Nicht nur, dass zurückhaltendere Menschen seltener Neugeschäfte akquirieren oder den Weg zum Vorgesetzten antreten, um das Thema Gehaltserhöhung geschickt und selbstbewusst auf den Tisch zu bringen: Ihr Spiel um Bescheidenheit ist für alle anstrengend. Ihre tief verborgenen Werte und ihre Seriosität, ihr Wegducken und Sich-unsichtbar-Machen müssen auf einen Action-orientierten ­extravertierten Entscheider so anachronistisch wirken wie ein Schwarz-Weiß-Film mit Woody Allen in der Hauptrolle.

Lässt sich das ändern? Ja, zunächst dürfen Sie sich entspannen, bewusst bis unter den Bauchnabel atmen, Ihre Persönlichkeitseigenschaften akzeptieren und die Stärken darin erkennen.

Auf Sie trifft keine der erwähnten Eigenschaften so wirklich zu, Sie haben aber dennoch Hemmungen, sich zu vermarkten? Könnte es sein, dass Sie am »Hochstapler-Syndrom«1 (»Impostor Syndrome«) leiden? Das heißt nicht, dass Sie ein Hochstapler sind, sondern dass Sie sich trotz Ihrer Leistungen, Stärken und Talente wie ein solcher fühlen, weil Sie eigene Erfolge selber nicht anerkennen können, sondern lediglich dem Glück, Ihrer charmanten Art oder Ihrem hübsch angepassten Äußeren zuschreiben. Und so warten Sie nur darauf, »enttarnt« zu werden. Diese ständige Spannung kann zu selbstschädigendem Verhalten führen, aber auch betriebswirtschaftlich schaden. Nämlich dann, wenn sich der Gedanke, nicht zu genügen, als selbsterfüllende Prophezeiung in einer unklugen, aber spannungslösenden Handlung manifestiert. Z. B. als grobe Fehlinvestition2 oder in einer allzu dummen Affäre. Wenn Sie den Eindruck haben, besonders schwer am »Hochstapler-Syndrom« zu leiden, gönnen Sie sich bitte zusätzlich individuelle professionelle Unterstützung. In leichteren Fällen kann schon die Anerkennung dieses Syndroms und die Information in diesem Buch helfen.

Sie betrifft nun weder dieses »Syndrom« noch eine der drei oben erwähnten Persönlichkeitseigenschaften? Ihnen fällt lediglich das Selbstmarketing nicht so leicht, wie Sie es gerne hätten? Dann testen Sie jetzt, ob der Begriff »Selbstmarketing-Blockade« auf Sie zutrifft.

(1) Der Selbstmarketing-Blockaden-Test

Lesen Sie sich die folgenden Aussagen durch. Entsprechen diese Gedanken und Gefühle den Ihren? Antworten Sie jeweils mit Ja oder Nein:

Wie oft haben Sie mit Ja geantwortet?

0–2-mal Ja: Sind Sie bitte so gut und verschenken dieses Buch an jemanden, den Sie mögen und der es besser gebrauchen kann als Sie? Falls es sich hierbei um ein E-Book handelt, verschenken Sie Ihren Kleincomputer gleich mit. Sie selber haben auf jeden Fall keine Selbstmarketing-Blockade!

3–5-mal Ja: Ihre Selbstmarketing-Blockade ist so hoch wie beim Bevölkerungsdurchschnitt. Noch vor 20 Jahren wäre das überhaupt kein Problem gewesen. Sie können jedoch überdurchschnittlich davon profitieren, wenn Sie dieses Buch lesen und die Übungen durchführen.

6–9-mal Ja: Für Sie speziell wurde dieses Buch geschrieben! Es ist alles in Ordnung mit Ihnen3, lediglich Selbstmarketing, so wie es inzwischen in der Berufswelt gefordert wird, ist nicht Ihr Ding. Muss es ja auch noch nicht sein. Mithilfe der Übungen bekommen Sie Einsichten und Inspirationen, wie Sie unnötige Blockaden auflösen und Ihre Lebensqualität verbessern können.

Selbstmarketing-Blockade ist der gemeinsame Nenner vieler Introvertierter, Hochsensibler, der meisten Schüchternen und fast aller Menschen mit Hochstapler-Syndrom. Deshalb ist es das Thema dieses Buches. Diese Blockade können Sie mit Sicherheit überwinden – durch die Anwendung neuer Erkenntnisse, mit differenziertem Denken, ein wenig Mut, viel Übung und einer Investition: Kaufen Sie sich ein Tagebuch, am besten (oder zusätzlich) ein Kollegheft und einen Ringhefter, um es parallel zu diesem Buch zu nutzen. Wenn Sie inzwischen lieber digital unterwegs sind: Legen Sie sich bitte einen Ordner für die Computerdateien an, die Sie parallel zu diesem Buch erstellen und bearbeiten werden.

Die Übungen in diesem Buch können Sie sich auch auf der Webseite www.SelbstmarketingFuerSchuechterne.de/BonusZumBuch herunterladen und ggf. ausdrucken oder auf Ihrem Computer bearbeiten.

Die Herausforderung, sich selbst zu vermarkten

Sie stehen mit Ihrer Scheu vor Selbstvermarktung nicht allein da. Negative Gedanken darüber, sich selbst zu verkaufen, haben mit Ihnen Millionen Männer und Frauen, selbst Extravertierte: Sie füllen damit ein Vakuum, das optimistischer betrachtet »Freiheit« heißt. Denn in der Zeit, bevor Ihre Großeltern zu Elvis Presley rockten, war das Leben innerlich und äußerlich fremdbestimmter. Es war absehbar, was aus Ihnen werden wird, wenn Sie als fünfte Tochter des Köhlers oder erster Sohn des Kellermeisters geboren wurden. Wie hart Sie arbeiten müssen, ob Ihr Partner katholisch oder evangelisch sein wird und was Sie am Sonntagvormittag machen werden. Die meisten waren dort zufrieden, wo sie hingestellt wurden, denn all das war von der Familie, dem Pfarrer oder einer anderen Autorität, die sie sich nicht ausgesucht hatten, genau so gewollt. Das konnte langweilig sein und sogar ungerecht, es war aber auch bequem. Nun haben wir seit ein paar Jahrzehnten Demokratie und könnten – bei ausreichendem Einsatz – weitgehend sein und tun, was wir wollen. Aber was fangen wir mit dieser Freiheit an? Die meisten von uns nutzen sie, um sich selbst mit Perfektionsstreben, Vergleichen und Unsicherheiten an einen Platz zu nageln, an den sie schon lange nicht mehr gehören. Und wie stellen wir es an, uns derart zu knechten? Indem wir uns Geschichten erzählen.

Die Rede ist hier nicht von Märchen, die einen Prinzen versprechen, sondern es geht um die Storys, die wir uns ständig über uns selbst erzählen und für die Wahrheit halten. Manche nennen diese Geschichten auch »negative Glaubenssätze«. Diese Glaubenssätze, verpackt in Geschichten, haben tatsächlich die Kraft, uns das Leben unnötig schwer zu machen. Jeden anderen, der Sie so behandeln würde wie Sie sich selbst, könnten Sie wegen Verletzung des Persönlichkeitsrechts, Nötigung und sogar Körperverletzung anzeigen. Nun, letztlich können Sie froh sein, dass Sie diese Giftgrube in Ihrem Kopf noch selbst verantworten und nicht an eine neue totalitäre Glaubensgemeinschaft delegiert haben, die vorgibt, Sie von Ihrer angeblichen Schwäche zu befreien. Als amtierender Vorstandsvorsitzender Ihrer eigenen Giftmülldeponie können Sie hingegen erst einmal wieder entspannen: Ihr Makel ist menschlich.

Die Entwicklungspsychologie hat dafür sogar eine Erklärung: Jeder Mensch fühlt sich als Kleinkind – selbst bei der liebsten Kindergartentante – spätestens im Alter von drei Jahren plötzlich ungeliebt. Er erschrickt darüber und nutzt den Rest des Lebens, um nach Beweisen und Gründen für diese Ablehnung zu suchen. Er ist sich sicher, dass etwas Entscheidendes mit ihm nicht stimmt. Und er ist erst als Erwachsener erleichtert, wenn er ein paar Jahrzehnte später ins Grab sinkt – ohne dass jemand das dunkle Geheimnis dieser »Minderwertigkeit« je gelüftet hat.

Was hat das mit Selbstmarketing zu tun? Vertriebsexperten – und viele davon sind Psychologen – sind sich einig, dass die besten Verkäufer von dem Produkt, das sie verkaufen, auch selber überzeugt sind. Was, wenn ein solcher Profi nun plötzlich hinter etwas stehen muss, das er nur vage kennt und heimlich verachtet? Wenn er immer befürchten muss, dass der Kunde die schwerwiegenden Mängel bemerkt, bevor er selber auf und davon ist: Würde diesem Verkäufer sein Job Spaß machen? Würde er einen angemessenen Preis verlangen? Würde der Kunde kaufen? Nein, nein und – mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit – noch mal nein.

Bevor wir uns also mit Selbstmarketing beschäftigen, möchte ich Sie bitten, ein besonders nützliches und hervorragendes Mitglied unserer Gesellschaft kennenzulernen: sich selbst. Keiner verlangt von Ihnen, sich zu ändern. Sie sind vermutlich besonders empathisch, höflich und möchten sich anderen Menschen nicht offensiv aufdrängen. Bleiben Sie also bitte, wie Sie sind. Kümmern Sie sich gut um sich und schauen Sie sich die Geschichten genauer an, die Sie sich immer und immer wieder über sich selber erzählen. Mit diesem Buch möchte ich erreichen, dass Sie sich Ihres Genies bewusst werden und es anderen bewusst machen, ohne sich zu genieren. Die Entscheidung liegt bei Ihnen: Sind Sie bereit, zu sich zu stehen?

Selbsterkenntnis durch Marketing

»Die, die nicht die Macht über die Geschichte haben, die ihr Leben dominiert, die Macht, sie anders zu erzählen, anders zu denken, sie zu dekonstruieren, darüber Witze zu machen und sie zu ändern, wie die Zeiten sich ändern, sind wahrhaftig machtlos, denn sie können keine neuen Gedanken denken.«

Salman Rushdie

Das übliche Selbstmarketing ist peinlich – unabhängig von Schüchternheit, Introvertiertheit und Hochsensibilität. Da hilft auch nicht, es »Personal Branding« zu nennen oder »Kommunikationsstrategie«. Die schmerzhafte Leere, die Sie fühlen, wenn Sie aufgefordert werden, über sich und Ihre Leistungen zu sprechen, hat sogar entwicklungsphysiologische Gründe: Der Teil unseres Gehirns, in dem unsere Motivation beheimatet ist, nämlich warum und sogar wie wir etwas tun, ist nicht mit unserem Sprachsystem verknüpft. Das stammesgeschichtlich ältere limbische System, unser Gefühlszentrum, liegt Welten entfernt vom Neokortex, dem Ort des sprachlichen Denkens. Ihnen würde es vermutlich leichter fallen, sich tanzend oder malend vorzustellen, als die passenden Worte zu finden. Also, zurück in den Waldorfkindergarten? So spät wollen wir hier gar nicht ansetzen. Die Schritte, um erfolgreich zu sich zu stehen, sind Babyschritte. Insgesamt fünf, erprobt und nachvollziehbar.

Ob Sie diese Schritte in fünf Wochen gehen oder in fünf Monaten: Das Tempo bestimmen Sie. Die Aufgaben auf diesem Weg werden nicht immer leicht sein, doch eins sind sie niemals: peinlich. Denn Sie werden sich nicht länger »verkaufen« müssen, Sie brauchen auch nicht verkrampft nach Worten zu suchen. Sie werden zuerst Ihre Einzigartigkeit entdecken. Wie jetzt? »Ihre Einzigartigkeit« klingt für Sie abgedroschen? Wie alter Joghurt mit linksdrehender Milchsäure und aktiven Pilzkulturen? Da beweisen Ihnen die Individualität Ihres Fingerabdruckes und die unvergleichlichen Ergebnisse Ihres Gentests noch lange nichts? Sie haben sowieso einen eineiigen Zwilling, der wesentlich origineller ist als Sie selber?

Ich kann Ihre Vorbehalte verstehen. Bis vor ein paar Jahren hielt ich das Reden von »Einzigartigkeit« auch eher für eine PR-Masche von Friseuren und Motivationstrainern. Heute spreche ich davon ohne jede Spur von Ironie, empfinde »Einzigartigkeit« nicht mehr als artige Behauptung, sondern denke dabei an etwas Überraschendes, jedem Menschen innewohnendes Positives. Heute begeistere ich mich dafür und werde alles tun, um auch Sie auf Ihre Einzigartigkeit, Ihre individuellen Stärken, aufmerksam zu machen. Es ist gerade für schüchterne, hochsensible und eher introvertierte Personen überlebenswichtig, sich derart ernst zu nehmen. Zum einen wirtschaftlich: Sogar innerhalb von alteingesessenen Unternehmen kommt es – infolge von Umstrukturierungen – immer öfter vor, dass Angestellte sich um die eigene Stelle bewerben müssen. Wer freiberuflich arbeitet, verbringt heute einen großen Teil der Arbeitszeit mit Marketing und Akquise. Das Internet, zunächst eine Bastion der Menschen, die lieber am Computer als auf Partys saßen, verstärkt inzwischen mit YouTube und anderen audiovisuellen »sozialen Medien« die Aufmerksamkeitsschere zwischen den Lauten und den Leisen. Das geht zu Ungunsten der Stilleren, die also umso feinere Strategien entwickeln müssen, um nicht völlig überhört und übersehen zu werden. Zum anderen habe ich – als Kommunikationsberaterin und Coach mit dem beruflichen Hintergrund Werbung, Spielfilm-Regie und Körperpsychotherapie – an meinen Klientinnen und Klienten beobachtet, wie positiv die Nebenwirkung der Entdeckung der ureigenen Kraft sein kann: Nicht nur die Karriere und das Geldverdienen fallen leichter. Auch die Liebe. Denn wer, glauben Sie, ist ein attraktiverer Partner, eine attraktivere Partnerin? Jemand, der weiß, warum er auf der Welt ist und sich wohl in seiner Haut fühlt? Oder jemand, der ständig Bestätigung braucht und meint, dass die Welt ihm etwas schuldet, und deshalb aktiv unzufrieden und passiv aggressiv ist?

Wenn Sie also an irgendwas in dieser Welt glauben wollen, lege ich Ihnen nahe, zumindest versuchsweise mit Ihrer eigenen Einzigartigkeit anzufangen. Die Hebelwirkung ist beträchtlich. Haben Sie sie erst gefunden und formuliert, können Sie immer noch frei entscheiden, ob Sie Ihre Originalität voll ausdrücken oder Ihr wertvoll süßes Geheimnis als Motor verwenden, der Sie nach vorn bringt. Denn Ihre wirkliche Einzigartigkeit kann Privatsache bleiben. Sie brauchen nur gelegentlich einen Teil davon öffentlich machen: den Teil Ihrer Einzigartigkeit, den Sie spätestens durch die vor Ihnen liegenden Fragen und Übungen entdecken werden. Es ist der Teil, für den andere Menschen und Organisationen bereit sind, Geld zu zahlen: Honorar, Gehalt, Spesen – und vielleicht sogar Boni.

Karl Marx – aufgrund der real existierenden Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zugegebenermaßen schlecht beleumundet – hatte vor über einem Jahrhundert einen überaus klugen Gedanken. Er prägte den Begriff »Mehrwert«, um Arbeitern bewusst zu machen, dass in der freien Wirtschaft der Arbeitgeber – zumindest in der Regel – mehr von ihren Leistungen profitiert, als er ihnen als Lohn zahlt. Genau hier setzen wir mit dem verwertbaren Teil Ihrer Einzigartigkeit an: Je bewusster Sie sich darüber sind, was genau zu Ihrem Mehrwert für andere führt, desto gezielter können Sie Ihre Leistungen denjenigen Arbeitgebern, Personalentscheidern, Vorgesetzten oder Kunden anbieten, denen Sie genau damit helfen können. Denn so sagte schon der Dichter W. H. Auden: »Wir sind hier auf der Erde, um anderen Gutes zu tun. Wozu die anderen hier sind, weiß ich nicht.«

Wenn Ihre einzigartige Leistung und Ihr radikaler Wert auf den genau passenden Bedarf und die adäquate Zahlbereitschaft treffen, wird sicher nicht der Kapitalismus, aber der Sie hemmende Teil Ihrer Schüchternheit, Introvertiertheit, Hochsensibilität und Ihres »Hochstapler-Syndroms« überwunden. Selbstmarketing kann zu einem entspannten Austausch werden, der Ihnen – wer weiß? – sogar richtig Freude machen kann.

Und jetzt zu mir

Heute kann ich öffentlich zu meiner, teilweise überwundenen, Schüchternheit und zu meiner Introvertiertheit und Hochsensibilität stehen. Von außen waren mir diese Eigenschaften kaum anzumerken. Ich war zwar von der 9. bis zur 13. Klasse Klassensprecherin und Stufensprecherin, doch es fiel mir schwer, für mich selber zu sprechen. Meinen Traumberuf Komödienregisseurin traute ich mir nicht zu, arbeitete zunächst in der Werbung. Ich hatte sogar bald einen Assistenten. Mein Führungskonzept: nett sein. Erst nach fünf Jahren in der Werbung wagte ich, mich bei der Münchner Filmhochschule zu bewerben. Ich wurde sofort angenommen und drehte meine ersten Kurzfilme.

Für eine gute Komödie brauchte ich vor allem ein gutes Buch. Das Drehbuchschreiben musste ich noch lernen. Mit einer Drehbuchförderung und freien Werbejobs konnte ich ein Masterstudium an der University of Southern California finanzieren. Und saß weiterhin hinter dem Computer, auch wenn die kalifornische Sonne schien. Mit dem Abschluss hatte ich auch mein erstes langes Komödiendrehbuch fertig. Produzenten waren zwar begeistert, doch keiner wollte mich Regie führen lassen. Ich wusste nicht, wie ich kämpfen sollte, ließ das Projekt fallen und beschloss einen vollständigen Berufswechsel: Psychologie. Ich schrieb mich an einem College in L.A. für »Counseling Psychology« ein und begann parallel dazu eine Ausbildung in Körperpsychotherapie bei Jack Lee Rosenberg. Da bekam mein Drehbuch, inklusive meiner Regie, doch noch grünes Licht – aus Deutschland. Ich bereitete das Projekt also neben meiner neuen Ausbildung vor, stellte ein exzellentes Team mit Stars wie Gisela Schneeberger, Max Tidof und Hanns Zischler zusammen und drehte in den Semesterferien. Der Film Callboy wurde ein Erfolg. Es folgten weitere Komödienregieaufträge. In einer extrem Geld- und Zeit-getriebenen Domäne war ich als Regisseurin zwar für alles verantwortlich, dennoch wurden wichtige Entscheidungen von Redaktion und Produktion getroffen. Ich war umgeben von teilweise wenig sensiblen, meist eher extravertierten Persönlichkeiten, die auch Regie führen wollten. Die Feuerprobe für jede Führungskraft. Ich bestand sie. Schauspielführung: sehr gut, Budget einhalten: klasse, Teamführung: in 95 Prozent der Fälle tadellos. Selbstmarketing: mangelhaft.

Ich glaubte, Leistung, Qualität und Quote würden automatisch bemerkt. Statt zu netzwerken, zog ich mich nach den stressigen Dreharbeiten zurück. Meine Selbstdarstellung war eher defensiv. Das ist in einer Branche, in der die Jobs vor allem über Freundschaften vergeben werden, nicht die richtige Strategie. Die Aufträge – der Fernsehmarkt veränderte sich in Richtung Dschungelshows – wurden dünner und dümmer. Das Ende meines Traumberufes. Sobald ich die Enttäuschung verarbeitet hatte, sichtete ich meine Papiere, vom Masterdiplom über das Körperpsychotherapie-Zertifikat bis hin zum Jugendschwimmschein. Dabei wurde mir mein neues Berufsbild klar: die Verbindung von kreativem Schreiben mit Inszenierung und Psychologie. Ich gab Seminare für Werbeagenturen und Unternehmen und lernte, mich erfolgreich selber zu vermarkten. Nun wollte ich mit meinem Wissen und meinen Erfahrungen FreiberuflerInnen und Führungskräfte in Einzelarbeit im Selbstmarketing unterstützen. Doch dann kam die nächste Überraschung: Mein amerikanisches Psychologiestudium wurde in Deutschland nicht anerkannt. Um meine Tätigkeit zu legalisieren, legte ich die Heilpraktikerprüfung vor dem Gesundheitsamt ab. Diese Qualifikation wiederum eröffnete mir die Möglichkeit, auch Techniken aus Neurowissenschaft und Osteopathie in meine Methode zu integrieren. Ich entwickelte STORYdynamics® und legte los. Inzwischen freue ich mich über die Erfolge von weit über 100 Klientinnen und Klienten. Ehemalige Stotterer und (noch immer) Sensible gelangten in Führungspositionen, zurückgezogene Gestalter profilierten sich für Aufträge, von denen sie vorher nicht zu träumen gewagt hätten, und eher schüchterne Unternehmerinnen entwickelten sich unter anderem zu souveränen Talkshowgästen. Was allen gemeinsam ist: Sie wurden selbstbewusster und überwanden ihre Selbstmarketing-Blockaden.

In diesem Buch zeige ich Ihnen, wie Sie die Schritte dazu selber nachvollziehen können. Sie erhalten Informationen, die zu Aha-Erlebnissen führen. Sie lernen in Übungen und Experimenten Ihre Einzigartigkeit kennen. Und Sie entwickeln Strategien, um deutlicher zu sich zu stehen und leichter zu kommunizieren. Die eigenen Selbstmarketing-Blockaden aufzulösen, ist befreiend und in jedem Sinne bereichernd. Fangen Sie einfach an!

Wie Sie dieses Buch am effektivsten einsetzen

Die Reihenfolge der Kapitel ergibt eine aufeinander aufbauende Struktur. Die Übungen in derselben Reihenfolge zu machen, ist also sinnvoll. Mit einer erholsamen Ausnahme: Schon ab Kapitel 1 »Situation«, erst recht ab Kapitel 2 »Transformation« oder Kapitel 3»Organisation«, dürfen Sie zwischendurch in das Kapitel 4 »Rekreation« vorblättern. Dort finden Sie Anregungen sowohl fürs gezielte Nichtstun als auch für sinnvolle Körperübungen. Seien Sie also bei Bedarf so gut zu sich und kommen Sie anschließend wieder in das Kapitel zurück, in dem Sie aufgehört hatten, und machen Sie weiter.

Die meisten der Übungen in diesem Buch können Sie auch allein durchführen. Doch einige funktionieren mit einem lebendigen Gegenüber einfach besser. Meine Empfehlung: Suchen Sie sich in Ihrem Freundes- oder Bekanntenkreis eine zuverlässige und vertrauenswürdige Person, die für ein paar Wochen die Mentorfunktion für Sie übernimmt, an Ihrer Entwicklung teilnimmt, und einige der Übungen mit Ihnen durchführt. Selbstverständlich können Sie sich auch gegenseitig unterstützen, indem Sie beide gleichzeitig dieses Buch durcharbeiten. Ihnen fällt eine solche Person ein? Fragen Sie sie! Mentor oder Mentorin zu sein, ist eine Ehre. Ihnen fällt wirklich niemand ein? Denken Sie noch einmal nach. Eine Nachbarin, jemand aus einem Verein oder aus Ihrer Vergangenheit, mit dem Sie ohnehin gerne wieder Kontakt hätten? Sie profitieren natürlich auch von diesem Buch, wenn Sie allein so viele Übungen machen, wie es Ihnen möglich ist. Es ist jedoch wertvoll, einen Weggefährten zu haben, der Sie unterstützt und Ihnen dabei hilft, kleinere und größere Blockaden sowie Ihren »blinden Fleck« zu erkennen und zu überwinden. Ob nun (noch) allein oder nicht: Nehmen Sie Ihre Einzigartigkeit unter Vertrag und fangen Sie an!

Ihr Vertrag mit sich selbst

Ich bin die Heldin, der Held in meiner neuen Geschichte.

Ich, ...................................................................................., verspreche mir, mich in den nächsten Wochen besonders aufmerksam um mich zu kümmern.

Ich nehme mir jeden Tag ............. Minuten Zeit nur für mich und befasse mich mit den folgenden Kapiteln und Übungen.

Zur Belohnung für jedes abgeschlossene Kapitel gibt es:

.....................................................................................................................................................

Meine Mentorin/mein Mentor, meine Freundin/mein Freund für diese Zeit heißt:

.....................................................................................................................................................

Sie/Er hat zugesagt, diese Rolle zu übernehmen.

Das bedeutet: Sie oder er ist telefonisch erreichbar und bereit, sich ..........-mal pro Woche/pro Monat mit mir zu treffen.

 

Datum/Unterschrift